Herr Modrow ist nun wirklich „angekommen“

Dr. Günther Lange:
Herr Modrow ist nun wirklich „angekommen“

Viele der am 11.02.07 in Ziegenhals anwesenden Kommunisten fragten sich: Müssen wir uns das antun?! Nun schlägt einem diese Modrow’sche Verbrechensrede erneut am 13.02.07 aus der jW entgegen.

Dem Leserbrief von B. Queck und Dr.Falkenhagen (jW v. 19.02.07) kann ich nur abstrichslos zustimmen, aber noch ein paar Gedanken dazu:

Für mich verbindet sich der Name Modrow mit der Kapitulanten-Losung: „Deutschland – einig Vaterland“! Ungeachtet aller diplomatischen Details, Hintergründe und sonstiger Tatsachen, die sich ev. dahinter verbergen, bleibt festzustellen: Wäre Stalin ein so irritierter, ängstlicher Schwächling gewesen, wäre der Sozialismus für den ganzen Globus schon spätestens 1942/43 ausgelöscht worden, die chinesischen Kommunisten wären durch die Japaner in ihrem eigenen Blut ertränkt worden! Churchill – ein Kommunistenhasser von Format – hat anläßlich Stalins Tod dessen historische Größe anerkennen müssen mit den Worten: „Er war eine herausragende Persönlichkeit, die in unserer rauen Zeit, in der Periode, in der sein Leben verlief, imponierte. Stalin war ein außergewöhnlich energischer, belesener und äußerst willensstarker Mann, heftig, schroff, schonungslos in der Sache wie im Gespräch, dem selbst ich, der ich im englischen Parlament groß geworden bin, nichts entgegenzusetzen vermochte….. In seinen Werken spürt man eine hünenhafte Kraft. Stalins Kraft war so groß, dass er unter den Führern aller Völker und Zeiten nicht seinesgleichen kennt….. Die Menschen konnten seinem Einfluß nicht widerstehen. Als er den Raum der Konferenz von Jalta betrat, erhoben wir uns alle, buchstäblich wie auf Kommando. Und, so seltsam es ist, wir legten die Hände an die Hosennaht. Stalin besaß einen tief schürfenden, gründlichen und logischen Verstand. Er war ein unübertroffener Meister darin, in schweren Momenten einen Ausweg aus der ausweglosen Lage zu finden….. Er war ein Mann, der seinen Feind mit den Händen seiner Feinde vernichtete, der uns, die er offen Imperialisten nannte, zwang, gegen Imperialisten zu kämpfen. Er übernahm das Rußland des Hakenpflugs und hinterließ es im Besitz der Atomwaffe“! (nach Nina Andrejewa:“Ich kann meine Prinzipien nicht preisgeben“ ND v. 2./3. 04. 88) Natürlich gehört zu Churchill auch seine berüchtigte Fulton-Rede v. 5. März 1946!!!)

Der ungeheure Vorwurf eines Verbrechens muß doch selbst in einem bürgerlichen „Rechtsstaat“ (was ist das eigentlich??) bewiesen werden. Man muß doch wohl fragen dürfen: Woher haben sie das, Herr Modrow?

Nach meiner sicher unvollständigen, aber wohl (statistisch) repräsentativen Sammlung stammen fast 97% der veröffentlichten Verbrechensvorwürfe gegen Stalin aus bürgerlichen antistalinistischen, revisionistisch sowjetfeindlichen Quellen bzw. von „kalten Kriegern“ – oder von naiven Nachbetern!

Modrow: „Wir ahnten viel und wussten zu wenig, wir schwiegen, als wir schon etwas sagen sollten“, Alfred Neumann zitierend. Von nun an wusste Herr Modrow aber doch auch „viel“ – – doch was war denn das nun genau!!?? Aber auch Herr Modrow schwieg und schwieg und schwieg – warum denn?!! Dieses ganze Gehabe ist einfach miserabel!

