Hermann Jacobs:
Ware geht – Markt bleibt?
Über die Beiträge von G. Sandleben und W. Hoss zur Warenökonomie im Sozialismus
So peu a peu kommen wir ja doch in eine Debatte hinein, in der wir uns Grundfragen/-antworten der Politischen Ökonomie des Sozialismus/Kommunismus besser/richtig versichern. Ich meine die Beiträge von Günther Sandleben in „offen-siv“ 6/07, mit der Kritik an Wolfgang Hoss’ Artikel in „offen-siv“ 4/07, und nun der Antwort wiederum von W. Hoss an Günther Sandleben im letzten „offen-siv“ 10/2007. Mit der Zeit lohnt Sammeln und Aufheben.
Erfreulich, dass beide Autorenbeiträge das Kernproblem unserer ökonomischen Debatte behandeln – unser Verhältnis zur bürgerlichen ökonomischen Form ab der ersten Phase des Übergangs zur Ökonomie des Kommunismus, gemeinhin sozialistische Phase/Periode des Kommunismus genannt. Gemeint ist die Bestimmung der Zwischen- oder Übergangsökonomie, die uns vom Kapitalismus weg- und zum Kommunismus hinführt. Das ist ja nun wirklich eine „spannende Periode“ in der Geschichte nach dem Kapitalismus.[13]
Wir hatten bisher herausgearbeitet[14], dass es bei der kommunistischen Kritik am Kapitalismus nicht wesentlich um eine innere Form der Kritik an der bürgerlichen Gesellschaftsordnung geht, sondern um eine äußere, um eine Kritik der anderen gesellschaftlichen Art. Nicht besserer Kapitalismus, sondern bessere Gesellschaft steht zur Debatte. Wir gehen davon aus, dass die Arbeit über sich hinaus wächst, indem sie Formen einfacher geschichtlicher Voraussetzung hinter sich lässt. Dem ist nicht mehr mit gleich bleibenden Produktionsverhältnissen beizukommen. Weil die Arbeit selbst als äußere – zur bisherigen Form – bestimmt werden muss, deshalb der Ruf nach einer – zur bisherigen Ökonomie – äußeren Ökonomie/Gesellschaft. Wir sagen daher, dass ein Formationswechsel in der Gesellschaft ansteht. Kommunismus ist anderes Verhältnis zum entwickelten gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, während Kapitalismus zwar auch eine gesellschaftliche Entwicklung ist, in der auf diesen neuen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit reagiert ist, aber mit ihm keine Kritik an der gesellschaftlichen Voraussetzung des Kapitalismus, der so genannten Formation der Warenökonomie verbunden ist; im Gegenteil: Kapitalismus setzt die einfache bürgerliche Voraussetzung nicht nur fort, er ist der Versuch, auch entwickelte Verhältnisse der Arbeit unter das bürgerliche ökonomische Prinzip zu zwingen – was ihm allerdings nur über die Erzeugung dramatischer Widersprüche und Gegensätze in der Gesellschaft gelingt. Der Kapitalismus ist entwickelte Form der Warenökonomie, aber wesentlich Warenökonomie. Und Warenökonomie ist nichts als Verhältnis zur abstrakten Seite im Doppelcharakter der Arbeit, auch als Verhältnis zum Wert (Arbeitsaufwand, zeitlich gesehen) bekannt. Kommunismus dagegen heißt nun, das gesellschaftliche Verhältnis der Produktion ausgehend von der konkreten Seite im Doppelcharakter der Arbeit zu bestimmen. Hier ist der Gebrauchswert gesellschaftliches Verkehrsverhältnis. Insofern ist Kommunismus Aufhebung des Prinzips der Warenökonomie und aller seiner Formen, über das es sich verwirklicht. Das muss verstanden werden, sonst kann man nicht begreifen, was Kommunismus als Gesellschaftsordnung ist. Sonst verharrt der kommunistische Gedanke in einer rein inneren Kritik am Kapitalismus und würde in Reformismus hinübergleiten, d.h. reduziert sich auf kosmetische Korrekturen am Kapitalismus – hier ein bisschen mehr Lohn, dort ein bisschen weniger Steuern, hier ein besserer Kündigungsschutz usw. Aber er wäre damit keine Übernahme der Ökonomie durch ein anderes Gesellschaftsprinzip, in dem es a priori um die Bedürfnisbefriedigung des arbeitenden Menschen selbst geht.
Soweit das bisher artikulierte Anliegen diverser Beiträge von „offen-siv“, nun zu den Gedankenzugängen unserer beiden Autoren.
