Was ist der Sozialismus und warum trennt ihn eine Übergangszeit vom Kapitalismus?

Ervin Rosznyai:
Was ist der Sozialismus und warum trennt ihn eine Übergangszeit vom Kapitalismus?

Es handelt sich im folgenden um die Zusammenstellung von Grundgedanken des Autors, die er in zwei Aufsätzen entwickelt hat. Sie verhalten sich zueinander wie theoretische Grundlegung und praktische Exemplifikation im historischen Rückblick auf die Geschichte, in der das sozialistische Lager in Europa den Übergang zum Sozialismus nicht zuende zu führen vermochte. Die WBl haben beide Aufsätze als Teil I und Teil II miteinander verbunden und dabei lediglich Wiederholungen ausgelassen. –   Red.WBl

I. Teil

Acht Thesen

Engels schreibt, daß das Ziel des Sozialismus darin besteht, “die Gesellschaft umzuformen, mit Abschaffung aller Klassenunterschiede” – was bei den Produktivkräften ein “auch im Vergleich mit unserem sehr hohes Niveau” voraussetzt, da die Abschaffung der Klassen nur unter dieser Bedingung einen “echten und dauerhaften Fortschritt” mit sich bringen kann, “ohne daß dies einen Stillstand oder gar einen Rückgang verursachen würde”[1] Die Klassen können nicht willkürlich jederzeit abgeschafft werden, wie sich dies die von einem utopischen Verbraucherkommunismus Träumenden vorgestellt hatten. Der Bestand der Klassen ist unabwendbar, so lange er eine objektive Basis der Produktion hat, so lange die Produktivkräfte nicht eine ihrer Vergesellschaftung entsprechende Eigentumsform erlangen – ein solches System von Produktionsverhältnissen, in dem die Erzeuger ihre Produkte nicht als einander entfremdete Eigentümer oder Verfügungsberechtigte am Markt austauschen (mit Geld als Vermittler), sondern als Gleiche über die Gesamtheit der Produktionsmittel als einheitliches Volksvermögen verfügen und ihre Arbeit der Gesellschaft direkt, ohne Umweg über den Markt zur Verfügung stellen.[2] In einer Marktwirtschaft erfahren die Produzenten nur nachträglich, nach Abschluß ihrer Arbeit, ob diese überhaupt benötigt wurde – ob es also eine zahlungsfähige Nachfrage gibt; im Sozialismus hingegen wird die Arbeit nach vorangehender Bewertung der vorhandenen Quellen und der Bedürfnisse getätigt, und unter Bedürfnissen werden die echten materiellen und kulturellen Ansprüche des Volkes verstanden, nicht die von den Marktverhältnissen abhängige zahlungskräftige Nachfrage. Der Sozialismus wird in jenem Maße zur Realität, in dem er das instinktbedingte Walten der Marktwirtschaft durch eine vom ganzen Volke kontrollierte und dem Nutzen des ganzen Volkes dienende bewußte Regelung verdrängt – eben darin besteht der Inhalt der Übergangsperiode, des zum Sozialismus führenden Überganges. Die Übergangszeit ist von einem Kampf zwischen der an den Kapitalismus gebundenen marktwirtschaftlichen Spontaneität und einer zum Sozialismus hinführenden Planmäßigkeit gekennzeichnet, der entweder mit einer Wiederherstellung des Kapitalismus oder der Verwirklichung des Sozialismus endet.

Von der Güterverteilung her gesehen ist der Sozialismus jene Gesellschaftsform, in der jeder nach seinen Fähigkeiten arbeitet und nach Abzug der für die gemeinschaftlichen Fonds benötigten Arbeitsmenge aus dem produzierten Fond für persönlichen Verbrauch seinen Anteil nach dem Maß der geleisteten Arbeit bekommt. Dies ist noch kein Kommunismus – also eine durch Überfluß und durch eine vom Bedarf bestimmte Verteilung gekennzeichnete Gesellschaft -, sondern nur deren Unterstufe. Aber die Verteilung wird hier – ebenso wie die Produktion – schon voll und ganz vom Plan, von einer bewußten Voraussicht und Berechnung geregelt; es gibt keinen Markt, keine Waren- und Geldverhältnisse, keine Klassen. “Eine Gesellschaft, in der der Unterschied zwischen Arbeitern und Bauern weiterbesteht, kann weder als kommunistische noch als sozialistische Gesellschaft bezeichnet werden” – sagte Lenin.[3] Wenn wir all dies berücksichtigen, kann der Sozialismus so definiert werden: eine über dem Kapitalismus stehende, auf einer für vollen Überfluß allerdings noch nicht ausreichenden Produktivität beruhende, mit wissenschaftlicher Planung geleitete klassenlose Formation, in der die Produktion mit modernster Technik in einer von Waren- und Geldverhältnissen freien, einheitlichen, gesamtgesellschaftlichen Eigentumsform vor sich geht, der gesamte gesell-schaftliche Lebensverlauf von den arbeitenden Massen kontrolliert wird und die Verteilung von der Leistung der Einzelnen bestimmt wird.

Der hier beschriebene Zustand ist bislang noch nie und nirgends verwirklicht worden. Die ersten sozialistisch gelenkten Staaten der Geschichte haben die formelle (rechtliche) Vergesell-schaftung des Eigentums (die Verstaatlichung und die Vergenossenschaftlichung) durchgeführt; dieser Schritt reicht jedoch allein zur Schaffung einer gemeinschaftlichen Gesellschaft, zur Abschaffung der wirtschaftlichen Trennung der Produktionseinheiten voneinander nicht aus. Diese Trennung behält die Waren- und Geldverhältnisse bei und verhindert, daß die Arbeit des Einzelnen und der Produktionseinheiten voll und ganz ohne marktwirtschaftliche Vermittlung als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit zur Geltung kommen kann.

Was verstehen wir dabei unter dem Begriff eines “wirtschaftlichen Getrenntseins”? Zum Teil dies, daß die Produktionseinheiten verschiedenen Eigentümern gehören und ihr Produkt-austausch dadurch ein Warenaustausch ist. In der Übergangsperiode bleibt der Unterschied zwischen staatlichem und genossenschaftlichem Eigentum auch nach der formellen Ver-gesellschaftung des Eigentums bestehen: rechtlich gesehen, gehört das eine dem ganzen Volke, das andere jedoch jeweils einer bestimmten Gruppe, und zwischen den beiden Sektoren entstehen wegen der unterschiedlichen Eigentümer marktwirtschaftliche Beziehungen. Dies ist klar. Das Problem besteht darin, daß der staatliche Sektor im Besitz eines einzigen Eigentümers ist, die dazugehörigen wirtschaftlichen Einheiten jedoch weit davon entfernt sind, solch eine innerlich zusammengehörige Einheit darzustellen, wie es die Untereinheiten einer Fabrik sind. Warum bestehen auch hier weiterhin Waren- und Geldverhältnisse? Ist es nicht so, daß das Geld in diesem Sektor keine andere Funktion hätte, als ein rein technisches Hilfsmittel zu sein – bei der Errechnung der Selbstkosten oder bei zwischenbetrieblichen Verrechnungen? Nehmen wir einmal das als Arbeitslohn ausgezahlte Geld: es erscheint kaum als rein technischer Behelf, vielmehr als Ausdruck eines bestimmten Produktionsverhältnisses, als dessen versachlichte Form. Die Frage besteht gerade darin, warum die individuelle Arbeitskraft auch in einem sozialistisch ausgerichteten Staat nur mit Vermittlung seitens des Marktes – mit Lohn und anderen Vergütungen als Gegenwert – einen gesellschaftlichen Charakter annimmt und zu einem Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit wird. Warum wird er nicht von selbst und direkt dazu? Warum verhält sich der Besitzer der Arbeitskraft als Privatperson zum neuen gemeinschaftlichen Eigentum, das formell (juristisch, verfassungsrechtlich) ihm gehört?

Untersuchen wir einmal die Ursachen dieser Erscheinung, die im Kapitalismus wurzelt, sowie die sich daraus in der Übergangszeit ergebenden Folgen.

1. These

Obwohl der Wettbewerb das Kapital zur Anwendung arbeitssparender technischer Mittel und Technologien anreizt, wirkt diesem entgegen, daß die Profitrate eine sinkende Tendenz zeigt, die sich daraus ergibt, daß der technische Fortschritt das relative Gewicht der menschlichen Arbeit (der Quelle des Mehrwerts) gegenüber dem investierten Gesamtkapital verringert. Es ist deswegen prinzipiell unmöglich, daß das Kapital die Automatisierung auf den gesamten Produktionsvorgang ausweitet: einerseits würde es dadurch selber die Erzeugung eines Mehrwerts – also seine eigene Existenz – annullieren, andererseits würde es – vom Umsatz her betrachtet – gleichzeitig eine Warenfülle erzeugen und die Kaufkraft abbauen. Die heutige Gesamtheit der kapitalistischen Produktion weist eine widersprüchliche Verschmelzung der automatisierten, halbautomatisierten und überhaupt nicht automatisierten Betriebe auf,[4] und wenn sich auch die Proportionen dieser drei Ebenen ändern, kann das Kapital keine von ihnen entbehren. Einerseits ist es dadurch im Kapitalismus unmöglich, ein solches Niveau der Automatisierung – und gemeinhin der Mechanisierung – zu verwirklichen, das jegliche schwere, ungesunde, gefährliche, schmutzige, eintönige, ermüdende Arbeit ausschließt und jedem einen schöpferischen Charakter seiner Arbeit ermöglicht. Das Gegenteil trifft ein: die der Senkung der Lohnkosten dienende, gewinnorientierte technische Vervollkommnung bringt eine massenhafte Entwertung des technischen Könnens mit sich (obwohl sie die höhere Ausbildung einer dünnen Personenschicht erfordert) und gleicht mit den von ihr geschaffenen neuen Arbeitsplätzen den Abbau der dadurch überflüssig gewordenen nicht aus. Die billige, ungeschulte Arbeit, die nie unter eine “natürliche” Rate sinkende und perspektivisch ständig steigende Arbeitslosigkeit ist eine der Bedingungen der “normalen” kapitalistischen Entwicklung. Also kann die Über-gangsperiode auch in den höchstentwickelten kapitalistischen Ländern keine solchen Produktionskräfte erben, die die großen Massen der Werktätigen vom zwangsmäßigen Charakter ihrer Arbeit befreien könnten.

