Leitsätze des Rotfuchs

„RotFuchs“-Förderverein e.V.

Leitsätze

Zur Verwirklichung des von der Mitgliederversammlung am 3. Dezember 2005 mit der neuen Satzung beschlossenen Zwecks und der Aufgabe des „RotFuchs“-Fördervereins (§2) legen wir unseren Aktivitäten im vor uns liegenden Zeitraum folgende Leitsätze zugrunde:

1.

Wir bekennen uns zum wissenschaftlichen Sozialismus, ohne den es weder eine revolutionäre Arbeiterbewegung noch eine erfolgreiche Bündnispolitik im Kampf gegen die Herrschaft des Großkapitals geben kann. Dabei sind wir uns bewusst, daß der Marxismus kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln ist. Wir konstatieren die Wirkung einer gewaltigen Entwicklung der Produktivkräfte, der Globalisierung und tiefgreifender Veränderungen in der Struktur der Arbeiterklasse sowie eine nie gesehene Macht der Massenmedien. In dieser veränderten Welt am Beginn des 21. Jahrhunderts erfordert deshalb das Bekenntnis zum Marxismus, sich so auf die Höhe von Marx und Lenin zu begeben, wie sich Lenin seinerzeit auf die Höhe von Marx erhob. Von diesem Ziel sind wir noch eine beträchtliche Strecke entfernt. Aber nur wenn es gelingt, die vielfältigen neuen Fragen mit gleichgesinnten Kräften in aller Welt zu beantworten, sind wir „bei Marx, unter seinem Banner“.

2.

Wir sind Zeitgenossen und Leidtragende einer ungezügelten Offensive des Kapitals, eines Klassenkampfes „von oben“, der seinesgleichen in der Geschichte sucht. Das Kapital verschärft maßlos die Ausbeutung und setzt alle Mittel ein, um den dauernden Bestand kapitalistischer Verhältnisse zu sichern. Wir wollen gemeinsam mit allen kämpfen, die gegen Sozialabbau und Demokratieabbau auftreten. Dabei wissen wir, daß die eigenen Erfahrungen der Menschen ihr bester Lehrmeister sind. Wir brauchen die Einheit der Arbeiterbewegung. Die deutsche Arbeiterklasse verfügt in dieser Hinsicht über einen großen Schatz an historischer Erfahrung. Das haben wir aus Anlaß des 60. Jahrestages des Vereinigungsparteitages von KPD und SPD zur SED hervorgehoben.

3.

Als Kommunisten und Sozialisten stellen wir uns gegen alle Bestrebungen, den Sozialismus aus einem realen, Schritt für Schritt zu erkämpfenden Ziel in eine „Utopie“ oder gar in eine nebelhafte „Vision“ zu verwandeln. Kern unserer Sozialismusauffassung ist und bleibt die politische Macht der Arbeiterklasse und ihrer Verbündete und das gesellschaftliche Eigentum an den wichtigsten Produktionsmitteln.

4.

Wir richten unsere Anstrengungen auf die Bündelung eines breiten Spektrums von Kommunisten, Sozialisten und anderen Linken in Deutschland. Wir sind Gegner des Opportunismus und des Sektierertums. Wir reichen allen, die mit uns für eine ausbeutungsfreie Gesellschaft eintreten, mögen sie auch von anderen weltanschaulichen oder religiösen Positionen kommen, als unseren Mitstreitern die Hand.

5.

Die DDR war die größte Errungenschaft in der Geschichte der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung, da sie dem Kapital für vier Jahrzehnte die politische Macht und das privatkapitalistische Eigentum an den entscheidenden Produktionsmitteln entzog.

Wir verteidigen ihr Erbe und stehen sowohl zu den positiven Erfahrungen als auch zu Defiziten und Fehlern.

Die Analyse der Gründe unserer schweren Niederlage bleibt wichtiges Anliegen der marxistischen Wissenschaft, an der sich der RF beteiligt. Wir beachten dabei, daß das Ende der DDR die Folge einer konterrevolutionären Entwicklung war, für die es objektive und subjektive, innere und äußere Ursachen gibt. Um richtige Schlußfolgerungen für heute und die Zukunft ziehen zu können, müssen positive wie negative Erfahrungen in ihrer dialektischen Einheit betrachtet und ausgewertet werden.

6.

