Memorandum zum Griechischen Bürgerkrieg

ZK der Kommunistischen Partei Griechenlands:
Memorandum zum Griechischen Bürgerkrieg (1946-1949)

Zu Ehren des 60. Jahrestages der Gründung der Demokratischen Armee Griechenlands (DAG)

Einleitung

Am 2. Juli 2006 versammelten sich tausende Mitglieder und Unterstützer der KKE und KNE im Dorf Likorakhi in der Nähe des Berges Grammos zur Eröffnungszeremonie eines Denkmals, welches an den 60. Jahrestag der Gründung der Demokratischen Armee von Griechenland (DAG) erinnert und das zu Ehren der Tausenden von Kämpfern, die ihr Leben in den drei Jahren des Bürgerkrieges (1946-1949), im Kampf gegen die innere Reaktion und die anglo-amerikanischen Imperialisten opferten, errichtet worden war.

Der Standort des Denkmals selbst ist äußerst symbolisch; es befindet sich auf einem ehemaligen Maschinengewehrposten der Demokratischen Armee in den von Bergen, wo 1948 und 1949 die grimmigsten Schlachten des Bürgerkrieges geführt wurden. In ihrem Bericht zum Andenken an den 60. Jahrestag erwähnte das ZK der KKE, daß der Bürgerkrieg die „schärfste Periode des Klassenkampfes in Griechenland während des 20. Jahrhunderts“ war – der Kampf für die Volksdemokratie gegen die korrupte monarcho-faschistische herrschende Klasse und ihre ausländischen imperialistischen Hintermänner.

Das Recht der griechischen Kommunisten und anderer progressiver Kräfte, die Kämpfer der DAG zu ehren, wurde in den Jahren nach dem Bürgerkrieg hart erkämpft, ihre Mitglieder und Sympathisanten wurden auf jede mögliche Weise verfolgt. In der Tat erließ das griechische Parlament erst im Jahre 1989 einen Beschluß, wonach die Partisanen der DAG keine Banditen waren.

Diese Geschichtsperiode wurde besonders durch Propagandisten, Journalisten und Historiker innerhalb und außerhalb Griechenlands verdreht. Sie bezwecken, die Volksbewegung zu verleumden und die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kampfes für den Sozialismus zu untergraben, indem sie als böser, sowjetisch gesteuerten Versuch, eine Diktatur zu errichten, als ein Beispiel der kommunistischen Aggression und des Fanatismus dargestellt wird.

Der griechische Bürgerkrieg fiel natürlich nicht vom Himmel; er war das Resultat einer Serie imperialistischer Interventionen und von Entwicklungen in der Volksbewegung während des zweiten Weltkrieges und davor. Es folgt ein kurzer und schematischer Bericht des Prozesses, der zum Bürgerkrieg führte. 1940, als das italienische faschistische Regime in Griechenland einfiel, waren die griechischen Kommunisten und fortschrittlichen Kräfte in vorderster Front des erfolgreichen Widerstandes, obwohl Tausende von ihnen im Gefängnis schmachteten und die KKE unter besonders schwierigen Bedingungen als eine illegale und verfolgte Organisation operierte. Der Generalsekretär der KKE Nikos Zachariadis schrieb einen bedeutenden offenen Brief an die griechischen Menschen, in dem er sie aufrief, der italienischen Aggression zu widerstehen, wobei er davon ausging, daß vor dem Hintergrund eines solchen breit angelegten Widerstands ein neues Griechenland geschaffen werden würde. Nachdem das feige alte Regime der Wehrmacht seinen Verzicht erklärt hatte, begannen die griechischen fortschrittlichen Kräfte, den Widerstand zu organisieren. Der Höhepunkt davon fand auf der 6. Sitzung der KKE im Juli 1941 statt, als die Notwendigkeit für eine nationale Befreiungsfront (EAM) erklärt wurde. In der Folge wurde die legendäre EAM zusammen mit ihrem militärischen Flügel ELAS (Nationale Volksbefreiungsarmee) gegründet, und später die Jugendorganisation EPON. In den darauffolgenden drei Jahren schrieben diese Organisationen die heldenhaftesten Seiten der modernen griechischen Geschichte durch ihre heroischen Kämpfe gegen die Nazi-Okkupation. Ihre Effektivität ist ersichtlich in dem Fakt, daß sie bis 1944 90% des griechischen Festlandes befreit hatten. In von der EAM kontrollierten Gebieten erhielten Frauen das erste Mal das Wahlrecht, populäre demokratische Bürgerversammlungen und Kammern wurden errichtet. Durch den Kampf gegen die Okkupationen wurde die Basis für ein demokratisches Griechenland des Volkes geschaffen, mit der KKE an der Spitze.

