Zeitschrift für Sozialismus und Frieden                                                                                        9/03

Herausgeber: Verein zur Förderung demokratischer Publizistik e.V.

Spendenempfehlung: 1,60 E                                                                                                                    


 

Stalin zum Klassenkampf

 

Von Harpal Brar

 Übersetzung: Andrea Schön

 

 

Redaktionsnotiz

Vorwort der Übersetzerin

Stalin zum Klassenkampf

Der Mechanismus des Klassenkampfes unter der Diktatur des Proletariats

Vorwort zu Stalins Schriften über den Mechanismus des Klassenkampfes unter der Diktatur des Proletariats

1. Klassen und Klassenkampf

Hat Stalin in seiner Rede "Über den Entwurf der Verfassung der Union der SSR" 1936 gesagt, daß Klassen in jeder Bedeutung des Begriffs in der UdSSR nicht mehr existierten?

Hat Stalin gesagt, daß Kommunismus in der UdSSR vollständig errichtet worden sei?

Kann jemand, ohne aufzuhören Marxist-Leninist zu sein, davon sprechen, daß die ausbeutenden Klassen abgeschafft sind, während der Staat noch existiert?

2. Intensivierung des Klassenkampfes im Sozialismus

Folgte Stalin der Theorie, daß der Klassenkampf im Sozialismus nachläßt? Hat er behauptet, daß die "Restauration nur mittels Intervention von außen" erfolgen kann?

Stalins Kampf gegen Trotzkismus und Bucharinismus ist nur verständlich auf der Basis, daß Stalin der Theorie der Intensivierung des Klassenkampfs im Sozialismus folgte

3. „Fehlen einer Massenlinie“

4. Stalin und die Intelligenz

5. Schlußfolgerung

 

Redaktionsnotiz

Wir freuen uns, eine weitere Arbeit von Harpal Brar veröffentlichen zu können. Harpal Brar wird vielen von seinen Auftritten bei unserer Imperialismuskonferenz im Herbst 2000, bei unserer Veranstaltung mit ihm und Kurt Gossweiler in Berlin im Sommer 2002 oder von den beiden Lesereisen „Imperialismus“ (Herbst 2001) bzw. „Perestrojka“ (Frühjahr 2003) bekannt sein.

Das Heft verstehen wir als eine Ergänzung der Reihe „Stalin als Theoretiker des Marxismus-Leninismus“ von Ulrich Huar.

Wir hoffen, dass unsere Veröffentlichungen über Stalin nicht nur Zorn und Ablehnung, sondern auch Interesse und Diskussion erzeugen, denn ohne den Blick auf unsere Geschichte und die Schlussfolgerungen aus ihr und ohne eine schlüssige Niederlagenanalyse werden wir heute und hier niemals eine vernünftige Praxis zuwege bringen.

 

Offensiv finanziert sich allein durch Spenden. In diesem Jahr haben wir so viele Sonderhefte wie noch nie in unserer Geschichte aufgelegt. Das war und ist möglich wegen einer sehr großzügigen Einzelspende. Trotzdem aber sind wir auf weitere Gelder von Euch, unseren Leserinnen und Lesern, angewiesen. Deshalb bitten wir um Spenden. Jeder Betrag hilft!

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                                                                                                    Frank Flegel, Hannover

Vorwort der Übersetzerin

Die folgenden Kapitel sind Harpal Brars Buch "Trotskyism or Leninism?" (Trotzkismus oder Leninismus?) aus dem Jahre 1993 entnommen, das bislang in englischer und französischer Ausgabe vorliegt. Es handelt sich um die – stellenweise leicht gekürzten - Kapitel 20, 21, 22, 25, 26 und 27, die sich mit selbsternannten "antirevisionistischen" Kritikern von Stalins Auffassung vom Begriff der Klasse und des Klassenkampfes in den späten zwanziger und Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts befassen. Der Autor wendet sich hier mit aller Schärfe gegen Vorwürfe, Stalin sei vom marxistischen Klassenbegriff abgewichen und habe daher die Rolle und Dynamik des Klassenkampfes beim Aufbau des Sozialismus in der UdSSR unterschätzt.

Die Relevanz dieser Auseinandersetzung besteht hierzulande vor allem darin, daß in revisionistischen Kreisen die hier zur Debatte stehende Kritik sozusagen spiegelbildlich vertreten wird: Stalin habe die Entwicklung und Schärfe des Klassenkampfs im Sozialismus überschätzt und daher zu administrativen Maßnahmen gegriffen, "Bürgerkrieg" auf dem Lande entfacht etc. Im Vorwurf der "Entfremdung von den Massen" treffen sich "anti-revisionistische" und revisionistische Kritik und erweisen sich somit gleichermaßen als revisionistisch im eigentlichen Sinne des Wortes (Revision der marxistisch-leninistischen Theorie, damit Entstellung und Verfälschung).

Die Brillanz dieser Auseinandersetzung besteht vor allem darin, anhand zahl- und umfangreicher Originaltextstellen die theoretische Virtuosität von Stalin in der Anwendung marxistisch-leninistischer Begriffe und Methoden nachzuweisen - in einer Frage, die von entscheidender Bedeutung für den Aufbau des Sozialismus ist: die Rolle der Klassen – antagonistische und nicht-antagonistische, Form und Inhalt des Klassenkampfes und die Rolle des Staates, der Diktatur des Proletariats.

Sichtbar wird außerdem, daß es eines tiefen Verständnisses der Klassiker in deren Theorie wie Praxis bedarf, um sich überhaupt ein Urteil über deren "Fehler", "Abweichungen" etc. zu erlauben. Eine eklektische Textexegese, wie sie viele Intellektuelle gerne betreiben, führt dabei schnell zu fundamentalen Irrtümern.

Obwohl sich der Autor im wesentlichen auf die Rede über den Verfassungsentwurf der UdSSR und den Rechenschaftsbericht zum 18. Parteitag bezieht, verweist er auf viele andere Textstellen, die die jeweilige Anwendung der Begriffe in der konkret-historischen Praxis nachweisen. Der Text ist nicht chronologisch abgefaßt, so daß der Leser die jeweiligen Zeitangaben der Zitate beachten muß, um die gemachten Aussagen der jeweils betreffenden Periode – maßgeblich der Zeitraum der Kollektivierung der Landwirtschaft und der Zeitraum ab Gründung der UdSSR bis 1939 - zuzuordnen.

Die Hervorhebungen in den Originalzitaten wurden mit Unterstreichung markiert, die vom Autor hinzugefügten versal gedruckt.

                                                                                                      Andrea Schön, Essen

Stalin zum Klassenkampf

Der Mechanismus des Klassenkampfes unter der Diktatur des Proletariats

 

"Es ist notwenig, mit der faulen Theorie aufzuräumen, daß mit jedem Fortschritt, den wir machen, der Klassenkampf mehr und mehr erlösche"

                                                                                                                   Stalin, 1937

Vorwort zu Stalins Schriften über den Mechanismus des Klassenkampfes unter der Diktatur des Proletariats

Seit dem 20. Parteitag der KPdSU im Jahre 1956 hat der Revisionismus in der Sowjetunion triumphiert. Viele sogenannte Antirevisionisten halten Stalin verantwortlich für den Sieg des Revisionismus in der UdSSR: "Während es stimmt, daß die antistalinistische Plattform unerläßlich für die Annahme eines umfassenden revisionistischen Programms war, kann nicht behauptet werden, daß der Revisionismus erst nach Stalins Tod seinen Aufstieg nahm ..." So MF in Marxist-Leninist Quarterly Nr. 2[1].

Sie machen ihn in erster Linie verantwortlich für "irrige" Ansichten zur Frage der Klassen, des Klassenkampfes im Sozialismus und in der Frage des Staates. Genauer gesagt, sie klagen ihn an, er habe 1936 behauptet, daß Klassen in jeder Bedeutung des Begriffs in der Sowjetunion eliminiert seien, weiterhin, er habe behauptet, daß "eine Restauration der Klassenverhältnisse nur durch äußere Intervention möglich" sei und daß "der interne Klassenkampf in der Sowjetunion im Jahre 1939 ein Ende gefunden" habe; sie bezichtigen ihn außerdem an, in der Staatsfrage eine Ansicht vertreten zu haben, die "radikal vom Marxismus-Leninismus abweicht." Das sind in Kurzform die in erster Linie vorgetragenen Anklagen gegen Stalin.

Eine Zeitlang wurden einige der Vorwürfe lose, im allgemeinen nur mündlich, in der antirevisionistischen Bewegung gestreut. Und solange dies in Form von Gerüchten geschah, war es schwer, einen Zugriff auf sie zu bekommen, da niemand genau wußte, wer was gesagt hat oder wo und wann es gesagt wurde. Nun hat eine Organisation, die sich selbst antirevisionistisch nennt, aber ständig die Ideologie des Revisionismus vorträgt, ihre Bezichtigungen, die bisher nur privat, mündlich und in Form des Klatsches verbreitet worden waren, in Schriftform gegossen. Diese Organisation heißt "Communist Federation of Britain (Marxist-Leninist)" (CFB) [Kommunistische Föderation Großbritanniens (ML)]. In der zweiten Ausgabe ihres Journals Marxist-Leninist Quarterly veröffentlichte sie einen Artikel von einem gewissen MF. Dieser Artikel enthält die meisten – beinahe alle – der oben genannten Vorwürfe sowie weitere Anklagen gegen Stalin. Wir werden uns mit diesen und anderen befassen; wir tun dies aus der Notwendigkeit heraus, diesen Herrn MF und seine Organisation zu nennen, nicht weil sie als Individuum und als Organisation es wert wären, seine Zeit zu verschwenden, sondern weil sie einen der gefährlichsten halbmenschewistischen, halbtrotzkistischen Trends in der antirevisionistischen Bewegung repräsentieren, die sich als Marxisten-Leninisten maskieren und Menschen in der Arbeiterbewegung mit marxistischer Phraseologie täuschen und in die Irre führen.

Eine weitere Anklage stammt ebenfalls von MF von der CFB und besagt, daß während der Stalinzeit die Partei "zunehmend von den Massen entfremdet" wurde; daß es die "Abwesenheit einer Massenlinie" gab, die zur "Degeneration der Partei und des Staates" führte, zur falschen Behandlung gesellschaftlicher Widersprüche und zur "völligen Kontrolle" durch die Bourgeoisie. Dieser "Irrtum" von Stalin ist nach MF verantwortlich für die zuerst genannten.

Eine weitere Anklage gegen Stalin stammt von den Antirevisionisten der Finsbury Communist Association (FCA). Gemäß dieser waren es "Stalins und Schdanows Haltung zur sowjetischen Intelligenz, die beim 18. Parteitag vorgetragen und anschließend in das Parteistatut aufgenommen wurden", die für die Tatsache verantwortlich waren, daß "die Sowjetunion degenerierte".

Im folgenden werden die genannten Anklagen näher, wenn auch sicherlich in diesem Zusammenhang nicht erschöpfend, beleuchtet.

1. Klassen und Klassenkampf

Hat Stalin in seiner Rede "Über den Entwurf der Verfassung der Union der SSR" 1936 gesagt, daß Klassen in jeder Bedeutung des Begriffs in der UdSSR nicht mehr existierten?

Nein, hat er nicht. Stalin befaßt sich hier mit den Veränderungen im Leben der UdSSR in der Periode von 1924 bis 1936. Er kontrastiert die Rückständigkeit im Jahre 1924 mit dem sozialistischen Fortschritt, der bis 1936 erreicht worden war. Nachdem er den Fortschritt in diesen Jahren anhand der sozialistischen Industrie, der Kollektivierung der Landwirtschaft, des staatlichen Handelsmonopols und der Beseitigung der Kulaken und Kapitalisten aufgezeigt hat, fährt Stalin fort:

"Somit ist jetzt der volle Sieg des sozialistischen Systems in allen Sphären der Volkswirtschaft zur Tatsache geworden.

Was aber bedeutet das?

Das bedeutet, daß die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aufgehoben, beseitigt, das sozialistische Eigentum an den Produktionsmitteln und –instrumenten sich aber als unerschütterliche Grundlage unserer Sowjetgesellschaft durchgesetzt hat.

Im Gefolge aller dieser Veränderungen in der Volkswirtschaft der Sowjetunion haben wir jetzt eine neue, eine sozialistische Ökonomik, die keine Krisen und keine Arbeitslosigkeit kennt, die kein Elend und keinen Ruin kennt und den Staatsbürgern alle Möglichkeiten für ein wohlhabendes und kulturelles Leben gewährt.

Das sind im wesentlichen die Veränderungen, die in unserer Ökonomik in der Periode von 1924 bis 1936 vor sich gegangen sind.

Entsprechend diesen Veränderungen in der Ökonomik der Sowjetunion hat sich auch die Klassenstruktur unserer Gesellschaft verändert.

Die Klasse der Gutsbesitzer war bekanntlich schon mit der siegreichen Beendigung des Bürgerkrieges liquidiert worden. Was die anderen Ausbeuterklassen betrifft, so haben sie das Schicksal der Klasse der Gutsbesitzer geteilt. Verschwunden ist die Kulakenklasse in der Landwirtschaft. Verschwunden sind die Händler und Spekulanten auf dem Gebiete des Warenumsatzes. Alle AUSBEUTERklassen sind somit liquidiert.

Geblieben ist die Arbeiterklasse.

Geblieben ist die Klasse der Bauern.

Geblieben ist die Intelligenz."

(in: "Fragen des Leninismus", S. 616-17)

Es geht aus diesem Zitat völlig klar hervor, daß wenn Stalin über die Eliminierung von Klassen spricht, er nicht die Eliminierung von Klassen im allgemeinen meint, sondern die Eliminierung der "Ausbeuterklassen". Es ist vollkommen richtig, daß zum Zeitpunkt des 25. November 1936, als Stalin seine Rede über den Entwurf der Verfassung der UdSSR hielt, Klassen – im streng ökonomischen Sinn als ausbeutende und ausgebeutete Klassen – in der UdSSR eliminiert waren. Waren einmal die Kapitalisten, Gutsbesitzer und Kulaken beseitigt, war es völlig legitim, wie Stalin zu behaupten, daß die Klassen aufgehört haben zu existieren.

Aber nur weil Stalin behauptet, nach unserer Ansicht völlig zu Recht, daß Klassen im obigen Sinn als ausbeutende und ausgebeutete Klassen eliminiert wurden, heißt das, daß Klassen in jeder Bedeutung des Begriffs ebenfalls eliminiert wurden? Nein, das heißt es nicht. Im Gegenteil, Stalin machte sehr deutlich, daß in der Sowjetunion zwei Klassen verblieben. Um es zu wiederholen: "Geblieben ist die Arbeiterklasse. Geblieben ist die Klasse der Bauern."

