MarXXIsmus für das 21. Jahrhundert

Konferenzaufruf: MarXXIsmus für das 21. Jahrhundert

Konferenz von 20. bis 22. April 2007

Anfang des Jahres haben 17 Wissenschaftler, Publizisten und Politiker zu einer bundesweiten Marxismuskonferenz in Berlin aufgerufen. Die letzte dieser Art fand vor neun Jahren in Hannover statt. Das Thema lautet »Marxismus für das 21. Jahrhundert«.

Im Aufruf heißt es unter anderem: »Entwicklungen in der Ökonomie und Politik des gegenwärtigen Kapitalismus erfordern eine ernsthafte Debatte unter Marxisten unterschiedlicher Richtungen und drängen nach theoretischer Verallgemeinerung. Entfesselte Konkurrenz, Massenarbeitslosigkeit, Lohndrückerei, prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse und soziale Polarisierung nehmen zu. Kriege sind wieder zum normalen Mittel der Politik geworden. Das Kapital kann eine Welt nach seinem ›eignen Bilde‹ nur deshalb schaffen, weil die Gegenkräfte schwach, zersplittert und desorientiert sind. Wir verstehen eine solche Tagung auch als Forum, um darüber zu diskutieren, wie diese Schwäche der Gegenkräfte überwunden und der Marxismus als Handlungsphilosophie progressiver Gesellschaftsgestaltung wieder Einfluß gewinnen kann.«

Die Marxismuskonferenz wird vom 20. bis 22. April an der Fachhochschule für Technik in Berlin-Wedding stattfinden. Vorgesehen sind Plenarveranstaltungen, Vorträge sowie Seminare. Auf fünf Plenarveranstaltungen sollen folgende Themen zur Diskussion stehen: Sozialismus im 21. Jahrhundert. Mit Keynes aus der Krise? Kampf um Demokratie und Menschenrechte. Für eine kämpferische Gewerkschaftsbewegung. Widerstand gegen Krieg und Ausbeutung. Außerdem soll es eine Reihe von Einzelvorträgen, unter anderem von Frigga Haug, Conrad Schuhler und von Annelies Laschitza geben.

In eigener Regie können Zeitschriften, Organisationen, Stiftungen und Wissenschaftler im Rahmen von Seminaren oder Podiumsgesprächen über ihre Ziele und Aktivitäten informieren bzw. Forschungsergebnisse und Positionen zur Diskussion stellen.

Tagungsort: Technische Fachhochschule Berlin, Luxemburger Straße 10, 13353 Berlin. (U-Bahn: U9 und Busse 147 bzw. 221 bis Amrumer Straße, Tram: M13 bzw. 50 bis Seestraße/Amrumer Straße)

Zur Finanzierung der Konferenz wird um Spenden gebeten: SEB-Bank Wuppertal, BLZ 330 101 11, Konto-Nr. 101 0325 900, Stichwort Marxismuskonferenz.

Veranstalter: Marx-Engels-Stiftung Wuppertal, Tageszeitung junge Welt, Zeitschrift Icarus, Gesellschaft für Bürgerrecht und Menschenwürde, Zeitschrift Marxistische Blätter, Marxistisches Forum in der Linkspartei.PDS, Zeitung Solidarität-Sozialistische Zeitung, Zeitschrift Sozialismus, Sozialistische Zeitung, Zeitung Unsere Zeit, Zeitschrift Z-Marxistische Erneuerung, Zeitung gegen den Krieg, SALZ e.V., Europäisches Friedensforum/Deutsche Sektion.

