Fritz Dittmar
Scheitern – Verrat – Lernprozesse
Das Thema „Geschichte des Kommunismus im 20. Jahrhundert“ und insbesondere die SU zu Stalins Zeit sind in der Offensiv ausführlich behandelt worden. In anderen Teilen der Linken besteht aber offensichtlich weiter großer Diskussionsbedarf zu dem Thema.
So ist im „Verlag Marxistische Blätter“ ein Heft mit zwei Essays zu diesem Thema von Losurdo und Marquit erschienen[9], und beide fand ich marxistischer Kritik bedürftig. Ich habe den Text unten dazu geschrieben und dem Verlag Marxistische Blätter gesandt. Dieser hat aber nicht auf meinen Vorschlag zur Veröffentlichung reagiert. Fritz Dittmar
Für Marxisten gilt seit dem Manifest der kommunistischen Partei: „In allen diesen Bewegungen heben (die Kommunisten) die Eigentumsfrage, welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der Bewegung hervor“ (Marx/Engels: Manifest)
Losurdo dagegen stellt drei gleichberechtigte Grundfragen nebeneinander, wenn er die „historische Bilanz der kommunistischen Bewegung im 20. Jahrhundert“ zieht: Sein Thema ist die „Überwindung der drei großen Diskriminierungen (der rassischen, klassenbedingten und sexuellen)“
Nun beschränkt dieser Aspekt die Bilanz von vornherein auf den „demokratischen“ Aspekt. Diskriminierung ist „unterschiedliche Behandlung, willkürliche Benachteiligung“ (DTV-Lexikon) Was nicht willkürlich, sondern im Rahmen bestehender bürgerlicher Gesetze geschieht, insbesondere der „freiwillige“ Verkauf der Arbeitskraft, mit seinen bekannten Ergebnissen, gehört eigentlich nicht in diese Jahrhundertbilanz. Auch eine Gesellschaft auf der Basis des Privateigentums an Produktionsmitteln hätte in L.s Sichtweise also die historische Jahrhundertaufgabe gelöst, wenn sie denn diese willkürlichen Benachteiligungen überwunden hätte. Nun hatten sich aber die Kommunisten selbst eine ganz andere Aufgabe gestellt. Sie wollten eine Gesellschaft auf der Grundlage des Kollektiveigentums an Produktionsmitteln schaffen. Mit anderen Worten: Für L. haben die Kommunisten ein wahnhaftes Ziel verfolgt. Seine Bilanz untersucht, wie sie in ihrem Wahn dennoch Gutes oder Schlechtes für die eigentlichen aktuellen Aufgaben des Jahrhunderts bewirkten.
Dabei fällt die Bilanz, die er für diese Bewegung zieht, dann recht positiv aus. Er betrachtet die Rückwirkungen des Oktober und des „Realsozialismus“ auf die weltweite Entwicklung. Diese Rückwirkungen stellt er realistisch und anders als in der sonstigen bürgerlichen Geschichtsschreibung dar. Zu Recht betont er die Ermutigung für die Opfer der drei Diskriminierungen und die Angst der Herrschenden vor dem verderblichen Beispiel, die sie dazu brachte, Kompromisse zu schließen oder mit Reformen von oben der Rebellion von unten zuvor zu kommen.
Ich bin weit davon entfernt, den Kampf gegen L.s drei große Diskriminierungen gering zu achten. Die Bilanz dieses Kampfes ist aber unvollständig, wenn sie nicht folgende drei Aspekte mit reflektiert :
1.) Reicht die Abschaffung der Diskriminierungen? 2.) Wie weit reichen die Erfolge? 3.) Sind sie dauerhaft gesichert?