Und Stalin fährt fort in seinen Ausführungen, die Bedeutung der Veränderungen in der Klassenstruktur in der Sowjetunion im Zeitraum von 1924 bis 1936 deutlich machend:

"Wovon zeugen diese Veränderungen?

Sie zeugen erstens davon, daß die Grenzlinien zwischen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft, ebenso wie diejenigen zwischen diesen Klassen und der Intelligenz SICH VERWISCHEN, daß die alte Klassenabgeschlossenheit verschwindet. Das bedeutet, DASS DER ABSTAND ZWISCHEN DIESEN SOZIALEN GRUPPEN SICH IMMER MEHR VERRINGERT.

Sie zeugen zweitens davon, daß die ÖKONOMISCHEN GEGENSÄTZE ZWISCHEN DIESEN SOZIALEN GRUPPEN DAHINSCHWINDEN, SICH VERWISCHEN.

Sie zeugen schließlich davon, daß auch die POLITISCHEN GEGENSÄTZE ZWISCHEN IHNEN DAHINSCHWINDEN UND SICH VERWISCHEN." (ebd., S. 619-20)

Wie hier sehr deutlich wird, sagt Stalin in keiner Weise, daß Klassen in jeder Bedeutung des Begriffs eliminiert wurden; noch weniger behauptet er, daß alle ökonomischen und politischen Widersprüche in der UdSSR aufgehört haben zu existieren. Weit entfernt davon: Stalin sagt, daß Ausbeuterklassen eliminiert wurden, aber es in der UdSSR noch zwei Klassen gab, die Arbeiterklasse und die Bauernschaft, deren Interessen, wie Stalin betont, weit entfernt davon, einander feindlich zu sein, im Gegenteil einander freundlich sind. Die Scheidelinie zwischen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft und zwischen diesen beiden Klassen und der Intelligenz hatten sich noch NICHT verwischt, waren aber auf dem Weg dahin; die ökonomischen Widersprüche zwischen den verbliebenen Klassen und Schichten waren noch NICHT abgeschafft, aber auf dem Weg dazu; die politischen Widersprüche zwischen diesen sozialen Gruppen waren noch NICHT beseitigt, aber befanden sich auf dem Weg, der zur Beseitigung dieser Widersprüche führt. Kann irgendeine dieser Behauptungen widerlegt werden? Das ist nicht der Fall. Mit anderen Worten, was Stalin sagt, heißt, daß es im Jahre 1936 in der Sowjetunion keine ANTAGONISTISCHEN Klassen gab, daß es nur zwei Klassen gab, die Arbeiterklasse und die Bauernschaft, deren Interessen weit entfernt davon waren, feindlich zu sein, sondern im Gegenteil freundlich.

In der Befassung mit den grundlegenden Merkmalen des Verfassungsentwurfs hat Stalin folgendes zu sagen, das eine direkte Auswirkung auf die Frage der zur Diskussion stehenden Klassen hat:

"Zum Unterschied von den bürgerlichen Verfassungen geht der Entwurf der neuen Verfassung der UdSSR davon aus, daß es in der Gesellschaft keine ANTAGONISTISCHEN Klassen mehr gibt; daß die Gesellschaft aus zwei befreundeten Klassen, aus Arbeitern und Bauern, besteht, daß ebendiese werktätigen Klassen an der Macht stehen, daß die STAATLICHE Führung der Gesellschaft (DIE DIKTATUR) der Arbeiterklasse als der fortgeschrittensten Klasse der Gesellschaft zukommt, daß die Verfassung dazu notwendig ist, die gesellschaftlichen Zustände zu verankern, die den Werktätigen genehm und vorteilhaft sind.

Das ist die dritte Besonderheit des Entwurfs der neuen Verfassung." (ebd., S. 624)

Demnach war gemäß Stalin die sowjetische Gesellschaft NICHT ohne Klassen; sie war nur OHNE ANTAGONISTISCHE KLASSEN; sie bestand aus ZWEI freundlichen Klassen, der Arbeiterklasse und der Bauernschaft. Außerdem gab es noch den Staat (die Diktatur), die in den Händen der Arbeiterklasse war, der am fortgeschrittensten Klasse in der Gesellschaft. All das zeigt die Falschheit der Behauptung, daß gemäß Stalin Klassen in jeder Bedeutung des Begriffs in der Sowjetunion eliminiert waren. Falls Stalin irgend etwas in diese Richtung gesagt hätte, hätte es wenig Anlaß für ihn gegeben, über den Erhalt des Staates (die Diktatur) und die Führung der Gesellschaft durch diesen Staat in den Händen der Arbeiterklasse, der fortgeschrittensten Klasse, da es sinnlos ist, über die fortgeschrittenste Klasse zu sprechen, ohne daß auch eine rückschrittliche Klasse existiert, im Vergleich zu der diese Klasse als die fortgeschrittene betrachtet werden kann. Der sowjetische Verfassungsentwurf, und Stalin, gingen von der Annahme zweier Klassen aus.

Sofern das Bisherige immer noch als unzureichend von jenen betrachtet wird, die die verleumderische Behauptung gegen Stalin aufstellen, er habe geglaubt, daß Klassen in jeder Bedeutung des Begriffs abgeschafft worden seien, das es keine Klassen mehr in der Sowjetunion gegeben habe, machen wie einen letzten Versuch, diesen Leuten zu helfen, ihren Irrtum einzusehen und auf den richtigen Weg zu gelangen – wenn das überhaupt möglich ist. Es ist hinreichend bekannt, daß der Artikel 1 des Verfassungsentwurfs sich mit der Klassenzusammensetzung in der sowjetischen Gesellschaft befaßt; er spricht vom sowjetischen Staat als "Arbeiter- und Bauernstaat". Vier Ergänzungsvorschläge wurden zu diesem Artikel gemacht. Einer davon schlug vor, "Arbeiter- und Bauernstaat" zu ersetzen durch die Worte "Staat der arbeitenden Menschen". Nach einem zweiten Vorschlag sollte es heißen "Staat der Arbeiter, Bauern und der arbeitenden Intelligenz". Der dritte Vorschlag forderte, daß Artikel 1 sich nicht auf den "Arbeiter- und Bauernstaat" beziehen sollte, sondern auf den "Staat aller Rassen und Nationalitäten, die das Territorium der UdSSR bewohnen". Und der vierte Vorschlag schlug vor, daß das Wort "Bauern" ersetzt werden solle durch "Kollektivbauern und Werktätige der sozialistischen Landwirtschaft".

Stalin widersetzte sich der Annahme all dieser Änderungen und Ergänzungen. Einige seiner Argumente, die relevant sind für die hier zu diskutierende Frage, seien im folgenden wiedergegeben:

"Wovon spricht Artikel 1 des Verfassungsentwurfs? Er spricht von der Klassenzusammensetzung der Sowjetgesellschaft. Können wir Marxisten in der Verfassung die Frage der Klassenzusammensetzung unserer Gesellschaft umgehen? NEIN, DAS KÖNNEN WIR NICHT. DIE SOWJETGESELLSCHAFT BESTEHT BEKANNTLICH AUS ZWEI KLASSEN, AUS ARBEITERN UND BAUERN. Artikel 1 des Verfassungsentwurfs spricht gerade davon. Also bringt Artikel 1 des Verfassungsentwurfs die Klassenzusammensetzung unserer Gesellschaft richtig zum Ausdruck." (ebd., S. 636)

Und weiter: "Ebenso wäre es unrichtig, das Wort "Bauer" durch das Wort "Kollektivbauer" oder durch die Worte "Werktätiger der sozialistischen Landwirtschaft" zu ersetzen. Erstens gibt es unter den Bauern außer den Kollektivbauern noch über eine Million Höfe von Nichtkollektivbauern. Was soll mit ihnen geschehen? Gedenken die Urheber dieses Abänderungsvorschlages etwa, sie vollständig außer acht zu lassen? Das wäre unvernünftig. Zweitens, wenn die meisten Bauern begonnen haben, kollektive Wirtschaft zu betreiben, so heißt das doch nicht, daß sie aufgehöret haben, Bauern zu sein, daß sie keine individuelle Wirtschaft, keinen eigenen Hof usw. mehr haben. Drittens müßte dann auch das Wort "Arbeiter" durch die Worte "Werktätiger der sozialistischen Industrie" ersetzt werden, was jedoch die Urheber des Abänderungsvorschlages aus irgendeinem Grunde nicht vorschlagen. Schließlich, sind etwa bei uns die Klasse der Arbeiter und die Klasse der Bauern schon verschwunden? Und wenn sie nicht verschwunden sind, soll man dann die für sie festgesetzten Bezeichnungen aus dem Wortschatz streichen? Die Urheber des Abänderungsvorschlags haben offenbar nicht die gegenwärtige, sondern die zukünftige Gesellschaft im Auge, in der es keine Klassen mehr geben wird und in der die Arbeiter und Bauern sich in Werktätige der einheitlichen kommunistischen Gesellschaft verwandeln werden. Sie eilen also offenkundig voraus. Bei der Festlegung der Verfassung darf man jedoch nicht von der Zukunft, sondern muß von der Gegenwart ausgehen, von dem, was bereits da ist. Die Verfassung kann und darf nicht vorauseilen." (ebd., S. 637-38)

Mit anderen Worten: Klassen waren nicht eliminiert, obwohl die ausbeutenden Klassen beseitigt waren; dementsprechend war die sowjetische Gesellschaft immer noch in einer niedrigen Phase des Kommunismus, die durch die Nichtexistenz ausbeutender Klassen, die Nichtexistenz der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen gekennzeichnet ist; sie mußte immer noch die höhere Phase des Kommunismus erreichen, "in der es keine Klassen mehr geben wird und in der die Arbeiter und Bauern sich in Werktätige der einheitlichen kommunistischen Gesellschaft verwandeln werden", in der das herrschende Prinzip die Formel "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" sein wird.

Klar, sollte man meinen.

Falls nach all dem Gesagten immer noch Verleumdungen in dieser Frage gegen Stalin weiterbestehen, falls die Verleumder sich weigern, die obigen sturen Fakten zu berücksichtigen, können wir nur mit den Worten eines berühmten russischen Sprichworts antworten: "Für Dummköpfe sind keine Gesetze geschrieben."

Hat Stalin gesagt, daß Kommunismus in der UdSSR vollständig errichtet worden sei?

Einige Kritiker mit sehr blühender Phantasie (gedüngte Phantasie wäre wohl der bessere Ausdruck) – und folglich großen Fähigkeiten, bedeutungsfreien Müll zu verbreiten – fahren fort zu behaupten, daß, da gemäß Stalin die ausbeutenden Klassen eliminiert seien und es keine Klasse zu unterdrücken gebe, damit der vollständige Kommunismus errichtet sei und es daher keine Notwendigkeit mehr für die Existenz eines Staates in der Sowjetunion gebe. Aber der Staat in der UdSSR existierte immer noch. Das Nettoergebnis von alldem ist, daß Stalin gemäß diesen "Kritikern" – bürgerliche Schreiberlinge, um genauer zu sein – einen "Fehler" gemacht habe; er hätte nicht bemerkt, daß die sowjetische Gesellschaft weit entfernt von dem Endziel einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft war. Mit dieser Behauptung zeigen die Cent-pro-Zeilen-Schreiberlinge nicht nur ihre Leidenschaft für Verleumdungen und Verunstaltungen, sondern ebenso ihre unmittelbare Ignoranz. In derselben Rede über den Verfassungsentwurf, in der ihm angeblich dieser Phantomirrtum unterlief, sagt Stalin folgendes über den Entwicklungsgrad der sowjetischen Gesellschaft:

"Unsere Sowjetgesellschaft hat erreicht, daß sie den Sozialismus im wesentlichen schon verwirklicht, die sozialistische Gesellschaftsordnung errichtet, d.h. daß sie das verwirklicht hat, was bei den Marxisten sonst die erste oder niedere Phase des Kommunismus genannt wird. Also ist bei uns die erste Phase des Kommunismus, der Sozialismus, im wesentlichen bereits verwirklicht. Das Grundsprinzip dieser Phase des Kommunismus ist bekanntlich die Formel: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung." Muß unsere Verfassung diese Tatsache, die Tatsache der Erringung des Sozialismus, zum Ausdruck bringen? Muß sie auf dieser Errungenschaft basieren? Unbedingt muß sie das. Sie muß das, weil der Sozialismus für die Sowjetunion das ist, was bereits erreicht und errungen ist.

Aber die Sowjetgesellschaft hat noch nicht die Verwirklichung der höheren Phase des Kommunismus erreicht, in der das herrschende Prinzip die Formel sein wird: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen", obgleich sie es sich zum Ziele setzt, in der Zukunft die höhere Phase des Kommunismus zu verwirklichen. Kann unsere Verfassung auf der höheren Phase des Kommunismus basieren, die es noch nicht gibt und die erst errungen werden muß? Nein, das kann sie nicht, denn die höhere Phase des Kommunismus ist für die Sowjetunion das, was noch nicht verwirklicht ist und was in der Zukunft verwirklicht werden soll. Sie kann das nicht, wenn sie sich nicht in ein Programm oder in eine Deklaration über künftige Errungenschaften verwandeln will. Das ist der Rahmen unserer Verfassung im gegebenen historischen Augenblick." (ebd., S. 622-23)

Kann jemand, ohne aufzuhören Marxist-Leninist zu sein, davon sprechen, daß die ausbeutenden Klassen abgeschafft sind, während der Staat noch existiert?

