Der Arbeitsausschuss des Fernstudiums stellt seine Arbeit vor

Norbert Müller:
Der Arbeitsausschuss des Fernstudiums stellt seine Arbeit vor

Seit Beginn des von der offen-siv organisierten Fernstudiums im März 2006 sind nunmehr zwölf Monate vergangen. Für die TeilnehmerInnen war das Jahresseminar Anlass, die vergangene Arbeit Revue passieren zu lassen. Während dieses – an uns rasend schnell vorüberziehenden – Zeitraumes haben wir von unseren Teamern viel über die grundlegenden Prinzipien des Marxismus-Leninismus sowie politische Zusammenhänge vermittelt bekommen. Mit einem hohen Maß an Engagement und Eigendisziplin wurden die inhaltliche Schwerpunkte der Seminare aufbereitet und in der Folgezeit (manchmal auch kontrovers) diskutiert. Nicht zuletzt aufgrund der Diskussionen in den Seminaren und den sich teilweise regional heraus-kristallisierenden vernetzten Strukturen sind wir uns politisch und auch persönlich näher gekommen.

Vergegenwärtigt man sich die aktuelle politische Lage, ist der Vormarsch der Interessen des Kapitals in der Gesellschaft ohne nennenswerten Widerstand unzweifelhaft zu erkennen. Der Abbau vormals erkämpfter Sozialleistungen (z.B. Verschiebung des Rentenaltes), der anhaltende Rückgang der Reallöhne, die Privatisierung von Gemeineigentum (Gesundheits-wesen, Wohnungsbau, etc.) und Militarisierung der Gesellschaft seien an dieser Stelle nur beispielhaft genannt. Einher gehen die ökonomischen mit ideologischen Angriffen. Versuche, die sozialistische Entwicklung auf Cuba durch die EU zu delegitimieren, das Verbot des Jugendverband KSM in Tschechien und die Aufstellung des Stein “Den Opfern des Stalinismus” in der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde deuten auf die ideologische Offensive des Kapitals hin. Auf der anderen Seite erleben wir Arbeitskämpfe, die in ihrer Wirkung verpuffen noch ehe sie begonnen haben und wir müssen mit ansehen, wie sich die Linke oder die sich selbst als links definierende Linke auf theoretisch-analytischer Ebene immer weiter von den ökonomisch-politischen Ursachen von Reichtum und Armut entfernt.

Vor diesem Hintergrund waren wir TeilnehmerInnen des Jahresseminares uns rasch einig, daß eine weitergehende – d.h. über den Rahmen des Fernstudiums hinausgehende – Zusammenarbeit auf Grundlage der Prinzipien des Marxismus-Leninismus nicht nur gewünscht und vorstellbar wäre sondern politisch auch objektiv notwendig sei. Während der Diskussionen wurde deutlich, daß die angestrebte politische Arbeit als eine Chance betrachtet wird, bei der Weiterentwicklung der kommunistische Bewegung teil haben zu können. Der weitere Diskussionsverlauf war aber auch durch Unklarheiten und Unsicherheiten über die Form, die Zielsetzung und die Perspektive einer weiteren Zusammenarbeit bestimmt.

Auf der Basis eines von TeilnehmerInnen erstellten Diskussionspapieres konstituierte sich als ein erster praktische Schritt ein aus sechs TeilnehmerInnen bestehender Arbeitsausschuss. Als wesentliche Funktionen des Arbeitsausschusses sind u.a. die Planung und Organisation konkreter Projekte sowie die Koordination zukünftiger politischer Initiativen zu nennen. Während eines ersten Arbeitsstreffens wurden die im Rahmen zahlreicher Seminardiskussionen von den TeilnehmerInnen vorgebrachten Ideen und Vorschläge gesammelt und vorstrukturiert. Für die nähere Zukunft ergeben sich für den Arbeitsausschuss sowie den TeilnehmerInnen des Fernstudiums folgende Projekte:

  • Im Rahmen einer im Spätsommer 07 stattfindenden viertägigen Sommerschule sollen die bisher erworbenen Kenntnisse über den Marxismus-Leninismus intensiviert und erweitert werden. Die TeilnehmerInnen wollen dadurch das nötige Rüstzeug erlangen, um als Multiplikatoren zu fungieren und die Betreuung von TeilnehmerInnen zukünftiger Fernstudiengänge vor Ort zu übernehmen. Während der Sommerschule wird der Journalist und Buchautor Ingo Niebel über den revolutionären Prozeß und dessen Perspektiven in Venezuela berichten.
  • Die Arbeiterpartei Belgien (PTB) verfügt über langjährige Erfahrung im Aufbau einer breiten Basis in der Massenarbeit und -propaganda sowie im Kampf gegen den Revisionismus innerhalb sozialistischen/kommunistischen Bewegung. Der Arbeitsaus-schuss wird im Herbst/Winter 2007/2008 ein Arbeitstreffen organisieren, um von der PTB zu lernen und (möglicherweise) mit dieser in einem kontinuierlichen Diskussions-prozeß zu treten.
  • Die Diskussion in der Linken über den Sozialismus in der UdSSR vor 1953 wird weitestgehend auf die Vefolgung und Unterdrückung von Menschen durch Stalins Geheimdienst reduziert. Im Rahmen einer Veranstaltung wollen wir uns über die sozialistische Entwicklung in der UdSSR unter der Führung von Stalin aber auch über den Kampf der KPdSU gegen den Revisionismus vor 1953 informieren. Diese Veranstaltung wird voraussichtlich ebenfalls im Herbst d.J. stattfinden.

Neben der ideologischen Weiterbildung wollen wir selbstverständlich auch praktische Arbeit entwickeln. Ideen zu verschiedenen politischen Initiativen bestehen bereits und werden zur Zeit diskutiert. Die wichtigste Herausforderung an den Arbeitsausschuss ist allerdings in diesem kurzen Beitrag noch nicht genannt worden. In der nächsten Zukunft müssen wir uns – auch wenn teilweise unser Lebensmittelpunkt einige hundert km voneinander entfernt liegt – arbeits- und handlungsfähige Strukturen aufbauen. Die Weichen sind nun gestellt und es liegt an uns allen, d.h. (nicht nur) den TeilnehmerInnen des Fernstudiums, der kommunistischen Perspektive neue Impulse zu geben.

In diesem Sinne wird der Arbeitsausschuss zukünftig regelmäßig über unsere Aktivitäten und Perspektiven in der offen-siv berichten. Weiterhin hoffen wir im Sinne eines lebendigen Marxismus-Leninismus auf einen konstruktiven und regen Austausch (nicht nur) mit den LeserInnen der offen-siv und freuen uns selbstverständlich über Anregungen, Informationen, Ideen und Bemerkungen.

                                                                              Für den Arbeitsausschuss: Norbert Müller, Göttingen