2. These

Obwohl im Kapitalismus gewisse moderne Formen der Organisation der Arbeit den alten Gegensatz zwischen Lenkung und Durchführung etwas lockern, fixiert die Beziehung zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter als gesellschaftlicher Gegensatz jenen technischen Zwiespalt zwischen Lenkung und Durchführung, der von jeder Kooperation verlangt wird, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Form. Die institutionalisierte Form dieses gesellschaftlichen Gegen-satzes ist das kapitalistische Fabriksystem, das hierarchisch aufgebaute Unternehmen. In der handwerklichen Periode des Kapitalismus organisierten die direkten Produzenten ihre Arbeit noch selber und waren dem Händler, der ihre Erzeugnisse auf den Markt brachte und sie mit Rohmaterial und Artikeln für ihre Lebenserhaltung versorgte, nur formell (juristisch) untergeordnet, nicht jedoch von der Natur ihrer Arbeit her: In günstigen Fällen konnte es sogar vorkommen, daß sie ihr Lohnarbeiterdasein aufgaben und ihre Selbständigkeit wiedererlangten. Mit der Einführung der mechanisierten Massenproduktion gab es dies nicht mehr – nicht einmal als abstrakte Möglichkeit. Die unmittelbaren Produzenten sind dem Kapital nunmehr als Durchführer von Teilvorgängen, als einfache Bestandteile des Maschinensystems untergeordnet: die Organisation und Kontrolle ihrer Arbeit – eine geistige Tätigkeit – wird von ihren per-sönlichen Fähigkeiten getrennt und zu einer ausschließlichen Befähigung des Kapitals, zur Aufgabe eines besonderen, entfremdeten Apparates. Die sozialistischen Revolutionen erben diese Organisationsform und können eine Zeitlang der darin verkörperten disziplinierenden Kraft auch nicht entsagen – sie können nun mal nicht ohne jene Hierarchie auskommen, die gleichzeitig Folge und Grund des Zwangscharakters der Arbeit ist. Daraus folgt auch gleich, daß sozialistische Revolutionen unbedingt die ganze Wegstrecke von der Vergesellschaftung der Eigentumsformen (vom Rechtsakt der Verstaatlichung und Vergenossenschaftlichung) bis zur die Hierarchie abbauenden Produzentenselbstverwaltung zurücklegen müssen – jener Selbstverwaltung, mit deren Verwirklichung die Massen auf eine von ihnen in Versuchen er-stellte und erprobte Weise ihre Rechte als Eigentümer selbst ausüben. Unerläßliche Voraussetzung der Vollendung dieses Vorgangs ist eine wesentlich geringere physische und nervliche Belastung der Produzierenden sowie Verlängerung ihrer Freizeit durch Automatisierung, die eine qualitativ neue Stufe der Produktivität zustande bringt.

3. These

Die höchstentwickelte Gesellschaftsform des Privateigentums – der Kapitalismus – ließ auf die Menschheit die Urwaldgesetze der Konkurrenz los, impfte ihr die “jeder ist des anderen Menschen Wolf”-Einstellung und das damit einhergehende Benehmen ein. Dies gilt nicht nur für die Besitzerklassen, sondern mehr oder weniger auch für die einen täglichen Kampf ums Überleben führenden Massen. “…Zur massenhaften Erzeugung dieses kommunistischen Bewußtseins”… ist …”eine massenhafte Veränderung der Menschen nötig…, die nur in einer praktischen Bewegung, in einer Revolution vor sich gehen kann;” schrieben Marx und Engels, so daß “…also die Revolution nicht nur nötig ist, weil die herrschende Klasse auf keine andere Weise gestürzt werden kann, sondern auch, weil die stürzende Klasse nur in einer Revolution dahin kommen kann, sich den ganzen Dreck vom Halse zu schaffen und zu einer neuen Begründung der Gesellschaft befähigt zu werden.”[5] Der Dreck der Vergangenheit – das ist das Verhalten des Einzelnen zur Gemeinschaft als Privatmensch, das auch in der Übergangsperiode immer wieder neu entsteht, und zwar dadurch, daß die Produktionskräfte nicht ausreichen, allen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft eine vielseitige Deckung aller ihrer Bedürfnisse zu bieten, und daß die relative Kargheit der Verbrauchsgüter einen Konkurrenzkampf der Einzelpersonen anheizt. Daher sowie aus den oben schon zitierten Umständen kommt es, daß die Individuen, obzwar sie rechtlich Eigentümer der Produktionsmittel sind, in der Praxis – mit Ausnahme einer kleinen Spitzengruppe – auch während des Übergangs dieser eigenen Gemeinschaft noch lange als Außenseiter gegenüberstehen, also als Besitzlose gegenüber Eigentümern, und in der Regel nur unter wirtschaftlichem Zwang (“materieller Anreiz”) bereit sind, für eine Entlohnung oder eine andere materielle Begünstigung ihre Arbeitskraft als Teil der gesellschaftlichen Arbeitskraft einzusetzen. Die Arbeitskraft kommt also auch in der Über-gangsepoche durch marktwirtschaftliche Vermittlung, als Gegenstand von Verkauf, Kauf und ausgehandeltem Preis mit den Produktionsmitteln zusammen; – anders ausgedrückt verliert sie also ihren Warencharakter auch dann nicht, trotz des Umstands, daß ihre Verkäufer und Käufer sich nur formell voneinander unterscheiden – so eben, wie das Individuum von einer Ge-meinschaft, der es auch selbst angehört. Lohn, Gehalt oder andere ähnliche Einkommensformen widerspiegeln das privat-persönliche Verhältnis der Einzelnen zu ihrer eigenen Gesellschaft und funktionieren zu gleicher Zeit sowohl als Rechtsanspruch auf Vereinnahmung einer bestimmten Menge von Verbrauchsgütern als auch als Mittel eines Zwanges, da ja die Einzelpersonen nur auf diesem Wege zu diesen Gütern gelangen können. Es braucht eine tiefe Umgestaltung des Bewußtseins der Mehrheit, um dahin zu gelangen, daß sie ohne äußeren Zwang – freiwillig – arbeitet, weil ja die Arbeit für sie noch nicht zu einem vorrangigen Lebensbedürfnis geworden ist, ja, nicht geworden sein konnte (so wie beispielsweise bei einem Künstler oder einem anderem schöpferisch beschäftigten Menschen).

4. These

Im Kapitalismus, wo die Arbeitskraft zur Ware wird, wird die gesamte Arbeitskapazität der Gesellschaft durch das Wertgesetz zwischen den einzelnen Beschäftigungszweigen verteilt, und welche Arbeit der eine oder andere vollbringt, hängt – wenn er überhaupt beschäftigt ist – in entscheidender Weise nicht von seinen persönlichen Vorlieben und Talenten ab, sondern von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt; es ist wahrlich ein Zufall, wenn die für den Lebensunterhalt geleistete bezahlte Arbeit zugleich als persönliche Berufung erfüllt werden kann und mit der “Selbstverwirklichung” der Persönlichkeit zusammentrifft. Die Arbeitermacht des Übergangszeitalters erbt diesen blinden Automatismus vom kapitalistischen System. Die revolutionäre Arbeitermacht kämpft von Anfang an gegen dieses schädliche Erbe, sie ist bemüht, die Entfremdung der Menschen von ihrer eigenen Arbeit zu mindern und in der Masse der Werktätigen ein Eigentümer-Verhältnis zu den verstaatlichten Produktionsmitteln zu erwecken. Sie beauftragt gesellschaftliche Organe mit einer demokratischen Kontrolle der innerbetrieblichen Hierarchie, sorgt für die gesundheitliche und soziale Versorgung der Werktätigen, für Zugang von jugendlichen Arbeitern und Bauern zur Hochschulbildung, usw. Ihre Bestrebungen können jedoch immer nur in dem Maße Wirklichkeit werden, in dem dies die objektiven Verhältnisse zulassen (also das allgemeine Niveau der Produktivkräfte und der Kultur, die Struktur der Gesellschaft und ihre internationale Lage) – beziehungsweise, soweit dies durch landesinternen Klassenkampf erzwungen wird. So ist es zum Beispiel eine Frage des Kampfes, ob die innerbetrieblichen Partei- und Gewerkschaftsorganisationen wirklich fähig sind, die Hierarchie unter Kontrolle zu halten, oder ob sie durch eigene Bürokratisierung mit ihr verschmelzen und zu einem bloßen Zierrat werden. Die Arbeitermacht hat also keinesfalls einen nach Belieben erweiterbaren Spielraum: sie kann zwar auf der Basis des Gemeineigentums die Spontaneität des Marktes planmäßig eingrenzen, doch kann sie weder das Gesetz der Wert-bildung außer Kraft setzen noch die planmäßige Verteilung der Quellen von internen Zwängen und äußeren Einflüssen befreien – zum Beispiel von der Notwendigkeit einer beschleunigten Akkumulation und Bewaffnung, wenn ein Krieg droht. Dadurch wirken bei der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeitskraft auch weiterhin solche Faktoren mit, die – als den persönlichen Fähigkeiten uninteressiert gegenüberstehende, unpersönliche äußere Kräfte – den Arbeiter seiner Arbeit entfremden, wodurch sie den Charakter der Arbeitskraft als Ware festschreiben und nur durch den Aufbau der materiellen Grundlage des Sozialismus verdrängt werden können.