1. Reicht die Abschaffung der Diskriminierungen?
Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz bedeutet nach B. Brecht, dass es Reichen und Armen in gleicher Weise verboten ist, Brot zu stehlen und unter Brücken zu schlafen. Wenn es darum geht, alle Zustände umzuwälzen, in denen der Mensch ein verlassenes, zertretenes, verächtliches Wesen ist, dann ist Gleichheit vor dem Gesetz eine günstige Voraussetzung, aber keineswegs das Ziel, das Marxisten in der Gesellschaft anstreben. Sie meinen sogar, anders als bürgerliche Demokraten, dass die bürgerliche Demokratie erst den Boden bietet, auf dem der Klassenkampf ausgefochten wird.
Unter dem Blickwinkel der realen Lebensbedingungen muss man nicht lange darüber reden, dass die Frauen in der realen Gleichstellung nicht wesentlich vorangekommen sind, auch wenn sie juristisch gleichberechtigt sind.
Unter rassischer Diskriminierung fasst L. den Rassismus in den Metropolen und die Verweigerung staatliche Konstituierung der Nationen in der Dritten Welt zusammen. Auch hier kennt jeder die Diskriminierung durch den alltäglichen Rassismus, der bei uns die MigrantInnen ausgesetzt sind. Und dass in der Dritten Welt die Länder ihre „Unabhängigkeit und Würde“ erlangt haben, wie L. sagt, abstrahiert von den realen Bedingungen. Mit Hilfe ihrer Verschuldung zwingen die Metropolen vielen Ländern Marionettenregierungen auf, die für den IWF das Geschäft der Ausplünderung besorgen. Wer dort heute verhungert, dem hilft es nicht wirklich, dass er es in Unabhängigkeit und Würde tun kann.
2. Wie weit reichen die Erfolge?
Bei diesen beiden Bereichen wurde die formale Diskriminierung weitestgehend beseitigt, ohne dass sich das reale Leben dadurch wesentlich verbessert hätte.
Bei der klassenbedingten Diskriminierung ist offenbar für L. selbst der Widerspruch zwischen der formal – rechtlichen Gleichberechtigung und der realen Unterdrückung so krass, dass er über den Aspekt der Diskriminierung hinaus die Entwicklung des Sozialstaats einbezieht. Er behauptet kühn: „ Zur Demokratie, wie sie heute im Allgemeinen verstanden wird, gehören auch die wirtschaftlichen und sozialen Rechte.“ Gilt Indien im allgemeinen Verständnis etwa nicht als Demokratie? Westerwelle und Co würden vehement dagegen protestieren, dass es die Demokratie in Deutschland einschränkt, wenn der Lebensstandard auf Kalkutta – Niveau gebracht wird. Und Marx würde ihnen dabei Recht geben!
In diesem Bereich sind , unterstützt durch das Beispiel des Realsozialismus, Zugeständnisse an die Arbeiterklasse in den Metropolen erreicht worden, die weit über die formale Gleichberechtigung hinausgingen, wie L. an Zitaten von Hayek und Kissinger bestätigt. Dennoch stellten diese Zugeständnisse nur einen Klassenkompromiss dar. Die Arbeiter verzichteten für das Linsengericht relativen Wohlstands und sozialer Sicherheit so lange auf ihr Erstgeburtsrecht („Sie haben eine Welt zu gewinnen“), bis die Herrschenden nach dem Ende des Realsozialismus wieder Mut fassten und den Kompromiss aufkündigten.
3. Sind die Erfolge abgesichert?
Hier sieht auch L. nach der Wende einen „allgemeinen Rückschritt“, nicht nur im Abbau des Sozialstaats, sondern tendenziell sogar in der Rückkehr von Teilen der „großen Diskriminierungen“. Letzteres belegt er allerdings nur mit theoretischen Aussagen.
Wenn aber die US – Regierung den Irak als „Schurkenstaat“ benennt, unter nichtigen Vorwänden überfällt und dort ein durch ihren Agenten Allawi nur wenig verschönertes Besatzungsregime errichtet, so ist das bereits die Rückkehr der rassischen Diskriminierung in die politische Praxis.
