FDJ: Wir erklären: Jedes Land hat zwei Geschichten, zwei Traditionen

FDJ: Wir erklären: Jedes Land hat zwei Geschichten, zwei Traditionen.

(Wir dokumentieren hier den Aufruf der FDJ zu ihrer Veranstaltungswoche um den 7. Oktober. Was die Genossinnen und Genossen der FDJ hier ausdrücken, hat Bestand auch über diesen Termin hinaus; d.Red.)

Die eine Geschichte, auf hochglänzendem Seidenpapier, geschrieben und erzählt von den Herrschenden über ihre Hunderte Jahre alte Ordnung und ihren großen Reichtum. Die eine Tradition, ein Stammbaum großer Geschlechter, umrahmt und begleitet von ihren Kriegen, Eroberungen und den zu Boden getretenen Feinden.

Die andere Geschichte aber, geschrieben und erzählt von denen, die für die Herrschenden unter Schweiß und Peitsche das glänzende Papier herstellen. Berichtet von denen, die genau das von Tag zu Tag mehr satt haben und danach fragen, was an der Jahrhunderte alten Ordnung nicht stimmt. Getrieben eben von der Frage, wer den Reichtum schafft und wem er zu Gute kommt. Die andere Tradition ist eine bunte Sammlung von Männern und Frauen, Jungen und Alten, Klugen und weniger Klugen, die aufhören wollen, Kriege für große Geschlechter zu führen, andere Länder zu erobern und dabei Feinde zu zertreten, die auch nur Männer und Frauen sind wie sie.

Hier ist die eine Geschichte. Die Geschichte großer deutscher Unternehmen und Generäle, die von 1914 bis 1918 die Völker Europas überfielen und unter dem Schlachtruf „fürs Vaterland“ Bombentrichter mit Gedärmen füllten und das dann ihren ersten Weltkrieg nannten. Es ist die Geschichte, die weiter von noch größer gewordenen deutschen Unternehmen erzählt und von noch mehr deutschen Generälen, die von 1939 bis 1945 einen Kontinent dem Erdboden gleich machten und die Juden Europas ausradierten, das nannten sie dann ihren zweiten Weltkrieg. Diese Geschichte berichtet weiter vom Bruch des Potsdamer Abkommens und der Wiederbewaffnung der wieder mächtig und groß gewordenen deutschen Unternehmen mit der Gründung der Bundeswehr durch Nazi-Generäle. Diese Geschichte der Herrschenden ist auch die Geschichte der Bombardierung Jugoslawiens 1999, der Eroberung deutscher Protektorate im Kosovo, in Mazedonien und Afghanistan. Friedensmission nennen die Herrschenden das heute, und sie steuern sich und alle unbeirrt auf eine dritte “Friedensmission” hin.

Hier ist die andere Geschichte, eine von mächtigen Demonstrationen der Arbeiter gegen das Elend des Krieges. Sie erzählt von Matrosen und Soldaten, die desertieren, meuterten und sich mit denen auf der anderen Seite der Schützengräben des ersten Weltkrieges verbrüderten. Getrieben wird diese andere Geschichte von einer Revolution im November und der Gründung der KPD. Diese Geschichte berichtet vom antifaschistischen Widerstand und Bergen von ermordeten Genossen, Widerstandskämpfern und anderen, die den Herrschenden im Weg standen. Doch die andere Geschichte ist auch die Geschichte der Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald. Ein Gebirge von Leichen verhungerter, vergaster, erschlagener und verbrannter Genossen, Freunde und anderer, die den Herrschenden im Weg standen, zeichnet die andere Geschichte. Zu ihr gehört auch die Enteignung der großen deutschen Unternehmen und die harte Bestrafung der deutschen Generäle des zweiten Weltkrieges, wenigstens in einem Teil dieses Landes.

Hier listet die eine Tradition Namen auf wie Kaiser Wilhelm und Otto Bismarck, Deutsche Bank, Adolf Hitler und Joseph Mengele, Siemens, Krupp, IG Farben und Auschwitz, Daimler Benz und Buchenwald, Adenauer und Globke, Kohl und Stoiber, BASF, Scharping und Fischer und Schröder, Volkswagen und Walser, Möllemann und die Jugoslawienkriegsverbrecher der deutschen Regierung.