Sandleben lobt Hoss:
„Zunächst einmal besteht der große Schritt vorwärts darin, dass Hoss die Warenproduktion als eng verbunden mit dem Privateigentum ansieht und sie damit in einen Gegensatz zum gemeinschaftlichen Eigentum stellt. Seine These von der Unvereinbarkeit von Warenproduktion und Sozialismus kennzeichnet zunächst einmal ziemlich genau die qualitative Differenz, die dem Kern nach zwischen einer kapitalistischen und einer sozialistischen Gesellschaftsordnung besteht. […] Hier zeigt sich eine Richtung in der jüngeren Sozialismusdebatte, die im Unterschied zum bürgerlichen Sozialismus (?, Sandleben meint offensichtlich den Reformismus oder entwickelten Revisionismus, der sich sozialistisch maskiert, J.), wie er von Michael/Andrè Brie, Ehrhard Crome u. a. vertreten wird, nicht nur Missstände etwa mittels vermehrter Staatsaktivitäten beheben will, sondern den kapitalistischen Zustand im Zentrum angreift und dessen Aufhebung klar auf die Fahne schreibt. Anders als bei jeder bürgerlichen Richtung ist der Inhalt nicht konservativ, sondern revolutionär“.
Dann aber kritisiert er ihn:
„Aber selbst diese revolutionäre Sozialismusvariante zieht nicht alle notwendigen Konsequenzen aus der These von der Unvereinbarkeit der Warenproduktion mit dem Sozialismus, so dass man sich fragen muss, wie das die sozialistische Emanzipation beeinflusst“.
Was meint Sandleben?
„Hoss stellt in seinem Beitrag die ‚Wert- und Preisbildung im Sozialismus’ und die ‚Verteilung der Güter’ in den Vordergrund, wie es typisch ist für die hier als ‚revolutionär’ charakterisierte Richtung. […] Es geht um die grundlegendere Frage, warum es trotz Aufhebung der Ware überhaupt noch einer Preisbildung bedarf“.
Ja, warum wohl? Wo Preise sind, da ist auch Geld, oder: Wo Geld ist, da sind auch Preise. Warum also, ich präzisiere, bleibt das Geld im Sozialismus trotz des Gegensatzes des Sozialismus zur Warenökonomie erhalten?; ja, unterstellen wir richtige Erfassung der Wirklichkeit des real existierenden Sozialismus: Warum bleibt das Geld trotz Aufhebung der Ware? Warum geht die Ware, und bleibt das Geld? (und damit Preis, Kostenrechnung, Gewinn, etc.)
Wir wissen, dass die Frage, warum das Geld im Sozialismus erhalten bleibt, eine Kernfrage für die Theorie der Ökonomie des Sozialismus/Kommunismus sein kann. Um ihre Beantwortung kommt keiner herum. Die Frage muss zwar nicht die wichtigste der ökonomischen Theorie des Kommunismus sein, aber man kann sie schon zur Kernfrage machen. Z.B. so, dass man über sie das Verhältnis des Sozialismus zur Warenökonomie entscheidet.[15] Man sagt dann: Wenn das Geld im Sozialismus fortexistieren muss trotz gesellschaftlichem Eigentum und zentraler gesellschaftlicher Planung der Produktion, dann erübrigt es sich, über einen Gegensatz von Sozialismus und Warenproduktion, ja über ein Ende überhaupt der Warenproduktion zu reden. Die Frage der fortgesetzten Existenz der Warenproduktion wird einfach am Geld festgemacht. Weil dieses, so ist jene erhalten. Und wozu sich der revolutionäre Sozialismus selbst bekennt (Gemeinschaftliches Eigentum und Planung), ist auch Grund und Ursache, warum wir es in der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Kommunismus (der zweiten Phase) mit einer Warenproduktion der besonderen Art zu tun haben. Der Sozialismus, der sich zu Gesellschaftseigentum, Plan und Geld bekennt, schlägt sich, so scheint es, mit seinen eigenen Waffen, wenn er weiterhin einen Gegensatz zur Warenökonomie in die Welt posaunt. Solcher kommunistischer Kritiker wird abstrakt. Man antwortet ihm: Dann schafft das Geld doch ab. Und wenn Ihr es nicht abschafft, dann geniert Euch auch nicht, von Euch als Warenproduzenten zu sprechen…
… es sei denn, der Gegensatz von Sozialismus und Warenproduktion ist in dieser Einheit von Volkseigentum, Plan und Geld enthalten und Ihr könnt das beweisen. Dann handelt es sich bei der ersten entstehenden Form des Sozialismus/Kommunismus um eine besondere Form der Planwirtschaft, eine Planwirtschaft, in der Geld dem Gebrauchswert/Plan dient, und nicht noch einmal oder schon wieder um eine solche der Warenproduktion.
Man muß das Geld von der Ware trennen können, das ist die Kernfrage für die theoretische Arbeit, die wir zu leisten haben. Und das kann man, wenn man die Ware/das Produkt von ihrem/seinem Wert trennen kann. Die Sache ist so, dass man ausgehend vom Geld die Fortsetzung der Warenproduktion zu beweisen hätte – wenn man will, oder deren Aufhebung beweisen muss – wenn man kann. Und genau das Erste kann man nicht beweisen, denn man ist an die neu entwickelten Formen gebunden: Festpreis und Geldfonds, so dass man nur das Zweite beweisen kann.
Wo wir also in die Warenproduktion zurückzufallen und unsere Gegensätzlichkeit zu ihr auf die lange Bank zu schieben scheinen – Marx’ zweite Phase (und das ist ja in der offiziellen Theorie offen so ausgesprochen worden: Erst im Kommunismus darf es der Warenproduktion an den Kragen gehen) -, da befinden wir uns durchaus auf der richtigen historischen Bahn. Wir haben revolutioniert, indem wir negiert haben!
