Der Platz der Kommunisten ist immer an der Seite der Unterdrückten

Otto Bruckner:
Der Platz der Kommunisten ist immer an der Seite der Unterdrückten

Der Erwiderung von Franz Siklosi (Offensiv 01/07) auf Kurt Gossweiler (Offensiv 11/06) ist heftigst zu widersprechen. Einmal ganz abgesehen davon, dass an Genossen Gossweilers Artikel in der Sache schlicht vorbeigeschrieben wird – völlig zu Unrecht unterstellt ihm Siklosi „polarisierende emotionale Verbissenheit“ – kann ich auch die Grundaussagen des Artikels nicht teilen.

Ein Beispiel: Im Jänner dieses Jahres hatte ich Gelegenheit, in mehreren Veranstaltungen und Gesprächen mit dem stellvertr. Generalsekretär Saadalah Mazraani anlässlich dessen Besuches in Österreich die Positionen der Kommunistischen Partei des Libanon genauer erläutert zu bekommen. Dabei brachte der libanesische Genosse klipp und klar zum Ausdruck, dass die KP sich als ein säkulare Kraft begreift, die Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit und Souveränität gegen die kriegerischen, politischen und wirtschaftlichen Interventionen von außen – hier vor allem von Seiten Israels – aber sehr wohl in einer breiten Volksfront mit anderen – natürlich auch religiösen – Kräften als Hauptaufgabe sieht.

Noch dazu wird gerne der Fehler begangen, etwa die Hisbollah im Libanon oder die Hamas in Palästina in erster Linie als „religiös-fundamentalistisch“ zu bewerten. Tatsächlich handelt es sich bei beiden um breite, von den Volksmassen getragene soziale Bewegungen, deren ideologischer Hintergrund ein nationaler und religiöser ist. Hier steht vor Kommunisten die Aufgabe, einerseits Volksfront-Politik gegen den gemeinsamen Gegner – den US-Imperialismus und seinen wichtigsten Vorposten in der Region – Israel – zu machen, andererseits aber natürlich auch klassenmäßige Ziele zu formulieren, die zum spezifischen Aufgabenfeld der Kommunisten gehören. Hier darf aber auch nicht übersehen werden, dass etwa die sozialen Kämpfe – wie die letzten Generalstreiks – im Libanon von Kommunisten wie von Hisbollah organisiert und getragen werden, so wie man auch gegen den israelischen Überfall im Sommer 2006 Schulter an Schulter gemeinsam kämpfte (Die KP hatte übrigens auch mehr als ein Dutzend im Kampf Gefallene zu beklagen).

Der Platz der Kommunisten ist immer an der Seite der Unterdrückten – seien es Völker oder Klassen. Wer wie die „Antideutschen“ und „Antinationalen“ auf die Seite des Gegners übergelaufen ist, hat mit dieser Grundregel gebrochen. Sie sind nicht die ersten Überläufer in der Geschichte und sie werden wohl nicht die Letzten sein. Ihnen auch noch zu attestieren, sie hätten uns Kommunisten irgendetwas „voraus“, wie es Siklosi tut, halte ich für völlig verfehlt. Sie zeigen da und dort mit dem Finger auf die reaktionären Seiten religiöser Kräfte. Aber sie tun es, um den Volkswiderstand zu denunzieren und die imperialistischen Raubzüge zu recht-fertigen. Im Gegensatz dazu wenden sich Kommunisten gegen alle Verhältnisse, in denen der Mensch ein geknechtetes Wesen ist. Mit einigen Zitatfetzen den Kommunisten des mittleren Ostens unterstellen zu wollen, dass sie dies nicht tun, ist nicht sehr schlau. Denn im Gegensatz zur offiziellen „KP“ des Irak, die mit den Imperialisten paktiert, handelt es sich bei den KPs des Libanon und Syriens um Kommunisten, die diesen Namen verdienen, und die sowohl gegen den Imperialismus, als auch für die Befreiung der Arbeiterklasse kämpfen. – Von Lenin, Dimitroff und anderen sollten wir wissen, dass es da in verschiedenen Abschnitten der Geschichte unterschiedliche Prioritäten nicht nur geben kann, sondern muss.

                                                                                                                                    Otto Bruckner, Wien