Nun kann man ja auch in der so genannten Stalinzeit auf rein biologisch pathophysiologische Weise ums Leben gekommen sein ohne jegliches Zutun Stalins – man muß schon gewissenhaft arbeiten! „So ist die Liste derer . . . ., länger als die der unter Hitler . . . .“. Lieber Modrow, dann sagen sie doch bitte wie viele??! Ich kenne Zahlenangaben „tötlicher Stalinscher Verbrechen“, die die Gesamtmortalität eines Vorkriegsjahres der gesamten UdSSR deutlich übersteigen, natürlich lügen nicht alle Antistalinisten so offensichtlich! Aber viele Naive und unbelesene Durchschnittsbürger nehmen es unkritisch so hin! Kein redlicher Kommunist wird leugnen, daß es bei den „Säuberungen“ auch schwere Fehler und Missgriffe gegeben hat. Natürlich gab es den Fall Eberlein und eine ganze Reihe anderer zum Opfer gefallener standhafter Kommunisten. Aber mit den „Erinnerungen“ an Bemerkungen (?) von Alfred Neumann von vor über 50 Jahren hausieren zu gehen, ist doch – gelinde gesagt – sehr unseriös! Leider ist niemand der Verbrechenspropagierer so redlich, zeitgleich die konkret-historischen Umstände, die konkrete Lage in der KPdSU, in der Sowjetunion, die realen Erkenntnisse des sowjetischen Geheimdienstes, die absolut tötliche Bedrohung der SU und damit des Sozialismus überhaupt durch Hitler-Deutschland unvoreingenommen zu analysieren. Und ein offenbar blindwütiger Hass, wie der der Lore Rutz („Zeitzeugin“ – wann, wo ???) in der jW v. 24./25.02.07 hilft schon gar nicht weiter! („ . . . spottet den Millionen . . . . Hohn . . .“ – wie viele Millionen waren es denn ??!) Welches Schindluder mit diesem wunderbar manipulierbaren „Zeitzeugen“-Quatsch von der gigantischen Medienmaschinerie und so genannten „Historikern“ heute getrieben wird, geht auf keine „Kuhhaut“! Welche unglaubliche Massenmanipulation da abläuft, ist gar nicht mehr zu erfassen.

Und weil es um Stalin und den Sozialismus geht, kann man ‚Aufarbeitung’ auch nur auf der Grundlage eines klaren Klassenstandpunktes betreiben. (Gibt es für Herrn Modrow überhaupt noch antagonistische Klassen? Früher habe ich ihn hin und wieder davon reden hören!) Es gibt im Kampf antagonistischer Klassen gegeneinander nichts „Allgemeinmenschliches“ bekannter Couleur. Gerade heute bekommt man das von der Ausbeuterklasse anschaulich geboten!

Die Führung der KPdSU unter Stalins Leitung in Zusammenarbeit mit vielen Kommunisten anderer Länder hat die internationale Bourgeoisie, die Imperialisten, fast an den Rand ihrer globalen Katastrophe gebracht. Was Wunder, daß sie und ihre Ideologen Stalin und sein Vermächtnis schlimmer hassen als der Teufel das Weihwasser – niemals wieder darf es einen Stalin geben!

Ich weiß, wovon ich hier rede, habe ich doch vor mehr als 20 Jahren sechs Jahre lang eine alte Genossin hausärztlich medizinisch betreut, sie war während seiner Hamburger Zeit Thälmanns Sekretärin gewesen! Auch sie war denunziert worden, war in Lagern, ist misshandelt und vergewaltigt, mit „Nazihure“ beschimpft worden – viele Stunden haben wir darüber diskutiert. Aber sie hatte diese schweren Erlebnisse – auch nach ihrer eigenen Überzeugung (!) – richtig verarbeitet, ihr unbändiger Hass galt den Feinden der UdSSR, woher diese auch immer kamen, diese waren die eigentliche Ursache. So war sie zu Positionen gekommen, wie sie z.B. auch von Kurt Gossweiler vertreten werden (siehe www.Kurt-Gossweiler.de/Archiv)

Warum ignorieren solche Leute wie Modrow die letzte ZK-Sitzung der KPdSU vor Stalins Tod, auf der dieser selbst die „Säuberungen“ in der Partei ansprach und betonte, sie seien nötig gewesen, es wären aber auch schwere Fehler, Gesetzesverstöße, Übergriffe und Misshandlungen vorgekommen und es müssten in Vorbereitung des nächsten Parteitages Anstrengungen unternommen werden, um diese Fehler aufzuklären, Recht und Gesetz – wo nötig – mit aller Schärfe anzuwenden und die Misskreditierten und Unschuldigen zu rehabilitieren. Es muß auch daran erinnert werden, daß sich Stalin in ähnlicher Weise bereits in seinem Bericht an den XVII. Parteitag der KPdSU 1939 (!) äußerte. (Stalin: „Fragen des Leninismus“ Moskau 1947, S.713 ff).

Warum ignorieren solche Leute wie Modrow die vom ORB (heute rbb) vor fast vier Jahren (um Mitternacht!!) ausgestrahlte Geheimrede Himmlers (verlesen) vom 4. Oktober 1943, in Posen gehalten, vor seiner Generalität und einigen Obristen, in der er erklärte, warum die ursprünglichen Ziele in der SU nicht erreicht werden konnten: Der sowjetische Geheimdienst sei „dahinter gekommen“, daß „wir“ im Offizierskorps einschließlich der höchsten Generalität einen „Umsturz“ vorbereiteten und dabei waren, unter den Rußland-Deutschen eine „fünfte Kolonne“ aufzubauen. Ich habe seinerzeit den ORB zweimal um einen Mitschnitt gebeten, aber nie eine Antwort bekommen. (Vielleicht hat Herr Modrow mehr Glück!?) Neuerdings als DVD im Schallplattenversand des jW – Shop: „Das Himmler–Projekt“ erhältlich – junge Welt v. 02. März 2007!

