Hermann Jacobs
Die Wertform und ihre Negation
Theoretische Wertung aller bisherigen Praxen
Inhalt
- Redaktionsnotiz
- Edition
- Einführung in das Thema
- I. Die Wertform
- II. Produktions-Wachstum und Geldmenge
- III. Die Kapitalisierung der Wertform
- IV. Die Sozialisierung der Wertform
- V. Geschichtliches Fazit
Redaktionsnotiz
Bei unserem Ziel, dem Sozialismus, der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft, handelt es sich ja bekanntlich um einen gesellschaftlichen – und damit vor allem ökonomischen – Epochenwechsel, der nicht weniger tiefgreifend ist als beispielsweise jener, der das Römische Reich untergehen ließ oder derjenige, der die Herrschaft von Klerus und Adel beseitigte. Es geht um eine neue Produktionsweise.
Wir haben in „offen-siv“ schon seit längerem Beiträge zu ökonomischen Problemen veröffentlicht. Wir haben in unserem marxistisch-leninistischen Fernstudium der Ökonomie ein ganzes Jahr gewidmet. Inzwischen haben wir die Situation, dass nach einem mehr als zehnjährigen Schweigen doch der Beginn einer Diskussion über die ökonomischen Grundlagen sowohl des Kapitalismus/Imperialismus als auch des Sozialismus spürbar wird. Wir begrüßen das sehr, denn ohne ein klares sozialistisches und damit auch gesellschaftlich-ökonomisches Ziel wird die Bestimmung des Weges dorthin nicht entschieden werden können.
Die ökonomische Debatte bezieht sich vor allem auf ein grundlegendes Problem: das Wertgesetz. Hier scheiden sich aktuell heute und auch schon so lange, wie es eine sozialistische Bewegung gibt, die Geister. Die Frage ist: Ist das Wertgesetz der konzentrierte Ausdruck der kapitalistischen Ökonomie und muss es deshalb im Sozialismus überwunden werden – oder ist das Wertgesetz von grundsätzlicher, überhistorischer Bedeutung, also eine Grundlage allen menschlichen Wirtschaftens und muss es deshalb im Sozialismus respektiert werden? Man tue diese Frage nicht als spitzfindig oder scholastisch ab! Die Antwort auf diese Frage entscheidet das Schicksal der angestrebten neuen Epoche der Menschheit, des Sozialismus. Deshalb muss sie beantwortet werden.
Zurück zur aktuellen Debatte: Ergänzend und zum Teil komplementär zu den Diskussionen, die bei uns stattfanden, hat sich in der jüngeren Vergangenheit auch die Zeitschrift „RotFuchs“ mit dem Thema der politische Ökonomie des Sozialismus befasst. Das bereichert die Diskussion. Zwar findet noch kein direkter Austausch der Argumente statt, immerhin aber werden die unterschiedlichen Auffassungen und Sichtweisen deutlich. So behaupten die in der Zeitschrift „RotFuchs“ veröffentlichten Arbeiten zum Thema “sozialistische Ökonomie“ die überhistorische Geltung des Wertgesetzes und kritisieren dementsprechend „voluntaristische“ Versuche, dies auszuhebeln oder zu wenig zu beachten. Die bei uns veröffentlichten Arbeiten hingegen gehen eher in die Richtung, Ware, Wertgesetz und Geld als historisch zu betrachten. Nun gab es Ware und Geld schon vor der bürgerlichen Gesellschaft – und beides wird es auch noch nach der bürgerlichen Gesellschaft geben, denn eine Übergangsperiode, darin sind sich alle Kontrahenten einig, wird es nach dem Sieg einer sozialistischen Revolution mit Sicherheit geben müssen. Aber die Frage steht: was dann? Wie ist die Zielbestimmung? Nach welchen ökonomischen Prinzipien funktioniert der Kommunismus in seiner ersten Phase, dem Sozialismus, und wie entwickelt er sich weiter?
Wir sind der Auffassung, dass die Geltung des Wertgesetzes einer sozialistischen Gesellschaft widerspricht und die Behauptung, das Wertgesetz gehöre wesentlich in die Ökonomie des Sozialismus, einen der wesentlichen Bausteine der revisionistischen Entartung in der ökonomischen Theorie und Praxis darstellt. Uns ist durchaus bewusst, dass wir wegen dieser Stellungnahme wieder einmal Gefahr laufen, als „ultralinks“, „voluntaristisch“, „sektiererisch“ und gleichzeitig auch noch als Anhänger des „administrativ-zentralistischen“ und damit „stalinistischen“ Sozialismusmodells bezeichnet bzw. beschimpft zu werden. Nun gut, das ist dann so. Wir sehen trotzdem nur in einer sozialistischen Planwirtschaft (und nicht in einer sozialistischen Marktwirtschaft) eine Zukunft für die Menschheit.
Aber das Ganze ist nicht zu entscheiden ohne ausreichende wissenschaftliche Überlegungen. Zur Verdeutlichung der Problematik präsentieren wir Euch hier kurz unterschiedliche Auffassungen in Originalzitaten.
Wolfgang Hoss schreibt in einem Beitrag für „offen-siv“[1]: Wenn Hermann Jacobs sagt “In der Tat sind wir, ist der Marxismus außerstande, die Frage des Revisionismus … aufzuwerfen, würde es nicht dieses Schwanken im Verhältnis zu den ökonomischen Mechanismen der Warenproduktion gegeben haben, würde es nicht die Reform gegeben haben, den ersten, den neuen Mechanismus wieder gegen den zweiten, alten auszutauschen” (“offensiv”, Heft 15/03, S. 48), und wenn man die Aussage so formuliert, daß das Schwanken zwischen der Warenproduktion als Grundlage der sozialistischen Wirtschaft und einer neuen nicht auf Warenproduktion gegründeten Ökonomie und schließlich die Entscheidung für die “sozialistische Warenproduktion” eine der wichtigsten Ursachen für die Revision des Marxismus und das Scheitern des Sozialismusversuchs in den Ostblockländern waren, dann vertritt man nur die Position des unverfälschten Marxismus. Die Aussagen von Marx und Engels in dieser Hinsicht sind eindeutig:
“Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt … ” (Friedrich Engels, MEW, Bd.19, S.226)
“Innerhalb der genossenschaftlichen, auf Gemeingut an den Produktionsmitteln gegründeten Gesellschaft tauschen die Produzenten ihre Produkte nicht aus, …” (Karl Marx, MEW, Bd.19, S.19).
“Gebrauchsgegenstände werden überhaupt nur Waren, weil sie Produkte voneinander unabhängig betriebener Privatarbeiten sind.” (Karl Marx, Das Kapital, Erster Band, S. 87).
Es besteht kein Zweifel, daß es sich hier nicht um Mißverständnisse oder um Widersprüchlichkeiten in Marxens Werk handelt. Hören wir weiter:
“In der Gesamtheit der verschiedenartigen Gebrauchswerte oder Warenkörper erscheint eine Gesamtheit ebenso mannigfaltiger, nach Gattung, Art, Familie, Unterart, Varietät verschiedner nützlicher Arbeiten – eine gesellschaftliche Teilung der Arbeit. Sie ist Existenzbedingung der Warenproduktion, obgleich Warenproduktion nicht umgekehrt die Existenzbedingung gesellschaftlicher Arbeitsteilung. In der altindischen Gemeinde ist die Arbeit gesellschaftlich geteilt, ohne daß die Produkte zu Waren werden. Oder, ein näher liegendes Beispiel, in jeder Fabrik ist die Arbeit systematisch geteilt, aber diese Teilung nicht dadurch vermittelt, daß die Arbeiter ihre individuellen Produkte austauschen. Nur Produkte selbständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeiten treten einander als Waren gegenüber.” (Karl Marx, das Kapital, Erster Band, S. 56/57).
Andrea Schön und Gerald Hoffmann zitieren in Ihrem Beitrag “Die Crux mit dem Wertgesetz – zum Revisionismus in der politischen Ökonomie des Sozialismus” Marx zum Teil an gleicher Stelle und in gleichem Sinne und stellen fest: “Nicht die Arbeitsteilung ist das wesentliche oder gar einzig konstituierende Element der Warenproduktion, sondern das Privateigentum an Produktionsmitteln. Die Warenproduktion verleiht der gesellschaftlichen Arbeitsteilung lediglich ihren spezifischen, auf Tausch von Produkten privater Produzenten basierenden, Charakter.” (A. Schön, G. Hoffman, “offensiv”, Heft 13/03)
Tony Cliff hat die faktische Aufhebung der Warenproduktion in Bezug auf die russische Wirtschaft der Stalin-Ära bereits in den siebziger Jahren klar ausgesprochen: “Formal erfolgt die Verteilung der Produkte zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen über den Austausch; aber da eine Institution, der Staat, Eigentümer aller Unternehmen ist, gibt es keinen realen Warenaustausch.”[2]
Also nach der Theorie von Marx und Engels wird die Warenproduktion aufgehoben, wenn das Privateigentum an den Produktionsmitteln aufgehoben wird. Da die VEB-Betriebe in der DDR keine Privatunternehmen waren, und da man in der DDR die Warenproduktion als Grundlage der sozialistischen Produktion deklariert hatte – die Kennziffer Steigerung der Warenproduktion war eine der wichtigsten Kennziffern für die Jahresendprämie der VEB-Betriebe – ergibt sich bereits in diesem fundamentalen Grundsatz eine Diskrepanz zur Theorie von Marx und Engels. Wer aber hat sich in diesem Punkt geirrt, Marx und Engels oder die Theoretiker des letzten Sozialismusversuchs? Jedenfalls stellt die Entscheidung für die Warenproduktion als Grundlage der sozialistischen Wirtschaft eine radikale Revision des Marxismus bzw. eine grundlegende Verfälschung der marxistischen Sozialismustheorie dar.
Das hat ganz entscheidende Konsequenzen. Engels formuliert die Konsequenz der Nichtaufhebung der kapitalistischen Warenproduktion wie folgt: “Mit dieser Behandlung der heutigen Produktivkräfte nach ihrer endlich erkannten Natur tritt an die Stelle der gesellschaftlichen Produktionsanarchie eine gesellschaftlich-planmäßige Regelung der Produktion nach den Bedürfnissen der Gesamtheit wie jedes einzelnen; damit wird die kapitalistische Aneignungsweise … ersetzt durch die in der Natur der modernen Produktionsmittel selbst begründete Aneignungsweise der Produkte: einerseits direkt gesellschaftliche Aneignung als Mittel zur Erhaltung und Erweiterung der Produktion, andrerseits direkt individuelle Aneignung als Lebens- und Genußmittel. Indem die kapitalistische Produktionsweise mehr und mehr die große Mehrzahl der Bevölkerung in Proletarier verwandelt, schafft sie die Macht, die diese Umwälzung, bei Strafe des Untergangs, zu vollziehn genötigt ist.” (Friedrich Engels, MEW Bd. 20, S. 261)
Hier wird von Marx, Engels und einigen anderen sehr klar dargelegt, dass das Privateigentum an den Produktionsmitteln und nicht die Arbeitsteilung die Grundlage für die Warenwirtschaft bildet und dass Warenwirtschaft und Wertgesetz im Sozialismus ihre Geltung verlieren müssen – „bei Strafe des Untergangs“, wie Engels formuliert. Ganz im Gegensatz dazu schreibt Prof. Dr. Matho in der Zeitschrift „RotFuchs“:
„Unter den Bedingungen gesellschaftlicher Arbeitsteilung und selbständiger Wirtschaftseinheiten werden die arbeitsteilig erzeugten Produkte und Leistungen zu Waren, die auf einem Markt ausgetauscht werden müssen. Die Waren haben einerseits einen Gebrauchswert, nämlich die Nützlichkeit, ein gesellschaftlich relevantes Bedürfnis zu befriedigen, und andererseits einen Wert, der den Arbeitsaufwand für die Ware verkörpert. (…) Die Notwendigkeit, daß sich beim Austausch die Wertgrößen der Waren entsprechend der gesellschaftlich notwendigen Arbeit – nicht der individuell aufgewandten – verhalten müssen, damit die Reproduktion gewährleistet ist, bezeichnen wir als Wertgesetz. Sein Wirken über den Marktpreismechanismus übt vor allem zwei wichtige Funktionen aus: erstens als Regulator der Produktion – also was und wie viel zu produzieren ist – und zweitens als Motor der Produktivkraftentwicklung – also wie groß der Arbeitsaufwand für die einzelne Ware sein darf, was von der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität abhängt. Dieses Wertgesetz kann man nicht „wegplanen“ oder überlisten, wie in der Planwirtschaft des realen Sozialismus z. T. geglaubt wurde. Man kann es aber im Verein mit einer volkswirtschaftlichen Rahmen- und Strukturplanung bewusst ausnutzen. (…)
Ware-Geld-Beziehungen und Wertgesetz sind also keine Ärgernisse, vielmehr wichtige Errungenschaften hochspezialisierter gesellschaftlicher Produktion, die den Menschen großen Nutzen bringen. Das ins Stammbuch einiger Überschlauer, die das „ultralinks“ negieren, es ideologisch gar verteufeln wollen und meinen, sich sogar auf Karl Marx stützen zu können. (…) Vielmehr muß das große schöpferische Potential der Marxschen Werttheorie voll ausgenutzt werden, was z. B. einschließt, relativ verselbständigte Produzenten unter gesellschaftlichem Eigentum im Sozialismus als echte Warenproduzenten anzusehen. Dazu tragen auch weiter existierende private Betriebe bei, was zugleich eine gesunde Konkurrenz belebt.
In der DDR waren hinsichtlich Warenproduktion und Wertgesetz Licht und Schatten zu verzeichnen. Es gab durchaus Ansätze einer wirtschaftlichen Rechnungsführung als grundlegendes Prinzip, nach dem die Betriebe mit hohen Umsätzen und niedrigsten Kosten Gewinne und damit Mittel für die erweiterte Reproduktion eigenerwirtschaften sollten. (…) Und dabei erwies sich das gutgemeinte System der sogenannten zweiten Lohntüte (unentgeltliche staatliche Leistungen und Preissubventionen) als wenig leistungsfördernd, weil es als selbstverständlich angesehen wurde. Was man nicht zu bezahlen braucht, wirkt eben viel weniger leistungsanregend als das Mehr im Portemonnaie. (…)
Ob und wie künftig eine voll ausgebildete sozialistische Marktwirtschaft auf der Basis einer gesellschaftlichen Rahmen- und Strukturplanung möglich sein wird, muß in der Praxis noch bewiesen werden. (…) Fehler der Unterschätzung oder gar Verletzung dieser wichtigen ökonomischen Beziehungen und Gesetze dürfen sich nicht wiederholen. Besondere Lehren und Hinweise werden in wachsendem Maße vom chinesischen Marktsozialismus zu erwarten sein.“ (Prof. Dr. Fred Matho, „Gilt das Wertgesetz auch im Sozialismus?“ in: RotFuchs Nr 3-2006, S. 10)
Knapp ein Jahr später bringt der RotFuchs inhaltlich Ähnliches im Zusammenhang mit seiner Sicht auf die Gründe der Niederlage des Sozialismus in Europa, formuliert von Dr. Dr. Ernst Albrecht: „Eine erhebliche Vernachlässigung in der Erschließung materieller Triebkräfte trat mit dem vom VIII. Parteitag eingeleiteten „Kurs der Hauptaufgabe“ ein. Nun wurde eine Sozialpolitik forciert, die jedem Bürger der DDR – unabhängig von seinen Leistungen für die Gesellschaft – Vorteile brachte. … Damit wurde ihre Triebkraftfunktion stark beeinträchtigt. Das Wertgesetz unterlag erheblichen Manipulationen. Die Masse der Konsumgüter wurde für einen staatlich festgelegten Preis zur Verfügung gestellt, der oft die Produktionskosten erheblich unterschritt. Diese Preissubventionen deformierten geradezu das Wertgesetz. … Materielle und ideele Triebkräfte müssen in einer künftigen sozialistischen Gesellschaft viel stärker miteinander verknüpft werden. Es geht vor allem darum, voluntaristische Verletzungen des Wertgesetzes und die Untergrabung des Prinzips der materiellen Interessiertheit unbedingt zu vermeiden.“ (Dr. Dr. Ernst Albrecht, RotFuchs, März 07, Innenblatt, RF-Extra. S. II)
Und im gleichen Heft wird auf einer eher Stimmung machenden denn inhaltlich argumentierenden Basis nachgeschoben: „Prof. Dr. Matho hat sich sehr intensiv mit dem Wertgesetz beschäftigt. Von uns wurde sein objektives Wirken gröblichst negiert.“ (Horst Franzkowiak, RotFuchs März 07, S. 7)
Hier finden wir also die Position, das Wertgesetz sei ein Resultat der Arbeitsteilung (und nicht des Privateigentums an den Produktionsmitteln), das Wertgesetz sei nicht das Gesetz der kapitalistischen Ökonomie, sondern habe überhistorische Bedeutung, wirke auch im Sozialismus und das nicht anzuerkennen sei ein schwerer Fehler. Und Dr. Dr. Ernst Albrecht scheint der Auffassung zu sein, dass sozialpolitische Maßnahmen (und Sozialpolitik heißt nach meiner Auffassung unter anderem: Bildung, Erziehung, Kultur, Gesundheitssystem, Sozialfürsorge) im Sozialismus als „Triebkraft“ eingesetzt werden müssten. Was kann das anderes heißen, als daraus eine Art Belohnungs- bzw. Strafsystem zu machen? Ich weiß, dass man als Kommunist nicht die Moral zur Richtschnur eines Urteils machen soll, aber eine gewisse Empörung über einen solchen menschenverachtenden Vorschlag kann ich nicht verhehlen.
Nach diesen kurzen Einblicken in die Theorie sollten wir noch einen Blick in die Praxis werfen. Wir schauen am besten in eine Epoche des Sozialismus, die eher von Erfolg als von Niedergang gekennzeichnet war. Bei Stalin findet man mit dem Datum des 28. September 1952 in der Schrift „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“ u.a. folgendes: „In der Tat ist der Wirkungsbereich des Wertgesetzes in unserer ökonomischen Ordnung streng begrenzt, sind diesem Wirkungsbereich Grenzen gesetzt. Es wurde bereits gesagt, dass der Wirkungsbereich der Warenproduktion in unserer Ordnung begrenzt ist und ihm Schranken gesetzt sind. Das gleiche muss über den Wirkungsbereich des Wertgesetzes gesagt werden. Ohne Zweifel muss das Fehlen des Privateigentums an Produktionsmitteln und die Vergesellschaftung der Produktionsmittel sowohl in der Stadt als auch auf dem Lande den Wirkungsbereich des Wertgesetzes und seine Einwirkung auf die Produktion einschränken.
In der gleichen Richtung wirkt das Gesetz der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft, das an die Stelle des Gesetzes der Konkurrenz und der Anarchie der Produktion getreten ist.
In der gleichen Richtung wirken unsere Jahres- und Fünfjahrespläne und überhaupt unsere ganze Wirtschaftspolitik, die sich auf die Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft stützen.
Das alles zusammengenommen führt dazu, dass der Wirkungsbereich des Wertgesetzes bei uns streng begrenzt ist und das Wertgesetz in unserer Ordnung nicht die Rolle des Regulators der Produktion spielen kann. (…)
Man sagt, das Wertgesetz sei ein ständiges Gesetz, das für alle Perioden der historischen Entwicklung unbedingt gültig sei, das Wertgesetz bleibe, auch wenn es in der Periode der zweiten Phase der kommunistischen Gesellschaft seine Kraft als Regulator der Tauschbeziehungen verliert, in dieser Entwicklungsphase doch in Kraft als Regulator der Verhältnisse zwischen den verschiedenen Produktionszweigen, als Regulator der Verteilung der Arbeit zwischen den Produktionszweigen.
Das ist völlig falsch. Der Wert ist, wie auch das Wertgesetz, eine historische Kategorie, die mit der Existenz der Warenproduktion verbunden ist. Mit dem Verschwinden der Warenproduktion verschwindet auch der Wert mit seinen Formen und das Wertgesetz.
In der zweiten Phase der kommunistischen Gesellschaft wird die Menge der für die Herstellung der Produktion aufgewandten Arbeit nicht auf einem Umweg bemessen werden, nicht vermittels des Wertes und seiner Formen, wie es in der Warenproduktion der Fall ist, sondern direkt und unmittelbar – durch die zur Herstellung der Produkte verausgabte Menge der Zeit, Menge der Stunden. Was die Verteilung der Arbeit anbelangt, so wird die Verteilung der Arbeit zwischen den Produktionszweigen nicht durch das Wertgesetz reguliert werden, das zu dieser Zeit seine Kraft verlieren wird, sondern durch das Wachstum des Bedarfs der Gesellschaft an Produkten. Das wird eine Gesellschaft sein, in der die Produktion durch die Bedürfnisse der Gesellschaft reguliert werden und die Erfassung der Bedürfnisse der Gesellschaft für die Planungsorgane erstrangige Bedeutung erlangen wird.
Völlig falsch ist auch die Behauptung, dass in unserer gegenwärtigen ökonomischen Ordnung, in der ersten Phase der Entwicklung der kommunistischen Gesellschaft, das Wertgesetz angeblich die „Proportionen“ der Verteilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Produktionszweigen reguliere.
Wenn das stimmt, dann ist es unverständlich, warum bei uns nicht die Leichtindustrie als die rentabelste mit aller Macht entwickelt wird, warum ihr nicht der Vorrang gegeben wird vor der Schwerindustrie, die oftmals weniger rentabel, und bisweilen überhaupt nicht rentabel ist.
Wenn das stimmt, dann ist es unverständlich, warum bei uns eine Reihe vorläufig noch unrentabler Betriebe der Schwerindustrie, in denen die Arbeit der Arbeiter nicht den „nötigen Effekt“ zeigt, nicht geschlossen wird und nicht neue Betriebe der zweifellos rentablen Leichtindustrie eröffnet werden, in denen die Arbeit der Arbeiter einen „größeren Effekt“ zeitigen könnte.
Wenn das stimmt, dann ist es unverständlich, warum bei uns die Arbeiter aus den wenig rentablen, aber für die Volkswirtschaft sehr notwendigen Betrieben, nicht in rentablere Bereiche überführt werden im Einklang mit dem Wertgesetz, das angeblich die „Proportion“ der Verteilung der Arbeit zwischen den Produktionszweigen reguliert.“ (J.W. Stalin, Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, Kleine Bücherei des Marxismus-Leninismus, Berlin 1952, Dietz Berlin, S. 22-24)
Da kommt uns Dr. Dr. Ernst Albrecht doch recht mutig vor, wenn er der Führung derjenigen Epoche des sozialistischen Aufbaus, die Russland im Zeitalter des Hakenpfluges übernahm und im Besitz der Atombombe hinterließ (wie Churchill es formulierte) und zwischendurch die Welt vom Hitlerfaschismus befreite und den Zweiten Weltkrieg gewann, „voluntaristische Verletzun-gen des Wertgesetzes“ ankreidet. Was, wenn es nur deshalb ging? Was, wenn der Niedergang des Sozialismus in Europa etwas mit dem immer größer werdenden Gewicht der Warenproduktion und Warenzirkulation innerhalb seiner Ökonomie zu tun hat?
Wir müssen an die ökonomischen Grundlagen.
Das Marxsche „Kapital“ stellt im ersten Abschnitt des Bandes I die logische Entwicklung dar und zeigt, wie die Ware aus sich selbst heraus das Geld gebiert und wie aus den Bedingungen der Warenzirkulation die Verwandlung von Geld in Kapital resultiert; oder kurz gesagt: dass aus der Ware das Kapital folgt. Wenn das stimmt, dann kann und darf die Warenproduktion und die Warenzirkulation kein bestimmendes Element des Sozialismus sein, denn dann legte der Sozialismus, indem er diese kapitalistischen Wesenszüge zu seiner eigenen Grundlage machte, sich selbst in sein Zentrum den Keim der Verwesung, der Konterrevolution, der Niederlage.
Wir freuen uns, als einen Beitrag zu dieser nicht ganz einfachen Problematik dies Heft von Hermann Jacobs vorlegen zu können und bitten Euch um Aufmerksamkeit. Erkenntnis ist nicht immer einfach, aber die Anstrengung lohnt. Brecht sagt so treffend: „Lerne, Du musst die Führung übernehmen!“
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Redaktion Offensiv, Hannover
Edition
Die Wertform ist das kennzeichnende Element jener Produktionsweise, die wir die Warenproduktion nennen.
Sie existiert seit etwa 8.000 bis 10.000 Jahren.
Zunächst als ein die menschlichen Urgemeinschaften begleitendes System des Austausches von Überschüssen, nimmt sie immer größeren, die ganze Gesellschaft erfassenden Umfang an; endlich mit dem Kapitalismus bildet sie eine komplette gesellschaftliche Ordnung aus. Parallel zu ihrer Dimension macht die Warenproduktion aber auch eine innere Entwicklung durch. Sie geht von privater, einzelner Arbeit aus und gerät, insbesondere in unserer Zeit, an eine höhere Ordnung der Arbeit selbst. Völker verschiedenen Umfangs, Staaten unterschiedlicher Größe, vereinen als Arbeit. Vom Austausch nur der Überschüsse kann nicht mehr die Rede sein.
Kann die Warenproduktion auch weiterhin die Produktionsweise der Zukunft der Menschheit sein?
Oder gerät sie an ihren Widerspruch und damit an die Forderung nach einer Gesellschaft unmittelbaren, nicht länger über Ware und die Wertform vermittelten Charakters?
Fragen, die Antworten erheischen.
Wir analysieren (theoretisch) die Wertform als die elementare Form der Warenproduktion und in ihrem geschichtlichen Ablauf: In der Antike ein kurzes Aufblitzen eines genialen Gedankens, im Auslaufen des englischen Mittelalters ein endlich nachgefragtes ökonomisches Prinzip – aber noch keine Klarheit.
Dann endlich Klarheit: Marx erst schrieb: „Die Wertform“.
Aber die reale Geschichte ist inzwischen 150 Jahre weiter. Nichts Neues, nichts Weitergehendes dazugekommen? Oh, doch. In der Tat sind einige Dinge durch den entwickelten Kapitalismus auf den Kopf – oder auf die Füße? – gestellt.
Und den Eingriff des Kommunismus in die Warenökonomie hat es auch schon gegeben. Der sollte ja, laut Marx, die Warenproduktion aufheben.
Wir fragen nach der Evolution der Wertform – einer vom Prinzip her, und jenen, über die sie der Form nach durchgesetzt wird.
Berlin, Februar 2007
Einführung in das Thema |
Wert als in der Ökonomie verwandter Begriff ist ein Synonym für Arbeit, allerdings Arbeit in einer bestimmten Beziehung/Bedeutung. Und als Wertgröße ist Wert ein Synonym für die Dauer von Arbeit (in dieser bestimmten Bedeutung). Ohne daher erklärt zu haben, was Arbeit in bestimmter Bedeutung ist, ist der Wert nicht eindeutig erklärt. Beide Begriffe, Wert und Wertgröße, bilden einen qualitativen und quantitativen Arbeitsbegriff. In einer bestimmten gesellschaftlichen Form von Ökonomie, der Warenökonomie, sind beide Begriffe die zentralen Begriffe, um die sich alles dreht.[3] Im Wertbegriff ist somit auch ein besonderes gesellschaftliches Verhältnis zur Arbeit erschienen. Unser Satz, Wert wäre ein Synonym für Arbeit/Arbeitsaufwand, muß daher ergänzt werden in dem Sinne, dass Wert eine gesellschaftliche Bestimmung der Arbeit ist, wie sie nur einem solchen Verhältnis zur Arbeit eigen ist, das Arbeitsprodukte als Waren produziert. Waren sind demnach Produkte mit einem Verhältnis zum Wert; und das heißt Verhältnis zur Arbeit von bestimmter Bedeutung – die es nun zu entschlüsseln gilt.
Nach dem Wert wird Arbeit angeeignet, erst die eigene, dann jede andere, die sich auch in diesem Verhältnis, von Wert zu sein, darstellt. Der Wert ist demnach eine Eigentumskategorie, er ist die Eigentumskategorie der bürgerlichen Gesellschaft, in der wir – mehrheitlich – leben. Wert ist, was man selber an Arbeit geleistet hat, und die eigene Arbeit ist ein Maß für die Aneignung anderer Arbeit – und das geschieht, so muß man hier hinzu setzen, indem man eine Form entwickelt hat, von der man sagen kann, dass sie die Aneignung der eigenen Arbeit bedeutet – die Wertform.
Normalerweise könnte man denken, dass man “die eigene Arbeit” aneignet wenn das erarbeitete Produkt; das Produkt, so wie es geht und steht, ist aber gerade nicht gemeint, wie wir sehen werden.
Die Menschen mussten sich allerdings des Wertes und seiner Bedeutung, vor allen Dingen aber der Form, in der der Wert in der Warenökonomie seine Erscheinung erlangt, erst bewusst werden. Nämlich in der gegenständlichen Form. Warenproduzenten tauschen ihre Produkte aus, was sie arbeitsseitig sind, sagen sie sich über die Form ihrer Arbeitsgegenstände – das ist die Schwierigkeit bei der Erkennung dessen, “was der Wert ist”, weil man aus einer Beziehung von Sachen eine höchst lebendige Beziehung herauslesen muss: in der Ware etwas über die Arbeit. Man muß beim Wert die Dinge zurückverfolgend recherchieren – von der Sache ausgehend zurück zum Leben, von der Ware zurück zur Arbeit.
Dass es in diesem Austausch gerade um den Wert, um seine Fixierung geht, ist eine ziemlich junge Erkenntnis in der Geschichte der Ökonomie. Austausch der Arbeitsprodukte als Waren haben wir als beständige Begleiterscheinung menschlicher Kommunikation mindestens seit 5.000 Jahren, maximal vielleicht seit 10.000 Jahren. Sie tangiert die verschiedenen Gesellschaftsformen; während diese vergehen, bleibt sie im Alltagsgebrauch, sie scheint eine Allerweltsökonomie, passend für jede Zeit, zu sein – bisherige, muss hinzusetzen. Es bedurfte aber erst einer massenhaften Entwicklung der Warenproduktion, um auf diese Frage, was der Wert ist und wie man ihn zu erklären hat, zu stoßen, welche Bedeutung ihm bei der Erklärung der menschlichen gesellschaftlichen Geschichte zukommt.
Die Antike bietet hier den ersten Anlass dazu, denn sie war der erste massenhaft Waren produzierende Geschichtsabschnitt der Menschheit; die antike Gesellschaft war eine Handelsgesellschaft und das antike Mittelmeer letztlich ein Handelsmeer.
Zwar hat der griechische Philosoph Aristoteles (wie Marx aus dem Fundus der Antike ausgegraben hat) bereits eine erste Überlegung darüber angestellt, dass dem Warenaustausch eine Gleichheitsform zu Grunde liegt (“5 Polster = 1 Haus”, die sich nicht von “5 Polster = so und so viel Geld” unterscheiden würde – und natürlich auch nicht von der Form, die Marx dann später wählte: „20 Ellen Leinewand = ein Rock“[4]), aber er verwarf diese Idee wieder. Aristoteles meinte, etwas so Verschiedenes “kann nicht kommensurabel (gleich) sein”. “Warum (nicht)?”, fragt Marx nach; sofern es das wirklich Gleiche in Beidem darstellt – Arbeit, ist es auch gleich oder auf Gleichheit reduzierbar.
Arbeit aber leisteten in der Antike (wesentlich) Sklaven. Und wenn ein Gleichheitsbegriff auf die Arbeit bezogen, so auf diejenigen, die sie leisten. Das aber rührte an den Grundlagen der antiken Gesellschaft. Dass gerade die Sklaven (die Nichtgleichen und Nichtgesellschaftlichen der Antike) der Ökonomie der Antike den zentralen Begriff der Gleichheit von Menschen, die auf Arbeit beruht, geben sollten, schien Aristoteles unmöglich.[5]
(Der Grund ist einleuchtend: Die Antike brauchte eine neue Grundlage der Arbeit. Mit lokaler Einzelarbeit auf der Basis kleinen bäuerlichen Eigentums war die städtische und überseeische Expansion – erst Athens, dann Roms (Rom zählte an seinem Höhepunkt eine Million Einwohner, die Hälfte davon Sklaven) -, nicht zu bewältigen. Nur Konzentration, zusammen mit der im Eigentum die im Einsatz der Arbeitskräfte, bot die hinreichende Garantie für eine Gesellschaft neuen Stils, wie die Antike eine war/wurde. Mit Freiwilligkeit war da nicht viel zu holen, und so mußte die freie Arbeit der Kleinbauern, wollte die antike Gründungseuphorie von Erfolg gekrönt sein, der Sklavenarbeit weichen, oder die freie Arbeit primär der erzwungenen. Nur das absolute Diktat über die Arbeit sicherte den Einsatz der Arbeit an den Orten und in den Formen, die die Antike brauchte. Gewalt in der Arbeit ist ein Gründungselement von Gesellschaftlichkeit, die quasi keine Voraussetzung im ökonomischen Willen besitzt, ist dieser noch rein lokal, rein natural orientiert.[6] Ohne den Übergang zur Versklavung der Arbeitskräfte wäre die Antike undenkbar gewesen. Als die Antike dann endete, fiel die Gesellschaft nur wieder (mehrheitlich) in ihre alte Voraussetzung zurück: individuelle Arbeit aller Coleur oder eben orientalische (quasi feudalistische) “Palastökonomie”.)
Aristoteles konnte die bürgerliche Form des Eigentums entdecken, sie beherrschte ja den allgemeinen Handel, aber die bürgerliche arbeitende Klasse, deren Form sie war, war in den Hintergrund gedrückt und schier unter der im Vordergrund agierenden Sklavenarbeit verschwunden; und deren Interesse war die bürgerliche Eigentumsform gerade nicht. (Aus der Sklavenarbeit lässt sich wohl kaum auf Warenproduktion schließen.[7])
Erst mit dem Beginn des industriellen Zeitalters, der wirklichen Verallgemeinerung der Warenproduktion als Produktionsweise der Gesellschaft, bemühten sich die Ökonomen (Smith/Petty, später Ricardo, also alles Engländer – die zunächst die theoretischen Maßstäbe bei der industriellen Revolution setzten -) wieder darum, Licht in das Dunkel um den Wertbegriff zu bringen. Teilweise gelang das, indem die Ökonomen tatsächlich Wert als Arbeit entschlüsselten, was allerdings nicht reichte, wie wir nun sehen werden.
Es ist nicht Arbeit so mir nichts dir nichts zu entdecken, sondern in einer “zwiespältigen Weise”; Arbeit ist ein Doppelbegriff, d.h. die Arbeit hat zwei Seiten, eine allgemeine, die jede Arbeit meint, und eine besondere, die mit jeder Arbeit wechselt. Aber das dazu Notwendige ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts dann von Marx gesagt worden. Marx markiert nicht den Beginn der Wertanalyse, aber deren Ende. Erst fragt man, dann weiß man. D.h. er gelangte auf den Grund des zu Erkennenden. Danach ist/war eine weitere Entwicklung des Wertbegriffs und Analyse der Wertform nicht mehr möglich. (Nur Angriffe, Infragestellung seiner Entdeckung – und noch Verschweigen – erlebte Marx und seine Theorie nach seinem Tod.) Die Erweiterung der Theorie kann jetzt nur noch in der Darlegung dessen bestehen, wodurch die Wertform als historische ökonomische Kategorie aufgehoben, in welchen Formen das geschieht bzw. durch welche andere ökonomische Kategorie sie ersetzt wird.
Erst Marx gab der Darlegung den Begriff “Die Wertform”. (“Die Wertform” ist auch der Titel einer – auf Rat von Engels – dem “Kapital” Band I nachgereichten kleinen Schrift, in der die Wertform – jetzt im subjektiven Sinne – ihre höchste, filigranartige Darlegung findet.) Man beachte, dass man, um den Wertbegriff in einer Warenproduktion darzulegen, sich auf die Ebene der gegenständlichen Arbeit, die Ebene der Arbeitsprodukte begeben muß (“Die Ware ist mein Subjekt”, sagt daher auch Marx); in der Warenproduktion stellt man die Frage nach dem Wert für sich austauschende Waren. Zur Arbeit, also der Waren Ausgangspunkt oder Grundlage, kann man im Verständnis nur vorstoßen. Das tragende Thema der Wertform ist der Arbeitsbegriff, aber ausgehend von einem Warenverhältnis.
Die Wertform kann heute als gesichertes Wissen betrachtet werden.
Das reicht aber nur bis Marx. Wie geht es weiter? Ging es weiter? Ja, natürlich, es kam der Kapitalismus. Und nach ihm der Kommunismus; auch mit ihm haben wir es schon zu tun. Wertform und Kapitalismus, Wertform und Kommunismus, das sind neue Fragen. Beide Gesellschaften sind nicht mehr Gesellschaften des klassischen einfachen, noch selbstarbeitenden Privateigentümers, von dem das Wertverhältnis einst ausgegangen ist. Sie treten der Warenproduktion entweder als Verschmelzung des Privateigentums zu einem tendenziell einzigen Eigentum, oder als deren Aufhebung überhaupt bzw. Vergesellschaftung jeglichen Eigentums gegenüber. D.h. Kapitalismus und Kommunismus berühren die Grundlage der Warenproduktion von der Eigentumsfrage her.[8] Wie wirkt sich Eigentumsverschmelzung und Eigentumslosigkeit nun auf die Wertform aus, das ist die historisch aktualisierte Frage.
Das eigentlich Spannende – für die Wertform – ist die Aufhebung des Wertverhältnisses und damit der Wertform, zunächst im Kapitalismus, ob überhaupt im Kapitalismus, und dann im Kommunismus. Sie steht in unserer Zeit praktisch wie theoretisch zur Debatte, einmal als Forderung, andermal als Realität. In dieser Frage liegt noch kein gesichertes Wissen, keine allgemeine Anerkennung des dazu schon Gesagten vor. Im Gegenteil: Weil – “wie es doch scheint” – die Warenform des Produkts über den Kapitalismus hinaus in den Sozialismus, die erste Phase des Kommunismus fortgetragen wurde, wird eine historisch zur Debatte stehende Negation der Wertform ins Reich der Phantasie bzw. ökonomischen Spinnerei verlegt.
Ja, die Arbeiterbewegung tut sich schwer mit ihrer grundsätzlichen Kritik an der Geschichte des Privateigentums. Sie beginnt ihre Geschichte … mit einer Spaltung ihrer eigenen Reihen. Sie meint (manche meinen, ein Teil meint), unter Führung der Arbeiter könnte man es doch mit einer Wiederholung der privaten Geschichte, sprich Warenökonomie, versuchen; Arbeiter als ökonomisches Subjekt an Stelle der Eigentümer – ergäbe das nicht die bessere Geschichte der Warenökonomie, ihre ökonomisch-rationale und zugleich ökonomisch-soziale Form? Maximal wird noch (um Marx, der von einer Überwindung der Wertform im und durch den Kommunismus ausging, Referenz zu erweisen) von einer Negation der Warenform des Produkts in einer so genannten zweiten Phase des Kommunismus gesprochen. D.h. die Entscheidung wird geschichtlich hinausgeschoben. Den beiden Phasen des Kommunismus, von denen Marx noch ausging, wird ein jeweils anderer ökonomischer Inhalt unterstellt: Statt einer einheitlichen Gesellschaftsordnung haben/hätten wir es nach dem Kapitalismus mit zwei Ordnungen zu tun. Die Spaltung in der Arbeiterbewegung ist längst keine des politischen Subjekts mehr, dahinter stehen handfeste Gesellschaftsinteressen: in der Tat nicht nur ein Zwei-Wege-Kommunismus, sondern ein Zwei-Formen-Kommunismus. Und es fragt sich: Noch ein Gegensatz in der Geschichte? Noch ein Klassenkampf innerhalb einer Klasse, nun in der der Arbeiter? Dann hätten wir nicht allzu viel gelernt aus der auf besondere Weise reichen Geschichte, d.h. durch gesondertes Eigentum reichen.
In Wahrheit genügt es aufgrund der ökonomischen Praxis des real existierenden Sozialismus nicht mehr die Wertform darzustellen, wenn in die Darstellung nicht deren Negation mit aufgenommen ist; was rückwirkend in Bezug auf die Wertform selbst heißt, sich ihrer Widersprüche an sich stärker bewußt zu werden. Das betrifft insbesondere die stärkere Rückführung der Wertform auf das Privateigentum. Sodann geht es um die eindeutigere Darstellung dessen, was Austausch ist: Austausch ist Wertdarstellung, nicht Gebrauchswertwechsel, wie man immer wieder liest. Denn den Wechsel der Gebrauchswerte wird es in jeder arbeitsgeteilten Gesellschaft geben, auch im Kommunismus.
Identifizieren wir aber die Warenproduktion mit Gebrauchswertwechsel, identifizieren wir sie auch mit dem Kommunismus. Wir stellten uns selbst in der Theorie ein Bein für unsere Praxis. Ohne endlich den Unterschied von Austausch und Arbeitsteilung zu finden, werden wir uns wohl vergeblich mühen, einen Unterschied von Geschichte vor dem Kommunismus und Geschichte nach dem Kapitalismus zu bestimmen. Und für die erste kommunistische Praxis muß man sich dem System der konstanten Preise stellen. Sie sind der größte bisherige praktische Einbruch in das warenökonomische System. Wo es doch um Wert, Wertgrößen – und das sind quantitativ gesehen doch Arbeitszeiten – gehen soll, was bedeuten da konstante, über Jahre und Jahrzehnte hinweg konstante Preise? Stagnierende Produktivkräfte, oder … Desinteresse am Wert? Oder, und damit drittens: Hilfsformen der Distribution nach dem Gebrauchswert. Damit wäre der Durchbruch durch die Verhältnisse der Warenproduktion bzw. des Privateigentums erreicht – und der Kommunismus verstanden. Es geht – beim Kommunismus – ja nicht um Gerechtigkeit (obwohl es auch darum geht), es geht um die Gerechtigkeit für ein anderes ökonomisches Prinzip, wie es sich bereits in den Widersprüchen des Kapitalismus andeutet. Und was den Kapitalismus selbst betrifft, so steht auch er „nicht stille“. Was bedeutet es für eine Warenproduktion, ständig mehr Geld zu produzieren als Waren? Kapitalismus glänzt in ständiger Entwertung – aber nur des Geldes. Jedenfalls scheint von der ganzen ökonomischen Bewegung nur die Bewegung des Geldes zu erscheinen. Die Preise sinken nicht mehr, wenn die Arbeit produktiver wird, also die Warenproduktion doch zunimmt. Sondern sie steigen – und dies nominell. Warum haben wir eine Inflation in Permanenz?
Wir müssen angesichts erster gesellschaftlicher Formen der Kritik der Wertform davon ausgehen, dass diese Aufhebung der Warenproduktion/der Wertform bereits begonnen hat. Als da sind: zwei Formen, in denen an der Wertform genagt worden und sie in Frage gestellt wird:
– a) ist das die Form der kapitalistischen “Erweiterung” – was das ist, sagt Marx im “Kapital” (Bd. I, S. 168/169): Kapital ist “Ware und Geld”, beide sind jetzt nur prozessierende Formen des Wertes. Aber was bedeutet das? Wir erleben in der Form der kapitalistischen Inflation ein Ineinanderüberlaufen von Ware und Geld, das in keine ursprüngliche Wertform unterzubringen ist; und
– b) ist das die Form der kommunistischen “Erstarrung”: Geld wird nicht abgeschafft (wie vermutet), aber die Preise “erstarren”, das sozialistische Preissystem wird ein Festpreissystem – und das ist erst recht nicht in die Wertform unterzubringen. Und damit ergibt sich
– c), die Frage nach dem Verhältnis der kapitalistischen und der kommunistischen Veränderung zueinander und der letzten Entwicklung der Wertform zur Wertform insgesamt.