So weit, so gut.
Aber unsere beiden Autoren befinden sich erst im Vorfeld einer solchen Argumentation, d.h. Sandleben scheint weiter zu sein; er stellt ja die Frage nach dem Überhaupt noch der Preisform, Hoss dagegen nicht. Er will nicht mehr mit der Ware arbeiten, aber weiter mit dem Geld (und allem, was an der Geldform dranhängt). Allerdings … anders.
Hoss über Sandleben:
„Sandlebens Argument, dass der Markt verschwindet, wenn die Warenproduktion aufgehoben, steht mein Argument, dass der Markt auch nach Aufhebung der Warenproduktion fortexistieren kann und im Sozialismus konsequent genutzt werden muss, diametral gegenüber. Es stellt sich damit zunächst mit allem Nachdruck die Frage, was der Markt eigentlich ist“.
So, so.
Während Sandleben meinte, der Markt wäre das, was er immer war, was er immer in einer Warenökonomie ist, der Abgang der Ware ginge in Einheit mit dem Abgang dessen vonstatten, was wir Markt nennen, stellt Hoss, der auch vom Abgang der Ware im Sozialismus ausgeht, aber die Frage nach einem neuen Markt. Dieser müsse sogar erhalten und konsequent ausgenutzt werden.
Unsere beiden Kontrahenten haben sich ineinander verhakt: Der eine, der revolutionär über Hoss hinausgeht und nicht nur die Warenform des Produkts, sondern auch den Markt ablehnt, und so konsequent an die Frage gerät: „Warum überhaupt Preise? (warum überhaupt Geld?)“, … die er nun …, ja, wie beantwortet?, und der andere, der die Warenform ablehnt, aber nicht den Markt, und der nun mit eben solcher Konsequenz vor der Frage steht, worin denn der Unterschied von Ware und Markt liegt, warum und wie Negation dort, aber nicht hier – die nun er zu beantworten hätte.
Der eine wie der andere muß wohl einen Offenbarungseid ablegen.
Die Antwort kann ja nicht Nichtantworten sein. Ich habe bei Sandleben keine Antwort gefunden, warum das Geld usw. noch da ist, wenn es eigentlich nicht mehr da zu sein brauchte. Ich stimme ihm prinzipiell zu, aber die seiner Position entsprechende Form müßte eigentlich die der formellen Abschaffung des Geldes sein – und die existiert nicht, jedenfalls nicht in dieser untersuchten Periode. Und Hoss Ablehnung der Ware ist platonisch, wenn er per Markt, Preis usw. Bestimmungen, die die Ware an sich kennzeichnen, fortsetzen will.
An dieser Stelle muss ich mich von Günther Sandleben und Wolfgang Hoss, die ich bisher theoretisch zustimmend begleitet habe, relativ lösen, denn beide Antworten stehen hinter der Antwort, die die sozialistische Gesellschaft schon gegeben hat, zurück.
Die reale sozialistische Gesellschaft, also die Planwirtschaft wie sie entwickelt worden und wirkte, hatte ja gar nicht Preise und hatte nicht Geld, sondern hatte Festpreise; sie hatte durch Werte nicht länger bewegte Preise, und hatte auch nicht frei zirkulierendes Geld, sondern Geld nur in der gebundenen Form von Geldfonds, mit denen die Betriebe die im Produktionsplan vorgesehenen Mengen an Gebrauchsgütern zu realisieren, zu „kaufen“ hatten.[16] Genau genommen waren Mengen Gebrauchswerte zu realisieren, und Geldmengen entsprachen genau diesen Mengen, weil die Gebrauchswerte zu festen Preisen, konstanten, unveränderten Preisen gehandelt wurden. Soviel Geld war soviel Gut. Wer also Gut meinte und verteilte, der konnte auch getrost so und soviel Geld verteilen, um sicher zu gehen, dass aber auch wirklich nur dieses Gut an den richtigen Mann (sprich richtigen Betrieb) gelangte. Die eine Verteilungsform widersprach nicht, sondern entsprach der anderen (die sozialistische Wissenschaft prägte dafür den Begriff: „Einheit von materieller und finanzieller Planung“). Es gab nicht die ständigen relativen Veränderungen zwischen Preis und Gut, die das bürgerliche, also warenproduzierende Preissystem kennzeichnen. Und damit gab es nicht … den Markt. Sandleben hat Recht: Wenn die Ware, verschwindet auch der Markt.
Und Hoss muss folgen. Er muss in der Tat Sandleben folgen und seinen „neuen Markt“ im Sozialismus so bestimmen, dass er ein Adäquat zu seiner eigenen Aussage wird, dass die Warenproduktion im Sozialismus verschwunden ist oder zu verschwinden hat.[17]
Denn nun die „spannende Frage“:
Warum ändern/bewegen denn die Preise in einem bürgerlichen warenproduzierenden System ständig?
