Kategorie-Archiv: Autoren U-Z

Unmaßgebliche Bemerkungen zu Tibor Zenkers Vorstellungen von der Partei

André Vogt:
Unmaßgebliche Bemerkungen zu Tibor Zenkers Vorstellungen von der Partei

In offen-siv 6/07 gibt uns Genosse Tibor Zenker seine Auffassung darüber bekannt, „wie sie auszusehen (hat), die kommunistische Partei im 21. Jahrhundert“. Er stellt dazu acht Thesen auf und sucht diese jeweils zu begründen. Ich habe zu einigen wenigen Passagen folgende unmaßgebliche Bemerkungen:

Zu 1.: „Die linke Alternative zur Sozialdemokratie – bleiben wir also beim Namen kommunistische Partei, den auch Marx und Engels für richtig hielten – muß also die Eigentumsfrage stellen, ..“.

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Memorandum zum Griechischen Bürgerkrieg

ZK der Kommunistischen Partei Griechenlands:
Memorandum zum Griechischen Bürgerkrieg (1946-1949)

Zu Ehren des 60. Jahrestages der Gründung der Demokratischen Armee Griechenlands (DAG)

Einleitung

Am 2. Juli 2006 versammelten sich tausende Mitglieder und Unterstützer der KKE und KNE im Dorf Likorakhi in der Nähe des Berges Grammos zur Eröffnungszeremonie eines Denkmals, welches an den 60. Jahrestag der Gründung der Demokratischen Armee von Griechenland (DAG) erinnert und das zu Ehren der Tausenden von Kämpfern, die ihr Leben in den drei Jahren des Bürgerkrieges (1946-1949), im Kampf gegen die innere Reaktion und die anglo-amerikanischen Imperialisten opferten, errichtet worden war.

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Information über eine internationale Konferenz in Beirut

Andrea und André Vogt:
Information über eine internationale Konferenz in Beirut

Vom 12.-14. Juli 2007 fand in Beirut das „Erste Arabische Internationale Beiruter Sozialforum“ statt. Dazu waren Vertreter verschiedenster antiimperialistischer Kräfte (gemäß dem Aufruf „The Beirut Resistance Call“ Wissenschaftler, Aktivisten, Widerstandsbewegungen, Graswurzel-organisationen, globalisierungskritische und anti-imperialistische Bewegungen, Friedensaktivisten, humanitäre Arbeiter, Repräsentanten internationaler Solidaritätsbewegungen und prominente Persönlichkeiten, die international bekannt sind als Symbole für Frieden, internationales Verständnis, Solidarität und Widerstand) eingeladen. Ziel war es, eine Bewegung gegen die Globalisierung zu errichten, indem die Grundlage für eine „Universität des populären Widerstands“ gegen die globale Aggression und Okkupation gelegt wird.

Zur Konferenz waren Delegationen aus Europa, Asien und Afrika angereist. In mindestens zwei Fällen wurde Teilnehmern die Einreise nach Libanon verweigert. Auch „offen-siv“ war offiziell eingeladen worden. Unsere Abordnung bestand aus zwei Mitgliedern des Herausgebervereins und einem Vertreter der Fernstudenten.

Am Abend des 1. Konferenztages fand im Festsaal des UNESCO – Gebäudes die Eröffnungsveranstaltung mit Kulturprogramm statt. Eine Theatergruppe erinnerte, in Militär-Tarn-Uniformen gekleidet, an den tapferen Widerstand des libanesischen Volkes gegen die israelische Invasion im Juli 2006. Videosequenzen lieferten zum Teil schockierende Originalbilder von den Kämpfen, Zerstörungen und Opfern. Bilder von Mahatma Gandhi und Karl Marx wurden gezeigt, so daß die Verbindung des völkerverständigenden Charakters dieses Kampfes mit dem revolutionären klassenbezogenen zum Ausdruck kam. Die Eröffnungsreden waren getragen vom Willen aller, die Konferenz im Interesse der um ihre Befreiung vom Imperialismus kämpfenden Völker zum Erfolg zu führen.

Der zweite Tag zeichnete sich durch eine konstruktive Debatte aus, welche zum Ziel hatte, in einem ersten Schritt ein gemeinsames Fundament der Zusammenarbeit zu legen. Die unterschiedlichen Ausgangspositionen konnten schließlich zu einem Konsens geführt werden, wobei lediglich zwei Teilnehmer ihr grundsätzliches Nichteinverständnis bekundeten und die Konferenz umgehend verließen.

Der Wortlaut des so erarbeiteten Grundlagenpapiers lautet (aus dem Englischen übersetzt):

Widerstand in all seinen Formen und Variationen, eingeschlossen bewaffneter Widerstand (wie z.B. der Widerstand in Palästina, Irak und im Libanon) ist ein legitimes Recht für alle Menschen unter Okkupation und Unterdrückung.