Nun erhebt sich die Frage: Nachdem die Ausbeuterklassen eliminiert waren, die Kulaken auf offenem Schlachtfeld geschlagen und die nieder Phase des Kommunismus, nämlich der Sozialismus mit seiner Formel "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung" erreicht war, war es unter diesen Umständen für Stalin legitim zu behaupten, daß Klassen aufgehört haben zu existieren. Klassen haben in der UdSSR aufgehört zu existieren in dem Sinne, daß es keine Ausbeuter und keine Ausgebeuteten mehr gab; daß mit der Machtübernahme durch die Arbeiterklasse diese ihre politische Herrschaft dazu benutzte, der Bourgeoisie alles Kapital zu entreißen und die Gesamtheit der Produktivkräfte sehr schnell vergrößerte. Also hatten wir einen proletarischen Staat ohne Klassen, ohne Klassen im Sinne von Ausbeuter- und ausgebeuteten Klassen. Aber kann man als Marxist-Leninist von einem Staat ohne Klassen sprechen in dem Sinne, den wir gerade angesprochen haben? Ja, das kann man sicherlich. Aber bürgerliche "Kritiker" und andere sagen: Nein, man kann sicherlich nicht von einem Staat sprechen, in dem es im obigen Sinne keine Klassen gibt. Sie informieren uns, daß man nicht von einem Staat sprechen kann, wenn es keine Ausbeuterklassen gibt. Sie schwören bei Marx und Lenin (armer Marx! armer Lenin!), daß sie im Recht seien, und sind voll boshafter Schadenfreude über das angeblich von ihnen Nachgewiesene mit einer Verve, die sich für bessere Zwecke eignet - nämlich, daß Stalin mit seiner Behauptung in seiner Rede über den Verfassungsentwurf von 1936 wie in seiner Rede anläßlich des 18. Parteitags, daß die Ausbeuterklassen in der UdSSR eliminiert seien, anti-marxistischen und anti-leninistischen Unsinn geäußert habe. Es gibt allerdings einen "kleinen" Haken. Unsere "Kritiker" haben eine Kleinigkeit übersehen – nämlich, daß Lenin anders dachte als diese "Leninisten". Daß W.I. damit rechnete, daß der Staat noch eine ganze Weile OHNE KLASSEN existieren würde, was aus seiner folgenden Behandlung mit der Frage hervorgeht. Im 5. Kapitel von "Staat und Revolution" diskutiert Lenin "Die ökonomischen Grundlagen für das Absterben des Staates". Nachdem er sich mit der "Fragestellung bei Marx" und dem "Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus" befaßt hat, fährt er fort mit "Die erste Phase der kommunistischen Gesellschaft". Für diese erste Phase der kommunistischen Gesellschaft gilt nach Lenin:

"Die Produktionsmittel sind schon nicht mehr Privateigentum einzelner Personen. Die Produktionsmittel gehören der ganzen Gesellschaft. Jedes Mitglied der Gesellschaft leistet einen gewissen Teil gesellschaftlich notwendiger Arbeit und erhält von der Gesellschaft einen Schein darüber, daß es ein gewisses Quantum Arbeit geliefert hat. Auf diesen erhält es ein entsprechendes Quantum Produkte aus den gesellschaftlichen Vorräten an Konsumptionsmitteln. Nach Abzug des Arbeitsquantums, das für die gemeinschaftlichen Fonds bestimmt ist, erhält jeder Arbeiter also von der Gesellschaft so viel zurück, wie er ihr gegeben hat. Es herrscht gewissermaßen "Gleichheit"." (Bd. 25, S. 479)

Aber "gleiches Recht" ist hier immer noch "bürgerliches Recht", das noch nicht in Gänze beseitigt ist; damit herrscht immer noch Ungleichheit.

Lenin fährt fort: „"Gleiches Recht", sagt Marx, haben wir hier allerdings, es ist aber noch das "bürgerliche Recht", das, wie alles Recht, Ungleichheit voraussetzt. Jedes Recht besteht in Anwendung von gleichem Maßstab auf ungleiche Individuen, die in Wirklichkeit verschieden, untereinander ungleich sind; das "gleiche Recht" ist daher eine Verletzung der Gleichheit und eine Ungerechtigkeit. In der Tat erhält jeder, der den gleichen Teil gesellschaftlicher Arbeit geleistet hat wie die anderen, den gleichen Anteil am gesellschaftlichen Produkt (nach den erwähnten Abzügen).

Indes sind die einzelnen Menschen nicht gleich: Der eine ist stärker, der andere schwächer; der eine ist verheiratet, der andere nicht; der eine hat mehr Kinder als der andere usw.

"Bei gleicher Arbeitsleistung", folgert Marx, "und daher gleichem Anteil an dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erhält also der eine faktisch mehr als der andre, ist der eine reicher als der andre etc. Um all diese Mißstände zu vermeiden, müßte das Recht, statt gleich, ungleich sein."

Gerechtigkeit und Gleichheit kann also die erste Phase des Kommunismus noch nicht bringen: Unterschiede im Reichtum, und zwar ungerechte Unterschiede bleiben bestehen, unmöglich aber wird die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sein, denn es wird nicht mehr möglich sein, die Produktionsmittel, die Fabriken, Maschinen, den Grund und Boden usw., als Privateigentum an sich zu reißen. Marx zerschlägt die kleinbürgerliche, unklare Phrase Lasalles von "Gleichheit" und "Gerechtigkeit" schlechthin und zeigt dabei den Entwicklungsgang der kommunistischen Gesellschaft, die gezwungen ist, zunächst nur die "Ungerechtigkeit" zu beseitigen, daß die Produktionsmittel von einzelnen Personen angeeignet sind, und vorerst nicht imstande ist, mit einem Schlag auch die weitere Ungerechtigkeit zu beseitigen, die in der Verteilung der Konsumtionsmittel "nach der Arbeitsleistung" (und nicht nach den Bedürfnissen) besteht.

Die Vulgärökonomen, darunter bürgerliche Professoren mitsamt "unserm" Tugan, machen den Sozialisten ständig zum Vorwurf, daß sie die Ungleichheit der Menschen vergessen und von einer Beseitigung dieser Ungleichheit "träumen". Ein solcher Vorwurf beweist, wie wir sehen, nur grenzenlose Ignoranz der Herren bürgerlichen Ideologen.

Marx zieht nicht nur auf das genaueste die unvermeidliche Ungleichheit der Menschen in Betracht, er berücksichtigt auch, daß der bloße Übergang der Produktionsmittel in das Gemeineigentum der gesamten Gesellschaft ("Sozialismus" im landläufigen Gebrauch des Wortes) die Mängel der Verteilung und Ungleichheit des "bürgerlichen Rechts" nicht beseitigt, das weiter herrscht, solange die Produkte "nach der Arbeitsleistung" verteilt werden.

"Aber diese Mißstände", fährt Marx fort, "sind vermeidbar in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft nach langen Geburtswehen hervorgegangen ist. Das Recht kann nie höher sein als die ökonomische Gestaltung und dadurch bedingte Kulturentwicklung der Gesellschaft."

Somit wird in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft) die gewöhnlich Sozialismus genannt wird) das "bürgerliche Recht" nicht vollständig abgeschafft, sondern nur zum Teil, nur entsprechend der bereits erreichten ökonomischen Umwälzung, d.h. lediglich in bezug auf die Produktionsmittel. Das "bürgerliche Recht" sieht in ihnen das Privateigentum einzelner Individuen. der Sozialismus macht sie zum Gemeineigentum. Insofern – und nur insofern – fällt das "bürgerliche Recht" fort.

Es bleibt jedoch in seinem anderen Teil bestehen, es bleibt als Regulator (Ordner) bei der Verteilung der Produkte und der Arbeit unter die Mitglieder der Gesellschaft. "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen", dieses sozialistische Prinzip ist schon verwirklicht; "für das gleiche Quantum Arbeit das gleiche Quantum Produkte" – auch dieses sozialistische Prinzip ist schon verwirklicht. Das ist jedoch noch nicht Kommunismus, und das beseitigt noch nicht das "bürgerliche Recht", das ungleichen Individuen für ungleiche (faktisch ungleiche) Arbeitsmengen die gleiche Menge Produkte zuweist.

Das ist ein "Mißstand", sagt Marx, aber er ist in der ersten Phase des Kommunismus unvermeidbar, denn will man nicht in Utopien verfallen, so darf man nicht annehmen, daß die Menschen sofort nach dem Sturz des Kapitalismus lernen werden, ohne alle Rechtsnormen für die Allgemeinheit zu arbeiten, sind doch die ökonomischen Voraussetzungen für eine solche Änderung durch die Abschaffung des Kapitalismus nicht sofort gegeben.

Andere Normen aber als die des "bürgerlichen Rechts" sind nicht vorhanden. Insofern bleibt noch die Notwendigkeit des Staates bestehen, der unter Wahrung des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln die Gleichheit der Arbeitsleistung und die Gleichheit bei der Verteilung der Produkte zu schützen hat." (ebd., S. 479-81)

Nach dieser bemerkenswert tiefgründigen Analyse fährt der Gigant Lenin mit folgenden Schlußfolgerungen fort. Man sollte sie sich sorgfältig vor Augen führen, um sie in ihrer wahren Bedeutung zu erfassen:

"Der Staat stirbt ab, insofern es keine Kapitalisten, keine Klassen mehr gibt und man daher auch keine Klasse mehr unterdrücken kann. Der Staat ist aber noch nicht ganz abgestorben, denn noch bleibt die Wahrung des "bürgerlichen Rechts", das die faktische Ungleichheit sanktioniert. Zum vollständigen Absterben des Staates bedarf es des vollständigen Kommunismus." (ebd., S. 281-82)

Damit ist es sonnenklar, daß Lenin der festen Ansicht war, daß der Staat weiter existiert, nachdem die erste Phase des Kommunismus erreicht ist, selbst wenn es keine Kapitalisten und Klassen mehr gab und entsprechend keine Klasse mehr, die unterdrückt werden kann. Nun würden unsere bürgerlichen "Kritiker" sagen: "Wenn die Ausbeuterklassen eliminiert sind, hört auch der Klassenkampf auf." Wir kommen auf diese Frage im nächsten Kapitel zurück.

Es stellt sich also heraus, daß wenn Stalin sagt, daß die Ausbeuterklassen eliminiert seien, er sich in guter Gesellschaft befindet, in der Lenins. Es wird klar, daß Stalin nichts Neues sagt; er wiederholte nur, was Lenin zu Anfang 1917 sagte. Stalin dokumentiert nur die Errichtung der Sowjetunion als Tatsache, wovon Lenin in Form der Antizipation gesprochen hatte. Wenn die bürgerlichen "Marxisten", die MFs etc. dieser Welt denken, daß Stalin antimarxistisch in der Klassenfrage war, sollten sie in aller Fairneß dieselbe Behauptung gegen Lenin aufstellen. In aller Fairneß müßten sie sagen, daß in der Klassenfrage und der Frage der sozialistischen Gesellschaft Lenin ebenso antimarxistisch war wie Stalin. In aller Fairneß müßten sie die Logik ihres Arguments von Stalin auf Lenin übertragen, so daß all die "logische" Absurdität dieser antileninistischen "Vernichter" Stalins durchschauen können. Vielleicht wollen diese MFs und andere unaufrichtige "Kommunisten" indirekt, aber absichtlich ihre Schläge gegen Lenin austeilen? In diesem Fall stellt sich die Frage, warum sie nicht den Mut haben, das zu tun? Was hält sie davon ab, das offen zuzugeben? Wir können nur annehmen, daß sie nicht als Feinde des Leninismus erkannt werden wollen und daher Lenin nicht offen attackieren. Sie möchten das schmutzige Geschäft der "Vernichtung" des Leninismus betreiben, während sie dem Namen Lenins rituellen Respekt zollen. Sie nennen sich selbst sogar Leninisten. Das ist wirklich "Meuterei auf Knien", um Lenins Ausdruck zu verwenden.

Damit ist klar, daß diese Leute entweder die völlige Übereinstimmung zwischen Lenins und Stalins Ansichten zur Klassenfrage und zur Frage der sozialistischen Gesellschaft nicht erkennen, oder sie erkennen diese sehr wohl, haben aber nicht den Mut und die Ehrlichkeit, Lenin die gleiche Anklage entgegen zu schleudern wie gegen Stalin, oder, noch schlimmer, sie machen einen kaum versteckten Versuch, den Leninismus in dieser äußerst wichtigen theoretischen Frage anzugreifen – eine Frage mit weitreichender praktischer Bedeutung für die weltweite Arbeiterbewegung. Damit folgen sie dem Pfad, den die Trotzkisten einschlagen, die, wann immer sie den Leninismus attackieren (und das tun sie täglich), teils aus Feigheit, teils aus diplomatischen Erwägungen, d.h. dem Wunsch entspringend, nicht als die antileninistischen konterrevolutionären Trotzkisten erkannt zu werden, die sie sind, den "Stalinismus" angreifen – und dies ständig im Namen Lenins.

2. Intensivierung des Klassenkampfes im Sozialismus

Folgte Stalin der Theorie, daß der Klassenkampf im Sozialismus nachläßt? Hat er behauptet, daß die "Restauration nur mittels Intervention von außen" erfolgen kann?

Nur weil Stalin sagte, es gebe keine antagonistischen Klassen in der UdSSR, heißt das, er sei davon ausgegangen, daß der Klassenkampf selbst aufhört und von da an sich das sowjetische Volk auf seinen Lorbeeren ausruhen kann? Nein, das heißt es nicht.

Gemäß den bürgerlichen Kritikern glaubte Stalin, daß der Klassenkampf in der Sowjetunion aufgehört hat. Daher, so ihre Behauptung, habe Stalin geglaubt, daß eine Restaurierung des Kapitalismus in der Sowjetunion NUR durch äußere Intervention gegen die Sowjetunion erfolgen kann.

Professor Thomson, zum Beispiel, zitiert in seinem Buch "Von Marx bis Mao Tse-tung – eine Studie in [es sollte besser GEGEN heißen] revolutionärer Dialektik", die folgenden Auszüge aus Stalins Rede über den Verfassungsentwurf:

"Die Klasse der Gutsbesitzer war bekanntlich schon mit der siegreichen Beendigung des Bürgerkrieges liquidiert worden. Was die anderen Ausbeuterklassen betrifft, so haben sie das Schicksal der Klasse der Gutsbesitzer geteilt. Verschwunden ist die Kapitalistenklasse in der Industrie. Verschwunden ist die Kulakenklasse in der Landwirtschaft. Verschwunden sind die Händler und Spekulanten auf dem Gebiete des Warenumsatzes. Alle Ausbeuterklassen sind somit liquidiert." (in: Fragen des Leninismus, S. 617)

Und: "... geht der Entwurf der neuen Verfassung der UdSSR davon aus, daß es in der Gesellschaft keine antagonistischen Klassen mehr gibt."

Thomson macht dazu folgende merkwürdige Bemerkung, mit der er Stalin kritisiert:

"Hier sind die Ausbeuterklassen eliminiert; der Klassenkampf, so scheint es, hat aufgehört."

Tatsächlich? Seit wann ist die Eliminierung von Ausbeuterklassen im obigen Sinn gleichzusetzen mit dem Ende des Klassenkampfs? Falls sie jemals gleichgesetzt wurden, so ist das eher das Werk von bürgerlichen Professoren wie Professor Thomson als das von Marxisten-Leninisten wie Stalin. Niemals hat Stalin behauptet, daß der Klassenkampf in der Sowjetunion aufgehört hat; alles, was er sagte, war, daß die Ausbeuterklassen eliminiert wurden. Aber die Eliminierung der Ausbeuterklassen auf der einen Seite und die Eliminierung des Klassenkampfes auf der anderen sind zwei verschiedene Dinge. Was die erste betrifft, so wurde oben gezeigt, daß sie stattgefunden hat; was die letztere betrifft, wird im folgenden gezeigt, daß der Klassenkampf, weit entfernt von einer Beendigung, nicht nur fortgesetzt, sondern sogar heftiger wurde. Daß dies Stalins Ansicht war, wird auf den folgenden Seiten deutlich.