Die andere Tradition schreibt Namen wie Karl Marx und Friedrich Engels, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Da erscheinen Namen wie Spartakusbund und Kommunistische Partei Deutschlands, Ernst Thälmann, Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger und Hans Eisler, Edelweißpiraten, Geschwister Scholl, Herbert Baum, Ernst Busch, Hans Beimler, Konrad Wolf, die Freie Deutsche Jugend und die antifaschistische demokratische Umwälzung, Walter Ulbricht (der antifaschistische Tischler als Staatsmann) und die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, 5-Jahrespläne, NVA und VEB´s.

Beide Geschichten und Traditionen sind unvereinbar miteinander, stehen sich unversöhnlich gegenüber, sind einander Todfeind.

Das Eine hat immer in Krieg und Faschismus geführt und wird es weiter tun.

Das Andere hat sich immer dagegen gestemmt und wird es weiter tun.

Das Eine scheint von alleine zu funktionieren, weil es darauf gründet, den Mensch als Tier zu halten, dessen einziger Tagesinhalt ist, dem Tier gleich seine Nahrung zu sichern. Das eine macht keine Fehler. Erwerbslosigkeit und die immanente Gefahr von Weltkriegen und Faschismus sind keine Makel an ihm, so was gehört zu ihm, so wie das Wasser immer nach unten fließt.

Das Andere funktioniert mit aller Gewissheit nicht von alleine. Es braucht Millionen Hände und Ideen, Mut und Wissen, Bewusstsein und die Erkenntnis der eigenen Lage. Weil es darauf gründet, so wie der Mensch zu sein, der mehr will als nur täglich zu überleben.

Hier in diesem Land ist es ein Besonderes mit den beiden Geschichten und Traditionen. Denn kein anderes Land außer diesem brachte so eine unvorstellbare Menge an Leid und Hass über die Welt. So viel davon, dass die Völker der Welt zusammenfanden, um dieses Land zu besiegen. Das war am 8. Mai 1945. Doch die alte Zeit war nicht geschlagen. Im Westen überwinterte sie und trieb erneut ihre fauligen Triebe und bereitet bis heute und gerade heute den nächsten Krieg vor. Die geschlagenen deutschen Unternehmen wurden hier wieder einflussreich und mächtig, den deutschen Generälen der beiden Weltkriege gab man hier wieder eine Armee, die heute „deutsche Sicherheit“ verteidigt bis zum Hindukusch. Bevor dieses Deutschland der alten Zeit seinen verdienten Tod stirbt, schickt es sich an, neuerlich Millionen in den Tod zu reißen und die Massen ins Elend zu stürzen.

Im Osten dieses Landes aber hatte man das Elend, das deutsche Unternehmen und Weltkriegsgeneräle verursachten, ein für allemal satt. Am 7. Oktober 1949 gründeten die Bezwinger der alten Zeit die Deutsche Demokratische Republik und setzten sich damit ein Denkmal, weil sie es wollten und mussten. Weil die Geschichte der Kriege, die Tradition des deutschen Faschismus und Militarismus endlich in die Schranken gewiesen werden sollte und musste. Die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik war die Umsetzung der Beschlüsse des Potsdamer Abkommens in wenigstens einem Teil dieses Landes. Sie war die Umsetzung des Willens der Völker, die uns vom Faschismus befreiten. Sie war letztlich ein internationales Projekt aller fortschrittlichen Kräfte. Im Osten verjagte sie die alte Zeit so gründlich, dass sie 40 Jahre brauchte, um zurückzukommen. Und mit der alten Zeit, die in den Westen floh, flohen die Großgrundbesitzer, die Naziverbrecher, die Geldgeber Hitlers und seine Junker. Und so ist es ein Besonderes mit den beiden Geschichten und Traditionen in diesem Land. So wie es die beiden gibt, so wie es Tag und Nacht gibt, so gibt es zwei Staaten, die unvereinbar sind miteinander.

Der eine hat immer in Krieg und Faschismus geführt und wird es weiter tun.

Der andere hat sich, so lange er existierte, dagegen gestemmt. Seine Erben werden es weiter tun!

Den Geburtstag der Deutschen Demokratischen Republik, der ersten deutschen demokratischen Republik, den feiern wir mitten ins verlogene Gesicht der Berliner Republik. Ein verdammt guter Grund zu feiern für uns, denn 40 Jahre Sieg über die alte Zeit waren 40 Jahre Ausblick ins Morgen! Auf dass die Sehnsucht nach dem Morgen immer da sein wird, so lange, bis es angebrochen ist. Vielleicht wird das wieder an einem 7. Oktober sein. Denn der 7. Oktober heißt: Die alte Zeit verjagen!

FDJ, Berlin