Denn im Unterschied zu manchen radikalen Theorien vom Kommunismus dockt der wissenschaftliche Kommunismus an die reale Entwicklung der vorhergehenden Gesellschaft des Kapitalismus an, d.h. er erkennt in diesem den Übergang zu sich. Er knüpft nicht nahtlos an den Kapitalismus an, er ist nicht die bessere Form des Kapitalismus, aber er erkennt zumindest, dass im Kapitalismus das Eigentum an eine entwickelte Form der gesellschaftlichen Arbeit geraten ist – und er darauf mit einem Widerspruch reagiert. Seine Lösung macht den Kommunismus, eine den kapitalistischen Widerspruch lösende Gesellschaft notwendig: Kapitalismus ist dem Kommunismus nur eine zu ihm vermittelnde Gesellschaftsform; zu seinem Verständnis braucht er den Kapitalismus, mit einer Theorie bloßen Bruchs ist das nicht getan.
Aber zunächst die Wertform selbst – wir folgen der Darstellung von Marx.
I. Die Wertform |
Wertform heißt nichts, als dass zwei Arbeitsprodukte eine Gleichsetzung erfahren, heißt, dass sie ein Verhältnis eingehen, worin sie eine Gleichheit ausdrücken – von der sie allerdings sind! Sie können nur ausdrücken, was ihnen innewohnt, inhärent ist. Dadurch, dass Arbeits-Produkte diese Gleichheit ausdrücken, werden sie zu Waren.
Warum sie das tun oder warum Arbeitsprodukte gezwungen sind, ein Gleichheitsverhältnis einzugehen, hängt mit einem besonderen Produktionsverhältnis zusammen, das Menschen zueinander eingehen. Die Ware ist das Gründungsprodukt einer besonderen Form des Privateigentums, das eine Gesellschaft des gegenseitigen Verkehrs seiner Arbeit beginnt. Es muß zugleich privat sein und gesellschaftlich sein, also zugleich für sich und für andere produzieren; für sich den Wert, für andere den Gebrauchswert. Die Symbiose heißt Ware. Die Ware ist einerseits Wert, andererseits Gebrauchswert. Das eine, den Wert, behält sein Warenproduzent, will er behalten, das andere, den Gebrauchswert, gibt er weg an die Gesellschaft, einen äußeren Konsumenten. Die ersten Waren sind Überschüsse. Dass die Produktion Waren produziert, zeigt einen gewissen Reichtum der Gemeinschaft (die hier produziert) an. Indem sie andererseits den Überschüssen ihrer Produktion (auf sich bezogen Überschüsse) eine spezifische Form, nämlich die Wertform gibt, besagt, dass sie sich zu dem Gebrauchswert, den sie für ihren eigenen, den sie weggegeben hat, eintauscht, nicht gleichgültig verhalten kann. Er muss ihr zur Ausdrucksform für ihren immanenten Wert werden; und so kann die Ware resp. ihr Produzent in ein Verhältnis zum Wert/Arbeitsaufwand der Ware treten, womit diese eine spezifische Form für eine gesellschaftliche Produktionsweise wird, die Warenproduktion.
Wie man sieht, wechseln hier eine ganze Menge Bestimmungen hin und her, aber sie erst einmal zu lernen, gehört zum Verständnis der Warenproduktion.
Dass sich die Menschheit auf eine Gleichheit ihrer Arbeit als ihre Gesellschaftlichkeit bezieht, drückt zugleich auch aus, dass der qualitative Charakter ihrer Arbeit, also die nicht gleichförmige Seite ihrer Arbeit, ihre Arbeit als konkrete, noch von geringer Entwicklung ist; es lohnt noch nicht, sich auf die gesellschaftliche Bedeutung ihrer konkreten Arbeit – als ihre andere mögliche gesellschaftliche Verbindlichkeit – zu beziehen, das kann erst in einer zukünftigen Menschheit zur Regelung des gemeinschaftlichen Verkehrs verbindlich gemacht werden. (Diese Zukunft ist allerdings da. D.h. ein entwickelter Charakter der konkreten Arbeit ist gegeben. Der Wechsel im Verhältnis zur Arbeit – von der abstrakten zur konkreten Seite – steht auf der Tagesordnung. Er ist mit der Aufgabe des Privateigentums verbunden und damit der Ware)[9]
Die Gleichheitsform der Ware heißt bei Marx (es sind x-beliebige Waren unterstellt):
20 Ellen Leinewand = 1 Rock.
20 Ellen Leinewand drücken eine Gleichheit in/mit einem Rock aus, das ist also die Wertform, weiter ist sie nichts.
Man muss sich in einer Verschiedenheit – Leinewand auf der einen, Rock auf der anderen Seite – eine Gleichheit erklären. Als auf Gleiches reduziert/hingeführt, ist “ihre Verschiedenheit erloschen”, sagt Marx. Leinewand will nicht Leinewand sein, sondern eine Gleichheit ausdrücken, und diese Gleichheit ist in Rock erschienen, gegeben. (Was, so später Engels, “eine schielende Weise ist”, den Wert der Ware auszudrücken – in Rock; dies nur nebenbei.)[10]
Die beiden Waren sind also – in dieser Formel – nicht länger als Leinewand und Rock zu betrachten, sondern sind als etwas Gleiches zu betrachten, das in Leinewand und Rock enthalten ist. Die sagende (fragende, sich ausdrückende) Ware ist die Ware A, 20 Ellen Leinewand. Sie sagt von sich, dass sie gleich der Ware B ist; B ist die antwortende Ware, sie antwortet, ja, ich bin die Form Deiner Gleichheit, um die Du nachgesucht hast. A will gleiche Ware sein (oder will mit ihrer Ware Gleichheit zu allen anderen Waren sein), und B sagt, dass sie diese ist.
Der ganze Witz an der Sache, und die Verwirrung, die dadurch erzeugt wird, sind nur, dass in der Wertform unser Rock, also eine konkrete Arbeit, für gleiche Arbeit genommen wird. Es reicht nicht, dass wir in den Waren Arbeit als gleiche Arbeit erkennen – das wäre letztlich eine ganz einfache Sache; umgekehrt: gleiche Arbeit soll erscheinen, und da erscheinende Arbeit identisch mit vergegenständlichter Arbeit und als solche von konkreter Form ist, muß eine Vertauschung der Bedeutung von konkreter Arbeit vorgenommen werden: Sie gilt – innerhalb dieser Form für den Wert – als wertbildende, also gleiche Arbeit. Konkrete Arbeit „gilt als ihr Gegenteil, abstrakte Arbeit“ (Marx). Dies aber nur, weil die abstrakte Arbeit gegenständlich erworben werden will.
Es gilt, in der Wertform einen qualitativen und einen quantitativen Gehalt des Gleichseins zu entdecken und zu unterscheiden. Der qualitative ist Leinewand = Rock, der quantitative 20 Ellen = 1 Stück.
Qualitativer Gehalt der Wertform
Der qualitative Gehalt: Wir streichen, um auf den qualitativen Gehalt der Gleichheit zu kommen, die beiden Ziffern (Warenmengen), dann heißt die Gleichung:
Leinewand = Rock.
Auf den ersten Blick ist diese Gleichung unmöglich. Denn unter dem Gesichtspunkt der Erscheinung ist Leinewand nicht Rock, und Rock nicht Leinewand. Etwas ganz Verschiedenes von Leinewand kann nicht die Gleichheit (das Gleiche) von Leinewand sein. (Theoretisch kann, ginge man von der Form der Ware aus, gleich zur Leinewand nur Leinewand sein.) Die Gleichung zwingt uns also dazu – um nicht die Analyse der Wertform schon sofort einzustellen und als Humbug abzutun -, von der Verschiedenheit abzusehen, um die Gleichheit, um die es uns in der Gleichung geht, zu erkennen. Soll die Erscheinung also ein Wesen zum Ausdruck bringen, so sind Leinewand und Rock auf etwas Gleiches zu reduzieren, was sie beide gleichermaßen sind/enthalten, was sie also nicht als Leinewand und als Rock (als Gebrauchswerte) sind, sondern als etwas Gleiches in Leinewand und Rock. Und Rock bringt das zur Erscheinung. Und das geht, wenn wir Leinewand und Rock auf Arbeit reduzieren. Beide Waren sind gleichermaßen durch Arbeit entstanden. Die Erscheinung dient nur dazu, etwas Wesentliches zum Ausdruck zu bringen; das ist hier ihr Gemeinsames als Arbeit, wobei die gegenständliche Form der Arbeit nur dazu dient, dass wir uns über etwas höchst lebendiges, die Arbeit, im Klaren werden.
Ja, sagt jetzt unserer Kritiker, es sind aber Leinewand und Rock, und diese entstehen durch verschiedene Arbeit, die eine Ware durch Weberarbeit, die andere durch Schneiderarbeit. Wir scheinen keinen Deut gebessert, wenn wir von der Verschiedenheit der Gegenstände auf die Arbeit zurückfallen und hier auch nur auf verschiedene Arbeit stoßen. Also kann die Reduktion auf Arbeit keine Gleichsetzung der beiden Waren ergeben. Was in Bezug auf die Gegenständlichkeit unmöglich ist (wenn sie verschiedene Gegenständlichkeit ist), bringt uns bei der Reduktion auf Arbeit keinen Schritt weiter, ist auch unmöglich. Verschiedene Arbeit in der gegenständlichen Vorstellung kann auch nur auf verschiedene Arbeit in der lebendigen Vorstellung reduziert werden. Das wäre eine Hinführung bezüglich der Arbeit, die uns schon bezüglich der gegenständlichen Form der Arbeit vorgegeben ist. Also:
Leinewand(arbeit) … Rock(arbeit)
Das Zeichen der Gleichsetzung in der Mitte erübrigte sich, ist gestrichen. Wir sind an eine reine Aufzählung geraten, was es so alles an Arbeit gibt. Und Leinewand auf Leinewand zu reduzieren, also an sich bestimmte Arbeit auf dieselbe bestimmte Arbeit, ergäbe wiederum keinen Austausch. In der Arbeit, zu der man “austauschte”, befände man sich ja schon. Eine solche “Wertform” wäre nur eine Form für die Tautologie:
20 Ellen Leinewand = 20 Ellen Leinewand
Nein, hat da aber Marx gekontert, die Gleichsetzung der verschiedenen Waren auf Arbeit findet doch in der Gesellschaft statt, die Gleichsetzungsökonomie ist eine geschichtliche Produktionsweise, und wenn wir von der Verschiedenheit der Arbeit absehen und auf gleiche Arbeit reduzierten, stießen wir auch auf des Rätsels Lösung; beide Waren sind als Arbeit gesehen Waren von gleicher Arbeit. Sie sind, obwohl von verschiedener Arbeit (was nicht bestritten und nicht aufgehoben ist) zugleich Waren von gleicher Arbeit. Man darf, um die Wertform zu verstehen, von der Ware ausgehend nicht von deren Verschiedenheit ausgehen, sondern davon, dass sie ein Gleichsetzungsverhältnis eingehen (oder ausdrücken). Waren (Verschiedenes) machen nur etwas sichtbar, was sie nicht als Verschiedenes sind, sondern als Gleiches. Die Reduktion auf Arbeit bleibt.
Was ist im Unterschied zu verschiedener Arbeit gleiche Arbeit? Das ist Arbeit als der “bloße Gebrauch von Muskel, Nerv und Hirn”, antwortet nun Marx. Das ist eine Abstraktion der Arbeit, die bei jeder Arbeit in Gebrauch kommt. Sie kommt nicht nur bei jeder Arbeit zur Anwendung, sondern jeder Arbeiter (dies gilt hier für die Warenproduktion) wendet sie an, sie ist also zugleich eine Gleichförmigkeit der Arbeit, die deshalb für die gesamte Arbeitskraft einer Gesellschaft verbindlich ist. Während man, um die unterschiedliche Arbeit zu entdecken, von jeder Arbeit zu jeder Arbeit wechseln muss, findet man die gleichförmige in jeder Arbeit vor, zu der man gewechselt. Sie ist allgemein; man brauchte also gar nicht zu wechseln, um in ihr zu sein. Das Ganze, Allgemeine, ist im Einzelnen. Das Allgemeine braucht de fakto nur aus dem Einzelnen befreit zu werden, es bedarf nur einer eigenen Form, um sich des Allgemeinen auch bemächtigen zu können. Die Austauschbarkeit[11] der Arbeit ist ein Gesamtheitsbegriff, ein Begriff, der die gesamte Arbeitskraft einer Gesellschaft erfasst und deren gleichförmige Seite hervorhebt. Austauschbarkeit und Allgemeinheit sind Synonyme. Die Gleichheit der Waren, deren Bestimmung in der Wertform, ist eine Gleichheit in Bezug auf diese Gesamtheit an Arbeit, diese Form ist notwendigerweise abstrakt[12] (und auch “ungenau”) gegen deren einzelnes Inkrafttreten. Der Wert als gesellschaftlich bestimmter Wert (gesellschaftlich bestimmte Wertgröße) kann nicht mit dem Wert in seiner Individualität oder Einzelheit identisch sein. Das wäre die Aufhebung des Wertes. Würde die direkte Arbeit wertbestimmend, müsste der Wert aus der Gesellschaft verschwinden. Der eine Inhalt kann nicht der andere Inhalt, die eine Größe nicht die andere Größe sein.
Die Individualität kann nicht veröffentlicht werden, sie kann nicht von der Individualität anerkannt werden – das setzte die Individuen ungleich. Die Individualität muss, solange eine übergeordnete Gesellschaft nicht existiert, ein von Individuen zu lösendes Problem, eine zu Lasten der Individuen gehende Lösung sein; deshalb die Wertform, die eine Form für Individuen ist, aber mit dem Rang einer gesellschaftlichen Verbindlichkeit, also deren gemeinsame Form ist, oder: nur als deren gemeinsame Form verbindlich ist. Andererseits: Existierte die Gesellschaft – die dann auch verantwortlich ist für die Individualität (denn sie ist es ja, die sie ausbildet) -, muß Individualität auch unmittelbar gesellschaftlich anerkannt werden; eine gesellschaftliche Größe, die verbindlich wird für die Individuen (deren Mittelwert sie ist), erübrigt sich dann. Unter der Bedingung, dass auf Individuen/Individualität eine Gesellschaft gegründet werden soll, gilt eine gemeinsame individuelle Form als Basis des gegenseitigen Verkehrs (wer ist mehr oder weniger gesellschaftlich, lautet die Frage), und umgekehrt: Unter Bedingung, dass die Gesellschaft gegründet ist und sie ihre Individuen misst, muß sie sie unmittelbar, d.h. in ihrer Individualität „messen“/anerkennen, denn der Faktor einer individuellen Individualität entfällt ja; die Gesellschaft ist für ihre Einzelheiten verantwortlich (gemeint ist hier natürlich die Arbeit), es gibt kein Mehr oder Weniger an Gesellschaftlichkeit, nur deren Gleichheit für alle Individuen. Es macht dann keinen Sinn mehr, Individuen an einer Sache zu messen, die allen gemeinsam ist. D.h. Individualität wird dann an Momenten gemessen (wenn gemessen), die nicht mehr solche der Arbeit sind.
Die Arbeit hat also einen doppelten Charakter: Sie ist einerseits gleiche Arbeit, Marx nannte sie abstrakte Arbeit oder die abstrakte Seite der Arbeit, die bei jeder Form von Verausgabung von Arbeitskraft zur Anwendung kommt (und das eine Produkt zum anderen hin gleich macht), und sie ist andererseits verschiedene Arbeit, Marx nannte sie konkrete Arbeit oder konkrete Seite der Arbeit, wie sie nur bei einer besonderen Art von Fertigung in Frage kommt (und das eine Produkt vom anderen verschieden macht).
Ihre Gleichsetzung erfährt die Ware durch die Reduzierbarkeit auf gleiche (“nämliche”, “gleichförmige”) Arbeit.[13] Sie macht ihre Gleichheit, die sie vom Ursprung her durch Arbeit ist, aber erst in einem Austausch zu einer anderen Ware geltend/sichtbar. Dadurch, dass die Ware ihre Geltung äußerlich, in einer anderen Ware sichtbar macht, wird es zum Schein, dass sie unmittelbar diese Geltung nicht besitzt, sondern erst dadurch erhält, dass sie sich auf diese äußere Ware bezieht, die diese Geltung unmittelbar zu “besitzen” scheint. Indem die Ware sich aber in diesem Warenwechsel auf ihren Wert bezieht, bezieht sie sich auf ihre Gleichheit als ein inneres Verhältnis, auf ihre Gleichheit als Arbeit. Sie ist Ware/Wert in ihrer Voraussetzung.
Und wer nun meint, das alles seien doch Spitzfindigkeiten, Gedanken-Konstruktionen, dem sei geantwortet, dass das ja so scheinen mag, aber es sind die Spitzfindigkeiten einer Produktionsweise, der Warenproduktion. Dass wir allerdings bei der Analyse der Ware auf die Existenz eines Doppelcharakters der Arbeit stoßen, bedeutet umgekehrt nicht, dass wir bei der Analyse der Arbeit auf die Existenz eines Doppelcharakters der Ware – oder überhaupt auf die Ware – stoßen. Man kann, und muß, die Ware als Arbeit erklären, aber deshalb nicht auch die Arbeit als Ware. Die eigentliche Erklärung der Ware, ihrer Ursache und Notwendigkeit, erfolgt aus dem spezifischen Charakter eines Privateigentums, daher nicht aus der Arbeit! Verhältnisse ergreifen die Arbeit, aber umgekehrt ist Arbeit nicht ihr Verhältnis, da Arbeit zunächst ein auf den Menschen bezogener naturhafter Prozess ist; der Mensch kann arbeiten, das ist eine natürliche Gabe, die so lange dauert, wie sich die Natur den Menschen erlaubt. (Das hat also mit Produktionsweise der Arbeitder Menschen nichts zu tun, denn das können sehr viele sein, nicht nur Warenproduktion.)
Die Erkennung eines Doppelcharakters der Arbeit ist für die Erkennung der Wertform konstitutiv. Es machte überhaupt keinen Sinn, ausgehend von dem gegenständlichen Produkt der Arbeit auf die Arbeit selbst zu rekurrieren, wenn nicht sofort fortgeschritten würde auf die Erkennung deren doppelten Charakters. Gerade weil es in der historischen Entwicklung der Warenproduktion zum immer stärkeren Hervortreten der abstrakten Seite der Arbeit kommt, ist es schon für den Beginn der Warenproduktion notwendig, die Reduktion auf diese Seite in der Arbeit in der Wertform zu betonen und keine Verwechselung, keine Vermischung mit der konkreten Seite der Arbeit zuzulassen. Marx nannte den Doppelcharakter der Arbeit den “Springpunkt des Verstehens der Politischen Ökonomie” – der Warenproduktion, muß man hinzufügen. Womit von vornherein klar ist oder klar sein muß, dass die Wertform (oder das warenförmige Produkt) ihre/seine Grenzen hat. Die Grenzen sind in der Wertform selbst gesetzt – indem sie nur Bezug auf die quantitative Seite der Arbeit und deren Grundlage, die abstrakte Seite der Arbeit ist. Wegen dieser einseitigen Grundlage muß sie zwanghaft kollidieren mit der qualitativen Seite der Arbeit und deren wachsende Bedeutung mit zunehmender gesellschaftlicher Entwicklung. Wobei uns auch klar sein muß, dass sich aus der qualitativen Seite der Arbeit ein eigenes ökonomisches Prinzip, d.h. eine besondere, von der quantitativen Seite der Arbeit verschiedene Form der gesellschaftlichen Aneignung ableiten lassen muß; sonst wäre die Kritik an der Wertform nichtig.
Die Wertform – als das Verhältnis zweier Waren – drückt gesellschaftlich nichts als den Gegensatz von privatem Eigentum an der Arbeit und gesellschaftlichem Charakter der Arbeit aus. Die Ware als Doppeltes ist Eigentum und Produkt für andere. Aber um dies gesellschaftlich als Unterschied, Verdoppelung in der Aneignung zu setzen, bedarf der Wert (!) der Ware einer doppelten Darstellung; die Wertform der Ware ist nur für den Wert da, sonst für nichts, sie ist nicht etwa eine Notwendigkeit des Gebrauchswertes, damit dieser gesellschaftlich (durch andere) angeeignet werden kann. Den Gebrauchswert gesellschaftlich anzueignen, bedarf es keiner anderen Form als des Gebrauchswertes selbst.
Quantitativer Gehalt der Wertform
Nun hieß die übliche Formel aber
20 Ellen Leinewand = 1 Rock.
Die Wertform hat auch eine quantitative Seite: 20 Ellen und 1 Stück (Rock). In diesen Warenmengen ist gesagt, dass Waren, um von der gleichen Substanz auch von gleicher Menge der Substanz zu sein, gerade in diesen Mengen getauscht werden müssen. Nicht mehr und nicht weniger.
Woher haben sie die quantitative Gleichheit? Von der gleichen Arbeitszeit an Arbeit in nämlicher, also gleicher, also abstrakter Hinsicht. Arbeit in abstrakter Hinsicht hat als einzigen Unterschied ihren quantitativen Unterschied, also zeitlichen Unterschied.
Nun ist 20 Ellen Leinewand und 1 Rock kein zeitlicher Unterschied, aber wir haben es bei der Wertform eben mit der Besonderheit zu tun, dass Arbeit überhaupt in Resultaten der Arbeit, also in Körpern, Warenkörpern, ausgedrückt werden (= entfremdetes Verhalten der lebendigen von der gegenständlichen Arbeit), und hier die Arbeit und Arbeitszeit des Warenkörpers A im Warenkörper der Ware B. Irgendeine Zeit ist gearbeitet worden – in der Ware A -, deren gegenständliches Resultat ist aufgrund bestimmter Produktivkraft der Weberarbeit 20 Ellen Leinewand, und der Tausch in die Ware B geht nur unter der Bedingung vonstatten, dass auch in der Ware B eine adäquate Zeit gearbeitet worden ist, und deren körperliches Resultat genau in 1 Rock zum “Erliegen” kam. Würde die Produktivkraft in der Arbeit B ändern, zum Beispiel steigen, und brächte die gleiche Arbeitszeit 2 Röcke zustande, würde quantitativ gesehen der Austausch bzw. die Gleichsetzungsformel der Ware A lauten:
20 Ellen Leinewand = 2 Röcke.
Auch dieser Austausch wäre der Austausch nur einer Stunde gegen eine andere Stunde – woran man im übrigen erkennt, dass es beim Inhalt des Austausches doch wohl nicht um den Gebrauchswert geht, denn dann hätte er sich geändert (während uns die Reduktion auf die gleiche Zeit den Austausch der geänderten Körpermengen als den gleichen zeigt). Die Gleichsetzung einer Stunde Arbeit erfolgt also über die unterschiedlichsten Mengen an Warenkörpern, diese sind kein erschöpfender Ausdruck für die quantitative Gleichheit an Zeit, weil sie von der Produktivkraft abhängt, wie sie in den jeweiligen verschiedenen Arbeiten gegeben ist bzw. in der Zukunft – und unabhängig voneinander – wechselt.
Die Zeitbestimmung in der Wertform erfolgt allerdings in einer besonderen Form: sie ist gesellschaftlich durchschnittlich notwendig bestimmte Arbeitszeit. Sie ist also nicht mit der unmittelbar geleisteten Arbeitszeit identisch, sie ist nicht der Wert der individuellen Arbeit, sondern geht von dieser nur aus, um sich als ein Durchschnitt – oder als eine elementare, d.h. gesellschaftlich verbindliche Größe – zu bestimmen. Bei Veränderung der individuellen Produktivkraft wird jeglicher individuelle Wert/neue Wert gesellschaftlich gewichtet, der gesellschaftliche Wert nimmt individuelle Wertveränderungen nur anteilig auf. Dazu kommen dann auf der Ebene der realen Preise, wie sie im Austausch verwirklicht werden, noch Schwankungen der Preise um den soeben gesellschaftlich bestimmten Wert resp. diesem Wert entsprechenden Preis hinzu. Die Summe aller individuellen Werte ist aber der Summe des gesellschaftlichen Wertes resp. der Summe der realisierten Preise identisch.
Während die qualitative Form der Gleichsetzung immer stimmt, stimmt die quantitative “nie”! (Marx sagt: Im Durchschnitt.) Sie ist nur per Zufall direkt identisch dem “wirklichen” Aufwand, die Wertgröße stimmt nur im Durchschnitt der Austausche. Wobei mit Wert bereits die Abweichung seiner gesellschaftlichen Form von der individuellen unterstellt ist; diese Abweichung, die für den gesellschaftlichen Begriff Wert in Wahrheit keine ist – er kann ja erst mit der gemeinsamen Form gegeben sein -, ist für den Wert konstitutiv; eine gesellschaftliche, allgemein verbindliche Größe steht immer der individuellen Größe, die nur eine Bedingung der Arbeit oder eben eine Arbeit als Bedingung erfasst – und auch in Unkenntnis aller anderen Bedingungen operiert (und operieren muß!) -, entgegen. Gleichheit im Tausch ist also sowohl ein gesichertes, als auch ein zuhöchst ungesichertes ökonomisches Verhältnis; qualitativ gesehen befindet man sich zwar immer im Feld oder Bannkreis der abstrakten Arbeit, egal wie die Differenzen der gesellschaftlich bestimmten Wertgröße zu den individuellen Größen ausfallen bzw. im realen Tausch selbst wieder von der gesellschaftlichen Größe abgewichen wird.
Sicher (sozial sicher) kann nur ein ökonomisches Verhältnis sein, das von den Unwägbarkeiten individueller Arbeit absieht und auf einem gemeinsamen Verhältnis zu jeder Arbeit, der Arbeit an sich, gründet – es sei, dass auch dieses Unwägbarkeiten enthält, dann aber anderer Natur. Nicht solche, worin die allgemeine Arbeit – und deren Entwicklung – gegeben, eine individuelle aber sich im Gegensatz zu dieser bewegt, ihr entweder nachhinkt oder vorangeht. Dann schlägt die Individualität der Arbeit voll auf die Individuen durch, entweder in einem verschlechternden Sinne zum gesellschaftlich allgemeinen Standard, oder diesem weit voraus – als wäre die Individualität sogleich eine bessere Gesellschaft als die allgemeine. Dann wird die Individualität gegen die Gemeinschaft verteidigt.[14]
Um quantitative Gleichheit, selbst wenn sie als gesellschaftliches (qualitatives) Verhältnis garantiert ist, geht ein ewiger Kampf. Dennoch erkennen wir auch bei der quantitativen Gleichsetzung der qualitativ gleichen Arbeit eine gewisse Regelung. Gewisse gesellschaftliche Beziehungen/Strukturen der Arbeit, die einerseits gegeben sind, andererseits verändert werden sollen, werden nur dadurch geregelt, dass der gesellschaftlich notwendige Wert nicht nur gegeben ist, sondern dass von ihm abgewichen ist; bestimmte Abweichungen haben überhaupt die Bedeutung, dass sich der Wert/das Wertgesetz gesellschaftlich durchsetzen. Abweichungen vom Individuellen wie Abweichungen vom Gesellschaftlichen sind eben so sehr als sich bildende wie anpassende Formen des Wertes zu verstehen.
Dem Wert als Form der Regulation der Gesellschaft unter Bedingung des Privateigentums fällt die Aufgabe zu, die Gesellschaft einer direkten Regulation zu ersetzen. Er bringt in der geschichtlichen Perspektive eine Gesellschaft hervor, ist diese aber noch nicht, ergo ersetzt er sie. Waren-, Wert-Ökonomie muss auch als eine Kommunismus (direkte gesellschaftliche Regulation) vorbereitende, daher sie (noch) ersetzende Gesellschaft verstanden werden. Am Schluss der Warenproduktion steht nicht die Warenproduktion, sondern ihr „Ende“, d.h. unter der Bedingung, dass die Menschheit, ihre Arbeit weiterexistieren, die direkte Regulation der Ökonomie.
Der Kampf um die Gleichheit ist zugleich eine Bedingung, dass in der Warenökonomie ein Fortschritt, eine Konzentration auf immer weniger Eigentümer stattfindet, d.h. letztlich eine Auslese der Produzenten erfolgt, worin die Aufhebung des Eigentums, d.h. die Erhebung des Eigentums zu einem/in einer Hand geschichtlich vorbereitet wird. Am Schluss (d.h. wenn zuvor nicht doch noch eine Revolution erfolgt) bedarf es nur noch eines Aktes, die Ökonomie der privaten Hand wieder aufzuheben und das Eigentum in einer Hand nur noch zu vereinigen. Eine Gesellschaft – ein Eigentum.
Die Individualität hat in einem Eigentum an Gegenständen sowieso ihre falsche Begründung. Der Prozess der Aufhebung der Privaten durch die Privaten führt uns der Aufhebung des Privateigentums immer näher; der Fortschritt, den diese Konzentration bringt, scheint wie im Widersinn zur Absicht im Gegensatz zu enden: Dem Nichteigentum.
Relative und äquivalente Wertstellung der Waren
Der Wert der Ware wird ausgedrückt, deshalb ist das Produkt eine Ware, aber er wird für die Ware relativ ausgedrückt, d.h. in einer anderen Ware. Die Wertform ist demnach die Form zweier Waren, deren eine sich in der
relativen Wertstellung
befindet, und sie ist es, die ihren Wert ausdrückt, und der Ausdruck des Wertes erfolgt in der anderen Ware, die damit in der
äquivalenten Stellung
des Wertes steht; sie stellt ihren Naturalkörper, d.h. ihren Gebrauchswert dem Wertausdruck der Ware in der relativen Wertstellung zur Verfügung. Ihr Körper ist nur Raum, räumlicher Ausdruck für den Wert. D.h. viel gefragt, ob die Ware Äquivalent sein will, wird da nicht, die Ware B muß gehorchen. (Unter anderer Bedingung als der, diese äquivalente Form für den Wert des Eigentümers des Produkts zu werden, kann das Produkt als Gebrauchswert nicht gesellschaftlich angeeignet werden). Das Sein als Äquivalenz ist ein Zwangsverhältnis.
Ferner: Was vordergründig für die beiden Waren gilt, gilt im Hintergrund für die beiden Arbeiten; die eine Arbeit befindet sich in einer relativen Stellung/Pflicht, die andere in einer äquivalenten Stellung/Pflicht.
Der Ausdruck des Wertes erfolgt zunächstgeschichtlich durch eine Ware in nur einer anderen Ware
= einfache Wertform:
Ware A = Ware B,
dann der einen Ware in vielen anderen Waren
= entfaltete Wertform:
= Ware B
Ware A = Ware C
= Ware D,
dann in deren Umkehrung aller Waren in der nur einen Ware
= allgemeine Wertform:
Ware B =
Ware C = Ware A.
Ware D =
Die Ware, die zu allen Waren tauscht, ist zugleich die Ware, zu der alle Waren tauschen. Die Ware, die sich zu allen Waren gleichsetzt, ist zugleich die Ware, zu der sich alle Waren gleichsetzen, d.h. sie ist die allgemeine Ware.
Die allgemeine Wertform ist nur anderer Name für Geldform, Geld.
Gebrauchswert, Austausch, Tauschwert
Um zu verstehen, warum der Gebrauchswert Form für den Wert sein muß (Marx nannte das “Mißverständnis” des Gebrauchswertes das “Quidproquo” der Ware), müssen wir uns den zwei Waren in der Wertform näher widmen, der Rolle, die sie im Rahmen dieser Form spielen.
Das ist nicht dasselbe, als würde ich sagen, dass die Ware zwei Eigenschaften hat, die Ware doppelten Charakter hat: Einmal die Eigenschaft oder den Charakter, von Wert zu sein, andermal den, von Gebrauchswert zu sein. Jetzt geht es um die Bestimmung der Wertform selbst, und da spielt der Gebrauchswert, der jetzt ein anderer ist als die Ware als Gebrauchswert, eine Rolle rein für diese. Sie ist eine spezifische, ausschließlich auf die Wertform bezogene Rolle.
In der Wert- oder Austauschform zweier Waren heißt Gebrauchswert, dass der Wert der einen Ware im Gebrauchswert einer anderen Ware ausgedrückt wird; Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform von Wert, Gegenständlichkeit zur Erscheinungsform von Lebendigkeit, oder – in einem auf die zugrundeliegende Arbeit übertragenen Sinne: konkrete Arbeit wird Erscheinungsform, oder auch Verwirklichungsform (Marx), von abstrakter Arbeit.
Es ist also in diesem Falle nicht von Bedeutung, dass es sich um zwei Gebrauchswerte handelt (die auch noch als solche einander tauschen); sondern der Wert muß erscheinen. Und da der Wert an sich unerscheinbar ist (die auf den Gegenstand verwandte abstrakte Arbeit und deren Dauer, die Arbeitszeit, ist selbst nicht zu vergegenständlichen), muß er, um erscheinbar zu werden, sich in das an sich Erscheinende (einer Arbeit) verwandeln. Und da das Erscheinende der Gebrauchswert, das Ding (die Körperlichkeit) aus Arbeit ist, muß der Wert in den Gebrauchswert verwandelt werden. Bzw. konkrete Arbeit nimmt in der Wertform die Geltung der abstrakten Arbeit an; sie, diese konkrete Arbeit in der äquivalenten Stellung der Wertform, gilt als Form der abstrakten Arbeit. In Wert verwandelter Gebrauchswert zu sein, also als Gebrauchswert Wert zu sein, ist die Bestimmung der Ware resp. des Gebrauchswertes der Ware in der äquivalenten Stellung im Rahmen der Wertform.
Es ist schon verwirrend genug, die Ware als eine Geltungsform der Arbeit zu verstehen, d.h. ein Arbeitsprodukt nicht als solches, sondern in einem gesellschaftlichen Verhältnis (= Eigentumsverhältnis) zu verstehen. Das geht ja noch an, weil wir uns immer eine Zurückführung der allgemeinen Wertform auf in der Tat allgemeine Arbeit zu erklären haben, Aber noch verwirrender muß es sein, eine Geltungsform zu verstehen, die konkrete Arbeit für ihr Gegenteil, abstrakte Arbeit nimmt. Mit dem gleichen Recht müßte man von einer Frau erwarten wollen, dass sie als ein Mann gälte, Weiblichkeit gälte als Männlichkeit.[15]
Der Geltungseffekt (Verfremdungseffekt), der der Warenproduktion an sich anhaftet, ist jedenfalls in einer konkreten Arbeit, die als die wirkliche Form von abstrakter Arbeit gilt, am höchsten entwickelt, und kann, ernst genommen, der abstrakten Arbeit das Verständnis der Natürlichkeit der Basis rauben; was dann darin erscheint, dass die Rückführung der abstrakten Arbeit auf “bloßen Verbrauch von Muskel, Nerv und Hirn” als “Naturalisierung des Wertbegriffs” gerügt ist. Man ist dann aber nur einem auf die Spitze getriebenen Geltungsbegriff auf den Leim gekrochen. Man meint dann, weil die Erscheinung über eine Geltungsform abläuft, müsse alles an der Wertform eine Geltung sein; die Waren hätten ihre Gleichheit nicht von der Arbeit her, sondern von der Geltung, die Natürlichem angeheftet würde. Hier läge dann in der Tat keine Reduzierbarkeit einer Geltung auf Natürlichkeit zugrunde, sondern der einen Natürlichkeit würde mit der anderen Natürlichkeit Geltung verschafft, die sie ohne diese nicht hätte. Simpel: Ohne die Geldform nicht die Wertform der Ware.
Umgekehrt ist richtig: Ohne die Ware nicht das Geld. Ohne das Doppelte in der Ware nicht die Verdoppelung der Ware. D.h. die Geltung operiert mit einer Verselbstständigung. Sie muß Außen mehr sein als Innen. Die Geltung (der Ware) ist übertragen auf die gegenteilige Form. Das ist nur mit der Rollenverteilung in der Wertform zu verstehen, mit dem Umstand, dass ein Wesen keine unmittelbare Erscheinung hat noch haben kann, und sich daher einer fremden bemächtigt (dem, was erscheint, bemächtigt). Aber nicht die Erscheinung macht den Rückkoppelungseffekt zur Ware. Geltungen sind immer Auszeichnungen.
Es klingt paradox, dass das Nichtgegenständliche in das Gegenständliche verwandeln muß, in seinen Gegensatz, aber so ist die Wertform. Wie aber geschieht das? Dies geschieht dadurch, dass die Ware beim Wechsel/Tausch ihrer Form in die andere Form die Bewegungen wahrnimmt, die ihr als abstrakte Seite der Arbeit und deren Größe eigen sind. D.h. sie wechselt nicht einfach in die andere Ware, sondern sie wechselt nur unter der Bedingung in die andere Ware, dass auch von einer Übertragung ihrer Wertform die Rede sein kann. Sie macht nichts sichtbar, wenn nicht ihren Wert. Was sie sichtbar macht, ist ihr Wert/Wertgröße, mehr Wert/-größe in mehr Gebrauchswertmenge der äquivalenten Ware, weniger in weniger. Dass die Ware in der relativen Wertstellung mit ihren Wertwechseln ihr quantitatives Austauschverhältnis zu der Ware in der äquivalenten Wertstellung wechselt, ist der Beweis, dass die Waren in der Tat ihren Wert in der äquivalenten Ware ausdrücken, und nichts anderes. Wertwechsel müssen als Gebrauchswertwechsel erscheinen – aber in einer fremden, anderen Ware, dann ist der Wert der Ware erschienen. Das Unsichtbare in der einen Ware muß in die Sichtbarkeit der anderen Ware verwandeln – das ist Austausch in der Warenproduktion, die dadurch spezifische gesellschaftliche Form des Händewechsels der Arbeitsprodukte in einer arbeitsgeteilt produzierenden Gesellschaft wird.[16]
Die Wertform selbst – als die Form zweier Waren – ist eine Austauschform. Zwei Waren tauschen ihren Platz (in der Wertform); wobei, und dies ist zu beachten und wird weiter unten noch einmal behandelt, die Analyse des Verhältnisses der relativen Ware zur äquivalenten Ware nur die eine Seite der Medaille ist. In eine vollständige Analyse gehört auch die Analyse des Verhältnisses, das die äquivalente Ware zur relativen Ware einnimmt, wenn sie in diese “tauscht”.
Die Ware tauscht, wie gesagt, in eine andere Ware, um ihren Wert auszudrücken. Und das Geld tauscht, wie nun zu sagen, in einen anderen Gebrauchswert aus (denn was Wechsel der Ware in das Geld ist, ist Wechsel des Geldes in die Ware). Um seinen Wert auszudrücken?[17] Nein, Geld ist ja Ware anderen Charakters, es ist bereits unmittelbar Materiatur des Wertes, und überträgt, wenn es wechselt, seinen Charakter nur auf andere Gebrauchswerte. Der Austausch vermittelt nicht nur zwei Waren, sondern auch deren Bedeutung, die sie im Austausch haben. Das sind vorausgesetzte Bestimmungen, die nun entweder realisiert oder die weitergetragen werden; d.h. die eine Bestimmung ist zu realisieren, die andere kann nur weitergetragen/übertragen werden. In einem Austausch, in dem Waren ihren Wert ausdrücken, kann Geld nur seine Form, die es unmittelbar ist, wechseln. Und die ist Wert in seiner Erscheinung. Dem Geld sind alle Waren Gebrauchswerte für den Wert – im Unterschied zum Geld, das allgemeiner Gebrauchswert des Wertes ist, besondere. Also nur die Erscheinung, nur die Gegenständlichkeit für die Wertform, wird vom Geld im Austausch gewechselt. Dass diese wechselnden Mengen immer gleichen Wertes sind, dafür sorgt der Austausch der Ware zum Geld, in dem Waren auf ihren Wert reduziert werden. Damit sind alle Gebrauchswerte, deren Formen das Geld ab- und überstreift, gleichen Wertes, gleichen Rechts. Der allgemeinen Form muß alles allgemeine Form sein; gilt sie selbst unmittelbar als Wert, gilt ihr alles, was von Form ist, unmittelbar als Wert. Die Bewegung ihrer Gleichheit ist a priori gegeben, wird sie doch durch die Bewegung von der anderen Seite her besorgt. Indem die Waren sich als Werte bewegen, ist das Geld von gleichem Wert, wenn es in andere Waren wechselt. Von Seiten der Ware hat man eine andere Sicht auf die Wertform als von der Seite des Geldes aus. Sind von der Seite der Ware aus gesehen alle Waren Geld (ist Austausch also Ver-Geldung der Ware), so von der Seite der Geldes aus gesehen alles Geld Waren (ist Austausch Ver-Warung des Geldes.).
Die Ware tauscht aus, indem sie in die Gestalt einer anderen Ware schlüpft; sie tauscht ihre einfache (unfreie) Wertform gegen ihre allgemeine (freie) Wertform aus, d.h. die Ware wandelt ihre besondere Wertform in die allgemeine Wertform um. Das ist Austausch! Was also ist Austausch? Nichts weiter als der Austausch der nichtunmittelbaren mit der unmittelbaren Form für den Wert. Austausch ist den Wert verwirklichender Warenaustausch. Austausch ist ein rein das Privateigentum verwirklichender Akt. Beim Austausch handelt es sich um einen spezifischen auf die Ökonomie übertragenen gesellschaftlichen Akt; es ist klar, dass mit dem Ende des warenproduzierenden Privateigentums der Austausch, d.h. die gesellschaftliche Form für dieses Eigentum endet. Vorausgesetzt ist allerdings, dass man den Austausch auch so erklärt. Ein Mißverständnis in dieser Frage fällt unmittelbar zusammen mit einem Mißverständnis der Wertform, mit einem Mißverständnis in der Frage, was Austausch ist.
Auf der Basis, dass dieser Austausch der beiden Wertformen ständig stattfindet, wechseln die Waren als Gebrauchswerte der verschiedenen Arbeiten vom Produzenten zum Konsumenten.[18] Austausch ist also – ist die Rolle des Gebrauchswertes in der Wertform gemeint – immer die Verwandlung des Wertes der Ware, der der Ware inhärent ist, in die Ware, die das Inhärente der Ware unmittelbar zur Gegenständlichkeit erhebt; der Ware gegenüber ist diese die eingetauschte Ware und daher Form des Tauschwertes der Ware. Ihre unmittelbare Gegenständlichkeit für den Wert erfährt die(se) Ware durch den Wechsel der Ware, die diesen Ausdruck ihres Wertes will. Der Geltung der einen Ware ist der Wille der anderen Ware vorausgesetzt, ohne diesen besäße die (andere) Ware nicht jene.
Über den Warenwechsel erscheint der Wert immer als Tauschwert – um überhaupt zu erscheinen. Der Wert will erscheinen, und Tauschwert ist die Erscheinungsform des Wertes. Der Unterschied von Wert und Tauschwert ist der, dass der Wert immer ist, d.h. immer der Ware inhärent ist, und der Tauschwert wird. Tauschwert ist immer die im Austausch eingewechselte Ware. Beim Werden des Wertes zum Tauschwert ist immer ein Warenwechsel unterstellt.
Und was nun den anderen Wechsel der beiden Waren im Rahmen der Wertform betrifft, den der äquivalenten zur relativen Ware, so drücken sich über ihn die Gebrauchswert-Wechsel (körperlichen Wechsel) für den Ausdruck des Wertes aus. Die äquivalente Ware gilt generell als das Körperliche, und in der Wertform daher für die körperliche Seite des Wertes. Ihre Wechsel sind räumliche Wechsel für den Wert, nicht substantielle.