Weil – dreimal dürfen wir raten – in den Preisen Werte der Waren ausgedrückt werden. Nur wenn das bewegende Element im Verhältnis zu einem Gut ausgedrückt werden soll – und die erste Ausdrucksform ist bekanntlich Preis -, wird sich mit diesem Gut etwas verändern, nämlich die reale Austauschmenge zum Geld. Und wenn nicht, dann nicht. Dann „ruht“ das Gut! – weil von seinem beweglichen Element, Verhältnis zum Wert zu sein, befreit. Damit aber hätten wir das Geheimnis gelöst, dass einerseits die Warenform des Produkts aufgehoben worden ist, andererseits das Geld noch nicht (!) aufgehoben werden muss. Die Güter tragen noch die alten Namen, aber nicht mehr deren Sinn. Geld, Preis. etc. dienen noch, und der Grund muss bestimmt werden, aber es ist einleuchtend, dass dieser ein reduzierter, eingeschränkter zum bisherigen Grund sein muss. Und wir kämen auf den Punkt, wo wir von beiden Autoren endlich auch konkret, realen Formen nach sagen könnten, sie hätten Recht (in Bezug auf ihre allgemeine Aussage vom Sozialismus): Die Wertform des Produkts, damit die Warenform des Produkts, ist aufgehoben, und in dieser Funktion auch das Geld (!) – der Markt etc. -, ohne dass das Geld schon förmlich aufgehoben ist, und in diesen Funktionen, die bleiben, ist ein neuer Gehalt des Geldes/des Marktes hervorgetreten bzw. ist das Geld auf diesen reduzierten Gehalt gebannt und kann es dem Kommunismus resp. der Ökonomie der konkreten Arbeit, des Gebrauchswertes, dienen.[18] Ohne die Aufhebung auf den Wert zu beziehen, ist nix aufgehoben.
Was heißt es, dass Preise nicht mehr verändern? Ich nenne zwei Punkte:[19]
Das heißt – nach alter Manier, nach Manier der Werttheorie -, dass die Produktion stagniert, Werte also nicht mehr verändern können, nicht mehr zu verändern brauchen, weil die Produktion keinerlei produktiveren Bewegung mehr unterliegt – was aber auf den Sozialismus nicht zutrifft (auch wenn das mancher gerne so sehen möchte). Oder aber heißt – und dann nach neuer Theorie -, dass die Werte nicht mehr ausgedrückt werden! D.h., dass die Warenökonomie in ihrem ökonomischen Prinzip, dem Wertprinzip, schlafen gelegt worden ist, und das wäre dann der gesellschaftliche Gegensatz, die Herangehensweise der anderen Ordnung an die Ökonomie. Sie operiert in der Aneignung mit dem Gebrauchswert, seinen klar definierten Mengen. Sie verlangt ja auch von der Produktion Gebrauchswerte, ergo muss sie die Voraussetzung dieser Produktion auch dem Gebrauchswert nach bestimmen. Und da würde das Sichtbarmachen der Arbeitszeit, des Wertes also und in seinen ständig wechselnden Größen – und als ein Recht auf Aneignung –, eine auf den Gebrauchswert orientierte notwendige Menge nur stören, die Aneignung nur verunsichern, ungenau machen. Proportionalität und Äquivalenz vertragen eben einander nicht.
Also, feste Preise: Feste Preise sind keine Wertpreise, feste Preise sind die einzige Möglichkeit (oder Preisform), unter der das Geld erhalten bleibt und die Wertform der Produkte aufgehoben ist, also die Warenproduktion in der Tat aus der Gesellschaft herausgetreten ist.
Was ist dann aber das Geld? Was ein Markt?
Nun, nicht die Frage: Was ist ein Markt?, ist die historisch für den Sozialismus berechtigte, sondern: Was ist ein Markt, auf dem Festpreise realisiert werden?
Auf jeden Fall ein solcher Markt, auf dem nicht mehr Werte realisiert werden. Ein solcher Markt kann nicht als Markt im alten Sinne charakterisiert werden. Er hat seine „bessere“ (erste) Hälfte aufgegeben. Und damit entfällt auch die Hintertür, von der Sandleben meint, durch sie würde Hoss, bzw. diese Position, die Warenökonomie wieder in den Sozialismus zurückholen. Ohne die „Aufhebung der Ware“ in der Aufhebung ihrer Wertform zu bestimmen, ist die Hommage an die Aufhebung der Ware hohl, und ist auch ein „neuer Markt“, der noch immer ein „fortzusetzender Markt“ ist, Nonsens.
Geld ist – auf dem wirklich neuen „Markt“ im Sozialismus – ein Adäquat einer Warenmenge. Und dann ist, fragten wir nach der ökonomischen Rationalität, die über sie vermittelt werden kann, ein höherer oder höher werdender Preis ein Mehrverbrauch an Warenmengen (Rohstoffen, Energie usw.), und ein niedriger oder niedriger werdender Preis ein geringerer Verbrauch an Warenmengen; man kann, mindestens an den wachsenden oder sinkenden Selbstkostenpreisteilen (nicht aber am Lohn), feststellen, was eine unerwartete Rationalität in der Arbeit ist und was eine erwartete – in beiden Richtungen. Man versetze sich in den entwickelten Kommunismus, d.h. man denke sich das Geld weg, dann hat man nur das Material, den naturalen Verbrauch in seiner direkten Weise vor sich, um Arbeit von außen zu messen; und wie bestimmt sich denn dann ein Mehr oder Weniger an Effektivität? Das muss dann doch auch gehen. Oder, wenn das nicht geht, fabuliere man nicht immer über den Kommunismus.