Antistalinisten reden bekanntlich auch gern über eine so genannte „Enthauptung“ der Roten Armee in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, insbesondere über die Jahre 1937 und 1938. Zu diesem Zeitpunkt stammten noch fast 75% der Offiziere und Generale aus der zaristischen Armee! Offenbar scheint aber niemanden zu interessieren, was z.B. Joseph E. Davies in seinem Buch „Als USA-Botschafter in Moskau“ (Authentische und vertrauliche Berichte über die Sowjetunion bis Oktober 1941), Zürich 1943, über diese Zeit schreibt – er war ja wohl ein echter Zeitzeuge und ein ‚Kronzeuge’, wie es ihn besser ja wohl kaum geben kann!

Warum ignoriert eine bestimmte Sorte so genannter „Historiker“ die zugänglichen übersetzten kompletten Originaltexte (Prozessberichte) über die ‚Moskauer Prozesse’ 1936 bis 1938 aus dem ehemaligen Volkskommissariat für Justizwesen der UdSSR??! (http//www.stalinwerke.de oder webmaster@stalinwerke.de)

Man kann leider nicht umhin, darauf aufmerksam zu machen, daß der Vorstand der DKP die „Antistalinismuskeule“ mit Herrn Modrow gemeinsam schwingt. Die DKP-Genossen der Niederlausitz haben natürlich auch an der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration im Januar in Berlin-Friedrichsfelde teilgenommen und am ‚Schandstein’ ein Transparent mit folgender Aufschrift hochgehalten: „Der Antistalinismus ist die Speerspitze des Antikommunismus – der Grundtorheit unserer Epoche“. In ihrer kleinen, aber interessanten Regionalzeitung „novum“ vom Januar 2007 (www.dkp-cottbus.de) berichten sie darüber. Dabei hatten sie auch Kontakt mit Nina Hager, der stellvertretenden Vorsitzenden der DKP, und schreiben dazu:“Auf der LL-Demonstration reihte sie (N.H.) sich bei den Antikommunisten ein, denn als Vertreter der Gruppe Niederlausitz an besagtem Schandstein ein Transparent gegen Antistalinismus hochhielten, verlangte sie, es einzurollen. Um eine kurze Erklärung ihrer Position gebeten, konnte sie nicht antworten“. (Oder wollte sie nicht!?) Kenner der Szene wird solche Ideologie gar nicht so sehr verwundern, war es doch auch Nina Hager, die auf dem letzten UZ-Pressefest in einer Diskussionsveranstaltung sagte: „Die DDR war keine Errungenschaft der deutschen Arbeiterklasse, sondern ein Geschenk der Sowjetunion.“ (zitiert nach Hans-Heinz Holz!). Also, ihr ehemaligen DDR-Genossen, ihr selbst habt eigentlich gar nichts zu Stande gebracht!!! (Ob sich da Väterchen Kurt H. nicht im Grabe umdreht?)

Das nur der Deckungsgleichheit wegen!

Jawohl, das ist Verrat am Sozialismus! Modrow fühlte sich offenbar berufen, diese von revolutionärer Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung so trächtige, berühmte Gedenkstätte zum Wallfahrtsort der Antistalinisten und Geschichtsfälscher hoch-, besser umzustilisieren. Dieses Angebot werden die Neonazis sehr wohl zu verwerten wissen.

Es ist ihm wohl gelungen, sich damit ein kleines Plätzchen im opportunistischen Teil der linken deutschen Parteiengeschichte zu sichern.

Diese Sorte politischer Intellektueller hat Hans Kölsch in den „Weißenseer Blättern“ (Nr.3/2006, S.50/51) treffend klassifiziert: „Für die imperialistische Spaltungspolitik (im Hinblick auf die Arbeiterklasse – Dr.L.) haben sich jene Teile der politischen Intelligenz favorisiert, die nicht bereit sind, sich zum theoretischen Verständnis der ganzen geschichtlichen Entwicklung hinauf zu arbeiten. Für sie ist die Freiheit entscheidend, ohne Rücksicht auf geschichtliche Tatsachen, auf Erfahrungen und wissenschaftliche Lehren, intellektuell fabulieren zu können und wenn das ausreichend marxismuskritisch geschieht, stehen ihnen auch die imperialistischen Medien und Geldeinnahmen offen. . . . . . . Deshalb besteht eine erstrangige Aufgabe darin, den Einfluß solcher Intellektuellen auf kommunistische Organisationen zu verhindern.“ ! !

                                                                                                                  Dr. Günther Lange, Neuenhagen

Vertiefende Literatur:

  • Julius Mader: „Hitlers Spionagegenerale sagen aus“ Berlin 1970
  • Kurt Gossweiler: „Wider den Revisionismus“ München 1997
  • Ludo Martens: „Stalin anders betrachtet“ Berchem (B) 1998
  • Harpal Brar: „Perestroika“ London 2002