José Martí – Denkmal eingeweiht

Heinz W. Hammer:
José Martí – Denkmal eingeweiht

Feierliche Zeremonie in der Bonner cubanischen Botschaft

»Mein über alles geliebter Bruder! (…) Täglich bin ich der Gefahr ausgesetzt, mein Leben für mein Land hinzugeben und damit meine Pflicht zu erfüllen — denn so begreife ich sie, und ich habe den Mut, sie zu erfüllen —, durch die Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu verhindern, daß sich die Vereinigten Staaten über die Antillen ausbreiten und mit der auf diese Weise ausgedehnten Macht in die Länder Unseres Amerika einfallen. Was ich bisher tat und noch tun werde, tat ich in diesem Sinne. (…) Dieselben zweitrangigen und öffentlichen Rücksichten jener Völker, die wie das Ihre und das meine leidenschaftlich daran interessiert sind, zu verhindern, daß durch die Annexion seitens der Imperialisten aus dem Norden und seitens der Spanier in Kuba jener Weg geöffnet wird, der versperrt werden muß und den wir jetzt mit unserem Blut versperren, den Weg der An­nexion der Völker Unseres Amerika durch den in Aufruhr versetzten und brutalen Norden, der uns verachtet; dieselben Rücksichten hatten ihnen die ostentative Billigung und ein­deutige Unterstützung dieses Opfergangs untersagt, den wir zu unserem unmittelbaren Wohl wie auch zu ihrem Wohl unter­nehmen. Ich habe in dem Ungeheuer gelebt und kenne seine Ein­geweide: meine Schleuder ist die Davids…« Dies schrieb José Martí am Abend des 18. Mai 1895 an seinen mexicanischen Freund Manuel Mercado. Der Brief blieb unvollendet. Der cubanisch Nationaldichter und held, Denker, militärische Stratege und Revolutionär fiel am Folgetag, als er an der Spitze einer berittenen Gruppe im Befreiungskrieg gegen die spanische Kolonialmacht in der Nähe der Ortschaft Dos Díos in der Provinz Oriente von drei Kugeln tödlich getroffen wurde.

Anläßlich seines 112. Todestages hatte die Außenstelle der Botschaft der Republik Cuba in Bonn am 19. Mai eingeladen zur feierlichen Einweihung eines José Martí-Denkmals auf dem Botschaftsgelände. Über 50 Gäste aus der Bundesrepublik, Cuba und anderen lateinamerikanischen Ländern nahmen an der eindrucksvollen Zeremonie, die nur durch gelegentlichen Sommerregen beeinträchtigt wurde, teil.

Zunächst wurde ein Brief des »Centro Estudios Martianos«, dem am 19.Mai 1997 auf Initiative des damaligen Kulturministers Armando Hart gegründeten »Zentrum für martianische Studien«, das sich der Erforschung und Verbreitung des Werkes José Martís widmet, verlesen. In dem Gruß aus Havanna  wurde neben der angemessenen Würdigung des cubanischen Nationalhelden allen Solidaritätsgruppen, die durch materielle und personelle Unterstützung an der Errichtung des Denkmals beteiligt waren, gedankt.

Dem folgte die Verlesung einer Grußadresse des Botschafters der Republik Cuba in Berlin, Gerardo Peñalver Portales, der versicherte, dass das gesamte Berliner Kollektiv in Gedanken bei dieser wichtigen Manifestation sei und grüßte alle Teilnehmer/innen u.a. mit José Martís Wort »Ehren ehrt«.

In seinem Beitrag »José Martí und die Cuba-Solidaritätsbewegung« schlug Heinz-W. Hammer (FG Essen), Bezug nehmend auf José Martís Postulat »Wenn Cuba sich rettet, rettet es Lateinamerika«, den Bogen von der Gleichwertigkeit der materiellen und politischen Solidarität über Cubas entscheidende Rolle bei der aktuellen progressiven Entwicklung Lateinamerikas zum anhaltenden, weltweiten Kampf um die Befreiung der »Miami 5« und bekräftigte dies mit hochaktuellen Zitaten aus dem Werk des cubanischen Nationaldichters. Von dessen bahnbrechenden Ideen und auch historischen Optimismus’ seit weiterhin zu lernen. Ein Lebensbekenntnis Martís ziere die Startseite der Essener FG-Homepage (www.cubafreundschaft.de): »Ich habe gelebt:/ Der Pflicht habe ich meine Waffen verschrieben / und nicht einmal verschwand /  die Sonne hinter den Bergen, / ohne meinen Kampf / und meinen Sieg zu sehen.«

