Brigitte Queck:
Erlebnisbericht von der konterrevolutionären Kuba-Konferenz der Adenauer-Stiftung
Im Beisein vieler US-freundlicher ehemaliger Regierungsvertreter der Welt sowie kubanischer Oppositioneller fand vom 24. – 26. April 2007 eine Konferenz unter dem Motto : „Demokratie in Kuba – Suche nach gemeinsamen Initiativen“ statt. Diese Konferenz wurde vom Internationalen Komitee für Demokratie von Tschechien aus geleitet, wohl um der deutschen Regierung den Vorwurf einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten zu ersparen.
In den Eingangsreferaten des CDU-Vertreters Vogel, Vaclav Havels u. a. strotzte es nur so von Aufrufen, Castro zu stürzen, da man ja in Kuba angeblich keine wirkliche „Demokratie“ und keine „Menschenrechte“ kenne. Die Bevölkerung dort müsse endlich von diesem „Diktator“ befreit werden und dazu müssten solche Organisationen wie die „Frauen in weiß“, die „PD 30“, die „christlichsozialen Gruppen“, die, wie man sagte, schon eine „gute Vorarbeit“ geleistet hätten, sowie die „Gruppe 90“ stärker aktiviert und finanziert werden.
Vogel gab freudestrahlend bekannt, dass man nach dem Sturz der Berliner Mauer endlich in ganz Deutschland Demokratie habe. Aus diesem Grunde könne heute jeder, egal ob rechts oder links eingestellt, seine Meinung sagen.
Ich wollte dies ausprobieren. Nachdem laut Plan um 11.00 Uhr eine Pause anberaumt war, vor der die Stellvertretende USBotschafterin noch eine Grußbotschaft der ehemaligen USAußenministerin Albright vorgelesen hatte, stand ich auf, drückte das vor mir stehende Platzmikrofon und wandte mich an den im Präsidium sitzenden Vaclav Havel:
„Herr Havel, können Sie mir, bevor Sie wieder abreisen, zwei Fragen beantworten?
- Haben sich ihre Vorstellungen von Demokratie, die Sie 1989 hatten, angesichts der jetzigen ZweiKlassenmedizin und Zwei-Klassenbildung in Ihrem Lande erfüllt ?
- Was sagen Sie zu der in Ihrem und den anderen ehemaligen sozialistischen Ländern seitdem vorherrschenden Prostitution von teilweise Minderjährigen ?“
Ich hatte kaum „Prostitution“ gesagt, als ein frenetischer Beifall aufbrandete eine wohl vorher abgesprochene Taktik im Falle unliebsamer Redner.
Das Mikrofon wurde mir von Herrn Vogel vom Präsidium aus abgestellt. Daraufhin eilten mehrere „Saalordner“ auf mich zu und riefen: „Verlassen Sie sofort den Saal!“
Da man ich saß in der Mitte nicht zu mir vordringen konnte, nutzte ich die Gelegenheit und rief nochmals in den Saal: „Frau Albright wurde kürzlich von einem Journalisten gefragt, ob die seitens der USA im Irak eingeführte `Demokratie´ über 1 Million toter Iraker, einschließlich 600 000 Kinder, wert gewesen sei. Sie hat diese Frage mit Ja beantwortet. Diese, Ihre Demokratie, die Sie in Kuba einführen wollen, ist keine Volksdemokratie, sondern eine Demokratie im Sinne des Kapitals!“
Zwei Exilkubaner, die sahen, wie Sicherheitsbeamte mich zum Ausgang geleiteten, riefen : „Bleiben Sie hier, wir haben in Deutschland doch eine Demokratie!!“
Brigitte Queck,Potsdam