Dokumentation – Hannoversche Internet-Zeitung „Das Blatt“
Antisemitische Hizbollah-Demonstration in Hannover
Etwa 1000 Menschen versammelten sich am Samstag, den 22.07., in der Hannoverschen Innenstadt zu einer Kundgebung anlässlich des Krieges im Nahen Osten. “Für den Frieden”, wurde als Motto im Demonstrationsaufruf ausgegeben, der ohne Angaben über Veranstalter und Organisatoren durch zahlreiche Mailinglisten im Umfeld der örtlichen Friedensbewegung zirkulierte. Im Hinblick auf die Kleidung der meisten weiblichen Teilnehmer hätte es sich auch um eine Protestaktion gegen das Kopftuchverbot handeln können. Ansonsten beherrschten libanesische Flaggen das Bild. Hier und da mischte sich ein deutsches Banner darunter, ein untrügliches Zeichen dafür, dass man Deutschlands Sympathien in diesem Konflikt instinktiv eher auf der arabischen Seite sieht. Deutsche und libanesische Flagge sowie Plakat mit der Aufschrift: „Bush ist ein Mörder“.
“Für die wahre Demokratie wie auf dem israelischen so auch auf dem libanesischen Staatsboden”, hieß es in einem verteilten Flugblatt. Diese etwas nebulöse Aussage über den angestrebten Zustand auf israelischem Staatsgebiet ließ sich besser verstehen, wenn man sie zu der Botschaft auf einem der empor gehaltenen, mit Bildern von Khomeini und Hizbollahchef Nasrallah verzierten Plakate in Beziehung setzte: “Das Recht stirbt nie, Hizbollah forever”, war da zu lesen. Das Recht der Hizbollah ist die Scharia. Sie in Israel einzuführen, ist mit friedlichen Mitteln kaum zu machen. Das war wohl auch denen klar, die das Plakat immer dann schnell verschwinden ließen, sobald sie Kameras in ihrer Nähe registrierten. Und welches Verständnis von Frieden jene hegten, die da bei 35 Grad im Schatten ihre vielleicht sechsjährigen Söhne im Tarnanzug mit sich führten, darauf konnten sich aufmerksame Beobachter dieses Aufmarsches selbst ihren Reim machen.
Die gelben Stirnbänder und Klebestreifen, mit denen sich die Ordner markierten, zeigten zumindest den Insidern untrüglich an, wer zu dieser Demonstration aufgerufen hatte: gelb ist die Farbe der Hizbollah, jener Kriegspartei, die seit Jahren von libanesischem Gebiet aus Raketen auf Israel feuert. Alle Übrigen konnten sich auf einer Friedensdemonstration wähnen, jedenfalls so lange es ihnen gelang, die antisemitischen Akzente dieser Veranstaltung zu ignorieren.
„Kindermörder Israel” skandierten die Demonstranten in deutscher und arabischer Sprache, während die gelb gekennzeichneten Ordner sich darum bemühten, sie marschmäßig in jeweils Fünferreihen aufzubauen. Die kleinen zukünftigen Kämpfer in ihren Tarnanzügen schwitzen unter dem Baumwolldrillich, derweil neben zahlreichen Bildern von verletzten libanesischen Kindern das Foto eines etwa 10jährigen israelischen Mädchens beim Signieren einer Rakete gezeigt wurde. “Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm”, stand als Kommentar darunter. Von Grund auf verdorben sind die Juden, deren Kinder bereits auf zynische Weise Kriegspropaganda betreiben, während unsere Kinder sterben, sollte wohl die Botschaft dieses Arrangements und ihr altbekannter antisemitischer Metatext vom jüdischen Charakter lauten. Inzwischen weiß man übrigens, dass das Foto von Presseleuten arrangiert wurde. An anderer Stelle im Demonstrationszug war ein karikaturähnliches Gemälde zu sehen, auf dem eine hässliche Fratze in giftigem Schwall Feuer auf einen mit “Libanon” beschrifteten Landstrich speit. Unschwer ließ sich darin das Grundmuster der antisemitischen Stereotype des Vernichtung bringenden hässlichen Juden erkennen.
Unter den Demonstranten mögen sich einige befunden haben, die aus ehrlicher Sorge um Freunde oder Angehörige im Kriegsgebiet oder einfach für Frieden in Libanon auf die Straße gegangen sind. Insgesamt handelte sich es indes, das war kaum zu übersehen, um eine antiisraelische und antisemitische Inszenierung von Hizbollah nahen Kräften.
Das Blatt,
Internet-Zeitung,
26. 7. 2006