Nebenbei: Hier zeigt sich, dass der Begriff „rassische Diskriminierung“ schief ist. Mit der Souveränität Jugoslawiens, das zu Europa gehört und nie Kolonie war, ist ähnlich Schlitten gefahren worden wie mit der des Irak.
Von einer dauernden Beendigung der drei großen Diskriminierungen kann also keine Rede sein. Es ist vielmehr abzusehen, dass die Herrschenden jetzt versuchen, möglichst alle Zugeständnisse zurückzufahren, zu denen sie sich unter dem Druck der realsozialistischen Konkurrenz gezwungen sahen. Die „Bilanz der kommunistischen Bewegung im 20. Jahrhundert“ fällt negativ aus.
Von neuem und verschärft steht die Menschheit vor der Alternative Rosa Luxemburgs: Sozialismus oder kapitalistische Barbarei.
Was als wichtigstes von der kommunistischen Bewegung im 20. Jahrhundert bleibt, ist die Erfahrung, dass es möglich war, den Sozialismus zu schaffen, und was er trotz widrigster Umstände für die Menschen zu leisten in der Lage war. Aber auch diese Errungenschaft ist keineswegs gesichert. Die Herrschenden setzen vielmehr alles daran, diese Erfahrung aus dem historischen Gedächtnis der Völker zu verdrängen oder sie in eine Geschichte ausschließlich von Willkür, Schrecken und Not umzufälschen. Was für die Kommunisten bleibt, ist eine doppelte Aufgabe: Aus den Erfahrungen die richtigen Schlüsse für künftige Anläufe zu ziehen, und die Erinnerung an die bereits erreichten Errungenschaften wach halten, wenn sie die Notwendigkeit des Sozialismus vertreten.
Schlusswort:
„Sind wir also einmal geschlagen, so haben wir nichts anderes zu tun, als wieder von vorn anzufangen.“ (Engels, MEW Bd 8 S.6);
„Proletarische Revolutionen… kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eigenen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen, verhöhnen grausam–gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur niederzuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eigenen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht, und die Verhältnisse selbst rufen: Hic Rhodus, hic salta! Hier ist die Rose, hier tanze!“ (Marx, MEW Bd. 8 S.118)
Zu dem „Bedürfnis nach einer ausgewogenen Neubewertung der UdSSR“
Eigentlich ist ein Essay, der mit diesem Anspruch im Titel daher kommt, schon durch die Feststellung erledigt, dass er mit keinem Wort (!) auf den zweiten Weltkrieg eingeht. Ein wahrhaft unpassender Beitrag zum 60. Jahrestag des 8. Mai 45 !
Ich schenke mir Betrachtungen, was ein Sieg der Faschisten für die Welt bedeutet hätte, es genügt für das Folgende, dass der Weltkrieg die Frage von „Sein oder Nichtsein“ für die UdSSR stellte. Deshalb kann kein einziger der von Marquit untersuchten Aspekte losgelöst davon betrachtet werden.
Die NÖP war nach Lenin ein schmerzlicher, aber notwendiger Kompromiss, um dem Land nach den Verwüstungen durch Bürgerkrieg und imperialistische Intervention die notwendige Atempause zu verschaffen und das Land ökonomisch zu stabilisieren. Dies ist bis zum Ende der zwanziger Jahre auf niedrigem Niveau gelungen. Bei der Bestimmung der Strategie für die folgenden Jahre kam es darauf an, die weltweite Entwicklung richtig zu beurteilen; erst von dieser Fragestellung aus kann man die angemessene Politik und „rechte“ und „linke“ Abweichung beurteilen.
Denkbar wären folgende Perspektiven gewesen:
a.) Proletarische Revolutionen in wichtigen Industrie–Ländern kommen der SU zu Hilfe.
b.) Die SU kann sich auf eigener Grundlage friedlich entwickeln.
c.) Die SU wird vom Imperialismus angegriffen und geht unter.
d.) Die SU wird angegriffen und behauptet sich.
