Carsten Messerschmidt: Welcher Seite soll ich nun vertrauen?
Zum Artikel: Abschied von Rolf Vellay in Offensiv 2/02 und zum Parteienheft
Der Text von Genosse Kurt Gossweiler in offen-siv 2/2002 und damit zusammenhängend das “Parteienheft” haben mich nun doch herausgefordert: Rolf Vellay war parteilos und dafür gab es und gibt es Gründe! Eine Partei, welche in der dialektisch immer wieder neu entstehenden Einheit von Praxis und Theorie das Niveau der chinesischen KP des Mao oder der bolschewistischen Partei zu Lebzeiten von Lenin erreichen könnte, gibt es die denn in Deutschland ?
Genosse Rolf Vellay unterhielt sich mit mir bei div. Veranstaltungen ( u.a. “5 Jahre” offen-siv in Hannover, “Imperialismusveranstaltung” von offen-siv und RotFuchs in Berlin) recht ausführlich über viele politische Themen. Rolf Vellay war alles andere, aber kein Sektierer! Und ich kann mir nicht vorstellen, daß Rolf Vellay die KPD (Ost-Berlin) oder die MLPD (Gelsenkirchen) als “sektiererische Positionen vertretend” bezeichnet hätte. Darum, meine Bitte an den von mir sehr geschätzten Genossen Kurt Gossweiler, bei der MLPD mehr zu differenzieren! Die MLPD würdigt die Errungenschaften der Anfangsjahre der DDR durchaus. Sicher gibt es gegenüber der in der MLPD vertretenen Theorie berechtigte Skepsis! Andererseits bitte ich zu beachten, daß die MLPD die mit großem Abstand beste gesellschaftliche Praxis aller linken Parteien und Organisationen an den Tag legt! Am 13.10.2001 in Berlin (Demonstration zum Gendarmenmarkt) konnte sich jeder davon überzeugen. Und, um diesen Punkt abzuschließen, die “Kinder, Enkelkinder und Anverwandte sowie Freunde und Bekannte” von Rolf Vellay kündigten seine Beisetzung in Datteln mit einer bezahlten Anzeige in der MLPD-Wochenzeitung “Rote Fahne” an.
Traurig finde ich die gegenseitige Gegnerschaft von vielen DDR- Genossen zu den “Maoisten”. Die Kritik Mao’s am Chrustchow-Kurs, war die etwa falsch ? Ich für meinen Teil, und das würde vermutlich auch für unseren Genossen Rolf Vellay gelten, hätte es besser gefunden, wenn eine Verständigung von KPD/DKP und MLPD in Sachsen-Anhalt angestrebt worden wäre! Jetzt gibt es zur Wahl zum Landtag am 21.April 2002 zwei konkurrierende Landeslisten von Parteien die sich auf die marxistisch-leninistische Wissenschaft und Lehre berufen. Und beide bezeichnen den XX.Parteitag der KPdSU als Knackpunkt, als entscheidende Abkehr vom Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion!
Welcher Seite soll ich als junger Revolutionär auf den Spuren von Lenin, Che und Mao nun vertrauen?
Denjenigen, die behaupten, auch im Jahre 2002 würde in Volkschina nach wie vor “der Sozialismus aufgebaut”? Oder denjenigen, die behaupten, in China herrsche “bürokratischer Kapitalismus” ? Kann beides eventuell falsch oder nur teilweise wahr sein ? Wird nicht zur Zeit in China der Sozialismus abgebaut und ist die Konterrevolution nicht in gefährliche Nähe gerückt ?
Zum Schluß noch ein paar Sätze zu den Genossen, die versuchen die KPD aufzubauen. Die KPD kommt im “Parteienheft” viel zu schlecht weg! Das wesentliche sind doch die Menschen! Und in der KPD sind zutiefst der Arbeiterklasse verpflichtete Menschen zusammengekommen! Auch wenn die Theoriebildung in der KPD sehr oberflächlich verläuft, und die Widersprüche der Wirklichkeit und das Wesen eines Ereignisses desöfteren nicht analysiert werden und stattdessen “einfache” (zu einfache) Wahrheiten als der Weißheit letzter Schluß verkündet werden.
Mit KPD und MLPD, mit RotFuchs und offen-siv und KAZ hat die revolutionäre fortschrittliche Menschheit starke Kräfte in der BRD! Mögen sie getrennt marschieren und trotz alledem gemeinsam zu kämpfen anfangen für unser Ziel, die revolutionäre Diktatur des Proletariats in Deutschland, Europa, in der ganzen Welt! Mögen sie voneinander lernen zu kämpfen, lernen zu siegen und lernen zu regieren! Deshalb: Ja zum aktiven organisierten Kampf für Sozialismus und Frieden, für die wahre Demokratie die kein Volksbetrug ist!
Carsten Messerschmidt, Hannover (28.02.2002)