Die Anerkennung jeder Legitimation jeder Art von Okkupation ist abzulehnen. Das schließt ein, die Ablehnung der Anerkennung der Legitimation der kolonialen Landbesiedelung der rassistischen Zionisten, der US-Okkupation von Irak und die zionistische Okkupation von Libanesischen und Syrischen Territorien; Ablehnung der Anerkennung aller politischen Resultate von Okkupation, wie politische Prozesse, Vereinbarungen, Regierungen, Parlamente und Autoritäten, die von Okkupanten unterstützt oder dominiert werden.

Der Imperialismus und seine zionistischen Verbündeten sind die Hauptfeinde der Menschen, dasselbe gilt für lokale Regierungen, die Werkzeuge des Imperialismus sind. Der Imperialismus nutzt nicht nur militärische Mittel zur Aggression, sondern auch ökonomische Mittel (Globalisierung und Neoliberalismus), zusätzlich zu Propaganda und Desinformation zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung.

Die wahre Legitimation ist die Legitimation der Menschen und ihrer grundlegenden und historischen Rechte, nicht die sogenannte „internationale Legitimation“.

Aufbauend auf dieser Basis sollten dann weitere konkrete Schritte hin zur Vernetzung internationaler Aktivitäten und des Informationsaustausches führen. Dazu kam es allerdings nicht mehr.

Am Samstag, dem dritten Konferenztag, wurden Themen wie die Globalisierung, die Rolle von Weltbank und Währungsfond und die Menscherechte diskutiert. Ein Teilnehmer berichtete über entsetzliche Greueltaten der Besatzer im Irak und sprach denen und deren Führern in diesem Zusammenhang das Recht ab, von Freiheit und Demokratie zu reden.

Anschließend fand eine Pressekonferenz statt. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis, sämtliche Redebeiträge zu dolmetschen (arabisch – englisch – französisch), wurde diese jedoch ausschließlich auf Arabisch abgehalten. Mehrere Redner beteiligten sich mit längeren und teils sehr leidenschaftlichen Statements. Die ausländischen Vertreter kritisierten im Anschluß die fehlende Übersetzung. Daraufhin wurde uns versichert, daß ausschließlich Inhalte aus der Konferenz bekannt gegeben worden seien. Daß dies so nicht den Tatsachen entsprach, darüber informierte uns ein Genosse, welcher ein wenig arabisch versteht. Seiner Beobachtung nach wurden auf der Pressekonferenz Dinge erzählt, die mit den Delegierten nicht diskutiert worden waren, so daß der Eindruck entstand, daß das Beiruter Treffen am Ende von einigen für konferenzfremde Zwecke instrumentalisiert werden sollte. Daraufhin verließen mehrere Delegierte die Konferenz.

Neben der Konferenz gab es eine Vielzahl von Einzel- und Gruppengesprächen. Diese bildeten den zweiten, wenn nicht sogar wichtigeren Teil unserer Bemühungen in Beirut. Wir konnten bereits bestehende Kontakte zu französischen und indischen Genossen sowie dem u.a. auch russisch sprechenden Vertreter aus Tschad auffrischen (welche alle unsere Zeitschrift gut kannten). Und es gab neue Begegnungen mit Aktivisten aus Belgien, Jordanien, Bangladesh sowie türkischen, ägyptischen und natürlich libanesischen Genossen und anti-imperialistischen Kräften, um nur einige zu nennen. Desweiteren fand ein Treffen mit Vertretern des libanesischen Widerstandes und der Opposition statt[14], welche sehr an einer internationalen Zusammenarbeit und am Erfahrungsaustausch mit anti-imperialistischen und revolutionären Kräften unterschiedlicher Tendenz im Kampf gegen den Imperialismus interessiert sind.

Bei einem Rundgang in dem besonders stark zerstörten Wohngebiet „Dahier“ konnten wir uns ein Bild über das Ausmaß der Zerstörungen machen, welche die Angreifer vor exakt einem Jahr angerichtet hatten. Die Menschen leben hier tatsächlich inmitten von Trümmern. Es ist unvorstellbar, mit welcher menschenverachtenden Kraft die Angreifer hier gewütet haben. Nur Dank der von Hisbollah-Kämpfern organisierten und durchgeführten Evakuierungsaktion konnten viele Menschenleben gerettet werden. Mit eigener Kraft und wenigen technischen Mitteln bauen die Beiruter nach und nach ihre Häuser, Straßen und Brücken wieder auf. Auch bei diesen Aufbaumaßnahmen spielt Hezbollah wieder eine herausragende Rolle. In den noch oder wieder bewohnbaren Wohnungen sind die Menschen allerdings auf häufig eintretende Stromabschaltungen eingestellt. So trugen unsere Freunde Taschenlampen o.ä. Geräte bei sich, um in diesem Fall das plötzlich dunkle Treppenhaus zu beleuchten. Für die Wohnungen werden batteriebetriebene Lampen als Notbeleuchtung verwendet. Auch mit steckenbleibenden Fahrstühlen infolge der Stromunterbrechungen wurden wir konfrontiert, weshalb wir dann doch lieber wieder die Treppe benutzten.