Plenarveranstaltungen:

Sozialismus im 21. Jahrhundert, Referenten: Dieter Boris, Frank Deppe, Wolfgang Fritz Haug, Uwe- Jens Heuer, Manuel Kellner. Moderation: Robert Steigerwald; Fr., 17.00 – 19.00 Uhr

Demokratie verteidigen, Neofaschismus stoppen, Referenten: Ulla Jelpke, Hermann Klenner, Arno Klönne, Wolfgang Richter (Berlin). Moderation: Eckart Spoo; Sa morgen, Uhrzeit nicht ausgedruckt

Mit Keynes aus der Krise? Referenten: Elmar Altvater, Joachim Bischoff, Conrad Schuhler, Sahra Wagenknecht. Moderation: Jörg Goldberg; Sa., 14.30 – 16.30 Uhr

Für eine kämpferische Gewerkschaftsbewegung, Referenten: Tom Adler, Bernt Kamin, Angelo Lucifero, Horst Schmitthenner. Moderation: Daniel Behruzi; Sa., 20.00 – 22.00 Uhr

Ausbeutung und Krieg, Referenten: Anton Latzo, Norman Paech, Lucy Redler, Peter Strutynsky, Winfried Wolf. Moderation: Angela Klein; So., 11.30 – 13.00 Uhr

Plenarvorträge:

Frigga Haug: Rosa Luxemburg und die Kunst der Politik; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Leo Mayer: Das moderne Finanzkapital; Sa., 19.00 – 19.30 Uhr

Annelies Laschitza: Karl Liebknecht – Aktionskünstler mit Herz und Verstand; So., 9.00 – 11.00 Uhr

Einzelveranstaltungen:

Zeitschriften, Organisationen, Gruppierungen und Wissenschaftler informieren in eigener Regie über ihre Ziele, Aktivitäten und Positionen bzw. Arbeitsergebnisse. (Wir haben unsere Einzelveranstaltung fett gedruckt und bitten für diesen Akt der Eigenwerbung um Verständnis. Red. Offensiv)

G. Achcar, Bernhard Schmid (SoZ): Der Nahe Osten – ein Prüfstein für die Linke. Workshop; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

Hans Günter Bell, Ekkehard Lieberam, Werner Seppmann, Helmut Steiner (MES, Leibniz Sozietät, Sozialistisches Forum Rheinland): Klassenanalyse heute. Workshop; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

Rolf Berthold (RotFuchs-Förderverein e. V.): Marxistische Linke und ihre Geschichte. Vortrag und Diskussion; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Joachim Bischoff, Christoph Lieber (Sozialismus): Zur Ware-Geld-Beziehung in einer postkapitalistischen Gesellschaft. Workshop; So., 9.00 – 11.00 Uhr

Frank Deppe, Georg Fülberth, Juri Hälker, David Salomon (Z/Heinz-Jung-Stiftung): Die marxistische Linke und ihre Geschichte. Workshop; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Klaus Eichner, Wolfgang Richter (GBM/epf): Menschenrechtsimperialismus und Strategie der bunten Revolution. Workshop; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Michael Ferschke (Linksruck): Über das Verhältnis von Unterdrückung und Ausbeutung. Workshop; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Frank Flegel, Michael Opperskalski (offen-siv): Die kommunistische Bewegung in Deutschland und das Problem der Einheit. Workshop; So., 9.00 – 11.00 Uhr

Sebastian Gerhardt u. a. (SALZ): Alternativen zum Keynesianismus. Workshop; sa., 17.00 – 19.00 Uhr

Willi Gettel, Hartmut Kraus (Hintergrund): Marx’ kategorischer Imperativ und seine strategische Bedeutung. Workshop; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

Erich Hahn, Claudius Velley: Georg Lukács und die Renaissance des Marxismus. Workshop; So., 9.00 – 11.00 Uhr

Nina Hager, Robert Steigerwald (Marxistische Blätter):  Revolutionen immer noch Lokomotiven der Geschichte? Workshop; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

Rüdiger Haude, Wolf-Dieter Narr, Thomas Wagner: Herrschaftsfreie Gesellschaft – Herrschaftsfreie Institutionen. Workshop; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Wolfgang Fritz Haug: Zuarbeit zu einem erneuerten Marxismus, Das historisch-kritische Wörterbuch des Marxismus. Workshop; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