5. These

Das Verhältnis als Privatperson gegenüber der Gemeinschaft wirkt unter den Werktätigen am stärksten in der Bauernschaft – Eigentümer-Instinkte sind von der bäuerlichen Existenz nun mal nicht zu trennen. Deswegen spaltet sich die sozialistische Eigentumsformation der Epoche des Übergangs in einen staatlichen und einen genossenschaftlichen Sektor, die verschiedene Besitzer haben und miteinander in einem Warenaustausch-Verhältnis stehen. Wegen dieser Warenaustausch-Kontakte und den warenmäßigen Aspekten der Arbeitskraft – letzten Endes wegen der begrenzten Produktivkräfte – nimmt der größte Teil der Konsumgüter gleichfalls Warencharakter an und gelangt zum Konsumenten über den Markt. Der Markt ist Kampfplatz von Konkurrenten. Im Kapitalismus verläuft der Marktwettbewerb, der Konkurrenzkampf einerseits zwischen den Eigentümern der Produktionsmittel um Maximalisierung des Profits, andererseits zwischen den „Arbeitnehmern“ um das tägliche Brot (beziehungsweise um einen größeren Anteil an zur Verteilung gelangenden Verbrauchsgütern). In der Übergangsperiode jedoch, wo die Betriebe nicht mehr einen marktwirtschaftlichen Kampf auf Leben und Tod bestehen müssen und ihre Arbeiter und Angestellten von der Arbeitslosigkeit und gemeinhin von der gnadenlosen disziplinierenden Maschinerie des Kapitals frei geworden sind, streiten die Konkurrenten “nur mehr” über die Anpassung der Verteilungsverhältnisse an ihre eigenen Sonderanliegen und um die dazu benötigten gesellschaftlichen Positionen. So lange die per-sönlichen Einkünfte nicht kapitalisiert werden können, besteht das Ziel in der maximalen Anhebung des Verbrauches: “bemühe dich, so wenig wie möglich in den gemeinsamen Topf hineinzuwerfen und so viel wie nur möglich von dort herauszuholen”. Die Konkurrenz fördert also nicht die “allgemeine Strebsamkeit” (Marx), sondern wirkt bloß zerstörerisch, verhindert durch das Wiederaufleben der bürgerlichen (bourgeoisen) Denkweise und Moral das Zusammenwachsen der Gemeinschaft, wird zum Nährboden des Bürokratismus in der Lenkung, der gesellschaftlichen Ungleichheit und der Hierarchie.

6. These

In einem kapitalistischen Betrieb gleichen die persönlichen wirtschaftlichen Interessen der im Auftrag des Eigentümers tätigen Chefmanager jenen des Eigentümers, auch wenn sie selbst nicht Eigentümer sind; die Höhe ihres Einkommens wird von ihrem Erfolg bei der Maximierung des Profits bestimmt, der wiederum von der zahlenmäßigen Bewertung durch den Markt abhängt. Darum werden sie – auch wenn sie in ihren Entscheidungen noch so großen Spielraum haben – immer die Interessen des Kapitals zur Geltung bringen (daß sie selbst nicht die Eigentümer sind, macht sie bei weitem nicht zu “Arbeitern”). Bei den staatlichen Betrieben der Übergangszeit besteht eine solche unmittelbare Übereinstimmung der Interessen der mit der Geschäftsführung Beauftragten und des Eigentümers nicht. Eigentümer ist der Staat, der dazu berufen ist, nicht die Interessen eines Einzelbetriebes, sondern im Prinzip jene der gesamten Gemeinschaft zu vertreten; mit diesen jedoch sind die Interessen der einzelnen Unternehmen oder der lokalen Chefs nicht in unmittelbarem und unbedingtem Einklang. Das an die Stelle der Profitinteressen getretene neue System der Anspornung, das die Planerfüllung belohnt, bildet ein eigenartiges Terrain für den Zusammenstoß verschiedener Interessen. Wie sehr auch ein Plan ins Detail geht, – alle Aspekte der Produktion kann er nie umfassen: Er ist immer allgemeiner als die konkreten Vorgänge und bietet dadurch notwendigerweise dem Betrieb und seinen Leitern einen gewissen Spielraum bei seiner Verwirklichung. Wenn die Letzteren – die Beauftragten des Staates – sich als voneinander abgesonderte Privatpersonen verhalten, dann bekommen sie ein Interesse daran, den Plan mit möglichst großem persönlichen Nutzen und dabei mit möglichst wenig Mühe und persönlichen Einsatz zu erfüllen. Zu diesem Zweck können sie die “Informationslücke” zwischen der Betriebsebene und dem höheren Lenkungsniveau (das den Plan vorschreibt) nützen; durch Verheimlichung vorhandener Kapazitäten können sie ihre Verpflichtungen herunterhandeln und die dem Betrieb oder ihnen selbst zugebilligten Zu-wendungen hochtreiben; sie können Produktionsangaben manipulieren, den technischen Fortschritt zurückhalten usw. Dadurch nimmt die relative Unabhängigkeit der Unternehmen und ihrer Manager vom Eigentümer, die im Kapitalismus bloß technischen Charakter trägt, in der Übergangsperiode einen wirtschaftlichen Charakter an – im Maße des ge-genüber der Gemein-schaft und dem Staate ausgeübten privatpersönlichen Verhältnisses – und erwirkt im formell einheitlichen staatlichen Eigentum eine Aufteilung, eine wirtschaftliche Abtrennung.

7. These

Im Maße der Separation treten die staatlichen Unternehmen auch in warenwirtschaftliche Kontakte miteinander, obwohl ja ihre Käufe und Verkäufe – anders als beim Güterumsatz zwischen der staatlichen Industrie und der genossenschaftlichen Landwirtschaft – formell nicht mit einem Besitzerwandel einhergehen. Gänzlich kommen nicht einmal die Produktionsmittel von den Eigenheiten der Ware los. Sogar die Beziehungen zwischen Betrieb und Staat – also dem Eigentümer – sind nicht frei von Zügen des Warenumsatzes: wenn die Erfüllung und Übererfüllung des Plans mit Begünstigungen einhergeht und ohne solche Anreize unterbleiben würde, dann ist dies so, als ob die Unternehmen oder deren Leiter gewisse Mengen von Fertig-erzeugnissen und auch Produktionsgütern dem Staate für Geld übergeben würden. Natürlich sind die Wareneigenschaften der Produktionsmittel wesentlich relativer und auch blasser als jene der Verbrauchsgüter, sie sind aber keinesfalls frei davon: wenn es keinen Wettbewerb um die Verteilung der Verbrauchsgüter gäbe, brauchte man die Herstellung der entsprechenden Menge von Produktionsmitteln nicht mit Geldzuwendungen zu stimulieren.[6]

8. These

Die sich als Privatpersonen verhaltenden Unternehmensleiter hatten ein Interesse daran, sich von einer Kontrolle durch übergeordnete Organe, ganz besonders aber durch die eigenen Unterge-benen frei zu halten. Solch ein Interesse ist Nährboden für Korruption, Interessenverflechtungen, Lobbywesen und Willkür, es begünstigt also jene gefährliche Situation, in der die Werktätigen ihrem Unternehmen gegenüber gleichgültig werden und durch ihre Passivität im Gemeinleben ihren Vorgesetzten die Möglichkeit bieten, ohne Arbeit zu Einkommen zu gelangen und Mehr-produkt anzueignen – über unverdiente Prämien, Privilegien und solche Vorteile, die sich aus einem Verhalten gemäß dem Prinzip “eine Hand wäscht die andere” ergeben. Je gleichgültiger der Arbeiter ist, um so mehr fördert er seine Ausbeutung durch in der Hierarchie über ihn Stehende – was er jedoch dadurch ausgleicht, daß er versucht, das auf eigene Art auf Kosten des Gemeineigentums, zu kompensieren. Wenn diese Haltung Oberhand nimmt, dann wird das gemeinschaftliche Eigentums durch Korruption und Bürokratismus zum Freiwild, dann werden kapitalistische Merkmale der Produktion zu neuem Leben erweckt, die Wirtschaft zur Flaute verurteilt und schließlich das System zu Fall gebracht.