Wir wollen uns in diesem Zusammenhang einem anderen Kritiker zuzuwenden, nämlich MF, der im theoretischen Organ der CFB schreibt und die folgende Passage aus Stalins "Fragen des Leninismus" zitiert:

"Aber die Macht der Bourgeoisie stürzen und die Macht des Proletariats in einem Lande errichten, heißt noch nicht, den vollen Sieg des Sozialismus sichern. Das Proletariat des siegreichen Landes, das seine Macht gefestigt hat und die Führung über die Bauernschaft übernimmt, kann und muß die sozialistische Gesellschaft aufbauen. Bedeutet das aber, daß es damit schon den vollständigen, endgültigen Sieg des Sozialismus erreichen wird, d.h. bedeutet es, daß das Proletariat mit den Kräften eines Landes allein endgültig den Sozialismus verankern und das Land gegen die Intervention und folglich auch gegen eine Restauration völlig sichern kann? Nein, das bedeutet es nicht. Dazu ist der Sieg der Revolution wenigstens in einigen Ländern notwendig. Deshalb ist die Entwicklung und Unterstützung der Revolution in den anderen Ländern eine wesentliche Aufgabe der siegreichen Revolution. Deshalb soll sich die Revolution des siegreichen Landes nicht als eine sich selbst genügende Größe betrachten, sondern als Stütze, als Mittel zur Beschleunigung des Sieges des Proletariats in den anderen Länden." (S. 38)

MF kommentiert: "Wir kommen später darauf zurück, was mit dem "vollen Sieg" des Sozialismus gemeint ist und stellen das in Zusammenhang mit STALINS BEHAUPTUNG, DASS EINE RESTAURATION NUR DURCH ÄUSSERE INTERVENTION MÖGLICH IST."

Nur Leute, die jedes Gefühl für Scham und Ehrlichkeit verloren haben, können die obigen Bemerkungen von Stalin in dieser Weise interpretieren. Nur Leute, die mit dem Marxismus-Leninismus gebrochen haben, die die letzten Reste allgemeiner menschlicher Logik verloren haben, ganz zu schweigen von Marxismus-Leninismus, können Stalins oben zitierte Bemerkungen derart deuten.

Um uns Stalins Worten zuzuwenden, was genau ist die Bedeutung der obigen Passage, die übrigens aus einer Sammlung von Vorlesungen stammt, die Stalin im April 1924 gehalten hat? Was genau sagt dort Stalin?

Stalin betont zunächst den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, dem einzigen sozialistischen Land zu dieser Zeit. Er betont zweitens, daß weder der Sozialismus in der UdSSR gefestigt werden kann, noch das Land des Sozialismus völlig gegen Intervention in seinem Bestand garantiert werden, wenn der Revolution in einem einzigen Land (der UdSSR) nicht eine siegreiche Revolution "wenigstens in einigen Ländern" folgt. Stalin betont drittens, daß eine erfolgreiche Intervention gegen die UdSSR nur eines bedeuten kann, nämlich die Restaurierung des Kapitalismus, da die interventionistischen bürgerlichen Staaten kein anderes Interesse haben. Und schließlich betont er, daß aus all diesen Gründen, und seien es auch nur diese, sich die UdSSR als wesentlicher Bestandteil der Revolution in anderen Ländern begreifen muß, "als Stütze, als Mittel zur Beschleunigung des Sieges des Proletariats in den anderen Ländern" und nicht "als sich selbst genügende Größe".

In Kürze: Es war notwendig, den Sozialismus in der UdSSR zu errichten; auf sich selbst gestellt, war die Sowjetunion in der Lage, den Sozialismus erfolgreich aufzubauen; es war unwahrscheinlich, daß die UdSSR allein gelassen würde; eine erfolgreiche Intervention würde die Restaurierung des Kapitalismus bedeuten; und die einzige Garantie gegen Intervention und für den Bestand des Sozialismus in der UdSSR war "der Sieg der Revolution wenigstens in einigen Ländern".

Wo also kommt die angebliche Behauptung Stalins, "daß Restauration nur durch eine äußere Intervention möglich" wäre, vor? Nirgends.

Es ist offensichtlich, daß diese Behauptung ein schieres Phantasieprodukt von MF ist. Stalin sagt, daß eine Intervention, wenn erfolgreich, unvermeidlich die Restaurierung des Kapitalismus bedeuten würde – was richtig ist. MF fälscht diese Äußerung in eine entsprechend unrichtige um. Und das wird uns präsentiert als "Ursprung und Entwicklung des Revisionismus in der Sowjetunion"! Die unverhohlene bürgerliche Trickserei in dieser "Analyse" ist für jedermann deutlich zu sehen.

Falls Stalin 1924 glaubte, wie MF und ähnliche Kreaturen unterstellen, daß der "interne Klassenkampf in der Sowjetunion beendet war" und daß "die Restauration nur durch äußere Intervention möglich war", dann wäre sein Kampf gegen bürgerliche Tendenzen – Tendenzen, die, hätten sie sich durchsetzen können, zur Restaurierung des Kapitalismus geführt hätten, gegen den Bucharinismus und Trotzkismus völlig unerklärlich.

Stalins Kampf gegen Trotzkismus und Bucharinismus ist nur verständlich auf der Basis, daß Stalin der Theorie der Intensivierung des Klassenkampfs im Sozialismus folgte.

Was sind die Fakten? Tatsache ist, daß Stalin einen rücksichtslosen Kampf gegen den "linken" opportunistischen Trend des Trotzkismus führte. Wäre der Trotzkismus im Kampf gegen die Politik der bolschewistischen Partei erfolgreich gewesen, wäre das Ergebnis unweigerlich die Wiederherstellung des Kapitalismus gewesen.

Stalin führte die Partei auch in einen heftigen und unbarmherzigen Kampf gegen den "rechten" opportunistischen Trend des Bucharinismus. Wäre der Bucharinismus im Kampf gegen die Politik der bolschewistischen Partei erfolgreich gewesen, wäre das Ergebnis ebenso unweigerlich die Wiederherstellung des Kapitalismus gewesen.

Der Bucharinismus, der davon ausging, daß der Klassenkampf im Sozialismus aufhört, trägt die Theorie vom "friedlichen Hinüberwachsen" der Kapitalisten in den Sozialismus. Bucharins Theorie war eine getarnte und sehr gelehrte Form, die Restaurierung des Kapitalismus in der UdSSR zu befürworten.

Stalin führte einen heftigen Kampf gegen Bucharins Kulakentheorie. Hier einige Zitate, die zeigen, daß Stalin nicht nur keineswegs der Ansicht war, daß die Restauration nur durch äußere Intervention erfolgen könne, sondern daß er ebenso konsequent der marxistisch-leninistischen Theorie einer Intensivierung des Klassenkampfes im Sozialismus folgte:

"Ein Sieg der rechten Abweichung in unserer Partei würde eine gewaltige Stärkung der kapitalistischen Elemente in unserem Lande bedeuten. Was bedeutet aber die Stärkung der kapitalistischen Elemente in unserem Lande? Sie bedeutet die Schwächung der proletarischen Diktatur und die Erhöhung der Chancen für die Wiederherstellung des Kapitalismus.

Folglich würde ein Sieg der rechten Abweichung in unserer Partei bedeuten, daß die Vorbedingungen gefördert werden, die FÜR DIE WIEDERHERSTELLUNG des Kapitalismus in unserem Lande nötig sind." (Werke Bd. 11, S. 200-01)

Die einzige Schlußfolgerung, die aus dieser Bemerkung gezogen werden kann, ist, daß eine Restauration auch durch die Stärkung der kapitalistischen Elemente in der UdSSR erfolgen kann, wohin ein Sieg der rechten Abweichung unweigerlich geführt hätte.

Im Vergleich der "rechten" mit der "linken" (trotzkistischen) Abweichung in der KPdSU(B) und der Betonung, daß beide Abweichungen – obwohl aus unterschiedlichen Richtungen – zum selben Ergebnis führen, nämlich der Wiederherstellung des Kapitalismus, führt Stalin aus:

"Worin besteht die Gefahr der rechten, offen opportunistischen Abweichung in unserer Partei? Darin, daß sie die Kraft unserer Feinde, die Kraft des Kapitalismus unterschätzt, die Gefahr der Wiederherstellung des Kapitalismus nicht sieht, die Mechanik des Klassenkampfes unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats nicht versteht und daher so leicht auf Zugeständnisse an den Kapitalismus eingeht, indem sie fordert, das Entwicklungstempo unserer Industrie zu verlangsamen, den kapitalistischen Elementen in Stadt und Land Erleichterungen zu gewähren, die Frage der Kollektiv- und Sowjetwirtschaften in den Hintergrund zu rücken, das Außenhandelsmonopol zu lockern usw. usf.

Es steht außer Zweifel, daß ein Sieg der rechten Abweichung in unserer Partei die Kräfte des Kapitalismus entfesseln, die revolutionären Positionen des Proletariats untergraben und die Chancen für die Wiederherstellung des Kapitalismus in unserem Lande erhöhen würde.

Worin besteht die Gefahr der "linken" (trotzkistischen) Abweichung in unserer Partei? Darin, daß sie die Kraft unserer Feinde, die Kraft des Kapitalismus überschätzt, nur die Möglichkeit der Wiederherstellung des Kapitalismus sieht, aber die Möglichkeit der Errichtung des Sozialismus mit den Kräften unseres Landes nicht sieht, der Verzweiflung verfällt und gezwungen ist, sich mit dem Geschwätz von Thermidorianertum in unserer Partei zu trösten.

Aus den Worten Lenins, "solang wir in einem kleinbäuerlichen Lande leben, besteht für den Kapitalismus in Rußland eine festere ökonomische Basis als für den Kommunismus" – aus diesen Worten Lenins ziehen die Vertreter der "linken" Abweichung den falschen Schluß, daß es in der UdSSR überhaupt unmöglich sei, den Sozialismus zu errichten, daß mit der Bauernschaft nichts zu machen sei, daß die Idee des Bündnisses der Arbeiterklasse und der Bauernschaft eine überholte Idee sei, daß, wenn uns von der siegreichen Revolution im Westen keine Hilfe zuteil wird, die Diktatur des Proletariats in der UdSSR zu Fall kommen oder entarten müsse und daß, wenn der phantastische Plan der Überindustrialisierung, der selbst um den Preis des Bruchs mit der Bauernschaft durchgeführt werden soll, nicht angenommen wird, die Sache des Sozialismus in der UdSSR als verloren zu betrachten sei.

Daher das Abenteurertum in der Politik der "linken" Abweichung. Daher die "übermenschlichen" Sprünge in der Politik.

Es steht außer Zweifel, daß ein Sieg der "linken" Abweichung in unserer Partei zur Loslösung der Arbeiterklasse von ihrer bäuerlichen Basis, zur Loslösung der Avantgarde der Arbeiterklasse von den übrigen Arbeitermassen und folglich zu einer Niederlage des Proletariats sowie zur Förderung der Vorbedingungen für eine Wiederherstellung des Kapitalismus führen würde.

Wie Sie sehen, führen beide Gefahren, die "linke" wie die rechte, beide Abweichungen von der Leninschen Linie, die rechte wie die "linke" zu ein und demselben Ergebnis, wenn auch von verschiedenen Seiten her." (ebd., S. 205-06)

Und weiter in seiner Rede "Über die rechte Abweichung in der KPdSU(B)" auf dem Plenum des ZK und der ZKK im April 1929:

Stalin: "Bisher haben wir Marxisten-Leninisten gemeint, daß zwischen den Kapitalisten in Stadt und Land einerseits und der Arbeiterklasse andererseits ein unversöhnlicher Interessengegensatz besteht. Gerade darauf beruht ja die marxistische Theorie des Klassenkampfs. Jetzt aber wird, nach der Theorie Bucharins vom friedlichen Hineinwachsen der Kapitalisten in den Sozialismus, dies alles umgekrempelt, der unversöhnliche Gegensatz der Klasseninteressen der Ausbeuter und der Ausgebeuteten verschwindet, die Ausbeuter wachsen in den Sozialismus hinein."

Rosit: "Das ist richtig, die Diktatur des Proletariats wird vorausgesetzt.

Stalin: "ABER DIE DIKTATUR DES PROLETARIATS IST DIE SCHÄRFSTE FORM DES KLASSENKAMPFES." (Werke Bd. 12, S. 26-27).

Stalin fährt in dieser Rede weiter fort: "Kann man die Kapitalisten verdrängen und die Wurzeln des Kapitalismus vernichten ohne erbitterten Klassenkampf? Nein, das kann man nicht.

Kann man mit der Theorie und Praxis des Hineinwachsens der Kapitalisten in den Sozialismus die Klassen aufheben? Nein, das kann man nicht. Mit einer solchen Theorie und einer solchen Praxis können die Klassen nur gehegt und verewigt werden, denn diese Theorie widerspricht der marxistischen Theorie des Klassenkampfes. ...

Was kann es Gemeinsames geben zwischen der Theorie Bucharins vom Hineinwachsen der Kulaken in den Sozialismus und der Theorie Lenins von der Diktatur als erbittertem Klassenkampf? Es ist klar, daß es hier nichts Gemeinsames gibt noch geben kann.

Bucharin meint, daß unter der Diktatur des Proletariats der Klassenkampf erlöschen und verschwinden muß, damit es zur Aufhebung der Klassen komme. Lenin jedoch lehrt im Gegenteil, daß die Klassen nur auf dem Wege eines hartnäckigen Klassenkampfes aufgehoben werden können, der unter den Verhältnissen der Diktatur des Proletariats noch erbitterter wird, als er vor der Diktatur des Proletariats war." (S. 29)

Bereits bevor der Kampf gegen die rechte Abweichung – den Bucharinismus – begann, ernst zu werden, hatte Stalin Gelegenheit zu bemerken, daß der ganze Fortschritt des Sozialismus durch heftigen Klassenkampf erfolgt. Da ein sich entwickelnder Sozialismus, der die kapitalistischen Feinde der Arbeiterklasse hinausdrängt, nichts anderes als Widerstand der sterbenden Klassen hervorbringen konnte. Hier ist, was Stalin in seiner Rede auf dem Plenum des ZK der KPdSU am 9. Juli 1928, dazu sagte:

"Wir sagen oft, daß wir die sozialistischen Wirtschaftsformen auf dem Gebiet der Industrie entwickeln. Was aber bedeutet das? Das bedeutet, daß wir, vielleicht ohne das selbst zu bemerken, durch unseren Vormarsch zum Sozialismus Tausende und aber Tausende kleiner und mittlerer kapitalistischer Unternehmer verdrängen und ruinieren. Kann man annehmen, daß diese ruinierten Leute sich still verhalten, daß sie nicht versuchen werden, Widerstand zu organisieren? Natürlich kann man das nicht.