Ist das wirklich so neu, dass Geld ein Adäquat der Warenmenge ist? Mehr ist es nicht, wenn auf sich selbst reduziert. D.h. Geld ist – nach der bekannten Marxschen Version – auf … Geld (Gold) reduziert. Es ist reduziert auf das, was es bleibt, wenn es das Verhältnis, Ausdruck des Wertes der Ware zu sein, verloren hat – weil die Ware (!) diesen Sinn aufgegeben hat. Dann ist es eine Menge. Die Bewegung der Geldmenge, wenn sie Eigenbewegung, ist räumlich, wenn fremdbewegt, also durch den Wert von Waren bewegt, ist substantiell. Und wenn die substantielle endet – im Festpreis tut sie das -, macht die Behauptung, die räumliche Bewegung würde fortgesetzt, keinen Sinn mehr.
Wir können uns eine solche Wendung der Dinge immer nicht vorstellen, denn unsere Vorstellungswelt – vom Ende der einen und Beginn einer neuen – ist immer radikal, ist abschaffend. Abschaffen, das gefällt uns, Wenden nicht.
Aber wenn es nun Übergangsformen gibt, die dem Sinn der Abschaffung/Aufhebung entsprechen?
Produkte sind nur Waren, wenn sie Werte sind, und Werte sind sie nur, wenn sie auch, oder nur, deren Bewegung sind.
Das muß uns so fest in den Kopf eingehen, dass uns ein System fester Preise und Aneignung von Geld (bei Betrieben wie bei Individuen) nur in Anlehnung an eine Aneignung von Gebrauchswerten wie ein Fremdkörper in einer Warenökonomie vorkommen muß, d.h. wie ihr Gegensatz. Sonst ist unser Bewußtsein vom Kommunismus an seine letzte ökonomische Erscheinung verwiesen: die nun tatsächliche Aufhebung des Geldes der Form nach. Und dann verfügt der starke Auftritt des Kommunismus auf der geschichtlichen Bühne über eine schwache Theorie; dieser Kommunismus wäre immer leicht angreifbar, er wüsste sich eigentlich keiner Form sicher, in der er sich verteidigte. Und so war es ja auch.
Es gibt zwei verschiedene Arten, die Aneignung von Gebrauchswerten für die Produktion quantitativ zu bestimmen; das ist einmal die nach dem Wert, den man produziert hat; indem dieser ermittelt, ist eine Größe der Aneignung von Gebrauchswerten ermittelt (das heißt: Wert in dieser Ware gleich Wert in jener Ware), und das ist andermal die Quantifizierung nach dem Bedürfnis auf die produzierten Gebrauchswerte. Der eigene Wert wäre hier keine Voraussetzung. Nur im Zufall trifft eine Bestimmung nach dem Bedürfnis, oder nach dem Prinzip der Proportionalität, mit dem Wert zusammen, in der Regel sind beide Größen verschieden; zumal in der Aneignung nach dem Bedarf ein Zukunftselement enthalten ist. Aber der Wechsel hier von dem einen zum anderen Prinzip unterstellt einen gesellschaftlichen Wechsel. In der Warenproduktion werden Gebrauchswerte angeeignet, aber sie bilden nicht das Maß, nach dem angeeignet wird. Um solches Maß zu sein, ist die Geldform selbst von der Erscheinung des Wertes auf die Erscheinung des Gebrauchswertes umzustellen, damit der Gesellschaftswechsel stattfinden kann, oder findet der Gesellschaftswechsel auch im Geldwesen seine Form. Die Menge des angeeigneten Geldes muss mit der Menge der anzueignenden Güter identisch sein, und das ist nur über einen unveränderlichen Preis zu sichern.
Man kann die Gesellschaft vom Kapitalismus auf den Kommunismus umstellen, indem man das Geld etc. abschafft, aber man kann die Umstellung auch vollziehen, indem man das Geld auf eine andere Basis – die Basis der konkreten Arbeit – stellt, was nur geht, wenn man ihm die alte Basis entzogen hat. Und das kann man – und nun wirklich per Macht –, wenn man den privaten Eigentümer der Arbeit entmachtet hat.[20]
Die Aneignung nach dem Wert unterstellt zunächst die Aneignung des Wertes selbst, während umgekehrt die Aneignung nach dem Gebrauchswert nur direkt zu bestimmen ist, die Zwischenstufe oder Vermittlung durch den Wert ist hier nicht nur überflüssig, sondern verfremdete das neue Prinzip. Das Geld als Ausdruck des Wertes, als die unmittelbare Form des Wertes, gehörte also in einer vom Gebrauchswert – gegenwärtig und zukünftig – regulierten Produktion abgeschafft oder … stillgelegt im Sinne des Wertes. Nun ist es nicht abgeschafft, sondern in der Wertform stillgelegt. Das heißt aber, dass die Warenform des Produkts geendet hat, denn die Warenform besteht ja gerade darin, dass der Ausdruck des Wertes zu ihrer gesellschaftlichen Form erhoben ist. Mit Stilllegung erreicht man das selbe wie mit Abschaffung.