Das Gesagte kann so zusammengefaßt werden, daß vom Kapitalismus – genauer gesagt, vom Zustandekommen der Arbeitermacht – eine mehr oder weniger lange Übergangsperiode zum Sozialismus führt, – ein Übergang, der dem Zeitalter des Sozialismus und des Kommunismus (die jeweils die untere, bzw. Oberstufe darstellen) vorangeht und als geschichtlicher Vorgang der sozialistischen Revolution bezeichnet werden kann. Diese Übergangsperiode kann auch ein höchstentwickeltes kapitalistisches Land nicht überspringen, wenn es den Weg zum Sozialismus beschreitet.  (…)

Den Grundwiderspruch des Kapitalismus – die Wurzel und Summe seiner wesentlichsten Be-sonderheiten – sah Engels im Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung. Wir sind der Ansicht, daß auch der Übergang seinen eigenen Grundwiderspruch hat, und zwar Folgenden: die Produktivkräfte, die mit ihren Ausmaßen schon die nationalen Grenzen sprengen, verlangen gemeinschaftliche Aneignung, die ihrer Vergesellschaftung entspricht (weil sie im Rahmen des Kapitalismus nicht mehr funktionieren können, ohne daß es immer ver-heerendere Krisen, Kriege, globale Katastrophen gibt), sie sind jedoch noch nicht auf einem solch hohen Entwicklungsstand angelangt (und können ihn im Kapitalismus auch nicht erreichen), bei dem die den bürgerlichen Staat verdrängende sozialistische Staatsmacht mit einem Schlage den Warencharakter der Arbeitskraft, den Markt, die Spontaneität des Wertgesetzes außer Kraft setzen könnte; deshalb stoßen die im Entstehen begriffenen sozi-alistischen Verhältnisse immer wieder auf neu entstehende Tendenzen zur privaten Aneignung, und deswegen entscheidet letztlich der Kampf der beiden antagonistischen Kräfte, ob sich die Gesellschaft in Richtung des Sozialismus oder zum Kapitalismus bewegt.

Die Verwirklichung des Sozialismus setzt voraus, daß infolge der Revolution der Produktiv-kräfte und der Ausweitung der Formen der Selbstverwaltung die Mitglieder der Gesellschaft freiwillig eine ihren Fähigkeiten entsprechende Arbeitsleistung vollbringen – sich also aus Privatpersonen zu Gesellschafts-Individuen entwickeln. So lange das Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft von Privatinteressen dominiert ist, ist es unvermeidlich, daß sich auch die Unternehmen gegenseitig (und auch zum Staate) auf solche Art verhalten – es gibt, mit anderen Worten, einen Fortbestand der wirtschaftlichen Trennung. Diese wird auch im Warencharakter der Arbeit reproduziert – darin also, daß die Arbeit nicht einen unmittelbaren gemeinschaftlichen Charakter annimmt, – und dies macht es unvermeidlich, daß marktwirtschaftliche Beziehungen erhalten bleiben und mit ihnen die Anwendung des Wertgesetzes bei der Aufteilung der gesellschaftlichen Arbeitszeit; dies wiederum gebiert Tag für Tag von neuem kleinbürgerliche Elemente und die Möglichkeit des Wiederauflebens der Bourgeoisie, der Restauration des Kapitalismus. Es wäre leicht, zu sagen, daß man vor der Entstehung des vollen Bestandes der Vorbedingungen einen Übergang zum Sozialismus gar nicht versuchen dürfte; es ist jedoch gerade die Übergangsperiode, die den vollen Kreis der Vorbedingungen schaffen muß – in einem vom Kapitalismus ererbten Umfeld. Wegen des Kampfes zwischen der ihrer Wurzeln noch nicht entledigten kapitalistischen Elemente und der neuen sozialistischen Lebensformen kann der Übergang zu zweierlei Endergebnissen führen, ist also ungewiß – und dies um so mehr, je näher das den Weg der Revolution beschreitende Land zur Peripherie steht, je stärker es international isoliert ist.[7]

2. Teil:

Zur historischen Auswirkung der Differenz zwischen dem Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus und dem Sozialismus als Übergangsform zum Kommunismus

So, wie der Kapitalismus erst dann auf eigene Beine kam, als er über das von der ihm vorangegangenen Gesellschaftsform ererbte Handwerkertum hinauswuchs und eine auf dem Einsatz von Maschinen begründete Großindustrie errichtete, muß auch der Sozialismus eine für ihn geeignete technische Produktionsbasis erschaffen, deren Produktivität jene des Kapitalismus übertrifft. Nur auf solch einer Grundlage kann man die wesentlichen Anforderungen des Sozialismus erfüllen und die Bedürfnisse eines jeden Mitglieds der Gesellschaft durchschnittlich besser befriedigen, als dies in führenden kapitalistischen Ländern geschah. Doch trotzdem wird die Verteilung im Sozialismus immer noch nicht unmittelbar von den Bedürfnissen bestimmt, sondern von der Leistung: nach Abzug der gesellschaftlichen Rücklagen bekommt die Person die gleiche Menge vergegenständlichter Arbeit als Verbrauchsgüter zurück wie jene, die er persönlich in lebendiger Arbeit geleistet hat (er arbeitet und leistet nach seinen Fähigkeiten und bekommt gemäß seiner Leistung). Der Austausch gleicher abstrakter Arbeit ähnelt hier formell dem Warenaustausch. In Wirklichkeit jedoch ist es schon etwas anderes: mit der Entstehung des von der Selbstverwaltung der Produzenten geregelten, planmäßig gelenkten einheitlichen gesamtgesellschaftlichen Eigentums erlöschen die Waren- und Geldrelationen, und die Arbeit der Einzelpersonen wird ohne Vermittlung durch den Markt direkt zu einer gesellschaftlichen Leistung.[8]

Da solch eine Umwälzung selbst in den höchstentwickelten kapitalistischen Ländern nicht von einem Tage auf den anderen vollbracht werden kann, muß es einen Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus geben. Im Jahre 1847 charakterisierte Engels in seiner Arbeit “Grundsätze der Kommunismus” den Übergang zum Sozialismus als stufenweises Fortschreiten.Nach seiner Meinung ist es ebenso unmöglich, das Privateigentum mit einem Schlage abzuschaffen, wie man auch die bestehenden Produktivkräfte nicht auf einmal soweit vervielfältigen könnte, wie es zur Herstellung der Gemeinschaft nötig sei. Die aller Wahrscheinlichkeit nach eintretende Revolution des Proletariats werde also nur allmählich die jetzige Gesellschaft umgestalten und erst dann das Privateigentum abschaffen können, wenn die dazu nötige Masse von Produktionsmitteln geschaffen sei. Das zur Macht gelangte Proletariat beginnt – sobald es eine demokratische Verfassung erschaffen hat – das Privateigentum einzuschränken: es wird mit pro-gressiven und Erbschaftssteuern belegt und schrittweise enteignet (zum Teil durch Konkurrenz seitens der staatlichen Industrie, zum Teil mit Entschädigungen), die Besitztümer von Rebellen und Emigranten werden beschlagnahmt und eingezogen, usw.. “Alle diese Maßregeln können natürlich nicht mit einem Male durchgeführt werden. Aber die eine wird immer die andre nach sich ziehen. Ist einmal der erste radikale Angriff gegen das Privateigentum geschehen, so wird das Proletariat sich gezwungen sehen, immer weiter zu gehen, immer mehr alles Kapital, allen Ackerbau, alle Industrie, allen Transport, allen Austausch in den Händen des Staates zu konzentrieren. Dahin arbeiten alle diese Maßregeln; und sie werden genau in demselben Verhältnis ausführbar werden und ihre zentralisierenden Konsequenzen entwickeln, in welchen die Produktivkräfte des Landes durch die Arbeit des Proletariats vervielfältigt werden. Endlich, wenn alles Kapital, alle Produktion und aller Austausch in den Händen der Nation zusammengedrängt sind, ist das Privateigentum von selbst weggefallen, das Geld überflüssig geworden und die Produktion so weit vermehrt und die Menschen so weit verändert, daß auch die letzten Verkehrsformen der alten Gesellschaft fallen können.“[9]

Diese Gedankengänge kehren auch im bald danach erschienenen gemeinsamen Werk von Marx und Engels – im “Manifest der Kommunistischen Partei” – wieder: “Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staates, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats zu zentralisieren und die Masse der Produktivkräfte möglichst rasch zu vermehren. – Es kann dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst despotischer Eingriffe in das Eigentumrechts und die bürgerlichen Produktionsverhältnisse”[10] – mit solchen Maß-nahmen, wie die Enteignung von Grund und Boden, stark progressive Steuern usw. (Unter den Maßnahmen erwähnt das “Manifest” auch “öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder” und neben der Beseitigung der damaligen Form ihrer Fabrikarbeit auch die Verknüpfung von Erziehung mit materieller Produktion.)[11] Die Notwendigkeit eines schritt-weisen Übergangs ist übrigens im einige Jahre früher erschienenen gemeinsamen Buch der beiden Autoren, in der “Deutschen Ideologie” am klarsten begründet. Demnach ist die Ent-faltung der Produktivkräfte deswegen eine unabdingbare Voraussetzung der Aufhebung der Entfremdung (also dessen, daß die Menschen von ihren eigenen Verhältnissen als über ihnen stehenden fremden Mächten nicht beherrscht werden), weil ohne dies “nur der Mangel verallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das Notwendige wieder beginnen und die ganze alte Scheiße sich herstellen müßte”.[12]