Wir sagen oft, daß man die Ausbeutergelüste des Kulakentums auf dem Lande einschränken, daß man das Kulakentum mit hohen Steuern belegen, daß man das Patentrecht beschränken muß, daß man den Kulaken das Recht der Wahl in die Sowjets nicht zugestehen darf usw. usf. Was aber bedeutet das? Das bedeutet, daß wir die kapitalistischen Elemente des Dorfes unter Druck setzen und allmählich einengen, daß wir sie manchmal zum Ruin bringen. Kann man annehmen, daß die Kulaken uns dafür dankbar sein werden, daß sie nicht versuchen werden, einen Teil der Dorfarmut oder der Mittelbauern gegen die Politik der Sowjetmacht zu organisieren? Natürlich kann man das nicht.

Ist es nicht klar, daß unser ganzes Vorwärtsschreiten, jeder irgendwie bedeutsame Erfolg auf dem Gebiet des sozialistischen Aufbaus Ausdruck und Resultat des Klassenkampfes in unserem Lande ist?

Aber aus all dem ergibt sich, daß in dem Maße, wie wir vorwärtsschreiten, der Widerstand der kapitalistischen Elemente wachsen, daß der Klassenkampf sich verschärfen wird; die Sowjetmacht aber, deren Kräfte mehr und mehr wachsen werden, wird eine Politik der Isolierung dieser Elemente, eine Politik der Zersetzung der Feinde der Arbeiterklasse und schließlich eine Politik der Unterdrückung des Widerstands der Ausbeuter durchführen und so die Basis für das weitere Vorwärtsschreiten der Arbeiterklasse und der Hauptmassen der Bauernschaft schaffen.

Man darf sich die Sache nicht so vorstellen, daß die sozialistischen Formen sich entwickeln und die Feinde der Arbeiterklasse verdrängen werden, die Feinde aber stillschweigend zurückweichen und unserem Vormarsch den Weg freigeben werden, daß wir dann weiter vorwärtsschreiten, sie aber weiter zurückweichen werden, und daß dann "unerwartet" ausnahmslos alle sozialen Gruppen, sowohl die Kulaken als auch die Dorfarmut, sowohl die Arbeiter als auch die Kapitalisten, "plötzlich", "unmerklich", ohne Kampf und Erschütterungen, im Schoße der sozialistischen Gesellschaft angelangt sein werden. Solche Märchen gibt es nicht und kann es überhaupt nicht geben, besonders nicht unter den Verhältnissen der Diktatur des Proletariats.

Es war niemals so und wird niemals so sein, daß die überlebten Klassen ihre Positionen freiwillig aufgeben, ohne zu versuchen, Widerstand zu organisieren. Es war niemals so und wird niemals so sein, daß der Vormarsch der Arbeiterklasse zum Sozialismus in der Klassengesellschaft ohne Kampf und Erschütterungen vor sich gehen kann. Im Gegenteil, der Vormarsch zum Sozialismus führt zwangsläufig dazu, daß die Ausbeuterelemente diesem Vormarsch Widerstand entgegensetzen, der Widerstand der Ausbeuter aber führt zwangsläufig zur Verschärfung des Klassenkampfes.

Darum darf man die Arbeiterklasse nicht durch das Geschwätz von einer zweitrangigen Rolle des Klassenkampfes einschläfern." (Werke Bd. 11, S. 151-52)

Nicht zufrieden mit der Entstellung, mit der wir uns bereits befaßt haben, zitiert MF die folgenden Passagen aus Stalins Rechenschaftsbericht zum 18. Parteitag der KPdSU als "Beweis" für seine Behauptung, Stalin habe geglaubt, daß der "interne Klassenkampf in der Sowjetunion 1939 beendet war".

"Die zweite Phase ist die Periode von der Liquidierung der kapitalistischen Elemente in Stadt und Land bis zum vollen Siege des sozialistischen Wirtschaftsystems und der Annahme der neuen Verfassung. Die Hauptaufgabe dieser Periode war die Organisierung der sozialistischen Wirtschaft im ganzen Lande und die Liquidierung der letzten Überreste der kapitalistischen Elemente, die Organisierung der Kulturrevolution, die Organisierung einer völlig modernen Armee für die Verteidigung des Landes. Dementsprechend veränderten sich auch die Funktionen unseres sozialistischen Staates. Die Funktion der militärischen Unterdrückung innerhalb des Landes kam in Wegfall – starb ab -, denn die Ausbeutung ist vernichtet, Ausbeuter gibt es keine mehr und daher auch niemanden, der zu unterdrücken wäre. An Stelle der Funktion der Unterdrückung erhielt der Staat die Funktion, das sozialistische Eigentum vor Dieben und Plünderern des Volksguts zu schützen. Die Funktion des militärischen Schutzes des Landes vor Überfällen von außen blieb völlig erhalten, es blieben folglich auch die Rote Armee, die Kriegsmarine, ebenso wie die Straforgane und der Abwehrdienst, die notwendig sind zur Aufdeckung und Bestrafung von Spionen, Mördern und Schädlingen, die von den ausländischen Spionagediensten in unser Land geschickt werden. Die Funktion der wirtschaftlich-organisatorischen und kulturell-erzieherischen Arbeit der Staatsorgane blieb erhalten und kam vollauf zur Entfaltung. Jetzt besteht die Hauptaufgabe unseres Staates im Innern des Lande in der friedlichen wirtschaftlich-organisatorischen und kulturell-erzieherischen Arbeit. Was unsere Armee, die Straforgane und den Abwehrdienst anbelangt, so ist nun ihre Spitze nicht nach dem Innern des Landes gerichtet, sondern nach außen, gegen die äußeren Feinde.

Wie ihr seht, haben wir jetzt einen völlig neuen, sozialistischen Staat, wie ihn die Geschichte noch nicht gekannt hat, der sich in seiner Form und in seinen Funktionen vom sozialistischen Staat der ersten Phase bedeutend unterscheidet." (Fragen des Leninismus, S. 727-28)

Aus diesem Zitat aus Stalins Rede schließt MF: "Es folgt daraus, daß der interne Klassenkampf in der Sowjetunion 1939 beendet war."

Nach unserer Ansicht ist keine derartige Schlußfolgerung legitim. Die folgenden Punkte sind für das Verständnis der in den obige zitierten Bemerkungen von Stalin enthaltenen Bedeutung relevant:

Erstens ist es wesentlich, den Kontext von Stalins Bemerkungen zu verstehen. Es gab bestimmte Leute in der Partei, die forderten, den sowjetischen Staat "ins Museum der Antiquitäten" zu stellen, da die Ausbeuterklassen bereits abgeschafft waren. Stalin war in seiner Antwort VORNEHMLICH darauf bedacht, die irrige Natur solcher Forderungen nachzuweisen, indem er die Notwendigkeit des Erhalts der Diktatur des Proletariats betonte. Und "die Diktatur des Proletariats ist die schärfste Form des Klassenkampfes".

"Die Diktatur des Proletariats ist die Fortsetzung des Klassenkampfes unter neuen Bedingungen. Die Diktatur des Proletariats ist ein ständiger Kampf – blutig und unblutig, mit Mitteln der Gewalt und friedlichen Mitteln, militärisch und ökonomisch, erzieherisch und administrativ – gegen die Kräfte und Traditionen der alten Gesellschaft, gegen die äußeren kapitalistischen Feinde, gegen die Reste der Ausbeuterklasse im Inneren, gegen die Angriffe einer neuen Bourgeoisie, die dem Boden der Warenproduktion entspringt, die bisher noch nicht beseitigt ist." (Aus dem Programm der Komintern, Zit. übersetzt)

Wie kann man dann wie MF sagen, daß "daraus folgt, daß der interne Klassenkampf in der Sowjetunion 1939 beendet war"? Hat Stalin jemals behauptet, daß die Diktatur des Proletariats – die "schärfste Form des Klassenkampfes" – bereits 1939 unnötig und antiquiert gewesen sei? Hatte er je behauptet, daß der Boden der Warenproduktion bereits im Jahre 1939 in der Sowjetunion beseitigt war? Nein, das hat er nie. Im Gegenteil, er betonte die Notwendigkeit des Erhalts der Diktatur des Proletariats im Jahre 1939 in seiner Rede zum 18. Parteitag der KPdSU(B). Und was die Beseitigung der Warenproduktion betrifft – davon war man sogar im Jahre 1952 noch weit entfernt, geschweige denn 1939. Man braucht nur Stalins Aufsatz "Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR" zu lesen, um die "Entdeckung" zu machen, die sich für MF und Konsorten so schwierig erweist.

Stalin sagte einmal in der Entgegnung opportunistischer Entstellungen von Lenins Schriften:

"Lenin aber in einem Teil zu nehmen, ohne ihn im ganzen nehmen zu wollen – das bedeutet, Lenin zu entstellen." (Werke Bd. 11, S. 145)

Es muß nun hinzugefügt werden: Stalin in einem Teil zu nehmen, ohne ihn im ganzen nehmen zu wollen – das bedeutet, Stalin zu entstellen.

Das ist genau das, was MF und Leute wie er, deren Profession es ist, Bruchstücke in Stalins Schriften zu finden, ihn außerhalb des Kontexts zu zitieren, verschiedene Stellen ohne entsprechenden Bezug zu verbinden und mit eklektischem Müll daher zu kommen, tatsächlich tun. Sie nehmen Stalin in einem Teil, ohne ihn im ganzen nehmen zu wollen, genau deshalb, um ihn zu entstellen – ihn zu verfälschen.

Zweitens charakterisiert Stalin, indem er die Notwendigkeit des Erhalts des sowjetischen Staates betont, die Veränderungen in der FORM des Klassenkampfes in der UdSSR. Es ist dieser Kontext, in dem die obigen Bemerkungen aus Stalins Rede zum 18. Parteitag der KPdSU(B) erscheinen; und es sind diese Bemerkungen, bei denen unser professioneller Fälscher, MF, sein Bestes gegeben hat, sie zu entstellen. In diesen Bemerkungen tut Stalin nichts anderes, als den realen Veränderungen in der externen und internen Position der UdSSR Ausdruck zu verleihen; er betont, daß IN DIESER ZEIT die Hauptgefahr für die Sowjetunion von außen kam, d.h. vom faschistischen Deutschland, während intern die sowjetische Arbeiterklasse zeitweilig siegreich aus ihrem Kampf gegen die Überreste der ehemaligen Ausbeuterklassen hervorgegangen war, was faktisch zu einem ZEITWEILIGEN, nichtsdestoweniger realen Abklingen des Klassenkampfes INTERN, d.h. in der UdSSR, führte. Dasselbe galt jedoch nicht für die externe – die internationale – Situation der UdSSR, die sich tatsächlich als fieberhafte Intensivierung des Klassenkampfes präsentierte. Konsequenterweise war es also absolut gerechtfertigt, daß Stalin den EXTERNEN Klassenkampf betonte, eine Betonung, die so erscheinen muß, als gehe sie zu Lasten des INTERNEN Klassenkampfs. Tatsächlich aber war sie nicht zu Lasten des internen Klassenkampfs gemacht. Stalin hat absolut zu Recht festgehalten, daß UNTER DEN VORHERRSCHENDEN BEDINGUNGEN IN DIESER ZEIT, der Weg zur Befassung mit dem EXTERNEN Klassenkampf die militärische Bereitschaft auf der Seite der Sowjetunion war, während INTERN die beste Methode darin bestand, die Feinde des Sowjetregimes zu verhaften, zur Rechenschaft zu ziehen und zu bestrafen – Spione, Attentäter, Saboteure etc. Stalin hätte tatsächlich einen Fehler gemacht, wenn er es versäumt hätte, die Betonung vom internen zum externen Klassenkampf zu verschieben.

Nur weil Stalin die Veränderungen betonte, die in der FORM des Klassenkampfes stattgefunden haben, heißt das, daß er damit die Theorie vom Abklingen des Klassenkampfes im Sozialismus vortrug? Nein, das heißt es sicherlich nicht. Nicht ein einziges Mal behauptete Stalin in seiner Rede zum 18. Parteitag, oder an irgendeiner anderen Stelle, daß unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats der Klassenkampf zum Absterben bestimmt war. Ganz im Gegenteil. Stalin betonte wieder und wieder die marxistisch-leninistische Theorie von der Intensivierung des Klassenkampfes unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats. Die Formen dieses Kampfes mögen sich ändern, aber der Kampf als solcher bleibt während der gesamten historischen Epoche der Diktatur des Proletariats bestehen. Zum Beispiel sagte Stalin 1937 – nur einige wenige Monate nach der Annahme der Verfassung von 1936, d.h. über jene Periode, auf die Stalin in seiner Rede zum 18. Parteitag Bezug nimmt:

"Es ist notwendig, die faule Theorie zu zerschlagen und zu beseitigen, wonach mit jedem Fortschritt, den wir machen, der Klassenkampf mehr und mehr erlösche, daß proportional zum Wachstum unserer Erfolge der Klassenfeind mehr und mehr gezähmt werde.

Es handelt sich dabei nicht nur um eine faule, sondern auch um eine gefährliche Theorie, da sie unsere Leute in den Schlaf wiegt, sie führt sie in eine Falle, während sie zugleich dem Klassenfeind erlaubt, sich für den Kampf gegen die Sowjetmacht zu sammeln.

Im Gegenteil, je größer unser Fortschritt, je größer unsere Erfolge, um so erbitterter werden die Überreste der zerschmetterten Ausbeuterklasse, um so schneller werden sie zu schärferen Kampfformen greifen, um so mehr werden sie tun, um dem sowjetischen Staat Schaden zuzufügen, um so mehr werden sie zu den verzweifeltsten Kampfmitteln schnappen als letzte Zuflucht der Verlorenen.

Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß die Überreste der geschlagenen Klassen in der UdSSR nicht allein sein. Sie haben direkte Unterstützung von unseren Feinden jenseits der Grenzen der UdSSR. Es wäre ein Fehler anzunehmen, daß die Sphäre des Klassenkampfes auf die Grenzen der UdSSR beschränkt wäre. Während das eine Ende des Klassenkampfes innerhalb der UdSSR operiert, erstreckt sich das andere Ende in die bürgerlichen Staaten um uns herum. Den Überresten der geschlagenen Klassen kann das nicht entgehen. Und gerade weil sie sich dessen bewußt sind, werden sie ihre verzweifelten Ausfälle fortsetzen.

Das ist es, was die Geschichte uns lehrt. das ist es, was der Leninismus uns lehrt. Wir müssen all das bedenken und auf der Hut sein."

