Dimitris Koutsoumbas:
Ansprache der griechischen KP
In der Ansprache der griechischen KP, die Dimitris Koutsoumbas hielt, hieß es u.a.:
„Gibt es heute eine „Orientalische Frage“ und wie drückt sie sich aus im Zusammenhang mit der Vergangenheit, die sich grundsätzlich auf das Schicksal des Othomanischen Reiches bezieht?
In territorialer Hinsicht bleibt das Feld der intensivsten Auseinandersetzung grundsätzlich das gleiche (Balkan, Kaukasus-Region, arabische Welt), und was die internationalen Konflikte durch den Anspruch auf Kontrolle der Region durch die imperialistischen Zentren und Staaten angeht, sind sie in der Form denen, die zur Auflösung des Othomanischen Kaiserreiches führten, sehr ähnlich. Aber nur in der Form. Denn der gesellschaftliche Inhalt und die Klassenbindung der Konflikte hat sich grundlegend verändert.
Der objektive historische Zustand ist heute ein ganz anderer als damals, dann damals wurde der Kampf von der aufsteigenden bürgerlichen Klasse geführt, die mit Hilfe des noch jungen Proletariats versuchte, die feudalen Festungen in Europa zu stürzen, während heute innerhalb des herrschenden imperialistischen System die bürgerliche Klasse die Rolle eingenommen hat, in der sich damals der Feudaladel befand – und der Kampf wird heute geführt gegen das reaktionärste Monopolkapital und die unerträgliche Unterdrückung und Ausbeutung, die weltweit von einer Handvoll Monopolkapitalisten, an der Spitze diejenigen der USA, unterstützt von denen der EU und anderer aufsteigender imperialistischer Staaten, ausgeübt werden.
Die Aufgabe, diese imperialistischen Festungen der Reaktion zu stürzen, kann heute keine andere Klasse übernehmen als die neue aufsteigende Klasse, die Arbeiterklasse mit ihren Verbündeten, mit den ausgebeuteten Schichten und unterdrückten Teilen der Gesellschaft. (…)
Die Mittelmeer-Strategie der NATO, die im Juni 2004 in Konstantinopel festgelegt wurde, hat den Weg zu neuen Drohungen eröffnet, weil es sich in Wahrheit um eine Strategie handelt, die die Spaltung von Völkern und Ländern im Dienste der Herrschaft der USA und der führenden Kräfte der EU erleichtern soll. Alle Länder des Mittleren Ostens sind auf die eine oder andere Art und Weise darin verwickelt.
Außerordentlich Besorgnis erregend ist die Situation aber auch im Nahen Osten. Der Knotenpunkt dabei ist die palästinensische Frage, aber auch die Situation im Libanon ist sehr kompliziert.
Innerhalb dieses Komplexes von Widersprüchen und Gegensätzen stellen Griechenland und die Türkei ein Teil des Problems dar, vor allem, weil beide heute eine aktive Rolle innerhalb der Prozesse spielen, die die Region gefährden. (…) Obwohl beide Länder Mitglieder der NATO sind und bei den verschiedenen NATO-Militäreinsätzen (Bosnien, Kosovo, Afghanistan) kooperieren, sind die Differenzen zwischen ihren jeweiligen bürgerlichen Klassen und den herrschenden politischen Kräften ernst, sie kommen bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck, sie es die Zypernfrage, die Frage der Ausbeutung der fossilen Rohstoffe in der Ägäis, bei Grenzfragen, bei Minderheitsfragen usw.“
Koutsoumbas schloss seine Ansprache mit den folgenden Worten:
„Die KKE unterstützt mit allen ihren Kräften die Entwicklung brüderlicher Beziehungen der Koordinierung und Zusammenarbeit mit der KP der Türkei sowie mit anderen antiim-perialistischen, radikalen Parteien und Bewegungen.
Wir stützen gemeinsame Handlungen griechischer und türkischer Organisationen, die den Hass zwischen beiden Völkern verurteilen und die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen ihnen fördern. (…)
Das Klasseninteresse der türkischen Arbeiterklasse besteht in dem konsequenten Kampf für die Verteidigung ihrer Rechte und Klasseninteressen und für diejenigen der anderen Volksschichten, außerdem darin, einen EU-Beitritt ihres Landes, der Türkei, zu verhindern und darin, den Kampf der Patriotischen Front und der KP der Türkei gegen die Monopole und den Imperialismus der NATO zu verstärken.
Der Kampf der Werktätigen und der Völker jedes EU-Mitgliedslandes muss die Illusion entkräften, die die Sozialdemokratie und die opportunistischen Kräfte verbreiten, dass nämlich diese reaktionäre Union des Kapitals volks- und friedensfreundlich werden könnte.
Dieser Kampf muss zu ihrer Schwächung, zur Änderung des Kräfteverhältnisses zu Gunsten derjenigen politischen Kräfte führen, die gegen die Monopole und ihre Macht sind, gegen den Imperialismus und die imperialistischen Kriege, gegen die NATO, gegen die Intervention und die Barbarei gegen die Völker, die Widerstand leisten.“
Dimitris Koutsoumbas, KKE; Übersetzung ins Deutsche: Thanassis Georgiou, Berlin