Eine zunächst geplante Fahrt in die zerstörten und über Jahre hinaus durch Chlusterbomben der Israelis verminten Gebiete des Südlibanon bis nah an die israelische Grenze fiel leider einer konterrevolutionären Intrige zum Opfer und konnte deshalb nicht stattfinden. Uns wurde aber von einem Pressefotografen eine CD mit erschütternden Bildern aus diesem Gebiet übergeben, welche vor einem Jahr aufgenommen worden waren und die wir nach Möglichkeit auch veröffentlichen wollen.

Die Reise nach Beirut war für uns ein überwältigendes Erlebnis. Das große Maß an Übereinstimmung in den Grundpositionen mit den internationalen Kämpfern gegen den Imperialismus und Zionismus bleibt uns unvergessen und ist uns Ansporn, nicht nachzulassen im täglichen Kampf um Bedingungen für die finale Befreiung der Arbeiterklasse und den Sozialismus.Zum Abschluß möchten wir allen Spendern des Freundeskreises von „offen-siv“ ganz herzlich danken, die einen Teil der Reisekosten übernommen haben.

Andrea und André Vogt, Dresden

  • [14]Die libanesische Opposition ist kein amorphes Gebilde, sondern ein organisierter Zusammenschluss von mehr als 30 libanesischen Parteien und Organisationen sowie prominenten Einzelpersönlichkeiten, die in Opposition zur pro-imperialistischen libanesischen Regierung steht. Dieser organisierte Zusammenschluss reicht von der Hezbollah als stärkster Kraft über verschiedene Organisationen des progressiven arabischen Nationalismus, Gewerkschaften bis hin zur Kommunistischen Partei des Libanon. Mit dem libanesischen Widerstand, der Teil und bedeutender Träger der Opposition ist, werden jene Kräfte identifiziert, die im bewaffneten Widerstand die israelische Aggression im vergangenen Jahr zurückschlugen und bereit und in der Lage sind, Widerstand (auch bewaffneten!) gegenjede weitere imperialistische und zionistische Aggression gegen den Libanon zu leisten. Die absolut führende Kraft des Widerstandes ist Hezbollah, aber auch die Kommunistische Partei es Libanon ist dem Widerstand zuzurechnen. Separat von der Beiruter Konferenz wurden die anwesenden ausländischen Delegationen vom Sekretariat der libanesischen Opposition empfangen, um über Möglichkeiten weiterer anti-imperialistischer Zusammenarbeit zu diskutieren

Welche Partei ist links der Sozialdemokratie nötig?

Tibor Zenker:
Welche Partei ist links der Sozialdemokratie nötig?

Mit der vollzogenen Fusion von Linkspartei/PDS und WASG zur Partei “Die Linke” steht die Frage im Raum: Welche Partei ist links der alten sozialdemokratischen Parteien eigentlich nötig? Die Antwort hierauf hängt von einer zweiten Frage ab, nämlich: Was soll eine Partei links der Sozialdemokratie überhaupt bezwecken? Historisch ist der freie Platz durch kommunistische Parteien auszufüllen. Was von der kommunistischen Weltbewegung jedoch noch strukturell übrig ist, spaltet sich heute im Wesentlichen in zwei Entwicklungslinien: in jene des weiteren Revisionismus und der Sozialdemokratisierung einerseits, in jene der kommunistischen Erneuerung andererseits.

Kommen wir kurz zurück zur PDS/WASG-Fusion. Durch diese steht nun jedenfalls ein neues parlamentarisches Subjekt auf der historischen Bühne der BRD parat. So erfreulich und auch notwendig es ist, wenn die SPD zumindest rhetorisch verstärktem Druck ausgesetzt ist, der – aus ihrer Sicht – von links kommt, so sind alle Vorbedingungen vorhanden, dass der Weg der neuen Linkspartei geradeaus in die Kapitalismusverwaltung führt. So aufmüpfig der kleine Welpe bellt, so strebt er den Platz des parlamentarischen und in weiterer Folge regierungsbeteiligten Schoßhündchens der SPD an. In diesem Sinne wird eine künftige Mehrheit von SPD und “Die Linke”-Partei einen praktischen Rechtsruck beider bedeuten, in Berlin ist es bereits vorexerziert. Die Sozialdemokratisierung der angeblichen SED-Nachfolgepartei ist die Farce zur SPD-Tragödie rund um den Ersten Weltkrieg. Und sie ist die Ergänzung zur weiteren Rechtsentwicklung der SPD in den darauf folgenden 90 Jahren bis heute. Der zu besetzende Platz links der Sozialdemokratie benötigt keine passende Ergänzung, sondern eine entgegen gesetzte Alternative zu ihr.

