Aufruf zur Kundgebung der Sächsischen Kirchenregierung zum 10. und 12. November 1933 (Öffentliches Plakat)

Die sächsische Kirchenregierung. Der Landesbischof Coch. Der Präsident des Landeskirchenamts Dr. Schneider:

Aufruf zur Kundgebung der Sächsischen Kirchenregierung zum 10. und 12. November 1933 (Öffentliches Plakat)

Der 10. November sollte ein Tag des machtvollen Bekennens des deutschen evangel.-lutherischen Kirchenvolkes zu seinem Reformator Mar tin Luther sein. Die außenpolitische Lage unseres Volkes hat in diesem Jahre neben den geschichtlichen Tag, den 10. Novem-ber, den Tag der Zu-kunft, den 12. No-vember, gestellt. Am 12. November soll unser deutsches Volk ein klares und un-missverständliches Ja zum Führer des Rei-ches und zur Außen-politik seiner Reichsregierung abgeben.

Die evangelisch-lutherische Kirche Sachsens mit ihren 4,5 Millionen Lu-theranern sagt heute schon ihr klares und unmissverständ liches „Ja“.

Erfüllt von einer tiefen und für sie selbstverständlichen Verbundenheit mit Volkstum und Staat verzichtet sie daher auf die besondere

Feier des 450. Geburtstages ihres Martin Luther am 10. November und erwartet, daß alle Männer und Frauen unserer Kirche diesen Schritt verstehen und sich mit allen Kräften dafür einsetzen, daß am 12. November unser deutsches Volk in einer außenpolitischen Schicksalsstunde ein überwältigendes Ja des Vertrauens zu Adolf Hitlers Staatsführung sagt.

Die Kirchenregierung erwartet daher, dass alle Kirchengemeinden des Landes sich bis zum 12. November ganz und gar in den Dienst der Sache des deutschen Volkes stellen, die ebenso sehr eine Sache unserer Kirche ist. Der Sinn der Feier des Geburtstages des Reformators sollte nicht die Festlichkeit sein, sondern den Geist Luthers in unserem Volk immer lebendiger werden lassen.

Lutherischer Geist will in Freiheit wachsen. Er kann nie in der Knechtschaft gedeihen.

Die Kirchenregierung wünscht deshalb, daß in den Gottesdiensten und in den Schulfeiern am

Reformationsfest, dem 31. Oktober 1933,

nicht nur unseres Reformators Martin Luther gedacht wird, sondern daß die Gottesdienste gleichzeitig Feststunden werden, in denen die Zusammengehörigkeit von Volkstum, Staat und Kirche in entscheidenden Tagen der deutschen Schicksalswende allen Gläubigen fühlbar wird.

Sollte die Durchführung des Luthertages von Reichs wegen noch ermöglicht werden, so geloben wir, dafür zu sorgen, daß alle kirchlichen Kundgebungen im Sinne und im Geiste Martin Luthers ein gewaltiges Bekenntnis dazu werden, dass die Kirche des Protestantismus mit ihrem deutschen Volk in einer geeinten, großen, nationalsozialistischen Front steht.

Mit Gott für Deutschland!

Die Sächsische Kircheregierung.
Der Landesbischof: gez. Coch
Der Präsident des Landeskirchenamtes: gez. Dr. Schneider.
Dresden, 20. Oktober 1933