Die Planwirtschaft ist durch ein in der Wertform stillgelegtes Geld charakterisiert. Gerade dadurch aber wird das Geld, seine Menge, ein durch die produzierte Gebrauchswertmenge, also Warenmenge, bewegtes Geld. Es gibt plötzlich viel mehr Geld! Geld hatte diese Funktion, Warenmenge zu sein, immer – als besondere Ware (Gold), nun, im Sozialismus/Kommunismus, hat es diese Funktion als Repräsentant der allgemeinen Welt der Waren. In dieser Form stellt Geld eine Erscheinungsform nicht einer besonderen Warenproduktion mehr dar, sondern einer besonderen Planwirtschaft.[21]
Was nun die Produktion betrifft, die bereits durch Aneignung von Gebrauchswerten in bestimmter Form und deren notwendigen Mengen reguliert ist, so könnte von den volkseigenen, durch Plan regulierten Betrieben ab der sozialistischen Phase des Kommunismus, in der Tat auf das Geld verzichtet werden, und ich stimme Günther Sandleben hier prinzipiell zu. Prinzipiell braucht eine Planwirtschaft Geld überhaupt nicht mehr. (Sofern sie über eine exakte Materialwirtschaft verfügte, und das ist zunächst nicht der Fall, deshalb ist die Geldform der Verbrauchsrechnung als Hilfsmittel notwendig.) Für sozialistische Betriebe kann Geld im Sozialismus de fakto gleich mit Beginn der Planwirtschaft abgeschafft werden; das Ende des Geldes kann theoretisch bereits gedacht werden. Wenn die Materialzuteilung exakt, kann die Geldmengenzuteilung nicht exakter sein.
Betriebe brauchen auch nicht der Faszination des Geldes/Marktes, von der Günther Sandleben schreibt, ihr gesellschaftliches Verhältnis ist ja anderweitig geregelt, und das ökonomische Subjekt, für das ein ständiges Mehr an abstraktem Wert/Geld Sinn macht, ist ja im Gemeinschaftseigentum auf das auch für private Ökonomie letztmögliche Maß gehoben; mehr als Alles zu besitzen geht nicht.
Welche Form der Aneignung und der Mehraneignung bleibt noch, wenn dem Werte nach alles Mögliche erreicht ist (im/für den Kommunismus)? Nur noch die des konkreten Reichtums, des Reichtums in Gütern, Gebrauchswerten. Die produktive Kraft der Arbeit, dieser Reichtum in konkreter Hinsicht, kann unendlich weiterwachsen, selbst wenn aller Wert in abstrakter Arbeit (in Aller wertschöpfenden Arbeit, durch ein Eigentum) erreicht ist, d.h. wenn das Volumen an abstrakter Arbeit nicht mehr wächst (wenn sich das Eigentumsverhältnis an Arbeit und Volumen an realer Arbeit in abstrakter Hinsicht decken, wenn Gesamt hier Gesamt dort ist).
Man besitzt, wenn man alle Gebrauchswerte – oder die Arbeit unter dem Gesichtspunkt aller Gebrauchswerte – besitzt, auch allen Wert, ohne dass dieser förmlich erscheinen muss. Die Frage ist doch: Was, wonach ist denn in der Wirtschaft noch zu regulieren, wenn der Wert als Regulator sein historisch mögliches Werk vollendet hat resp. dieses Werk durch einen Gewaltakt im Eigentumsverhältnis zu Ende gebracht worden ist?
Wie verhält sich ein Gesamteigentümer zu einer/seiner Gesamtarbeit?
Wir geraten doch automatisch an den Punkt, wo das einzige Interesse am Produkt nur noch das Interesse am Produkt in konkreter Hinsicht sein kann. Wenn Du alles Produkt besitzt, was besitzt Du dann mehr, wenn Du es noch in einer abstrakten Hinsicht – als Wert – besitzt?
Was bedeutet Dir der abstrakte Zweck gegenüber dem konkreten Zweck?
Um den Wert wiederzubeleben, muss man die sozialistische Gesellschaft mit aller Gewalt wieder individualisieren. Daher die krampfhafte Definierung der Betriebe als Subjekte. Nur wo der Einzelne mehr bekommen kann als der andere, macht der abstrakte Reichtum Sinn. Nur wo man häufen kann ohne zu verbrauchen, macht Reichtum Sinn, und ist Reichtum ein gesellschaftlicher Gegenstand eigener Art. Wo man aber nur Gebrauchswerte konsumieren kann, hört man früher oder später auf zu häufen, d.h. verschwindet (!) der abstrakte Reichtum.
Wir übersehen immer, dass der Wert eine Eigentumskategorie ist, er ist an sich keine ökonomische Kategorie, d.h. ist keine Kategorie, die sich aus einer Notwendigkeit der Arbeit begründet.