Und weiter: "Es ist notwendig, eine fünfte faule Theorie zu zerschlagen und zu beseitigen, die behauptet, die trotzkistischen Saboteure hätten keine Reserven mehr, was unterstellt, daß sie ihre letzten Kader mobilisieren. Das ist nicht wahr, Genossen. Diese Theorie kann nur von naiven Menschen erfunden werden. Denn die trotzkistischen Saboteure haben ihre Reserven. Sie bestehen ÜBER ALLEN ÜBERRESTEN DER GESCHLAGENEN AUSBEUTERKLASSEN IN DER UDSSR. Sie bestehen aus einer Reihe von Gruppen und Organisationen jenseits der Grenzen der UdSSR, die der Sowjetunion feindlich gesonnen sind." ("Über die Fehler in der Parteiarbeit und die Maßnahmen zur Liquidierung der trotzkistischen und anderer Doppelspieler", Zit. übersetzt)

Nun kann auch der Blinde sehen, daß Stalin fest die Theorie der Fortsetzung und Intensivierung des Klassenkampfs im Sozialismus vertrat. Diese Theorie wurde von der KPdSU während der ganzen Stalinzeit in die Praxis umgesetzt, d.h. vor und nach 1937. Im Jahre 1937-38 wurde sie gegen den Block der Rechten und Trotzkisten angewendet; sie wurde wieder und wieder neu formuliert in den 1920er, 1930er und 1940er Jahren und galt weiterhin als Grundposition der KPdSU(B) bis nach dem Tode Stalins. Erst beim 20. Parteitag waren die modernen Chrustschow-Revisionisten in der Lage, die "faule Theorie ... daß mit jedem Fortschritt ... der Klassenkampf erlösche ..." zur Anwendung zu bringen. Sie brauchten diese faule und gefährliche Theorie, um das sowjetische Volk einzuschläfern, um es in die Falle zu locken, während sie selbst sich der Aufgabe widmeten, den Kapitalismus in der UdSSR wiederherzustellen.

Damit ist es vollkommen klar, daß Stalin nicht die Ansicht hatte, daß der Klassenkampf INNERHALB der Sowjetunion zu Ende war; im Gegenteil hielt er sich fest an die marxistisch-leninistische Theorie der Intensivierung des Klassenkampfs im Sozialismus. Und darüber hinaus hatte er ein tiefes Verständnis von der Beziehung des Klassenkampfes innerhalb der UdSSR und der "Verlängerung dieses Kampfes in die bürgerlichen Staaten rundum" die UdSSR; zwischen internem und externem Klassenkampf. Er verstand sehr gut, daß die Sphäre des Klassenkampfes keine Grenzen hatte.

Vielleicht denkt MF, daß ungeachtet des realen, weil zeitweiligen, Abklingens des Klassenkampfes 1939 in der UdSSR, Stalin und die Sowjetregierung und die Partei die Funken des Klassenkampfes hätten anfachen – den Klassenkampf schüren – sollen? Nun, weder die sowjetische Partei und Regierung noch Stalin waren dumm genug, eine solche Politik zu verfolgen.

"Natürlich darf man unsere Politik keineswegs als eine Politik der Schürung des Klassenkampfes ansehen. Warum? Weil die Schürung des Klassenkampfes zum Bürgerkrieg führt. Weil wir, sobald wir an der Macht sind, sobald wir diese Macht gefestigt und die Kommandohöhen in den Händen der Arbeiterklasse konzentriert haben, nicht daran interessiert sind, daß der Klassenkampf die Formen eines Bürgerkrieges annimmt. das heißt aber keineswegs, daß dadurch der Klassenkampf aufgehoben ist oder daß er, dieser Klassenkampf nicht die entscheidende Kraft unserer Vorwärtsentwicklung ist. Nein, das heißt es nicht." (Werke Bd. 11, S. 150)

Der Klassenkampf im Sozialismus intensiviert sich nicht durch Schüren des Klassenkampfes seitens der Partei und der Regierung, sondern aufgrund des objektiven Entwicklungsgesetzes des Sozialismus; jeder Fortschritt des Sozialismus wird zu Lasten der ausbeutenden Klassen erreicht – sowohl intern als auch extern – und das kann nichts andere als ihren verzweifelten Widerstand hervorrufen. Aber es ist ebenso wahr, daß nach der Niederlage der Ausbeuterklassen in offener Schlacht eine ZEITWEILIGE Atempause erreicht werden kann; der Klassenkampf mag intern oder extern ZWEITWEILIG abklingen. Nach der Niederlage der Interventionsmächte erhielt die Sowjetunion eine zeitweilige Atempause hinsichtlich des externen Klassenkampfes, aber der interne Klassenkampf wurde schärfer und schärfer bis 1939, als wieder einmal das Augenmerk in Richtung externen Klassenkampf verschoben werden mußte aufgrund der Veränderungen des Klassenkampfes im Inneren und außerhalb. Es erübrigt sich zu sagen, daß nichts davon impliziert, "daß der interne Klassenkampf in der Sowjetunion 1939 zu Ende war", genauso wenig, wie die Niederlage der Interventionisten das Ende des externen Klassenkampfes impliziert hatte.

3. „Fehlen einer Massenlinie“

Eine weitere Anklage kommt unter anderem von zwei Individuen, nämlich MF und Profressor G. Thomson. Folgendes hat MF zu sagen:

"Um es auf den Begriff zu bringen, es fehlte eine wirkliche "Massenlinie“. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß der sowjetische Staatsapparat wirklich anfing, sich "mit den Massen zu verbinden" oder die "Millionen von arbeitenden Menschen einzubeziehen". Durch das Fehlen einer Massenlinie war die Degeneration der Partei und des Staates früher oder später unvermeidlich ..." Durch das Fehlen einer Massenlinie "wird die Partei zunehmend den Massen entfremdet, und gesellschaftliche Widersprüche werden unvermeidlich falsch behandelt ..." Und so weiter und so fort.

Was ist MFs Beweis für diese schwerwiegende Behauptung? MFs Nachweis besteht wiederum in seiner eigenen Behauptung: "Es gibt keinen Hinweis darauf, daß der sowjetische Staatsapparat wirklich anfing, sich "mit den Massen zu verbinden" oder die "Millionen von arbeitenden Menschen einzubeziehen". Falls diese verquere Methode eines "Beweises" durch Behauptung als angemessen akzeptiert würde, wäre nichts Merkwürdiges daran, MFs Behauptung schlicht zu beantworten mit "Es gibt keinen Hinweis darauf", daß MFs Behauptung irgendwie fundiert wäre. Hoffentlich erweist sich der vorliegende Artikel etwas besser als das, aber bevor wir uns mit MF befassen, sollte zunächst der verwirrte Professor Thomson zu dieser Frage gehört werden:

In seinem oben erwähnten Buch taucht der Professor mit folgendem Bouquet auf:

"... Kapitalistisches Eigentum war [in der UdSSR] durch sozialistisches ersetzt worden, die Klein- durch die Großproduktion. Aber die sozialistische Transformation des politischen und ideologischen Überbaus mußte immer noch umgesetzt werden. Es war ein neuer Staatsapparat gebildet worden, von der Partei des Proletariats kontrolliert, aber die Massen waren daran noch nicht voll beteiligt. Im Gegenteil, die Partei hatte sich bis zu einem gewissen Grad von den Massen entfremdet ... Bürokratische Tendenzen wuchsen außerdem innerhalb der Partei. Die alten Ausbeuterklassen waren enteignet, aber keineswegs eliminiert."

Dieser letzte Satz – lassen wir im Moment alles andere in dieser Passage beiseite – ist eine wahre Perle, deren Bedeutung nur dem Professor der Klassik, Professor Thomson, bekannt sein kann. Zum Nutzen für einige von uns, die wir, anders als der Professor, nicht für uns in Anspruch nehmen können, das Privileg zu haben, "gebilldet"[2] zu sein, wäre der Professor wohl so freundlich, uns zu erleuchten hinsichtlich der Bedeutung seines Satzes: "Die alten Ausbeuterklassen waren enteignet, aber keineswegs eliminiert"? Bisher haben Marxisten, einschließlich zum Beispiel Lenin, die Enteignung der Ausbeuterklassen als dasselbe betrachtet wie die Eliminierung dieser Klassen. Der Professor, so scheint es, denkt da anders. Er tut das genau aus dem Grund, weil er, wie oben gezeigt, er die Eliminierung der ausbeutenden Klassen mit der Eliminierung des Klassenkampfes verwechselt. Da der Klassenkampf im Sozialismus andauert (und das weiß sogar unser Professor), kommt er durch den Umkehrschluß zu der Folgerung, daß die ausbeutenden Klassen nicht eliminiert waren. Seiner Ansicht gemäß hört der Klassenkampf mit der Eliminierung der ausbeutenden Klassen auf. Vielleicht meint der Professor mit "Eliminierung der ausbeutenden Klassen" die physische Beseitigung aller Mitglieder der ehemaligen Ausbeuterklassen? Falls er das im Sinn hat, sollte er es auch sagen. Vielleicht hätte er gerne deren tatsächliche physische Ausrottung gesehen. Hätte eine solche stattgefunden – was nicht geschah – wären wir den Professor immer noch nicht los, er würde uns nämlich dann mit einer weiteren "linken" Abweichung seitens Stalin konfrontieren. So sind die Thomsons dieser Welt.

Um fortzufahren, sagt der Professor weiterhin folgendes: "Wären die Massen dazu erhoben worden, den Klassenkampf in ihre eigenen Hände zu nehmen und ihn bis zu Ende auszutragen, und dabei auf die Unterscheidung von Freunden und Feinden zu achten, hätten sie die Konterrevolutionäre in ihrer Mitte isoliert und zugleich eine Kontrolle der Aktivitäten der Sicherheitspolizei ermöglicht." Und weiter: "... Feinde wurden wie Freunde behandelt und Freunde wie Feinde."

Welchen Nachweis hat der Professor als Beweis dieser Behauptungen erbracht? Einige weitere Behauptungen. Er nimmt es als selbstverständlich, daß seine Behauptungen ewige und unveränderliche Wahrheiten sind; auf der Basis dieser Behauptung fährt er fort, ein paar weitere Behauptungen aufzustellen, die eine Erklärung zu den Stalin zugeschriebenen "Fehlern" in den oben zitierten Behauptungen darstellen sollen.

Stalin war den Massen entfremdet, behauptet der Professor. Warum? "... vielleicht weil er selbst geneigt war, sich zu sehr auf "reine Administration" zu verlassen", antwortet unsere Archivratte Thomson. Warum war Stalin geneigt, "sich zu sehr auf "reine Administration" zu verlassen", fragen wir. Die Antwort, die vom Professor der Klassik gezimmert wurde, ist: Weil Stalin den "Fehler" gemacht habe zu glauben, daß der Klassenkampf in der UdSSR 1936 beendet war, habe er nicht bemerkt, daß, "weit entfernt davon abzusterben, sich der Widerstand der enteigneten Klassen fortsetzte und neue Formen annahm, die heimtückischer als die alten und daher gefährlicher waren. Unter diesen Umständen war es absolut notwendig, die Diktatur des Proletariats zu erhalten und zu stärken, wie Lenin es vorausgesehen hatte."

Die offensichtlichste Lüge in dieser Passage haben wir bereits an anderer Stelle zurückgewiesen. Es ist der neunmalkluge und doch neunmaldumme Professor, der den Irrtum begangen hat und in seiner Verwirrung und Täuschung diesen Irrtum als "Stalins Fehler" präsentiert. Es ist der Professor, der wie früher gezeigt, die Eliminierung der ausbeutenden Klassen mit der Eliminierung des Klassenkampfes verwechselt.

Was die Implikation betrifft, die Verfassung von 1936 habe die Diktatur des Proletariats geschwächt, ist sie unwahr. Weit entfernt von einer Schwächung, stärkte die neue Verfassung vielmehr die Diktatur des Proletariats, indem sie ihre Basis verbreiterte, und zwar entsprechend den Veränderungen in der Klassenstruktur der sowjetischen Gesellschaft. Stalin befaßt sich in seiner Rede zur Verfassung mit dieser Kritik:

"Die vierte Gruppe von Kritikern, die den Entwurf der neuen Verfassung angreift, charakterisiert ihn als einen "Ruck nach rechts", als "Verzicht auf die Diktatur des Proletariats", als "Liquidierung des bolschewistischen Regimes". "Die Bolschewiki sind nach rechts gependelt, das ist eine Tatsache", erklären sie in verschiedenen Tonarten. Besonders eifrig gebärden sich in dieser Beziehung gewisse polnische und zum Teil amerikanische Zeitungen.

Was kann man von diesen, mit Verlaub, Kritikern sagen? Wenn die Erweiterung der Basis der Diktatur der Arbeiterklasse und die Verwandlung der Diktatur in ein elastischeres, folglich mächtigeres System der staatlichen Leitung der Gesellschaft von ihnen nicht als Stärkung der Diktatur der Arbeiterklasse, sondern als ihre Schwächung oder gar als Verzicht auf sie aufgefaßt wird, dann sei es gestattet zu fragen: wissen denn diese Herren überhaupt, was die Diktatur der Arbeiterklasse ist?

Wenn die gesetzgeberische Verankerung des Sieges des Sozialismus, die gesetzgeberische Verankerung der Erfolge der Industrialisierung, der Kollektivierung und der Demokratisierung bei ihnen ein "Ruck nach rechts" genannt wird, dann sei es gestattet zu fragen: wissen diese Herren überhaupt, wie sich links von rechts unterscheidet?" (Fragen des Leninismus, S. 631-32)

Wie oben erwähnt, sagt der Professor: Während der 1930er Jahre und danach seien Feinde "wie Freunde behandelt worden und Freunde wie Feinde." Warum? Weil Stalin nicht die Unterscheidung zwischen antagonistischen und nicht-antagonistischen Widersprüchen verstanden hat. So sagt der Professor. Was ist der Nachweis dieser Behauptung? Folgendes wird von dem aufgeblasenen Professor angeboten in der Hoffnung, seine Leser seien genauso leichtgläubig wie die Universitätsstudenten, die der Professor gewohnt ist, um das als "Beweis" zu akzeptieren:

"In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, daß Stalin in seiner Schrift "Über historischen und dialektischen Materialismus" (1938) weder zwischen antagonistischen und nicht-antagonistischen Widersprüchen unterscheidet noch deutlich macht, daß je nach ihrer Behandlung antagonistische Widersprüche nicht-antagonistisch und nicht-antagonistische antagonistisch werden können."