Hier liegt Stalins unbestreitbares Verdienst als Repräsentant und Führer derjenigen, die auf die Perspektive d) orientierten. Als geradezu genial muss seine Prognose gelten, dass der SU ca. 10 Jahre für die Vorbereitung blieben.
Die „linke Abweichung“ drückte kleinbürgerliche Verzweiflung vor der gigantischen Aufgabe aus, die sich aus dieser Perspektive ergab. Trotzki als ihr Repräsentant setzte nach dem Oktober auf a), obwohl die revolutionäre Nachkriegskrise spätestens 1923 mit der Niederlage des Hamburger Aufstands beendet war. Seine Orientierung für die SU war, die Revolutionen in den fortgeschrittenen Ländern zu provozieren, wenn sie sich denn nicht schnell genug von allein entwickelten. Ein solcher „Export der Revolution“ mit Hilfe der Roten Armee wäre verzweifeltes Abenteurertum gewesen und hätte angesichts des internationalen Kräfteverhältnisses unausweichlich zum sofortigen Untergang der SU geführt. In seinem letzten Werk „Die verratene Revolution“ ging er dann auf die Perspektive c) über. Er erklärte es für unvermeidlich, dass die imperialistischen Mächte sich zur Vernichtung der SU vereinigen würden, was ebenfalls den Untergang bedeutet hätte.
Verzweifelter Aktionismus oder tatenlose Verzweiflung, beides hätte die SU ruiniert.
Über die „rechte Abweichung“ vermute ich, dass ihren Repräsentanten der Blick für das weltweite Kräfteverhältnis fehlte oder getrübt war. Ihrer Politik lag mehr oder weniger die Perspektive b) zugrunde. Die Frage nach dem Tempo der Industrialisierung konnte aber nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Situation innerhalb der SU beantwortet werden.
Hätte man sich 30 statt 10 Jahre genommen, um den Entwicklungsrückstand von 100 Jahren aufzuholen, so wären die Umgestaltungen glatter, demokratischer, menschlicher und weniger brutal verlaufen. Nur: diese 30 Jahre standen nicht zur Verfügung, niemand konnte sie der SU geben. So hätte auch die „rechte Abweichung“ in den Untergang geführt. Der Angriff des Imperialismus war unvermeidlich, und wenn man ihn bestehen wollte, musste man eben dann vorbereitet sein, wenn er kam.
Stalin tat noch ein weiteres, um das Überleben der SU zu sichern. Er hatte nicht nur die Frist richtig eingeschätzt, die der SU zur Vorbereitung blieb, es gelang ihm auch, sie um fast zwei Jahre zu verlängern. Anders als Trotzki beurteilte er die Widersprüche zwischen den Imperialisten richtig und verstand, sie auszunutzen.
Wenn es nötig ist, müssen Kommunisten auch mit dem Teufel einen Kompromiss schließen, der ihrer Sache dient. So war Lenins NÖP ein Kompromiss mit den Kulaken, den Todfeinden der Revolution. Und so schloss Stalin einen nötigen Kompromiss mit Hitler, gewann Zeit und Gelände für den Krieg und bereitete die Anti–Hitler–Koalition vor, indem er Chamberlains Absichten durchkreuzte, Hitlers Aggression direkt auf die SU zu lenken.
All diese Aspekte fehlen in M.s Essay, und so ist es kein Wunder, dass er weitgehend die Positionen der „rechten“ Führer vertritt. Welcher Humanist täte das nicht, wenn genügend Zeit für einen sanften Aufbau des Sozialismus zur Verfügung gestanden hätte! Wenn M. aber argumentiert, die Vorschläge von Bucharin u.a. für niedrigere Zielzahlen in Industrie und Landwirtschaft hätten gar nicht zu geringerem Wachstum geführt, scheint mir das abenteuerlich.
