Rainer Schulze:
Mehr als 7 Millionen Venezolaner unterstützen den Präsidenten – Eine Analyse des Wahlergebnisses der Wahlen vom 3.12.2006 in Venezuela
Venezuela hat momentan eine Bevölkerung von 26,025 Millionen Einwohnern. (lt. Botschaft der Republik Venezuela) Wahlberechtigt waren 16,026 Millionen Venezolaner. Davon machten 11,777 Millionen von Ihrem Wahlrecht Gebrauch, 25,94% der Wahlberechtigten blieben der Wahl fern. Gegenüber dem Referendum zur Amtsenthebung von Hugo Chavez (25.8.2004) erhöhte sich die Wahlbeteiligung von 69,92% auf 74,06% und damit auf den höchsten Wert der letzten 14 Jahre. (El Mundo, 4.12.2006)
Laut dem amtlichen Endergebnis des Nationalen Wahlrates (Consejo Nacional Electoral – CNE) haben für Hugo Chavez 7,3 Millionen Wähler oder 62,84% gestimmt, gut 3 Millionen mehr als für seinen größten Herausforderer Manuel Rosales. Gegenüber dem Abwahl-Referendum von 2004 konnten die Parteien, die Chavez unterstützen, 1,5 Millionen Stimmen mehr auf sich vereinigen (2004: 5,8 Millionen).
Absolut betrachtet wuchs auch die Zahl der Oppositionsanhänger: von 3,98 Millionen im Jahr 2004 auf 4,287 Millionen. Prozentual musste die Opposition jedoch Verluste hinnehmen: von 40,63% (2004) auf nur noch 36,9%.
Bemerkenswert an dem Triumph von Chavez ist, dass der Stimmenzuwachs in allen 24 Bundesstaaten erfolgte und er damit erstmals auch in allen Bundesstaaten gewinnen konnte. Selbst in Zulia, dem Bundesstaat, in dem sein Herausforderer Rosales amtierender Gouverneur ist, lag Chavez vorn.
Die Spannweite der Resultate reichte dabei von 77,05% (zu 22,66% für Rosales) im Bundesstaat Portuguesa bis zu 51,38% in Zulia (48,46% für Rosales).
Dennoch bleibt zu konstatieren: die Anti-Chavez-Opposition hat nach wie vor ihre Bastionen. Dies betrifft sowohl das Landesinnere als auch die Hauptstadt Caracas selbst. Zu nennen wären die größeren Städte Merida, San Cristobal oder Maracaibo, die Hauptstadt von Zulia. Hier ist der Opposition nicht nur ein absoluter Stimmenzuwachs gelungen, sondern auch ein relativer: von 51,22% in 2004 auf 52,88%.
In Caracas ist es vor allem der Osten, in dem ganz deutlich konservativ und anti-chavistisch gewählt wurde. Ein Beispiel ist der Vorort El Cafetal, in dem Chavez nur 10,95% der Stimmen erhielt, sein Gegner Rosales jedoch 88,9%.
Hier wohnen große Teile der Ober- und Mittelschicht. Obwohl beide ebenfalls vom ökonomischen Wachstum in Venezuela speziell in den letzten zwei Jahren profitierten, hat sich in ihrem Denken und Handeln nichts verändert.
Zusammenfassung:
- Hugo Chavez Frias hat die Wahlen vom 3.12.2006 klar gewonnen. Für ihn stimmten 7,3 Millionen Wähler oder 62,84% der Wahlberechtigten.
- Sein Stimmenzuwachs gegenüber dem Abwahl-Referendum 2004 betrug 1,5 Millionen. Er ist in erster Linie auf die Mobilisierung von Nichtwählern zurück zu führen.
- Hugo Chavez konnte erstmals in allen 24 Bundesstaaten gewinnen.
- Der wichtigste Kandidat der Oppostion, Manuel Rosales (Gouverneur des Bundesstaates Zulia) kam auf 4,287 Millionen Stimmen. Hauptbastion der Anti-Chavez-Oppostion bleiben wie bisher die Ober- und große Teile der Mittelschicht, z.B. im Osten von Caracas oder in Maracaibo.
Rainer Schulze