Das blieb nicht unbemerkt von der britischen herrschenden Klasse. Offensichtlich wäre eine populäre EAM Regierung mit der KKE an der Spitze eine Bedrohung für die britischen Interessen in Griechenland und im östlichen Mittelmeerraum. Daher wurde während der Okkupation selbst jeder Schritt getan, die EAM/ELAS zu unterminieren, hauptsächlich durch Unterstützung der kleinen und höchst antikommunistischen EDAS Organisation, welche für ihre ständigen Kollaborationen mit den Nazi-Besetzern gegen die ELAS berüchtigt wurde. Als die deutschen Besetzer aus Griechenland gejagt wurden, wurden diese Bemühungen intensiviert, und sie können nur als eine systematische Vorbereitung für einen Angriff auf die Organe des griechischen Volkswiderstandes gesehen werden. Im April 1944 befahl Churchill der BBC, die positive Berichterstattung über die Aktivitäten der EAM/ELAS zu beenden. Durch eine Serie von gut gelenkten Provokationen eliminierten die Briten linksgerichtete Soldaten in der griechischen Armee in Nordafrika mit dem Ergebnis, daß 18.500 von ihnen in Konzentrationslagern in Nordafrika inhaftiert wurden. Das ging Hand in Hand mit der Gründung von ultra-royalistischen Bataillons in der griechischen Armee, wie z.B. die alpinen Regimenter, um die Werkzeuge zu formen, welche gegen die Volksbewegung benutzt werden konnten. Churchill manövrierte die griechischen Vorkriegspolitiker wie George Papandreou in führende Positionen der ersten ökumenischen Regierung, während er den Banden der Kollaborateure erlaubte, frei zu operieren und auch eine Gründung der pro-royalistischen Todesschwadronen wie die Grivas´ X Bataillone erlaubte. Eine Serie von Attacken gegen die Volksbewegung und ihre Repräsentanten kulminierten in der Entlassung der EAM Minister der Regierung. Eine massive Protestdemonstration wurde für Sonntag, den 3. Dezember ausgerufen. Als die Menge den Verfassungsplatz betrat, eröffnete die Polizei das Feuer, wobei sie 15 Demonstranten tötete und 100 verletzte. Nach diesem Massaker erklärte der Generalsekretär der EAM Dimitris Partsalidis, daß „die Menschen für ihre Freiheit kämpfen werden, egal was es kostet“. Und so begann die Schlacht der Athener, welche zwischen der ELAS auf der einen Seite und der britischen Armee und den kollaborierenden Sicherheitskräften auf der anderen Seite geführt wurde. Die EAM machte verschiedene Versuche, einen Waffenstillstand zu vereinbaren, aber die Briten waren festgelegt, weil Churchill formulierte „Das Hauptziel ist die Zerschlagung der EAM“. Um die Volksbewegung zu zerschlagen, schickte der britische Imperialismus 60.000 Mann, 200 Panzer, Flugzeuge usw. zusammen mit Einheiten, die mit den Nazis kollaboriert hatten! Nach 44 Tagen grausamer Kämpfe zogen sich die ELAS Einheiten aus Athen zurück, eine Woche später wurde ein Waffenstillstand erklärt. Am 12. Februar unterzeichnete die EAM die Varkiza Vereinbarung, welche in ihren Klauseln die Entwaffnung der ELAS und der Sicherheitsbataillone beinhaltete sowie weitere Schritte, um die Normalisierung der Situation zu sichern.

Es wurde bald deutlich, daß nur die EAM und die KKE ihre Seite der Vereinbarung einhalten würden. Paramilitärische Banden starteten mit der Duldung des Sicherheitsapparates und der britischen Armee einen Feldzug des Terrors. ELAS Partisanen wurden ermordet, gefoltert, arrestiert und wegen „Verbrechen“ verurteilt. Während die Nazi-Kollaborateure, wenn strafrechtlich verfolgt, lächerliche Urteilssprüche erhielten. Einige Statistiken geben eine Vorstellung über das Ausmaß des „weißen Terrors“. In der Periode zwischen der Varkiza Vereinbarung und dem 31. März 1946 wurden 1.289 Widerstandskämpfer ermordet, 6.671 verwundet, 31.632 gefoltert, 84.931 arrestiert, 8.624 eingesperrt. 677 Büros von Widerstandsorganisationen wurden angegriffen, 165 weibliche Mitglieder der EAM wurden entführt. Während dieser gesamten Periode hörten die Briten nie auf, durch verschiedene Verknüpfungen von bourgeoisen Parteien, die griechische demokratische Bewegung zu zerschlagen und die Monarchie wiederzuerrichten. Es sollte hier erwähnt werden, daß die Wahl der Labour Regierung keinen Einfluß auf diese Politik hatte, passend zur pro-imperialistischen Natur der Sozialdemokratie international und der Labour Partei in Britannien im Besonderen. Als in diesem Klima des Terrors die völlig betrügerischen Wahlen am 31. März 1946 abgehalten wurden, nahmen die KKE und EAM als Protest gegen den Charakter der Wahlen nicht teil.