In Österreich würde die KPÖ-Bundesführung ja gerne auf den Irrwegen der PDS hinterher hinken. Deswegen trifft man sich auch in der “Europäischen Linken”, dem von hinten aufgezäumten Esel der EU-konformen Nicht-Sozialdemokraten, die aber eigentlich auch keine Kommunisten sein wollen. Deshalb erklärt man sich zur “transformatorischen Linken”, was genug gesagt ist: hier geht es nicht mehr um die revolutionäre Negation des Kapitalismus, um Kapitalismusüberwindung, sondern um Veränderung und Umgestaltung. Wer nicht von sozialistischer Revolution und proletarischem Klassenkampf reden will, ist mit der Selbstbetitelung “transformatorische Linke” ganz gut bedient, denn die revisionistische Selbstdynamik ist damit hübsch und politisch völlig korrekt erfasst. Lästig – man kann das verstehen – ist den führenden Transformierern in Österreich natürlich das “K” im Namen (ebenso wie übrigens auch das “P” und das “Ö”), aber das wird man leider nicht so schnell los. Einerseits will man ja nicht die ehrlichen Kommunisten unter der älteren Mitgliedschaft vergraulen, genauso wenig aber auch das steirische Paralleluniversum, das eben unter seinem (!) Erfolgslabel “KPÖ” das einzige Aushängeschild ist, das die Transformierer okkupieren können. Schade um die Schubladen, wo die Planquadratur des Kreises doch schon so schön erdacht wäre! Wieder einmal macht die Realität einen Strich durch die Rechnung.

Sei’s drum – diese und andere Probleme der “transformatorischen” EU-Linken mögen für Freunde des politischen Realkabaretts einen gewissen Unterhaltungswert haben, unseren Antworten auf die eingangs gestellten Fragen kommen wir damit aber nur indirekt näher. “Links” und “rechts” sind politisch letztlich eher bloß bedingt taugliche Kategorien, da sie – ganz wie im richtigen Leben – immer vom Standpunkt des Betrachters abhängen. Geht es also um eine linke Alternative zur pro-kapitalistischen Sozialdemokratie, so wird das mit den dazu relativ linkeren Transformationskapitalisten wenig bis nichts zu tun haben können. Eine antikapitalistische, revolutionäre Linke sollte sich vom rechten Rand der Linken nicht weiter beeinflussen lassen, es sei denn durch die Kraft des abschreckenden Beispiels. Als Negativa gefasst liegen also die Antworten für die Kommunisten auf der Hand, dank der Mitarbeit der – relativen – Transformationsrechten. Wenn eine nützliche Kraft links der Sozialdemokratie im Gegensatz zu den Transformierern nicht nur dem vergilbten Etikett nach, sondern tatsächlich eine kommunistische Partei sein soll, dann ist ihr notwendiger Charakter bereits abzuleiten, nämlich aus objektiven Begebenheiten, die eine entsprechende Ausrichtung, Organisierung und Struktur verlangen. Wie hat sie also auszusehen, die kommunistische Partei im 21. Jahrhundert?

1. Eine antikapitalistische Partei

Wir leben im Kapitalismus, gekennzeichnet durch die Warenproduktion mittels kapitalistischer Lohnarbeit, wobei die Arbeitskraft selbst Ware ist. Hierfür ist das Privateigentum an Produktionsmitteln seitens der Kapitalisten entscheidend. Seitens dieser Eigentümer bedeutet die Aneignung des Mehrwerts eine stetige, weitere Kapitalakkumulation, seitens der Besitzlosen, der Arbeiter, bedeutet dies die Unveränderlichkeit ihrer Situation. Sie erhalten bloß, was sie zur Reproduktion ihrer Arbeitskraft benötigen, welche ja Voraussetzung der Kapitalakkumulation ist. – Damit ist zunächst gesagt, dass eine Alternative dazu dieses System der kapitalistischen Lohnarbeit negieren muss, sie muss daher darauf orientieren, das Privateigentum an Produktionsmitteln abzuschaffen und durch gesellschaftliches Eigentum zu ersetzen. Einen anderen Nichtkapitalismus wird und kann es nicht geben. Die linke Alternative zur Sozialdemokratie – bleiben wir also beim Namen kommunistische Partei, den auch Marx und Engels für richtig hielten –  muss also die Eigentumsfrage stellen, sie muss explizit antikapitalistisch sein (und nicht nur “kapitalismuskritisch”).