Das Gemeinsame in den zitierten Texten ist der Gedanke, daß das Privateigentum Schritt für Schritt zurückgedrängt werden muß, daß es nicht auf einmal abgeschaffen werden kann. Zwecks dieser Einengung empfehlen Marx und Engels solche Schritte, die im Allgemeinen nicht über radikale bürgerliche Forderungen hinausgehen. (Das Eigentum von Aufständischen und Emigranten wurde auch von der französischen Revolution konfisziert; Nationalisierung von Grund und Boden wurde – da ja die Bodenrente die Produktionskosten anhebt – auch von Ricardo und John Stuart Mill empfohlen; für eine Verbindung von Schulbildung und pro-duktiver Arbeit hat sich auch die fortschrittliche bürgerliche Pädagogik eingesetzt; Abschaffung des Erbrechts und eine stark progressive Besteuerung wurde auch vom plebejischen Flügel des Bürgertums verlangt). Ein schrittweises Vorgehen bedeutet in diesen Texten, daß unter einer Arbeiterherrschaft die Einengung des Privateigentums und Vervielfältigung der Produktivkräfte zwei Seiten des gleichen Vorgangs darstellen, denn nur so kann sich die den Reichtum in großen Mengen produzierende Gesellschaft vom Konkurrenzkampf zwischen ihren Mitgliedern freimachen und zu einer Organisation der in ihrem Wesen umgewandelten, kollektivistisch empfindenden Menschen werden – zu einer Gemeinschaft im wahren Sinne des Wortes. Bis die Produktivkräfte solch ein Niveau erreicht haben, wird sich das Wesen des Privateigentums, auch wenn es aufgehoben ist, irgendwie zurückschleichen, – sowohl in die Wirtschaft als auch in die Gemüter, und “die ganze alte Scheiße” stellt sich her. In ihren späteren Werken haben Marx und Engels ein so detailliertes Programm für diesen Übergang nicht entworfen, aber ab 1871 haben sie um so tiefer den politischen Inhalt der Übergangszeit erfaßt. In Verallgemeinerung der Er-fahrungen der Pariser Kommune entwickelten sie als Grundstein ihrer Theorie von Staat und Revolution die Notwendigkeit einer neuartigen Staatsmacht, die mit ihren, die gemein-schaftlichen Funktionen für einen Arbeiter-Arbeitslohn erfüllenden, wählbaren und jederzeit absetzbaren Verwaltungsbeamten und Richtern unter Kontrolle des Volkes steht, auf kommu-nalen Selbstverwaltungen basiert und die nationale Produktion nach einem gemeinsamen Plan steuert. Sie haben auch vorausgesetzt, daß der Übergang eine ganze Epoche in Anspruch nehmen wird, daß die Arbeiterklasse, bis sie ihre eigene Befreiung und damit eine höhere Gesellschaftsform erringt, “lange Kämpfe, eine ganze Reihe geschichtlicher Prozesse durchzumachen hat, durch welche die Menschen wie die Umstände gänzlich umgewandelt werden”.[13]

Das frühe Modell des Übergangs, das in den “Grundprinzipien der Kommunismus” und im “Kommunistischen Manifest” dargelegt ist, nimmt offensichtlich keine Kenntnis von irgend-welcher äußerer Einmischung – seine Verfasser gingen ja davon aus, daß die sozialistische Revolution in allen am höchsten entwickelten kapitalistischen Ländern gleichzeitig siegen würde, sie würde also von keiner äußeren Gefahr bedroht. Daher kommt es, daß in diesem Modell die neue Produktionsweise die alte und das gemeinschaftliche Eigentum das Private gewissermaßen durch natürliches Wachstum verdrängen würden, – noch dazu mit einer Entschädigung oder etwa in einem geschäftlichen Wettbewerb, also eben nach den Spielregeln des Kapitals. Die Wirklichkeit hat sich demgegenüber als viel stürmischer erweisen, obwohl sie in vielen Beziehungen – ob nun direkt oder von der Kehrseite her – die Voraussagen von Marx und Engels bestätigt hat.

Die erste Sowjetregierung plante ursprünglich keine völlige und sofortige Enteignung der Bourgeoisie. Sie verstaatlichte nur die Schlüsselsektoren der Wirtschaft und verfügte eine Arbeiterkontrolle der Produktion, nicht zuletzt zu dem Zweck, daß die Werktätigen die Ver-waltung in der Praxis erlernen sollten, bevor sie die Unternehmungen schrittweise in Besitz nehmen würden. Diese Vorstellung wurde von der Sabotage der Kapitalistenklasse, vom Bürgerkrieg, der Intervention, der Not zunichte gemacht; an ihre Stelle trat der Kriegs-kommunismus (das staatliche Monopol des Getreidehandels, die Verstaatlichung der Mittel- und Kleinbetriebe). Als jedoch der Bürgerkrieg sich dem Ende zuneigte, zeigte der wachsende Widerstand des Bauerntums ziemlich bald, daß das Privateigentum nicht vorzeitig abgeschafft werden kann. Vom notgedrungen eingeführten, aber auch durch falsche theoretische Begründungen untermauerten Kriegskommunismus mußte man den Übergang zur neuen Ökonomischen Politik (NEP) bewerkstelligen, die den privaten Handel und das Funktionieren des Privatkapitals gestattete. Mit Hilfe der NEP gelang es, die von Bürgerkrieg zerrüttete Industrie und Landwirtschaft wieder halbwegs in Ordnung zu bringen. Danach begann die Sowjetmacht unverzüglich eine Vermehrung der Produktivkräfte; sie war jedoch – in der Zange des äußeren Drucks und der inneren Schwäche – gezwungen, das Tempo bis ans Letzte zu steigern, was einerseits mit großen materiellen Verlusten einherging, andererseits heftige, manchmal fast bis zum Bürgerkrieg entartende Klassenkämpfe hervorrief. Die Umstände waren keinesfalls mild, und ihrer konnte man nur so Herr werden, daß man von ihnen selbst diktierte Methoden einsetzte (wobei es im Vergleich mit dieser Wirklichkeit nur ein Lächeln erwecken kann, daß die stark progressive Besteuerung und die Abschaffung des Erbrechts von Marx und Engels im Jahre 1847 als “despotische Einmischung” in die bürgerlichen Verhältnisse bezeichnet wurden). Der Wettlauf mit der Zeit, die gnadenlosen objektiven Bedürfnisse der bewaffneten Verteidigung der Revolution und die dadurch benötigte Zentralisierung der Ressourcen bieten die Erklärung dafür, daß der im Modell von Marx und Engels als einheitlich dargestellte Doppelvorgang auseinanderfiel, die Liquidierung des Privateigentums noch vor der Abschaffung des Elends und vor dem Ausbau einer dem Sozialismus entsprechenden Produktivbasis samt dazugehöriger Technik stattfand. Die Wirklichkeit wich also von den früheren theoretischen Überlegungen ab. Es gab jedoch nur eine einzige Alternative zum so erwählten Weg. Die Restauration des Kapitalismus; mit anderen Worten: es bestand, aus dem Blickpunkt der Revolution gesehen, gar keine Alternative.

Unter solchen Bedingungen, die von der ungleichmäßigen Entwicklung des Kapitalismus und von einer Revolution bestimmt werden, welche von einem oder mehreren “schwachen Gliedern” in einer starken feindlichen Umgebung zustande gebracht werden muß, gliedert sich der Übergang notwendigerweise in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt umfaßt die “ursprüngliche Akkumulation” und die Überführung der wesentlichsten Produktionsmittel in staatliches oder genossenschaftliches Eigentum (Errichtung des Fundaments)[14], die Zielsetzung des zweiten Abschnittes jedoch ist der eigentliche Sozialismus, also die Verdrängung der marktwirtschaftlichen Spontaneität durch Planwirtschaft und das Zustandekommen – als Abschluß der Revolution – eines einheitlichen Volkseigentums, einer Selbstverwaltung der Werktätigen, einer klassenlosen (obzwar noch nicht kommunistischen) Gesellschaft. Diesen Vorgang kann man sich generell so vorstellen, daß in der Übergangswirtschaft eine durch die wissenschaftlich-technische Revolution (WTR) ausgereifte Spitzentechnik überwiegt, wodurch sich die Waagschale im Zuge der quantitativen Anhäufung der modernen Produktionsmittel in die Richtung der höchstproduktiven Anlagen und Methoden neigt. Genau so läßt sich die Veränderung auch in Bezug auf die Produktionsverhältnisse beschreiben: im Zuge der täglichen Tätigkeit der Selbstverwaltungen der Werktätigen setzt sich in der Gesellschaft eine gemeinschaftliche Grundhaltung durch und wird ganz alltäglich; die von Privatinteressen diktierte Absonderung wird zurückgedrängt. Das zweite Stadium der Gesellschaft des Über-gangs ist nicht scharf vom Sozialismus (der Unterstufe des Kommunismus) getrennt, sondern geht allmählich in diesen über, so wie sich auch dieser wiederum fortlaufend der Oberstufe nähert – beziehungsweise näher kommen kann, da die Gefahr einer Umkehr nur auf der Oberstufe und mit dem Wegfall einer feindlichen Umgebung endgültig gebannt sein kann.[15]