Falls wir es uns zur Aufgabe machten, alles aufzulisten, was nicht in Stalins "Über historischen und dialektischen Materialismus" zu finden ist, wird es besonders erwähnenswert, daß eine solche Aufgabe die Arbeit von Tausenden von Professoren beanspruchen würde, was ebenso vergeblich wäre. Wir haben nicht die Absicht, professorialen Adel zu beauftragen, nur um ihn in lukrativen Stellungen zu halten - um eine solche Aufgabe mit hohen Kosten für die ohnehin hoch besteuerte britische Arbeiterklasse zu erfüllen, ganz zu schweigen von den extraausgebeuteten Völkern in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Die Tatsache, daß Stalin in seiner Schrift sich nicht mit antagonistischen und nicht-antagonistischen Widersprüchen befaßt, beweist gar nichts, am allerwenigsten, daß er die Unterscheidung der beiden Typen von Widersprüchen nicht verstanden habe. Nur mental invalide Herren von den Positionen der "höheren Bildung", die gewöhnt sind, löffelweise mit Textformeln gefüttert zu werden, können zu seiner solchen Schlußfolgerung gelangen. Lenin wurde einmal von einem solchen Professor gefragt: "Welches Buch haben Marx und Engels über dialektischen und historischen Materialismus geschrieben?" Auf diese Frage antwortete Lenin: "Welches Buch haben sie nicht über historischen und dialektischen Materialismus geschrieben?"

Ein Verständnis des dialektischen und historischen Materialismus und von Widersprüchen verschiedener Art gelangt man nicht nur dadurch, daß man über sie schreibt. Dieses Verständnis wird in erster Linie durch die tatsächliche Anwendung beim Studium der Gesellschaft erreicht, bei der Lösung von Problemen. Wenn man das – als einzig legitimen Test – auf Stalin anwendet, kann man nicht anders als zu der Schlußfolgerung gelangen, daß er nicht nur von den verschiedenen Widerspruchsarten gehört hat (was das einzige ist, das unsere Professoren über Widersprüche wissen), sondern sie gänzlich erfaßt und verstanden hat und, weit wichtiger, dieses Verständnis zur Lösung von Problemen von welthistorischer Bedeutung während der 30er Jahre seines Lebens nach dem Tod von Lenin angewendet hat. Nur durch das Verständnis der verschiedenen Widerspruchsarten war es möglich, daß Stalin und die KPdSU(B) erfolgreich in der Lage waren, den Kampf der Industrialisierung der UdSSR, die Kollektivierung ihrer Landwirtschaft und die Niederwerfung des Faschismus zu bewältigen. Glaubt denn Professor Thomson, daß es möglich gewesen wäre, zum Beispiel die Landwirtschaft zu kollektivieren, ohne daß die sowjetische Regierung, die KPdSU(B) und Stalin in der Lage gewesen wären, zwischen dem Widerspruch zwischen der Diktatur des Proletariats und den Kulaken (ein antagonistischer Widerspruch) und dem Widerspruch zwischen der Diktatur des Proletariats und den Mittelbauern bzw. der armen Bauernschaft (ein nicht-antagonistischer Widerspruch) zu unterscheiden? Es gibt keinerlei Zweifel für uns, daß jede Vermischung dieser verschiedenen Widerspruchsarten in der Praxis nicht zu einer Kollektivierung der Landwirtschaft geführt hätte, sondern zur Niederlage der Diktatur des Proletariats und zur Restaurierung des Kapitalismus. Darum ging es schließlich in der ganzen Auseinandersetzung mit den Trotzkisten und Bucharinisten. Was für die Kollektivierung der Landwirtschaft gilt, gilt ebenso für andere Sphären – die Industrialisierung, die Außenpolitik etc.

Falls jedoch ein richtiges Verständnis der verschiedenen Widerspruchsarten und eine richtige Anwendung dieses Verständnisses auf die Realität den Professor nicht zufrieden stellen, wenn nichts als eine Textstelle zur Frage des Widerspruchs ihn befrieden würde, hilft vielleicht die folgende Aussage aus dem zweiten Brief von Stalin an Genosse Tsch-e weiter. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, daß dieser Brief mit dem 7. Dezember 1930 datiert ist, d.h. rund acht Jahre vor Erscheinen von Stalins "Über dialektischen und historischen Materialismus":

"Genosse Tsch-e: In Ihrem ersten Brief haben Sie mit dem Wort "Widersprüche" jongliert und die Widersprüche außerhalb des Bündnisses (das heißt die Widersprüche zwischen der proletarischen Diktatur und den kapitalistischen Elementen des Landes) mit den Widersprüchen innerhalb des Bündnisses (das heißt mit den Widersprüchen zwischen dem Proletariat und den Hauptmassen der Bauernschaft) in einen Topf geworfen. Sie hätten sich dieses für einen Marxisten unzulässige Jonglieren ersparen können, wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, die Grundlagen der Auseinandersetzungen der Partei mit den Trotzkisten zu begreifen." (Werke Bd. 13, S. 19).

Es ist damit sonnenklar, daß Stalin nicht nur die Unterscheidung verschiedener Widerspruchsarten verstanden hat, er nahm auch ein paar scharfe Zurechtweisungen gegen jene wie Tsch-e vor, die Widersprüche außerhalb des Bündnisses (antagonistische Widersprüche) und innerhalb des Bündnisses (nicht-antagonistische) vermischten. Professor Thomson hätte "sich dieses für einen Marxisten unzulässige Jonglieren ersparen können", falsche Behauptungen zu machen, wenn er "sich die Mühe gemacht hätte, die Grundlagen der Auseinandersetzungen der Partei [der KPdSU(B)] mit den Trotzkisten zu begreifen".[3]

MF ebenso wie Professor Thomson behaupten emphatisch, daß "was fehlte, eine echte Massenlinie" in der UdSSR war; daß die Partei den "Massen entfremdet" war; daß die Bindungen der Partei an die Massen "von "bürokratischem Rost" korrodiert" waren; daß es zu viel "reine Administration" gab – "Überadministration". Angesichts des netten Bouquets, das da gegen Stalin und die KPdSU geschleudert wird, ist es evident, daß beide unserer "werten Kritiker" die Erfolge der Sowjetunion auf jedem Gebiet – industriell, landwirtschaftlich, wissenschaftlich, kulturell, in der Bildung, der Verteidigung und in der Diplomatie – der "reinen Administration", der "Überadministration", dem "bürokratischen Rost", der Entfremdung von den Massen und der unvermeidlichen "Fehlbehandlung von Widersprüchen" zuschreiben; kurz: dem "Fehlen einer Massenlinie" und "der Degeneration der Partei und des Staates". Merkwürdig, Genossen, nicht? Aber unsere "Kritiker" haben sich mit diesen Anklagen ununterscheidbar gemacht von den Trotzkisten, die, während sie über die "bürokratische Degeneration" der Partei und des Staates lamentierten, alle Erfolge der UdSSR den "sozialistischen Eigentumsverhältnissen, durch die Oktoberrevolution geschaffen wurden", zuschreiben. Das klingt mehr nach den frommen religiösen Menschen, die jeden Fehlschlag der unvollkommenen und sündigen Natur des Menschen anlasten, während sie jeden Erfolg der Größe Gottes zuschreiben.

Was immer auch MF und Professor Thomson denken mögen, es ist unmöglich, den Sozialismus mit Dekreten und administrativen Maßnahmen aufzubauen; der Aufbau des Sozialismus ist die lebendige Aktivität von Millionen und Abermillionen von Menschen. Nur durch den ständigen Kampf gegen die Bürokratie, durch ständige Säuberung der Partei und des sowjetischen Apparates von diesen Schlacken und durch die Mobilisierung der Massen in diesem Kampf war es möglich, den Widerstand der Klasse der Kulaken und anderer Klassenfeinde des Proletariats zu brechen und den Sozialismus aufzubauen:

"Es wäre töricht zu glauben, der Produktionsplan bestehe in einer Aufzählung von Zahlen und Aufgaben. In Wirklichkeit ist der Produktionsplan die lebendige und praktische Tätigkeit von Millionen Menschen. Die Realität unseres Produktionsplans, das sind die Millionen Werktätigen, die ein neues Leben schaffen. Die Realität unseres Programms, das sind lebendige Menschen, das sind wir alle miteinander, das ist unser Arbeitswille, unsere Bereitschaft, auf neue Art zu arbeiten, unsere Entschlossenheit, den Plan zu erfüllen. Haben wir diese Entschlossenheit? Ja, wir haben sie. Also kann und muß unser Produktionsprogramm verwirklicht werden." (23.6.1931, SW Bd. 13, S. 71-72)

Die Tatsache, daß das sowjetische Volk den Sozialismus aufbaute, daß es den Faschismus besiegte, ist Beweis genug, daß die Massen mobilisiert wurden, daß die Partei und der Sowjetapparat, weit entfernt davon, den Massen entfremdet zu sein, im Gegenteil unauflöslich mit den Massen verbunden war. Laßt die Trotzkisten und revisionistischen Jammerlappen (die Agenten des Imperialismus in der Arbeiterklasse) und ihre Gefolgschaft in der anti-revisionistischen Bewegung – die Thomsons und MFs – mit Schmutz werfen von wegen "Fehlen einer Massenlinie" und "die Degeneration der Partei und des Staates" in der hier betrachteten Periode. Es kann die Wahrheit der Situation nicht ankratzen.

4. Stalin und die Intelligenz

Nun zum letzten Vorwurf gegen Stalin. Dieser wurde in einem Brief der Finsbury Communist Association (FCA, Kommunistische Vereinigung Finsbury) vom 2. Juli 1973 an die Association of Communist Workers (Vereinigung Kommunistischer Arbeiter) vorgenommen. Der entsprechende Teil des Briefes geht so:

„Wir möchten gerne Eure Meinung zu Stalins und Schdanows Haltung zur sowjetischen Intelligenz wissen, die auf dem 18. Parteitag zum Ausdruck kam und im folgenden Einzug hielt in das Parteistatut. ... Einige Auszüge geben das Wesen dieser Angelegenheit wieder.

Stalin sagte "Um so erstaunlicher und befremdlicher ist es, daß es nach allen diesen radikalen Veränderungen in der Stellung der Intelligenz bei uns in der Partei, wie sich erweist, noch Leute gibt, welche die alte, gegen die bürgerliche Intelligenz gerichtete Theorie auf unsere neue, die Sowjetintelligenz anzuwenden suchen, die in ihrem Wesen eine sozialistische Intelligenz ist. Diese Leute behaupten, wie sich herausstellt, daß die Arbeiter und Bauern, die noch unlängst auf Stachanowart in Fabriken und Kollektivwirtschaften arbeiteten und dann auf die Hochschulen geschickt wurden, um sich auszubilden, damit aufhören, wirkliche Menschen zu sein und zu Menschen zweiten Ranges werden. Es kommt so heraus, als ob Bildung eine schädliche und gefährliche Sache wäre." (Fragen des Leninismus, S. 731)

Die Resolution, die auf der Grundlage des Berichts von Schdanow angenommen wurde, lautet:

"Diese neue Situation macht es notwendig, die Bedingungen der Aufnahme in die Partei, wie sie im Parteistatut der KPdSU(B) niedergelegt sind, anzupassen. Das bestehende System der Aufnahme neuer Mitglieder in Übereinstimmung mit vier verschiedenen Kategorien, abhängig vom sozialen Status des Anwärters, wie es im Parteistatut festgeschrieben ist, ist offensichtlich unvereinbar mit den Veränderungen in der Klassenstruktur der sowjetischen Gesellschaft als Ergebnis des Sieges des Sozialismus in der UdSSR. Der Bedarf nach verschiedenen Aufnahmekategorien für neue Mitglieder und variierende Probezeiten ist verschwunden. Dementsprechend sollten einheitliche Aufnahmebedingungen und eine einheitliche Kandidatenzeit für alle neuen Mitglieder geschaffen werden, unabhängig, ob sie der Arbeiterklasse, der Bauernschaft oder der Intelligenz angehören." (Zit. übersetzt)

So wurde die Partei der Arbeiterklasse faktisch eine "Partei des ganzen Volkes". Die Intelligenz, die bereits privilegierte Positionen durch Stellung und Erziehung erlangt hatte, wurde unter gleichen Bedingungen wie Arbeiter in die Partei aufgenommen. Kaum ein Wunder, daß die Sowjetunion degenerierte. Die jüngsten Zahlen über die Zusammensetzung der Mitgliedschaft in der KPdSU(B) ... enthalten 40% Arbeiter, 15% Bauern und 45% Intelligenz.

Würdet Ihr nicht zustimmen, daß dies auf jeden Fall ein Fehler Stalins war?"

Um der FCA zu antworten, müssen die folgenden Punkte besprochen werden.

Eine Untersuchung der veröffentlichten Ansichten von Stalin, insbesondere die entsprechenden Abschnitte seiner Rede über den Verfassungsentwurf und die Rede auf dem 18. Parteitag der KPdSU bezüglich der Intelligenz machen überzeugend deutlich, daß diese Position eine marxistisch-leninistische war. Er stellte in Übereinstimmung mit der Wissenschaft des Marxismus-Leninismus fest, daß die Intelligenz eine besondere soziale Schicht ist; daß die Intelligenz in der Geschichte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Kultur, Wissenschaft und Technik gespielt hat; daß sie hauptsächlich den Interessen der Klassen an der Macht gedient hat; daß, weil keine herrschende Klasse in einer gesellschaftlichen Ordnung ohne ihre eigene Intelligenz auskommt, jede Klasse, die an die Macht kommt, ein besonderes Augenmerk darauf legt, eine ihr dienende Intelligenz zu schaffen; daß, während im Kapitalismus die besondere Schicht der Intelligenz aus verschiedenen Klassen rekrutiert wird, die Intelligenz im Sozialismus hauptsächlich aus der Arbeiterklasse und der werktätigen Bauernschaft rekrutiert wird und den Interessen der Arbeiterklasse und der werktätigen Massen dient; daß sich in der sozialistischen Gesellschaft die Rolle und Zusammensetzung der Intelligenz als gesellschaftliche Schicht von der im Kapitalismus unterscheidet; daß unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei die sozialistische Intelligenz eine große Rolle spielt bei der Schaffung materieller und kultureller Werte einer sozialistischen Gesellschaft; daß, hauptsächlich rekrutiert aus der Arbeiterklasse und der werktätigen Bauernschaft, die sozialistische Intelligenz eng verbunden ist mit diesen beiden Klassen durch gemeinsame ökonomische, politische und ideologische Interessen, durch das gemeinsame Ziel des Aufbaus des Sozialismus und Kommunismus.

Niemals negierte Stalin, wie das die Chrustschow-Revisionisten heutzutage in der UdSSR tun, die Existenz der Intelligenz als einer besonderen gesellschaftlichen Schicht; niemals hat er sie in die Hauptklassen der sozialistischen Gesellschaft aufgelöst; niemals hat er die gesamte Intelligenz als einzelner Bestandteil der Arbeiterklasse und werktätigen Bauernschaft betrachtet.

