Heinz W. Hammer
Anmerkungen zum Trotzkismus
In der RotFuchs-Ausgabe Nr. 10/06 erschien unter dem Titel »Nachdenken über den Trotzkismus« ein Beitrag zu diesem Thema. Ich teile die kritische Analyse des Autors Dr. Ernst Heinz und möchte sie hier zu einem aktuellen Aspekt ergänzen. Dr. Heinz schreibt richtigerweise »… [war für] das Wirken der von ihm [Trotzki] 1938 gegründeten „IV. Internationale“ besonders ein wütender Antisowjetismus kennzeichnend«.
Konsequenterweise führen die heutigen trotzkistischen Sekten diese Haltung weiter, indem sie offen zur Konterrevolution im von allen Seiten bedrängten sozialistischen Cuba aufrufen. So bezeichnet die »SAV«-Gazette »Solidarität« in einem Grundsatzartikel vom September 2006 die cubanische Revolutionsführung als »Führungsriege der Bürokratie«, die das sowjetische »Kommandosystem des stalinistischen Kreml-Regimes ebenso übernommen hat wie Privilegien und Einparteienherrschaft«. Deshalb, so der Aufruf der Sektierer, »muss die kubanische Arbeiterklasse das bürokratische System überwinden und demokratische Strukturen aufbauen. (…) Deswegen muss die kubanische Arbeiterklasse ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen, die bürokratischen Herrschaftsformen überwinden und auf Basis demokratischer Komitees auf allen Ebenen in Wirtschaft und Gesellschaft eine sozialistische Demokratie anstreben.« Läßt man das Wörtchen »sozialistisch« weg, so ist der Text fast identisch mit dem imperialistischen Bush-Report »Für ein freies Cuba«.
In die gleiche Kerbe schlagen übrigens die sich ebenfalls ultrarevolutionär gebende maoistische Politsekte MLPD. In einem Cuba-Beitrag in der online-Ausgabe ihrer Gazette »Rote Fahne« vom 02.08.2006 erkennen sie u.a. den »bürokratisch-kapitalistischen Charakter des Castro Regimes«, das »seinen gesellschaftlichen Niedergang« bewirke. Die daraus resultierende Forderung der MLPD-Knallchargen an das cubanische Volk: Es solle endlich den von den Gelsenkirchener Arbeiterführern propagierten »echten Sozialismus« erkämpfen. »Dazu braucht es den Aufbau einer marxistisch-leninistischen Partei, die überzeugende Schlussfolgerungen aus der revisionistischen Entartung der jetzigen Partei- und Staatsführung zieht.«
Die Textbausteine sind ebenfalls Bush- und Trotzkismuskompatibel und haben dasselbe Ziel: Sturz der revolutionären Regierung Cubas und Liquidierung des cubanischen Sozialismus. Diese Figuren wissen sehr genau, was sie sagen und sind daher durchaus mehr als »unverantwortliche politische Abenteurer«, wie Dr. Ernst Heinz in seinem Beitrag abschließend schreibt.
Es sind offene Konterrevolutionäre, mit denen es keine Zusammenarbeit geben kann und darf.
Heinz-W. Hammer,
Essen