2. Eine Arbeiterpartei

Der Kapitalismus ist also, wie gesagt, geprägt, ja definiert durch das Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital. Ohne Lohnarbeit keine Kapitalakkumulation. Deshalb ist und bleibt die Arbeiterklasse zwingend historisches Subjekt bezüglich der Überwindung des Kapitalismus. Wer den Kapitalismus “abschaffen” will, muss die kapitalistische Lohnarbeit abschaffen. Das geht nur, indem bezüglich der Produktionsmittel die Eigentumsverhältnisse auf den Kopf gestellt werden, d.h. die Arbeiter müssen selbst Eigentümer werden. – Eine kommunistische Partei, die eine Alternative zu den pro-kapitalistischen Parteien sein will, muss daher eine Arbeiterpartei sein. Die Arbeiterklasse ist durch ihre Stellung innerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse die gesellschaftliche Kraft, die erstens kein Interesse am kapitalistischen Status quo hat, und die einzige Klasse, die auch die Kraft hat, den Kapitalismus zu überwinden. Letztlich geht es um ihre eigene Befreiung als Vorbedingungen für die Freiheit der gesamten Menschheit. Um sie dazu zu befähigen, bedarf es der politischen Organisierung der Arbeiterklasse.

3. Eine antiimperialistische und internationalistische Partei

Durch die fortgesetzte Konzentration und Zentralisation des Kapitals bilden sich in den wichtigsten ökonomischen Bereichen Monopole. Deren gesetzmäßige Herausbildung ist das Hauptmerkmal des gegenwärtigen Kapitalismus, des Monopolkapitalismus oder Imperialismus. Weitere Merkmale des imperialistischen Stadiums des Kapitalismus sind die Bedeutungssteigerung der Banken und das Verwachsen der Monopole im Industrie- und Finanzbereich, die gestiegene Bedeutung des Kapitalverkehrs gegenüber dem Warenverkehr, sowie die Aufteilung der Welt unter die Monopolverbände und ihre imperialistischen Staaten. Eine Änderung dieser Aufteilung, eine Neuaufteilung, ist in der Regel nur noch gewaltsam möglich. Der Imperialismus zeigt markante Widersprüche, so vor allem den Gegensatz zwischen den imperialistischen Zentren und den abhängigen Ländern der Peripherie (“Nord-Süd-Konflikt”), den Gegensatz des Monopolkapitals zu breiteren, eben allen nichtmonopolistischen Gesellschaftsschichten über die Arbeiterklasse hinaus (denn es müssen ja Monopolprofite erlangt werden), sowie den Gegensatz zwischen den einzelnen imperialistischen Staaten und ihren Monopolen, die untereinander um Einflusssphären, Marktanteile, Rohstoffe und billige Arbeitskräfte kämpfen. In der Praxis bedeutet das alles Repression im Inneren, Aggression nach außen, es bedeutet militärische, kriegerische Aggressionen der Imperialisten, die systematische politische, soziale und ökonomischen Unterdrückung der rückständigeren Länder durch die “fortgeschrittenen Industrienationen” Nordamerikas und Westeuropas, innerhalb der imperialistischen Staaten bedeutet dies zudem eine stetige Entdemokratisierung (die Monopole streben in Ergänzung zur ökonomischen Monopolmacht auch nach politischer Alleinherrschaft, im Zweifelsfall nach der faschistischen Diktatur). Dass sich gegen diese Allmacht der Monopole und die Aggressionen der imperialistischen Staaten immer wieder Widerstand erhebt, ist logisch, doch auch dieser Kampf muss organisiert geführt werden. – Eine kommunistische Partei, die eine Alternative zum imperialistischen System im Allgemeinen, aber auch zur pro-imperialistischen Sozialdemokratie im Besonderen sein will, muss folgerichtig unbedingt antiimperialistisch ausgerichtet sein, antimonopolistisch und antifaschistisch, was nur andere Formen desselben Kampfes sind. Die kommunistische Partei muss die Herrschaft der Monopole im Inneren bekämpfen, sie muss den Weltimperialismus global in antiimperialistischer Solidarität mit den unterdrückten Nationen bekämpfen. In diesem Sinne ist die kommunistische Partei auch eine internationalistische Partei, die sich als Teil einer Weltbewegung versteht. Dem Weltimperialismus ist eine globale antiimperialistische Front entgegenzustellen. Von besonderer Bedeutung sind für die kommunistischen Parteien letztlich natürlich solidarische Beziehungen und Kooperationen untereinander, die nicht von Maßregelungen und Besserwisserei geprägt sind.