Substantialität und Nominalität in der Wertform
Wir hatten eingangs darauf Wert gelegt zu sagen, dass bestimmte Elemente der Wertform-Analyse wegen der geschichtlichen Kritik, die an ihr begonnen hat, einer besseren Betonung bedürfen, insbesondere sind das Elemente, in denen das private Moment der Wertform, die Zuordnung der Wertform zum spezifischen Privateigentum der Warenproduktion, stärker herausgearbeitet wird. Dass der Wert der Ware tatsächlich erscheint, ist das wichtigste Element, worin die Wertform ihre Erklärung findet oder von dieser als Wertform gesprochen werden kann. Ohne diese Form kann sie nicht mehr das sein, wovon sie ausgegangen, was sie der Theorie (und Praxis) nach sein soll:
Sofern auf Arbeit hingeführt, drückt die Wertform das relative Verhältnis des Doppelcharakters der Arbeit aus, worin die abstrakte Seite der Arbeit für den Wert/Menge oder die Dauer der Arbeit (in Zeitmengen) steht und die konkrete Seite der Arbeit für den Gebrauchswert/die erzeugte Masse oder körperliche Fülle der Arbeit für den Ausdruck des Wertes steht. Sie drückt dieses innere Verhältnis nur einer Arbeit aber in zwei Waren, über zwei Arbeiten aus. Für die Wertseite steht die eine Arbeit (deren doppelter Charakter nicht aufgehoben ist), für die Wertausdrucksseite die andere Arbeit (deren doppelter Charakter ebenfalls nicht aufgehoben ist). Aber in der ersten Ware tritt deren abstrakter Charakter hervor, in der zweiten deren konkreter Charakter, so dass es den Anschein hat, beide Seiten der Arbeit erleben in der Wertform eine Einheit, ein einheitliches Auftreten (ergänzen einander in ihrem Sein), sind selbst wie ein Doppelcharakter der Arbeit im Großen, in einer Gesamtarbeit zu verstehen. Die Gesamtheit der Waren steht für die Gesamtheit der Wertseite der Arbeit, und die Gesamtheit des Geldes steht für die Gesamtheit der Gebrauchswert(körperlichen)-Seite der Arbeit. D.h. die Waren führen eine Wertbewegung aus, und das Geld eine Körperbewegung. Wobei die Menge des Geldes für das gleiche Wertvolumen steht wie an Wertvolumen in der Menge der Waren enthalten ist. Es ist immer verlangt, dass ein gleichzeitig erscheinendes Wertvolumen in Waren in ein ebenso gleichzeitig erscheinendes Wertvolumen in Geld transformiert werden kann.
Die beiden Waren der Wertform sind von derselben Bewegung wie die beiden Seiten im Doppelcharakter der Arbeit, die relative Ware bewegt wie deren abstrakte Seite, die äquivalente Ware wie deren konkrete Seite. Die beiden jeweiligen Bewegungen werden im gegenseitigen Verhältnis zueinander ausgedrückt, die Bewegung der relativen Ware wird im Verhältnis zur äquivalenten Ware, und die Bewegung der äquivalenten Ware im Verhältnis zur relativen Ware ausgedrückt. Das macht die Einheit der beiden Waren in der Wertform aus. Wie der Doppelcharakter der Arbeit selbst, bewegen bei Veränderung der Produktivkraft der Arbeit die beiden Waren in ihrem Verhältnis zueinander. Bei steigender Produktivkraft sinkt der Arbeitsaufwand/Wert in seinem Verhältnis zur Masse der erzeugten Produkte resp. steigt die Masse der Gebrauchswerte in ihrem Verhältnis zur Menge des Wertes/Arbeitsaufwandes. Die Arbeit ist hier jeweils aus dem Blickwinkel ihrer beiden Seiten, einerseits der abstrakten, andererseits der konkreten betrachtet. In der Wertform nun ist das, was Bewegung in der Arbeit ist, Bewegung im Verhältnis der beiden Waren. Die Verhältnisse der Wertform sind vollkommene Widerspiegelung der Verhältnisse der Arbeit; sie sind auf gegenständliche Weise das, was in der Arbeit auf lebendige Weise vor sich geht.
Sind alle Waren Versinnbildlichungen des Doppelcharakters der Arbeit, so fällt der Ware in der relativen Stellung innerhalb der Wertform die Aufgabe zu, die Wertwechsel der Arbeit zur Erscheinung zu bringen und fällt der Ware in der äquivalenten Stellung in der Wertform die Aufgabe zu, die Gebrauchswertwechsel der Arbeit zum Ausdruck zu bringen. Die Wertwechsel werden (bei steigender Produktivität) dadurch zum Ausdruck gebracht, dass eine größere Masse an Waren in einer gleichen Masse an Geld untergebracht werden muss, was nur unter der Bedingung der Reduktion der Preise der einzelnen Ware möglich ist, und die räumlichen Wechsel werden dadurch zum Ausdruck gebracht, dass (bei steigender Produktivkraft) in eine größere Menge des Geldes eine gleiche Menge an Waren aufgenommen werden muss, was nur unter der Bedingung des steigenden Preises des einzelnen Ware möglich ist. Mal muss Wachstum sich verkleinern, um eine Zirkulation ermöglichen zu können, mal Nichtwachstum sich vergrößern, um einen Zirkulationsraum ausfüllen zu können. Substantielle Verkleinerung (Ducken, Zusammenrücken) und räumliche Vergrößerung (Aufblasen) sind die beiden Formen der Zirkulation, wenn die Produkte Waren sind bzw. die Zirkulation unter der Bedingung beiderseitigen Wachstums erfolgt.
Man muss den Doppelcharakter der Arbeit in zwei Waren zum Ausdruck bringen, da in einer selben Ware weder der Wert der Arbeit in seiner Bewegung, getrennt von der Bewegung des Gebrauchswertes, noch der Gebrauchswert der Arbeit in seiner Bewegung, getrennt von der Bewegung des Wertes, zum Ausdruck gebracht werden kann.[19] Das Verhältnis von Wert und Menge kann, soll es zur Erscheinung gebracht werden, nur in zwei Waren zum Ausdruck gebracht werden, deren eine Ware für die Wertwechsel und deren andere Ware für die Gebrauchswertwechsel der Arbeit steht. Die beiden Waren der Wertform stehen sich wie der Wert der Ware und wie der Gebrauchswert der Ware gegenüber. Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit der Ware bedienen die Wertwechsel, Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit/Menge des Geldes bedienen die Gebrauchswertwechsel bzw. Körperwechsel, also Wertausdruckswechsel.
Man darf sich das Wechseln der Preise, ihr Steigen oder Fallen, in der Wertform nicht immer nur als eine Bewegung der Werte der Waren vorstellen, d.h. so vorstellen, dass nur die für die Ware zuständige Arbeit ihre Produktivkraft verändert. Dass die Wertveränderungen der Ware optisch die Szenerie der Wertform beherrschen, ist nur der Fall, wenn der Wert des Geldes unverändert bleibt, d.h. die Produktivkraft jener Arbeit, die für die Produktion des Geldes verantwortlich ist, stagniert; d.h. es treten dann keine Mengenveränderungen des Geldes auf. Dann sind in der Tat alle Preisveränderungen Erscheinungen von sich verändernden Warenwerten, alle Veränderungen der Preise sind dann substantieller Natur. Die Wertform ist dann sehr leicht zu verstehen.
Anders aber, wenn die Produktivkraft jener Arbeit verändert, auf die sich das Geld, die äquivalente Ware bezieht. Dann sind alle Preisveränderungen der Waren räumlicher (nomineller) Natur.
Das Wechseln in der Körperlichkeit (also der Warenmasse) der Ware des Wertausdrucks nennen wir – für den Wert – seine räumliche oder nominelle Veränderung sie kann eine inflationäre und eine deflationäre Richtung annehmen, eine räumlich expandierende und eine räumlich implodierende.[20] Man muß sich einfach vorstellen, was steigende Produktivkraft der Arbeit auf der Seite der Warenmenge beinhaltet: Bei steigender Produktivkraft höherer Warenausstoß, bei sinkender sinkender. Die selbe Zeit, der selbe Wert stellt sich körperlich gesehen in mehr oder in weniger Masse/Menge dar. Und das gilt nun, übertragen, für die Waren, die ihren Wert in solchen Mengenwechseln ausdrücken. Bei steigender Produktivkraft der Arbeit der äquivalenten Ware (des Geldes) in größerer Menge, bei sinkender in kleinerer.
Inflationär heißt, dass die Produktivkraft in der Arbeit der den Wert ausdrückenden Ware (Geldware) steigt, also mehr Warenmasse der Ware gegenübersteht, die ihren Wert in dieser Masse ausdrückt, so dass sich deren Wertausdruck dadurch aufbläht (die Preise steigen – nominell).[21] Die einzelne Einheit der äquivalenten Ware (Geldes) verkörpert geringeren Wert, und da sich der Wert der Waren in Einheiten des Geldes ausdrückt, muß er sich nunmehr in mehr Einheiten ausdrücken (unter der Bedingung, dass er selber konstant bleibt). Inflation, also Geldentwertung, ist allerdings ein sehr seltener Vorgang in der Geschichte der Warenproduktion – wenn auch in der Regel mit katastrophaler gesellschaftlicher Auswirkung. Geldbesitz entwertete sofort und absolut, Eigentum verarmte.
Deflationär dagegen heißt, dass die Produktivkraft dieser Arbeit sinkt, auf die einzelne Wareneinheit (des Geldes) entfällt mehr Wert, so dass nun der Wertausdruck der Waren sich in weniger Einheiten des Geldes ausdrücken muß, räumlich gesehen sinkt der Wertausdruck (die Preise sinken – auch nominell).[22]
Die Preise der Waren steigen oder sinken bei einer Inflation also nicht, weil ihr Warenwert steigt oder sinkt, sondern weil der Ausdruck ihres Wertes in Einheiten einer Ware erfolgt, deren Menge gestiegen oder gesunken ist (oder umgekehrt: deren Wert gesunken oder gestiegen ist). Dass die Preise steigen heißt in diesem räumlichen Fall, also Fall des Wertausdrucks, dass der Wert des Geldes sinkt – aber seine körperliche Kraft gestiegen ist; dass sie sinken heißt, dass der Wert des Geldes steigt – und seine körperliche Kraft gesunken. Alle Bewegungen im Verhältnis von Wert und Warenmenge in der äquivalenten Ware sind nomineller Natur, alle Bewegungen im selben Verhältnis in der Ware in der relativen Wertstellung sind substantieller Natur; beide Bewegungen laufen unabhängig voneinander ab, wobei die relativen der Ware ständig im Fluß sind, die äquivalenten selten, was heißt, dass mit einem beständigen Wertausdruck sehr lange gearbeitet werden kann, und die Veränderung eigentlich eine der relativen Seite der Arbeit ist – bis auf den Kapitalismus.
Der Übergang der einfachen Warenproduktion zur kapitalistischen Form der Warenproduktion erfolgte auf dem Boden eines anderen Übergangs, des Übergangs der metallischen Form oder Warenform des Geldes zu einer symbolischen Form der Warenform, einem Geld aus Papier.
Goldgeld, Papiergeld, Geldmenge
Als sich die allgemeine Wertform geschichtlich einigermaßen befestigt und sich die Geldware durch gewohnten Gebrauch gesellschaftlich mit einer einzigen Ware verwoben hatte – andererseits aber das Material für die Geldware im Verhältnis zum Wachstum der gesellschaftlichen Wertvolumen knapp wurde -, wurde die Geldware durch Symbole dieser Ware ersetzt. An die Stelle von Metall (Gold- oder Silberwährung) trat Papier, an die Stelle von Ware mit Wert trat das Symbol ohne inneren Wert; Papiergeld repräsentiert nur noch die Geldware mit Wert. Diese Ersetzung der Ware durch ein Symbol der Ware oder symbolische Warenmenge ist keine Entwicklung der Wertform, sondern nur eine formelle Entwicklung der Ware der allgemeinen Wertform; die Ware wird ersetzt durch ein Zeichen ihrer selbst; Gold wird gedachtes Gold. (Das Spiel müssen nur alle annehmen, dann klappt das schon. Dieselbe Gläubigkeit, die bisher dem Gold galt, muss nun dem Papiergold gelten.)
Gold, die maßgebliche Geldware unserer Geschichte, wurde etwa zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aus dem aktiven Währungsumlauf verabschiedet und durch Symbole seiner selbst, also Papier-Geld (das Gold bedeutet), ersetzt.
Zunächst galt eine Konvertierungspflicht (Einlösungspflicht) des Papiergeldes in reales Gold; Papiergeld durfte nur in einem bestimmten Verhältnis zum Goldbestand der Notenbanken emittiert werden, um jederzeit (bei krisengetriebener Angst) “wertlos werdendes ” Geld in wertvolles, Wert seiendes Geld (Gold) umtauschen zu können – was sich letztlich als ein frommer Wunsch erwies. Gerade dann, wenn sich eine Flucht von der Repräsentationsform des Geldes in das reale Goldgeld anbot – im Augenblick des Verfalls der Wirtschaft -, durfte Geld sich nicht aus dem gesellschaftlichen Kreislauf zurückziehen, sondern musste – über die Preisnominalität – das Verhältnis von Geldmenge und Warenmenge dem Verlust an Warenmenge angepasst werden und wurde folglich die Inflation zum neuen Markenzeichen der Krise. Die räumliche Steigerung der Preise wird hierbei nicht ausgelöst durch eine absolute Steigerung der Geldmenge über die Warenmenge, sondern durch den absoluten Rückgang der Warenmenge im Verhältnis zur Geldmenge. Es gibt also zwei Formen/zwei Gründe für den nominellen Preisanstieg, in diesem Falle ist es der des absoluten Rückgangs der Produktion in einer Depressionsphase der Produktion. Seitdem Geld Papiergeld, löst die nominelle Preissteigerung der Waren in der Krise den Rückzug des Geldes in die Schatzform ab. Jede Erhebung aus der Krise, d.h. jedes Wiederanspringen der Produktion nach der Flaute, ist seither mit einer Expansion der Geldmenge verbunden. „Nach der Krise“ ist wie Neugeboren.
Mit der Aufhebung der Konvertierung des US-Dollars in Gold (1971) als der letzten goldgedeckten Papierwährung endet die metallische Form oder Absicherung der Äquivalenz bzw. des Wertausdrucks. Es geht auch, wie man sieht. Die Menge des Papiergeldes erfüllt jetzt die Funktion der Produktivkraft der Arbeit, deren konkrete Seite, also Seite der Warenmasse. Eine bestimmte Menge des Papiergeldes gilt hierbei als Äquivalenz einer bestimmten Menge an Wert der Waren. Sich vom Wertvolumen der Waren lösendes Übermaß an Geldmenge führt zum Anstieg der nominellen Ausdrücke der Werte – es muß wieder die Identität von Summe der Preise und Summe des Geldes auch für den einzelnen Fall des Austausches hergestellt werden: der neu geschöpfte Raum wird umverteilt (gleichmäßig verteilt). Die Preise steigen – nominell, wir haben Inflation (allgemeines Steigen der Preise, aber der nominellen Art). Untermaß im Verhältnis zum Wertvolumen der Waren wiederum würde zum Sinken des nominellen Wertausdrucks führen, wir hätten Deflation (nominelles Sinken der Preise), vorausgesetzt, die Preise nähmen das deflationäre Sinken der Preise an – was aber zu bezweifeln ist.[23]
Die Realität der Papiergeld-Zirkulation zeigt, dass nur die Warenproduktion zyklisch bewegt, der kein Zyklus der Geldmenge entspricht (wobei Rückzug hier also Rückzug dort nach sich zöge; Rückzug in Waren = Rückzug in Geld). Die papierne Geldmenge verbleibt in der Zirkulation als die jeweils im Umlauf befindliche Menge, so dass es statt zu einer kongruenten zu einer inkongruenten Bewegung der Waren/Preissumme der Waren und der Geldmenge kommt: Wenn in der Depressionsphase die Warenmengen sinken, steigen die Preise, wenn in der Konjunkturphase die Produktion wieder anspringt, steigt die Geldmenge. D.h. die bisherige Reaktion (die bei metallischer Zirkulation möglich wäre), Abzug überschüssiger Geldmenge im Augenblick der Depression und relative Rückkehr des Geldes in die Zirkulation bei wieder anspringender Konjunktur, ist dadurch, dass das Geld in der Zirkulation verbleibt, in eine gegenläufige Bewegung umgeschlagen. Dem sinkenden Warenvolumen in der Krise, gleichbedeutend mit sinkendem gesellschaftlichen Wertvolumen, steht gleich bleibendes Geldvolumen gegenüber, das aus der Sicht der gesunkenen Warenproduktion wie steigende Geldproduktion, d.h. wie steigende Produktivkraft auf Seiten des Geldes wirkt. Entsprechend haben wir entwertetes Geld, was durch nominellen Anstieg der Preise der Waren (deren Volumen absolut sinkt) zum Ausdruck kommt.
In der Krise steigen die Preise! Jede ökonomische Krise im modernen Kapitalismus führt zu einem Hinüberspringen aus einem niedrigeren in ein höheres Nominalniveau der Preise, die Krisen unterscheiden sich durch solche rein räumlichen Preisniveaus; die ökonomischen Zyklen sind Zyklen räumlicher Art, aber auf stets höherem Niveau.
Bevor wir nach der inneren Natur des Verhältnisses von Warenniveau und Geldniveau fragen, ob es ein Phänomen rein der Papiergeldform des Geldes ist, zunächst die Frage: Was haben wir bisher erkannt?
Rekapitulation
a) Gehalt der Wertform
Die bisherigen Kapitel haben uns gezeigt: Als die Substanz des Wertes ist die abstrakte Arbeit qualitativ auf sich bezogen, und quantitativ auf sich als deren Dauer. Wert und Wertgröße sind eine Einheit. Die eine, die abstrakte Arbeit, zeichnet dafür verantwortlich, dass wir es bei der Ware mit einer qualitativen Eigenschaft[24] zu tun haben (oder die Ware eine solche hat) – wir nennen sie den Wert der Ware, Wert bedeutet die Reduktion der Ware auf die abstrakte Seite der Arbeit[25] – die nun quantitativ gemessen werden muß; was damit geschieht, dass für die beiden Warenformen Warenmengen bestimmt werden, worin sie Wert von gleicher Wertgröße/Wertmenge sind, also des Gehalts an abstrakter Arbeit sind. Das geschieht dadurch, dass wir die Mengen, die aus einer gleichen Arbeitszeit an abstrakt gedachter Arbeit, sagen wir eine Stunde, entsprungen sind, “gleichsetzen”. Sie sind als Warenmengen nur gleichgesetzt, weil als Mengen Arbeitszeit gleichgesetzt, was zu beachten ist (in der gegenständlichen Arbeit wird nur dargestellt, was in der lebendigen Arbeit geschehen!) Sie sind als eine Stunde gleich, d.h. quantitativ gleich; die quantitative Gleichheit ist eine Entsprechung der qualitativen Gleichheit. D.h. weil von gleichförmiger Arbeit ausgegangen ist, kann deren Unterschied nur ein quantitativer sein, also = mehr oder weniger von der Gleichförmigkeit sein. Das ist aber rein eine Frage der Dauer. Gleichförmige Arbeit kann sich also nur zeitlich unterscheiden, bzw. geht es um deren Gleichheit, um gleiche Zeitdauer.
Qualitativ dagegen sind sie gleich – um das noch einmal zu betonen – als Arbeit von “nämlicher Form”, als bloßer Gebrauch der Arbeitskraft im nichtkonkreten Sinne; in beiden Fällen (beiden Waren resp. der Arbeiten, durch die sie produziert wurden) wurden Muskeln bewegt, Gehirn angestrengt, Nerven verschlissen, also Arbeitskraft vom Menschen in einem allgemeinen, daher abstrakten Sinne – entgegen dem konkreten Einsatz – angewendet. Nicht, weil der Mensch diese leiblichen Fähigkeiten im konkreten Sinne, als Weber und Schneider anwendet, sondern weil er sie überhaupt hat, kann er auch arbeiten und arbeitet er.
Die qualitative Gleichheit ist also nicht mit der quantitativen Gleichheit identisch. Worin Arbeit und Mengen der Arbeit gleichgesetzt erscheinen, nennen wir den Austausch in der Warenproduktion. Die eine Form der Gleichsetzung – oder der Erscheinung der Gleichgesetztheit der Arbeit – ist einfach zu bewerkstelligen (“qualitativ gesehen ist die Wertform inhaltsleer”, Marx, d.h. sie ist von einfachem (nicht schwer zu begreifendem) Charakter), es muß der Austausch zweier Waren bloß stattfinden, um dieser Charakter – gleichgesetzter Arbeit – zu sein bzw. der Wertform diesen Inhalt, Arbeit gleichzusetzen, zu geben. Die quantitative Gleichheit dagegen ist schwer umkämpft. Denn vom quantitativen Ausdruck hängt ja die Größe realisierten privaten Eigentums in einer Warenproduktion ab. Warenproduktion heißt, Arbeitsmengen bestimmten Personen zuzuordnen; ursprünglich waren diese Personen Arbeitende. Sie müssen das heute nicht mehr sein, um dennoch das Recht, von dem einst ausgegangen, fortzusetzen.
Dass in der Wertform vom Wert abgewichen werden, d.h. im realisierten Wert vom geleisteten Wert abgewichen werden kann (im Austausch von der Arbeit – quantitativ gesehen), ist aber nicht das eigentliche Problem von quantitativer Inkongruenz. Umgekehrt: Dass der mit der Arbeit kongruente Wert selbst nur eine “Abweichung” ist, gehört zum Grundverständnis der Warenproduktion resp. Wertform. Die Warenproduzenten, die über ihre Ware ein Eigentum an Wert/Arbeit ausdrücken wollen, können nicht ihren individuellen Aufwand ausdrücken – das ergäbe nur viele Werte für gleiche Waren, sondern müssen sich auf eine gesellschaftliche Größe einigen, die für alle Produzenten verbindlich ist – dies der gesellschaftlich notwendige Wert oder Wert im Eigentlichen, oder die Größe an Wert, in der alle individuellen Unterschiede, die ihren Besonderheiten in der Arbeit entsprungen, zu einer einzigen Größe aufgehoben sind und die nun auf die individuelle Arbeit angewendet wird.
Der Wert ist in der Regel eine Durchschnittsgröße – von der im einzelnen Fall nun wieder abgewichen werden kann; es ist aber ein Unterschied ob von einem individuellen Wert abgewichen werden kann – oder ja muss -, oder ob von dem sich durchschnittlich bestimmenden Wert abgewichen wird (ob von einer individuellen Größe oder ob von einer gesellschaftlichen, allgemein verbindlichen Größe). In der einen Abweichung ist die Warenproduktion überhaupt erst gesetzt, in der anderen Abweichung wird in ihr … betrogen (dass die Schwarte kracht.)
Für die historische Entwicklung der Warenproduktion ist es von Wichtigkeit, welche Faktoren der Arbeit zunächst bei der Bestimmung einer gesellschaftlichen Wertgröße abweichend von den individuellen Größen in Frage kommen; das sind nacheinander: die Intensität der Arbeit, die Produktivität der Arbeit, die Komplizierung der Arbeit, die organische Zusammensetzung der Arbeit; sie alle bedeuten Anforderung an die gesellschaftliche Bestimmung des Wertes – nicht qualitativ, aber quantitativ.
Wichtig ist aber der Umstand, dass die Summe des sich gesellschaftlich bestimmenden Wertes/Mehrwertes immer mit der Summe des individuell geleisteten Wertes/Mehrwertes identisch ist[26]; d.h. es kann im Rahmen des Volumens im Einzelnen umverteilt werden – und die Umverteilung ist an sich eine Bestimmung des gesellschaftlich durchschnittlich notwendigen Wertes, aber es kann die Summe, das Volumen selbst nicht überschritten noch unterschritten werden![27] Der Wert ist ein a priori umverteilender Wert, aber er ist der an sich gesellschaftliche Wert der Warenproduktion, weil den individuellen Werten nicht – wegen des privaten Charakters der Arbeit – der Titel Wert (oder der Titel gesellschaftlich) unmittelbarverliehen werden kann. Wert ist eine Kategorie der Gesamtarbeit, die ihre individuellen Unterschiede zugunsten ihrer gesellschaftlichen Gleichsetzung aufgehoben hat. Insofern haftete dem Wert immer das Verhältnis einer bestimmten Produktionsweise an, er ist nur Kategorie einer Ökonomie von Privatiers der Arbeit mit gesellschaftlichem, nach außen (in die Gesellschaft) strebendem Charakter. In der Tat nimmt die gesellschaftliche Wertbestimmung vorweg, was die Warenproduktion nicht unmittelbar ist: Gesellschaft. Indem sich der gesellschaftliche Wert über den individuellen Wert stellt, deutet er zumindest an, dass es etwas Höheres als die Privatheit gibt: Die Gesellschaft. (Wie diese wieder zum Wert steht, ist eine andere Frage; sie muß ja nun nicht das Nonplusultra der Warenökonomie sein.)
Schließen wir diesen Abschnitt mit einem letzten Satz: Dem sichtbaren, gesellschaftlich durchschnittlich notwendigen Wert, also dem WERT, sind die individuell direkt notwendigen Werte vorgesetzt; individuelle Werte bilden die Grundlage des gesellschaftlichen Wertes. Das Gesellschaftliche ist überhaupt nur eine besondere Bestimmung des Individuellen. Dass man von den individuellen Größen auf die gesellschaftliche Größe schließen kann, schließt dann aber auch die Rückkoppelung ein: dass vom gesellschaftlichen Wert auf die individuellen Werte geschlossen werden kann. Ordnen wir beide Werte je einer Gesellschaft zu – die gesellschaftliche Ordnung dem individuellen Eigentum und die individuellen Ordnungen dem Gemeinschaftseigentum -, dann kann die vermittelte gesellschaftliche Ordnung die unmittelbar gesellschaftliche Ordnung nur verformen, aber nicht aufheben, diese aber auf jene verzichten.
b) Evolution der Wertformen
Geschichtlich betrachtet entwickelt in der Wertform nur die Ware der Äquivalenz. Nur sie nimmt immer allgemeinere Formen an, während die Ware in der relativen Wertstellung ihrer Allgemeinheit entspricht, sie drückt nur das Allgemeine aus. Nur das, allgemein zu sein, drückt sie aus, sie ist diese Allgemeinheit (an Arbeit) daher. Durch Dimensionieren wird ihr von ihrer Allgemeinheit nichts genommen. Die Arbeit von 100 Menschen kann – als allgemeine, abstrakte (gegen das Konkrete abstrakte) – nicht allgemeiner sein als die Arbeit von 10 oder einem Menschen. Die äquivalente Ware kann diesem Sein der Ware nur durch Entwicklung entsprechen; sie muss nunmehr nur als konkrete allgemein werden. Sie entspricht der Ware durch die Allgemeinheit ihrer die Waren anziehenden Kraft. Das Konkrete gilt in der äquivalenten Arbeit als die Verwirklichungsform des Allgemeinen und hat ihm nun durch Allgemeinheit in der Form immer mehr zu entsprechen. Das Konkrete entspricht dem Abstrakten, die Geldform des Konkreten endlich der Ware.
Hier zeigt sich die Dialektik einer Geschichte, die als besondere beginnt, und als allgemeine endet; sie entspricht in ihrer letzten Form ihrem Wesen besser als in ihrer ersten. Die Warenproduktion bringt sich mehr auf ihren Punkt, als sie schon mit diesem beginnen kann.
Die einfache Wertform (der einen Ware A gegen die eine Ware B) ist zugleich einzige/besondere Form für die Wertform, sie drückt noch aus, dass die Wertform zwar gegeben, aber auf die unvollkommenste Weise der Form nach: in einer einzigen Ware. Wir haben historisch gesehen ganz primitive Art der Warenproduktion, noch völlig isoliert vorgehende neue Gesellschaftlichkeit. Obwohl ihrem Inhalt schon entsprochen ist (der Wert wird ausgedrückt, und im Gebrauchswert einer anderen Ware), drückt sie das Allgemeine ihres Inhalts, das Gleiche in Waren zu sein, isoliert, einsam (lokal) aus, d.h. nicht ebenso allgemein aus wie ihr Gehalt ist. Weil in einer einzigen Ware ausgedrückt, ist ihr Ausdruck zugleich die unfreieste Wertform der Form nach, sieht man ihr ihren allgemeinen Inhalt, als Gleiches zugleich das Gesamte zu sein, nicht an, sie scheint noch das Gegenteil des Wertausdrucks und der Austausch tatsächlich Wechsel der Waren als Gebrauchswerte zu sein; Warenaustausch als zweiförmiger Austausch scheint Produktenaustausch zu sein, und wird auch so genannt. D.h. in ihrem Austausch wird es zum Schein, dass auf der anderen Seite ein Gebrauchswert erworben wird, nicht aber durch diesen Gebrauchswert der Wert, also das Allgemeine an den Waren ausgedrückt und erworben wird. Man sieht der einzelnen/einfachen Wertform noch nicht die Schwerarbeit an, die sie leistet: allgemeiner Arbeit in ihrer einfachsten Weise, als nur ein Gebrauchswert erst, eine Form zu sein. D.h. der Ursprungsform des Austausches geht noch das Verständnis der Geldform ab. Nur die vollendete Theorie[28] aber kann erkennen, dass auch in dieser einfachsten Struktur der Wertform a) nichts als der Wert der Ware ausgedrückt wird (denn die erste Warenform ist eine Gleichheitsform), und b) ein Gebrauchswert seine Erscheinung wird. Dass erst eine Entwicklung dieser Gebrauchswertform für den Wertausdruck, ihre Entwicklung zum Nichtgebrauchswert – außer dem einen, Gebrauchswert für den Wert zu sein – dem Sinn der Wertform gerecht wird, hebt nicht auf, dass die einfachste Wertform diesen Sinn schon hat, nur eben noch nicht an der an sich festhaltenden Form des Geldes angelangt ist. Das Geld kann nicht erscheinen, wird es wie ein wirklicher Gebrauchswert sofort verspeist.
Es wird zum Schein, dass mit dem Geld erst der Sinn der Ware kommt. Denn der Wille zum Wert scheint erst mit der Möglichkeit zu kommen, am Wert auch festhalten zu können, mit der unmittelbaren Wertform den nur vermittelten Wertformen gegenüberzutreten. Also (könnte man meinen, ginge man die Wertformen vom Geld her an): Das Geld macht die Ware, nicht die Ware das Geld.[29] Der historische Lauf der Wertformen scheint uns in eine Polarität der letzten gegen die erste Form zu führen; die erste, einfache Wertform ist eine eng an den Tausch der Waren als Gebrauchswerte gebundene Form, sie stünde – so könnte man auf einen ersten Blick auch meinen – der Geldform auch entgegen, und umgekehrt die allgemeine Wertform erst sei eine dem Gebrauchswert entgegensetzte, dem Wert völlig untertane Wertform, sie erhebe sich auch über die Warenproduktion, wie sie bisher verstanden und sei eine besondere Form der Warenproduktion in der Geschichte (z.B. kapitalistische). D.h. aus einer Entwicklung der Wertformen wird ein Gegensatz der Wertformen abgeleitet. Das ist aber nicht der Fall. Das lenkt vom eigentlichen Gegensatz, der ein äußerer zu jeder Wertform ist, ab.
Kritiker der Warenproduktion, die insbesondere Kritiker des Geldes sind (ihrer höchsten Form), meinen, der Produktenaustausch (die einfache Wertform) sei – gemessen an der Geldform – fortschrittlicher, entspräche mehr der Negation der Ware, auch einer anderen Produktionsweise als der Warenproduktion; in ihm ginge es auch um den Gebrauchswert als solchen. Man könnte sagen, der Austauschbegriff selber erführe auf der Basis der einfachsten Wertform eine Umwertung auf reinen Gebrauchsgüterwechsel, und der Austausch der beiden Wertformen laufe diesem nur nebenher. Auf diesen Schein darf aber nicht hereingefallen werden, die Ware negieren heißt, auch über den Produktenaustausch hinauszugehen. Erst das letzte Glied in einer Kette von Wertformen, die aller Waren in einer, macht das Eigentliche, um das es in einer Warenproduktion oder Wertform geht, sichtbar (sie macht auch die Negation der Ware/Wertform sichtbarer)[30]: Nicht, wenn Einer sich in Einem verwirklicht, sondern Alle in Einem, sind Wesen und Erscheinung historisch eine Einheit. Die Warenproduktion beginnt nicht auch falsch, als ihr Gegensatz, sondern richtig, d.h. als Warenproduktion. In diesem Sinne ist die höchste und letzte Entwicklung der Warenproduktion zugleich die “eigentliche”, auch eigentlich negierende. Letztlich ist das Geld nichts als der an sich als Ware festhaltende Wert. Er wechselt (flüchtet) von der Ware, die nicht an sich festhält (also nicht Eigentum – an Wert – sein kann), zu der Ware, die an sich festhält, die Ware des Eigentums sein kann. Das ist alles über die Historie der Wertform.
In einer wirklichen Negation der Wertform nämlich drückt der Gebrauchswert keinen ihm fremden Inhalt aus, sondern nur seinen eigenen – den des Gebrauchswertes.
Der allgemeine Inhalt der Wertform (die Arbeit als gleiche und daher vergleichbare) tritt erst schlagend hervor, wenn er für alle Waren in einer einzigen Ware ausgedrückt ist: Erst wenn die Form allgemein – für alle Waren – , ist auch in der Form des Ausdrucks der allgemeine Inhalt des Auszudrückenden getroffen, d.h. dann erst ist die Wertform in Inhalt und Form eine Einheit, dann entspricht sie in ihrer Erscheinung, dem Gebrauchswert als Materiatur des Wertes, dem Wert als Inhalt. Allgemeiner Inhalt hat zu allgemeiner Form gefunden. Was an sich historische Form, hat sich historisch vollendet. Man könnte also meinen, aus der Zuspitzung der Warenproduktion auf ihren Inhalt wäre auch abzuleiten, dass die Geschichte selbst auf Warenproduktion zulaufe. Weil diese inhaltlich in einer letzten Form ihr Ende gefunden, habe eine Geschichte ihr Ende gefunden. Was Geschichte der Warenproduktion, ist aber spezifische Geschichte in einer Geschichte im Gesamten. In den heiligen Hallen dämmert schon längst das Morgenlicht.
Jedenfalls: So geht die Geschichte der Wertform. Der Wert ist immer substantiell, da auf Arbeit, auf abstrakte Arbeit zurückführbar – und deren Menge. Der Ausdruck des Wertes ist immer nominell, da auf einen Gegenstand zurückführbar, der durch konkrete Arbeit geschaffen worden und der durch die Produktivkraft dieser bestimmten auserkorenen Arbeit wächst oder schrumpft.
Wir verlassen das bisherige Gefüge einer Warenökonomie und gehen auf die kapitalistische Entwicklung ihrer Formen über. Sie ist auf der einen Seite mit einer gesellschaftlichen Verallgemeinerung der Wertform verbunden, auf der anderen Seite eben durch die Verallgemeinerung mit einer ersten Form ihrer Negation. Der Ein- bzw. Durchbruch durch die Warenökonomie erfolgt nicht durch einen einfachen Übergang bloß/nur auf den Gebrauchswert – die andere ökonomische Kategorie, sondern durch ein Maßloswerden des Geldes. Als könnte die Ware dem Geld überflüssig werden, oder alles, was Ware ist, Geld werden – dies die erste, kapitalistische, somit noch in den Kapitalismus fallende Negation der Wertform.
Wir müssen zu Mengenbestimmungen des Geldes überleiten.
Wir hatten schon das Permanentwerden der Inflation angedeutet. Sie ist mit einer Entwertung der bisherigen metallischen Geldwaren in deren Produktionsstätten nicht mehr zu erklären, schon wegen der Demonetisierung des Goldes als Geld nicht mehr, aber auch nicht aufgrund des Übergangs zur Papiergeldform zu erklären – wie dann aber? Uns interessiert zunächst das Verhältnis von Produktionsmenge und Geldmenge und nach den zyklischen Bewegungen der Produktionsmenge auch die gleichgewichtige Menge von Ware und Geld bzw. deren Verhältnis in der Bewegung der Mengen.
II. Produktions-Wachstum und Geldmenge |
Sehen wir von den konjunkturellen Schwankungen der Produktion – und dem Verhalten der Preise und der Geldmenge zu diesen Schwankungen – ab, so haben wir den „normalen“ Zustand der Gleichgewichtigkeit von Produktion und Geld, und als einziges permanent mobiles Moment in dieser Gleichgewichtigkeit das produktive Wachstum der Produktion, d.h. den Einfluss der konkreten Arbeit, ihrer produktiven Kraft auf die Warenmenge – und nun Geldmenge.
Bei an sich gleich bleibendem Geldvolumen müsste die gesellschaftliche Mehrproduktion (aus produktiverer Arbeit) dadurch zur Zirkulation, also zur Realisierung in der Geldform gebracht werden, dass die Waren, die im Wert gesunken, auch im Preis sinken. Auf Produktivitätssteigerung folgende Preissenkungen sind der Beweis – und die Bedingung -, dass über Preise und Geld die abstrakte Seite der Arbeit, nicht die konkrete ihren Ausdruck findet. D.h. Preisveränderungen analog den Wertveränderungen sind der Nachweis, dass die theoretische Aussage von Marx, dass im Wertbegriff nur die abstrakte Seite der Arbeit erfasst ist und von der konkreten Seite abgesehen wird, wahr ist. In einem Augenblick des Gleichgewichts von Ware und Geld (jeweiliges Wertvolumen) tritt das schlagend, d.h. am eindeutigsten hervor. Dann berühren Wertveränderungen die Preise der Waren im Einzelnen, lassen aber die jeweiligen Gesamtvolumen an Summe der Preise und Summe des Geldes unberührt.
Durch die Preissenkungen – zunächst beobachtet auf Basis des bisher gewohnt produzierten Warenvolumens – würde eine bestimmte Summe Geldes freigesetzt werden, die hinreichend wäre, der Realisierung des zusätzlich produzierten Warenvolumens zu dienen. Das Freisetzen von Geld wäre ein flüchtiges Element, d.h. ebenso schnell wie es kommt geht es wieder, und wirkte so nicht inflationär, weil es sofort auf ein mehr produziertes Produkt stieße, in den Waren also auf das gleiche zu realisierende Wertvolumen. (Das mehr produzierte Produkt nähme selbstverständlich an der Preissenkung teil (wie überhaupt die aktuell, gegenwärtig produzierten Waren und deren Preise für die in der Vergangenheit produzierten Waren und deren Preise bestimmend sind).
Freigesetztes Geld bedeutet auch nicht den Übergang in eine Schatzform des Geldes und würde Schatz auch nicht bedeuten bei metallischem Geld. Nicht an sich freigesetztes Geld bedeutet eine Entwertung des Geldes, sondern überhängendes Geld, das geringeren Wertes ist. Bei Papiergeld tritt dieser Zustand ein, wenn es beständig aus der Zirkulation heraustritt bzw. das in der Zirkulation befindliche Geld absolut vermehrt.
Die den Preissenkungen folgenden ständigen Freisetzungen von Geld sind notwendige Bedingungen einer auf Privataneignung der Arbeit beruhenden Produktionsweise. Sie drücken aus, dass die primären/ersten Formen der Aneignung des Geldes, unmittelbar folgend aus dem Verkauf der Waren, ergänzt werden müssen durch eine sekundäre Form, d.h. eine Umverteilung des Geldes (eines großen/größeren Teils des Geldes[31]) an jene Stellen, an denen die Bedürfnisse auf diese Waren bestehen, so dass bei Wiederholung des Reproduktionsprozesses den Warenläufen immer die notwendigen Geldmengen für deren Realisierung zur Verfügung stehen. Diese Doppelform der Distribution, die eine des Geldes ist, trifft nicht die gesamte Geldmenge, aber doch einen großen Teil. Sie würde gar nicht auftreten, würde Geld von vornherein „umverteilt“ agieren, d.h. wenn Geld nur noch in der Hand des Konsumenten des Gebrauchswertes Kaufmittel sein würde. Die Notwendigkeit, Geld umzuverteilen, um der Proportionalität der Produktion zu entsprechen, ist einer der wesentlichen Widersprüche der Warenproduktion im Kapitalismus. Die Aufhebung des Privateigentums hat ja viele Gründe, dieser ist einer. Genau genommen, weicht das Kapital der Vergesellschaftung des Eigentums mit der Vergesellschaftung der freigesetzten Geldmittel nur aus. Geld ist offenes/sich öffnendes Eigentum im Kapitalismus. D.h. es hat die Tendenz, allgemeines Eigentum, allgemeiner Kapitalist zu sein.
Wir haben in der doppelten Distributionsform – im Folgen der einen auf die andere Form -, den Grundwiderspruch der kapitalistisch gewordenen Warenproduktion, die den Gegensatz von Aneignung des Wertes und Aneignung des Gebrauchswertes, wie er nur einer Warenproduktion immanent ist, zum Ausdruck bringt. Aneignung der Ware dem Wert nach und Aneignung der Ware dem Gebrauchswert nach sind weder räumlich noch zeitlich identisch, ein Widerspruch, der in der kapitalistischen Warenproduktion nur durch zwei Formen der Aneignung gelöst werden kann: Auf die primäre des Wertes/Geldes folgt eine sekundäre Aneignung des selben Geldes, nun nach dem Gebrauchswert, d.h. es muss eine Umverteilung des Geldes folgen, die Korrektur der ersten Form der Verteilung ist, die ein Bewusstwerden ihrer Mängel ist. (Das Eigentumsrecht am Geld bleibt allerdings bestehen; zum Eigentumsrecht tritt ein Besitzrecht, oder besser: Arbeitsrecht mit dem Geld.) Nicht der Verkäufer, also Produzent, hat offensichtlich ein Anrecht auf das Geld, sondern der Käufer, der Konsument. Erst in einem Fließen des Geldes entspricht, was bloßer Austausch ist (bloße Realisierung des Wertes ist), dem Fluß der Produkte als Gebrauchswerte. Die zweite, auf den Gebrauchswert zurückführende Distribution der Ware und des Geldes, erscheint nur deshalb nicht als die a priori primäre, weil es eine primäre Distribution rein des Wertes gibt, mit der das Eigentumsrecht verbunden ist.
Eine andere Produktionsweise als die Warenproduktion löst diesen Widerspruch, indem sie die primäre Aneignung der Ware, also ihrer Wertform, aufhebt – und zwar durch zentrale/gemeinsame Aneignung des „realisierten“ Geldes, und das dann gleich in die bis dato sekundär genannte Form der Aneignung übergeht (Geld wird „von oben“ an die Betriebe verteilt – wie Lohn!) -, was die Grundform der Aufhebung der Warenproduktion – oder des Eigentumsrechtes der Warenproduktion – bei fortgesetzter Existenz noch des Geldes ist.[32]
Die Voraussetzung einer Realisierung des Wachstums an Waren in Geld ist allerdings – bei gleich bleibendem Geldvolumen – das (substanzielle) Sinken der Warenpreise. Ohne diese Voraussetzung kann ein Wachstum der Produktion (aus produktiverer Arbeit) nur realisiert werden, indem eine Menge des Geldes, die der Summe der Preise des Produktionswachstums entspräche, neu emittiert würde (unter Berücksichtigung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes).
Der entwickelten (kapitalistischen) Warenproduktion stehen demnach – theoretisch – zweiWege, oder Mechanismen/Verhaltensweisen/Systeme, zur Realisierung des Produktionswachstums zur Verfügung:
a) der Weg der Preissenkung an sich mit Freisetzung von Geld und anschließender Umverteilung des nicht direkt gebrauchten Geldes, und
b) der Weg der Geldschöpfung auf Basis des Produktionswachstums, ausgehend von der Quelle des Bedarfs; in beiden Fällen verschuldet sich der proportional bestimmte Käufer.
Der Kapitalismus bevorzugt aber die letztere, die zweite Form. D.h. zwischen den beiden Formen/Wegen besteht auch ein historischer Unterschied, die Geldschöpfung auf relativem Wege gehört der originären, einfachen Warenproduktion an, die absolute der kapitalistisch bewegten Warenproduktion.
A (Preissenkung) ist relative Form der Geldschöpfung, sie ist eine andere Sicht auf die Form Preissenkung; B ist absolute Form der Geldschöpfung, sie ist Geldschöpfung im Verhältnis des Wachstums der Summe der Preise. Die eine berührt die relativen Verhältnisse von Preis und Geld, die andere nur die absoluten Verhältnisse, d.h. die eine Form berührt die Preise im Einzelnen, und die Summe der Preise und des Geldes nicht, die andere die Summe der Preise und die Summe des Geldes. Die Zirkulation des gesellschaftlichen Produktionswachstums findet nur unter der Bedingung der a) relativen oder b) absoluten Geldschöpfung statt. (Über weitergehende Gesichtspunkte, insbesondere Gründe, von relativer und absoluter Geldschöpfung siehe den Abschnitt „Kapitalisierung und Mehrwert“.)