Es gibt kein Moment in der Arbeit, von dem ausgehend gesagt werden muss: Deshalb Ware.[22] Anders: Eigentum der privaten Art, ein äußeres Verhältnis, der Ökonomie aufgebrannt, begründet die Warenproduktion. Die Arbeit, die es mit der Arbeitszeit zu tun hat, hat es immer mit deren konkreter, individueller und unvermittelter Form zu tun, also niemals mit einer solchen Größe, die sich nur in einem gesellschaftlichen Zusammenhang ermitteln lässt. Und der Rückfall aus dieser gesellschaftlichen regulierten Größe bedeutet nie den Rückfall in das ökonomische Chaos, in die Unrationalität, sondern nur in die Form, die an sich der gesellschaftlichen Bestimmung von Arbeit und Arbeitszeiten zugrunde liegt: die individuell notwendige Zeit – wenn man es denn nicht schleifen lässt.
Die bisherige ökonomische Wissenschaft vom Sozialismus hat die Frage des Geldes/Marktes nie unter dem Gesichtspunkt der von ihr eingeleiteten Veränderungen betrachtet (sie hat immer nur behauptet, da wäre doch „ein neuer Inhalt“), sondern immer noch unter dem alten, bürgerlichen Verhältnis der Einheit von Ware/Produkt und Wert, und Geld als der allgemeinen Ausdrucksform für den Wert. Nicht nur die warenökonomischen Kritiker des Sozialismus wollten die Warenökonomie richtig, sondern auch die planwirtschaftlichen Verteidiger geißelten sich ewig mit dem Vorwurf, die Warenproduktion nicht mehr richtig zu machen, aber sie wieder richtig machen zu wollen – „wenn auch nicht ganz so“ wie die Reformer. Die Revolution stand so selbst auf dem Boden der Reform[23]. Das erklärt das schwache Ende des realen Sozialismus, und erklärt, warum nun der Sozialismusgedanke auf den Boden einer Illusion sich wieder findet. Wird, ja kann die Revolution im Reformismus überleben? Von der Theorie ist verlangt, noch einmal von vorne anzufangen: mit der höchsten Form der erzielten Praxis, mit dem Sozialismus in seiner realen Existenz.
Hermann Jacobs, Berlin
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[13] Der schon zu Zeiten der DDR international bekannte deutsche Wirtschaftshistoriker Jörg Roesler meint ja, die „spannende Periode in der Wirtschaftsgeschichte der DDR“ sei erst auf die Zeit des NÖS zu beziehen, und da ist er ausgesprochen einseitig wie parteiisch. Die Kritiker der DDR haben sich sowieso angewöhnt, alles, was nicht Warenökonomie im Sozialismus war oder dieser galt, nicht als Ökonomie zu erkennen. Jörg Roesler: „… eine spannende Periode in der Wirtschaftsgeschichte der DDR“, Pankower Vorträge, Publikationsreihe des Vereins Helle Panke, Heft Nr. 23, Teil 1 und 2.
- [14] Siehe auch mein Beitrag in 10/07 von „offen-siv“: „Zur Dialektik von Übergängen“.
- [15] Zu einem solchen Schritt kann man sich veranlasst sehen, wenn man nicht mehr über die Eigentumsfrage entscheiden kann, weil Eigentum z.B. aufgehoben worden ist. Natürlich ist vom Ursprung her die Notwendigkeit einer Warenform des Produkts vom Eigentum her zu bestimmen, aber bei Überwiegen des Volkseigentums muss man einen anderen „einleuchtenden“ Grund finden, einen solchen, der „bis in den Kommunismus hineinreicht“, und den findet man im Geld.
- [16] Ich rücke diese Veränderungen in den Vordergrund, um erst einmal darauf hinzuweisen, dass sich im Verhältnis von Waren und Geld in den sozialistischen Planwirtschaften Grundlegendes gewendet hat, damit fallen alle Versuche, ausgehend von einem Geld, das sich angeblich nicht geändert hat und noch immer das selbe Geld wie eh und je zu sein scheint, Bestimmungen für einen Markt im Sozialismus zu definieren. Die gesamte Argumentation von Wolfgang Hoss in 10/07 bedarf natürlich einer ausführlicheren Wertung als sie hier gegeben ist; erstes Anliegen meines Beitrages ist aber, alles, was bisher zu diesem Thema in „offen-siv“ gesagt, in der Debatte präsent zu halten. Sich gegenseitig versichern, nicht ständig einen neuen Anfang suchen.
- [17] Seiner Forderung, man „benötige eine … hinreichend allgemeine Definition des Marktes“ (die auch die Frage beantwortet, „welche Rolle der Markt in der Zukunft spielen soll“, S. 52/53 in 10/07), kann leider nicht entsprochen werden. Markt heißt, die Wertform der Ware zu realisieren, daher kann ein „Markt“, auf dem Geld nur Gebrauchswerte realisiert (G-W, Auffassung auch von Hoss), nicht mehr als Markt im Sinne des Begriffs definiert werden; eine allgemeine Definition, die beide historischen Zustände erfassen kann, ist daher passee. Der Historismus ist einer von Entwicklung und Veränderung, und nicht von Entwicklung und Fortsetzung.