Seit Anfang 1946 verließen kleine Gruppen von Partisanen die Städte und gingen in die Berge zur Selbstverteidigung. Die erste bedeutende Operation, die unternommen wurde, war ein Angriff auf die Polizeistation in der Stadt Litochoro am 31. März 1946, dem Tag der Wahlen. Es folgte eine Serie von Konfrontationen mit den Regierungstruppen und paramilitärischen Todesschwadronen. Am 28. Oktober 1946 wurde die Demokratische Armee Griechenlands gegründet. Während dieser Periode wurde der Terror verschärft, das erreichte am 17. Juni einen Höhepunkt, als das griechische Parlament über „Notstandsmaßnahmen“ abstimmte, was tatsächlich individuelle und politische Rechte abschaffte und ein Kriegsgesetz einführte.

Es sprengt den Rahmen dieses Artikels, die vielen Operationen der DAG während des Bürgerkrieges zu beschreiben. Jedoch einige Aspekte wie der Charakter der DAG, der provisorischen Regierung, und die Taktiken, die von den Monarchofaschisten benutzt wurden, sollen erwähnt werden.

Einige Merkmale des Terrors, dessen sich die Imperialisten und ihre inländischen Verbündeten bedienten, wurden schon eher beschrieben. Sie operierten während des gesamten Bürgerkrieges. Ein Beispiel für die Unmenschlichkeit dieser Aktionen war die Ausstellung der abgetrennten Köpfe von toten Partisanen in der Stadt Florina im Juli 1947. Das stand in Zusammenhang mit einem systematischen Kahlschlag auf dem Lande. Um die DAG ihrer Unterstützung und Zulaufs zu berauben, wurden 700.000 Menschen aus ihren Dörfern gebracht und zu einheimischen Flüchtlingen in den Städten. Das Netzwerk von Gefängnisinseln und Konzentrationslagern wurde erweitert, verdächtige Linke, ihre Familien, linksstehende Soldaten wurden in diese berüchtigten Kerker Makronissis, Yioura usw. geschickt (es wird geschätzt, daß zwischen 1947-50 28.800 in Gefangenenlager geschickt wurden). Jede Form der Folter und Erniedrigung wurde diesen Unglücklichen zugefügt.

Nachdem die Amerikaner mit der Truman Doktrin die Verantwortung für die Führung Griechenlands von den Briten übernahmen, vergrößerte sich der Umfang der militärischen Hilfe an die griechische Regierung dramatisch. Es ist wenig bekannt, daß Napalm, was in Vietnam so verheerend eingesetzt wurde, zuerst in Griechenland angewendet worden war. In den Kämpfen in den Bergen Grammos-Vitsi wurden 1949 388 Napalm Bomben eingesetzt.

Die DAG war in jeder Hinsicht eine demokratische Volksarmee. Versammlungen wurden auf der Ebene der Züge gehalten, in denen jeder Soldat seine Meinung äußern konnte; ein Eid der Treue wurde abgegeben, welcher die Ideale der DAG und das Verhalten jedes Kämpfers gegenüber den Menschen umriß. Politische Bildung wurde durch die Politoffiziere, die zu jeder Einheit gehörten, systematisch vorgenommen. Frauen spielten eine bedeutende Rolle im Kampf und machten bis zu 30% der Kampfstärke der DAG und 70% des medizinischen und Hilfspersonals aus. Das stand in starkem Kontrast zu der Rolle, die für Frauen durch die griechische herrschende Klasse vorgesehen war (nur in Gebieten, die von den demokratischen Kräften kontrolliert waren, waren Frauen politisch befreit). Ein medizinischer Dienst mit Ausbildungsschulen und Krankenhäusern wurde eingerichtet. 125 Gesundheitsarbeiter wurden ausgebildet. Trotz des Mangels an Versorgung wurde „Keine Operation, die durchgeführt werden musste, nicht durchgeführt“, wie der Generalsekretär der KKE, Aleka Paparigam sich ausdrückte.

