Redaktion Offensiv: Vorbemerkung
Wir bringen hier drei Dokumente von linken Oppositionsströmungen in revisionistischen bzw. reformistischen Parteien. Natürlich gab und gibt es in diesen Parteien schon seit geraumer Zeit kommunistische Minderheiten, antirevisionistische Gruppen, Genossinnen und Genossen, die nicht mit Marx, Engels und Lenin brechen wollen.
Neu aber ist der Ton. In den drei Dokumenten findet sich – zwar in unterschiedlicher Deutlichkeit, aber klar ausgedrückt – die Einsicht: mit dieser Führung nicht! Das freut uns als Redaktion Offensiv sehr, war die Beförderung dieser Einsicht uns doch immer ein Anliegen. Denn klar muss sein: wer den Reformismus schlagen will, muss die Reformisten schlagen; wir haben an dieser Stelle schon mehrfach Brecht zitiert: „Der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein”. Dass nun nicht mehr nur auf „Fehler” der führenden Genossen hingewiesen wird, dass nicht mehr nur „Unzulänglichkeiten” beklagt werden, dass nicht mehr nur „Verbesserungsvorschläge” gemacht werden, dass nicht mehr nur das Richtige gesagt, das Falsche – und vor allem die Falschen – aber nicht benannt werden, dass nicht mehr geschwiegen wird, um die Partei nicht zu gefährden, sondern dass die Wahrheit gesagt wird, das ist ein wirklicher Fortschritt. Endlich wird um der heiligen Einheit willen nicht mehr das marxistische Denken hintangestellt, sondern die Genossinnen und Genossen gehen mittels inhaltlicher Analyse an die innerparteilichen Auseinandersetzungen. Natürlich ist dann immer noch die Frage, ob die Kräfte reichen, um die entgleisten Parteien noch zu retten – aber dieser Weg ist die einzige Möglichkeit. Und dieser Weg zwingt auch zu anderem Auftreten der Opponenten.
Neu ist deshalb auch die Organisationshöhe. In Frankreich bildet sich eine Nationale Föderation aller Gruppen, die die Mutation ablehnen, in Österreich versammeln sich wesentliche Kräfte der Partei hinter dem Offenen Brief, in der PDS kann die „Linke Opposition” vielleicht das gemeinsame Dach der verschiedenen Opponenten gegen die desaströse Politik der Parteiführung werden. Wie gesagt: keiner weiß, ob es gelingt (und bei der PDS sind wir mehr als skeptisch), aber der Weg ist richtig, die Kampfansage überfällig und die Sammlung der dazu notwendige erste praktische Schritt. Schließlich ließe sich mit einer hohen Organisationsform auch bei einem innerparteilichen Scheitern noch immer jede anderer Option denken.
Red. Offensiv, Hannover