Buchprojekt Trotzkismus nimmt Gestalt an

Michael Opperskalski/Andrea Schön:
Buchprojekt Trotzkismus nimmt Gestalt an

Ein Buch zum Trotzkismus zu schreiben, ohne das hundertfach Geschriebene nicht noch einmal zu wiederholen, das Rad neu zu erfinden, erscheint fast unmöglich.

Doch genau dies bezweckt das Projekt, ansonsten würde der Verweis auf die einschlägige Literatur ausreichen.

Wir wollen allerdings “mehr”: Wir wollen den Trotzkismus auf den verschiedensten Ebenen ideologisch, historisch, politisch entlarven, um ein umfassendes Verständnis zu entwickeln, warum diese Strömung unmarxistisch, unleninistisch und daher, wenn nicht selbst, so doch leicht anschlussfähig an konterrevolutionäre Strömungen ist.

Im ersten Teil wollen wir anhand möglichst vieler Originaltexte von Lenin und Trotzki die wichtigsten ideologischen Auseinandersetzungen zwischen 1903-1922 nachzeichnen. Dabei sollen aber nicht zu sehr die beiden Personen im Mittelpunkt stehen, denn es gilt den Trotzkismus vom Leninismus abzugrenzen in Abhebung von den Personen. Es soll deutlich werden, warum auch andere Strömungen, die sich nicht auf Trotzki berufen, trotzkistisch sein können, und solche, die sich auf Lenin berufen, nicht leninistisch sein müssen.

Schließlich wird die Person Trotzki nochmals besonders beleuchtet – wiederum ausschließlich anhand seiner eigenen Schriften, um ihn weniger aufgrund seiner Taten (hierfür ist das Material tatsächlich schon sehr umfangreich) als anhand seiner Persönlichkeit und Denkstruktur zu entlarven.

Der zweite Teil des Buches wird sich mit der objektiv konterrevolutionären Rolle trotzkistischer Parteien und Organisationsstrukturen in Vergangenheit und Gegenwart beschäftigen, ohne allerdings den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen. Die Darstellung dieser Rolle anhand von konkreten historischen wie aktuellen Beispielen soll dem Verständnis für die Mutation dieser antimarxistischen, antileninistischen, kleinbürgerlichen Strömung hin zu einer objektiv reaktionären, konterrevolutionären Tendenz erklären helfen, deren Charakter allzu oft jedoch verkannt wird, da sie sich eines scheinbar linken, verbal-radikalem Vokabular bedient.

Die Bedeutung dieses Buches ergibt sich unter anderem auch durch die aktuelle Rolle trotzkistischer Kräfte (nicht nur) in der BRD. Sie sind u.a. tragende Teile der so genannten „Europäischen Antikapitalistischen Linken“ (EAL) oder spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle innerhalb der „Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG)“, sie mischen aktiv mit in den so genannten „neuen sozialen Bewegungen“ (Stichworte: attac, Sozialforen). Kurzum: sie werden in der Regel als Linke anerkannt, mit denen es sich – um der Einheit der Linken willen – zusammenarbeiten lässt. Damit ist es auch Ziel dieses Buches, den wahren Charakter der Trotzkisten zu entlarven, was eine Zerschlagung ihres „linken“ Image bedeutet…

Andrea Schön (Essen), Michael Opperskalski (Köln)