Herbert Münchow:
Zu Rolf Vellay – die Konsequenz heißt:
Internationalismus, Solidarität und revolutionäre Massenpartei
Zu Offensiv 3/2002; „Rolf Vellay Sonderheft”
Der Redaktion von “Offensiv” ist für die Herausgabe eines Sonderheftes mit Arbeiten von Rolf Vellay außerordentlich zu danken. Der Realitätssinn seiner Analysen (die tiefe Krise des subjektiven Faktors war ihm kein Geheimnis) und ihre Streitbarkeit sind bestechend. Selbst an den Stellen, an denen er mit Kritik an Gleichgesinnten nicht spart, gibt es für die betreffenden Genossen keinen Grund, beleidigt zu sein. Die tiefe Kameradschaftlichkeit, die in dieser Kritik zum Ausdruck kommt, ist untrennbar verbunden mit der Bereitschaft zur Selbstkritik. Dies gilt von jeher als beste proletarische Tradition. Rolf Vellay wußte, was der Begriff “Arbeiterklasse” auch im Hinblick auf das Bewußtsein bedeutet. Er hatte den Satz von Engels genau verstanden, wonach der Eigentumslosigkeit dieser Klasse nur die Illusionslosigkeit ihrer Köpfe entsprechen kann.
Rolf Vellay ließ sich in seinen Analysen vom objektiv existierenden Klassengegensatz, von der grundlegenden Tatsache eines allgemeinen Bündnisses aller Imperialisten (dem Bund der Kapitalisten aller Länder gegen die Werktätigen), das in aller Regel die treibende Kraft der Politik ist, leiten. Aber es wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, den Hinweis Lenins zu ignorieren: “es gibt zwei Tendenzen: die eine, die ein Bündnis aller Imperialisten unvermeidlich macht, die andere, die die einen Imperialisten den andern entgegenstellt – zwei Tendenzen, von denen keine auf einer festen Grundlage beruht.” (LW, Bd. 27, S. 363) Seine Aufsätze “Der wiedererstandene deutsche Imperialismus gefährdet Stabilität und Frieden in Europa” und “Wider die Illusionsmacherei” sind mahnende Beispiele dafür, daß sich in beiden Tendenzen einunddasselbe Klasseninteresse durchsetzt – das Interesse an der Aufteilung des Erdballs. Die Konsequenz lautet: Internationalismus, Solidarität und revolutionäre Massenpartei.
Herbert Münchow, Leipzig