Da aber das Wertvolumen durch Steigerung der Produktivkraft nicht berührt wird, also das selbe bleibt, bedeutet das absolute Wachstum der Geldmenge auf diesem Wege (Weg B), dass mehr Geld als bisher, Geld geringeren Wertes in die Zirkulation gerät und quasi eine Devalvation des Geldes einsetzt: Grund für eine Darstellung von Werten in mehr Geldeinheiten oder Grund für eine nominelle Preissteigerung – unter einer Voraussetzung allerdings: Das Mehrgeld muss in die allgemeine Zirkulation übergehen, d.h. in der Tat Waren als ein Mehr an Geld, als ein Zuviel an Geld gegenübertreten. Das nach außen geschöpfte Mehrgeld, das nur in Bezug auf besondere Waren geschöpfte Geld (= besonderes Geld, = Wachstumsgeld) muss nach innen, in die allgemeine Zirkulation zurückkehren – dann kommt es zur Inflation (nominellen Preissteigerung), sonst nicht! Die relative Form der Geldschöpfung ist a priori nichtinflationär.[33] Nur als allgemeines Geld ist Geld Geld im Sinne des Wortes. Nur Geld, auf das jeder zugreifen kann, und bei dem die Händewechsel mit Eigentumswechseln verbunden sind, ist Geld. (Auch für die marxistische Wissenschaft ist es noch immer überraschend, dass man Geld durch bloßes Wechseln der Verhältnisse, durch Wenden der Verhaltensweisen, „aufheben“ kann, nicht in jeder Beziehung, aber doch in der maßgebenden.)
Es ist nicht mehr das besondere Wachstum einer Ware/Warenmenge (also Geldware Gold) die Ursache dafür, dass eine Devalvation des Geldes eintritt, sondern das produktive Wachstum im Allgemeinen, wenn es geldschöpfend wirkt. Im selben Verhältnis, wie die Preissenkung der Waren ausbleibt bzw. deren Volumen (Summe der Preise) zunimmt, wächst auf der anderen Seite das Volumen der Geldemission und wird im Maße ihres Allgemeinwerdens in der Zirkulation die nun einsetzende Reaktion der Preise auf diese Emission mit einer nominellen Preissteigerung permanent.
Es handelt sich um einen einheitlichen, in sich determinierten Prozess, der aber zwei Seiten aufweist resp. in einem steten Nacheinander erfolgt. Er ist zunächst a) reine Geldemission, auf die Preise nicht reagieren, die daher noch nicht als inflationär erscheint[34], die dann b) in die Form der inflationären Phase der Geldemission übergeht. Die Richtung, in der sich das ganze gesellschaftliche Preissystem bewegt, erfährt eine Umkehrung von einer sinkenden in eine steigende Form. D.h. statt an eine Geschichte sinkender Preise geraten wir an eine Geschichte steigender Preise. Das klassische Modell der Wertökonomie – sinkende Werte der Waren und adäquat sinkende Preise auf der einen Seite, und stabile Menge des Geldes auf der anderen Seite – ist passee. Und normal – auf neue Art normal – wird eine Produktion allgemeinen Wachstums in Waren, Summe der Preise und Summe des Geldes, und … nomineller (räumlicher) Steigerung der Preise.
Wir werden aber weiter hinten im Buch, bei Behandlung des Preis-Geldmengen-Mechanismus in einer ersten Phase des Kommunismus, vom gleichen Prozess hören, aber keiner Inflation. Wir machen also darauf aufmerksam, dass die der Preis- und Geld-Emission folgende inflationäre Aufblähung der Preise nur ein Phänomen des Kapitalismus ist. D.h. im Mechanismus sind Kapitalismus und Kommunismus mit Geld identisch, in der Inflation nicht. Dass eine Inflation im Kapitalismus konstitutionell ist, im Sozialismus aber fehlt, zeigt den Kapitalismus noch gebunden an die Wertform, den Kommunismus bereits erhaben über diese.
Das Bemerkenswerte an dieser Richtungsänderung in der Wertökonomie ist nicht so sehr das Interesse am neuen Moment der wachsenden Geldmenge, sondern dass ihm ein Desinteresse am bisherigen richtungsweisenden Element der sinkenden Preise vorausgehen muß. Das Interesse an steigenden Preisen kann ja nur auf dem Desinteresse an sinkenden Preisen beruhen. Die Gleichgültigkeit der kapitalistischen Warenproduzenten gegen die Geldentwertung, ja, ihre Bereitwilligkeit, mit der Inflation zu arbeiten, ja, Steuerungselemente für sie zu finden, ist der Ausdruck eines ökonomischen Interesses an nichtsinkenden Preisen! Oder umgekehrt: Desinteresses an sinkenden Preisen. Aber sinkende Preise waren der Ausdruck der substantiellen Bewegung in der Arbeit. Die Frage also lautet: Wohin ist das Interesse an der abstrakt substanziellen Arbeit geraten? Wie realisiert es sich – noch? Und wer überhaupt Marx gedanklich gefolgt, wer je ein Interesse an der Wertform gezeigt und ihr theoretische Bedeutung beigemessen hat, dem ist auch klar, dass Geldschöpfung (statt Geldfreisetzung) durch Produktionswachstum im Kern eine Frage nach der Existenz noch der Wertform ist.
Der Übergang von dem einen System zu dem anderen erfolgt unbewusst, ohne Wissen von den Gründen des Richtungswechsels, wohl auch deshalb, weil die Form unverändert die des Geldes ist – und die Inflation etwas wird, woran sich der Mensch – wie die Ökonomie – gewöhnt. Man lernt, mit dem steten Preisverfall (nach oben) zu rechnen. Die ökonomische Wissenschaft konstatiert die nominelle Preiserhöhung, aber weist ein Defizit in der Erkenntnis ihrer Ursache auf. Das eine wird für das andere, das Neue für das Alte genommen, das Äußere für das Innere, d.h. das Geld für den Wert.
Es findet schon in der bürgerlichen Gesellschaft ein Paradigmenwechsel statt weg von der abstrakten Seite der Arbeit hin zur konkreten Seite der Arbeit – allerdings insofern noch im Sinne der Ware und des Wertes, weil im Sinne einer vollkommenen Orientierung der Ökonomie auf die Geldseite der Wertform. Übertragen auf die Arbeit bedeutet das die vollkommene Orientierung auf die konkrete Seite der Arbeit. Aber auf die konkrete Arbeit insoweit, als sie als Verwirklichungsform der abstrakten Seite der Arbeit gilt. D.h. sie bildet Geld. Alle konkrete Arbeit ist Geld bildend.
Mit dieser Richtungsänderung in der ökonomischen Form der Bewegung der Arbeit ist ein Gewinn verbunden, der wohl stärker wiegt als der Verlust, der mit dem Ende der Geldmengenstabilität und damit der Preisstabilität einhergeht. Des Rätsels Lösung liegt darin, dass die Menge des Geldes schneller wächst als es durch eben diese Menge entwertet, d.h. erst wächst diese, und dann erst schlägt das Wachstum in Entwertung um. Es ist genau wie beim billigeren Gold, das aus den Fundstätten hervorquellend in die allgemeine Zirkulation drängte; nur allmählich verlor es durch Menge an Ansehen. Vor dem Entwertungs- steht der Wachstumsprozess. Der Zuwachs an Geld geht wie das schon vorhandene Geld als gleichberechtigtes Geld in jede Zirkulation ein, danach erst stellt sich heraus, dass das Wachstum ja seine Entwertung bedeutet. Entwertung kann nur eine Reaktion auf Wachstum sein. Geld wächst zunächst substantiell, als Menge, ohne dass diese schon ihre Entwertung anzeigt, d.h. noch ruhen die Preise – die Differenz ist der Inflationsgewinn. Dann entwertet es (d.h. zeigt sein Entwertetsein an), ohne dass es wächst: Das ist der Inflationsverlust (derjenigen, die “zu spät” reagieren … mit der Preiserhöhung, denn Preiserhöhung ist Ausdruck dessen, dass das Geld je Einheit geringeren Wertes ist, dass sich die Gleichgewichtigkeit von Summe der Preise und Summe des Geldes aber auch wieder herstellt). Das an sich Entwertung bedeutende Mehrgeld tritt als gleichwertiges Geld in die Zirkulation; es gestattet seinem Erstbesitzer das gleiche Recht Waren gegenüber wie den Besitzern des bisherigen im Umlauf befindlichen Geldes. Der Übergang der potentiellen in die reale Entwertung tritt erst allmählich ein und ist vor allen Dingen ein Phänomen, das letztlich alle Kapitalisten trifft. Alle leiden unter dem Räuber (während dieser fein ‘raus ist), aber alle sind auch Räuber. (Denn Kapitalisten sind Geld und Ware zugleich; über das Geld rauben sie die Ware, und über die Ware das Geld.) Wir behandeln dieses Phänomen noch einmal in den Abschnitten “Die Kapitalisierung der Wertform” und „Kapitalisierung und Mehrwert“, und dann etwas genauer.
Dauerinflation – Wendepunkt für die Wertform
Die Ablösung der sporadischen durch die permanente Form der Inflation, identisch einer Ablösung der ersten, einfachen gesellschaftlichen Form der Warenproduktion durch die kapitalistische Form, ist aber nur die eine, nicht einmal wichtigste Seite der Revolution, die da in aller Stille, fast unmerklich, stattgefunden hat. Zugleich erkennen wir in der Wende auch einen Charakterwechsel ihres Inhalts. Statt dass die Preise substanzielle Bewegungen ausdrücken, solche der Werte der Waren, drücken sie Bewegungen der nominellen Art aus bzw. drücken sie die substanzielle Form nur über die nominelle aus. Was sie ausdrücken, sind Geldaktivitäten – nicht an sich unmöglich für die Warenproduktion wie Wertform, aber – nach bisherigem Wissen – nur möglich für eine spezielle Situation in der Wirtschaft. Nach dem bisher gewohnten Bild des Wertgesetzes hieße das, dass die Produktivkraft der allgemeinen Arbeit stagnierte und nur immer mehr Geld in die Zirkulation gepumpt würde. Für also gleiche Warenmengen immer mehr Geld.
Wir haben aber das Gegenteil, wachsende Warenmenge und überquellende Geldmenge.[35]
Die Bewegung auf der äquivalenten Seite der Wertform quillt regelrecht über. Geld gibt es “wie Sand am Meer”. Waren reagieren darauf. Sie werten, wie aus den steigenden Preisen zu entnehmen ist, auf, und Geld wertet, wie aus seiner wachsenden Menge zu entnehmen ist, ab. Ein unerträgliches, wahrheitswidriges Bild denkt man an die allgemeine Arbeit – dennoch ein wirkliches Bild, denkt man an das Geld.
Was ist Wahrheit, was nur Schein?
Also Inflation, aber nicht die spontane/sporadische Geldentwertung (Inflation, die “Marx” noch kannte), aber die gezielte/permanente Geldentwertung (und die Marx noch nicht kannte) widerspricht der – bis dato bekannten – Theorie der Ware und des Wertes und deutet auf einen Umbruch im Großen in der Geschichte der menschlichen Ökonomie hin. Dieser Umbruch trat erst in einer zweiten Periode des Kapitalismus in Erscheinung (etwa seit 1895). Sie fällt mit der monopol-kapitalistischen oder auch dem Beginn der imperialistischen Periode des Kapitalismus zusammen, wobei aber nunmehr zu prüfen ist, ob nicht alle Momente zusammen die Trennung des Kapitalismus von den vorausgesetzten geschichtlichen Formen der Warenproduktion bedeuten, d.h. den eigentlichen Beginn des Kapitalismus als Gesellschaftsordnung bedeuten. Inflation ist dann Markenzeichen dafür, dass die Warenproduktion kapitalistisch geworden.
In der ersten Periode des Kapitalismus, der Marx in seinem theoretischen Schaffen unterlag, schien es zunächst so, dass sich an der Wertform nichts verändern würde. Man hatte/konnte geschichtlich mit dem folgenden Bild der Wertform oder gesellschaftlichen Praxis des Kapitalismus rechnen:
Mit steigender Produktivkraft der Arbeit würde es zu allgemein und stetig sinkenden Preisen kommen, die Waren würden immer billiger weil schneller (in immer geringer werdender Arbeitszeit) produziert werden. Alle Preise bewegten sich tendenziell einer geringeren Größe zu (bei allgemeiner Steigerung der produktiven Kraft der Arbeit). Bezogen auf die Löhne hieße das: Stetig real sinkende Löhne, maximal langsamer als die Preise sinkende Löhne, so dass eine Aufwertung der Löhne in Waren zustande käme (Marxsche relative Forderung an den Kampf der Arbeiter gegen das Wertgesetz). Und was den räumlichen Ausdruck dieser Preise beträfe, so würde er im Wesentlichen der selbe bleiben, d.h. das Geld würde nicht entwerten, sondern seinen gleichen Wert (in etwa) behalten. Massenhafte Goldfunde drohten nicht, und Ausgabe von Papiergeld an Stelle von metallischem Geld führte zwar ohne Einsatz von Arbeit zum begehrten Äquivalent, andererseits aber schien nicht eine üble Invasion von mehr und immer mehr neuem Geld zu drohen. Und warum nicht? Weil eben eine Disziplin der Waren vorausgesetzt war: ihre Preise würden mit den Werten sinken. Mit den sinkenden Preisen würden ständig die notwendigen Geldmengen aus dem Umlauf freigesetzt werden, die der Zirkulation der gesellschaftlichen Mehrproduktion zur Verfügung stünden.
Der erste Kapitalismus erschien so wenig als ein Kapitalismus dauernder Inflation, dass die Inflation, die dann aber kam, eher an einen groben Verstoß gegen das Gesetz glauben ließ (angeklagt war monopolistisches Kapital, das zu Preistreibereien neigt), als an ein Ende eines alten und den Beginn eines neuen ökonomischen Gesetzes (oder eines Überganges zu einem solchen). Und das impliziert eben die Frage nach einem eigentlichen und einem uneigentlichen (oder umgekehrt: einem noch nicht eigentlichen, und nun eigentlichen) Kapitalismus. Was ist los im Kapitalismus? Oder in der Warenökonomie und ihrer Wertform?
Man kann nicht sagen, dass in der ökonomischen Wissenschaft schon die neuen Erscheinungen in den Mittelpunkt der laufenden Diskussionen gestellt sind; die permanente kapitalistische Inflation wird “normal”, als eine Inflation wie jede andere zuvor auch behandelt, d.h. als eine lediglich durch eine Geldschwemme verursachte Inflation. (Woher diese aber kommt, ist doch die Frage.) Sie erscheint der Wissenschaft nicht als ein Affront gegen die Wertform, gegen die bürgerliche Eigentumsform an sich. Stattdessen findet in der Wissenschaft noch immer der uralte Streit statt, was denn die Wertform ist, was der Austausch ist[36]; das sind die Fragen, die Marx noch immer in Zweifel ziehen. Das ist bürgerliche Gefälligkeit, nicht wissenschaftliche Lauterkeit.
Aber auch für die marxistische Wissenschaft gilt an diesem Punkt, das Verhältnis von Kapitalismus und Warenproduktion zu überprüfen, gültige Wahrheiten müssen end-gültige Wahrheiten sein oder zu diesen gemacht werden, d.h. wahr bis zum Ende, bis zur letzten Entwicklungsform sein. Das hat seinen Grund auch darin, dass sich der Übergang zu einer anderen Gesellschaft logisch erst aus dieser “letzten” Entwicklung der geschichtlich vorangegangenen Form ergibt. (Brüche, Sprünge in der Geschichte scheinen nicht logisch zu sein; jede Konter-Revolution in der Geschichte wirft die Frage der Logik der Revolution auf’s Neue auf.) Nimmt man eine vorangegangene Form, in diesem Fall die „frühkapitalistische“, d.h. originäre warenökonomische Form, schon für die Form, von der aus übergegangen werden muß, kann es dazu kommen, dass der Übergang entweder gar nicht wahrgenommen wird oder als zu sprunghaft wahrgenommen wird, das heißt in der Form eines offenen Gegensatzes, aber dieser Affront nicht sein muss.[37]
Halbe Erkenntnisse dienen dem Reformismus in der Wissenschaft. Für eine reformistische Kritik z.B. am Kommunismus scheint es besser, sich des Kapitalismus als einer zwar besonderen, aber im wesentlichen doch echten/alten Warenökonomie zu vergewissern, weil das erlaubt, auch im Kommunismus an die Praxis wie Theorie der Warenökonomie – als eine auch im Kommunismus mögliche Wirtschaftsform – anzuknüpfen. Wenn keine Evolution im Kapitalismus, warum dann der Kommunismus Revolution? Dem dient eine Kapitalismuskritik, die sich der wirklichen Affronts, die er auslöst, nicht bewusst wird, darunter der Affronts des Kapitals gegen die Ware. Anders, wenn der Kommunismus als eine an die Evolution des Kapitalismus in der Warenökonomie anschließende Wirtschaftsweise erscheint, aber an eine seiner revolutionärsten Form! Dann hat er dessen Evolutionen zu vollenden bzw. überhaupt deren Sinn herauszukehren. Das Verständnis der kapitalistischen Form der Inflation wird zum Schlüssel für den revolutionären Gehalt des Kommunismus.
Wir unterstellten eine Evolution im Kapitalismus, von der wir zunächst als einem anderen Mechanismus im Wert-Preis-Verhältnis ausgehen, dessen innere Logik uns auf einen beständigen inflationären Faktor hinführt; von ihm aus leitet dann die Brücke hinüber zum Kommunismus:
Es sinken im Widerspruch zum Prinzip, wonach bei steigender Produktivität die Preise und die Löhne zu sinken hätten, nur die Löhne, d.h. nur die geringeren Löhne der geringeren Wertgrößen schlagen sich im Preis nieder, so dass wir es mit unmittelbar steigenden Mehrwertteilen (!) in den Preisen zu tun hätten. (Notabene: Es ist dies die Form, in der die Geldware kapitalisiert; d.h. wir haben es mit nichts als der typischen Form der Mehrwertbildung der Geldware zu tun.) Zunächst käme es zu einer Individualisierung der Mehrwertsteigerung.[38] „Die Kosten sinken schneller als die Preise!“ (Faktisch sinken sie gar nicht, was als gesunken erscheint, sind die Kosten auf die geringeren Arbeitszeiten.) Hier erscheint denn, warum es beim Kapitalisten ein unmittelbares Interesse an nichtsinkenden Preisen bei steigender Produktivkraft der Arbeit gibt: Umgehung der gesellschaftlichen Form der Mehrwertbestimmung; mit nun allerdings der bereits genannten Auswirkung auf die gesellschaftliche Geldmengenbildung: Summe des Geldes wächst wie Summe der Preise, diese aber wie Menge der Produktion statt wie deren Wertmenge, was die schon genannte Umkehr der allgemeinen Richtung in der Wertökonomie auslöst: An die Stelle allgemein sinkender Preise und folglich gleich bleibender Summe der Preise tritt die allgemein steigende Summe der Preise, weil an die Stelle einer durch das Arbeitszeitvolumen bestimmten Geldmenge (also keiner inflationären Geldmenge) deren Aufblähung durch das Arbeitsmengenvolumen getreten ist. Wir müssen zunächst von diesem Wachstum der Summe der Preise als einer potentiell inflatorischen Geldmenge sprechen, obwohl wir noch nicht von einer nominellen Steigerung der Preise im Einzelnen sprechen können: dies wäre erst der zweite Schritt. Der Grund für diesen Wechsel in der Preissummenbildung ist ein innerer des Wertes: An die Stelle des Interesses an sofort sinkenden Preisen tritt das Interesse an sofort steigenden Mehrwerten/Profiten. Man will den durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit auftretenden ökonomischen Vorteil eines direkt und sofort wachsenden Mehrwertes nicht an die Gesellschaft abgeben – und Abgeben hieße Preissenkung; und so ergreift man Besitz von ihm, indem man auf seine Übertragung in das Geldvolumen besteht, d.h. indem man statt im Maße der Volumenänderungen dem Wert nach die Volumenänderungen der Gütermenge nach in Geldmengen umsetzt. Die ökonomische Triebkraft wechselt von der abstrakten zur konkreten Seite der Arbeit über, aber in dem Sinne über, dass die konkrete Arbeit gemeint ist, soweit sie geldbildend ist. An die Stelle des Interesses an steigenden Anteilen am Warenmarkt tritt das Interesse an steigenden Anteilen am Geldmarkt. Oder auch: Das Interesse an der Reproduktion wird durch das Interesse an der Akkumulation abgelöst.
Die permanente kapitalistische Inflation ist das Symptom einer Krise der Wertform allgemeinster Natur, da sie an den Kern der Warenproduktion rührt: das Interesse der Warenproduzenten am Ausdruck des Wertes. Ständige Vermehrung des Geldbesitzes ist zugleich ständige Entwertung des Geldbesitzes, was Ausdruck eines permanenten Widerspruchs zur Warenproduktion in der Warenproduktion selbst ist.
Am Ende ihrer Entwicklung erleidet die Warenproduktion, explizit die Wertform, ihr Desaster. Sie gerät außer Rand und Band – deshalb, weil sie an ihre Kapitalisierung gerät?
Was ist Kapitalisierung der Wertform?
III. Die Kapitalisierung der Wertform |
Zunächst heißt Kapital, dass die Warenproduktion Gesellschaftsformation, Gesellschafts-ordnung wird. In einem hastigen Finale schafft sie es dennoch, die urgemeinschaftlichen Formen von menschlicher Gesellschaft, darunter ihre ureigenen der Warenproduktion, abzustreifen und zur reinen Versachlichung der menschlichen Beziehungen überzugehen – alle menschlichen Verhältnisse sind in Geld gekleidet und über Geld zu erreichen. Und: Die Warenproduktion wird Ordnung für die Arbeit. Sie muss endlich nicht nur Verhältnis zur Arbeit sein – die selbst alle möglichen Entwicklungsstufen durchstehen muss -, sondern muss Ordnung der Arbeit sein; Ordnung muss zu Ordnung passen, das Verhältnis zur Sache, der es dienen soll. Ein Wechsel, der der Warenproduktion allerdings auch schlecht bekommen kann.
Gesellschaftsformation wird die Warenproduktion im Kapitalismus. Bis dahin läuft die Warenproduktion den diversen Gesellschaften mit der Bedeutung Formation nur nebenher als deren auch mögliches (doppeltes) Element. Sie gibt zwar immer das Prinzip einer Gesellschaft ab, ist diese aber nicht im unmittelbaren Sinn, als ihr Verhältnis.[39] Eine Ausnahme scheint die Antike zu sein, oder schien die Antike zu werden.
Um Formation zu sein, muss das Arbeitsprodukt allgemein als Ware an die Gesellschaft abgegeben werden, also eine allgemeine Gesellschaft des Privateigentums an der Arbeit sein, die ebenso allgemein in gesellschaftlicher Arbeitsteilung zueinander produziert, was gewiss künstlich ist. (D.h. eine Gesellschaft, wo jeder ein Privateigentümer ist, die Menschen also dadurch von gesellschaftlich gleichem Recht sind, dass sie Waren produzieren und verkaufen, gab es nicht, gibt es nicht und wird es nicht geben.) Und das steht den Prinzipien solcher Gesellschaften entgegen, in denen die Produkte der Arbeit – u. U. zwanghaft – unmittelbar gesellschaftlich angeeignet werden; also der urgemeinschaftlichen Gesellschaft und deren letztem Ausläufer, dem Feudalismus. Gegen diese dominanten Ordnungen war die Warenproduktion immer sekundärer Natur, Ergänzung.
In der logisch-historischen Folge der Warenproduktion erscheint also der Kapitalismus und mit ihm die Kapitalisierung der Wertform. Sie ist durch eine andere Zirkulationsform geprägt. Das dazu Notwendige ist auch schon von Marx gesagt worden, und wir folgen ihm.
Beginnt der (einfache) Warenproduzent mit der Ware (W), so der Kapitalist mit der „entwickelten“ Ware – Geld (G). An die Stelle der einfachen Form der Zirkulation W-G-W (Ware tauscht in Geld, Geld tauscht in Ware) tritt jetzt die Form G-W-G (Geld tauscht in Ware, Ware tauscht in Geld). Die Zirkulation beginnt mit Geld und endet mit Geld. Qualitativ gesehen ist diese Form G-G tautologisch und unsinnig; sie erhält aber ihren Sinn dadurch, das sich G von G quantitativ unterscheidet: G – G’. G’ ist größer als G. Geld tauscht also mit einer besonderen Ware, die in der Lage ist, Wert in mehr Wert (Mehrwert) zu verwandeln – die wertbildende Arbeit selbst, oder die Kraft zur Wertbildung: die Arbeitskraft des lebendigen Arbeiters. Sie ist von Wert, bildet aber mehr Wert als sie selber einer ist: Mehrwert.
Um allerdings die Zirkulationsform zu wechseln (von W-G-W zu G-G’), muss das Innere der Wertform, die bisher strukturlos dahinwaberte, in eine innere Struktur übergehen. Auch hier folgen wir Marx: Was einfach W war (Wert), wird nunmehr v + m, Wert für den lebendigen Arbeiter und Wert für den Besitzer der gegenständlichen Arbeit bzw. Käufer/Anwender der wertbildenden Arbeitskraft. Wird noch gegenständliche Arbeit im Arbeitsprozess weitergereicht, lautet die komplette Formel c+v+m; Wertgröße der zu übertragenden gegenständlichen Arbeit plus Wertgröße der neu zu bildenden Arbeit, die in den Teil für den Arbeiter und den Teil, der an den Käufer der Arbeitskraft (Kapitalisten) fällt – c+(v+m), oder wertseitig gesehen Wg + Wn = Wert/gegenständlich (übertragen) plus Wert/lebendig (neu zugefügt).
Lohn/Wert der Arbeitskraft ist zu „Beginn“ des Kapitalismus eine relativ große Größe und der Mehrwert nur eine zunächst kleine Größe im Rahmen der ganzen Wertgröße (der Ware), wird aber mit der Entwicklung der produktiven Kraft der Arbeit immer kleiner; denn im selben Verhältnis wie die Produktivkraft steigt, sinkt der auf den Arbeiter fallende Teil/Anteil am Wert. (Geschichtlich erste Proportionen Lohn zu Mehrwert dürften 95:5, letzte 5:95 sein; wahrscheinlich sind wir längst bei 10 Lohn zu 90 Mehrwert angelangt.) Wachsender Mehrwert ist umgewandelter Lohn – Tendenz steigend (Lohn fallend). Der “Tausch” des Geldes zum Arbeiter ist ein jedem Wechsel der Ware zu einer anderen Ware voran gesetzter Tausch.[40] Es ist unterstellt, dass der Kapitalist die Waren verkauft (er ist der allgemeine Verkäufer weil allgemeiner Besitzer der Waren) und den gesamten Erlös zunächst an sich zieht (er ist auch Besitzer allen Geldes)[41], und dann erst einen Teil des Erlöses für den Wiederankauf der Arbeitskraft verwendet; d.h. ein Teil des in Geld verwandelten Warenwertes wird immer an den Arbeiter delegiert. Der Arbeiter realisiert also Geld/die Geldform nicht selbstständig (aus einem Warenverkauf), sondern abhängig. Ihm wird Wert/Geld zugewiesen, zugeordnet. Tatsächlich wird der Arbeiter durch den Kapitalisten in den Geldbesitz, in die Geldform erst inthronisiert, aufgenommen. Ohne diese Bereitschaft des Kapitalisten steht er außerhalb des Geldes und der Ware, d.h. er steht außerhalb der Gesellschaft (die für sich gesehen natürlich auch nur gegenständlich Gesellschaft ist, also eigentlich auch tot ist).
Der Kauf des Arbeiters, seiner arbeitenden Kraft, wird in der Wertform dadurch widergespiegelt, dass der Wert der Arbeitskraft in den durch den Arbeiter gebildeten Wert aufgenommen, in diesem markiert wird. Der Lohn ist kein dem Wert der Ware zusätzlich zugefügter Wert; formell müsste er dem Arbeiter gezahlt werden, wenn der Kapitalist dessen Arbeitskraft käuflich erwirbt: Außerhalb und vor der Arbeitsaufnahme. Er ist also kein Aufwand, der überhaupt in und mit der Arbeit, die nach dem Kauf nun folgt, etwas zu tun hat. Diese nachfolgende Arbeit muss nur die Potenz besitzen, den Kauf der Arbeitskraft wiederholen zu können, deshalb muß der Lohn, wie er dem Arbeiter vor der Arbeit gezahlt, im Wert, wie ihn der Arbeiter bildet, wiederholt werden – für einen wiederholten Kauf. (Das Kapital/der Kapitalist tut nur gern so, als würde der Lohn des Arbeiters erst durch dessen Arbeit gebildet werden, das ist aber ein Mythos, an dem der Kapitalist interessiert ist, wird es dadurch doch zum Schein, als wäre der Lohn ein Anteil des Arbeiters an seiner Arbeit.)
Nein, Lohn macht den Wert der Ware nicht größer (und nicht kleiner), steigender Lohn also machte den Wert nicht größer, und sinkender nicht kleiner. Und der Mehrwert auch nicht; faktisch ist es der Warenwert, der durch die “Aufnahme” des Lohnes eine zweite Bedeutung, auch (!) eine innere Bewegung bekommt, er ist – in diesem Teil, der an den Arbeiter geht – Wert, der als Lohn gilt/funktioniert. Der Lohn ist der Teil des jeweils neu gebildeten Wertes, den sich der Kapitalist reservieren muß, um den Kauf der Arbeitskraft ständig wiederholen zu können.
Ist der Wert (seiner Größe nach) nichts als die Zeit, die gearbeitet wird, so ist der Lohn nichts als die Bezahlung des Arbeiters für diese Zeit, die da gearbeitet worden. Steigt oder fällt also die Arbeitszeit, die notwendig ist, eine Ware zu produzieren, so steigt oder fällt auch der Lohn, der für diese Arbeitszeit dem Arbeiter gezahlt wird. Einstündige Arbeitszeit wird mit einstündigem Lohn bewertet, halbstündige mit der Hälfte dieser Lohnmenge. Die Wechsel der Arbeitszeit schlagen sich „äußerlich“, im Preis der Ware nieder, die Wechsel des Lohnes innerlich, in den Kosten der Arbeitszeit oder Ware. Beide Bewegungen treten unabhängig, separat zueinander auf und können als selbstständige Bewegungen wahrgenommen werden, ergänzen und determinieren aber auch einander und bilden letztlich einen ökonomischen Zusammenhang, sind eine Einheit. Man muss unterscheiden zwischen den wechselnden Lohnmengen aufgrund der Arbeitszeitwechsel und den Wechseln der Preise aufgrund dieser Zeitwechsel, die in der zweiten Konsequenz auch zu Lohnwechseln führen. (Diese Bewegung bzw. der Zusammenhang dieser Bewegung von Wert oder äußerem Maß und Bewegung von Lohn/Mehrwert oder innerem Maß wird an anderer Stelle noch einmal genauer analysiert.)
Im allgemeinen Prinzip der Warenproduktion wird angenommen, dass bei sinkenden Werten die Preise sinken – in dem Verhältnis, in dem die individuelle Wertbildung (also die der unmittelbaren Arbeitsplätze) auf die gesellschaftliche Form der Wertbildung einwirkt, und wird angenommen, dass die Löhne der Arbeiter, die anhand dieser Preise bestimmt werden, ebenfalls sinken; dadurch steigt der auf den Kapitalisten fallende Wertteil – der Mehrwert. Lohnwechsel, die auf der Basis der Preiswechsel bestimmt werden, sind nicht identisch mit den Wechseln der Lohngrößen, die aufgrund der Zeitwechsel erscheinen. Nur die auf den Preissenkungen beruhenden Lohnsenkungen lassen den Mehrwert zugunsten des Kapitals steigen. Die bloßen Zeitwechsel lassen das Verhältnis von Lohn und Mehrwert unberührt. Nur konstant bleibende Preise erwirken den Schein, dass es nicht so ist. Der Warenwert bekommt mit seiner Kapitalisierung eine innere Struktur: Er besteht ab nun aus zwei Teilen. Den Teil, über den die Arbeitskraft ständig reproduziert werden muß, und den Teil, der beim Käufer der Arbeitskraft (oder “Verkäufer” des Geldes, also Kapitalbesitzers) bleibt: der Mehrwert (= mehr Wert über dem Lohn als Wert). Über allem steht der Wert und er zerfällt in die Reproduktion und die Akkumulation (in die Reproduktion des Arbeiters und in die Akkumulation des Kapitals):
W – e – r – t
1 – 0 – 0
Lohn : Mehrwert
50 – : – 50
Der Wert wird dadurch nicht etwas anderes als geschaffener Wert, man kann nur Wert schaffen, nur das, was man unmittelbar schaffen kann, nicht Lohn und nicht Mehrwert, das sind nur Verhältnisse in Bezug auf das, was man schafft: Wert. Man kann auch als Arbeiter nicht am Mehrwert oder Gewinn/Profit beteiligt werden, denn sofern man im Verhältnis des Arbeiters Wert aneignet, spricht man von Lohn, und sofern im Verhältnis des Kapitalisten, von Mehrwert. So wie man Lohn in Mehrwert umwandeln kann, so kann auch Mehrwert wieder in Lohn umgewandelt werden; in dem einen Falle dehnt der Kapitalist sein Verhältnis in Bezug auf den Wert aus, und das des Arbeiters schrumpft, im anderen Falle ist es umgekehrt. Schaffen (bilden/schöpfen) aber kann man nur Wert. Der Wert (der Ware) erfährt nur eine Teilung in den Lohn, der an den Verkäufer der Arbeitskraft, und in den Mehrwert, der an den Käufer der Arbeitskraft fällt. Lohn und Mehrwert sind die beiden Formen der Reproduktion, die das ökonomische Verhältnis der beiden jeweiligen Klassen der kapitalistischen Gesellschaft widerspiegeln. Sie stellen in der realisierten Form Zugriffe auf die gesellschaftliche Arbeit im gesamten dar. Sie sind Zuleitungen zu den beiden großen Abteilungen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit, der Abteilung die Konsumtionsmittel produziert (II), und der Abteilung die Produktionsmittel produziert (I). Sie sind also ebenso Ableitungen aus dieser Gesamtarbeit bzw. diesen Abteilungen, oder können solche Ableitungen sein. D.h. theoretisch kann die Summe der Löhne gleich der Summe des Wertes der Abteilung II der gesellschaftlichen Produktion sein – was aber real nicht der Fall ist, weil immer ein Teil dieser Summe II als Revenue an den Kapitalisten geht, und ein zweiter Teil der Akkumulation einer Erweiterung der Zahl beschäftigter Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt werden muß, also zunächst die Erscheinung von Profit in den Händen des Kapitalisten annimmt. Die Summe der Löhne ist – in einer kapitalistischen Ökonomie – immer kleiner als die Summe des Wertes II, oder umgekehrt: Die Summe der Profite ist immer größer als die Summe des in I geschaffenen (Neu)Wertes (um einen Teil II größer). Wert, der in Lohn und Mehrwert zerfällt, zerfällt ebenso in
Reproduktion:Akkumulation[42]
Die Reproduktion ist also immer kleiner als die Produktion, so entsteht über die Reproduktion hinaus die Akkumulation. Als Wert handelt es sich um den Mehrwert, als Produkt ist es das Mehrprodukt oberhalb des Produkts der Reproduktion. Mehrwert und Mehrprodukt sind nicht das mehr Mehrproduzierte, also das Wachstum der Produktion, sondern sie sind strukturelle Teile des Produzierten. Sie sind also beständig, sie entstehen, d.h. sind da, auch bei Stagnation, ja, selbst bei Rückgang der Produktion wird akkumuliert, kann akkumuliert werden, wird Mehrwert/Profit geschaffen.
Kapital und Wertform
Erscheint in der Kapitalisierung der Wertform, im Übergang von der unstrukturierten in eine strukturierte Form des Wertes, d.h. in der Widerspiegelung eines Lohn:Mehrwert-Verhältnisses ein größerer geschichtlicher Schritt in der Abfolge von Gesellschaftsordnungen? Wir fragen:
Ist die Kapitalisierung der Wertform überhaupt durch ein anderes Verhältnis zu dieser Form selbst gekennzeichnet, d.h. erscheint/markiert sich das Kapital nicht nur in der Wertform, sondern verändert es diese auch? Hebt Kapital die Wertform – absolut oder relativ – auf?
Im Prinzip sagt Marx Nein. Alle Bewegungen, die er für den Lohn und den Mehrwert untersucht, basieren auf einem Sinken der Preise mit steigender Produktivkraft und Übertragung der gesunkenen Warenpreise in ein Sinken der Löhne, und infolgedessen in ein Steigen der Mehrwerte.[43] Erst Regelung des äußeren Austauschverhältnisses, dann Regelung des inneren; erst Regelung zu anderen Warenproduzenten, dann Regelung zum Arbeiter; oder: Erst Regelung zum Wert, dann zum Mehrwert; oder: Erst Regelung der Gleichheit, dann der Ausbeutung; das ungleiche Verhältnis zum Arbeiter findet seine Regelung nur auf dem Boden der Regelung zur Gleichheit. Das erste scheint wichtiger als das Zweite,
Die Richtung der ökonomischen Bewegung ist erst in letzter Konsequenz endogen, ins Innere (der Arbeit, des Wertes) führend.
Im “Kapital” Band I gibt es aber zwei wenig beachtete Seiten – 168/169. Marx verlässt hier seine bisherige Darlegung der Wertform bzw. geht über sie hinaus und spricht vom Kapital als einer Form prozessierenden Charakters, den der Wert unter dieser Bedingung seines “Wachstums” (G-G’) annimmt.[44] Die entsprechende Gesellschaftsordnung oder Form der Warenproduktion nennen wir die kapitalistische. Der eigentliche Sinn der Warenproduktion, Produktion für den Wert zu sein – oder den durch Arbeit bildbaren Wert (Arbeitsaufwand) zum Gegenstand von privatem Eigentum zu erheben -, tritt in einer Wertform die kapitalisiert, also verwertender Wert wird (mehr Wert bildender Wert als er selbst in seiner Voraussetzung ist), in seine letzte, eigentliche geschichtliche Form. Ist der Sinn der Ware, den Wert zu vergegenständlichen, so ist der Sinn am höchsten gegeben in einem am Geld festhaltendem Geld, d.h. die Form der Waren anzunehmen ohne sich als Geld zu verlieren.
Marx dazu:
“Die selbstständigen Formen, die Geldformen, welche der Wert der Waren in der einfachen Zirkulation annimmt, vermitteln nur den Warenaustausch und verschwinden im Endresultat der Bewegung. In der Zirkulation G-W-G funktionieren dagegen beide, Ware und Geld, nur als verschiedene Existenzweisen des Wertes selbst, das Geld seine allgemeine, die Ware seine besondere, sozusagen nur verkleidete Existenzweise. Es geht beständig aus der einen Form in die andere über, ohne sich in dieser Bewegung zu verlieren, und verwandelt sich so in ein automatisches Subjekt. … Kapital ist Geld, Kapital ist Ware. … Wenn in der einfachen Zirkulation der Wert der Waren ihrem Gebrauchswert gegenüber höchstens die selbstständige Form des Geldes erhält, so stellt er sich hier plötzlich dar als eine prozessierende, sich selbst bewegende Substanz, für welche Ware und Geld beide bloße Formen [sind]. Aber noch mehr: Statt Warenverhältnisse darzustellen, tritt er jetzt sozusagen in ein Privatverhältnis zu sich selbst”. (Ebda. 168/169.)
D.h. Wert tritt in ein Verhältnis zum Wert (oder Geld in ein Verhältnis zum Geld), Wert in der einen Form in ein Verhältnis zu einem Wert in der anderen Form. Er hat sich hier gegen seine Voraussetzung, an den dem Wert gegensätzlichen Gebrauchswert gebunden zu sein, sich nur zu produzieren indem dieser produziert werden muß, verselbstständigt, befreit. Er betont das durch seine sich vermehrende Form, worin nie der Gebrauchswert als notwendige, d.h. als an sich festhaltende Form, als ein Endzweck der Zirkulation erscheint. Geld und Ware unterscheiden sich durch ihre besondere Form des Wachstums. Sie gehen aus einer besonderen hervor – Ware, und in eine allgemeine ein – Geld, und umgekehrt: sind eine allgemeine (Geld) und gehen in eine besondere ein (Ware).
20 Gramm Gold (oder Einheiten Geld) sind mehr als 10 Gramm (oder Einheiten Geld), niemand zweifelt daran, dass die unmittelbare Geldvermehrung mehr Geld bedeutet. Und niemand zweifelt auch daran, dass 40 Ellen Leinewand mehr Leinewand als 20 Ellen sind. Aber nun sollen 40 Ellen Leinewand, die nicht mehr Arbeit, sondern gleicher Arbeit, aber von höherer Produktivkraft zu verdanken sind, auch 40 Einheiten Geld bedeuten. Das bezweifeln alle, die die Werttheorie (von Marx) begriffen haben. Aber bei nicht sinkenden Preisen ist es genauso, dass auch 40 Ellen Leinewand die Menge des Geldes verdoppeln können, als läge eine einfache Verdoppelung des Geldes vor. Was man beim Geld/Gold begriffen, muss man nun bei Leinewand (!) begreifen, d. h. bei jedem Gebrauchswert. Eine Bewegung der Ware als Gebrauchswert wandelt bei nichtsinkenden Preisen in eine Bewegung der Ware in Geld um; statt dass 40 Einheiten Ware = weiterhin 20 Einheiten Geld bedeuten – je Einheit Ware einen halben Preis oder halbe Geldmenge -, bedeuten sie = 40 Einheiten Geld, jede Einheit einen gleichen Preis. Die Produktion von Waren (mehr Waren), erscheint direkt als Produktion von Geld (mehr Geld). Das ist die Aufhebung der Wertform in der Wertform, die Identifizierung der Waren- mit der Geldproduktion. Ware und Geld sind nur noch nicht von einer selben Form, sie sind nur von identischer Bewegung ihrer Mengen – auf ihrer globalen Ebene. Als was die Geldmengen einander noch kritisieren können, ist als Menge – auf ihrer individuellen Ebene.
In der kapitalisierten Wertform wird sichtbar, dass die Warenproduktion eigentlich gar nichts mit dem Gebrauchswert und der konkreten Arbeit, sondern nur mit dem Wert und der abstrakten Arbeit zu tun hat. In der Zirkulationsform W-G-W tritt zwar der Wert in seiner gegen den Gebrauchswert ausgedrückten eigenen Gestalt hervor, aber nur, um in einer anderen Ware wieder zu verschwinden. Die Geldform des Wertes tritt zwar schon als selbstständige Ware und den anderen Waren gegenüberstehend auf, Geld als wieder sich auflösende, in Ware übergehende Ware polemisiert noch gegen die Gebrauchswertform. In der Zirkulationsform G-W-G dagegen hält der Wert an sich fest, die Warenformen werden nur Durchlaufformen des Geldes. Die konkrete Arbeit tritt in den Dienst der abstrakten Arbeit, der Wert bekommt zwei Formen, um in sich selbst zu prozessieren: Die abstrakte und die konkrete Form. (Man beachte hier wiederum, dass das alles Geltungsformen der Arbeit sind, unter bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen (des Eigentums) nehmen die Dinge solche Bestimmungen an, von ihrer Natur her haben sie diese nicht.)
Was das für die Wertform bedeutet, wird aller Wahrscheinlichkeit nach erst in der permanenten kapitalistischen Inflation sichtbar. Das Problem der permanenten Inflation ist nicht schlechthin, dass das Geld eben entwertet, sondern dass ihr der andere Prozess der steten Entwertung der Waren nicht mehr gegenüber zu stehen scheint. Es scheint nur noch ein Prozess in der Wertform abzulaufen, nicht deren zwei. Die reale Entwicklung in der Kapitalisierung der Warenproduktion führt auf eine Gesellschaft unmittelbar eines gesellschaftlichen Charakters zu – aber eine Gesellschaft unmittelbar des Geldes.