Es ist ein grober Fehler, wenn die beiden Stufen des Überganges zum Sozialismus nicht auseinandergehalten werden, wenn die Errichtung der Fundamente des Sozialismus mit seiner Vollendung, das staatliche und genossenschaftliche Eigentum an den wesentlichsten Produktionsmitteln mit dem Sozialismus selbst gleichgestellt wird. Solange nämlich weder das Niveau der Produktivkräfte noch der Bewußtseinszustand der Massen die Einführung eines einheitlichen, dem ganzen Volke gehörenden gesamtgesellschaftlichen Eigentums erlauben, durchkreuzen die noch vorhandenen Waren- und Geldverhältnisse – die sich mit der Grundsteinlegung auf gewissen Gebieten sogar noch ausweiten – das sozialistische Prinzip der Verteilung gemäß geleisteter Arbeit und gebären von Neuem privateigentümerische Bestrebungen, Möglichkeiten einer verdeckten Aneignung des Mehrwerts, – Keime einer Restau-ration. Diese eigenartige Aneignung und Expropriation beruht nicht auf einem Privateigentum an Produktionsmitteln, sondern auf den von Personen in der Machthierarchie und in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung eingenommenen Positionen, sowie auf wirtschaftlichen Mißverhältnissen (auf dem relativen Mangel an Produkten und Leistungen) und wird durch Kanäle einer Umverteilung bewerkstelligt – entweder gesetzwidrig (Korruption, Diebstahl), oder auch legal (Verflechtungen, Lobbies, Zuwendungen, Privilegien); ihr Maß hängt vom Kräfteverhältnis der Produzenten und der Expropriierenden ab, ihre Verteilung von den Kräfteverhältnissen der es sich Aneignenden. Deswegen muß man in der Übergangsperiode neben der ihrer Herrschaft beraubten Bourgeoisie auch mit einer knospenden neuen Bourgeoisie rechnen, die von der eigenen Produktionsweise der neuen Formation, von ihren eigenen Waren- und Geldverhältnissen hochgezüchtet wird (zum Teil aus den Oberschichten von Arbeitern und Bauern, die jetzt die politische Basis der Macht bilden). Diese Periode unterscheidet sich qualitativ vom Sozialismus durch jene Besonderheit, daß sie doppelgesichtig ist, daß hier noch ein “wer wird Oberhand nehmen?” wirksam ist. Ob schließlich die sozialistische oder kapitalistische Entwicklungsrichtung siegt, wird vom Klassenkampf bestimmt.

Die Übergangsformation ist also auch nach der Errichtung ihres Fundaments ein Kampffeld zweier antagonistischer wirtschaftlicher Grundeinstellungen, die jeweils den Interessen des Proletariats bzw. der Bourgeoisie entsprechen und wo entweder der Plan über den Markt Oberhand gewinnt und ihn schließlich hinausdrängt, – oder eben anders herum. (So wie der Markt in gewissen Grenzen in den Dienst des Plans gestellt werden kann, so kann auch der Plan zum Mittel der Durchsetzung der Privatinteressen von Einzelpersonen, Gruppen, Lobbies werden). Die Entwicklung umfaßt alternative Möglichkeiten, sie kann entweder voranschreiten – zum Sozialismus – oder auch rückläufig werden: zur Restauration des Kapitalismus. Die sozialistische Ausrichtung – die Logik des Plans – wird von der Tatsache begünstigt, daß mit der Umwälzung der Eigentumsverhältnisse die Revolution im Volke gewaltige Kräfte freisetzt und Bedingungen für eine konzentrierte, planmäßige Nutzung der Ressourcen schafft; diese Möglichkeit hat sich im beispiellosen Elan und der Geschichte machenden Errungenschaften der Anfangsperioden der bisherigen Übergangsformationen bewiesen. Die kapitalistische Ausrich-tung – die Logik des Wertgesetzes – wird durch den Umstand begünstigt, daß mit dem Warencharakter der Arbeitskraft auch die wirtschaftliche Trennung der Wirtschaftseinheiten neu entsteht, aus der die kapitalistischen Merkmale der Produktionsverhältnisse von Neuem geboren werden können; diese Entwicklungsmöglichkeit hat sich als Bürokratisierung der Planwirtschaft und danach im Reformismus erwiesen, der eine Öffnung zur Marktwirtschaft erreichen will.

Die Zwiespältigkeit der Möglichkeiten kann, aus politischem Blickwinkel gesehen, als Labilität der Arbeitermacht bezeichnet werden. Eine beliebige andere politische Macht kann als gefestigt betrachtet werden, sobald sie ihren Staatsapparat, also die zum Schutz der inneren Ordnung bestimmten Macht- und Verwaltungsorgane ausgebaut hat; für die Arbeitermacht reicht dies nicht aus, ihre Festigkeit setzt eine ganz besondere Beziehung zwischen den Massen und den Staatsorganen voraus. Solange solche Organe existieren – und bis zum Absterben der Klassenunterschiede müssen sie unabdinglich bestehen bleiben -, werden sie auch Sonder-interessen haben, die je nach den Umständen auch auf Kosten der Massen zur Geltung gebracht werden können. Darum sprach Lenin davon, daß die Arbeiterklasse gegen ihren eigenen Staat geschützt werden muß.[16] Die beste Möglichkeit für so einen Schutz bietet eine Mobilisierung der Massen zur Selbstverteidigung, zur Kontrolle des Staatsapparats, der Lenkung der Wirt-schaft, des gesamten gesellschaftlichen Lebens, zum Abbau der wechselseitigen Entfremdung von Staat und Gesellschaft. Hier dreht es sich nicht um jene bürgerlich-demokratische Forderung nach Stärkung der “Zivilgesellschaft” gegenüber dem Staate, durch die deren Trennung voneinander anerkannt wird, sondern um die sozialistische Forderung nach einer Vergesellschaftung des Staates, um den Kurs in Richtung einer Selbstverwaltung, die in der Übergangszeit gerade das Gegenteil, den Abbau der obigen Trennung anstrebt. Die Festigkeit der Arbeitermacht hängt davon ab, ob es solch eine Massenbewegung gibt, die eine Streichung aller Privilegien, eine volle Offenlegung aller Einkommen, Zuwendungen, Repräsenta-tionskosten sichern kann, sowie die sinnvolle, wirtschaftliche Organisation der Arbeit, eine Verteilung gemäß erbrachter Leistung, einen wirksamen Kampf gegen Lobbies und Maffiaclans, gegen Schwagerwirtschaft, Bürokratismus, Korruption, Diebstahl und Verschwendung, für gerechte Regelung sozialer Angelegenheiten, für eine echte Selbstverwaltung am Wohnort – mit einem Wort all das, was man als reelle Vergesellschaftung oder, solange der Staat nicht abgestorben ist, als sozialistische Form der Demokratie bezeichnet.[17] Dies ist ganz offen-sichtlich nicht ein einmaliger Akt, sondern ein Vorgang, eine ständige, systematische Tätigkeit. Es reicht nicht, die Arbeitermacht einmal zu erobern: die Massen müssen sie selbst Tag für Tag immer wieder von neuem erringen, zu ihrer allgemeinen Interessenvertretung, ihrem Kampfwerkzeug machen. Andere Arten von Staaten – mögen sie auch ihre Entstehung und Festigung einem Kampf der Volksmassen verdanken – entfremden sich nach ihrer Festigung schon von ihrer Wesensart her von den Massen und agieren als über ihnen stehende Mächte; der sozialistische Staat hingegen kann auf längere Dauer nur als Organ der demokratischen Massenbewegung bestehen. Und wenn er sich den Massen entfremdet, wenn er sich ihrer Kon-trolle entzieht, verurteilt er die Massenbewegung zu Zwecklosigkeit und Verdorrung, er selbst aber hört mit der Zeit unweigerlich auf, ein sozialistisches Gebilde zu sein. In diesem Sinne kann die sozialistische Revolution als permanent bezeichnet werden. Nur diese neue Art von Klassenkampf, diese in marxistischem Sinne beständige, permanente Revolution kann in der Übergangszeit Bürokratismus und bürgerliche Tendenzen im allgemeinen zurückdrängen und die Massen schulen, ihre eigenen objektiven Interessen zu erkennen und zur Geltung zu bringen.

Die Erstellung der Fundamente wurde von der offiziellen Ideologie der einst sozialistischen Länder so definiert, daß die Produktionsverhältnisse schon das sozialistische Niveau erreicht hätten und daß im weiteren nur noch die Produktivkräfte und der Überbau zu dieser Höhe aufschließen müßten. Damit nahm man nicht zur Kenntnis, daß zur Erreichung des Sozialismus auch auf dem Terrain der Produktionsverhältnisse eine neuerliche Wende, eine neue qualitative Umstellung nötig ist, sonst kommt es zu Stockungen in der Wirtschaft – die immer weniger von der Planung mit detaillierten Anweisungen aus einer einzigen Zentrale gesteuert werden kann -, und zur Geltung kommen zwei gegensätzliche, aber zusammengehörende Formen der Spontaneität: von “links” der bürokratische Charakter der Lenkung, von “rechts” die im Verborgenen waltende “verdunkelte” Privataneignung. Das Wesen der benötigten Wende zum Sozialismus besteht in der schrittweisen Heranbildung der Einstellung der Massen als Gemeineigentümer, was nicht einfach eine Veränderung im gesellschaftlichen Bewußtsein, also im Überbau ist, sondern eine neue Art von Produktionsbeziehungen, ein neuartiges Verhältnis der Produzenten zueinander und zu ihren Produktionsmitteln. In früheren Formationen hat das gesellschaftliche Bewußtsein gewisse Produktionsverhältnisse bloß widergespiegelt und verteidigt oder attackiert, nicht aber ihr Wesen bestimmt: die fanatisch religiöse Überzeugung der englischen Puritaner, der aufrechte Glauben der französischen Revolutionäre an die dreieinige Parole der Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit, das gesamte antifeudalistische ideologische Arsenal des Bürgertums war unerläßlich notwendig, um die bürgerliche Ordnung an die Macht zu bringen, bestimmte aber trotzdem nicht die wirtschaftlichen Grundlagen dieser Gesellschaft, das Verhältnis zwischen Kapital und Lohnarbeit. Demgegenüber kann die wirtschaftliche Grundlage des Sozialismus nur dann verwirklicht werden, wenn das kollektive Eigentümerbewußtsein der Massen in den diversen Formen der demokratischen Selbst-verwaltung und Kontrolle, in der ständigen Praxis des gemeinschaftlichen Eigentümerwesens zur materiellen Kraft wird, zum bestimmenden Element der Produktionsverhältnisse. Ohne das kann man nicht von sozialistischen Produktionsverhältnissen reden.