In jeder wirklich sozialistischen Gesellschaft – die die UdSSR während der Stalinzeit war – wächst die Intelligenz zahlenmäßig als Ergebnis von bisher unerreichtem Wachstum der Produktivkräfte, der Eliminierung der ausbeutenden Klassen, der Abnahme der wesentlichen Unterschiede zwischen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft. Ihre Rolle wächst mit der Entwicklung der Gesellschaft, und das ideologische, politische, erzieherische, kulturelle und technische Niveau der Arbeiterklasse und Bauernschaft hebt sich beständig. Das bedeutet allerdings nicht, daß unter den Bedingungen des Sozialismus alle Unterschiede verschwinden und wir nicht länger von einer Intelligenz als besonderer Schicht sprechen können. Die Intelligenz, schrieb Lenin, werde als besondere Schicht bis zur Erreichung der höchsten Entwicklungsebene der kommunistischen Gesellschaft erhalten bleiben. Daß dies auch Stalins Position war, kann ebenfalls seiner Rede über den Verfassungsentwurf, seiner Rede zum 18. Parteitag der KPdSU und seinem Werk "Ökonomische Probleme des Sozialismus" entnommen werden. Stalin wich niemals von der richtigen marxistisch-leninistischen Position ab, die die Intelligenz als besondere soziale Schicht betrachtet.

Gemäß der Wissenschaft des Marxismus-Leninismus ist die Rolle, die diese besondere Schicht – die sozialistische Intelligenz – einnimmt, unmittelbar abhängig von der führenden, avantgardistischen Rolle der Arbeiterklasse. D.h., obwohl die Rolle der Intelligenz im Prozeß des sozialistischen Aufbaus eine wachsende Rolle spielt, kann sie niemals die führende Rolle der Arbeiterklasse ersetzen. Dieser richtigen Position gewahr, kämpfte Stalin zeit seines Lebens gegen die Zwillingsübel – das Übel der Begriffe und Ausdrucksformen des Intellektualismus, intellektueller Täuschung und Arroganz auf der einen Seite und das Übel der Vulgärbegriffe, die die Arbeit und Rolle der Intelligenz negieren und abwerten auf der anderen Seite.

Die Rolle der Intelligenz in diesem Sinne veränderte sich nicht, bis die Chrustschow-Revisionisten die Macht in der UdSSR usurpierten. Die Revisionisten kamen mit so faulen Thesen wie der "Staat des ganzen Volkes" und der "Partei des ganzen Volkes" zur Tarnung für die Restaurierung des Kapitalismus. Erst nachdem die Revisionisten erfolgreich die Farbe der KPdSU geändert hatten, indem sie sie von einer revolutionären in eine faule revisionistische Partei verwandelten, konnten sie auch erfolgreich die Rolle der Intelligenz in der UdSSR ändern, konnten sie sie erfolgreich verabsolutieren. Die Versuche der revisionistischen Theoretiker, alle Unterschiede zwischen der Intelligenz und der Arbeiterklasse zu verwischen, zu beseitigen, zielten genau auf die Negierung der führenden Rolle der Arbeiterklasse ab. Denn ist es einmal selbstverständlich, daß es keine Unterschiede zwischen der Arbeiterklasse auf der einen Seite und der gesamten Intelligenz auf der anderen Seite gibt, war eine bequeme Formel dafür gefunden, die führende Rolle der Arbeiterklasse zu negieren, sie mehr und mehr in den Hintergrund zu drängen und die Intelligenz mehr und mehr in den Vordergrund. Eine solche Verwischung, Beseitigung aller Unterschiede zwischen der Arbeiterklasse fand allerdings in der UdSSR während der Stalinzeit niemals statt. Zu der Zeit wurde die Intelligenz weiterhin als besondere Schicht betrachtet, genauso wie die Arbeiterklasse ganz definitiv als führende Klasse angesehen wurde.

Die "Logik" der FCA ist daher hoffnungslos unlogisch, wenn sie aus der obigen Bemerkung Stalins und der Resolution, angenommen auf der Basis von Schdanows Rechenschaftsbericht, schließt:

"So wurde die Partei der Arbeiterklasse faktisch eine "Partei des ganzen Volkes". Die Intelligenz, die bereits privilegierte Positionen durch Stellung und Erziehung erlangt hatte, wurde unter gleichen Bedingungen wie Arbeiter in die Partei aufgenommen. Kaum ein Wunder, daß die Sowjetunion degenerierte. Die jüngsten Zahlen über die Zusammensetzung der Mitgliedschaft in der KPdSU(B) ... enthalten 40% Arbeiter, 15% Bauern und 45% Intelligenz."

Erstens erklärt Stalin in dem zitierten Abschnitt der FCA lediglich den Unterschied zwischen der sowjetischen Intelligenz und der bürgerlichen Intelligenz. Er betont, daß man nicht die gleiche Haltung gegenüber der sozialistischen Intelligenz haben kann, die hauptsächlich von der Arbeiterklasse und der werktätigen Bauernschaft rekrutiert wird und mit den Idealen des Sozialismus und Kommunismus inspiriert ist, wie man sie gegenüber der bürgerlichen Intelligenz pflegt, die hauptsächlich von den ausbeutenden Klassen rekrutiert wird und den Interessen dieser Klasse dient. Er ist weit entfernt davon zu behaupten, daß alle Unterschiede zwischen der Arbeiterklasse und der Intelligenz beseitigt seien; er ist weit davon entfernt, die führende Rolle der Arbeiterklasse zu negieren. Wie kann man dann zu der Schlußfolgerung gelangen, wie es die FCA tut, daß die "Partei der Arbeiterklasse faktisch eine "Partei des ganzen Volkes" geworden" sei? Einheitliche Aufnahmebedingungen, die zur Anpassung an die neue Situation eingeführt wurden, konnten nicht – und taten es auch nicht – von selbst dazu führen, daß die Partei des Proletariats eine "Partei des ganzen Volkes" wird. Nichts dergleichen konnte stattfinden, solange die führende Rolle des Proletariats nicht negiert wurde. Einheitliche Aufnahmebedingungen geben kein automatisches Recht zur Parteimitgliedschaft; Menschen müssen zur Partei zugelassen werden; sie können sich nicht einfach registrieren. Solange die Partei als revolutionäre bestand, stellte sie sicher, daß nur jene Kräfte aus der Intelligenz in die Partei aufgenommen wurden, solange sie den Erfordernissen der revolutionären Partei genügten. Aber mit dem Sieg des Chrustshow-Revisionismus änderten sich die Dinge; und jene Kräfte aus der Intelligenz, die am meisten unter intellektualistischer Täuschung litten, wurden in wachsendem Umfang hineingebracht. Während die Revisionisten in ihrer tatsächlichen Praxis den Aufbau des Sozialismus umkehrten, indem sie mehr und mehr bürgerliche Wirtschaftsnormen mit dem Blick auf die Restaurierung des Kapitalismus einführten, vertraten heuchlerisch die Theorie, daß alle Unterschiede zwischen der Intelligenz und der Arbeiterklasse aufgehoben seien. Die Partei, so ihre Behauptung, sei eine "Partei des ganzen Volkes" geworden und der sowjetische Staat "der Staat des ganzen Volkes".

Es ist interessant festzustellen, daß die FCA sich in der Untermauerung ihrer Behauptung nur auf die jüngsten Zahlen der Zusammensetzung der Mitgliedschaft der KPdSU(B) bezieht. Was haben diese jüngsten Zahlen mit Stalin und der von ihm geführten KPdSU zu tun? Wenn die FCA damit sagen will, daß die KPdSU(B) nach dem Tode Stalins revisionistisch geworden ist – nach dem Sieg des modernen Chrustschow-Revisionismus, dann ist das unbestritten. Wenn sie damit sagen will, daß die KPdSU vor dem Tode Stalins revisionistisch und die Sowjetunion degeneriert gewesen sei, dann liegt es an der FCA, dies zu beweisen. Sie hat nichts dergleichen getan. Alles, was sie getan hat, ist die Wiedergabe der jüngsten Zahlen der Zusammensetzung der Mitgliedschaft der KPdSU(B), die lediglich die Tatsache bestätigen, daß die Degeneration der Sowjetunion nach dem Tode Stalins stattfand. Man lasse die FCA die Mitgliederzusammensetzung der KPdSU(B) in der Periode bis zu Stalins Tod zitieren. Dann kann man weiter reden ...

5. Schlußfolgerung

Unsere "Kritiker" starteten mit dem Wunsch, "Ursprung und Entwicklung des Revisionismus in der Sowjetunion" zu erklären. Sie erreichten dabei nichts dergleichen. Sie gelangen letztlich nur zu ein paar antikommunistischen, antisowjetischen und antistalinistischen Behauptungen. Die Antwort auf die Frage, was nun tatsächlich die Gründe für den Triumph des Chrustschow-Revisionismus in der UdSSR nach Stalins Tod waren, sind bisher nicht bekannt. Dennoch ist es notwendig, einen letzten Nagel in den Sarg prätentiöser bürgerlicher Behauptungen und pseudo-wissenschaftlicher Erklärungen zu schlagen, die als Analyse des "Ursprung(s) und Entwicklung des Revisionismus in der Sowjetunion" daher kommen.

Die Machtergreifung der Revisionisten beim 20. Parteitag 1956 kann in keiner Weise als Beweis für die Richtigkeit der "Kritik" an Stalin sein. Eine solche Argumentationsmethode wäre eine Schande für Marx' dialektische Methode und seine materialistische Theorie, sie wäre für Marxisten unzulässig. Dennoch ist das exakt die Art und Weise, wie die MFs argumentieren. Der Typus, mit dem wir es bei MF zu tun haben, geht aus folgender Tiefgründigkeit hervor:

"Sollte Stalin zum Zeitpunkt seines Todes eine proletarische Diktatur hinterlassen haben, so hatte diese mit Sicherheit einige Erosionen erlitten. Es heißt, daß die größte Kritik, die man Stalin anlasten kann, die ist, daß er von Chrustschow gefolgt wurde. Und das spricht Bände."

Mit anderen Worten, die Machtergreifung in der Sowjetunion durch die Chrustschow-Revisionisten heißt, daß Stalin für den revisionistischen Sieg verantwortlich war; das heißt, daß damit Stalins 30 Jahre langer Kampf gegen den Revisionismus diskreditiert wird; das heißt, daß der Revisionismus in der Sowjetunion nicht trotz, sondern wegen Stalin triumphieren konnte. Warum? Was, wäre der Revisionismus nicht erfolgreich gewesen? Gemäß dieser "Logik" wäre mit Stalin offensichtlich alles in Ordnung gewesen. Würde man die Logik dieses Arguments entsprechend erweitern, käme man zu folgender Schlußfolgerung: "Die größte Kritik, die man Lenin anlasten kann, war, daß er von Stalin gefolgt wurde, der wiederum von Chrustschow gefolgt wurde. Und das spricht Bände." Marx und Engels würden in ihren Gräbern erschaudern bei dem Gedanken: Wer ist als nächster an der Reihe?

Ich möchte diesen Abschnitt schließen mit ein paar Auszügen aus dem Editorial von Zeri I Popullit ("Stimme des Volkes", Organ der Partei der Arbeit Albaniens PAA) anläßlich des 20. Todestages von Stalin:

"J.W. STALIN – GROSSER REVOLUTIONÄR UND MARXIST-LENINIST

J.W. STALIN, DER GROSSARTIGE ANHÄNGER W.I. LENINS, DER 30 JAHRE LANG AN DER SPITZE DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI UND DES STAATES STAND, STARB VOR ZWANZIG JAHREN. ALLE REVOLUTIONÄRE UND FREIHEITSLIEBENDEN Menschen erinnern sich an Stalin als an einen großen Revolutionär und einen außergewöhnlichen Marxisten-Leninisten, der sein ganzes Leben der Verteidigung der Siege der Revolution und dem Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion widmete sowie der Sache der Befreiung des Proletariats und aller unterdrückten Völker.

Eng verbunden mit dem Namen Stalins sind die großartigen Siege des sowjetischen Volkes nach der Sozialistischen Oktoberrevolution, der Aufbau der sozialistischen Gesellschaft in der Sowjetunion, der ruhmreiche Sieg gegen die faschistischen Horden des Zweiten Weltkriegs, die Entwicklung der kommunistischen, Arbeiter-, nationalen Befreiungs- und demokratischen Bewegungen in der Welt. J.W. Stalin entwickelte den Leninismus weiter und bereicherte ihn im Hinblick auf die Theorie des sozialistischen Aufbaus, des Kampfes gegen Opportunismus, Revisionismus und Imperialismus. Nach Lenins Tod verteidigte er den Leninismus mit standhafter Entschlossenheit gegen alle Feinde der Arbeiterklasse – Trotzkisten, Bucharinisten, bürgerliche Nationalisten, moderne Revisionisten; er entwickelte die Lehren von Marx, Engels und Lenin über die Partei, die Revolution und den Staat weiter und wandte sie mit Beharrlichkeit und Weitsicht an. Er wurde zum Genossen, Lehrer und großen Verteidiger aller Unterdrückten, all jener, die für soziale und nationale Befreiung kämpften.

WEIL STALIN SO WAR, SUCHTEN DIE MODERNEN REVISIONISTEN UND ALLE FEINDE DES KOMMUNISMUS UND DER FREIHEIT DER VÖLKER MIT ALLER MACHT, SEINEN RUF ALS UNERSCHROCKENER REVOLUTIONÄR ZU BEFLECKEN UND SEINE RUHMREICHE LEISTUNG ZU VERUNGLIMPFEN."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



[1] Die Quelle wird im folgenden erklärt.

[2] HB benutzt hier die Verballhornung "edickated" statt "educated", die Schreibweise der "Ungebildeten".

[3] Aber vielleicht glaubt Professor Thomson wie die Trotzkisten und Bucharinisten, daß Stalin in der Kategorisierung der Kulakenelemente als nicht-antagonistischer Widerspruch zur Diktatur des Proletariats während der Periode der Kollektivierung falsch gelegen hat? Vielleicht glaubt Professor Thomson wie die Bucharinisten, daß der Widerspruch zwischen Kulakenelementen grundsätzlich nicht-antagonistisch war und nur durch Stalins "Fehler" in der Behandlung der Situation antagonistisch geworden ist? Alternativ glaubt vielleicht Professor Thomson, daß der Widerspruch zwischen der armen und mittleren Bauernschaft und der Diktatur des Proletariats antagonistisch war – wie die Trotzkisten das taten. Und wenn hier Professor Thomson mit Bucharin oder Trotzki übereinstimmt, warum sagt er das dann nicht? Jeder ehrliche Arbeiter, der die verschiedenen Reden Stalins liest, die in diesem Artikel wiedergegeben werden, wird davon überzeugt sein, daß es Stalin war, der den Unterschied zwischen antagonistischen und nicht-antagonistischen Widersprüchen verstand, nicht Bucharin oder Professor Thomson, nicht Trotzki oder Professor Thomson.