- [18] Selbstverständlich muss das Geld, das „unter die Leute“/„in die Betriebe“ gebracht worden, auch wieder aus den Leuten/den Betrieben herausgebracht werden, und dies geschieht durch Wechsel gegen Güter. Der Stellenwechsel Geld gegen Gut ist also weiter gegeben. Aber in den Besitz dieses Geldes gelangt man nicht dadurch, dass man eigene Arbeit realisiert, sondern indem man Anteile an der gesellschaftlichen Arbeit zugesprochen erhalten hat – weil man gearbeitet hat (Individuen) bzw. arbeiten wird (Betriebe). Betriebe werden nie im Sozialismus für ihre Arbeit, die sie geleistet, bezahlt; Geld dient vielmehr als Arbeit vorbereitendes Element wie das Gut, in das es realisiert wird. Im Wechsel von der Bezahlung der eigenen Arbeit zum Anteil an der gesellschaftlichen Arbeit ist der Wechsel von der Warenökonomie zum Kommunismus gesetzt.
- [19] Ein dritter Gesichtspunkt war der, dass es hieß, dass die neue Praxis fester Preise geldtheoretisch mit einem sinkenden Wertgehalt des Geldes zu erklären wäre. Zu dieser Erklärung hatte sich die offizielle Wissenschaft im realen Sozialismus durchgerungen (übrigens auch Fritz Behrens und einige sowjetische Ökonomen). Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen: Wenn Preise im Einzelnen bei steigender Produktivität (oder sinkenden Wertgrößen) nicht sinken und die Summe der Preise somit nicht konstant bleiben kann, dann steigt sie eben, und zwar kongruent zu den wachsenden Warenmengen. Dasselbe gesellschaftliche Wertvolumen wird in einer größeren Summe der Preise/Geldes ausgedrückt, was bezogen auf die einzelne Geldeinheit deren geringeren Wertgehalt bzw. eine gesunkene Wertrepräsentanz bedeutet – hieß es. Dass das Geld im Sozialismus bei diesem Mechanismus den Inhalt, den es repräsentiert, gewechselt haben könnte, also Wert gar nicht mehr ausgedrückt werden soll und ein Wertgehalt des Geldes auch nicht mehr zur Debatte steht, kommt dieser „Wissenschaft“ nicht erst in den Sinn. Apropos: Obwohl auf diesen neuen Mechanismus in „offen-siv“ mehrfach schon hingewiesen wurde, kommt es auch bei den Kritikern der Warenökonomie zu keiner Resonanz. Sie erkennen ihre wichtigste reale Waffe nicht. Sie bewaffnen sich immer noch mit Marx, um ihren Gegensatz zur Warenökonomie zu bekunden, statt schon mit dem realen Sozialismus.
- [20] Möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass für die Vermittlung der individuellen Konsumtion das Geld (die Geldform Lohn) erhalten bleiben muss, weil ohne Geld konsumieren bedeutete, in der naturalen Form zu rationalisieren, zu begrenzen. D.h. in dieser Frage ist Wolfgang Hoss zuzustimmen: Wenn keine Begrenzung durch Geldmengen gegeben, würden „nach kurzer Zeit die Handelsunternehmen gestürmt… Wer zu spät kommt, bekäme nichts …“ (10/07, S. 56); in der sozialistischen Realität ist ja auch mit begrenzten Geldmengen abstrakt „rationalisiert“ worden, es geht gar nicht anders. Die Produktion müsste a priori nicht Warenproduktion sein und immer des Geldes entbehrt haben, dann kann man auch in naturaler Form rationalisieren – wie im alten Ägypten; oder wie in diversen kriegführenden Ländern des 1. und 2. Weltkrieges.
- [21] In der theoretischen Konsequenz heißt das, dass es eine Planwirtschaft mit Geld und eine ohne Geld gibt resp. geben wird. Mit Geld = verdeckte kommunistische Form der Planwirtschaft, ohne Geld = offene kommunistische Form der Planwirtschaft.
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[22] Beliebte Methode, die Verhältnisse zu verwirren, ist auch, die Notwendigkeit der Warenform aus dem Umstand zu begründen, die Gebrauchswerte würden ja als gesellschaftliche Gebrauchswerte produziert, für Andere, und deshalb müßten sie getauscht werden. Und deshalb auch die Wertform. Solche „plausible“ Erklärung übersieht immer, dass Tausch nicht Gebrauchswert gegen Gebrauchswert heißt, sondern Ware von nicht unmittelbarer Wertform gegen Ware in unmittelbarer Wertform. Beim Tausch geht es nur um die Wertform. Die Ware in ihrer Voraussetzung gilt also gar nicht als Gebrauchswert, und in ihrem Resultat gilt sie zwar als Gebrauchswert, aber als der besondere für den Wert in seiner endlich vergegenständlichten Form. Wir befinden uns beim Tausch auf einem vom Gebrauchswert ganz absehenden Terrain. Der wirkliche Gebrauchswert läuft nur der Realisierung der Wertform nebenher. Für die Gesellschaft produzierte Gebrauchswerte fließen auch nur, sie tauschen nicht.
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[23] Und man schaue sich um: Sind es nicht die Reformer von einst, die sich als die Revolutionäre von morgen dicke tun?