Letzten Endes hat Stalins Politik erreicht, dass trotz der riesigen Gebietsverluste in den ersten Kriegsjahren die geschaffenen Produktivkräfte zum Siegen genügten.
Über die weiter von M. angeführten Fehler, Verbrechen und antisemitischen Entgleisungen Stalins will ich hier nur so viel sagen:
Zu den Fehlern: Niemand wird bestreiten, dass bei dem ersten Versuch, den Sozialismus aufzubauen, Fehler unvermeidlich waren. Nach Lenin ist klug, wer keine besonders schweren Fehler macht und seine Fehler leicht korrigiert. Ein besonders schwerer Fehler mit tödlichen Konsequenzen wäre die Wahl der falschen Perspektive und der falschen Strategie gewesen. Über die weniger schweren Fehler mögen die Historiker streiten. Zu den Verbrechen: Es ist wohl unstrittig, dass die „Säuberungen“ nicht rechtstaatlichen Grundsätzen genügten und dass Unschuldige zu Opfern wurden. Dennoch muss bei ausgewogener Neubewertung auch die Frage erwogen werden, ob am Vorabend des Weltkriegs Maßnahmen zur Sicherung des Hinterlands nicht tatsächlich nötig waren, und wie sie hätten aussehen müssen. Ich kenne Untersuchungen, die M.s Sicht bestätigen oder sogar noch zuspitzen, z.B. das Schwarzbuch, ich kenne aber auch Texte, die dieser Sicht widersprechen. Ich habe mich mit der Seriosität dieser Quellen aber nicht so gründlich befassen können, um hier im Einzelnen richtig zu urteilen. Nur zwei kurze Anmerkungen: Wenn obskure Quellen abenteuerliche Opferzahlen produzieren, so muss es möglich sein, dem richtige Zahlen entgegenzusetzen, ohne dass dies als Verharmlosung verdächtigt wird. Und was die Angaben der Stalintochter über seine antisemitischen Entgleisungen betrifft, entsinne ich noch, wie ihre Äußerungen nach ihrer Flucht in den Westen auch von bürgerlichen Zeitungen mit Misstrauen aufgenommen wurden.
Insgesamt bleibt der Anspruch auf ausgewogenes Urteil über Stalin uneingelöst, wenn seine entscheidenden Beiträge zur Rettung der SU vor der faschistischen Vernichtung unter den Tisch fallen.
Soweit ich weiß, fehlten diese Aspekte aber auch in der Rede Chruschtschows auf dem XX. Parteitag, und so bedeutete diese Rede eine Verunglimpfung nicht nur Stalins, sondern des ganzen Sowjetvolks, und sie fügte der kommunistischen Weltbewegung schweren Schaden zu .
Wie Peter Hacks schrieb: „Als sie Stalin kippten, das war klar, war auch Lenin nicht mehr lang zu haben.“
Was den von M. gepriesenen Weg Chinas und Vietnams angeht, so habe ich meine Zweifel. Meiner Erinnerung nach waren die industriellen Wachstumsraten während der beiden ersten Fünfjahrpläne der SU höher als sie heute in China sind. Ich bezweifle, dass die SU nur auf das chinesische Modell einer „Marktwirtschaft mit sozialistischer Orientierung“ hätte kommen müssen, um die Härten und Leiden bei ihrem Aufbau zu vermeiden und dennoch die gleichen Erfolge zu erzielen, wie M. es darstellt. Eher denke ich, dass die Stärke und weitgehende Unipolarität des Imperialismus China und Vietnam zu dieser Lösung als Kompromiss zwingt, dessen langfristigen Erfolg ich ihnen zwar von Herzen wünsche, der mir aber weniger aussichtsreich erscheint als damals der Weg der SU.
Fritz Dittmar, Hamburg
Marxistische Blätter, Flugschriften, Nr. 20