Uwe-Jens Heuer, Ekkehard Lieberam (Marxistisches Forum): Sozialismuserfahrungen und zeitgemäße Sozialismuskonzeption. Workshop; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Manuel Kellner (SALZ): Marxistische Bürokratiekritik. Vortrag und Diskussion; So., 9.00 – 11.00 Uhr

Kommunistische Aktionsbündnis Dresden/Wolfram Triller: “Möglichkeiten und Erfahrungen mit linken Aktionsbündnissen. Workshop; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Michael Krätke: Weltpolitik und Weltökonomie im Marxschen Denken. Vortrag und Diskussion; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Thomas Metscher: Ansichten eines zukunftsfähigen Marxismus. Vortrag und Diskussion; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

J. Traut, H. Modrow, Nele Hirschu. a. (Soz. Dialog): Die Linke und die Linke Einheit. Workshop; So., 9.00 – 11.00 Uhr

Werner Seppmann: Leo Kofler – Zur Theorie ideologischer Herrschaftsreproduktion. Vortrag und Diskussion; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Sascha Stanicic u. a. (Solidarität – Sozialistische Zeitung): Lateinamerika auf dem Wege zum Sozialismus? Workshop; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

A. Wehr und G. Fülberth: Luciano Canfora: „Eine kurze Geschichte der Demokratie“,. Workshop; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

G. Wiegel; U. Schneider: Mit Nazis gegen den Imperialismus? Rechtpopulismus und Neofaschnismus heute und ihre soziale Demagogie. Workshop; Sa., 11.15 – 13.00 Uhr

Winfried Wolf (ZgK): Globalisierung – Militarisierung – Blockkonkurrenz. Vortrag und Diskussion; Sa., 17.00 – 19.00 Uhr

Sonntag, 24. 4. 07,  9.00 – 11.00 Uhr, Raum 416

Das Thema „Die kommunistische Bewegung in Deutschland und das Problem der Einheit“ ist sicherlich etwas kompliziert. Wir wollen es wie folgt angehen:

Zunächst braucht es ein Ziel, um über einen Weg zu diskutieren. Das Ziel der kommunistischen Bewegung ist der Sozialismus. Und schon beginnen die Probleme: Was ist das denn, der Sozia-lismus? Wir wollen nicht über die reichlich vorhandenen, unterschiedlichsten Vorschläge disku-tieren, sondern erforschen, ob aus der Marxschen Kapitalismusanalyse Schlussfolgerungen über den grundsätzlichen Charakter des Sozialismus möglich und notwendig sind. Wir wollen diese „Essentials“ herausarbeiten – und dies streng auf der Ebene der Logik, ohne taktische oder opportunistische Schlenker.

Einheit braucht Einigkeit. Über den Weg lohnt, wie gesagt, die Diskussion nur, wenn man sich über das Ziel einig ist. Hier liegt das erste Problem der kommunistischen Bewegung in Deutschland. Welche Unterschiede gibt es in der Bestimmung des Sozialismus, sind sie wesentlich, beziehen sie sich also auf das Wesen der neuen Gesellschaftsformation und sind deshalb unvereinbar – oder sind sie eher oberflächlich-taktischer Natur und deshalb zwar vor-handen, aber überwindbar?

Und bei Einigkeit über das Ziel ist dann noch die Frage des Weges zu klären: Klassen-übergreifend oder klassenorientiert? Parlamentarisch? Außerparlamentarisch? Was ist die Partei? Was ist Bündnispolitik? Welche Rolle spielt die Theorie? Was ist Revisionismus und woran erkennt man ihn?

Grundsätzliche Fragen, die grundsätzliche Antworten erfordern, bevor es an die Bestimmung von Praxis gehen kann.

Wir werden versuchen, in groben Abrissen die logischen Zusammenhänge darzustellen. Und wir werden sicherlich genügend Zeit für interessante Diskussionen haben.

                                                                               Michael Opperskalski, Köln; Frank Flegel, Hannover