In der kapitalistischen entwickelten Warenproduktion scheint die Funktion der relativen Ware, ihre Wertwechsel im Verhältnis zu der Ware, die dem Wert als Ausdruck dient, auszudrücken, eingestellt zu sein – oder eben die Entwertung des Geldes absolute Entwertungsform geworden zu sein. Alle Veränderung in der Produktivkraft scheint sich auf die Ware der Äquivalenz zu legen, und die Ware der relativen Werte sich aus der Produktivierung der Arbeit zurückgezogen zu haben (es sinken ja keine Preise mehr, obwohl auch die Werte der Waren sinken, jedenfalls ist dies Nichtsinken der Preise die Richtung in der Ökonomie geworden). Es scheint nur noch der räumliche, aber nicht mehr der substantielle Faktor der Arbeit zu funktionieren. Samuelson über die Zukunft der Preise: “Zweifellos wird es aufwärts, aufwärts und immer weiter aufwärts gehen“. (Samuelson/Nordhaus: „Volkswirtschaftslehre“, Bd. I, Seite 363)
Als flöge ein Weltall auseinander…
Das kann aber in Wahrheit nicht sein, denn dass der räumliche Faktor expandiert, bedeutet ja umgekehrt, dass die Arbeit produktiver wird, also der substantielle Faktor sinkt. Und eine Arbeit von nur konkreter, daher nur räumlicher Bedeutung gibt es nicht. Dass etwas nicht erscheint – wobei Erscheinen an die bekannte Form der Wertform gebunden ist – heißt nicht, dass etwas „nicht da“ ist. Von einem Prozess, von dem man weiß, dass er zwei Seiten hat, deren eine Seite aber nur erscheinen kann, hat man zu sagen, dass diese andere Seite auch ist, auch wenn sie nicht erscheint. In der kapitalistischen permanenten Inflation haben wir es mit nichterscheinendem Sein zu tun – man muß allerdings die Sichtweise der Wertform an die Inflation anlegen -, mit Sein, das man nur erkennt, indem man von der Seite aus, die erscheint, auf die Seite schließt, die nicht erscheint. In die Sprache der Physik übertragen könnte man sagen, dass wir es mit einem Doppelall, einem aufeinander gelagerten zwiefachen Weltall zu tun haben; während wir es zuvor mit einem doppelten Weltall zu tun hatten – einem solchen das substanziell ständig schrumpfte und einem räumlichen, das ständig, aber nicht inflationär, expandierte, die beide ein Verhältnis zueinander eingegangen sind, bei dem auch von dem einen zum anderen hinübergetauscht werden musste, um sich des Doppelten in der Form der Bewegung bewusst zu werden. D.h. beide/Beides konnte man sehen. (Zuvor übertrug man sich – d.h. die Bewegung aus dem einen in das andere All, jetzt befindet man sich in einem All, von dem man nur die räumliche Expansion sehen kann und auf die substantielle Schrumpfung nur schließen kann). Doch genug der Bilder.
Die Wertgrößen sinken also, man darf sich durch die steigenden Preise nicht irre machen lassen. Nur, dieser Faktor der steigenden Produktivität der Arbeit erscheint nicht wie bisher: als Wertwechsel der Ware gegen Geld, sondern …? Als Gebrauchswertwechsel des Geldes gegen die Ware? Also der Produktivkraft nicht aus der Sicht der relativen Arbeit, sondern aus der Sicht der äquivalenten Arbeit. Dann müssten Waren (!) in Geld umsetzbar sein wie Geld in Geld umsetzbar ist, d.h. auf gewisse Weise auch Geld sein. Also wäre jede (konkrete) Arbeit äquivalente (den Wert verwirklichende) Arbeit? Der räumliche Faktor, d.h. die Produktion von mehr und immer mehr Geld, erscheint überdimensioniert. Oder: Der räumliche und der substantielle Faktor der Arbeit haben sich verbunden bzw. laufen parallel.
Die Natur dieses merkwürdigen Verschwindens der relativen Wertform – oder auch der mysteriösen Einheit der beiden Wertformen, ihres unmittelbaren Ineinanderübergehens – verlangt auf jeden Fall nach einer Erklärung. Man bleibt nicht mehr bei Marx, wenn man bei Marx bleibt.
Wertform und Mehrwert
Der Kapitalisierung der Wertform liegt der kapitalistische Charakter der Arbeit zugrunde. Er ist durch einen Gegensatz von Eigentum an Kapital und Arbeit/Arbeiter gekennzeichnet. D.h. im Kapitalverhältnis der Arbeit endet die Einheit von Eigentum und Arbeit. Arbeit/Arbeitender wird ein eigentumsloser Begriff, und Eigentum/Eigentümer ein arbeitsloser. Als solcher Gegensatz sind sie Kapital. Dieser Gegensatz wird über das Verhältnis zum Wert ausgetragen. Er ist von Auswirkung auf die Wertform selbst. In dieser Frage muß über Marx hinausgegangen werden.
Marx’ Analyse des Mehrwertes und seiner Bewegung beruht auf seiner Analyse des Wertes und dessen Bewegung. Die im “Kapital” dargelegte Praxis ist die einer Symbiose (Einheit) von Wert und Mehrwert. Mehr Mehrwert hängt bei Marx direkt von geringeren Preisen (Werten/Wertgrößen) und deren Übertragung in den Lohn der Arbeiter ab, also vom historisch gewohnten Funktionieren der Wertform. Über diese doppelte Funktionsweise des Wertes – als Wert der Waren und Wert der Arbeitskraft – setzt der Kapitalist gesellschaftlich durch, dass das gesellschaftliche Mehrprodukt ausschließlich der Akkumulation der kapitalistischen Klasse (des Kapitals) dient. Indem Reproduktion notwendig bestimmt, ist Akkumulation in einem ökonomischen Höchstmaß frei, offen, expansiv bestimmt. Qua Wertgesetz wird der Arbeiter (sein Lohn) aus der Akkumulation herausgenommen. Dem Arbeiter muss nicht nur ein minimal notwendiger Lohn gezahlt werden, sondern dieser Lohn unter der Bedingung, dass er angesichts ständig verändernder Preise, z.B. sinkender, nicht in den Genuss der Teilhabe an der akkumulativen Kraft der Gesellschaft gelangt, d.h. nicht am gesellschaftlichen Produktionswachstum teilnimmt. Aus dem Produktionswachstum permanent ausgeschlossen zu sein, ist das normale Schicksal einer an sich als Wert bestimmten Ware. Das An-sich-Schicksal der Ware/des Wertes[45] ist hier nur auf den Arbeiter übertragen. Nur so gerät das Produktionswachstum ausschließlich in die Hand des Kapitals.
Wir haben uns bisher vorwiegend – und auch weil historisch bedingt –mit dem originären System der Warenproduktion, den Mehrwert in die kapitalistische Klasse zu übertragen, beschäftigt, dem der Anpassung an die Beweglichkeit der Arbeitswerte. Es gilt aber, historisch inzwischen bestätigt, zwei Wege, zwei Systeme, das Gesetz des Wertes durchzusetzen, zu beachten.
Unter der Bedingung, dass über die Preissenkung eine Aufwertung in der Kaufkraft stattfindet, muss die absolute Form der Lohnsenkung so groß ausfallen, dass sie die Aufwertung der Kaufkraft der Löhne durch Preissenkung kompensiert. D.h. die Lohnsenkung muss größenmäßig der Aufwertung der Kaufkraft entsprechen, damit ist die Teilhabe des Lohnes/Arbeiters an der Akkumulationsfähigkeit des Kapitals ausgeschlossen oder diese ausschließlich auf den Kapitalisten konzentriert, das Kapital akkumuliert/expandiert im ökonomisch möglichen Höchstmaße. Was bei regelmäßiger Wert-Preissenkung ein aufwändiger geschichtlicher Prozess wird – mit vielen Kämpfen verbunden – regelt der moderne kapitalistische Prozess keiner Preissenkung mit den Werten unaufwändig und automatisch. Er verändert ja (zunächst, in einem ersten Akt) nichts an der Relativität. Das Wachstum erscheint außerhalb der gewohnten Geldsphäre, als separate, separierte Menge und kann nur angeeignet werden, wenn Geldeinkommen in Bezug auf diese äußere Sphäre einer Warenproduktion (zum bisherigen Volumen äußeren Sphäre) gebildet werden, das heißt in diesem Falle absolut erhöht werden. Unter der Bedingung eines Mechanismus konstant bleibender Preise und des Produktionswachstums als eines extraökonomischen Fonds kann das Interesse des Kapitals nur sein, keine Lohnerhöhungen zuzulassen. Kapital wird extrem lohnfeindlich.
Die kapitalistische Inflation in Permanenz dürfte ein solcher Hinweis sein, dass sich an der Wertform oder auch Form der Verwirklichung des Gesetzes der Akkumulation gegen den Arbeiter etwas geändert hat.
Was?
Bei sinkenden Warenpreisen wertet Geld in Waren auf, also auch der Lohn der Arbeiter. Soll unter dieser Bedingung ein Wertverhältnis zu Warenmengen befestigt bleiben, muss der Lohn des Arbeiters definitiv um eine solche Größenordnung sinken, als er in Waren aufgewertet ist; sonst steigt der Wert des Arbeiters an und für ihn gilt das Gesetz des Wertes nur graduell. Bei nichtsinkenden Preisen (mit den Werten) dagegen und keiner Beteiligung des Arbeiters am Wachstum der Summe der Preise, entfällt für den Arbeiter jedwede Möglichkeit der Teilhabe am Mehrprodukt der Arbeit. Nichtsinkende Preise, d.h. konstante Preise, sind die absolute Form des Kapitals, den Sinn des Wertgesetzes gegen den Arbeiter durchzusetzen. (Aus dem Verhalten des Kapitals zum Lohn ist zu schließen, dass die Arbeitskraft des Arbeiters eine Ware ist; sie wird als Wert gehandelt.) D.h. entgegen der Annahme, dass das Wertgesetz für Waren die beste Methode sei, den Arbeiter von der Akkumulation fernzuhalten, ist gerade die Aufhebung des Wertgesetzes für Waren diese beste Methode. Konstant bleibende Preise sind Form der Aufhebung der Wertform. Das Problem (nichts ist ohne Problem) für das Kapital ist – neben dem Anstieg der Preis- wie Geldsumme an sich, die auch erst realisiert werden wollen -, dass bei konstant bleibenden Preisen zwar die Rate des Profits oder Mehrwertes so direkt steigt wie die Produktivkraft der Arbeit steigt (hier wirkt also dasselbe Gesetz wie bei sinkenden Preisen (!)), ungleiche Steigerung der Produktivkraft aber zu ungleichen Raten des Profits oder Mehrwertes führt.[46] Während die Übertragung des Wertgesetzes in Bezug auf die Preise in den Preis des Arbeiters zu gleichen Profitraten führt resp. deren vorausgesetzte Gleichheit bewahrt, führt die unmittelbare Beziehung von Produktivität und Profit zu ungleichen Raten des Mehrwertes oder Profits. Denn es sind ja jetzt im Unterschied zu gesellschaftlich durchschnittlichen Bestimmungen des Wertes, die von den individuellen Veränderungen nur leben, diese unmittelbaren, individuellen Veränderungen der Produktivität selbst, die eine Veränderung der Raten bewirken. D.h. der kapitalistische Eingriff in die Wert-Preis-Mechanismen hebt die gesellschaftliche Bestimmung der Wertverhältnisse auf und verwandelt sie in individuelle. Es ist klar, dass es in einer auf Gleichheit des Privateigentums drängenden Produktionsweise nicht bei diesem individuellen Verstoß gegen das Gesetz bleiben kann. Um also die gesellschaftliche Einheit des Kapitals zu wahren/wiederherzustellen, müssen die individuellen Geldmengen relativ ausgeglichen werden zu „gleichen“ Geldmengen, d.h. zu Geldmengen gleicher Verwertung, gleichen Raten des Profits. Dieser Prozess erfolgt über die Preise der Waren, denn in Bezug auf das produzierende Kapital muss der Mehrwert bzw. Profit, d.h. die Akkumulation ausgeglichen sein, gleich sein. Kapitale müssen im Verhältnis zu ihrer Größe gleich akkumulieren können. Für die Gleichheit der Raten des Profits oder der gleichen Verwertung der Kapitale müssen Preise erhöht werden! Es lag ja eine Summensteigerung der Preise an, deren Repräsentanten einzelne Preise, Warenpreise sind. Überdurchschnittlich gestiegene Summen Preise nun, die umgesetzt worden sind in Geldmengen, werden durch die unterdurchschnittlich gestiegenen Summen Preise/Geldes attackiert, d.h. Waren, die Repräsentanten der letzteren sind, werden im Preis erhöht. Nie wird – in der kapitalistischen Inflation, und dies gilt auch nur dem Prinzip, der Richtung der ökonomischen Bewegung nach – an sich ein Preis gesenkt, sondern nur erhöht. Erhöhung der Preise ist die Form der Durchsetzung des Gesetzes des Wertes im Kapitalismus! Einziger Unterschied: Dass, wenn die meisten erhöhen, manche nicht erhöhen – die höchsten erhöhen nicht, alles, was darunter, ja. Aber niemand senkt Preise (wenn es um das Gesetz geht). D.h. die höchstentwickelten Kapitale senken nie ihre Preise. Dagegen die unterdurchschnittlich in der Verwertung zulegenden Waren: sie erhöhen im Preis gegen die überdurchschnittlich in der Verwertung zulegenden Waren. Sie werden – auch dies Prinzip – durch keine Lohnerhöhungen dazu gedrängt – zunächst. Warenpreise mit geringerer Profitrate erhöhen gegen Warenpreise mit höherer Profitrate, und werden deren Kosten. So werden die individuellen Raten des Profits, wie sie durch individuelle Steigerung der Produktivität der Arbeiten entstanden sind, wieder/ständig zu einer gesellschaftlich durchschnittlichen Rate des Profits ausgeglichen, ohne dass dieser Prozess, der in der gesellschaftlich verbindlichen Profitrate ein Ende gefunden zu haben scheint, nicht wieder ständig von neuem aufgegriffen und der Individualisierung des gesellschaftlichen Prinzips ausgesetzt würde.
Wir haben zu unterscheiden zwischen einer Erhöhung der Summe der Preise und einer Summe der Preiserhöhung. Die Summe der Preiserhöhungen entspricht nicht der Erhöhung der Summe der Preise in Folge des Produktivitäts- resp. Produktionswachstums. Sie muss geringer sein, damit das Profitwachstum gleichmäßig auf alle Kapitale verteilt ist. (Sonst setzten sie nur die unterdurchschnittlichen Produzenten an die Stelle der überdurchschnittlichen, also kehrten die Verhältnisse lediglich um, statt sie zu paralysieren.) Über die Preiserhöhung wird das Produktionswachstum umverteilt, so dass es gleichmäßig verteilt ist. Ein Teil des Wachstums bleibt in jedem Kapital, aber erst aufgrund der partiellen Preiserhöhungen. Das Produktionswachstum, in den beiden Formen der Ware und des Geldes, ist maximal verteilt, weil nicht in Lohn umgewandelt, aber nicht monopolistisch maximal, weil es nicht verteilt bleibt wie es produziert worden ist. Dennoch entsteht ein Sonderprofit bei den produktivsten Kapitalen, weil die Summe der umverteilenden Preiserhöhungen geringer ist als der Zuwachs in der Summe der Preise, der ja auf den individuellen Zuwächsen beruht. Die Preiserhöhungen können nicht jeden Zuwachs zu einem gesellschaftlich durchschnittlichen Zuwachs ausgleichen, sondern die individuellen Größen nur bis zu einer durchschnittlichen Größe. So bleibt ein Extraprofit, wie er aber in der Warenökonomie üblich ist und dem Gesetz der gesellschaftlichen Wertbildung/Geldbildung entspricht; nun in der Form der Mehrwertbildung.
Die Summe, um die die gesellschaftliche Preissumme erhöht worden, entspricht der Menge der der Akkumulation mehr zufließenden Waren. Dass sie vom Kapital angeeignet wird und der Arbeiter nicht an dieser Summe – per Lohnerhöhung – teilhat, entspricht dem Gesetz. Es entspricht dem Gesetz genauso wie es ihm entsprochen hatte, als die Löhne um eine Summe der Preissenkungen gesenkt wurden. Nichtteilnahme am Wachstum, also keine Lohnerhöhung in Bezug auf dieses, hat hier dieselbe Bedeutung wie keine Kaufkrafterhöhung der Löhne, daher wie die Lohnsenkung, die diese Kaufkrafterhöhung wieder eliminiert. Beide Systeme entfremden den Arbeiter vom Mehrprodukt (während geringere Lohnsenkung und gewisse Lohnerhöhung ihn nur partiell entfremden würden).
Der Satz von Marx, mit dem er die soziale Aktion der Arbeiter formuliert hat, wonach im kapitalistischen System sinkender Preise „die Löhne langsamer sinken müssen als die Preise“, muss unter Bedingung des kapitalistischen Systems steigender Preise ersetzt werden durch den Satz, dass „die Löhne schneller steigen müssen als die Preise steigen“. Denn nur dann partizipieren sie am Produktionswachstum, d.h. ist die Akkumulation auch eine der Arbeiter (soweit sie schon vom Kapital eingesogen sind).
Zumindest müssen die Löhne steigen wie die Preise steigen. Denn es gibt ein Problem für den Arbeiter: Nicht jede Ware wird gegen Kapitalisten realisiert, ein großer Teil der Realisierung fällt auf den Arbeiter. Und hier erhöhen nun die Preise! Und zwar zuerst Preise der Warenproduzenten, die Preise geringeren als durchschnittlichen Profits erwirtschafteten. Löhne, gegen die Warenpreise erhöht werden, die durch keine Lohnerhöhung kompensiert werden, werten in Waren ab. Ohne formell zu sinken, sinken sie relativ. Egal ob Preiserhöhungen gegen andere Kapitalisten oder gegen die Arbeiter durchgesetzt werden, erhöhende Preise erhöhen in jedem Fall in der Menge ihres Mehrwertes/Profits. Was aber bei Preiserhöhung gegen andere Kapitalisten nur Umverteilung des Mehrwertes oder Profits ist, also das gleiche Recht für Kapitale auf den Profit herstellt, hebt bei Preiserhöhungen gegen Arbeiter das gleiche Recht auf Lohn – Lohn entsprechend dem Wert der Arbeitskraft – auf. Derselbe Prozess, der die Gleichheit vor dem Gesetz – im Wert- und Profit-Verhältnis – für die Kapitalisten wieder herstellt, hebt sie für die Arbeiter auf; d.h. die Preiserhöhungen, die die Gleichheit unter den Kapitalisten wieder herstellen, stoßen die Arbeiter unter die Gleichheit, aus dem Gesetz heraus, weil sie den Lohn der Arbeiter unter den Wert drücken. Derselbe Prozess hat zwei Seiten; eine gerechte für das Kapital ist eine ungerechte gegen den Arbeiter. Der Arbeiter besitzt/verdient keinen Profit, so dass Preiserhöhungen gegen ihn immer nicht den Profit senken/umverteilen, sondern Lohnsenkungen sind.
Was tun?
Die Forderung, dass die Löhne steigen müssen wie die Preise, die der Arbeiter realisiert, kann nur eine Minimalforderung sein. Sie muss ergänzt werden durch die Marxsche Forderung, in moderner, die kapitalistische Inflation berücksichtigenden Form: Sie müssen schneller steigen als die gegen sie gerichteten Preise steigen.
Unterstellt, dass die Preiserhöhungen notwendig, unvermeidlich sind im Sinne der Gleichheit der Kapitale, müssen aber die Löhne um die Summe der Preiserhöhungen gegen den Arbeiter erhöht werden. Erst mit dieser Erhöhung der Löhne, die in alle Kapitale fällt – denn sie müssen allgemeine Lohnerhöhung sein wie die Preiserhöhungen allgemeine waren – wird dem Gesetz entsprochen, dass das Produktionswachstum in den Besitz der Kapitale zu fallen hat, zwecks Erhöhung der Akkumulation durch das Produktionswachstum. Gäbe es keine ausgleichende Lohnerhöhung für die Preiserhöhungen, stiege die Rate der Profite (oder Rate der Akkumulation) über die Rate des Wachstums der Produktion hinaus, d.h. sie wird eine Profitsteigerung auf Kosten oder zu Lasten der Reproduktion des Arbeiters. Preiserhöhungen von Waren, die in die Konsumtion des Arbeiters fallen, sind vollständig durch Lohnerhöhungen der allgemeinen Arbeit zu kompensieren, sonst gerät der Gesellschaft die Ökonomie in ihrem Verhältnis von Reproduktion und Akkumulation aus dem Ruder. Dies ist eine Mindestforderung gegen eine Maximalforderung. Die kapitalistische Preiserhöhung zwecks ausgleichender Aneignung des Produktionswachstums darf nur gegen die einseitige Mehrwerterhöhung gerichtet sein, nicht gegen die Reproduktion des Arbeiters, sie muss daher, ergreift sie auch Preise die der Arbeiter realisieren muss, durch Lohnerhöhung ausgeglichen werden.
Man will keine Inflation? Man will die „alten Zeiten zurück haben“ („Kaiser-Zeiten“)“. So tönt es auch. Aber was will man dann? Konstante Geldmenge im Umlauf? Dann muss Geld direkt und im Höchstmaße umverteilt werden – aus der primären in die sekundäre Hand, von der Realisation des Wertes (= Eigentums!) in die Hand des Gebrauchswertes (= Konsumenten, der a priori der Nichteigentümer ist …, da kündigt sich die Möglichkeit des Übergangs zum Kommunismus an!). Zwar ist es einfach zu sagen, dass der Prozesscharakter der kapitalistischen Verwertung der äquivalenten Ware (Geld) kein Auseinanderfallen des Austausches in seine beiden Extreme erlaubt, also dass, wer mehr Waren produziert, damit noch lange nicht mehr Geld produziert. Und, unzufrieden mit diesem Umstand, die Forderung aufstellt, die Mauer, die zwischen der Ware in der relativen Wertstellung und der Ware in der äquivalenten Wertstellung errichtet ist, aufzubrechen. Aber wie geschieht das? In der Tat dadurch, dass, wie schon das bisherige gesellschaftliche Produkt, auch das Mehrprodukt über die Geldform realisiert werden muss. Wo kommt das Geld für das Mehrprodukt her? Entweder aus dem geltenden Umlauf, oder – aus einem zusätzlichen. Soll es aus einem geltenden Geldumlauf kommen, müssen Preise ständig sinken und wird freies Geld im Maße der Preissenkung “gebildet”, d.h. der Geldumlauf erhöht nicht absolut, sondern nur relativ. Bewegliches Geld wächst relativ gegen gebundenes Geld, also indem dieses kleiner, geringer der Menge nach, wird jenes eine Menge. Durch Kontraktion der Preise freigesetztes Geld, relativer Geld“überschuß“, ist eine ständige Bedingung der Zirkulation des gesellschaftlichen Mehrprodukts bei steigender Produktivkraft der Arbeit.
So kann man arbeiten. Muss man aber so arbeiten?
Warum senken die Produzenten die Preise? Der Zwang besteht nur darin, dass sie, “um größeren Marktraum zu erobern” (Marx), die Preise senken müssen. D.h. der Grund ist nicht ein abstraktes Interesse am Wert, sondern ein handfester Zwang der Kapitale, die mehr produzierten Waren ebenso verkaufen zu müssen wie die bisher produzierten Mengen. Nur durch Verkauf der Waren gegen weniger Geld kann dem Kapital der Bedarf an Geld für das Mehrprodukt wie selbstverständlich zufließen. Um auch die Mehrproduktion – aus produktiverer Arbeit – gesellschaftlich zu realisieren, ist Verzicht an Geld jedem Besitz an Geld immanent. Aber die Freisetzung von kaufbereitem Geld ist abstrakt/spontan gegen das Interesse auf das Mehrprodukt; in den Genuss des freien Geldes kommen – entsprechend dem Gesetz – zunächst die potentiellen Käufer dieser Waren, deren Bedarf an dem Produkt aber (in der Regel, bei vorausgesetzt gleichgewichtiger Produktion) gedeckt ist; sie sind Gewinner in Geld, aber – unter Umständen, in der großen Regel – ohne Interesse am Mehrprodukt. So sind sie Besitzer von freiem Geld (Mehrgeld)[47], aber ohne Interesse am überschießenden Produkt (Mehrprodukt). Wie finden freies Geld und Mehrprodukt zueinander? Das ist doch die Frage.
Hier geht es um das Problem der partiellen Äquivalenz in der Warenökonomie. Äquivalenz ist nicht nur ein Problem der Deckungsgleichheit im Allgemeinen, der absoluten Volumen an Summe der Preise und Summe des Geldes, sondern muß (!) für den einzelnen Fall, d.h. in diesem Fall stimmen für die anteiligen Räume, die die besonderen Waren im Rahmen einer gesellschaftlichen Gesamtproduktion einnehmen. Sie nehmen diese Anteile aber als Gebrauchswerte ein, nicht als Werte, oder nur als Werte weil als Gebrauchswerte. Bei ausgeglichenem Markt, d.h. Realisierung aller Waren durch alles Geld, muß sich in der Regel ein produziertes Mehrprodukt einen neuen Käufer, einen anderen, statt inneren auswärtigen Markt suchen, die Expansion ist nach außen gerichtet, ohne schon, und das ist das Entscheidende, sicher zu sein, auf dem neuen Markt das kaufbereite Geld vorzufinden.
Es versteht sich von selbst, dass der Übergang von der Wertbeständigkeit des Geldes zu einem wertunbeständigen Geld, also zur permanenten Inflation, verbunden ist mit dem Übergang des Kapitalismus von einer Expansion auf innere Märkte in eine Expansion auf äußere Märkte. Kaufendes Geld war hier a priori nicht vorauszusetzen. Die Neuschöpfung des Geldes lag auf der Hand und war zwingend. Der Übergang des Kapitalismus in eine permanent inflationäre Form ist gleichbedeutend mit einer gesellschaftlichen Wende des Kapitalismus, die einen Übergang zu einer kommenden, anderen Gesellschaft andeutet; entweder inneren kapitalistischen selbst, oder eben zum Kapitalismus äußeren Welt, kommunistischen. Es ist nicht Zufall, dass mit dem neuen ökonomischen Mechanismus das imperialistische Stadium des Kapitalismus einsetzt, die Expansion des Kapitals hat eine ökonomische Untermauerung: sein expansives, nach Außen treibendes Ware-Geld-System.
Wachstum ist ein Zirkulations-, ist ein Geldproblem, oder: ist ein Äquivalenzproblem. Äquivalenz muß auch partiell, in der Realisierung der Waren im Einzelnen gesichert sein. Theoretisch gibt es keinen allgemeinen Verkauf gegen einen allgemeinen Kauf, aller Waren gegen alles Geld. Die Identität des Allgemeinen mit dem Allgemeinen beruht auf der Identität des Besonderen mit dem Besonderen (oder der Teile mit den Teilen). Das Freigeld muß die Räume, denen es entspringt, in der Regel verlassen und in die Räume, in dem es gebraucht wird (die äquivalente Masse bildet), einströmen. In jeder Warenökonomie, wenn sie gesellschaftlicher Natur, folgt auf eine primäre Distribution eine sekundäre. Die primäre Verteilung allein gewährleistet nicht den Fluß der Produkte als Gebrauchswerte, sie muß durch die sekundäre Distribution – der ständigen Umverteilung der freien Geldmengen, die eine Kritik der Produktionsweise ist (!) – ergänzt werden. (Hier zeigt sich der Sinn einer von vornherein richtig verteilenden Produktionsweise, die a priori vom zu realisierenden Gebrauchswert ausgeht.)
Die partielle Äquivalenz unterstellt die ständige Wanderung des durch Preissenkung freien/freigesetzten Geldes. Freigeld ist eine Bedingung der Warenzirkulation im allgemeinen, gesamten. Freigeld (fließendes, wanderndes Geld) ist mitnichten Geldüberschuß. Leihgeld, Leihkapital ist in Bezug auf Waren gedeckt, nur nicht in Bezug auf das Interesse an der Ware/am Käufer gedeckt.
Der Verkauf des Mehrprodukts wird in der Regel über den Kredit realisiert. Der Kredit kann auf dem Freigeld (ausleihbaren Kapitals) beruhen, wie es durch die Preissenkung bei den bisherigen Käufern/Markt “geschöpft” worden ist[48], oder … es muß neu geschöpft werden. Dann dürfen (!) die Preise allerdings nicht gesenkt werden, obwohl die Wertgrößen gesunken, dann ist Freigeld/Leihkapital allerdings absolute Neuschöpfung von Geld, nicht nur relative, und statt auf dem bisherigen Geldumlauf zu beruhen, führt dieser Kredit oder diese Kreditgeldschöpfung zu vermehrtem Geldumlauf. Das Mehrprodukt (!) durchbricht die Schranke des Geldumlaufs, ist geldschöpfend und damit der Auslöser einer permanenten Geldentwertung; denn dieses Geld zirkuliert. Zunächst ist es nur bezogen auf Waren/Mehrwaren geschöpft. Aber es wandert zu allen Waren. Alles Geld wandert – bei gesellschaftlicher Zirkulation des Geldes – immer zu allen Waren. Es wird automatisch auf Waren treffen, denen es nicht entsprungen ist, und denen es als überhöhte kaufende Geldmenge entgegentritt, woraufhin es Preiserhöhungen auslöst, d.h. das Ungleichgewicht im Geld, das durch Geld entwerteten Charakters ausgelöst worden, verallgemeinert sich nur, und wird damit wieder gleichgewichtig. Der Prozess wird allerdings ständig wiederholt; Kapital ist ständig gleich gesetztes und ständig ungleich gesetztes Geld. Es ist den Waren gegenüber, denen es entsprungen ist, gedecktes Geld, und den Waren gegenüber, dem es nicht entsprungen ist – denen es als kaufendes Geld gegenüber tritt -, ungedecktes Geld.
Dass Geldbesitz ständig entwertet wird, heißt – bezogen auf den Kapitalgegensatz -, dass Einkommen ständig in ihrer Kaufkraft sinken und nur über die permanente Einkommenserhöhung (also Preiserhöhung)[49] gewohnte Kaufstandards gehalten werden können.
Das Gesetz des steigenden Mehrwertes wird heute über die permanente kapitalistische Form der Inflation, die Form der permanenten nominellen Preiserhöhung durchgesetzt, nicht mehr über die ständige Senkung der Preise mit den sinkenden Werten; genau genommen nicht mehr über die Bewegung der abstrakten, sondern über die Bewegung der konkreten Seite der Arbeit durchgesetzt. Das ist aber die Form, über die der Wert- oder Mehrwertprozess für das Geld durchgesetzt wird. Statt dass Kapitale ständig Löhne senken müssen, um das Gesetz des Mehrwertes gesellschaftlich durchzusetzen, brauchen jetzt Kapitalisten nur ständig die Produktion zu erhöhen, und mit dieser die zu deren Realisierung erheischten Geldmengen erhöhen – woran die Arbeiter a priori nicht beteiligt werden -, und müssen jetzt Arbeiter ständig um höhere Löhne kämpfen, um überhaupt ihren Wert garantieren bzw. Märkte in bisherigem Umfang frequentieren zu können. Theoretisch schneidet sich das Kapital, das ständig die Preise erhöht, ins eigene Fleisch, wenn es nicht ebenso ständig die Löhne mit erhöht. Da Kapital zwar der allgemeine Verkäufer der produzierten Waren ist, aber nicht mehr der allgemeine Käufer, ist es nicht mehr der Kapitalist allein, der die Gleichgewichtigkeit von Waren und Geld garantiert, sondern muß der Arbeiter, muß der Lohn mit in den Prozess des mehr geschöpften Geldes einbezogen werden; d.h. nur dadurch, dass die Arbeiter/Löhne in die gesellschaftliche Preiserhöhung – als einem Teil dieses Prozesses – einbezogen werden, können sich allgemeine und partielle, bis auf die Ware und ihren wirklichen Käufer bezogene Äquivalenz ergänzen und damit sichern. Die Kapitalisten müssen begreifen, dass der Lohn zu ihrem System gehört, auch wenn sie den Arbeiter – und damit Lohn – als Gegensatz behandeln. Die Arbeiter werden durch diese lediglich Preissteigerungen ausgleichende Lohnerhöhungen nicht an der substanziellen Erhöhung der Geldmenge beteiligt, sie erhalten durch diese die Preiserhöhungen ausgleichenden Lohnerhöhungen nicht absolut mehr Lohn, sondern nur relativ mehr Lohn, d.h. nur soviel Lohn mehr, als Preise von Waren erhöht worden sind, die gewohnheitsmäßig in die Reproduktion der Arbeitskraft fallen. Sie fallen also nur in den Prozess der kapitalistischen Inflation ein, als diese Inflation an den Punkt ihrer inneren, die kapitalistische Klasse betreffenden Ausgleich gerät.
Die ständige nominelle Preiserhöhung aufgrund absolut steigender Geldemission ist die Ursache dafür, dass zusätzlich zur rein ökonomischen Form der Ausbeutung (oder sagen wir des Wachstums der Mehrwertteile resp. Profitteile am Preis) eine politische Form tritt, die dazu führt, dass Löhne voranlaufend vor der ökonomischen Möglichkeit unter ihren Wert fallen. Ohne direkt gesenkt zu werden, sinken Löhne, indem Preise nominell (!) steigen. Es wird künstlich, per Geldpolitik, Mehrwert erzielt: Maximalprofit durch Sinken der Kaufkraft der Löhne, die aufgrund der nominellen Preiserhöhung unter ihren Wert fallen. Die Methode der ständigen nominellen Preiserhöhung (die auf der Methode der ständigen Vermehrung der in der Zirkulation befindlichen Geldmenge beruht) ist einfach der leichtere/schnellere Mechanismus des Kapitals, den Mehrwert zu erhöhen und anzueignen. Nicht mehr über die Preissenkung setzt das Kapital das Mehrwertgesetz durch, sondern über die Geldentwertung, nicht mehr über wachsende Kaufkraft des Geldes, sondern über sinkende. (Dabei würden die Mehrwerte auch erhöhen bei Übertragung der Preissteigerung in die Löhne, weil nur solche Preissteigerungen für eine Erhöhung der Löhne in Frage kommen, die Waren betreffen, die in die Reproduktion des Arbeiters fallen, die anderen bleiben ja draußen, d.h. die gesellschaftliche Summe der Preiserhöhungen ist größer als die Summe, über die Löhne erhöhen müssen, um die Preissteigerungen ausgleichen zu müssen.[50])
Die alte Methodik: Ständige Preissenkung mit nachfolgender Lohnsenkung – wie bisher üblich – setzt den Kapitalisten in Gegensatz zur Gesellschaft/zum Arbeiter – er ist der Störenfried, der alles durcheinander bringt, d.h. er, der Kapitalist als der Gewinner, tritt als das negative ((Einkommen senkende) ökonomische Subjekt hervor.
Die neue Methodik: Ständige Preiserhöhung, die er mit ständiger Lohnerhöhung beantwortet, setzt den Arbeiter in Gegensatz (scheint ihn in Gegensatz zu setzen) zur Gesellschaft, er scheint ständig mehr von ihr zu wollen, als er verlangen darf, Störenfried ist der Arbeiter. Die Inflation, die den Arbeiter so sehr beutelt, sorgt dafür, dass er wegen seiner ewigen Kämpfe um den Erhalt der Löhne (beileibe nicht deren Steigerung) mit einer negativen (ökonomisch verlangenden) Rolle in die Geschichte der kapitalistischen Gesellschaft eingegangen ist. Nicht der Kapitalist beraubt den Arbeiter, sondern der Arbeiter scheint den Kapitalisten zu berauben.
Die Kapitalisten pfeifen auf die Wertform; sie sind Beides: Ware und Geld. Was nicht in der einen Form, besitzen sie in der anderen. Die Wertform ist heutzutage ebenso ein politisches wie ein ökonomisches Instrument. Der Nichtausgleich der Löhne bei Preissteigerung führt den Kapitalisten zum Maximalprofit, d.h. zu einem höheren/schnelleren Profit als er ihn rein ökonomisch erwirtschaftet hat. Um diesen den Kapitalisten zu bringen, hat der Arbeiter ein Recht – ein noch in den Kapitalismus fallendes Recht.
Wertform und Transformation
Wir kommen damit noch einmal zu unserer ausgänglichen Frage der Erosion der Wertform selbst in der Geschichte. Wir legen hier Wert auf die qualitative Seite der Erosion der Wertform; und die besteht darin, dass der Wertmechanismus (wonach Preise mit Werten sinken und Wertbewegungen auch im Verhältnis zum Geld ausgedrückt werden) ausfällt. Der Wert der Waren erscheint nicht mehr im Geld, sondern die Ware erscheint als Geld – das ist Verdoppelung der Ware (besser: des Geldes), nicht doppelte Ware, nicht Austausch der einen zur anderen Ware. Es gibt auch andere Seiten, die den Kapitalismus kennzeichnen; z.B. die “höhere Wertbildung” durch Arbeit komplizierteren Charakters, und 2. die Gleichsetzung der unterschiedlich organisch zusammengesetzten Arbeit bezogen auf den Mehrwert (Produktionspreis). Sie machen die quantitative Seite der Wertform ungenau bezogen eben auf den Wert, und zwar in dessen gesellschaftlicher Bestimmung. (Individuelle Werte werden von all diesen Pressionen und Blessuren nicht berührt; sie sind natürliche abstrakte Arbeit.)
Der Wert erodiert also, die Wertform des Produkts gibt Seiten ihres Verständnisses ab, oder auch auf, oder … verschmilzt in ihren Seiten! D.h. die Geldseite in der Wertform nimmt überhand, und Überhandnehmen heißt a), dass sie einerseits der Form nach nicht aufhört Geld zu sein, b), dass die Ware in der relativen Wertstellung, deren Funktion in der Wertform die ist, ihren Wert auszudrücken, die Wertwechsel nicht mehr als Sinken oder Steigen der Preise, also substantiell in der Geldform anzeigt, sondern nominell in der Form der Preise anzeigt. Die Preise verharren regungslos, als blieben es immer dieselben Wertgrößen.
Das scheint im Widerspruch zu unserer Aussage zu stehen, dass der Kapitalismus (oder die erste Form der Erosion der Wertform) zur Form der permanenten Inflation/Geldentwertung übergeht; und hier sprechen wir von konstanten, unbewegt verharrenden Preisen. Aber konstant bleibende Preise sind nur die erste Reaktion, die zweite folgt und die ist die der Inflationierung im Wertausdruck. Was immanent gegeben, findet nur zu einer Form der Erscheinung![51]
In der Tat reagieren zuerst nicht die Preise auf das Geld, sondern das Geld … auch nicht auf die Preise, aber es reagiert die Summe der Preise (oder diese auf die Menge der Waren). Diese wächst überschnell, wenn Preise im Einzelnen nicht sinken, wenn die Wertgrößen der Waren sinken. Und das Geld in seiner Menge reagiert auf die Summe der Preise. Wächst diese (und sie muß automatisch wachsen wenn ein Mehrprodukt produziert wird und keine Senkung der Preise einsetzt), dann muß das Geld reagieren, d.h. wachsen wie die Summe der Preise gewachsen, sonst ginge das gesellschaftliche Gleichgewicht zwischen den Waren und dem Geld – das aber kein gegebenes, sondern ein nur stetig werdendes ist – verloren. Das Geld ist der Markt für die Waren. Waren würden überschüssig produziert werden, würden Waren mehr als Geld produziert werden, oder Geld würde in einem zu geringen Maß produziert werden, als Summen Preise produziert worden sind.
Ohne die Zirkulation bei Produktionswachstum ständig mit mehr Geld zu schmieren, also auch bewußt eine permanente Inflation in Kauf zu nehmen, dagegen zur alten Methode sinkender Preise und konstanter Geldmenge zurückzukehren, würden sofort die alten Zirkulationshemmungen der bürgerlichen Produktionsweise wieder zu Tage treten, d.h. der Kapitalismus erschiene permanent krisengeschüttelt oder allgemein krisenhaft. Er beherrschte seine Produktionsweise nicht mehr, weil seine Geldverhältnisse nicht mehr. Kapitalismus ist in die Phase seiner allgemeinen Krise des Geldes geraten, oder die allgemeine Krise des Kapitals ist eine des Geldes, tritt als eine des Geldes zu Tage. Die kapitalistische Produktionsweise krankt an dem Widerspruch, dass die zur Zirkulation des Mehrprodukts notwendige Geldmenge an anderen Stellen aus dem gebundenen Geldumlauf freigesetzt wird als das produzierte/“freigesetzte“ Mehrprodukt realisiert werden kann. Dass Krise heißt, dass Geld nicht an den Stellen freigesetzt wird, an denen Ware eingesetzt werden muß, dass keine Krise, heißt, es an den Stellen einzusetzen, wo Waren einsetzen. Das geht am besten bei einem a priori freien, d.h. mehr geschöpften Geld. Man kann über die Krise der Wertform noch so viel reden, aber das ist das Problem und in diesem Verhältnis muss sie evolutionieren, d.h. korrigiert werden – noch im Kapitalismus, noch in einer Warenproduktion („Da beißt die Maus keinen Faden ab“). Das Problem ist hierbei nicht die Realisierung des Gebrauchswertes an sich, sondern seine Realisierung in Geld. Der potentielle Käufer des Mehrprodukts muß als potentieller Nichtbesitzer des zur Realisation des Gebrauchswertes nötigen Geldes eingeschätzt werden, Zwecks Lösung des Widerspruchs zwischen Ware und Geld muss Besitz an Nichtbesitz abgegeben werden, Verkaufen-Können an Nicht-kaufen-Können, um so ständig aufs Neue potentielle Käufer zu produzieren.
So weit so gut. Aber wo bleibt die Preissteigerung, die im Allgemeinen erst als Inflation empfunden wird? Sie muß logischerweise eintreten, nicht, wenn die Waren Geld emittieren, sondern wenn das emittierte Geld an Waren gerät. Es ist ja allgemeine Äquivalenz im Verhältnis der Waren und des Geldes vorausgesetzt, denen eine Äquivalenz im Einzelnen zu entsprechen hat. Das Mehrgeld, erregt durch bestimmtes Mengenwachstum, muß sich ins Verhältnis setzen zu jedem Gewachsenem, d.h. zu jedem Preis/Geld jeder Ware. Es ist hier wie beim überschüssig produzierten entwerteten Gold. “Ausgehend von seinen (produktivierten) Fundstätten” (Marx) streift seine gewachsene Menge durch die ganze Warenökonomie und steckt jede Ware/jeden Preis mit seiner größeren Menge an. Es gibt kein separiertes Geld – außer, man separiert es; Geld, gilt es als Wert, gilt als allgemeiner Wert, es zirkuliert durch die ganze Gesellschaft der Waren und erst ein allgemeines Gleichgewicht setzt Warenpreise mit der Geldmenge allgemein gleichgewichtig, auch in der einzelnen Form (im einzelnen Preis) gleichgewichtig.[52] D.h. nimmt Sog und Druck vom Geld. Die Aufhebung der Wertform in der Kapitalform der Aufhebung besteht hier in der Konzentration auf eine Seite der Wertform. Waren und Geld hören auf, polemisch einander gegenüberzustehen, sie werden zwei Formen eines gemeinsamen Wesens. Die Ware ist also gar nicht mehr Ware, sondern Waren sind besondere Form des Geldes, und das Geld – in der Form, das den Waren nur allgemein gegenübertritt (!) – nur seine allgemeine Ware, aber beide zusammen sind nur Formen eines Dritten, des Wertes.
Wir können getrost von zwei Formen des Geldes sprechen: Der Form, in der es aus Waren heraustritt – dies die besondere Geldform (oder besonderen Formen), und der Form, in der es den Waren gegenübertritt (wieder in sie eintritt) – dies die allgemeine Form. In beiden Formen dient Geld der Wertverwirklichung.
