Reinhold Schramm
China – Früchte der harmonischen Marktwirtschaft:
Aktienmärkte
Zhang Wanli, Professorin an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften: Vorbildlich sei das Sozialversicherungssystem in den USA, sagt Frau Zhang Wanli.
Und: Wegen der Mobilmachung während des 2. Weltkrieges musste die amerikanische Regierung den Bürgern eine tragfähige soziale Absicherung garantieren. In China gibt es Marktwirtschaft erst seit Anfang der achtziger Jahre. Alle Mittelständler haben von der Reform- und Öffnungspolitik enorm profitiert.
Aber vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen steht der Mittelstand in China auch unter großem Druck: Hypothekendarlehen müssen zurückgezahlt werden, diverse monat-liche Raten sind regelmäßig fällig, existenzsichernde Maßnahmen bereiten den Mittelständlern erhebliche Sorgen.
Nach einer Untersuchung besitzen 97,1 Prozent des Beijinger Mittelstandes eine eigene Wohnung, aber nur 21 Prozent haben den Kaufpreis entrichtet. Manche “Mittelständler” fürchten, dass das Jahr 2008 zum Wendepunkt der Wirtschaftsentwicklung werden könnte.
“Auf dem Aktienmarkt kämpft Chinas Mittelstand zur Zeit unter vollem Einsatz, um genug Geld für die Zukunft zu erwirtschaften. Das hat viel mit dem eigenen Status und mit der aktuellen Befindlichkeit des Mittelstands zu tun”, sagt Frau Zhang Wanli. Und: “Der Mittelstand sehnt sich nach größerem Wohlstand. Hochgesteckte Erwartungen auf eine Verbesserung der Lebenssituation geben dabei die Zielrichtung vor: Man möchte einfach besser leben. Viele Mittelständler halten es nur für fair und angemessen, ihr Einkommen auf dem Aktienmarkt aufzubessern, um so ihr gesellschaftliches Ansehen zu steigern.”
Frau Zhang Wanli macht sich Sorgen: “Der Aktienmarkt ist hochspekulativ. Obwohl einige durch Intelligenz, Erfahrung oder auch Glück reich werden können, kann man aber keinesfalls damit rechnen, mit Aktienspekulation von heute auf morgen superreich zu werden. Allgemein gesehen ist der Mittelstand eine Gruppe, die am Aktienmarkt Geld verlieren wird”, so Frau Zhang Wanli.
Mehr zu den Sorgen des chinesischen Mittelstands in der “Beijing Rundschau” unter der Schlagzeile: “Die neuen Leiden des Mittelstands in China”, ein Artikel von Xu Bei.
Erhöhung des Rentenalters
Der Plan der staatlichen Behörden ist es, “in absehbarer Zeit das Rentenalter zu erhöhen.
Gegenwärtig liegt das Rentenalter für Frauen bei 55, für Männer bei 60 Jahren. Frauen werden ab 2010 erst mit 56 Jahren in Rente gehen können, ab 2013 erst mit 57 Jahren.
So soll alle drei Jahre das Rentenalter um ein Jahr heraufgesetzt werden, bis das Rentenalter für Mann und Frau schließlich bei 65 Jahren liegt. Ab 2015 soll eine entsprechende Regelung für das Rentenalter der Männer in Kraft treten.”
Der Autor Zeng Wenhui schreibt in seinem Beitrag für die “Beijing Rundschau” u. a. wörtlich: “Viele Arbeitgeber leiden also unter erheblichen Kosten, die durch die Versorgung ihrer ehemaligen Mitarbeiter verursacht werden. Da ist es verständlich, dass Regierungsstellen begeistert den Plan aufgegriffen haben, der bis 2030 eine generelle Erhöhung des Rentenalters auf 65 Jahre vorsieht.”
Joseph Troisi, Direktor einer UN-Einrichtung in Malta, sagt hierzu: “Viele westliche Länder haben mittlerweile das Rentenalter auf 65, oder sogar auf 70 Jahre erhöht. Die chinesische Regierung sollte es ihnen gleichtun “.
Du Peng, Direktor des Forschungszentrums für Bevölkerungsentwicklung an der “Volksuniversität” in Beijing, meint unter anderem: “Manch einer schließt sein Studium erst im Alter von dreißig Jahren ab. Wenn er dann schon mit sechzig in den Ruhestand tritt, ist dies eine Verschwendung von Ausbildungskosten und qualifizierter Arbeitskraft. Die Ressourcen einer jeden Generation sollten im Arbeitsprozess voll zur Geltung gebracht werden.”
Quelle:“Beijing Rundschau” am 14.11.2008.
Reinhold Schramm,
Berlin