Redaktionsnotitz 07/02

Am 24. August werden wir in Berlin sein (siehe Aufruf auf der vorigen Seite). Wir haben nämlich eine ganz wundervolle Veranstaltung vor: „Revisionismus – der Totengräber des Sozialismus”. Es ist uns gelungen, Kurt Gossweiler und Harpal Brar an einem Tage zusammenzubringen und sie für eine Lesung zu diesem Thema zu gewinnen.

Kurt Gossweilers politisches Tagebuch, dessen erster Teil inzwischen erschienen ist (Die Taubenfuß-Chronik oder Die Chrustschowiade, 1. Band, 1953-1957), gibt einen intensiven Einblick in die Geschehnisse vor und um den XX. Parteitag der KPdSU, in die damaligen Kämpfe zwischen Marxismus-Leninismus und Revisionismus in der kommunistischen Weltbewegung.

Harpal Brars Analyse der Sowjetunion, der Perestrojka und vor allem der dort vorgenommenen politischen und ökonomischen Veränderungen stellt eine gründliche und kenntnisreiche Erforschung des Niedergangs und der bitteren Niederlage des Sozialismus in Europa dar.

Das alles will gut bedacht, intensiv diskutiert und vor allem in unseren theoretisch-analytischen Erfahrungsschatz aufgenommen sein.

Wir bitten Euch: kommt zahlreich! Und bringt befreundete Genossinnen und Genossen mit. Denn die Lage ist nicht einfach. Das Thema Revisionismus sehen viele (vor allem Führungen) nicht gern, das soll nicht diskutiert werden, – denn die Ursachen der Niederlage des Sozialismus haben gefälligst der „Stalinismus”, das „Demokratiedefizit”, die „Mängel”, „Schwächen” und „Verwerfungen”, ja „Verbrechen”, die „Kommandowirtschaft” usw. zu sein – nicht gesprochen werden soll jedoch von der Aufweichung des Sozialismus durch den Revisionismus, durch die „Konterrevolution auf Filzlatschen”. Aber gerade diese eine Frage ist die Frage um alles: liegt das wesentliche Moment für die Niederlage etwa darin, nicht früh genug zum „Demokratischen Sozialismus” übergegangen zu sein – oder liegt sie darin, vom Marxismus-Leninismus abgewichen, antisozialistische Wirtschafts- und Weltpolitik durchgesetzt, Illusionen über den Imperialismus verbreitet und so dem Klassenfeind in die Hände gearbeitet zu haben? Dass wir zur zweiten These neigen, liegt auf der Hand. Aber eins muss klar sein: Nach der Antwort auf diese Frage bestimmt sich die Ausrichtung heutiger kommunistischer Politik. Deshalb kann man der Antwort darauf auch nicht ausweichen, deshalb darf dies Thema niemandem egal sein oder zu schwierig, zu gefährlich oder was auch immer als Grund für das Ausweichen angegeben wird. Deshalb nochmals unsere Bitte: kommt zahlreich!

Unsere Veranstaltung will einen Beitrag leisten, die Lücke, die in der öffentlichen Diskussion in Sachen Revisionismus noch immer klafft, zu schließen.

Sonnabend, 24. August, 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr in Berlin im alten ND-Haus, Franz-Mehring-Platz 1, blauer Salon!

Und nun weiter zu diesem Heft:

Das Heft beginnen wir mit einer Hoffnung: dass Euch die Nachrichten aus benachbarten Parteien interessieren und erfreuen: Revisionismus, Reformismus und Opportunismus bleiben nicht mehr unwidersprochen – und diejenigen, die widersprechen, gewinnen an Stärke!

Die Imperialismusdiskussion geht weiter, ebenfalls befassen wir uns mit der Programmdiskussion in der DKP – der DKP-Parteitag, der dazu Entscheidungen treffen soll, steht zwar noch nicht direkt vor der Tür, wirft aber seine Schatten voraus: er wird am 30. November und 1. Dezember in Düsseldorf stattfinden. Dort werden voraussichtlich Weichen gestellt werden, die die weitere Entwicklung der DKP entscheidend prägen werden.

Und wir haben in diesem Heft ein bei uns eher selten vertretenes Thema: einen ausgesprochen spannenden juristischen Artikel von Erich Buchholz und wir legen ihn auch und gerade all denjenigen ans Herz, die sonst kein besonders großes Interesse an rechtlichen Fragen haben, denn in solcher Weise hat nach unserer Meinung noch niemand den Zusammenhang von gesellschaftlicher Formation und Recht dargestellt.

Aus Cuba, d.h. von Fidel Castro, sind interessante und manchmal auch belustigende, vor allem aber Achtung einflößende Dinge zu dokumentieren. Und wir bitten Euch um freundliche Unterstützung für das dort vorgestellte Buchprojekt der Cubaner und um Aufmerksamkeit für die Anti-Bacardi-Kampagne.

Die Stalin-Ära beschäftigt uns auch in diesem Heft wieder: Wir haben einen Artikel, der die Quintessenz der Einsichten darstellt, die nach der Öffnung einiger Archive über die Stalin-Ära bisher zu gewinnen waren. Wir hoffen, dass damit ein Beitrag dazu geleistet werden kann, etwas mehr Objektivität in die überschäumende Giftküche der Stalin-Rezeption und die Einschätzung der mit dem Namen Stalin verbundenen Geschichtsepoche der Sowjetunion zu bringen.

Die Rubriken „Resonanz”, „Bundestagswahl”, „Fußball-WM” und „Spendeneingang” beschließen das Heft.

All denjenigen, die uns mit Spenden geholfen haben, sei herzlicher Dank ausgesprochen. Im September 2002 erscheint diese Zeitschrift seit neun Jahren – es ist immer wieder ermutigend, dass so etwas überhaupt möglich ist und dass eine Leserschaft ein solches Projekt so lange trägt. Andererseits sieht es zur Zeit nicht besonders gut aus mit unseren Finanzen: wir haben vor Drucklegung dieses Heftes noch 183,24 Euro in der Offensiv-Kasse (die genaue Abrechnung findet Ihr wie gesagt am Ende des Heftes). Damit dieses Heft, das Ihr jetzt in den Händen haltet, überhaupt gedruckt und verschickt werden konnte, mussten Anna und Frank die Kosten aus eigener Tasche vorschießen. Wir müssen also verstärkt um Spenden bitten:

Spendenkonto Offensiv: Konto Frank Flegel, Nr. 21827 249 bei Stadtsparkasse Hannover, BLZ 250 501 80, Kennwort Offensiv (Kennwort nicht vergessen!)

Und zum Schluss eine letzte Bemerkung: Ihr werdet wahrscheinlich schon bemerkt haben, dass dieses Heft Überlänge hat: wir wollten nichts unveröffentlicht lassen, deshalb haben wir uns trotz der schlechten Finanzlage zu dieser zusätzlichen Ausgabe entschlossen. Wir sind halt hoffnungslose Optimisten…. Für die Redaktion: Frank Flegel