Der Faschismus und eine neue sozialistische Weltordnung

Vera Butler: Der Faschismus und eine neue sozialistische Weltordnung

Seit dem Sieg von 1945, der eine bessere Welt versprach, feiert der Faschismus heute seine Wiederauferstehung im Irak und in Israel. Der Zusammenbruch der sozialistischen Staatengemeinschaft hat den hegemonistischen Ambitionen der Weltmacht Amerika und ihrer Satelliten Tür und Tor geöffnet.

Die erschütternden Bilder und Berichte über die unmenschlichen Erniedrigungen Torturen und Tötungen, die irakische Gefangene unter dem Joch der Militärmaschine der Aggressoren erleiden, bedeuten einen Rückfall in die Praktiken des Faschismus der dreißiger Jahre, als in Nazi-Deutschland, im faschistischen Italien, unter Francos Falange-Regime und dem japanischen Imperialismus in China die Gewalt des Polizeistaates gegen die Opposition der Arbeiterklasse wütete.

Heute heißt Amerikas Konzentrationslager Nr. 1 „Camp X-Ray” in Guantanamo Bay, weniger bekannt ist Israels „Camp Nr. 1391″, unweit der Chaussee zwischen Hadera und Afula gelegen, wo laut früheren Insassen ähnliche Praktiken Gang und Gäbe sind.

Die gezielte Vernichtungspolitik des Scharon-Regimes gegen die palästinensische Zivil-bevölkerung im besetzten Gaza und dem Westufer des Jordan ist in ihrer Bestialität nur mit dem Nazi-Holocaust vergleichbar. Daher auch verurteilen viele Israelis, darunter Militärpersonal, die Politik des Zionisten-Staates – aber ohne Erfolg.

Das tatenlose Zusehen der so genannten „zivilisierten” Welt erinnert an die Jahre des Faschismus, als Menschen auf Grund von Rasse, Glauben oder politischen Überzeugungen vernichtet wurden. Wohl verkündet Kofi Annan, Generalsekretär der UNO, die hehren Prinzipien der Menschenrechte. Auch mangelt es nicht an moralisch inspirierter Kritik seitens verschiedener Glaubensbekenntnisse und ihrer Sprecher. Leider bleibt es jeweils bei Worten, und eine weltweit koordinierte Propagandamaschine brandmarkt die Guerilla-Kämpfer in den besetzten Gebieten Iraks und Israels als Terroristen und Aufständische!

Die Ideologie des Faschismus

Der Faschismus ist nicht nur ein Phänomen der Vergangenheit, sondern ist ein Auswuchs des kapitalistischen Systems. Dr. Kurt Gossweiler hat auf zwei fundamentale Triebkräfte des Faschismus hingewiesen: Angst und Aggression. Seit Jahrhunderten sind Aggressionskriege um den Kolonialbesitz wertvoller Ländereien und Rohstoffe geführt worden. Heute schürt eine raubgierige Bourgeoisie zum Schutz ihrer weltweiten Investitionen Rassenhass und Religionskonflikte.

Die gefürchtete Herausforderung jedoch ist der Aufstand unterdrückter und ausgebeuteter Völker gegen die globalen Machtpositionen des Kapitalismus – vom bolivianischen Altiplano bis nach Mexiko, vom gold- und kupferreichen Kongo bis zu Bagdads Ölquellen- Militärische Überlegenheit soll Furch und Schrecken einflöße, wie „W” Bush es so sinnreich formulierte.

Nach 1991 wird die Weltordnung des Kapitalismus zunehmend von der Hegemonialmacht USA bestimmt. Die ideologischen Erben des Faschismus sind die so genannten Neo-Konservativen der us-amerikanischen Rechten, deren Einfluss auf die Außenpolitik des Landes durch Zusammenarbeit mit christlichen Fundamentalisten und zionistischen Organisationen wie AIPAC (American-Israel Public Affairs Committee) unter Präsident Bush II rapide zunimmt. Doch haben die unsichtbaren Manager des faschistoiden Korporatismus und ihre supra-nationalen Handlanger – des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Welt-Handelsorganisation – die Lehren der Geschichte vergessen: Waffengewalt kann wohl zeitweilig die Flammen der Revolution eindämmen, aber nie löschen.

Die sozialistische Herausforderung

Womit niemand unter den zahllosen „Think-Tank”-Spezialisten und Beratern Washingtons rechnete, ist der Widerstand missachteter und beraubter Völker gegen den Terror der Waffengewalt und einer indoktrinierten Soldateska. Der Gewerkschafter Evo Morales spricht für Boliviens Bewegung für den Sozialismus von der sozialistischen Herausforderung: „Die Theologie des Neoliberalismus hat keine Zukunft. Es ist der Weg des Völkermordes. Entweder folgen wir dem Weg zum Sozialismus und fordern die Nationalisierung der Bodenschätze und Wirtschaftsplanung, oder aber wir fallen zurück in Sklaverei und Dahinsiechen.” Und Subcommandante Marcos von der Nationalen Befreiungsarmee der Zapatistas in Südmexiko: „In unserem Herzen tragen wir Hoffnung, sie aber den Tod. Wir haben Freiheit – sie wollen uns versklaven.”

In seiner Ansprache zum 1. Mai 2003 konnte Fidel Castro mit Stolz die sozialistischen Leistungen Cubas aufzählen: „Über eine halbe Million Cubaner haben ihre internationalen Aufgaben als Kämpfer, Lehrer, als Techniker oder als Ärzte und Mitarbeiter im Gesundheitswesen erfüllt. Hunderttausende von ihnen haben im Laufe von mehr als 40 Jahren Millionen von Leben gerettet. Zur Zeit arbeiten 3.000 Spezialisten im Allgemeinen Gesundheitswesen, und andere arbeiten in den unzugänglichsten Gebieten von 18 Ländern der Dritten Welt. Alljährlich retten sie durch präventive und therapeutische Methoden unzählige Menschenleben – und all das, ohne auch nur einen Peso für ihre Leistungen zu verlangen.” Es ist dieser humanitäre Dienst, am Mitmenschen, ohne Erwartung von Bezahlung oder Profiten, der die neue Moralität der Zukunft ankündigt.

Die Erinnerung an Che Guevara lebt weiter. Wer war er? Ein argentinischer Arzt, ein Internationalist, der an der cubanischen Revolution teilnahm und sein Leben für die Campesinos Boliviens hingab. Speziell abgerichtete us-amerikanische Einsatzeinheiten, die Schergen des Kapitalismus, konnten Che wohl vernichten, seinen Körper verstümmeln – aber sein Beispiel eines Revolutionärs, eines wirklichen Humanisten, inspiriert bis heute die unterdrückten Massen der Welt mit seiner Losung: venceremos! Wir werden siegen!

Der Widerstand gegen den Faschismus, das Ringen um nationale Selbstbestimmung, geht weiter. Millionen Menschen in allen Ländern teilen die Hoffnung auf eine gerechte sozialistische Weltordnung. Deutschland und Europa sind da keine Ausnahme.

Vera Butler, Melbourne