Kleines Sekretariat des Politbüros der SED:
Auszug aus dem Protokoll der Sitzung vom 9. Juni 1949;
behandelt: Hirtenbrief von Dibelius
Beschlossen:
- Dem Politbüro wird vorgeschlagen, dass unverzüglich Briefe und Artikel von evangelisch gesinnten Teilen der Bevölkerung veröffentlicht werden, die sich gegen den Hirtenbrief des Bischofs Dibelius wenden.
- Angehörige der unteren Geistlichkeit sollen veranlasst werden, ihre Meinung zu äußern im Sinne des Kampfes um die Einheit Deutschlands und den Friedensvertrag und gegen das Auftreten der Kirchenführung im Sinne der antinationalen und spalterischen Kräfte in Westdeutschland, den Vereinigten Staaten und England.
- Das Dokument über das Verhalten des Bischofs Dibelius während der Hitlerzeit ist mit entsprechendem Kommentar in der Presse zu veröffentlichen; außerdem ein Artikel, der alle Argumente des Hirtenbriefes von Dibelius widerlegt. In diesem Artikel ist zu betonen, dass die Kirchen in der Ostzone die Möglichkeit der freien Ausübung ihrer seelsorgerischen Tätigkeit haben, wie dies in den Verfassungen der Länder gewährleistet ist.
- Die fortschrittlichen Lehrer, insbesondere die Mitglieder der Lehrergewerkschaft, sollen gegen die Einmischung des Bischofs in die schulischen Angelegenheiten Stellung nehmen. Wenn der Hirtenbrief irgendwo in Schulen verbreitet wird, sollen Versammlungen der Lehrer, der Eltern und der Schüler stattfinden, in denen gegen diese Verhetzung durch Propagandamaterial des Bischofs Dibelius Stellung genommen wird.
Quelle: Nachlass Wilhelm Pieck,
für die Richtigkeit der Abschrift gez: Pol.Meister Seifert.