Wir sind gewillt, unsere ideologischen Positionen und politischen Aktivitäten strikt an nachprüfbaren Tatsachen auszurichten. Das schließt ein, sich der Realität zu stellen, daß unsere Nation heute in einem einheitlichen, vom Großkapital beherrschten Deutschland lebt. Wir werden alles, was wir tun, in diesen gesamtdeutschen Rahmen stellen, also auch weitere „RotFuchs“-Leser sowie Mitglieder unseres Vereins in sämtlichen Bundesländern gewinnen. Das verlangt, zu verstehen, daß Sozialisierung und organisatorische Bindungen in Ost und West aufgrund jahrzehntelanger getrennter Entwicklung häufig unterschiedlich sind. Gegenseitiges Verständnis setzt darum noch auf längere Sicht bewusstes Bemühen und ein hohes Maß an kameradschaftlicher Diskussionsbereitschaft, ja, an Toleranz, voraus. Toleranz geht jedoch nicht einher mit Verschweigen der eigenen Positionen im Ringen um den gemeinsamen richtigen Weg.

7.

Wir erklären: Kommunisten und Sozialisten müssen konsequente Antifaschisten sein, Antifaschisten müssen aber nicht notwendigerweise Sozialisten oder Kommunisten sein. Wenn die Alternative Faschismus heißt, stehen wir mit allen demokratisch gesinnten Menschen in einer Reihe und verteidigen die bürgerliche Demokratie.

8.

Wir kämpfen für den Frieden und sind entschiedene Gegner imperialistischer Kriege der USA sowie ihrer offenen oder verdeckten Unterstützung durch die Regierungen der BRD und anderer kapitalistischer Staaten. Wir verurteilen den Tabubruch, der die Entsendung deutscher Soldaten auf Schauplätze neokolonialistischer Feldzüge wieder zuließ. Wir sind Gegner sowohl des hochtechnisierten imperialistischen Terrors wie des individuellen Terrors religiöser Fanatiker. Wir wenden uns dagegen, daß unter der Losung des „Kampfes gegen den internationalen Terrorismus“ Völker- und Rassenhetze betrieben, Religionsgemeinschaften diskriminiert und historisch gewachsene unterschiedliche Wert- und Lebensvorstellungen großer Teile der Menschheit systematisch abgewertet werden, um der Ideologie und Kulturkonzeption des Imperialismus weltweit zum Siege zu verhelfen. Achtung vor der kulturellen Prägung der Völker wird stets unser Begleiter im Ringen um eine menschenwürdige Zukunft sein.

9.

Wir sind Internationalisten in der Tradition des Kommunistischen Manifestes und der Leitsätze der Gruppe Internationale und folgen ihrem Grundsatz, daß „in der Internationale … der Schwerpunkt der Klassenorganisation des Proletariats“ liegt. Deshalb bekennen wir uns zum Roten Oktober des Jahres 1917 und wissen, daß in der Stellung zu dieser Revolution die Scheidelinie der politischen Positionen liegt. Wir sind solidarisch mit allen antiimperialistischen, auf den Sozialismus gerichteten Bestrebungen in der Welt. Wir sind Gegner des Antikommunismus und lehnen jegliche Zugeständnisse in dieser Richtung ab.

10.

Wie alle Kommunisten, Sozialisten und wirklich linken Positionen verpflichteten Menschen sind wir überzeugt, daß die Arbeiterbewegung eine weltanschaulich klare, organisierte Partei braucht, um gemeinsam mit ihren Verbündeten erfolgreich agieren zu können. Wir wissen, daß Zersplitterung in den Reihen der Linken letztlich nur die Herrschaft des Imperialismus festigt. Ungeduld gerade in Hinsicht auf die Schaffung einer solchen Partei ist verständlich. Wir vertreten aber den Standpunkt, daß Ungeduld nicht eine von jeglichen Massenbewegungen getrennte voluntaristische Linie des „Anpeitschens“ dieses schwierigen Prozesses begünstigen darf. Ungeduld ist kein theoretisches Argument. Sie darf nicht an die Stelle der nüchternen Analyse des Kräfteverhältnisses der Klassen und der Tendenzen des Klassenkampfes treten. Wir erinnern daran, daß Karl Marx in seinem Brief an Wilhelm Bracke, der Teil seiner berühmten Kritik des Gothaer Programms ist, geschrieben hat: „Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Parteiprogramme“. Es kann also nicht um die Gründung neuer kleiner Parteien mit lupenreinen Programmen, aber ohne Masseneinfluß gehen. Marx war damals dafür, angesichts der konkreten Situation und der nicht zu Ende geklärten grundlegenden programmatischen Fragen „einfach eine Übereinkunft für Aktion gegen den gemeinsamen Feind“ abzuschließen (MEW 19/13). Wir sind der Auffassung, daß unsere heutige Situation in mancherlei Hinsicht mit der damaligen zu vergleichen ist. Deshalb heißt unsere aktuelle Losung: „Einigung, nicht Vereinigung!“

Einstimmig beschlossen auf der Tagung des Vereinsvorstandes des
„RotFuchs“-Fördervereins am 1. Juli 2006 in Berlin