In den freien Gebieten von Griechenland wurde am 23. Dezember 1947 die provisorische demokratische Regierung (PDG) gegründet mit 12 Leitsätzen, die unter anderem die Anerkennung der Rechte von Frauen und Minderheiten und die Unabhängigkeit Griechenlands von ausländischem Kapital beinhalteten. In den Dörfern und Volksabgeordnetenhäusern in den Städten wurden Volksräte eingerichtet, welche das Präsidium wählten mit dem Recht, diese Institutionen zurückzurufen. 1948 wurden in 300 Gemeinden in Nord-Griechenland, in 323 Dörfern in der Peloponnese Wahlen abgehalten. Volkskammern wurden gewählt, wieder mit dem Recht, ihre Funktionäre abzuberufen (Berufungsgerichte wurden auch gewählt). „Demotic Greek“ (die Sprache der Menschen) wurde als die offizielle Sprache eingeführt und in den Schulen der PDG gelehrt, Minderheiten wurden auch in ihren eigenen Sprachen unterrichtet. Die Bildung war frei und obligatorisch, es gab in jedem Dorf eine Schule. Landeigentum wurde geregelt und das Land umverteilt. Jeder Bauer hatte das recht auf ein Minimum an Land; auch eine Höchstgrenze wurde festgelegt. Die Errungenschaften der EAM Periode wurden ausgeweitet und vertieft, die Basis für ein volksdemokratisches Griechenland.

Nach drei Jahren Kampf zwang das Kräfteverhältnis die DAG (besonders nach der amerikanischen Intervention 1948 und danach), sich im August 1949 nach leidenschaftlichen Kämpfen im Gebiet der Vitsi und Grammos Berge nach Albanien zurückzuziehen, obwohl der Widerstand in einigen Gebieten, wie in Lesbos, bis 1950 fortgesetzt wurde. Die letzten zwei Partisanen der DAG in Kreta, Giorgos Tzompanakis und Spiros Blazakis, kamen erst 1975 aus den Bergen, nach dem Fall der Diktatur am 24. Februar 1975.

Die Anzahl der Menschen, die im Bürgerkrieg getötet wurden, betrug etwa 150.000. Gemäß offiziellen Angaben des Generalstabs der griechischen Armee wurden 38.839 DAD Partisanen getötet oder verwundet, 20.128 gefangengenommen. Die Verluste der Regierungsarmee betrugen laut offiziellen Angaben 55.528.

Mehr als 65.000 Kommunisten und andere Kämpfer und Unterstützer der EAM und der DAG wurden gezwungen, Griechenland zu verlassen und suchten Schutz in den sozialistischen Ländern (rund 20.000 von ihnen wurde die Staatsbürgerschaft entzogen), andere 40.000 wurden in Gefängnisse und Konzentrationslager, wie Makronisos, geschickt. Die Hinrichtungen von Widerstandskämpfern wurde bis 1955 fortgesetzt (mindestens 5.000 wurden getötet, darunter der bekannte Fall von Nikos Belogiannis, Mitglied des PB der KKE). Die Monarchie wurde wiedererrichtet zusammen mit einem reaktionären Regime, das berühmt ist für seine Dienstbarkeit für die anglo-amerikanischen Imperialisten, seine Unterdrückung der Linken, ökonomische Misswirtschaft, seinen politischen und kulturellen Konkurs. Der Höhepunkt war die berüchtigte siebenjährige, von der USA unterstützte, Diktatur der Colonels (1967-1974).

Der Bürgerkrieg und das Zeitalter des EAM Widerstandes waren bedeutsam für die Bildung der Volksbewegung. Die KKE und ihre Verbündeten haben ihren Kampf für Demokratie und Sozialismus in der Illegalität nie aufgegeben, sowohl in der linken Front der EDA (vereinte Demokratische Linke), im Kampf für Bildung und Rechte in den Gefängnissen, in der Frage von Zypern und der nationalen Unabhängigkeit, als auch um eine lebendige Volkskultur zu entwickeln im Kontrast zu den sterilen bürgerlichen Dogmen der 50-er und 60-er Jahre. Ein Kampf, der auch nach dem Fall der Junta fortgeführt wurde gegen die imperialistischen Kriege gegen Jugoslawien und Irak, gegen die imperialistischen Zentren der USA und der EU und um die Verteidigung der Rechte und Errungenschaften der Arbeiter, wie Aleka Papariga in ihrer Rede in Lykorakhi dieses Erbe zusammenfaßte.