Wir bemerken den Wandel des Geldes von der externen zur internen Form – in wieder zwei Bewegungen – daran, dass Preise auf die Geldmenge reagieren, aber nicht mehr auf ihre immanenten Werte.
Sprechen wir allerdings von der eigentlichen Aufhebung der Wertform, so ist sie eine der zu Grunde liegenden Arbeit; die Arbeit wandelt, sie hört damit auf, jener Arbeit noch zu entsprechen, die sie geschichtlich begründet hat. Der eigentliche Wandel tritt zunächst in der Arbeit ein. Die Arbeit hört real auf, private Arbeit zu sein. Nehmen wir die konkrete Arbeit als solche, unter der wir die qualitativ entwickelte Seite der Arbeit verstehen, so hat sie zu Beginn der menschlichen gesellschaftlichen Expansion in der Tat “privaten” Charakter; sie ist Arbeit “Einzelner”, d.h. Arbeit isolierter menschlicher Gemeinschaften. Ihnen fällt nichts Besseres ein, als die innerhalb ihres Gemeinschaftslebens vorkommenden Naturprodukte, an denen sie Sicherheit, Überfluß haben, auszutauschen. Es ist normal, dass sie sich auf ihre konkrete Arbeit als ihnen eigene beziehen. Das Konkrete ist das Eigene, Private. Der Wandel zur Arbeit als ein Gesellschaftsprodukt vollzieht sich über einen langen geschichtlichen Zeitraum. Aber dann ist auch in der Grundlage die Arbeit eine andere geworden, d.h. der private Bezug wird fragwürdig. Die Wertform wird fragwürdig, wenn sie in einen Besitztitel an der Arbeit Aller ausartet, wenn sie nicht mehr Besitztitel an eigener, sondern jeder Arbeit ist. Der Wert wird fragwürdig, wenn er überhaupt keinem anderen Aneignungsprinzip mehr entspricht als einem bloßen Eigentumsverlangen.[53] Der Besitztitel, der in der Wertform ausgesprochen, verselbstständigt sich – wogegen? Gegen die Arbeit. D.h. wenn er an sich keinen unmittelbar ökonomischen Zweck mehr verwirklicht, wenn ökonomische Bewegung sich anders begründet als als reines Arbeitszeitquantum an abstrakter Arbeit. Genauer: Wenn die konkrete Arbeit an sich von einem anderen Aneignungsprinzip geleitet wird als dem abstrakten der abstrakten Seite der Arbeit und dem ökonomisch ungenauen der Arbeitszeit, die man geleistet. Wenn es also eine Begründung der Aneignung gibt, die von der konkreten Seite der Arbeit ausgeht und sie über ein variables Zeitpolster verfügen muß, um sich zu regenerieren und zu beleben.
Der Wert hört nie auf, er wird nie abgeschafft, er wird ersetzt. Das Ende der Wertform bedeutet keinen Sturz in ein ökonomisches Nichts, sondern ist/wird eine Anpassung an ein neues ökonomisches Prinzip. Soweit dieses andere ökonomische Prinzip hervortritt, haben wir es mit einer Negation der Wertform der Arbeitsaneignung zu tun.
Noch im Rahmen der Wertform – was erste Weise ihrer Problematisierung ist – kommen alle Schwierigkeiten, die Wertform der Arbeitsprodukte geschichtlich zu erhalten und unter Bedingung der Wertform den Fortschritt der Menschheit zu garantieren, daher, dass die Arbeit unmittelbar gesehen eine private ist und deren Gleichheit nur realisiert werden kann, indem die Privaten eine Form der allgemeinen Privatheit annehmen; diese müssen sie also entwickeln, um sie zu sein. Und das geschieht nicht über die Arbeit, sondern über den Austausch. Austausch heißt, beim Wechsel (über die Geldware als dem primären Wechsel) in die Form jeder anderen Ware/Arbeit die Bedingungen zur Arbeit vorzufinden (quantitativ gesehen), die man in der eigenen Arbeit – in der verallgemeinerten privaten Form – vorfindet. Alle Warenproduzenten sind auf das Selbe reduziert: gleichgesetzte, gleiche Arbeit. Letztlich eignet jeder private Produzent nur sich an, aber sich nur in einer allgemein verbindlichen Form des Sich an – Geld. So wahrt man Eigentum. So bleibt man privat, aber als Privater dennoch allgemein-privat. Also austauschbar – oder auch aufhebbar, wie man will, weil man ja nur besteht und expandiert, wenn man in die gesellschaftliche Geldform wechseln kann. D.h. Waren überhaupt verkauft. Im Geld, heißt es bei Marx, ist die unmittelbar gesellschaftliche Form der Arbeit der Warenproduzenten(!)[54] gesetzt. Die Geldform ist die vollkommenste Form für die Wertform, eine Entwicklung über sie hinaus gibt es nicht. Alles, was danach mit dem Geld geschieht, welche Verhältnisse es wahrnehmen muß, in die Hände welcher Klassen es gerät, bedeutet bereits seine sachliche Kritik, d.h. Kritik seiner Voraussetzung.
IV. Die Sozialisierung der Wertform |
Ein Kommunismus, der mit dem Geld weitermacht, muß wenigstens die Funktionen der Wertform stilllegen, um mit dem Geld weitermachen zu können. D.h. ohne Bedingung des Kommunismus an das Geld geht es nicht! Während das Kapital die Wertform – in deren unmittelbarer Seite – verallgemeinert (mehr Waren = mehr Geld), und damit die Wertform als ein Verhältnis zweier Waren in Frage stellt, muß der Kommunismus das Verhältnis der relativen Ware stilllegen, um deren Inhalt aufzuheben. Die Form ist also die Selbe, aber der Inhalt ein anderer. Kapital übertreibt (wo nicht?), Kommunismus verlässt (wo zuerst?).
Aber erst zur Ursache, warum die Wertform überhaupt aufgehoben werden muß. Kommunismus bedeutet die Aufhebung der Wertform. Sie muß fallen und fällt in den Kommunismus von Anfang an. Da der Kommunismus an den Kapitalismus anschließt, heißt Aufhebung der Wertform in einem unmittelbaren Sinn Aufhebung der Kapitalform oder Kapitalisierung der Wertform.[55] Dabei knüpft der Kommunismus an die Vorleistung, die der Kapitalismus liefert, an. D.h. die Zirkulationsform gibt den Kapitalcharakter auf, was man daran erkennt, dass der Lohn (Faktor v) steigt, oder sagen wir so: Dass Gewinn und Lohn (!) steigen. Sie steigen absolut, also nicht nur relativ – indem der eine Faktor auf Ko0sten des anderen Faktors steigt (oder sinkt), sondern indem beide steigen. G wird nicht mehr verwertet (G-W-G’ entfällt, d.h. es entfällt der steigende Gewinn als nur umgewandelter Lohn), das Geld, sofern erhalten, dient ausschließlich zum Kauf von Waren (die jetzt Gebrauchswerte sind).[56]
Sozialisierung der Wertform heißt nichts, als dass Gewinn und Lohn in der Wertform steigen – die durch dieses gleichzeitige Steigen ihre inhaltliche Strenge aufgibt. Es ist im Sozialismus (= Kommunismus „mit Geld“) im Grunde wie schon im vorigen Kapitel – angesichts der neuen kapitalistischen Praxis – angeführt: Sinken die Preise nicht bei steigender Produktion – auf der Basis gleicher Arbeitszeit -, so steigen die Summen der Preise (wie des Geldes). Es findet absolutes Summenwachstum statt, relativ, im Verhältnis der Preise zueinander, ändert sich nichts – zunächst.
Hierbei ist Folgendes zu beachten: Die Steigerung der Produktion bedeutet, dass die bisher gezahlten Löhne sich auf mehr Produkte verteilen, was als Sinken der Lohn-Kosten des Produkts erscheint. Dadurch, dass der Preis unverändert bleibt (dies unterstellt), steigt der Mehrwertteil des Preises im direkten Verhältnis wie die Lohnkosten der geringeren Arbeitszeit im Preis erscheinen, also „sinken“. Sie sinken aber nicht an sich, als Wertgröße, sondern sind die Kosten der geringeren Arbeitszeit. Das heißt: alle Veränderungen im Verhältnis von Arbeit und Produkt haben unabhängig davon, ob diese Veränderungen auch im äußeren Preis, im Verhältnis zu anderen Produzenten ausgedrückt werden, eine Erscheinung innerhalb des Preises. Dies führt in einer echten Warenökonomie (kapitalistischen) dazu, dass ein materielles Interesse des Kapitals an der Nichtsenkung der Preise bei steigender Arbeitsproduktivität entsteht. Die Realisierung des Mehrwertes nimmt einen anderen Weg als den über sinkende Löhne. Sie geht den Weg über steigende Einkommen. Sie beruht – auf Basis des Produktionswachstums – auf der Mehrproduktion von Geld. Ohne dass nunmehr Löhne daran beteiligt, also erhöht werden, fällt das Mehreinkommen ausschließlich in die Hand des Kapitals. (Wenn auch ungleich, und dies der innerkapitalistische, in die Klasse der kapitalistischen Warenproduzenten fallende Widerspruch, und der nun zur Lösung drängt.)
Umgekehrt in der sozialisierten „Wertform“. Im Sozialismus akkumulieren die Löhne, also die Arbeiter, die das Produktionswachstum erzeugt haben. Die Löhne im Sozialismus, in diesem Fall aufgrund des Produktionswachstums in II, müssen steigen – das ist das Gesetz. Die Akkumulation ist damit eine innere, keine äußere. Die Löhne also steigen – aufgrund des Wachstum der Summe Preise der Abteilung II der Produktion, das an alle Löhne im Einzelnen verteilt/aufgeteilt wird (ich gehe mal von der gesellschaftlichen Gleichheit der Aneignung aus) und da die Preise doch konstant bleiben, sinken (!) die Gewinnteile im Preis. Oder steigen sie doch? Wie geht das, Steigen und Sinken zugleich, und noch beidseitig? Tatsächlich sinken die Lohnkosten, gerechnet auf den Preis, wenn die Arbeitsproduktivität steigt. Es sind die Löhne der geringeren Arbeitszeit. Insofern „sinken“ die Lohnkosten und steigen im selben Verhältnis die Gewinne. Aber das Kosten-Preis-Verhältnis ist ja nur die eine Seite der Medaille. Der Prozess der steigenden Produktivität führt ja auch zum Wachstum der Summen der Preise, und insofern dieses Wachstum innerlich (!) zur Verteilung kommt, steigen die Löhne und sinken im selben Verhältnis wie diese steigen die Gewinne. In der ersten Phase „sinken“ die Löhne und steigen die Gewinne, der Preis selbst bleibt konstant. In der zweiten Phase dreht sich das Bild um: es steigen die Löhne und sinken die Gewinne, die Preise bleiben immer noch konstant. Das beständige Konstantbleiben der Preise – auch unter dieser Bedingung „sinkender“ Gewinne – ist das Markenzeichen des Sozialismus/Kommunismus „mit Geld“, dadurch unterscheidet er sich grundsätzlich vom Kapitalismus – obwohl zunächst derselbe Prozess oder Ausgangspunkt anliegt: konstante Preise.
Der Prozess/die beiden Phasen als gleichzeitige hätte die Erscheinung, dass die Löhne langsamer steigen als die Gewinne sinken, so dass eine Differenz herauskommt, und um diese steigen die Gewinne. Sie steigen jetzt aber langsamer als sie steigen könnten. Sie sind zuvor um die Größenordnung der Steigerung der Produktivität gestiegen, so dass bei Lohnsteigerung der Grad der Steigerung der Gewinne nur seine maximale Größe verliert, d.h. langsamer steigt als die (individuelle) Produktivkraft gestiegen, weil ein Teil der gestiegenen (gesellschaftlichen) Produktivkraft auch auf die Löhne fällt. Die Forderung in der sozialistischen Planwirtschaft war immer, dass die Löhne nicht schneller steigen dürfen als die Produktivität gestiegen; wie man hier sieht, ist erwartet worden, dass der individuelle, „innere“ Prozess der Gewinnsteigerung nicht vollständig eliminiert werden soll durch den gesellschaftlichen (äußeren) Prozess der Lohnsteigerung. D.h. individuelle Produktivitätssteigerungen sollten mindestens genauso hoch ausfallen wie die gesamtgesellschaftliche Produktivitätssteigerung, wenn nicht höher. Das konnte nicht überall der Fall sein, und so entstand das zum Gesamtprozess widersinnige Bild sinkender betrieblicher Rentabilität in Folge steigender Löhne. Der Sozialismus entbehrte des Korrektivs steigender Preise. Es hat, wie man an diesem „Gegensatz“ ersieht, real keinen Sinn mehr, im Sozialismus oder Kommunismus „mit Geld“ die Wertform auch der Form nach aufrechtzuerhalten. Aber an diesem kommunistischen Mut mangelte es, die Revolution schien sich zu übernehmen – die Rentabilitätserscheinung auch auf der untersten Basis der Gesellschaft aufzugeben.
Die Einkommen, die sich auf diese Steigerung der Produktion (oder Summe der Preise) beziehen, können steigen. Handelt es sich um einen Anstieg in der Produktion der Abeilung II (Produktion von Konsumgütern), können die Löhne steigen. Steigen die Löhne gleichzeitig und gleichmäßig in allen Betrieben, entstehen unterschiedliche Verhältnisse von Kosten zu Gewinnen der Betriebe. D.h. was sie in der Voraussetzung, bei konstant bleibenden Preisen, wurden, blieb erhalten nach der Übertragung des Produktionswachstums in die Löhne. Im Sozialismus gab es keine gesellschaftliche Rate der Rentabilität und konnte es keine geben – es sei denn, man hätte sie auf das gesellschaftliche Gesamtprodukt berechnet, oder sich, wie der Kapitalismus, zu einer inflationären Preissteigerung bequemt. Kommunismus „mit Geld und Inflation“.
Nach altem Bild ist die Wertform „verletzt“, wurde gegen sie „verstoßen“. Die Wertform stellt kein gesellschaftliches Verhältnis mehr dar – nach altem Bild. Auf diesem alten Bild, dieser alten (gewohnten, bisherigen) Interpretation beruht der ganze Reformismus innerhalb des Sozialismus/Kommunismus, besteht seine Kritik am real existierenden Sozialismus – und verteidigt sich ein Sozialismus, der auf seiner Neuerung als einer Revolution besteht – aber noch ohne die theoretische Form des Verständnisses dieser Revolution ist, äußerst schlecht, mangelhaft, agesellschaftlich. D.h. wie einer, der von Warenproduktion nichts versteht – wofür er sich schämt und nun seine Bereitschaft bekundet, doch endlich zu lernen, wieder die Ökonomie zu begreifen.
Statt sich zu schämen, sollte der reale Kommunist bewusst brechen! Er sollte (und dies war mein Ratschlag seit den 60er Jahren) die Löhne aus den Kosten herausnehmen, d.h. überhaupt neben der so genannten Wert- und Geldbildung führen, wie einen extraökonomischen Fonds. (Besondere Lohnfonds gab es ja, aber sie wurden noch ins Verhältnis gesetzt zum betrieblichen Produkt resp. zur betrieblichen „Wert“schöpfung.) Als solcher neben der eigenen Arbeit geführter Fonds kann er nur noch ein gesellschaftlich geführter Geldfonds sein, d.h. ein direkter Abkömmling des Produktions-, Geld-, Güterfonds der Abteilung II der gesamtgesellschaftlichen Arbeit. Da auf gesellschaftliche Arbeit bezogen, also real durch Produktion („Waren“) gedeckt, kann er kein – solange die Abteilung I (Akkumulation) davon nicht betroffen – unrentabler Fonds sein, keine Unrentabilität oder Unwirtschaftlichkeit der gesellschaftlichen Arbeit bedeuten. Ein gesellschaftlicher Fonds wird nur nicht mehr an der individuellen Fondsbildung gemessen! Das Individuelle ist nicht mehr ein Maß für das Gesellschaftliche. Ein Durchschnitt der Individuen kann nicht mehr zu einem Maß für Individuen erhoben werden. Sondern ein Jeder ist in seiner Individualität gesellschaftlich bedacht (was auch seine Probleme enthält, gewiss). Aber dass zum Individuellen überhaupt ein gesellschaftliches Verhältnis hinzutritt, die Individuen ihr gesellschaftliches Verhältnis nicht mehr unter sich ausmachen, ist der springende Punkt, worin der Wechsel von privater zu unmittelbar gesellschaftlicher Arbeit erscheint.
Es war immer das Problem des real existierenden Sozialismus/Kommunismus, dass der neue Inhalt in der alten Wertform praktiziert wurde, so dass nur die Bewegung der alten Form für den neuen Inhalt der Wertform – die damit aber nicht mehr die alte Form ist – stehen konnte, nicht die Form selbst.
Auch in der sozialistischen Version unserer Wende ist ein Wandel im Charakter der Arbeit die Voraussetzung. Arbeit und Eigentum an der Arbeit vereinigen wieder, aber der gesellschaftliche Charakter der Arbeit geht von der abstrakten Seite auf die konkrete Seite der Arbeit über. Was diese produziert, wird Sinn der Produktion. Also der Gebrauchswert. Was eben noch Dienst der konkreten Arbeit an der abstrakten Arbeit war, wandelt um in einen Dienst der abstrakten an der konkreten Arbeit, oder auch so: … wird Dienst der Form der abstrakten Arbeit an der konkreten. Wir sprechen von der kommunistischen Ökonomie auch als einer Ökonomie der konkreten Arbeit.
Zu unterscheiden wäre bei der Aufhebung der Wertform eine inhaltliche und eine formelle Seite.
Inhaltlich wäre die Wertform aufgehoben, indem die Anerkennung der Arbeit auf die konkrete Seite der Arbeit hinüber wechselt. Das Produkt der Arbeit verlässt als Gebrauchswert den Arbeitsplatz – und weiter passiert nichts, es nimmt keine zweite gesellschaftliche Form an, sondern die unmittelbare des Gebrauchswertes ist diese gesellschaftliche Form. Dass die Form, die die Ware unmittelbar ist, also die Form des Gebrauchswertes, ab nun als gesellschaftliche Form des Produkts aus Arbeit gilt, schließt ein, dass auch die Arbeit eine dem Gebrauchswert gewidmete Arbeit ist. Das bedeutet, dass die abstrakte Arbeit, in der verallgemeinerten Form als ausgeglichene, austauschbare abstrakte Arbeit (als Jedermanns-Muskel, -nerv und -hirn), verschwindet; sie erfährt einen Bedeutungswechsel, wird abstrakte Arbeit in ihrer unmittelbaren Verausgabung als wirklicher Muskel, wirklicher Nerv, wirkliches Hirn von wirklichen Menschen[57], die nicht mehr als erst gesellschaftlich zu wichtende Arbeit gilt. Die Arbeit, die nicht mehr gesellschaftlicher Wertung zu unterliegen braucht – weil sie als diese unmittelbar gilt, kann darum nicht mehr private Arbeit sein, d.h. sie muß nicht mehr eine zweite, zum Gebrauchswert zusätzliche Seite der Arbeit wahrnehmen, ausdrücken – die Seite des Wertes, und auch nicht mehr die abstrakte Seite der Arbeit in einer von der konkreten Form der Verausgabung verschiedenen Form annehmen. Denn nur weil bei der Arbeit eine Eigentumsfrage eine Rolle spielt, nimmt ja die Arbeit die Form ihrer Verfremdung und das Arbeitsprodukt die Form der Ware an. Aus der Arbeit selbst, deren doppelten Charakter, entspringt dieser Grund nicht. Was also überwunden sein muß, damit die Wertform des Arbeitsprodukts überwunden, ist der private Charakter der Arbeit, ihr Fassen als Eigentum. Kein Eigentum mehr – kein Wert mehr. Ohne privates Eigentum an der Arbeit keine Wertform als dessen Gegenstand.
Diese Aussage ist so sehr Axiom, dass im Kommunismus kein Freiraum bleibt für eine Fortsetzung der Warenproduktion auf “besondere Weise”. Was es aber geben kann, ist ein politischer Beginn des Kommunismus, der dem ökonomischen Beginn des Kommunismus vorangeht. In dieser Übergangsphase, die eine Erhebung der Politik zur Ökonomie ist, muß ein Konsens zwischen kommunistischer Politik und noch nicht von einer Planwirtschaft erfassten Arbeit gefunden werden. In dieser Phase können Kategorien der Warenökonomie noch nicht verlassen werden, ohne dass damit gesagt ist, dass auf sie nicht gesellschaftlich eingewirkt werden kann; Betriebe als die Trägerformen der Arbeit operieren nicht selbstständig, unabhängig und außerhalb der politischen Macht der arbeitenden Klasse. Die Übergangsform des Kommunismus führt nicht zu selbstständigen (quasi privaten) ökonomischen Subjekten, die Wertform wird nicht wiederbelebt (d.h. es erfolgt im Austausch keine Reduktion auf den Wert der Ware), sie verbreitet nicht ein ökonomisches Recht, sie unterliegt nicht der Kapitalisierung, d.h. es gibt keine Anwendung des Wertgesetzes gegen den Arbeiter und seinen Lohn. (Dieser ist nicht eine Wertgröße, die Arbeitskraft ist nicht länger Ware).
Inhaltlich besteht die Aufhebung der Wertform – die sich gesellschaftlich immer stärker durchsetzt – darin, dass die unmittelbaren Bedingungen der Arbeit in ihrer konkreten Form selbst gesellschaftlich anerkannt sind, d.h. dass die “individuellen” Arbeitsbedingungen sich schon als durch die Gesellschaft geschaffene Bedingungen herausgebildet haben, und “individuell” wird nur zum falschen Namen für etwas, was nur die Einzelform von gesellschaftlich ist. Dieser Wandel in der Arbeit selbst muß eingetreten sein, faktisch vor jedem Kommunismus, also noch im Kapitalismus (aber da als Widerspruch), damit die Aufhebung der Wertform bzw. Warenproduktion sinnvoll angestrebt werden kann. Ist die Arbeit eine durch die Gesamtarbeit gebildete Größe und hat sie die ihr gemäßen Formen herausgebildet, dann ist es an sich anmaßend, von der Arbeit, die geleistet wird, zu sagen, dass sie noch als private gelten kann. Wenn also konkrete Arbeit, die als gesellschaftliche Potenz gebildet worden ist, von privater Arbeit, die als abstrakte gesetzt ist, angeeignet wird (= Kapitalismus), dann ist der historische Gegensatz zur Warenproduktion erreicht. Die Aneignung gesellschaftlicher Arbeit durch Private befindet sich bereits historisch in einem Widerspruch, d.h. diese Art der Produktionsweise verstößt dann bereits gegen Sitte und Moral. Theoretisch gesagt muß zu einer Ökonomie übergegangen werden, die die Gesellschaft, die Gemeinschaft der Arbeitenden moralisiert.
Da das Privateigentum nicht nur sein Eigentum ist, sondern auf Arbeit beruht und durch Arbeit historisch bewegt wird, ist es unvermeidlich, dass am Ende seiner Geschichte das Resultat gegen seine Voraussetzung opponiert. Eigentum muß an seinen Gegensatz geraten, sonst hat es nicht entwickelt. D.h. es ist der Sinn der Arbeit, dass sie nicht nur Arbeitsteilung ist, sondern auch Gesellschaftsarbeit wird.
Für gesellschaftliche Arbeit gilt einerseits nur die gesellschaftliche Form auch der Aneignung, und für die Verteilung dieser Arbeit im Einzelnen gilt ein anderes Prinzip als das des Wertes (der Arbeitszeit). Es muß dann nach dem Prinzip verteilt werden, das sich aus der konkreten Seite der Arbeit bestimmt, also nach dem Bedarfsprinzip auf das konkrete Produkt; man könnte auch von einem Reproduktionsprinzip sprechen mit gezielter (selbstbewußt bestimmter) Form der erweiterten Reproduktion. Damit ist alle ökonomische Bewegung konkret. Für den Leinewandproduzenten kommt immer der Rockkonsument als ökonomische Beziehung infrage, und Planwirtschaft heißt ja nichts, als dass der Produzent und der Konsument eine ökonomische Einheit sind; was produziert wird (nicht wie), bestimmt der Konsument, und Plan/Planung ist die ökonomische Konstitution des Konsumenten über den Produzenten.
Die Aufhebung des Privateigentums an der Arbeit geschieht zunächst durch die Aufhebung der konkreten Arbeit als von Individuen eigentümlich gemachte Arbeit. D.h. sie ist nicht mehr der Individuen Potenz, sondern Potenz der Gesellschaft (der Individuen). Damit hat das Privateigentum an der Arbeit seine objektive Grundlage (das einzelne, vereinzelt agierende ökonomische Individuum) verloren. Die real Arbeitenden sind längst ohne Eigentum an der Arbeit gesetzt. Dagegen ist die Aufhebung des Privateigentums/Privateigentümers an der Arbeit dann nur noch ein formeller – wenn auch revolutionärer – Akt. Im Recht tritt ein, was in der Arbeit längst gesetzt. Während der Kommunismus, bezogen auf den Arbeiter, in den Kapitalismus fällt (und fallen muß) – da allerdings in einer negativen, eigentumslosen Form -, fällt der Kommunismus, bezogen auf den Kapitalisten (Eigentümer der Arbeit), in den Kommunismus. D.h. er kann nur in den Stand des Arbeiters fallen, aber in den, den dieser im Kommunismus annimmt. Und dieser ist ein positiver.
Es versteht sich von selbst, dass man ohne in der Voraussetzung, bei der Begründung der Ursächlichkeit der Warenproduktion, vom Privateigentum auszugehen, gar nicht sinnvoll beweisen kann, dass die Aufhebung der Warenproduktion mit der Aufhebung des Privateigentums und der privaten Aneignung verknüpft ist. Warum ist Aufhebung der Warenproduktion und Aufhebung des Privateigentums eine Einheit, ein zusammen fallender Akt in der Geschichte? Weil Warenproduktion und Eigentum an ihrem Beginn eine Einheit sind.[58] An diesem Punkt also zu zögern, einerseits das Privateigentum aufgehoben zu haben, aber nicht die Warenproduktion aufheben zu wollen, stürzt die Gesellschaft in einen unheilvollen Zwiespalt, den sie statt ihn subjektiv ausgekämpft zu haben, nun objektiv auskämpft, d.h. den sie durch gesellschaftliche Zwischenstufen überflüssiger Art beim Aufbau des Kommunismus erst überwindet. Es sind keine notwendigen Zwischenstufen dem Objekt nach, sondern – dann unvermeidliche – dem Subjekt nach, d.h. es sind Formen „sich verschärfender Klassenkämpfe“, die dadurch „verschärft“ wirken, weil sie in die eigene Klasse, das eigene Subjekt fallen, es sind Kämpfe um den Kommunismus unter Kommunisten. Die letzte Entwicklung des Klassenkampfes kann nicht ein Kampf mit der bürgerlichen Klasse, sondern nur ein Kampf in/mit der eigenen Klasse sein.
Kann es nicht dennoch eine „objektive“ Grundlage für solche Kämpfe um die Klasse in der Klasse geben? Wenn, dann kann es nicht mehr um das Verhältnis zu den objektiven Bedingungen der Arbeit gehen, aber dann doch um die subjektiven Bedingungen, d.h. um die Sozialität der Arbeiter, sprich deren Lohn, exakt: der Höhe der Löhne. Tatsächlich kann um die Bestimmung von Lohnhöhen ein Kampf in der Klasse um den Kommunismus, d.h. um die gesellschaftliche Form der Gleichheit geführt werden – oder ein Kampf, der schon im Kapitalismus begonnen, in den Kommunismus übertragen werden. Es gibt nur einen Wert der Ware Arbeitskraft im qualitativen Sinne, alle Löhne, so sehr sie quantitativ verschieden bestimmt sind, tragen das selbe inhaltliche Verhältnis, aber sie sind eben von verschiedener Größe. Und was für den einen Arbeiter nur größerer Wert derselben Warenbestimmung der Arbeitskraft ist, ist für den anderen Arbeiter schon Durchbrechung des Wertprinzips.
Überraschung: Kommunismus “mit Kohle” (Geld)
Was nun die Form der Aufhebung der Wertform betrifft, so ist man bisher immer davon ausgegangen, dass das Geld abgeschafft wird, d.h. der Händewechsel der Produkte einer pur der Gebrauchswerte wird. Die Wertform sollte enden durch Übergang zum bloßen Gebrauchswert. Der Übergang, Wechsel, sollte bruchartig, gnadenlos erfolgen, so, als würde es mit einem Schlag anders werden. Das hat sich als “Irrtum” erwiesen oder scheint sich als Irrtum erwiesen zu haben. Der – bisherige – Kommunismus verzichtete auf die Abschaffung des Geldes. Im Gegenteil, es scheint, dass er sich des Erhalts des Geldes bis in die entwickelten Formen des Kommunismus hinein versichert hat. Geld bleibt (“Kommunismus mit Kohle”, Jürgen Elsässer in einer Vorstellung meines Eintrags in die Politische Ökonomie des Kommunismus, in “konkret”, Hamburg 11/1997).
Aber, heißt es jetzt (auch bei Marxisten), wenn das Geld bleibt, und “es doch die Form ist, in der Waren ihren Wert ausdrücken”, bleibt dann nicht auch das Wertverhältnis der Waren und die Wertform als die Form, worin der Wert in eine gesellschaftliche Erscheinung/Gegen-ständlichkeit umgesetzt wird?
Der Beibehalt des Geldes hat für Irritationen bei den Kommunisten gesorgt. Die ganze Eigentumsfrage des Kommunismus hängt in der Luft, sowohl zukünftig, als auch rückwirkend, denn bezüglich der warenökonomischen Form des Eigentums scheint sich das Volkseigentum nicht von dieser zu unterscheiden.
Am Erhalt des Geldes im Kommunismus sind alle Illusionen über eine Fortsetzung der Warenproduktion auch im Kommunismus geknüpft – sie beruhen alle auf einer falschen Interpretation des Geldes im Kommunismus; d.h. sie interpretieren “das Geld in der Warenproduktion” und übertragen diese Interpretation in den Kommunismus, statt umgekehrt das Geld des Kommunismus zu interpretieren und diese nun der Warenproduktion entgegenzusetzen.
Es ist einerseits der stille Wunsch nach keiner Gesellschaft des Kommunismus – sondern der Rückkehr zum Kapitalismus – (an dem sich alle möglichen Personen/Schichten versucht haben, Kommunisten inbegriffen) und es ist der oberflächliche Blick auf die Geschichte des Kommunismus durch Marxisten selbst, der hier der Wissenschaft einen Streich spielt. Man darf nicht das Geld “sehen wollen” (wie es war), sondern auf die Bewegung schauen, die das Geld – im Kommunismus, seiner ersten Phase – , ausführt, um sich Geldes im Kommunismus bewußt zu werden. Der Abgang der Wertform erfolgt selbst in einer Form, dies die wichtigste Erkenntnis bezüglich der Wertform am Beginn des kommunistischen gesellschaftlichen Wandels. Wie schön, nun die Aufhebung einer Produktionsweise nicht einem politischen Aufbegehren entnehmen zu müssen, sondern einer objektiven ökonomischen Kategorie, die das Anliegen des Kommunismus umsetzt. Der Gegensatz von Kapitalismus und Kommunismus kann in eine Form gekleidet werden, er bedarf nicht schlechthin der Anerkennung eines Subjekts (eines subjektiven Kommunismus), sondern eines ökonomischen Objekts. Endlich ein Maß für Kommunisten.
Wir sagten, der Doppelcharakter der Arbeit, die doppelte Warenform in der Wertform, bilden ein Relativverhältnis:
Relative Ware – Äquivalente Ware
(Steigende Produktivkraft der Arbeit)
Abstrakte Seite der Arbeit – Konkrete Seite der Arbeit
Sinken – Steigen
(sinkende Werte) – (steigende Wertausdrücke)
Beide Seiten – in jeweiliger Form – bewegen, wenn sie bewegen, gegenläufig, in der relativen Seite bedeutet steigende Produktivkraft (um nur mal diese Richtung zu bestimmen) Sinken, in der äquivalenten Steigen. Einmal wird die Wertseite der Produktivkraft der Arbeit – und hier von der Ware in der relativen Wertstellung, andermal die Ertragsseite dieser Seite der Arbeit widergespiegelt – und hier von der Ware in der äquivalenten Wertstellung. D.h. die Preise (die ideellen Vollstrecker des Verhältnisses, in denen Werte in Geld tauschen) sinken, und wenn die Produktivkraft der Seite der Arbeit gemeint ist, die für die Produktion der Geldware steht, steigen sie. Die ganze Wertform ist – in der geschichtlichen Tendenz – nichts als ein ständiges Sinken auf der einen Seite und ein ständiges Steigen auf der anderen Seite. Aber das ist der Gang der Arbeit, wenn sie produktiver wird, das hat zwei Seiten! In der Wertform sind sie die Bewegungen der beiden Waren. Die Wertform ist konstituiert, wenn in dieser Bewegung! Und wenn in einer anderen Bewegung, dann in einer anderen Form konstituiert.
Steigt also die Produktivkraft in der Arbeit der Ware in der relativen Wertstellung, d.h. sinkt der Wert pro Einheit dieser Ware, so muß/müßte sie mit weniger Menge der Ware in der äquivalenten Wertstellung austauschen, und Geld würde aus der Zirkulation entlassen werden. Oder es steigt umgekehrt die Kaufkraft der Ware in der äquivalenten Wertstellung relativ gegen die Ware in der relativen Wertstellung an. (Relativ: 20 Ellen Leinewand = 1/2 Rock, oder äquivalent: 1 Rock = 40 Ellen Leinewand). Steigt umgekehrt die Produktivkraft der Arbeit der Ware in der äquivalenten Wertstellung, fällt deren Wert gegen den Wert der Ware in der relativen Wertstellung, usw. (Äquivalent: 1 Rock = 10 Ellen Leinewand, oder relativ: 20 Ellen Leinewand = 2 Röcke). Das relative Verhältnis der Waren ist nichts als Ausdruck des relativen Verhältnisses der Arbeit. Sie sind faktisch die Verhältnisse in einer Arbeit, aber in der Wertform werden sie von zwei Waren/zwei Arbeiten dargestellt. In der Wertform gilt die relative Ware nur als abstrakte Arbeit und die äquivalente Ware nur als konkrete Arbeit.
Und was bedeutet eine Form, wie sie im beginnenden Kommunismus üblich wird? Wenn mit dem Auftakt der Planung der Wirtschaft das Verhältnis (von Ware und Geld) – unter dieser Bedingung, wie sie genannt worden – konstant, unveränderlich bleibt?[59] Die Frage ist natürlich an die Wissenschaft gerichtet, die sich der Verhältnisse wie ökonomischen Bewegung des Sozialismus (= 1. Phase des Kommunismus laut Marx) bewußt werden will. – Sie bedeutet die Aufhebung, das Ende der Wertform. Wenn nichts Relatives, Gegensätzliches mehr ausgedrückt wird, dann wird die Arbeit in ihrer Wirklichkeit, in der diese Relativität natürlich erhalten bleibt, nicht mehr ausgedrückt, und dies spiegelt sich, wenn das Geld bleibt, wider in einer Erstarrung des gegenseitigen Verhältnisses der “beiden Waren” in der Wertform; die relative ist/bleibt gleich der äquivalenten Stellung, ergo … sind sie dasselbe. D.h. was Menge des Geldes, war zuvor Menge der Waren; gleichviel Waren bedeuten gleichviel Geld, mehr Waren bedeuten mehr Geld.
Es scheint wie im Kapitalismus, wo auch das Mehrprodukt das Mehrgeld emittiert – nur: Im Kapitalismus zirkuliert das Geld (Geld konkurriert untereinander als Menge), es verlässt die Waren, durch die es emittiert worden und tritt nun Waren gegenüber, die nicht zu den Emittenten des Mehrgeldes gehören; es ist mehr Geld gegenüber Preisen, deren Summe die selbe geblieben ist, und dieser gegenüber löst das Mehrgeld bekanntlich einen Nachfragesog aus, die Preise steigen, weil dem Nachfragesog gar nicht entsprochen werden kann; das Mehrangebot an Waren fehlt (noch). Der Unterschied zum Kommunismus, wo derselbe Mechanismus der Form nach beginnt, ist dadurch gekennzeichnet, dass die Inflation ausbleibt! Der Grund ist der, dass im Kommunismus das Geld nicht zirkuliert. Es ist im Verhältnis zu Waren ausgegeben, und wird im Verhältnis zum Verschwinden der Waren vom Markt von der Gesellschaft eingezogen; Geld bleibt im Kommunismus immer beim Mann! Es tritt also nicht Waren (Produktion) gegenüber, in deren Verhältnis es nicht emittiert wurde. Das ist der Grund keiner Inflation im Kommunismus.
Was bei konstant bleibenden Preisen im Einzelnen kontrahiert und expandiert, sind die Summen der Preise, mehr Waren = mehr Preise im Einzelnen, weniger = weniger, aber der Einzelpreis als solcher bleibt unbewegt! Aber das Erlöschen der relativen Verhältnisse von Ware und Geld ist die Bewegung der “Waren” als Gebrauchswerte, nur als Gebrauchswerte. D.h. die Bewegung wäre dieselbe auch ganz ohne die Preis- und Geldform. Im Kommunismus mit Geld ist nur erschienen der Kommunismus ohne Geld! Ein Kommunismus, der nur noch in Summen bewegt, ist ein Kommunismus, der nur noch in Gebrauchswerten/Mengen Waren bewegt. Er ist gegeben und träte mühelos hervor, indem man das “Geld” gleich ganz wegließe. (Denn der Wert ist immer eine Relativbewegung zur Menge, und fällt diese Bewegung weg, ist der Wert weggefallen – und die Menge nur doppelt gesetzt: als Ware und Geld, und als Geld gleich der Ware.)
Wenn daher die Geldform bleibt, so aus anderem Grund als dem mit der Wertform gesetzten. (Und das war von der sozialistischen Ökonomie zu entschlüsseln, nicht aber war die Wertform auf phantastische Weise in den Sozialismus hinein zu transformieren.)[60] Beide “Waren”/Formen sind körperbezogen, d.h. sind Erscheinungen der Warenmasse. Man hat sich die Aufhebung der Wertform immer als das Ende des Geldes vorgestellt, aber doch nicht als Aufhebung der Produktion, der Arbeitserträge. Also: Was hat man? Die Nichtaufhebung (also die Fortsetzung) der körpereigenen Produktion, das gesellschaftliche Wirken/Auftreten der konkreten Seite der Arbeit, was denn sonst. Ihr habt doch Euren Kommunismus.[61]
Bei stagnierenden Preisen, also im Prinzip immer (über Jahre und Jahrzehnte) gleich bleibenden Preisen, steigt die Summe der Preise nicht wie das Wertvolumen steigt/verändert, sondern wie das Warenvolumen verändert. (Und, wie lautete die Erklärung “unserer kommunistischen Wissenschaft”? “Die Summe der Preise steigt über die Summe der Werte”, lautet sie. Hier wurde mit der Wurst nach der Speckseite geworfen, der Wert nicht in Frage gestellt, sondern nur ein Verstoß … der Preise gegen die Werte konstatiert.[62]) In Wahrheit erscheint – in den Waren und im Geld (wie kann es anders sein) – nur noch eine Ware, eine Arbeit: die konkrete. Die abstrakte Seite der Arbeit ist “verschwunden”, d.h. sie hat sich (der Wert hat sich), wie Engels schon voraussagte, “in die Produktion zurückgezogen”. So wird logisch, dass sich im Kommunismus[63] bereits der Übergang von der Ökonomie der abstrakten Seite der Arbeit zur Ökonomie der konkreten Seite der Arbeit vollzogen hat(te) und die Aneignung auch nur noch konkret bezogen werden konnte, also vom Gebrauchswert geleitet werden konnte. Was zu erkennen war.
Mit einem System fester Preise fällt weder der Preis noch wird das Geld aus dem Verkehr gezogen, aber fallen deren relative Bewegungen zueinander. Der oberflächliche Blick auf die Formen “verrät”, dass alles beim Alten geblieben ist, der Blick auf die ökonomische Bewegung (der noch weiter in die Tiefe zu richten gewesen wäre) aber beweist, dass eine Revolution in der Produktionsweise stattgefunden hat: Der Übergang zu einer neuen.
Relative Bewegungen werden von den Werten ausgelöst. Dass die Preise nicht bewegen heißt, dass sie von den Werten, also der abstrakten Seite der Arbeit nicht mehr erreicht/erfasst werden. Aber dass die Summen der Preise bewegen, in der Regel steigen, heißt, dass die Preise resp. das Geldvolumen von der konkreten Seite der Arbeit, und allgemein, ergriffen worden sind. Die Arbeit bewegt noch, wenn auch der Einzelpreis nicht bewegt! D.h. neu bei dieser Bewegungslosigkeit ist, dass die Waren davon ergriffen sind, die bisher auf ihr Wertsein reduziert waren. Sie ziehen sich bei sinkendem Wert nicht mehr aus dem Geld zurück. Sondern beanspruchen bei Festpreisen dieselbe Menge, und als mehr Warenmenge mehr Geldmenge. (Als weniger Menge natürlich weniger Geld – Geld würde “freigesetzt”. Wodurch? Durch Warenrückgang, Produktivkraftsenkung in ihrer Auswirkung auf die Warenmenge. Nicht aber Wertsenkung – worum es uns aber doch ging.)
Wer also emittiert das Geld? Nicht nur, dass die Waren ihren Wert nicht mehr ausdrücken – das Geld muß keinen haben, will man sich die Okkupation der Geldform durch die Waren und die Hörigkeitsform des Geldes den Waren gegenüber erklären.
Aber diese Form wurde nicht richtig erkannt, die Kommunisten/Marxisten erkannten ihren Kommunismus nicht. Sie glaubten ihrem Geld wie Geld an sich. Der halbe Marxismus des Kommunismus machte vom Geld ausgehend aus einer Warenproduktion für sich eine Warenproduktion an sich. Er empfand sich – plötzlich – als eine Wiederaufnahme der alten Geschichte durch die neue, d.h. er machte aus einer ganzen Revolution (wenn auch erst ihrer guten ersten Hälfte) eine halbe Revolution – und nun zur Gänze. Das Resultat ist eine geschichtliche Übergangszeit – des Lernens des Kommunismus, darunter durch Rückkehr zu einer wirklichen Warenproduktion. Wie eng die Liaison, wie lange sie wirkt, ist umkämpft. Also: Der geschichtliche Abgang der Wertform ist umkämpft. So sehr, wie vielleicht der Aufgang – vor 10 000 Jahren – auch? Wir wissen es nicht, denn erst unsere Geschichte ist eine bewußte – zur Hälfte. Mit der selben Sturheit, mit der die bürgerliche Wissenschaft sich der Werttheorie verweigert, könnte eine sozialistische “Wissenschaft”, die auf Warenproduktion und Wertreform setzt, sich den Formen verweigern, die eindeutig auf eine Negation der Warenproduktion hinweisen. Sie sieht eben nichts – basta. Das mag nicht einmal etwas mit dieser Ökonomie selbst zu tun haben, aber mit den Sonderstellungen, die sie Menschen vermittelt.
Das “sozialistische Leistungsprinzip” und die Wertform
Der Kommunismus aber wird in Perioden aufgebaut… und in einer ersten Periode des Kommunismus, so heißt es schon bei Marx, ist die Arbeitszeit noch ein Maß der Aneignung, ergo muß sie quantitativ bestimmt werden: Die Fixierung der gearbeiteten Zeit für das so genannte Leistungsprinzip im Kommunismus (bevor nach Bedarf verteilt werden kann.) Marx hat es noch erkannt – und daran hängt sich nun eine ganze Richtung der marxistischen (!?) politischen Ökonomie des Kommunismus an: Ein letzter verzweifelter Versuch, die Warenproduktion und die Wertform noch einmal objektiv zu begründen, sie um eine geschichtliche Periode zu verlängern, bevor denn der wirkliche und nun wahrhafte Untergang beginnt?