Ein Gemeineigentümer-Bewußtsein der Massen kann sich bloß dann formieren, wenn die sozialistische Demokratie in der Tat praktiziert wird. Zum Wesen der bürgerlichen Demokratie gehört auch ihr rein formeller Charakter. Wenn jedoch die sozialistische Demokratie zur Formsache wird, wenn ihre Institutionen nur auf dem Papier existieren, ihre praktische Tätigkeit jedoch durch den Widerstand der bezahlten Beamtenschaft auf Grund läuft, dann werden sich die Massen nicht dessen bewußt, daß sie ja die Eigentümer sind. Die Erfahrungen zeigen, daß eine revolutionäre Umgestaltung des Bewußtseins eine grundlegende Reform jenes Lenkungs-apparates verlangt, der für die Zwecke der ersten Stufe des Übergangs ausgebaut wurde – mit einer aus geschichtlichen Gründen stark zentralisierten Struktur. Andererseits jedoch kann die Reform auch nicht ohne eine organisierte Unterstützung seitens der Massen durchgesetzt werden: sie setzt die Aktivität der Massen voraus – ebenso, wie die Aktivität der Massen eine Reform voraussetzt. Dies ist wieder mal ein Teufelskreis, der von einer revolutionären Avantgarde durchbrochen werden muß, von einem Vortrupp, der die Massen für die demokratische strukturelle Reform und zur Ausübung ihrer Macht mobilisieren kann. Wenn eine solche Partei nicht vorhanden ist, wird die sozialistisch ausgerichtete Planung von den beiden schon erwähnten Formen der Spontaneität untergraben und zurückgedrängt, und damit beginnt ein Erstarken kapitalistischer Elemente der Produktionsverhältnisse der Übergangszeit – auf Kosten der sozialistischen Elemente. Deshalb kann eine Systemumkehr auch “friedlich” erfolgen: die Formation wechselt ganz einfach in die Richtung, noch bevor die Bourgeoisie sich auch “offiziell” als Inhaberin der Macht deklariert. Die Möglichkeit einer solchen alternativen Entwicklung ergibt sich allein schon aus dem Wesen des Überganges, aus dem immanenten inneren grundlegenden Widerspruch, der sich nur in dieser Formation manifestiert – weder im Kapitalismus noch im Sozialismus, sondern nur im Übergang zum Sozialismus. Die Formation ist in ständiger Bewegung, ihre sozialistischen oder kapitalistischen Elemente gewinnen oder verlieren an Spielraum je nachdem, wie sich der Klassenkampf entwickelt, und sofern ihre quantitativen Änderungen einen kritischen Punkt erreichen, verändert sich sprunghaft die Art der Gesellschaftsordnung.

Obwohl diese Übergangszeit kein Sozialismus ist, kann sie nach ihrer Tendenz doch in jenem Maße als sozialistisch bezeichnet werden, wie sie den folgenden Minimalkriterien entspricht: sie läßt keine politische Wendung zum Kapitalismus aufkommen; indem sie sich auf das staatliche und genossenschaftliche Eigentum stützt, sichert sie der Planwirtschaft einen Vorrang gegen-über der Marktwirtschaft; sie schafft soziale Sicherheit und Möglichkeiten für einen kulturellen Aufstieg breiter arbeitender Massen; sie betreibt eine antiimperialistische Außenpolitik und unterstützt fortschrittliche Bewegungen in der ganzen Welt. Darüber hinaus besitzt der sozialistische Kurs auch noch einige zuverlässige negative Merkmale und Maßstäbe: a) Anhänger von “Reformen” sind gezwungen, diese ihre Forderungen mit marxistisch klingenden Tiraden zu maskieren – so, als ob sie bestrebt wären, bloß eine Wiederherstellung des echten Sinnes der marxistisch-leninistischen Ideen zu erringen und die wahre Art des Sozialismus wieder zur Geltung zu bringen. (Im Maße des Voranschreitens einer Restauration wischen sie den “marxistischen” Farbauftrag von ihren rechtsgerichteten Forderungen wieder weg). – b) Das Maß der sozialistischen Ausrichtung läßt sich daran erkennen, wie sich der Imperialismus dazu verhält: je nach Bewertung der geschichtlichen Aussichten kann dies von blindwütiger Feindseligkeit bis zu einem “wohlgesinnten Verständnis” und Lob oder sogar zu einer enthusiastischen (allerdings nicht sehr freigiebigen) Unterstützung reichen. – c) Der wütende Antikommunismus siegreicher Gegenrevolutionen, der oft auch vor traditionell bürgerlichen Errungenschaftswerten nicht halt macht, beweist von der Kehrseite her, daß die gestürzten Regimes mehr oder weniger sozialistisch ausgerichtet waren – zumindest in dem Maße, in dem sie die oben angeführten Wesenszüge aufweisen konnten.

Wenn sich in einer Übergangsformation die Richtung der Entwicklung umkehrt und die kapitalistischen Elemente zu erstarken beginnen, behält das System eine Zeit lang immer noch minimale Charakterzüge seiner ursprünglich sozialistischen Ausrichtung. Dies läßt sich zum einen dadurch erklären, daß infolge der formellen Vergesellschaftung des Eigentums der von Einzelpersonen angeeignete Mehrwert meistens nur als dem Verbrauch dienendes Einkommen genutzt werden bzw. nur in sehr engen Grenzen zu Kapital werden kann; für größere Investitionen würde es anfänglich sowieso nicht ausreichen. Jene Aneigner, die eine Ausbeutung auf dem Umwege über das staatliche und genossenschaftliche Eigentum betreiben, sind im Allgemeinen daran interessiert, daß das System erhalten bleibt – sie leben ja davon, und eine Wiederherstellung des Kapitalismus würde sie der gesellschaftlichen Grundlagen ihrer Existenz berauben. Sie sind also an der Legitimierung des Systems interessiert, an der Erhaltung seiner Massenbasis, aber auch daran, solche Veränderungen abzuwehren, die ihre Privilegien ge-fährden könnten. Dieses zwiespältige Interesse motiviert sie einerseits, Gegner sowohl von links als auch von rechts zum Schweigen zu bringen (ein “Zweifrontenkampf”), aber auch dazu, als Verbündete solche aufrichtigen Anhänger des Sozialismus zu gewinnen, die sich mit Kritik – schon wegen der ihnen eingeimpften Parteidisziplin – zurückhalten und keine grundlegenden Änderungen anstreben, wodurch dann jenes Minimum der sozialistischen Ausrichtung des Systems erhalten bleiben kann, das ihre privilegierte Situation nicht gefährdet oder dazu gar notwendig ist. Wenn jedoch in Ermangelung eines aktiven Widerstandes die verdeckte Aus-beutung vorangeht und sich ausweitet, so muß unweigerlich ein Zeitpunkt eintreten, wo die quantitative Anhäufung von Vermögen nach einer qualitativen Änderung verlangt, nach einem  Spielraum für Kapitalanlagen – und auf eine dementsprechende politische Wende drängt.

Dies ist in der Sowjetunion und in den mit ihr verbündeten Staaten eingetreten. Diese Länder waren so weit gekommen, die Fundamente des Sozialismus zu errichten, die Tendenz ihrer Entwicklung war – im Lichte der oben angeführten Kriterien – überwiegend sozialistisch; und dies wurde auch nach der Kursänderung noch eine Zeit lang beibehalten. Doch schließlich gelang es dem neu entstehenden Bürgertum, mit aktiver imperialistischer Hilfe einen Durchbruch zu erzwingen.

