Otto Langer

Kommunistische Initiative Österreich:
Otto Langer

Otto Langer gehörte zur “alten Garde” in der Wiener KPÖ. Ganz selbstverständlich verbanden Funktionäre wie er großes organisatorisches Talent, welches auch für besser dotierte Jobs in anderen Tätigkeiten gereicht hätte, mit großer Disziplin und Loyalität gegenüber der Partei. Seine Verantwortung im Vertrieb des Globus-Verlages und seine langjährige organisatorische Leitung des Volksstimme-Festes waren Tätigkeiten, in denen er die Außenwirkung der Partei wesentlich mitgestaltete. Er konnte sehr strikt für seine Auffassungen eintreten, was ich als Vertreter der KJÖ im Volksstimme-Festkomitee in den 1980er Jahren auch manchmal zu spüren bekam. So gerieten wir nicht selten aneinander, wenn es um die kulturelle Ausrichtung des Festes ging, waren aber Festlegungen getroffen, war jeder Streit vergessen, auch das konnte man von ihm lernen. Sein politischer Werdegang und seine Rolle als Gewerkschafter in den USA hat sich uns Jungen erst mit der Zeit erschlossen. Er hat nie damit geprahlt.

Besonders bitter muss für Otto die Erfahrung gewesen sein, dass ausgerechnet jene Leute in der Partei, mit denen er lange Jahre loyal zusammengearbeitet hat, ihn schließlich aus der Partei warfen und an seinem Lebensende vor Gericht zerrten. In einer letztklassigen Inszenierung wurde vom Wiener Parteiapparat, der zu diesem Zeitpunkt schon voll im Griff des Baier-Klüngels war, ein Ausschlussverfahren gegen ihn und Ronny Freisinger durchgezogen.

Nach dem statutenwidrigen 33. Parteitag folgte eine weitere Säuberungswelle gegen Kritiker in der KPÖ, der unter anderem Lisl Rizy und Helmuth Fellner zum Opfer fielen. Große Teile der marxistisch-leninistischen Kräfte zogen daraus die Konsequenz, die KPÖ zu verlassen und gemeinsam die Kommunistische Initiative aufzubauen. Otto Langer und seine GenossInnen der “Tribüne für die Wahrheit” kämpften weiterhin für eine revolutionäre Erneuerung der KPÖ und teilten unsere Auffassung nicht, daß dieser Kampf nach dem 33. Parteitag vergebens sei. Ungeachtet dessen blieben wir in Kontakt und in solidarischer Verbundenheit.

Bruno Furch betitelte in den 1990er Jahren ein Buch über die KPÖ mit dem Satz “Das schwache Immunsystem”. Dieses muss inzwischen vollständig kollabiert sein; denn nicht nur die Prozesslawine, die Baier und Graber gegen kominform vor ein paar Jahren lostraten, wurde von der Partei (bestenfalls murrend) toleriert, auch der Gipfel an selbstgerechter Eitelkeit, einen 88-jährigen, verdienten Genossen vor Gericht zu zerren, wurde ohne nennenswerten Protest hingenommen.

Und so blieb es Otto Langer nicht erspart, schwerkrank und auf die Neunzig zugehend, noch vor Gericht zu erscheinen, damit die “Ehre” des Parvenues Walter Baier wieder hergestellt wird. Dabei ist es ja mittlerweile unstrittig und auch gerichtlich bestätigt, dass Baier das Ernst-Kirchweger-Haus an einen Mann aus der rechtsextremen Szene verkauft hat, der früher auch der mittlerweile verbotenen Aktion Neue Rechte (ANR) angehörte. Anstatt sich für diesen Skandal in Grund und Boden zu schämen und schleunigst die politische Bühne zu verlassen, werden reihenweise Kommunisten und Antifaschisten vor den Kadi gezerrt.

Wenige Tage nach der erstinstanzlichen Urteilsverkündung in einem der Prozesse, die Baier mit Parteianwalt Löw gegen ihn angestrengt hat, ist Otto Langer in Wien verstorben. Dieser zeitliche Zusammenhang mag Zufall sein oder auch nicht. Zuträglich war es der Gesundheit eines schwerkranken Mannes in diesem Alter jedenfalls nicht, mit aberwitzig hohen Streitwertsummen bedroht zu werden.

Ottos Leben und Wirken wird in den Reihen der österreichischen KommunistInnen unvergessen bleiben. Er musste es in seinem Leben mit vielen – teils übermächtigen – Gegnern wie dem Mc Carthy-Amerika aufnehmen.

Das Wirken Baiers wird als eitle, selbstgerechte Spiegelfechterei eines Mannes, der maßgeblich zum Niedergang der Kommunistischen Partei Österreichs beigetragen hat, in Erinnerung bleiben. Und auch, dass diese Partei ihn gewähren ließ, sollte nicht vergessen werden. Für Otto und viele andere aufrechte KommunistInnen war es immer besonders enttäuschend, dass gerade die steirische KPÖ, die sich durch ihren eigenständigen Kurs dem Niedergang entziehen konnte, dem Treiben Baiers und der Bundes-KPÖ tatenlos zusah.

Mit Otto Langer starb ein Kommunist mit Rückgrat. Eine mittlerweile leider selten gewordene Spezies in der KPÖ. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen vielen Freunden.

KI Österreich, Otto Bruckner, Wien