Die Begründung einer besonderen Form der Warenproduktion im Sozialismus/1. Phase des Kommunismus nutzt die Theorie des Leistungsprinzips wie einen Notnagel. Während alle Theorie von den selbstständigen Wirtschaftseinheiten im Sozialismus/Kommunismus Nonsens sind (der Begriff der Selbstständigkeit ist ohne Mühe von der konkreten Seite der Arbeit übernehmbar, und bei der abstrakten Wertökonomie ist Selbstständigkeit immer ein Eigentumsbegriff), scheint er hier, im Leistungsbegriff, der auch auf Zeit rekurriert, Ansatz für die Objektivierung der Theorie und Praxis der Warenproduktion auch im Sozialismus sein zu können.
Warum ist das falsch?
Die Arbeitszeit soll – zunächst im Kommunismus – ein Maß für die Aneignung sein (wie in der bürgerlichen Gesellschaft); sie soll nicht selbst angeeignet sein – was schon ein gewaltiger Unterschied ist -, sondern nur verbindlich sein für des Arbeiters Aneignung, die damit als ein anderer Gegenstand bestimmt ist als der Wert einer ist; denn Arbeitszeit soll er ja gerade nicht aneignen (sondern Waren, Güter).
Aber: Verlangt das Leistungsprinzip die Wertform?
D.h. muß der Anteil des Arbeiters an der gesellschaftlichen Produktion in seiner Voraussetzung als Zeit bestimmt werden wie der Wert in der Warenproduktion? Ist auch diese Zeit aus dem Durchschnitt der vielen individuellen Beiträge bestimmt: ist er ein Wert “in der Mitte”? Oder ist er von unmittelbarer Größe? Und das heißt, wie wir wissen, unabhängig bestimmt von den individuellen gegenständlichen Produktionsbedingungen, da diese ja in das gemeinschaftliche Eigentum eingegangen sind.
Das kann für den Lohn gar nicht gehen, denn dann gäbe es drei prinzipiell unterschiedliche Lohnhöhen: 1. durchschnittlich gesellschaftlichen Lohn in durchschnittlich arbeitenden Betrieben, 2. höheren Lohn als diesen in gesellschaftlich überdurchschnittlichen Betrieben und 3. niedrigeren als durchschnittlichen Lohn in unterdurchschnittlich produzierenden Betrieben. Das höbe die Lohngerechtigkeit auf, die schon im Wert der Ware Arbeitskraft gegeben ist, d.h. dieser Kommunismus fiele ökonomisch hinter/unter den Kapitalismus zurück.[64] Er schüfe isolierte Arbeiter/Produzenten; der Kommunismus würde eine Drei-Ebenen-Gesellschaft. Damit ist aber klar, dass die Zeit, die für den Lohn gelten muß, nicht die Zeit sein kann, die für den Wert der Waren gültig ist. Es bleibt quasi nur ein “Ausweg”: Die Bestimmung der Arbeitszeit unabhängig von der besonderen Arbeit, ihre Bestimmung als allgemeine Zeit allgemeiner Arbeit; und die damit identisch ist der unmittelbar bestimmten Arbeitszeit (zu der auch der Lohn des Arbeiters im Kapitalismus, sofern das Zeitmoment in ihm eine Rolle spielt, bestimmt wird – dies nur nebenbei).
Es ginge also schon formell nicht, die Zeit im sozialistischen Leistungsprinzip dem Wert im kapitalistischen Leistungsprinzip gleichzusetzen bzw. das Wertprinzip für das allgemeine Leistungsprinzip zu nehmen. Hier wäre vom Verhalten zur Zeit direkt auf ein Verhältnis des Privateigentums zu schließen, Wert und Privateigentum sind eine Einheit. Wie umgekehrt direkte Zeit (als Maß) und Gemeinschaftseigentum ebenfalls eine Einheit sind.
Es gibt kein Leistungsprinzip (im Sozialismus), das nicht an die Aufhebung des Privateigentums gekoppelt wäre. Der Sozialismus/Kommunismus beginnt, wenn er überhaupt beginnt, mit der Aufhebung des Privateigentums an der Arbeit; die Arbeit wird Gemeinschaftseigentum, d.h. aller Arbeiter Eigentum. Es macht keinen Sinn, das Eigentum aufzuheben, aber die Eigentumsformen der Aneignung fortzusetzen. (Dann würde die Aufhebung des Eigentums bloße Formalität.)
Das Leistungsprinzip muß auf dem Boden des Gemeinschaftseigentums, d.h. keines Privateigentums mehr bestimmt werden. Jegliche Arbeitszeit gilt grundsätzlich als Zeit der Gesamtarbeit. Was damit aus dem Gesichtsfeld der einzeln bestimmten Arbeitszeit tritt, sind alle Besonderheiten der Arbeit, die aber zwingend für die Bestimmung einer Wertform der Zeit, verschieden von der direkten Form der Zeit, gewesen sind. Das Setzen des Unterschieds von Wert und Zeit (durchschnittlich bestimmter Zeit und direkter Arbeitszeit) ist abhängig davon, ob die besonderen Bedingungen der Arbeit relevant werden für die Bestimmung der Zeit. Nur wenn die konkrete Seite der Arbeit privatem Eigentum unterliegt, kann es zur Abweichung einer gesellschaftlich gewichteten Arbeitszeit von der unmittelbaren Arbeitszeit kommen. Ist also diese Form des Eigentums aufgehoben, so die gesellschaftlich gewichtete Zeit, der Wert. Oder man muß rückwirkend, nachträglich, zu einer anderen Begründung des Unterschieds/Abweichens des Wertes von der Zeit übergehen.[65]
Was jetzt, nach Wegfall der konkreten Arbeit als Begründung für eine Unterschiedlichkeit in der Zeit, als Zeitform der Arbeit hervortritt, ist die ungewichtete Arbeitszeit, die damit – durch ihre Ungewichtetheit, also ihre Direktheit – zugleich gesellschaftliche Zeit auf unmittelbare Weise ist. D.h. sie ist unvermittelt, sie muss nicht an eine andere Zeit, die erst als die gesellschaftliche Zeit gilt, vermittelt werden. Das ist der Sinn von Unvermittelt.
Damit ist aber das Schicksal über die Wertform gesprochen.
Bedarf die wirkliche Arbeitszeit des Tauschwertes wie die gesellschaftliche Arbeitszeit des Tauschwertes bedurfte?
Betrachten wir uns die Darstellungsform der direkten Zeit, würde sie in die Geldform übersetzt werden: Dann hätten gleiche Waren verschiedene Preise (weil verschiedene Arbeitszeiten) und würden gleiche Geldmengen in verschiedene Warenmengen tauschen. In der einen Beziehung wäre die neue, sozialistische Gerechtigkeit gewahrt – unterschiedliche Arbeitszeit würde mit gleichen Mengen Geldes/Löhnen anerkannt werden, aber in der anderen Beziehung, bei Anwendung der gleichen Geldmenge zum Kauf der Waren, würden unterschiedliche Mengen an Waren (bezogen auf gleiche Waren) erworben werden, denn sie trügen ja die Namen der verschiedenen Arbeitszeiten (Preise). Wir machten nur zu einem Problem des Geldes, was bisher Problem der Arbeit war. Die aber war privat, das Geld ist es nicht; es galt bisher als gesellschaftlich. Und gesellschaftlich hieß hier, von gleicher Kaufkraft zu sein. Die Gesellschaftlichkeit des Geldes ergibt sich aus der Gesellschaftlichkeit der Preise, d.h. ein und derselbe Preis für eine (gleiche) Ware macht ein und dieselbe Kaufkraft des Geldes.
Im Kapitalismus bekommen die Arbeiter gleichen Lohn, weil diese gar nicht auf die Arbeit, die sie leisten, bezogen sind; im Kommunismus aber sind sie wieder auf die Arbeit bezogen, und sie sind a priori gleich, weil auf die Gesamtarbeit bezogen, d.h. ein individueller Unterschied in der Arbeit hebt sich für die Lohnbestimmung auf. Es scheint wie Wiederholung des Kapitalismus zu sein, aber die Basis ist eine andere. Im Kommunismus ist das Prinzip der gleichen Aneignung auf die Arbeit übertragen, und die Aneignung der Arbeit kann nur eine gleiche sein, wenn bezogen auf die Gesamtarbeit. Im Kapitalismus haben die (gleichen) Waren gleiche Preise (in etwa), und im Kommunismus auch. Die Kaufkraft des Geldes ist dadurch, dass die Preise einheitlich bestimmten Werten folgen, also die individuelle Arbeit nur im Durchschnitt anerkannt ist, gleich. Würden die Werte uneinheitlich bestimmt werden, also so wie die individuellen Werte fallen, die Löhne aber ebenso wie im Kapitalismus gleiche Löhne sein, so würden sie dennoch von unterschiedlicher Kaufkraft, also ungleiche Löhne sein, weil die Preise ungleich. Um gleicher Kaufkraft zu sein, müßten die Löhne ungleich sein. Es entstünde ein Geld unterschiedlicher Kaufkraft. In der früheren Warenproduktion, oder einfach Warenproduktion, war man ungleich in Bezug auf die Arbeit (im direkten Sinne), aber gleich in Bezug auf das Geld, das man in Arbeit umsetzte; jetzt, in der “sozialistischen Warenproduktion”, wäre es umgekehrt: In Bezug auf die Arbeit, egal wie unterschiedlich diese, wäre man gleich (man bekäme das gleiche Geld für unterschiedlich erzeugte Warenmenge), in Bezug auf das Geld ungleich (man bekäme unterschiedliche Warenmenge für die gleiche eingesetzte Geldsumme).
Die Kritik des Kommunismus durch das Geld (die Arbeiter) ließe wohl nicht lange auf sich warten. Das Geld würde sich logischerweise seiner höchsten relativen (Kauf)Kraft zuwenden, d.h. den Waren (gleicher Art) mit den niedrigsten Preisen zuwenden, und zwar jedes Geld, auch das, das die niedrigste Produktivität, d.h. die größten individuellen Werte gleichermaßen mit Mengen Geldes anerkannt hätte wie die Arbeit mit der höchsten Produktivkraft, also den niedrigsten individuellen Werten (Preisen). In einer direkten Anerkennung der Arbeitszeit, und diese zum Preis erhoben, würden zwar alle Arbeitenden auf die Arbeitszeit gerechnet das selbe Geld verdienen, aber auf das produzierte Produkt gerechnet Geld ungleicher Kaufkraft.
Würde man also anfangen, das Arbeitsentgelt wieder auf die Arbeit, die Menge der erzeugten Produkte zu beziehen – oder damit den Lohn auf die Betriebe zu beziehen, und das Ganze mit dem Etikett des Prinzips der materiellen Interessiertheit zu versehen -, so würde sich die Wertform – als die durchschnittlich bestimmte Arbeitszeit – von selbst wieder herstellen. Durch was kann das aber begründet sein? Es ist nicht mehr durch Arbeit zu rechtfertigen – die Arbeit ist ja keine private mehr, aber durch Eigentum, allerdings privates oder allgemein genossenschaftlich-privates. Und das haben wir auch nicht mehr.
Oder wir hätten es – in der Konsequenz – wieder, denn die Forderung nach gesellschaftlich bestimmten Werten und Preisen ist gleichzusetzen einer Restauration des bürgerlichen Eigentums; sie ist eine konterrevolutionäre Forderung, die maximal nur dann nicht ihren Geist aus der Flasche ließe, wenn wir es noch mit einem Kommunismus zu tun hätten, der ganz an seinem Anfang stünde: er wäre schon politisch gegeben, als politische Macht über die Gesellschaft, die aber ökonomisch noch keine Revolution bewirkt hätte. Dann ist man noch nicht konterrevolutionär (in dieser Forderung), weil man noch gar nicht revolutionär geworden! Wie lange will man aber einen solch halbrevolutionären Status der Gesellschaft aufrechterhalten?
In der warenökonomischen Theorie des Sozialismus meint man immer, weil die Waren gleicher Art selbe Preise haben, sei doch die Arbeitszeit noch immer wertbestimmt, also nicht nach individuellen Werten bestimmt. Aber das interessiert in diesem Fall gar nicht, weil die Arbeiter für ungleiche Arbeitsergebnisse gleichen Lohn gezahlt bekommen. Die Antwort nach dem Wert beantwortet nicht die Frage nach dem Lohn.
Vom gemeinschaftlichen Eigentum her ist es so, dass die Arbeit, so unterschiedlich sie bestimmt ist, gleichermaßen anerkannt werden muß, aber ebenso ist es ein Ausdruck der Gerechtigkeit (oder des gemeinschaftlichen Eigentums), dass sich die Gleichheit beim Kauf, bei der Anwendung des Geldes in Bezug auf die Waren fortsetzt. D.h. die Preise der Waren müssen gleich sein, damit das verdiente Geld die gleiche Kaufkraft hat. Der gemeinschaftliche Arbeiter muß von der Arbeit her und von der Aneignung her gleichgestellt sein. Gleicher Lohn für gleiche Arbeitszeit, aber ungleichen – objektiven – Arbeitsertrag, und gleiche Warenpreise (gleiche Kaufkraft) für den gleichen Lohn.
Vom gleichen Preis her betrachtet scheint es, es würde im Sozialismus noch immer der Wert, die durchschnittliche Arbeitszeit anerkannt, aber in Wirklichkeit, vom realen Arbeiter her betrachtet, wird seine Arbeitszeit nach einem ganz anderen Prinzip anerkannt – direkter Zeit; hinter dem Preis im Sozialismus steht also kein anzuerkennendes Subjekt, der Preis, wollte er Wertpreis sein, steht für kein Subjekt, dem er etwas bestimmt (außer, man erfindet ein solches[66]), während hinter dem anzuerkennenden Subjekt kein Preis steht. So ist die Lage im realen Sozialismus! Das ist Übergang des Sozialismus zum Kommunismus bzw. zeigt den “Sozialismus” im Übergang zum Kommunismus befindlich. Und nur, wer keinen Kommunismus will, runzelt die Stirn und … “versteht nix”.
Aber nun gibt es doch im Sozialismus unterschiedlichen Lohn…
Ja, aber nicht von der Arbeitszeit her, da ist Stunde gleich Stunde. Im Kommunismus muß/kann Stunde gleich Stunde sein, weil ihnen ja nicht mehr ein besonderer Arbeitsertrag zugeordnet ist. So dass alle ökonomischen Reformen, die für den Kommunismus (übrigens bis heute und von “Kommunisten”!) angedacht werden, mit einer Wiederbelebung der Lohnbindung an besondere (betriebliche) Arbeitserträge verbunden sind.[67]
Es ist ein großer Irrtum, dass unterschiedlicher Lohn im Sozialismus/Kommunismus von der Arbeit her bestimmt ist. Weil im Lohn eh schon ein Unterschied bestimmt ist, machte es also keinen Harm, gleich noch einen neuen Grund hinzuzufügen. Es ist ein Trugschluß (worin immer noch die bürgerliche Mystifikation fortlebt, man bekomme im Lohn seine Arbeit bezahlt (und nicht den Wert der Arbeitskraft)): Weil Arbeiter/Arbeitende unterschiedliche Arbeit leisten, bekommen sie mehr oder weniger Lohn. Stimmt das überhaupt? Marx-Leser! Weil der Lohn überhaupt nichts mit Arbeit zu tun hat, hat auch sein Unterschied im Kapitalismus nichts mit der Arbeit zu tun. Lohn ist nicht Bezahlung der Arbeit.
Im Kapitalismus handelt es sich beim Lohnunterschied um verschiedene Bildungskosten der Arbeit; es gibt inhaltlich, vom Verhältnis her gesehen, nur einen Wert der Ware Arbeitskraft, aber es gibt wegen des Unterschieds der Kosten in der Heranbildung von unterschiedlich qualifizierten Arbeitskräften natürlich diesen Wert zu unterschiedlichen Wertgrößen; es gibt einen Wert der Arbeitskraft, aber viele Wertgrößen der Arbeitskraft – wenn sie unterschiedlich qualifiziert sind (nicht aber, wenn gleichqualifiziert; da gibt es nach Möglichkeit keinen Unterschied oder nur den niedrigst möglichen Lohnunterschied). Das muß historisch bedacht werden.
Im Kommunismus eignet der Arbeiter wieder die Arbeit an – er ist kein Proletarier/Lohnarbeiter mehr, aber nicht auf unterschiedliche Weise an (von Betrieb zu Betrieb verschieden). Deshalb ist der Unterschied im Lohn im Kommunismus auch nicht durch Unterschiede in der Arbeit bestimmt, sondern ist ein Relikt aus dem Unterschied in der Größe eines Wertes der Arbeitskraft, dem noch Referenz erwiesen werden muß; er drückte im Kapitalismus unterschiedliche Bildungskosten der Arbeitskraft aus, im Kommunismus aber drückt der Lohnunterschied quantitativ nur das aus, was der Lohn an sich qualitativ ist: Anteil an der Arbeit. Dieser Anteil wird unterschiedlich hoch ausfallen, ist ihm historisch eine unterschiedliche Wertgröße der Ware Arbeitskraft vorausgesetzt. Diese Lohn-Form ist nicht sofort überwindbar, wenn auch der Inhalt sofort. Bestimmt wird der Lohn 1. als Anteil an der Arbeit, 2. immer als Anteil an der Gesamtarbeit – für jeden Lohn, für jeden seiner Unterschiede. Das Gleichheitsprinzip des Lohnes im Kommunismus bezieht sich auf das Eigentum; es ist durch das Eigentumsverhältnis von der Person (oder auch von der besonderen Arbeit) weg auf die Gesellschaft (oder auch auf die allgemeine Arbeit) delegiert.
Obwohl in einer ersten Phase des Kommunismus die Arbeitszeit ein Maß für den individuellen Anteil an der Arbeit ist[68], handelt es sich nicht um die Wertform der Arbeitszeit-Bestimmung, sondern es handelt sich um die direkte Arbeitszeit, von der zwar auch die Wertform der Zeit lebt, aber die sie nicht direkt sein kann, und 2. kann auch die direkte Arbeitszeit nicht in eine Wertform der Zeit umgewandelt werden (wegen der Ungleichsetzung der Kaufkraft des Geldes). Der Lohn wird auf Basis der direkten (individuell) notwendigen Arbeitszeit bestimmt und ist bereits gesellschaftlich (über den Lohn) anerkannt, so dass Preise nicht erst ihre gesellschaftliche Anerkennung bedeuten können. Die Preise im Sozialismus bedeuten daher überhaupt keine Zeit mehr, sie sind nicht Ausdrücke von irgendwie durch irgendwen bestimmter Arbeitszeit. (Was für die Preise gesagt, ist nur für das Geld gesagt.)
So erlebt die Bestimmung der Arbeitszeit im Sozialismus eine historische Fortsetzung, sie kann zwar als eine Fortsetzung des bürgerlichen ökonomischen Prinzips deklariert werden, aber nicht als eine Fortsetzung der Wertform der Waren, als eine Fortsetzung der Warenproduktion im Sozialismus. Sie muß deshalb direkte Anerkennung der Arbeitszeit sein, weil mit der Vergesellschaftung des Eigentums an der Arbeit das private Eigentum an der konkrete Seite der Arbeit endet; d.h. sie ist Anerkennung der Arbeitszeit, ohne dass privates Eigentum an der Arbeit respektiert sein muß. Zeit kann unter dieser Bedingung nur abstrakt (a priori allgemein) bestimmt werden, nicht „eigentümlich“.
V. Geschichtliches Fazit |
Die Wertform – als das Verhältnis zweier Waren – drückt gesellschaftlich nichts als den Gegensatz von privatem Eigentum an der Arbeit und gesellschaftlichem Charakter der Arbeit aus. D.h. indem die Wertform den Wert ausdrückt, drückt sie ihren Gegensatz zum konkreten Charakter der Arbeit aus. Das ist zu erkennen – und zu bestätigen; sonst hat alles historische Lehren der Ökonomie seinen Sinn verfehlt: Widersprüche, wenn es diese gibt, auch wahrzunehmen, deren Gegensätzlichwerden, wenn dieser Zustand eintritt, auszusprechen.
Für die Ware selbst gilt: Sie ist als Doppeltes Eigentum für mich (den, der sie produziert hat), und Produkt für andere; einmal Wert, einmal Gebrauchswert. Mehr Unterschied enthält die Ökonomie auch nicht, in diesem muss sie zum Gegensatz kommen. Aber um dies zunächst und gesellschaftlich als Unterschied, Verdoppelung in der Aneignung zu setzen, bedarf der Wert (!) der Ware einer doppelten Darstellung; um ihn (!) darzustellen, bedarf es einer zweiten Ware; es ist deshalb witzlos, in der zweiten Ware den anderen Gebrauchswert zu erkennen, der nun der eigenen Konsumtion dient, nachdem man in der eigenen Ware, die man weggegeben, einen anderen Konsumenten bedient hatte. Wertform der Ware ist nur für den Wert da, sonst für nichts, sie ist nicht etwa eine Notwendigkeit des Gebrauchswertes, damit dieser gesellschaftlich (durch andere) angeeignet werden kann. Den Gebrauchswert gesellschaftlich anzueignen, bedarf es keiner anderen Form als des Gebrauchswertes selbst. Um den Gebrauchswert seiner selbst willen zu haben, bedarf es seiner nicht in einer verfremdeten Form.
Betrachtet man die Wertform im Gesamtverlauf ihrer Geschichte, so macht sie nichts weiter durch als eine Geschichte des Eigentumsverhaltens zur Arbeit; Wechsel hier sind Wechsel dort. Die Geschichte der Wertform ist die Geschichte des bürgerlichen Eigentums, das vor 10 000 Jahren mit Ausbrüchen aus der gemeinschaftlichen Aneignung begonnen hat, und in unserer Zeit mit der Kapitalisierung der Wertform/des Eigentums endet. Wir erleben in unserer Zeit das Ende der bürgerlichen Geschichte – die eben älter ist als deren kapitalistische Form; sie ist vielmehr so alt wie die Wertform (wenn auch zunächst nicht gesellschaftlich dominant). Dass sie aber endet, hat mit einem Wandel in der Arbeit selbst, der Dominanz entweder der einen oder der anderen ihrer beiden Seiten zu tun, dem sich das Verhältnis zur Arbeit nur anpasst. D.h. früher oder später kommt der Punkt, wo es nicht mehr um Eigentum geht, wo es auch nicht einer besonderen Form mehr bedarf, Eigentum zu markieren. Wo die Form, Arbeit als Eigentum zu markieren, schlechthin falsch wird: Die Zeit wird auf ein Produkt bezogen, das sich gesellschaftlicher Arbeit, der Arbeit aller verdankt; dann wird die Wertform falsch – gesellschaftlich falsch, und wenn sie gesellschaftlich noch so lange verteidigt würde …
Die Wertform “stimmt” nur am Anfang der Geschichte der Warenproduktion. Dann ist sie auch genau in quantitativer Hinsicht. Nur dann, wenn die Arbeit keinen großen Unterschieden ihrer verschiedenen Seiten unterliegt, keiner nennenswerten Bewegung ihrer produktiven Faktoren – quasi nur erst leibliche Arbeit ist -, kann sie Arbeitszeiten, Produktmengen, Geldmengen stabil markieren und kann man mit Werten wie mit wirklicher Arbeit(szeit) rechnen. Dann nämlich liegen individuelle Werte und der gesellschaftliche Wert noch dicht beieinander, dann sind sie nahezu deckungsgleich. Wirft die Arbeit allerdings ihre Verhältnisse ständig um, wird alles mehr oder weniger ein Vabanquespiel. Die Gesellschaft jagt der Exaktheit nur noch hinterher (wir haben nicht einmal alles aufgezählt, was es da so gibt). Die Wertform wird “ungenau”, das ist ihr historisches Schicksal. (Nicht wahr, die Werttheorie verkrampft doch in sich, wenn sie auch noch den Mehrwert gleichzusetzen hat?[69]) Die Preise “verschwimmen”. Hier lösen sich die Preise vom Wert (wie er soeben mühevoll verstanden worden), d.h. sie werden – von Marx so genannt – Produktionspreise (Preise, die nicht nur dem Eigentum gerecht werden, sondern in denen die Produktion gerecht bedient wird), sie müssen sich als diese von den Wertpreisen lösen, nicht, um den gleichen Wert, sondern den gleichen Mehrwert unter Bedingung ungleicher organischer Zusammensetzung der Arbeit zu garantieren. Dort tanzt das Geld – durch immer neue Menge – den Preisen auf der Nase herum (was noch immer unverstanden ist, ich meine die permanente kapitalistische Inflation). Was natürlich heißt (jedenfalls ist das hier gesagt), dass sich die relativen Wertformen schwer tun äquivalente Wertform zu werden. Man kann auch sagen, dass sie es sich leicht machen (den gordischen Knoten einfach durchschlagen), sie “gehen ineinander über”. Kapital heißt, dass Geld in die Ware ein-, und Geld wieder aus der Ware hervorgeht. Das gibt den Waren einen anderen Charakter. Die Waren haben von vornherein nicht die Form von Waren, sondern von besonderen Formen des Geldes (allgemeinen Wertes). Bei einer permanenten Inflation muß der Gegensatz von relativer und äquivalenter Wertform in eine ineinander übergreifende Bewegung aufgehen, weil die Geldemission so permanent wird, wie das Wachstum der Produktion permanent ist. Was ist denn interessant an einer Wertform, die sich in der ständigen Neufestsetzung eines höheren Wertausdrucks verliert? Die kapitalistische Inflation ist ja nichts als die ständige Umwandlung auf besondere Weise emittierten Geldes in allgemeines Geld.Dieser Übergang markiert aber nur entweder die Verabsolutierung des abstrakten Eigentumsgedankens auf die Arbeit – alles, was Gebrauchswert ist, alles, was gegenständlich ist, ist unmittelbar von Wert, Wertform, der Wert wird absolut -, oder signalisiert den beginnenden Abschied vom Wert, die eigentliche “Revolution” in der Arbeit, d.h. dieser Übergang markiert entweder den Kapitalismus oder den Kommunismus. Dass von der Warenform der Produktion abgegangen wird, heißt ja nur, dass zur Gebrauchswertform der Produktion übergegangen wird. Und siehe da: Den Gebrauchswert gibt es schon, gibt es immer schon. Die Produktion des Gebrauchswertes ist nur unter der Wertform versteckt und gilt nur deshalb nicht als gesellschaftlicher Sinn der Produktion, weil dieser Sinn auf den Wert konzentriert ist und der Wert den Platz des Gebrauchswertes eingenommen hat. Das kann nur aufgehoben werden durch Umkehrung im Verhältnis. Deshalb sind die Formen, die sich zu guter Letzt in der Warenproduktion herausbilden, nicht schlechthin Abweichungen/Über- oder Untertreibungen von der originären Warenproduktion, sondern sie deuten zugleich das Erliegen der Warenproduktion vor der Kraft der anderen Form der Ökonomie an; denn nur zwei Formen gibt es in der Ökonomie – abstrakte und konkrete, daher kann es geschichtlich nur die Umwandlung der einen in die andere Ökonomie geben.
Die Kritik der Wertform durch Kritik an derselben ist nur die eine Seite der Kritik, ihre Ersetzung durch eine andere Form die zweite Seite. Rein faktisch kann das nur der Gebrauchswert sein. In dem Maße also, wie Verhältnisse zum Gebrauchswert aufgebaut werden, ist die Wertform kritisiert. Darunter fallen alle Formen, in denen die Wertform selbst diesen Übergang zum Gebrauchswert andeutet – die kapitalistische Entwertung und die kommunistische Erstarrung.
Zu guter Letzt, im Kommunismus, kommt nämlich heraus, dass nur noch das Arbeitsprodukt, die Menge der erzeugten Güter in der Preis- und Geldmenge erscheint, und die ständige Gleichsetzung des Geldes interessiert nicht mehr (d.h. die inflationäre Emission des Geldes ist nicht gegeben). Der Arbeitsertrag hat entweder die Form des Geldes, und die Ware ist nur Hilfsform des Geldes = Kapitalismus, oder die Form des Gebrauchswertes, und das Geld ist nur Hilfsform des Gebrauchswertes = Kommunismus. Ein letzter Kommunismus wird sich nur von dem Hilfsmittel, das den Gebrauchswert in den Sattel (seinen Rang) gehoben, verabschieden. Wie soll es auch anders sein.
Die Warenproduktion soll ja nicht aufgehoben werden, weil die gesellschaftliche Arbeitsteilung aufgehoben werden soll, sondern sie wird aufgehoben, weil die gesellschaftliche Arbeitsteilung von der Wertform befreit werden soll.
Ist das denn notwendig? Ja, im selben Verhältnis wie sie die Verhältnisse weder des Eigentums noch der Arbeit richtig widerspiegelt, wird sie überflüssig – und auch widersprüchlich – und kann sie abgeschafft werden; die Wertform ist nicht falsch (unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen ist sie die einzig mögliche ökonomische Form), sie wird falsch. Die Befreiung des Arbeitsprodukts von der Wertform heißt aber nichts, als dass das Produkt nur noch als Gebrauchswert erscheint. Der Gebrauchswert als solcher enthält alle Informationen in sich, die die Gesellschaft braucht, während der Wert eine Information ist, die nur noch für den Arbeitsprozess gebraucht wird. Arbeits-Wert (direkter, genauer Wert) löst Eigentums-Wert (indirekten, ungenauen Wert) ab.
So, wie man in der Warenökonomie nur zu begreifen hatte, dass man im Gebrauchswert nichts als den Wert aneignet, so hat man im Kommunismus nur zu begreifen, dass man im Geld nichts als den Gebrauchswert aneignet.[70] Man gibt a) Gebrauchswert weg und erwirbt Geld – diese Bewegung kann maßlos sein; oder nimmt b) Geld und erwirbt Güter – und diese Bewegung ist begrenzt. Maßlos Güter braucht man nicht. D.h. die Maßlosigkeit oder Begrenztheit der Motivation des Erwerbs ist in den Medien, die man erwirbt, vorausgesetzt. Das eine Medium ist abstrakt, also unbegrenztem Erwerb ausgesetzt, das andere konkret, also begrenztem. Worauf das Interesse gerichtet, ist der Trieb.
Gibt es also Formen, von denen man eindeutig sagen kann, dass der Wert geschichtlich durch den Gebrauchswert abgelöst worden ist? Ja, das ist 1. die ganz klare Form, dass tatsächlich nur noch der Gebrauchswert gesellschaftlich weitergeleitet wird, also die klar dem Wert gegenüberstehende Form gesellschaftlich gilt. Das ist also der Gebrauchswert als solcher, frank und frei vom Wertgehabe. Das Verständnis der Ablösung der einen durch die andere Produktionsweise, der Wert- durch die Gebrauchwertökonomie, ist im Gegensatz von Wert und Gebrauchswert, dass der Wert verschwunden und der Gebrauchswert geblieben, immer am klarsten gegeben. (Und so hat man sich den Wechsel vom Kapitalismus zum Kommunismus auch immer vorgestellt; man verstand schon die radikale Form, die der Aufhebung, aber noch nicht die relative Form, die des Übergangs zur Aufhebung). Also wenn das Geld gänzlich verschwunden, dann begreift auch der letzte, dass wir nicht mehr in einer Warenökonomie leben. Aber es gibt Übergangsformen, in denen sich dieser klare Gegensatz relativ andeutet. Das ist 1. eine in den Kapitalismus fallende Form, und das ist 2. eine erst in den Kommunismus fallende Übergangsform. Übergang heißt, dass immer der Gebrauchswert gegenüber dem Wert hervortritt, dominant wird. Aber in einer auf dem Privateigentum beruhenden Produktionsweise kann der Gebrauchswert immer nur in der Form hervortreten, die er in dieser spielt, also in der, Gebrauchswert für den Wert zu sein.[71] Die Form für den Wert, die in der Wertform immer nur besondere Form, besondere Ware ist (Ware in der äquivalenten Stellung), kann also nur entwickeln, indem sie zur Form aller Waren entwickelt. Alle Waren sind Geld. Je mehr Waren, desto mehr Geld – ist der Übergang auch der Waren zum Geld.[72] Und das ist die Aufhebung der Wertform in der Wertform selbst (oder die im Privateigentum mögliche Form der Aufhebung des Privateigentums: Ein und dasselbe Privateigentum). D.h. die Warenproduktion hebt sich innerhalb der Warenproduktion nur auf, indem ihr Sinn verallgemeinert, und der kann nur in Bezug auf alle Waren gesetzt sein; sie müssen einheitlich als Geld gelten. Im Kapitalismus ist die Geldproduktion verallgemeinert, Geld zu produzieren, ist Sinn des Kapitals, was endlich darin erscheint, dass er Sinn der Produktion von Waren ist. Als Ware geschieht das nur auf eine besondere Weise. Was jetzt als Gleichsetzung – denn Gleichsetzung/Austauschbarkeit ist verlangt – übrig bleibt, ist die Gleichsetzung der Mengen, in denen einzelne Waren entwickeln – deshalb die Inflation, die ja, betrachtet man sie ausgehend von ihren besonderen Produktionsstätten, nichts als ein Mengenausgleich des Geldes ist (dargestellt über die Preise), nichts als ihre Reduktion auf eine allgemeine Produktionsstätte ist; wie schon beim Gold als Geld, wenn billiges Gold, Gold geringeren Wertes, auf teueres Gold, Gold höheren Wertes trifft. Dann trifft größere (!) Goldmenge auf kleinere Goldmenge, größere Menge geringeren Wertes auf kleinere Menge höheren Wertes. (Früher produziertes Geld, vergangenes Geld, nimmt die Form gegenwärtig produzierten Geldes, entstehenden Geldes, an.) Und Wertausgleich heißt dann, dass die werthöhere, aber kleinere Menge die Form der wertgeringeren, aber größeren Menge annimmt, d.h. sie nimmt, vermittelt über die Form/Preise der Waren – oder des besonderen Geldes – , die Form der größeren Menge oder des allgemeinen Geldes an. Der Bestimmung zum Wert entsprechend nehmen sie die Form einer durchschnittlichen Menge an, was im Kapitalismus nichts heißt als Form der durchschnittlichen Verwertung an. D.h. alles Geld (alle Waren) vergleichen als Mehrwerte; Mehrwert ist das Maß der Preise (Produktionspreise). Dieser Ausgleich allen besonderen Geldes zu einem allgemeinen Geld muß sein, weil in einer privaten Warenproduktion Geld immer im Verhältnis zu allen Waren ausgegeben wird. D.h. es wandert von Individuum zu Individuum. Die gesellschaftliche Regulierung läuft über alle Individuen (im Kommunismus nur noch über ein „Individuum“, das gemeinschaftliche).
Und im Kommunismus ist der Übergang zum Gebrauchswert erfolgt, und bezogen auf das Geld (solange es – um Leistung zu quantifizieren – gilt) heißt das, dass Geld Geld nicht (!) gegenübertritt; die Emission des Geldes nimmt die Gesellschaft/der Staat vor und sie ist warengebunden, Geld initiiert Waren, und wenn diese realisiert sind, wird das Geld wieder vom Staat eingezogen. D.h. das Geld im Kommunismus gibt Waren aus, es spielt keine selbstständige Rolle. Es gibt im Kommunismus kein umlaufendes Geld! Daher gibt es auch keine Relativbewegungen des Geldes, d.h. Überschuss an Geld hier und Unterschuss an Geld dort, auf die Waren reagieren – es kann keine Inflation geben. Die Betriebe verbrauchen nur, aber sie kaufen und verkaufen nicht, nie entsteht ein Besitz des Geldes bei den Betrieben/Produzenten. Besitzer ist und bleibt der “Staat”, die Allgemeinheit.
Am Ende (der Wertform, nicht der Arbeit) steht nur noch das Produkt. Ware wird Geld, aber Geld wie … Zettel, der zum Kauf von Gütern berechtigt. Es bleibt entweder das Geld in seiner alten Bedeutung – aber absolut (Ware = Geld), oder es kommt das Geld in seiner neuen Bedeutung – aber relativ (Geld = Ware, aber Ware wie Gebrauchswert).
Betrachtet man die letzte Form genau, ist es bereits die, in der der Lohnarbeiter sein Geld im Kapitalismus, der letzten Entwicklung der Warenproduktion anwendet; d.h. diese ist an einen Gegensatz in der Anwendung des Geldes nach Klassen (!) geraten (im Kommunismus dann entfaltet er sich nur, indem sich der des Sinns des Arbeiters zum allgemein gesellschaftlichen erhebt, d.h. auch Sinn der Produktion (!) wird). Ihm öffnet Geld den Zugang zu Waren. Der Kapitalismus ist janusköpfig, doppeltgesellschaftlich vom Ansatz her. Mit dem eigentlichen Gelderwerb durch Verkauf von Waren, also dem gesellschaftlichen Gebaren des kapitalistischen Wareneigentümers und -verkäufers, hat der Lohnarbeiter, der Lohn wie er ihn anwendet, nichts mehr zu tun. Die kapitalistische ist abgehobene Distributionssphäre für den Arbeiter, in seine Verhältnisse sind die der Warenökonomie nur noch übertragen! Also ist bei ihm die Ware “Ware” geworden, d.h. das Pseudo einer Ware. Und Geld wird – im Kommunismus – eine die Aneignung von Gebrauchswerten eingrenzende Vor-Verteilungsform, die durch an die reale Produktion angelehntes Wachstum die Menschen daran gewöhnt, einen Bedarf an Gebrauchsgütern zu erkennen.
Es gibt in letzter Konsequenz im Kommunismus nur soviel Geld, als man Bedürfnisse hat; Geld ist nicht Selbstzweck. Ergibt sich ein Wachstum in Bedürfnissen, ergibt sich ein Wachstum in Produktion (bzw. Produktion kann auch Bedürfnisse anregen, wecken) – und dann auch in Geld. Für gehortetes Geld gibt es nichts zu kaufen. Geldschatzung, wenn nicht durch Erwerb von Gebrauchswerten bedingt, stellt einen Gegensatz zu einer kommunistischen Gesellschaft dar (weil in gehortetem Geld immer die Tendenz lauert, sich der Arbeit zu entfremden). Mit Mengen Geldes werden Mengen Bedürfnisse gesteuert. So maßvoll wie mit dem Produktionsgut, muß man lernen mit dem Geld umzugehen; nicht umgekehrt. (Das Unmaß des Gelderwerbs tut es ja nicht, Bedürfnisse überhaupt erkennen zu können.[73]) Das ist der Sinn der Umkehrung der beiden großen menschlichen Produktionsweisen, das ist der Wechsel von der hohen Zeit der bloßen von jeder Qualität abstrahierenden quantitativen Arbeit zur hohen Zeit der wirklichen Qualität der Arbeit.
Am Schluß zeigt sich die Warenproduktion/die Wertform als ein … notwendiger “Irrtum”. Notwendig heißt, dass er nicht zu umgehen war – eine jede Gesellschaft muss sich erst quantitativ organisieren, bevor qualitativ. Und Irrtum heißt, dass die menschliche Gesellschaft nicht bei ihm verharren sollte. Sie muß sich, um Gesellschaft zu sein, vom Eigentum verabschieden, denn in der letzten ihrer geschichtlichen Entwicklungen kennt das Eigentum nur noch wenige Subjekte, die gewaltige Mehrheit der Menschen steht dem Eigentum konträr gegenüber. Und Arbeiter/Arbeitende erkennt das Eigentum nur an wie es Arbeitende braucht; die aber werden immer weniger in dem Maße wie deren Arbeit produktiver wird. Zu guter Letzt verschwindet die Wertform, weil mit ihr nichts mehr über den Wert gesagt ist.
Berlin, September 2006 – Februar 2007
PS: Wer auch immer sich mit der Wertform befasst, muß sich nicht nur mit den Einfachheiten der Wertform befassen, sondern auch deren “Schwierigkeiten”. Er mag noch so überzeugt vom Wert sein, ist er ehrlich, so muß er früher oder später zugeben, dass die Schwierigkeiten bereits durch eine Veränderung der Gesellschaft im Großen bedingt sind, und wird – auch früher oder später – den Gedanken, wie sie hier dargelegt sind, seine Referenz bezeugen. “Das begreifende Denken”, sagte einst Marx, “kann nur Dasselbe sein.”
FUSSNOTEN
- Wolfgang Hoss: Zum Beitrag von Kurt Gossweiler “Bemerkungen zur Diskussion über die politische Ökonomie des Sozialismus – insbesondere zu den Beiträgen von Hermann Jacobs”; in: offen-siv März-April 2007; hier: auszugsweiser Vorabdruck.
- Cliff, Tony, Staatskapitalismus in Rußland, S.204, Frankfurt am Main 1975
- Obwohl das nie in dieser Form – Wert – ausgesprochen wird; da heißt es eher: “… dreht sich alles um das Geld”. Aber Geld, und das kann nur die ökonomische Theorie wissen und lehren, ist die Erscheinungsform des Wertes. Wir sagen also das Selbe, wenn wir Wert sagen – eine Stufe tiefer in der Erkenntnis dessen, was wir meinen.
- Der Laie wundert sich vielleicht überhaupt, warum eine so einfache Formel (1 A = 2 B) den Schlüssel zum Verständnis einer Produktionsweise bzw. eines ganzen historischen Abschnitts in der Geschichte der Menschheit bilden soll. Aber warum soll die Natur kompliziert sein? Nur Götter sind kompliziert. Was der Mensch sich ausdenkt, ist voller Rätsel.
- Und wenn wir die heutigen Schwierigkeiten mit der Übernahme des Wertbegriffs in die Ökonomie der bürgerlichen Gesellschaft erleben, so ist es wieder der Grund der Arbeit: Arbeit wird in ihr von Lohnarbeitern geleistet, und die werden aus der Wertform ausgeschlossen. Ihnen fehlt das private Element in ihrem Verhältnis zur Arbeit; sie müssen nicht Waren verkaufen, auf die sie sich zuvor als Eigentümer beziehen. Wo der Warenproduktion Sklaven- bzw. Lohnarbeit zu Grunde liegt, steht sie für etwas, was sie nicht ist: Arbeit als Arbeiter. Wo die Warenproduktion massenhaft, stehen nicht die ihr eigenen Arbeiter – Warenproduzenten -, sondern Sklaven des Leibes und Sklaven des Lohnes zur Debatte. Mit anderen Worten: Warenproduktion kann der Ausdruck einer nicht arbeitenden Klasse werden, einer Klasse reiner Eigentümer.
- Wer erinnert sich hier nicht an den Beginn des Kapitalismus in den USA mit Hilfe der Sklaverei in ihrer ursprünglichen Form, der Verschleppung von Millionen Arbeitskräften aus Afrika nach Amerika, so die Kapitalisierung Amerikas sichernd. Oder, geschichtlich näherliegend, die Überführung russischer Bauern/Arbeiter in gebundene industrielle Arbeitsplätze zu Beginn der Sowjetzeit in Russland. Das alles ist antike Methodik, Fortschritt gesellschaftlich durchzupeitschen. Makaber, aber es entscheiden nicht die Individuen über die Gesellschaft, sondern die Gesellschaft über die Individuen – und in Notzeiten besonders krass. In Notzeiten wird das Normale über Gewalt durchgesetzt. Jedenfalls bedurfte es, als es zur Aufhebung der erzwungenen industriellen Arbeit in der Sowjetunion kam, nicht des Mittels des Bürgerkrieges. Was ein Beschluss einführte, wurde durch einen Beschluss beendet, was man auch eine Selbstreinigung der Gesellschaft durch die Gesellschaft nennen kann.
- Hier sehen wir denn auch, dass ein ökonomisches Prinzip verfremden kann. Verfremdung heißt, dass es als eines der Arbeit beginnt, und als eines bloßen Eigentums an der Arbeit endet. Die Arbeit setzt sich fort, das Verhältnis nicht, es erscheint in fremder Hand. Warum?
- Der Kapitalismus auch? Ja, natürlich; der Klassenkampf innerhalb der kapitalistischen Klasse dient zu nichts als dem Sieg des einen über den anderen Kapitalisten/Privateigentümer, bis ein „letzter Sieger“ übrig bleibt – wenn dieser Gang der Geschichte nicht von der abseits stehenden Mehrheit der arbeitenden Menschen brutal abgebrochen würde. Bloß wann, das ist auch eine Frage der Kenntnis in der Sache, ehe es eine Frage rein der Vernunft und des Willens werden kann.