In dem Grußwort des Bundesvorstandes der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. an die Veranstaltung betonte deren Vorsitzende Renate Fausten unter dem Thema »Wer sich mit Cuba erhebt, erhebt sich für alle Zeiten« die Universalität des Werkes Martís, das über Cuba und Lateinamerika hinaus reiche: »Patria es Humanidad Vaterland ist Humanität«. In diesem Sinne zeigte sie die Kontinuität zu Che Guevara auf, der gefordert hatte, dass jeder den Schmerz am eigenen Leib spüren müsse, den jemand irgendwo auf der Welt einem anderen zufüge. Als besondere Geste überreichte die Rednerin dem Leiter der Außenstelle einen Stein aus Dos Ríos, der uns als für die Geschichte Verantwortlichen mitgegeben worden sei, um damit José Martís Geist auch nach Deutschland zu bringen. Auch sie betonte die Notwendigkeit des anhaltenden Engagements für Befreiung der fünf Patrioten und legte namens der FG weiße Rosen am neuen Denkmal nieder, die an Martís Text »Guántanamera« erinnern sollen: »Cultivo la rosa blanca en junio como en enero Ich pflanze weiße Rosen im Juni wie im Januar«.

Abschließend ergriff der Leiter der Außenstelle der Botschaft der Republik Cubas, José Carlos Rodrígues Ruiz, das Wort und hob die Zukunftsfähigkeit des umfassenden Werkes José Martís hervor. Unter Verweis auf Martís letzte Schlacht am 19. Mai 1895 führte der Diplomat u.a. aus: »Das ist eines der wichtigsten Bilder, das wir in der Erinnerung halten. An diesem Tag hat José Martí, mit seinem gesamten Werk, endgültig den Weg zur Unvergänglichkeit eingeschlagen. Aus diesem Grund bedeutet José Martí ewiges Leben. Deswegen gedenken wir heute hier in Bonn, Deutschland, dieses Mannes, der nicht mehr ein ausschließliches Erbe der Cubaner ist, indem wir ihn mit dieser Gedenkstätte ehren.(…) Verpflichtung und Treue: Das ist ihre Bedeutung.« Er bedankte sich ausdrücklich nochmals beim Bonner Botschaftskollektiv und den Cuba-Solidaritätsgruppen im Rheinland für die Unterstützung sowie schließlich bei Bernd und Francisco für deren bauliche Realisierung des Denkmals. Der Redner belegte, Fidel Castros weltberühmte Rede »Die Geschichte wird mich freisprechen« von 1953 zitierend, das José Martí Urheber und Begründer für die cubanische Revolution, für ihre humanistische Entwicklung und aktuelle, internationalistische Politik gewesen sei und bleibe: »Diese Gedenkstätte soll eine ständige Einladung für Cubaner sein, die ihr Heimatland lieben. Sie wird von Pinien und Rosen bewacht, einmal weiß, einmal rot, wie die Reinheit und die Leidenschaft bei der Hingabe; es sind fünf Pflanzen wie die fünf Spitzen unserer Fahne. Auch zu fünft sind die jungen Cubaner, die wir nicht unerwähnt lassen dürfen, die in US-Strafanstalten einfach dafür büßen müssen, ihr Land vor der Aggressivität zu schützen, die aus dem US-Territorium ausgeübt wird. In diesem Land, zur Schande und Gefahr für die Welt, wird u.a. Luis Posada Carriles, der größte Terrorist des amerikanischen Kontinents, beschützt. Ich empfinde, dass Fernando, Ramón, Gerardo, René und Antonio uns am heutigen Tag begleiten. Ihnen gilt unser Beistand und unsere Verpflichtung für ihre Freilassung!«

Der Redner beendete seinen Beitrag mit einer Einladung an die in Frage kommenden Gäste zum II. Treffen der in Europa lebenden Cubanerinnen und Cubanern, das am 20. und 21. Oktober in Berlin stattfinden wird. Nähere Informationen zu diesem Treffen sowie zur Gedenkveranstaltung selbst gibt es auf der neuen, ebenfalls am 19. Mai eröffneten Homepage der Bonner Botschaft: http://emba.cubaminrex.cu/bonn (spanisch und deutsch).

Die Gedenkveranstaltung wurden künstlerisch umrahmt von dem in Köln lebenden argentinischen Künstler Daniel Rodriguez, der zum Schluss ein von ihm vertontes Gedicht Antonios (»Miami 5«) zur Gitarre vortrug und damit die Anwesenden tief bewegte.

Heinz-W. Hammer,
Essen