4. Eine revolutionäre Partei

So sehr sich kommunistische Kräfte zunächst defensiv gegen die schlimmsten Auswüchse des Imperialismus zur Wehr setzen, so ist ein offensives Vorwärtsschreiten nötig. Die kommunistische Partei kämpft vehement für Reformen, die tatsächliche Verbesserungen für die werktätigen Menschen bedeuten. Die Kommunisten müssen sogar die eifrigsten Kämpfer für positive Reformen sein, weit mehr als die bloßen Reformisten. Die Aufgabe der Kommunisten besteht nicht darin, immer nur eine bessere Zukunft zu versprechen, sondern durchaus auch darin, eine bessere Gegenwart zu schaffen. Hier sind auch kleine, aber sichtbare Erfolge nötig, um unter Beweis zu stellen, dass es sich um eine nützliche Partei für die Menschen handelt. Doch alle Reformen sind nur Stützpunkte auf dem Weg zur völligen Emanzipation der Arbeiterklasse. Diese Emanzipation wird weder über eine Kette von Reformen noch über den bürgerlichen Parlamentarismus, d.h. über Wahlen, zu erreichen sein. Es gibt kein Hinweinwachsen in den Sozialismus, es gibt keine Veränderung des Kapitalismus, nichts zu “transformieren”. – Daher muss eine kommunistische Partei als konsequent linke Partei eine revolutionäre Kraft sein, die auf dem Wege der sozialen Revolution der Arbeiterklasse die Herrschaft der Kapitalisten stürzen, den Kapitalismus überwinden, die organisierte politische Herrschaft der Arbeiterklasse errichten und den Sozialismus aufbauen will.

5. Eine flexible Partei

Das strategische Ziel der kommunistischen Partei ist die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie alle möglichen Formen des politischen, ideologischen und ökonomischen Kampfes beherrschen und auch zur richtigen Zeit anzuwenden wissen. So sehr die kommunistische Partei in ihrer Ausrichtung eine zutiefst prinzipienfeste Partei sein muss, so muss sie taktisch flexibel agieren. Nichts ist schädlicher für die Erreichung des strategischen Zieles, als die Aufgabe der Festlegung der richtigen Taktik gegenüber der “reinen Lehre” gering zu schätzen. Die kommunistische Partei muss sich in diesem Sinne nicht nur vor dem rechten Revisionismus schützen, sondern auch vor dem dogmatischen Linksradikalismus. Richtige taktische Ansätze ergeben sich nur aus der konkreten Analyse zu einem bestimmten Zeitpunkt und unter bestimmten Bedingungen. Es wäre absurd, auf taktische Manöver, zweckmäßige Methoden, flexible Strukturen und sinnvolle Etappenziele zu verzichten, bloß um in ängstlicher Weise dem Wortlaut dieser oder jener theoretischen Schrift, dieses oder jenes programmatischen Dokuments auf Punkt und Beistrich zu genügen. Eine lebendige kommunistische Partei muss ihre Taktik anhand der Realität festlegen, nicht anhand von Wunschdenken. Sie muss, in Übereinstimmung mit dem strategischen Ziel, ihre Tätigkeit aus der Praxis entwickeln, anhand dieser weiterentwickeln, überprüfen und immer wieder erneuern. Nichts ist lähmender als lineare Fortschreibung.

6. Eine bündnisfähige Partei

Die kommunistische Partei darf sich nicht in sektiererischer Weise isolieren, sondern muss immer bündnisfähig bleiben, ja oft das verbindende Glied darstellen. Jede Bündniskonstellation beruht auf der konkreten Übereinkunft, nicht auf dem weiträumigen Zusammenfallen von Positionen – es steht der kommunistischen Partei nicht zu, in einer solchen Situation über die konkrete Übereinkunft hinaus besserwisserisch und maßregelnd aufzutreten. Die kommunistische Partei muss eine flexible Bündnispolitik betreiben, sie muss alles unterstützen, was positiv ist, ohne Angst oder Vorbehalte gegenüber punktuellen Verbündeten zu haben. – Im Großen strebt die kommunistische Partei eine Dynamik an, die ein antimonopolistisches Bündnis entstehen lässt, in dem Kräfte zusammenarbeiten, die für eine Volksbewegung für sozialen Fortschritt, Demokratie und Frieden stehen. Doch auch ein solches Bündnis ist nicht starr aufzufassen, sondern in der Zusammensetzung wechselnd – die verbindende, konsequente und treibende Kraft müssen die Kommunisten selbst sein, ohne natürlich in einem solchen Bündnis aufzugehen oder Grundsätze aufzugeben. Die objektive Möglichkeit für die Schaffung eines antimonopolistischen und  antiimperialistischen Pols in der Gesellschaft ist der Imperialismus selbst, ist der Gegensatz breitester Gesellschaftsschichten zum Monopolkapital, das diese unterdrückt und ausbeutet. Eine solche Bewegung hat vorrangig außerparlamentarischen Charakter. Für die Kommunisten sind Mandate in bürgerlichen Vertretungskörpern vorrangig weitere Mittel des politischen Kampfes und Positionen zur Agitation sowie eventuelle Finanzierungsmöglichkeiten. Die bürgerlichen Parlamente sind kein Mittel der sozialistischen Revolution. Dennoch sind seitens der Kommunisten Wahlteilnahmen – in Bündnissen oder alleine – anzustreben, denn bereits jede Wahlauseinandersetzung muss als konkreter Teil der politischen, agitatorischen Arbeit verstanden werden.