Ervin Rosznyai, Budapest

ANMERKUNGEN

  1. “Die vom modernen Sozialismus erstrebte Umwälzung ist, kurz ausgedrückt, der Sieg des Proletariats über die Bourgeoisie und die Neuorganisation der Gesellschaft durch Vernichtung aller Klassenunterschiede… Erst auf einem gewissen, für unsere Zeitverhältnisse sogar sehr hohen Ent-wicklungsgrad der gesellschaftlichen Produktivkräfte wird es möglich, die Produktion so hoch zu steigern, daß die Abschaffung der Klassenunterschiede ein wirklicher Fortschritt, daß sie von Dauer sein kann ohne einen Stillstand oder Rückgang in der gesellschaftlichen Produktionsweise herbei-zuführen.” (F. Engels: Flüchtlingsliteratur V, MEW 18, S. 556-557)
  2. “Innerhalb der gesellschaftlichen, auf Gemeingut an den Produktionsmitteln begründeten Gesellschaft tauschen die Produzenten ihre Produkte nicht aus, ebensowenig erscheint hier die auf Produkte verwendete Arbeit als Wert dieser Produkte, als eine von ihnen besessene sachliche Eigenschaft, da jetzt, im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft, die individuellen Arbeiten nicht mehr auf einem Umweg, sondern unmittelbar als Bestandteile der Gesamtarbeit existieren… Womit wir hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eigenen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht, also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Schoß sie herkommt.” (K. Marx: Kritik des Gothaer Programms, – MEW 19, S. 19-20) Marx spricht an dieser Stelle eindeutig vom “ersten Stadium” des Kommunismus, vom Sozialismus, wo die Produzenten für die von ihnen geleistete Arbeit ohne Vermittlung durch den Markt als Gegenleistung Güter bekommen, die ebensoviel Arbeit enthalten.
  3. W. I. Lenin, Rede über die Volksverdummung mit der Parole Freiheit und Gleichheit  .. (Ges. Werke – Ungarisch – Bd. 38, S. 344). Die Leninsche Definition stimmt mit der von Marx stammenden Be-schreibung des Sozialismus überein, abgesehen davon, daß der Unterschied zwischen Arbeitern und Bauern und darum ein Warenaustausch zwischen ihnen weiter besteht.
  4. S. Ernest Mandel, Der Spätkapitalismus, Frankfurt/M. 1975, S. 189
  5. K. Marx / F. Engels, Die deutsche Ideologie, MEW 3, S. 70)
  6. Gütermangel und der davon untrennbare Bürokratismus kann den Warencharakter der Produktionsmittel verstärken. Die sowjetische Wirtschaft liefert dazu Beispiele: Da das Einkommen der Leiter der Unternehmen an die Planerfüllung gebunden war, diese jedoch durch Störungen in der Versorgung mit Produktionsmitteln und in der Zusammenarbeit der Betriebe gefährdet sein könnte, schlossen die Betriebe untereinander oft einen direkten – ungesetzlichen – Tauschhandel ab oder bestachen die Leiter der für die Versorgung zuständigen Organe, usw. Im letzteren Falle funktionierte das Geld in Wirklichkeit nicht mehr bloß als reines Verrechnungsmittel, sondern als reelles Umsatzmittel und vermittelte den Austausch von Produktionsmitteln.
  7. “Weltgeschichte wäre allerdings sehr bequem zu machen, wenn der Kampf nur unter der Bedingung unfehlbar günstiger Chance aufgenommen würde”. (K. Marx an Ludwig Kugelmann, MEW 33, S. 209).
  8. K. Marx: Grundrisse der politischen Ökonomie. Erster Teil. In: Karl Marx: Ökonomische Manuskripte (1857 /58. Teil I. Dietz Verlag Berlin 1976, S. 102-103): – “Im ersten Fall, der von der selbständigen Produktion des Einzelnen ausgeht … findet die Vermittlung statt durch den Austausch der Waren, den Tauschwert, das Geld, die alle Ausdrücke eines und desselben Verhältnisses sind. Im zweiten Fall ist die Voraussetzung selbst vermittelt; d.h. eine gemeinschaftliche Produktion, die Gemeinschaftlichkeit als Grundlage der Produktion ist vorausgesetzt. Die Arbeit des Einzelnen ist von vornherein als gesellschaftliche Arbeit gesetzt. Welches daher auch immer die besondre materielle Gestalt des Produkts sei, das er das schafft oder schaffen hilft, was er mit seiner Arbeit gekauft hat, ist nicht ein bestimmtes oder besondres Produkt, sondern ein bestimmter Anteil an der gemeinschaftlichen Produktion. Er hat darum auch kein besonderes Produkt auszutauschen. Sein Produkt ist kein Tausch-wert. Das Produkt hat nicht erst in eine besondere Form umgesetzt zu werden, um einen allgemeinen Charakter für den Einzelnen zu erhalten. Statt einer Teilung der Arbeit, die in dem Austausch von Tauschwerten sich notwendig erzeugt, fände eine Organisation der Arbeit statt, die den Anteil des Einzelnen an der gesellschaftlichen Konsumtion zur Folge hat. In dem ersten Fall wird der gesellschaftliche Charakter der Produktion erst durch die Erhebung der Produkte zu Tauschwerten und den Tausch dieser Tauschwerte post festum gesetzt. Im zweiten Fall ist der gesellschaftliche Charakter der Produktion vorausgesetzt und die Teilnahme an der Produktenwelt, an der Konsumtion ist nicht durch den Austausch voneinander unabhängiger Arbeiten oder Arbeitsprodukte vermittelt. Er ist vermittelt durch die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, innerhalb deren die Industrie tätig ist.”
  9. F. Engels: Grundsätze des Kommunismus, MEW 4, S. 372-374
  10. K. Marx / Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4, S. 481
  11. Ebenda. S. 482
  12. K. Marx / F. Engels. MEW, 3, S. 34f.
  13. K. Marx, Der Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, S. 339-343
  14. Hochentwickelte Länder würden “ursprüngliche Akkumulation” offenbar nicht benötigen; die weniger entwickelten könnten auch einen anderen Weg gehen, wenn wirtschaftlich starke befreundete Länder sie unterstützen.
  15. Der Hauptinhalt des Überganges zum Sozialismus besteht in der Umwandlung der Mehrzahl der Individuen in gesellschaftliche Wesen, deren Verhalten zur Gemeinschaft schon dadurch bestimmt wird, daß sie sich als ihr zugehörig empfinden. Für privateigentümerische Ansichten ist so etwas ein Unsinn, eine Utopie. Doch die gemeinschaftliche Existenz ist die natürliche Lebensform der Menschen in den urtümlichen Jagdgemeinschaften, der Kämpfer der Revolutionen und der gerechten Kriege, der streikenden oder ganz einfach an die Ordnung der Großbetriebe gewöhnten Arbeiter. Der gesell-schaftliche Charakter der Arbeit, die Zusammengehörigkeit der Menschen verlangen eine Solidarität, und wenn es überhaupt eine “natürliche” Eigenschaft des Menschen gibt, so ist sie dies. Die moderne Biologie bestätigt überhaupt nicht, daß Aggression ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Wesenart sei; auch die Psychologie verwirft diesen Gedanken immer mehr, und Versuche beweisen, daß grundlegende Umwälzungen der Umwelt sogar solche aggressive Verhaltensweisen der Tierwelt zum Wegfallen bringen können, die man für unauslöschlich hielt. Andererseits ist es so, daß die vom Privateigentum genährte Konkurrenz auch die natürlichsten Eigenschaften auslöschen und in ihr Gegenteil umkehren kann. Die Frage besteht also nicht darin, ob eine gemeinschaftliche Gesellschaft eine Utopie sei oder nicht, sondern wie man solche Bedingungen schaffen kann, unter denen die von der Unmoral des Privateigentums angesteckten Menschen einem gemeinschaftlichen Charakter der Arbeit entsprechen können. Da die Menschen von ihrer Umgebung gestaltet werden, diese jedoch wiederum von den Menschen, geraten wir scheinbar in einen Teufelskreis. Diesen kann nur jene Klasse durchbrechen, die am stärksten am Zustandekommen der gemeinschaftlichen Gesellschaft interessiert ist, und auch sie nur unter Führung einer bewußten Vorhut.
  16. Der Gedanke ist schon bei Engels auffindbar: “Die Kommune mußte gleich von vornherein anerkennen, daß die Arbeiterklasse, einmal zur Herrschaft gekommen, nicht fortwirtschaften könne mit der alten Staatsmaschine; daß diese Arbeiterklasse, um nicht ihrer eignen, eben erst eroberten Herrschaft wieder verlustig zu gehn, einerseits die alte, bisher gegen sie selbst ausgenutzte Unter-drückungsmaschinerie beseitigen, andrerseits aber sich sichern müsse gegen ihre eignen Abgeordneten und Beamten, indem sie diese, ohne alle Ausnahme, für jederzeit absetzbar erklärte.” F. Engels, Einleitung zu “Der Bürgerkrieg in Frankreich”. Ausgabe 1891, MEW 17, S. 623.
  17. Das Gebiet, welches zur Mobilisierung der Massen in der am meisten direkten Form sich eignet, da es im größten Maße überschaubar ist, ist die soziale Verwaltung (Verwaltung von Wohnungen, Einweisung in Ferienheime, Beihilfen, usw.) und die örtliche Selbstverwaltung. Die letztere enthält solche elementaren, doch keineswegs leicht lösbaren Angelegenheiten wie die Kontrolle des Kleinhandels, der Sanitärversorgung, der Bautätigkeit, des Umweltschutzes; Fürsorge für Kranke und Alte; die Einrichtung von Kantinen, Nähereien, Waschanstalten, um das Leben der örtlichen Bevölkerung zu erleichtern usw. Das System selbst steht oder fällt mit der Beziehung zwischen der Partei und den Massen, gleich wie umgekehrt die Beziehung zwischen der Partei und den Massen weitgehend vom Sein oder Nichtsein der sozialistischen Selbstverwaltungs- und Aufsichtsformen abhängt.