- Bedenkt man, dass die Warenproduktion erst mit dem Kapitalismus “allgemeine Produktionsweise wird” (Marx), also gerade mal seit 200 Jahren als solche existiert, und sofort mit diesem Schritt in die Krise und kommunistische Kritik geriet, könnte man auch sagen, dass sie für eine gesellschaftlich entwickelte Form der Menschen nichts taugt. Sie taugt für deren Vorbereitung, nicht deren Struktur. Aber Privateigentümer, Reiche, mögen darüber anders denken. Wir erleben das Phänomen, dass ganz im Widerspruch zu den gesellschaftlich unentwickelten Zuständen der Völker für einzelne Personen dieser Völker Formen des Reichtums geschaffen werden, die unter entwickelten Verhältnissen nie wieder wiederholt werden. Insbesondere Kirchenhäuser strotzen vor Glanz und Reichtum. Warum?
- Während man in anderen, naturalen Produktionsweisen, Korn, Stoffe, Weine usw. häufen mußte, um reich/reicher zu sein als andere – was umfangreicher Lagerhaltung bedurfte -, muß man in der Warenproduktion sich nur des Reichtums in einer abstrakten Form bemächtigen und häufen. Dazu genügt eine Kasse, oder ein Bankkonto.
- Die Austauschbarkeit hat hier einen anderen Inhalt als den, Gebrauchswerte die Hände wechseln zu lassen; Austausch heißt hier (in der Wertform), dass, wohin man auch wechselt, immer auf das Selbe stößt: abstrakte Arbeit. Im engeren Sinne der Wertform heißt Austauschbarkeit dann, zu der Ware auszutauschen, die unmittelbar für die gegenständliche Form der Austauschbarkeit steht, also die Allgemeine Ware. Würde sich die Ware auf ihre Besonderheit als Arbeit beziehen, also auf ihre Form, durch die sie (hier, in unserem Beispiel) Leinewand geworden, würde jede andere Arbeit sagen müssen, nein, das bin ich nicht. Der Mann, der um eine Frau wirbt, sagt ja auch nicht, dass er Mann ist, sondern sagt, dass er sie liebt – was er aber als Mann sagen muss; d.h. der Mann ist im Bekenntnis vorausgesetzt. Und wenn von der Frau aufgenommen, hat er das Richtige, d.h. das Allgemeine gesagt, was beide, Mann und Frau auszeichnen. Sie stellen beide das „Nämliche“ (Marx) vor – Liebe. Hat man erst einmal verstanden, dass es etwas Gleiches – im Konkreten/Ungleichen – gibt reduziert sich die Schwierigkeit, die Wertform zu verstehen, ganz auf die Erscheinungsform des Gleichen. (Was dann wohl – in unserem Gleichnis – die Frau meint-)
- Und auch ungenau gegen den wirklichen Aufwand, aber die Ungenauigkeit der gesellschaftlichen Form des Wertes ist natürlich eine Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Form, die zwischen selbstbewußten Individuen erst ausgehandelt werden muß, um eine solche zu sein.
- Manche könnten meinen – und meinen auch -, gleich sein wirkt doch wie gut sein, was soll die ewige Nörgelei. Aber es ist ein Gleichsein für das Privatsein. Es muß automatisch in der Geschichte zu einem Gleichsein für ein Gesellschaftsein(-Wollen) kommen, und klar auch, dass dann der Gebrauchswert (der zwar immer schon “für die Gesellschaft produziert wird, was wollt Ihr denn?”) eine andere Bedeutung erlangt. Das Interesse am Wert/Arbeitsaufwand hört damit ja nicht gleich auf, aber der Wert verliert natürlich seine Bedeutung als gesellschaftliches Verhältnis. Arbeiten muß man in jeder Gesellschaft, das scheint wie: Jede Gesellschaft ist jede Gesellschaft, aber das ist ein Irrtum, betrachtet man, dass zu verschiedenen Seiten der Arbeit unterschiedlich gesellschaftliche Verhältnisse aufgebaut werden können. Und das ist der springende Punkt, warum uns der Wert z.B. nicht so wichtig ist, jedenfalls nicht wichtiger als der Gebrauchswert; es kann auch mal umgekehrt gedacht werden: der Gebrauchswert ist uns wichtig, und der Wert … nur (!) notwendig.
- Auf diesem Hickhack von „schlechter“ und „besser“ als die Gesellschaft/das Allgemeine beruhen die Kämpfe, die unsere Geschichte so auszeichnen. Der Schlechtere als die allgemeine Gesellschaft will sein Verhältnis zur Individualität der Arbeit immer aufheben und es durch das allgemeine Verhältnis ersetzen – er neigt tendenziell dem kommunistischen Gedanken zu -, der andere, der besser Individuelle als Gesellschaftliche, will nichts „von seiner Leistung, oder Vorsprung vor den anderen“ aufgeben, d.h. sich durch Bindung an Alle verschlechtern; er verteidigt dann das „Privateigentum“ gegen die Gesellschaft. Der Kampf wird dadurch entschieden, dass sich – in jeweiliger Geschichte, die dadurch eine besondere wird – eine Mehrheit ergibt: von Reicheren gegen Ärmere, oder, umgekehrt: von Armen gegen Reiche. Durch Mehrheiten wird Geschichte eindeutig, ansonsten bleibt sie umkämpft, „uneindeutig“. Und man weiß nicht, wohin sie gehen wird. In solchen Fällen wird dann viel mit Ideologie gearbeitet. Ideologie ersetzt Bewegung. Ideologische Zeiten in der Geschichte sind entweder stagnierende Zeiten oder Zeiten noch nicht begriffener Bewegung.
- Zwar nähme das den beiden “Objekten” ihre Unverkennbarkeit, obwohl das in manchen Fällen – Männlichkeit näher betrachtet – nicht schlecht wäre; es soll ja Frauen geben, die bessere Männer abgäben. Im Allgemeinen haben Männer aber ihre eigenen Attribute und könnte Männlichkeit am Mann gemessen werden. Bei einem doppelten Charakter einer Sache und einer Abstraktion vom Konkreten geht das aber nicht. Leider. Den allgemeinen Mann, den man auch „besitzen“ könnte an Stelle des konkreten, den gibt es ja nicht. Vielleicht als Idee.
- Sobald das einmal verstanden ist, bleibt kein Platz mehr, den Austausch in einer Warenproduktion als einen Tausch dieses Gebrauchswertes gegen jenen zu erklären, also die Warenproduktion als einen reinen Gebrauchswerthandel zu deklarieren. Das ist nicht nur Allerweltserklärung der Warenproduktion – die ein Privateigentum ist (!) -, sondern eine Erklärung die von der Wertform, also der gesellschaftlichen Form der Warenproduktion, ungeniert absieht, die sie gerade nicht erklärt.
- „Aber womit tauscht sich die Ware aus? Mit ihrer eigenen allgemeinen Wertgestalt. Und womit das Gold [Geld]? Mit einer besonderen Gestalt seines Gebrauchswertes“. Marx, Kapital Bd. I, Seite 122/123.
- Was hier Basis für was ist, der Wechsel der Gebrauchswerte Basis/Träger für den Wechsel in der Wertform, oder umgekehrt, der Wechsel der Waren in der Wertform Basis für den Wechsel der Gebrauchswerte, ist auch so eine Quelle für Mißverständnisse resp. Fehldeutungen. Gesellschaftlich gesehen ist der Händewechsel der Gebrauchswerte an die Basis des Wechsels in der Wertform gebunden. Zwar müssen Gebrauchswerte gesellschaftlich gefragt sein, aber der interessierte Konsument muß immer eine vorausgesetzte gesellschaftliche Bedingung erfüllen: Die Wertform bestätigen; bloßer Hunger auf das Brot reicht nicht.
- Es ist ja eine gegenläufige Bewegung, und Gegenläufigkeit kann nicht in einer Ware sichtbar gemacht werden. Der Wert der Ware kann nur sichtbar gemacht werden, wenn ihr eigener Gebrauchswert in der Wertform nichts gilt, er hat also keine gesellschaftliche Bestimmung (im Rahmen der Wertform, er wird nur an die Gesellschaft “abgegeben”), und der Gebrauchswert kann für die Wertform nur sichtbar gemacht werden, wenn sein Wert nichts gilt. Insofern erscheint der Gebrauchswert/die Körperlichkeit der Ware in der relativen Wertstellung nirgendwo in der Wertform (als existiere er nicht für sie (er dient aber als Träger/Zuträger für den Wert)), und dass die Ware in der äquivalenten Wertstellung ihren Wert nicht ausdrückt, sagte Marx bereits. In der Tat sind in der Wertform ein Gebrauchswert (der der Ware A) und ein Wert (der der Ware B) … verschwunden; aber sonst wäre sie nicht Wertform.
- Dagegen sind die Preiswechsel substantieller Natur nie inflationär noch deflationär, sie sind steigende Wertgrößen oder sinkende Wertgrößen, d.h. sind Arbeit sinkender Produktivität oder Arbeit steigender Produktivität.
- Umgekehrt – bei der Ware – hieße steigender Preis, dass deren Wert zunähme, die Produktivkraft dieser Arbeit also sänke.
- Umgekehrt, bei der Ware, hieße sinkender Preis, dass deren Wert sänke, weil die Produktivkraft ihrer Arbeit stiege. Wir haben hier den Nachweis, dass die Waren bei veränderter Produktivkraft die Bewegungen der Wertgrößen ausdrücken (also die abstrakte Seite der Arbeit) – und dem Geld gegenüber, und das Geld bei der gleichen Bedingung die Bewegungen der Arbeitserträge zur Geltung bringen (also die konkrete Seite der Arbeit) – und den Waren gegenüber.
- Denn dann würden ja in der Krise die Preise der Waren entweder sinken oder doch gleich bleiben – aber dazu müßten Geldmengen im Maße des Rückgangs an Waren aus dem Verkehr gezogen werden; und welcher Geldbesitzer soll denn den Verlust, so einseitig, ertragen? Bei Privateigentum ist das nicht möglich. Also wird ein allgemeiner Verlust daraus gemacht – allgemeine Preissteigerung. Den Kapitalisten ficht das nicht so sehr an, denn er gilt als der Besitzer beider Waren: Waren und Geld. Was er in der einen Form verliert, gewinnt er in der anderen. Verliert er in Geld, das durch ein Zuviel an Menge entwertet, so gewinnt er in Waren, die ja in Geld (Preissteigerung) aufwerten. Das gilt jedenfalls für die Klasse der Kapitalisten, nicht für den Einzelnen, die in jeweils Besitzer von Geld oder Besitzer von Waren aufspalten können und dadurch einseitig Gewinner in Waren oder Verlierer in Geld werden können. Bei der inflationären Form ist der Verlust an Geld allerdings nur relativ, es wird ja kein Geld an sich aus dem Verkehr gezogen. Bei der deflationären Form müßte das der Fall sein. Geldkappungen sind daher spektakuläre Akte in der Geschichte und könnten zu Aufständen in der Gesellschaft führen.
- Zu beachten wäre hier, dass wir zwischen der qualitativen Seite der Arbeit und der qualitativen Seite der Wertform zu unterscheiden haben; die Arbeit hat zwei Seiten – eine qualitative und eine quantitative, und die Wertform auch.
- Es gibt einen “neuesten Fehler” (der sich seit dem Sozialismus in die ökonomische Lehre eingeschlichen hat – aus Gründen der Versöhnung der beiden Produktionsweisen). War der “alte Fehler” (der Fehler von Anfang an), überhaupt den Doppelcharakter der Arbeit, explizit seine abstrakte Seite, sich nicht bewußt zu machen oder einfach zu leugnen, so erfolgt jetzt eine Anerkennung dieses doppelten Charakters, aber in der Form, dass in der Wertform “konkrete Arbeit auf abstrakte reduziert würde”. Das ist aber falsch. Konkrete Arbeit bleibt was sie ist; sie wird auch nicht reduziert, auf irgendwas hingeführt, was sie nicht unmittelbar ist. Sondern die Reduktion, d.h. der gedankliche Schluß geht von der Erkenntnis, dass es im Gleichsetzungsverhältnis von Arbeitsprodukten um Arbeit geht, hin zur Bestimmung dieser Form/Seite der Arbeit. Niemand denkt daran, Verschiedenes auf Gleiches zu reduzieren, sondern Gleiches muß in Verschiedenem entdeckt werden, das Verschiedene ist nur Träger des Gleichen, gleiche Arbeit also immer etwas anderes als verschiedene Arbeit. Könnte man verschiedene Arbeit auf gleiche reduzieren, verschwände der Doppelcharakter der Arbeit, wenn auch nicht in der Voraussetzung, so doch in der Reduktion.
- Wobei die höhere Wertbildung durch komplizierte Arbeit gegenüber einfacher Arbeit auch auf Wertumverteilung beruht. Die “höhere Wertbildung” kann ja nur im Austausch gegen einfache Arbeit geltend gemacht werden. D.h. es müssen bei einem Aufwertungsfaktor von sagen wir 2 zwei Arbeiter einfacher Arbeit gegen einen Arbeiter komplizierter Arbeit tauschen. Der Mehr-Wert der einen Arbeit muß aus den mehr Arbeitern der anderen Arbeit herausgeholt (herübergeholt) werden.
- Die Frage, warum die beiden Wert-Volumen identisch sind (und auch noch automatisch), beantwortet sich so, dass Warenvolumen realisiert werden. Nichtrealisierte Waren zählen nicht. Alle realisierten Waren stellen zugleich das gesellschaftlich gültige Wertvolumen dar. Die Individualform und die Wertform sind zwei Darstellungsformen Desselben, da eine gesellschaftliche Bestimmung auf keiner anderen Warenbasis als der realisierten erfolgt. Da das Ganze dem Realisierten identisch, kann es keine Abweichung nach oben oder nach unten geben, ist es auch mit dem Einzelnen, das sich realisiert, identisch.
- Sie ist zugleich die Theorie, die sich die Geschichte als eine Entwicklung des Ausgangspunktes erklärt; sie beginnt – und endet als ihr Beginn, und zwar durch stete Vervollkommnung der Bedingungen, die ihren Ausgangspunkt hervorgerufen haben. Es wäre irrtümlich, dass am Ende des Privateigentums kein Privateigentum stünde. Am Ende des Privateigentums steht das vollkommenste Privateigentum – und zugleich deren Negation. Das vollkommenste Privateigentum muß das gesellschaftlichste aller Privateigentümer sein- womit es deren Negation ist; es ist nicht mehr ausdrückbar, da ihm kein Gegensatz mehr gegenüber steht.
- Zur Ersetzung der Arbeitstheorie durch eine Geltungstheorie des Wertes gibt es in Deutschland eine aktuelle Diskussion – auf die ich hier nicht näher eingehen kann. Die Wertform gibt aber dem Wert die Form; im Rahmen der Wertform nehmen die Waren eine Geltung an, die sich von der unterscheidet, die sie dem Verhältnis nach haben. So ist dem Verhältnis nach die Ware auf abstrakte Arbeit reduziert – und drückt so ihren Wert aus, aber innerhalb der Wertform gilt die konkrete Arbeit der Ware, zu der ausgetauscht wird, als die Verwirklichungsform der abstrakten Arbeit. D.h. eine konkrete Arbeit gilt unmittelbar als abstrakte Arbeit, in einer konkreten Arbeit fällt der Inhalt, also das, was gemeint ist, was im Tausch der Waren angepeilt ist, mit einer Form zusammen; zu der muss man nicht tauschen, sondern sie muss man haben. Es ist, als könnte ein Ding sein Gegenteil sein.
- Man muss allerdings auch nicht auf den letzten Beweis warten, um zu wissen was – z.B. – Liebe ist.
- Man muss natürlich unterstellen, dass, wer Waren verkauft, auch Waren produziert, also einen Teil des in Geld realisierten Warenwertes wieder zum Kauf anderer Waren verwendet. In diesem Fall wandelt das soeben erworbene Geld in seiner Hand in kaufendes, der Distribution von Gebrauchswerten dienendes Geld um. Für einen Teil des Geldes fallen immer Realisierung von Wert und Bedarf auf Gebrauchswert zusammen, für einen größeren Teil aber nicht.
- Der bisherige Kommunismus ließ sich vom Erhalt des Geldes an sich und vom formellen Erhalt noch der primären Aneignungsform des Geldes täuschen und erkannte nicht, dass die Versorgung des potentiellen Käufers mit den zum Kauf notwendigen finanziellen Mitteln (Kauffondsbildung des Geldes beim Konsumenten – die Betriebe/Unternehmen eingeschlossen!) zur maßgeblichen Form der Aneignung avancierte. D.h. nicht die Realisierung der Geldform, sondern die Realisierung der Geldfonds wurde bestimmend für den Charakter der sozialistisch-kommunistischen Produktionsweise. In diesem Verhältnis aber kam es nicht mehr darauf an, dass die Geldform den Wert der Ware realisierte, sondern der Geldfonds den Gebrauchswert der Ware realisierte.
- Die originäre Inflation bezieht sich nur auf das Wachstum – der Menge nach – in einer Arbeit, einer Ware – die Ware des Geldes, also z.B. Gold.
- Und im Sozialismus/Kommunismus auch nicht inflationär wird – wir kommen darauf noch zu sprechen.
- Genau genommen ist eine über den gewohnten Markt hinauswachsende Warenmenge auch eine überquellende Warenmenge. Für Beide, Ware und Geld, gilt, dass Wachsen ein Wachsen ins Ungewisse ist, ins bisherige Nichts, in das Unbekannte Sein. Die Ware kann sich ihre Realisation, d.h. ihr Geld, erst schaffen; die über den Binnenmarkt hinausquellende Ware verhält sich wie die erste Ware in der Geschichte! Erst die Ware, dann das Geld, d.h. die Ware, zu der der Austausch erfolgt. Dass es zur Entwertung allen Seins der Warenproduktion kommt, heißt ja nur, dass jeder Zuwachs allgemein einverleibt wird. Die Neuschöpfung ist nur vorübergehend.
- Diese Kritik gilt auch für die DDR-Wissenschaft, die die Trennung des abstrakten vom konkreten Austauschbegriff, also quasi seine Verdoppelung, nicht mehr eindeutig bestimmte und darum die abstrakte Austauschform nicht mehr als die wesentliche gesellschaftliche Form des Austausches fixierte, d.h. sie erklärte alles, indem sie “alles durcheinander warf”. Austausch, heißt es, sei Austausch der Gebrauchswerte, und Wertform sei Reduktion der konkreten Arbeit auf abstrakte. Beides ist Verfälschung des Inhalts der Warenproduktion, denn beides ist Ersetzen der abstrakten Arbeit durch ein “höheres Verständnis” der konkreten Arbeit. Doch richtig ist dennoch, dass über diese Falschheiten das Neue, die andere Produktionsweise in der Geschichte der Menschheit sich ankündigt. Das Neue wird eben nur – noch einmal, noch immer – für das Alte genommen.
- Gemeint ist damit das System der Festpreise in der kommunistischen Planwirtschaft, von dem noch die Rede sein wird. Setzt man diesem System das originär warenökonomische Preissystem voraus, nimmt der historische Übergang zum Kommunismus einen harten, groben Charakter an. Wählt man aber das kapitalistische System der permanenten Inflation als die historische Voraussetzung zum Kommunismus, also das kapitalistische Festpreissystem, bildet der Kapitalismus sogar den Schlüssel zum Verständnis des Kommunismus – ein Urteil, das dem Kapitalismus an sich zukommt; er ist dieser Schlüssel.
- Aber was oder welche ist denn wirklich richtig? Das ist ja auch eine gesellschaftliche Frage. Um von einer richtigen zu sprechen, gehen wir ja nur von einer geschichtlich überlieferten Voraussetzung aus. Die kann sich aber überholen.
- Neben dem Erwerb der Güter der Arbeit vermittels Geld gibt es ja ihre direkte Aneignung. Man ist dann Eigentümer der Arbeit oder arbeitet für einen vorausgesetzten Eigentümer. Z. B. einen Besitzer eines Bodens, auf dem gearbeitet wird. Dann leistet der Arbeiter Fronarbeit. Oder bei eigenem Eigentum verhält er sich zu einem bestimmten Teil seines Arbeitsprodukts als einer Fronde (= Leibeigenschaft). Bei einer kommunistischen Form der direkten Aneignung ist die Aneignende immer die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit, das Subjekt ist immer ein Gesamtsubjekt. Der Einzelne ist in ihr nicht ein ökonomisch Einzelner, nicht selber Gesellschaft der Gesellschaft gegenüber. Die Gesellschaft tritt dem Arbeitsprodukt resp. Arbeiter nicht als Käufer der Arbeit/des Arbeiters gegenüber, sondern als deren Besitzer. Umgekehrt: sie “verkauft” nur, sie gibt auch das Geld aus, damit die Käufer kaufen können. Die Käufer kommen also nicht auf direktem Wege zum Geld, sondern indirekten. Soweit ein Kommunismus “mit Geld”.
- Kapital heißt, dass sich Besitzer der gegenständlichen Faktoren der Produktion und ihres lebendigen Faktors als verschiedener Eigentümer gegenüberstehen. Die ganze Gesellschaft ist in zwei Teile zerbrochen; auf der einen Seite stehen die gegenständlichen Faktoren der Arbeit, auf der anderen Seite deren lebendiger Faktor. Damit es zur Produktion kommt, müssen sie zu einer Einheit zusammengeführt werden; das kann unter dieser Bedingung, da sie verschiedene Eigentümer sind, nur über den Kauf des einen durch das andere Eigentum geschehen. Daher wird in diesem Verhältnis ein Wert, eine Wertgröße bestimmt, die als ökonomische Kategorie in den Produktionsprozess, in unserem Falle in die Wertform, eingeht.
- Waren, deren Wert, und Geld sind ja an sich Okkupationsformen, aber das ist zunächst gedeckt durch Arbeit. Dass es sich um Okkupation handelt, tritt erst hervor in einer Gesellschaft, in der sich Arbeit/Arbeiter und Ware und Geld dem Eigentum nach trennen. Erst in einer Warenproduktion mit Gegensatz zur Warenproduktion ist die Okkupation auch der Form nach Okkupation.
- Man könnte sich die Summe aller schon ausgezahlten Löhne (Reproduktion) auch als die Summe allen Wertes der Abteilung II (Konsumtionsmittel) vorstellen, dann wäre die Summe der Akkumulation gleich der Summe der Werte in der Abteilung I plus eines in II noch nicht zur Reproduktion bestimmten Mehrprodukts.
- Selbst bei der Analyse des Produktionspreises, der mit einem Ausgleich der individuellen Mehrwertraten operiert, unterstellt Marx nach dieser Einmal-Verschiebung das Wertgesetz, also Bewegung der Produktionspreise nach dem Wertgesetz wie der Wertpreise nach dem Wertgesetz. „Wie immer die Preise geregelt seien, so ergibt sich: Das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung, indem Verminderung oder Vermehrung der zur Produktion erheischten Arbeitszeit die Produktionspreise steigen oder fallen macht“ (Marx: „Kapital“ Bd. III, Seite 189). D.h. bei Produktionspreisen lautet der Satz nicht anders als bei Wertpreisen, so dass der gesellschaftliche Preistyp jeweils ein anderer, das Gesetz, das sie bewegen heißt, nicht.
- Genau genommen ist es ein Wachstum in Bezug auf den Lohn, eine innere Größe, und insofern kann es nur eine Umwandlung von Lohn in Mehrwert sein, die den Mehrwert vermehrt, aber es ist kein Wachstum in Bezug auf die ganze Größe, den Wert an sich; die ist dieselbe. Das Wachstum an Wert stellt sich auch so dar, dass vom Kapitaleinsatz auf den Kapitalertrag geschlossen wird; dann ist der gesamte durch lebendige Arbeit geschaffene Neuwert = Mehrwert (potentiell Mehrwert). Er muß nur wieder geteilt werden, aber historisch strebt der Kapitalismus nichts anderes an als den gesamten Neuwert in Mehrwert zu verwandeln, d.h. den Lohn Null anzunähern. Dann vermehrt gegenständlicher, historisch schon vorhandener Wert durch die Summe Neuwertes. (Aus der Sicht der schon geleisteten, gegenständlichen („toten“) Arbeit ist das nichts weiter als Weiterarbeiten, über den „Tod“ hinaus arbeiten, d.h. sich die Arbeitsfähigkeit erhalten zu haben.) Damit ist nicht die Arbeit Null angenähert, aber der Lohn des Arbeiters, seine Reproduktion kostet – nichts, angenähert nichts.
- Denn genau betrachtet ist der Wert, der sich auf das Eigene reduziert, d.h. sein Wert ist, aus jedem anderen Wert ausgeschlossen. Indem das Eigene bestimmt, ist das andere, das Gesellschaftliche unbestimmbar, d.h. ausgeschlossen. Hier versteht sich, warum eine Gesellschaft, die für ihre Individuen als Gesellschaft, als Gesamtarbeit da sein und solche Verhältnisse aus dem Gemeinschaftlichen an sie vermitteln will, gegen den Wert sein muss. Sie kann es mit keiner vorausgesetzten Größe (in Individuen) zu tun haben, wenn sie selber das Vorausgesetzte für die Individuen sein will. Daher der Unsinn, die Gesellschaft mit dem Individuum zu kritisieren, jedenfalls nicht diese, die für ihre Individuen da sein will. Daher der Unsinn, den Kommunismus mit den Individuen zu kritisieren – es sei denn, man wollte besondere Individuen gegenüber dem Kommunismus.
- Theoretisch entwickeln die Profitraten ausgehend von der individuellen Arbeit immer ungleich, was aber nicht erscheint, weil unterstellt ist, dass die Preise sofort sinken um ihre individuellen Werte. Ein bestimmter möglicher Mechanismus fällt also im alten Wertgesetz aus. Was individueller Mehrwert, erscheint erst wieder, wenn jeder Lohn aufgrund der gesunkenen Preise um eine allgemeine Größe sinkt, egal wie unterschiedlich die Steigerung der Produktivität ausgefallen. Dann erscheint natürlich, dass die Mehrwerte/Profite in den produktiveren Bereichen der Produktion stärker steigen als in den geringer produktiven. Der Unterschied ist, dass in der ersten Bewegung des Wertgesetzes die Erscheinungen von Individualität über einen gesellschaftlichen Umweg erscheinen, in der zweiten Bewegungsform direkt.
- Eigentlich verlieren sie das Recht auf Eigentum an diesem Geld, das freigesetzte Geld gibt seinen Eigentumstitel, dass es Eigentum ist, auf!
- Zu sagen wäre hier, dass Kreditgeld nicht nur dadurch entsteht, dass Preise gesenkt werden, sondern es entsteht an sich, indem Wert eine Aneignung von Geld nach dem Prinzip der geleisteten Arbeit ist, aber die Verausgabung des Geldes sich nach der Struktur der Arbeit richtet. D.h. es bedarf anderer Größen im Falle der Aneignung nach dem Gebrauchswert-Charakter der Produktion als nach der Realisierung der vorausgesetzten Wertbildung. Insofern entsteht durch die Aneignung des Wertes selbst ein Widerspruch des Wertes zur Produktion, den das Kapital dadurch löst, dass es das Kapital in zwei Formen teilt: Eigenkapital und Leihkapital. Beide Kapitalformen zusammen ergeben die gesellschaftliche Äquivalenz zwischen Summe der Preise und Summe des Geldes. Dadurch ist aber noch nicht die Frage gelöst, auf welchem Wege das erzeugte Mehrprodukt zirkulieren soll. Diese Frage ist nicht mehr auf dem Wege der Umverteilung zu erledigen, sondern dazu bedarf es entweder der befristeten Freisetzung von Geld oder der Neuemittierung von Geld.
- Hier zeigt sich eben, dass die Preiserhöhung aufgrund von Geldentwertung nicht einheitlich nominell sein kann, beim Arbeiter hat die Preiserhöhung (ihrer Arbeitskraft) immer substantielle Bedeutung. Die Lohnerhöhungen der der Inflation ausgesetzten Arbeiter wird immer (!) gegen entwertetes Geld geltend gemacht, sie also sind substantiell.
- Man muß noch einmal darauf aufmerksam machen, dass die Preissteigerungen im Rahmen der Geldmengensteigerungen nur die Funktion haben, die Geldentwertung im Einzelnen (pro Ware) zu einer allgemeinen und gleichen Rate auszugleichen; sie bedeuten nicht wiederum eine Geldmengensteigerung.
- Welche Preise erhöhen denn? Diejenigen, die einen geringeren (unter den Durchschnitt fallenden) Grad der Entwertung aufweisen. Und wie war es in der originären/einfachen Form der Geldentwertung, als sich alle Preise nominell noch auf die Ware Gold bezogen? Da gab der Grad der Entwertung des Goldes das Maß an. Trotz eigener Entwertung mussten solche Waren, die geringer entwerteten als das Gold, im Preis steigen, aber auch – und das ist Novum zu heute – solche Waren, die stärker entwerteten als das Gold/Geld, im Preise sinken. Heute sinken keine Preise mehr; Waren mit höhere Entwertung als ein Durchschnitt erzielen einen Extraprofit. Der „ganze Warenberg“ stellt sich als eine, als ein und dieselbe Ware dar.
- Erst im Kommunismus (“mit Geld”) gibt es Geld, das nur im Verhältnis zu seiner Ware, auf die es bezogen ist, emittiert wird; mit dem Kauf der Ware durch den begünstigten Käufer wird es wieder eingezogen, Geld “zirkuliert (im Kommunismus) also nicht” (Marx).
- Dies ist gesetzt in einem Eigentümer an Arbeit, der selbst nicht mehr arbeitet, der andere (Lohnarbeiter) für sich arbeiten lässt. Rekurriert er auf den Wert, so eignet er sich die Arbeit anderer an, verkauft er die Waren, so als reiner Eigentümer. Eigentum verselbstständigt gegen die Arbeit.
- Nicht zu verwechseln mit der unmittelbar gesellschaftlichen Arbeit bei assoziierter Arbeit. In der Warenproduktion ist unmittelbar gesellschaftliche Arbeit ein Verhältnis der abstrakten Arbeit, in der assoziierten, also gemeinschaftlichen Arbeit, ein Verhältnis der konkreten Arbeit.
- Am besten geschieht das dadurch, dass Löhne überhaupt aus den Preisen herausgenommen werden; es sind Extrafonds, die gesellschaftlich gespeist werden, aber von den Betrieben ausgegeben werden. Aber zu einem solchen Verständnis des Kommunismus war der real existierende noch nicht vorgedrungen. Er plagte sich mit den gesellschaftlich gebildeten Löhnen innerhalb der Preise ab, was nur partiell gelang. Es entstanden neben den “rentablen” unrentable” Preise. Sie dienten der … Verunglimpfung des Kommunismus, als würde dieser nicht verstehen, rentabel/rational zu arbeiten.
- Es ist überhaupt zu beachten, dass die Wertform zwei Wechsel aufweist: 1. den Wechsel der Ware zum Geld, 2. den Wechsel des Geldes zur Ware. Dass die Ware in das Geld wechselt, heißt umgekehrt, dass das Geld in die Ware wechselt, “in andere Formen seines Gebrauchswertes” (Marx). Während der eine Wechsel immer beachtet wird (in der Theorie), so der andere nie.
- Während man von der abstrakten Arbeit, die als physiologische als abstrakte Arbeit gilt, sagt, dadurch werde der Wertbegriff naturalisiert – was im Widerspruch zur Warenproduktion stünde, die nur den gesellschaftlichen Geltungsbegriff für den Wert erlaube (also weil die Verhältnisse so sind, sind die Dinge so) -, könnte man von der abstrakten Arbeit, die unmittelbar als gesellschaftliche gilt, sagen, sie erlaube nur die Arbeit, nicht die Warenproduktion (weil die Dinge so sind, sind die Verhältnisse so (wie die Dinge sind oder sind die Dinge die Verhältnisse.)) Das Problem ist so – und damit der “Widerspruch” gelöst -, dass Arbeit unter der Bedingung von Eigentum über Verhältnisse zubetrachten ist; nur Privateigentum setzt zur Arbeit das Arbeitsverhältnis. Ein unmittelbares Verhältnis heißt ja nichts anderes, als dass den Dingen als solchen (ohne jede andere Form) der Zweck, das gesellschaftliche Verhältnis abgenommen werden kann, die Dinge haben es in sich, ihr Zweck/Sinn zu sein. Wir gehen nämlich vom Gebrauchswert aus, wenn wir so die Ökonomie definieren. Wir wissen vom Arbeitsaufwand/Wert (also der Arbeitszeit), aber verlangen nicht, dass er/sie angeeignet werden soll. Unter dieser Bedingung müssen wir natürlich den natürlichen Muskel usw. als gesellschaftlichen bestimmen (nicht den “durchschnittlichen Muskel”). Deshalb ist uns “der arbeitende Muskel, Nerv, Hirn” außerhalb dieser bürgerlichen Gesellschaft … natürlich.
- Man könnte natürlich auch sagen, dass, weil zunächst Überschüsse einer Urgemeinde getauscht werden, wir es mit Urkommunismus zu tun haben. Am Beginn der Warenproduktion ist also nicht Privateigentum ihre Voraussetzung, sondern Kommunismus und Warenproduktion. Das Selbe wiederholt sich am Ende der Warenproduktion. Nur dass jetzt der Kommunismus neben das Privateigentum tritt, während früher neben den Kommunismus das Privateigentum trat. Mal, zuerst, war das Privateigentum das mobilere Element, jetzt ist es der Kommunismus. Sollte man hoffen.
- Lösen konstant bleibende Preise die Form der dauernd veränderlichen Preise ab, so führt das zu einer anderen Form der Bewegung der Kosten innerhalb der Preise und auch der Erscheinung bzw. Bewegung von Mehrwerten/Profiten/Gewinnen in Preisen. An die Stelle sinkender Kosten bei steigender Produktivkraft und steigendem Mehrwert/Profit aufgrund sinkender Kosten (= Kapitalismus) treten steigende Kosten (Löhne) und steigende Gewinne bei steigender Produktivkraft (!, = Kommunismus) – vorausgesetzt die Löhne steigen langsamer als die Gewinne steigen -, aber treten sinkende Gewinne, wenn die Löhne schneller steigen als die Gewinne. Das sind so frappante Veränderungen, dass sie nach einer neuen Theorie schreien! Also so oder so: Von einer üblichen, gewohnten Warenproduktion – wenn schon von dieser – kann doch wohl im Kommunismus nicht gesprochen werden. Aber wo machen das die Wertreformer uns, den Normalsterblichen, bewußt? Die Kritiker müssen aber gerade hier ansetzen: an der anderen Bewegungsform der Ökonomie. Denn an den Formen der Ökonomie (Geld, Preis, Gewinn) können sie das noch nicht, die sind ja … “dieselben geblieben”.
- Der Grund ist der, ich führe das hier an, dass man bei einem System fester Preise mit Preisen rechnen kann wie mit Gebrauchswertmengen; man zählt/errechnet also den warenförmigen Verbrauch, nicht aber den Wert des warenförmigen Verbrauchs. Die Preisrechnungen sind im Kommunismus mit Geld Güter(mengen)rechnungen. Mengenrechnungen sind indirekt Wertrechnungen, ohne dass man den Wert kennt. Weniger verbrauchte Masse ist weniger beanspruchter Wertaufwand (Anspruch an den Erzeuger), mehr verbrauchte Masse mehr Anspruch auf Güter alias Wert vom Erzeuger. Den direkten Arbeitsaufwand kennt nur dieser, und nur dieser muß ihn auch kennen. D.h. über den Wert wird in der realen Produktion nachgedacht und gestritten – wie jeder reale Arbeiter weiß. Und dann hat die Geldform für den Lohn natürlich die Bedeutung, Aneignung abstrakt zu quantifizieren, also einen Unterschied für die Arbeitskraft (entsprechend Leistung) hereinzubringen, was sonst – äußerst ungewohnt – am Gebrauchswert praktiziert werden müßte, was, obwohl es dasselbe ist, Proteste hervorrufen würde.
- Man darf bei der Ware in der äquivalenten Stellung in der Wertform nicht übersehen, dass ihre nominelle Bedeutung für den Wertausdruck nur zustande kommt, weil sie im Rahmen der Wertform keine andere als diese spielt. Aber von dieser Rolle abgesehen, ist die Ware in der äquivalenten Wertstellung natürlich ein Gebrauchswert und dieser wächst mit steigender Produktivkraft/Produktion. D.h. kommunistisch gesehen erfüllt das Gold/Geld immer den Sinn der auf den Gebrauchswert orientierten Produktionsweise.
- Ein bloßer Verstoß der Preise gegen den Wert (bzw. Produktionspreis) affiziert aber nicht das Geldvolumen. Ein Preisverstoß ist immer ein Verstoß des Einzelnen gegen das Einzelne. Dass wir es mit einem ständigen “Verstoß” des Preisvolumens/Geldvolumens gegen das Wertvolumen zu tun haben, also die Volumen sich verändern ohne dass relative Verhältnisse zwischen Ware und Geld davon berührt werden, bedeutet allerdings, dass nur noch eine Seite der Arbeit zur Erscheinung gelangt, nicht mehr deren Doppelläufigkeit.
- Gemeint ist bereits die erste Phase des Kommunismus, weil in dieser mit dem ökonomischen System fester Preise begonnen worden ist, schon aus Gründen der Planbarkeit der Arbeit.
- In der kapitalistischen Ökonomie wird der Lohn nach dem Aufwand bestimmt, den die Gesellschaft (der Kapitalisten) notwendig betreiben muß, Arbeitskräfte heranzubilden. Es handelt sich also um einen allgemeinen gesellschaftlichen Aufwand – gestaffelt nach Unterschieden in den Bildungskosten unterschiedlich qualifizierter Arbeit. Mit der Produktion in irgendwelchen Betrieben, in denen die Arbeiter dann arbeiten, hat kein Lohn etwas zu tun, d.h. der Lohn steht grundsätzlich über der besonderen Arbeit, weil überhaupt außerhalb der Arbeit. Die diversen Versuche, den Lohn im Kommunismus an die Arbeit zu binden (und das ist immer besondere Arbeit/Bindung) müssen berücksichtigen, dass die Lohn-Bindung immer nur als allgemeine, als Bindung an die Gesamtarbeit Sinn macht, ansonsten wird ein Moment von Klassengesellschaften in den Kommunismus hineingetragen.
- Die Bestimmung eines zeitlichen Unterschieds ist ja eine voraussetzende Bestimmung; erst die Zeit, dann die Anerkennung (Umsetzung in den Lohn). Die der Arbeit nachgesetzte Bestimmung eines Unterschieds meint dann den Lohn. Er wird/wurde unterschiedlich gezahlt in Abhängigkeit z.B. vom Gewinn der Betriebe, er betraf dann einen Lohnzusatz. Eine solche doppelte Lohnform war allerdings mehr Absicht, wurde nicht gängige Wirklichkeit.
- Der sozialistische Warenproduzent ist daher auch eine Erfindung der sozialistischen (?) Theorie. Seine Erfindung soll helfen, ökonomische Probleme pädagogisch zu lösen.
- Das sieht so aus, als wollte man zwei Tempis, zum Kommunismus zu gelangen, einführen, oder einen Kommunismus einführen wollen, zu dem Erste (!) schneller gelangten als die “große Masse”. Wie ja auch die Wertform als die Methode verstanden werden kann, schneller zum Kapitalismus zu gelangen. Aber die bürgerliche Methode der Differenzierung der Arbeit macht Sinn, eine proletarische der Arbeit nicht. (Seine Differenz ist eine der Arbeitskraft, nicht der Arbeit.) Man differenzierte im Kommunismus grundsätzlich auf fremdem Boden. Man eignete nur die allgemeine Leistung besonders an, nicht die a priori eigene.
- In den warenökonomischen Reformen (in den Lehrbüchern der Politischen Ökonomie im allgemeinen) für die erste kommunistische Phase heißt es immer, die Arbeit sei unmittelbar eine individuelle und müsse sich erst gesellschaftlich bewähren; und deshalb sei die Wertform des Produkts notwendig und das Produkt eine Ware. Das ist aber falsch, wenn endlich klar wäre, dass der Lohn oder individuelle Anteil an der Arbeit sich auf die Gesamtarbeit bezieht, und die ist automatisch gleichgesetzt. Das Gesamte ist die Gesamtheit, die Allgemeinerfassung aller individuellen Arbeit. Oder man müßte in der ersten Phase von zwei Gesellschaftsbestimmungen ausgehen: Für den Lohn von der Gesamtarbeit und für die Ware von der gleichgesetzten individuellen Arbeit. Bloß, was eignet man an, wenn die Ware? Die Distribution für das Individuum ist doch schon im Lohn geregelt. Es kann doch nicht doppelt verdienen.
- Die Gleichsetzung der Werte als Mehrwerte kann wie eine geschichtliche Ablösung der Gleichsetzung der individuellen Werte zum gesellschaftlichen Werte verstanden werden, wie eine andere Form von Warenproduktion, so gravierend sind die Unterschiede dieser beiden Werte als Preise.
- Von der Wertfunktion des Geldes also zu einer Vermittler-Funktion des Geldes? Neue Geldtheorie … oder die alte, wie sie Geld falsch erklärt? Mitnichten. Hier ist ja nicht eine Gesellschaft in zwei Theorien erklärt, sondern ist die Theorie zweier Gesellschaften erklärt. Was für die Warenökonomie falsche, ist für den Kommunismus richtige Theorie.
- An dieser Stelle haben Kommunisten immer ihre größten Schwierigkeiten, weil sie ihren Marx im Kopf haben. Danach gibt es nur eine Ware (einen Gebrauchswert, der unmittelbar für den Wert steht. Alle anderen Waren aber sind Waren, die ihren Wert in dieser einen Ware ausdrücken. Es scheint ihnen wie Aufhebung der Wertform, wenn nun gesagt wird, alle Waren würden sich in ihren Mengen in Geldmengen umsetzen. Aber – das ist es auch! In der Tat ist unmittelbare Umsetzung von mehr Waren in mehr Geldmengen Aufhebung der Wertform – oder eben ihre Verallgemeinerung (bezogen auf alle Waren (denn eine ist ja schon Geld)). Und was ist mit den beiden genannten Seiten im „Kapital“ (168/169). Hat das keine Konsequenz? Und: Was ist mit der kapitalistischen Inflation? Sie dürfte es – als permanente – doch gar nicht geben! Aber Ihr, auch Ihr, lebt doch in ihr.
- Die Form: Mehr Gold, mehr Geld, ist ja bekannt. Niemand zweifelt daran, dass, wenn in den Goldbergwerken mehr Gold gefördert wird (und in die Zirkulation gelangt), mehr Geld umläuft. Ergo, die Preise reagieren mit Erhöhung. Und dieses Bild muß auf die gesellschaftliche Szene übertragen werden, wenn die Preise nicht mehr im Maße der Mehrproduktion sinken, sondern die Summen der Preise steigen, dann wird Geld im Maße jeder Mehrproduktion von Waren emittiert. Und zwar je Einheit geringeren Wertes. (Noch fehlt das Bild der Preiserhöhung, die erst der zweite Schritt sein kann.) D.h. das Bild, das wir vom Gold her gewohnt sind, verallgemeinert nur. Und die Theorie muß folgen.
- Wollte man in einer kommunistischen Gesellschaft Menschen viel Geld geben, so wüssten sie gar nicht, wofür anwenden. (Außer, man wollte unter Kommunismus verallgemeinerten Kapitalismus verstehen – was natürlich als ein Moment in jeder kommunistischen Kritik am Kapitalismus mitschwingt: maßloser Kommunismus auch). Es gibt im Kommunismus gar keine Produkte, deren Kauf einen hohen Gelderwerb voraussetzt. Das teuerste Produkt im Kommunismus dürfte ein Haus sein. Eine über das „Haus“ hinausgehende Reichtumsform kann nur noch eine gesellschaftliche sein, deren allgemeine Nutzung vorausgesetzt ist. Der Begriff teuer (Luxus) verschwindet, wenn bei jedem Verbrauch die Verallgemeinerbarkeit vorausgesetzt sein muß.