7. Eine Partei mit Verbindung zu den Massen

Die kommunistische Partei muss die Verbindung mit den Massen suchen. Sie ist kein Geheimzirkel und kein Debattierklub, sondern eine Partei der gesellschaftlichen Praxis. Die kommunistische Partei ist kein Selbstzweck, sondern sie steht für Politik nicht nur für, sondern mit den einfachen Menschen. Es ist die Aufgabe der kommunistischen Partei, den Massen und ihren Bedürfnissen nicht nur eine Stimme zu verleihen, sondern sie zu befähigen, selbst ihre Stimmen zu erheben. Die kommunistische Partei muss für die Mobilisierung, Aufklärung, Schulung und Organisierung der werktätigen Massen arbeiten. Hierfür muss die kommunistische Partei bei den konkreten Bedürfnissen und Problemen der Menschen ansetzen, sie muss die scheinbaren Individualinteressen verallgemeinern; sie muss deutlich machen, dass sie immer auf der Seite der Unterdrückten steht, wie groß oder klein auch deren Probleme erscheinen. Sie muss auch die Sprache der einfachen Menschen sprechen. Die konkreten Bedürfnisse und Probleme der Menschen decken sich in ihrer Artikulation und Erscheinungsform nicht immer in “reiner” Weise mit jedem kommunistischen “Grundsatzprogramm”. Die Kommunisten müssen fähig sein, die Dinge so zu erklären, dass die Betroffenheiten verständlich sind. Hierfür bedarf es keiner theoretischen Welterklärung, sondern konkreter und einfacher Antworten, die die Menschen befähigen, selbst ihre Lage umfassender zu erfassen und aktiv zu werden. Die kommunistische Partei hat den Massen bloß die Einsicht in die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse, Zusammenhänge, Prozesse und Perspektiven voraus. Sie muss diese Tatsache dazu nützen, Weg und Ziel, Methoden und Lösungen anzubieten. Nur wenn auf diese Weise unter den Massen hegemoniale Ansichten entstehen, wird die kommunistische Idee zur materiellen Gewalt.

8. Eine prinzipienfeste Partei mit ideologischem Kompass

Eine kommunistische Partei kann ideologisch nicht nach dem “anything goes”-Prinzip funktionieren, denn damit hätten (und haben) nämlich nicht nur Chaosforscher ihre helle Freude, sondern noch viel mehr die Kapitalisten und deren Freunde. Eine kommunistische Partei kann daher auch keine “pluralistische” Partei sein, denn politische Beliebigkeit mit kleinen Schnittmengen führt zur Handlungsunfähigkeit. Die kommunistische Partei benötigt eine klare ideologische Grundlage, um in der Praxis erfolgreich, zielsicher und seriös tätig zu sein und ihre Aufgaben zu erfüllen. Dieser Kompass der kommunistischen Partei, wenn man so will, muss in den Grundpositionen des Marxismus-Leninismus bestehen. Das bedeutet, dass die kommunistische Partei sich das Werkzeug des dialektischen und historischen Materialismus erhält, dass sie in den Mittelpunkt ihrer Analyse das Marxsche Verständnis des Kapitalismus stellt und dieses durch Lenins Imperialismustheorie präzisiert. In der strategischen Ausrichtung muss die kommunistische Partei auf die Grundlagen der marxistisch-leninistischen Staats-, Revolutions- und Parteitauffassungen zurückgreifen. Auf der Weltebene muss sich die kommunistische Partei unbeirrt hinter den antiimperialistischen Befreiungskampf der unterdrückten Nationen stellen und für deren Selbstbestimmungsrecht eintreten. Die kommunistische Partei im 21. Jahrhundert muss auch die Rolle und Bedeutung der frühsozialistischen Staaten des 20. Jahrhunderts verteidigen, ohne dabei aber auf die eigene kritische Auseinandersetzung und Analyse zu verzichten. Die kommunistische Partei muss zuletzt, auf dieser ideologischen Grundlage, in Verteidigung und schöpferischer Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus, das Eindringen bürgerlicher Einflüsse und des Revisionismus verhindern.

Die kommunistische Partei muss eine revolutionäre und antiimperialistische Arbeiterpartei sein, ausgestattet mit dem Kompass des Marxismus-Leninismus. – Eine solche Partei ist in jedem Land der Erde nötig, wenn die Fragestellung “Sozialismus oder Barbarei” – früher oder später – im Weltmaßstab zugunsten der Menschheit entschieden werden soll. Die Aufgabe der Schaffung einer solchen Partei gehört heute auf die Tagesordnung.

Tibor Zenker, Wien

Redebeitrag bei der internationalen Konferenz am 21. April 2007 in Prag

Andrea und André Vogt:
Redebeitrag bei der internationalen Konferenz am 21. April 2007 in Prag

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde, wir sind glücklich, heute an eurer Konferenz teilnehmen zu können und bedanken uns ganz herzlich für die Einladung. Wir überbringen euch die herzlichsten Grüße der Genossen von der Zeitschrift „offen-siv“, zu deren Herausgeberkreis wir gehören und wünschen der Konferenz und damit uns allen vollen Erfolg und gutes Gelingen.

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Die internationale Konferenz „Über die Verbrechen des Kapitalismus und die Perspektiven der Menschheit“

André Vogt:
Die internationale Konferenz „Über die Verbrechen des Kapitalismus und die Perspektiven der Menschheit“ am 21. April 2007 in Prag

Die diesjährige theoretisch-politische Konferenz des KSCM in der tschechischen Hauptstadt widmete sich dem Thema „Über die Verbrechen des Kapitalismus und die Perspektiven der Menschheit“. Sie war bereits die 22. ihrer Art mit internationaler Beteiligung und sehr gut besucht. Der Saal in der Politickych veznu Nr. 9 des Distrikts Prag 1 war mit über 100 Teilnehmern bis fast zum letzten Platz gefüllt.

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Jugendkongreß „Notstand der Republik“

Daniel Weigelt:
Jugendkongreß „Notstand der Republik“

Am 2. Mai-Wochenende fand in Berlin ein Jugendkongreß mit dem Thema „Notstand der Republik“ statt. Es nahmen Jugendliche aus verschiedenen Organisationen teil: Arbeiterbund, Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, FDJ, IGM-Jugend, Jugendensemble „Die Tage der Commune“ (Brecht/Eisler), KPD(B), PDS, SJD Die Falken, Ver.di Jugend, Young Socialist Gotha. Organisiert wurde diese Veranstaltung maßgeblich durch den Arbeiterbund zum Wiederaufbau der KPD.

Thema waren die aktuellen Repessionsmaßnahmen von staatlicher Seite gegen fortschrittliche Kräfte unter dem Deckmantel der konstruierten Terrorgefahr. Themen, die nicht nur politisch links denkende Menschen angehen, sondern jeden Bürger in Deutschland betreffen.

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Ein Iraker berichtet vom Widerstand in seinem Land

Daniel Weigelt:
Ein Iraker berichtet vom Widerstand in seinem Land

Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, mich mit einem Iraker zu unterhalten. Der junge Mann, ich nenne ihn hier Talib, studiert in Deutschland und fährt jedes Jahr in seine Heimat. Im Folgenden einige Aussagen von ihm über die Geschichte und die derzeitige Lage im Irak. Ich gebe nur seine Worte wieder, eigene Kommentare bringe ich in den Fußnoten.

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Zwei wichtige kommunistische Veröffentlichungen aus Österreich

Michael Opperskalski:
Zwei wichtige kommunistische Veröffentlichungen aus Österreich

Tibor Zenker von der Kommunistischen Initiative in Österreich hat eine schnelle, analytische und gute Feder. Er hat zwei Veröffentlichungen vorgelegt, die aus meiner Sicht auch für Leser in der BRD von Interesse sind:

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Faschismus und Antifaschismus heute

Tibor Zenker:
Faschismus und Antifaschismus heute – staatsmonopolistischer Kapitalismus und Demokratie; Teil 1

Gossweiler schreibt über den Imperialismus vor dem Auftreten des Faschismus: „Der dem Monopolkapitalismus innewohnende Drang nach Reaktion und Gewalt, nach Ergänzung des ökonomischen Monopols durch das Machtmonopol hatte sich bislang vor allem in der Entfaltung des staatsmonopolistischen Kapitalismus, im dauernden Bemühen um Stärkung der Exekutive auf Kosten des Parlaments sowie in Repressivmaßnahmen gegen die Arbeiterbewegung geäußert.“[48] – Wir haben im Abschnitt 1.2. ausführlich darüber gesprochen: dem Imperialismus wohnt per se der Drang des ökonomisch herrschende Monopolkapitals nach politischer Alleinherrschaft inne. Mit dem Eintritt des Kapitalismus ins Stadium seiner allgemeinen Krise äußert sich dieser Drang im und als Faschismus. Und auch wenn die Errichtung einer faschistischen Diktatur in West- und Mitteleuropa heute nicht unmittelbar auf der Tagesordnung des Monopolkapitals steht, so besteht auch im gegenwärtigen staatsmonopolistischen Kapitalismus (Stamokap) die grundsätzliche Tendenz zur politischen Reaktion, d.h. zur einer Entwicklung der mit den Monopolen verwachsenen Staatsmacht in eine verstärkt autoritäre und demokratiefeindliche Richtung – in Richtung des Ausbaus der (exekutiven) Staatsgewalt, der Militarisierung der Gesellschaft, der Beschneidung der Möglichkeiten des repräsentativen Parlamentarismus und der (relativ) unabhängigen Rechtssprechung. Das bedeutet, dass sich das europäische Monopolkapital gegenwärtig mit der bürgerlichen Demokratie abfindet, ohne dabei jedoch seine reaktionären Tendenzen auch nur ansatzweise abzulegen.

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