„Der Terrorismus und die Gewalt gegen die Kommunisten, die Kämpfer des Widerstandes, sind die Faktoren, welche die DAG entstehen ließen, nicht nur als eine Form der Verteidigung, sondern als ein heldenhafter Versuch, die Vision des Nationalen Widerstandes zu realisieren. Wenn die Frage „Gegenangriff oder Unterwerfung“ an die Kommunisten, Anti-Kapitalisten und Anti-Imperialisten durch die realen Bedingungen selbst gestellt wird, gibt es nur eine Antwort: Gegenangriff.“

Internationale Aspekte

Die internationalen Dimensionen des griechischen Bürgerkrieges sind besonders markant: die Involvierung der zwei imperialistischen Hauptkräfte, die diplomatische Aktivität der Sowjetunion, die verschiedenen Einsätze der jungen UN und deren Anträge, der Einfluß des Bruchs Jugoslawiens mit dem sozialistischen Lager und die großen internationalen Solidaritätsbewegungen mit der Demokratischen Armee Griechenlands (DAG). Angesichts dessen ist der Mangel an internationalen Verweisen auf diesen Kampf bemerkenswert. Es gab offensichtlich einen erkennbaren Versuch, Standpunkte, die gegen die einmütige imperialistische „Linie“ laufen, zu verdrängen. Die griechische Fernseh- und Rundfunkanstalt, die gewöhnlich (kurze!) Berichterstattung zu den Aktivitäten der KKE gibt und diese Berichte auf ihrer englischen Seite übersetzt, unterließ es, ihren Bericht in griechischer Sprache über die Kundgebung in Lykorakhi am 2. Juli zu übersetzen. Ein anderes typisches Beispiel war die britische Dokumentation „Der unsichtbare Krieg“ (Sendung im Kanal 4, 1986), welche zum ersten Mal Interviews mit ehemaligen ELAS und DAG Partisanen brachte und überaus kritisch zur britischen Verstrickung in Griechenland und am „Weißen Terror“ war. Als ein Ergebnis auf den Schrei der Entrüstung der britischen herrschenden Klasse wurde untersagt, die Dokumentation nochmals im britischen Fernsehen zu zeigen und die Karriere des Produzenten wurde ernsthaft beschädigt. Der Fakt, daß die imperialistischen Kräfte, die sich zur Unterwerfung der progressiven Kräfte in Griechenland verschworen hatten, immer noch internationalen Einfluß haben, ist der Hauptgrund für dieses Schweigen. Heute scheint es, daß es für einige Kräfte viel einfacher ist, die verachteten deutschen und italienischen faschistischen Regierungen und deren Interventionen in Spanien zu kritisieren (während sie natürlich die heuchlerische Haltung der „demokratischen“ Länder ignorieren).

Im ersten Artikel wurde die Rolle des britischen Imperialismus in Griechenland  während der Periode 1944-47 behandelt. Die Labour Regierung und ihr Außenminister Ernest Bevin wurden durch ihre Erfolglosigkeit bei der Vernichtung von EAM und KKE mehr und mehr entmutigt, ein stabiles pro-britisches Regime zu errichten, das auf der Rückkehr der Monarchie basierte. Die einheimischen griechischen Politiker und Parteien wurden beinahe im Monatsrhythmus begünstigt, ausgemustert und dann wieder einbezogen. Es wurde klar, daß die „kommunistische Gefahr“ nur durch massive finanzielle und militärische Investition abgewendet werden konnte. Das britische Empire befand sich selbst in einer kritischen Periode; dem Moment seines Niederganges. Indien gewann seine Unabhängigkeit, die britische Position in China verschlechterte sich angesichts des Fortschritts der revolutionären Armee, und Malaysia war in offenem Aufruhr gegen seine imperialistischen Herren. Britannien gab bekannt, daß sein Rückzug aus Griechenland am 31. März 1947 stattfinden würde, nach einem Winter, in welchem die reguläre griechische Armee routinemäßig von der DAG gedemütigt worden war. Der Kollaps des griechischen bourgeoisen Staats drohte.

Das war Anlaß für den US-Imperialismus zum Handeln, um „kommunistische Expansion“ bis zum Mittelmeer zu verhindern und die anti-kommunistischen Satelliten in Griechenland und der Türkei aufrechtzuerhalten, um die Flanke der sozialistischen Länder in Osteuropa und der Sowjetunion zu bedrohen. Am 12. März 1947 gab Präsident Harry Truman die „Truman Doktrin“ bekannt, welche die US-Intervention zusagte, um jedes Regime zu unterstützen, das mit einer sozialistische Revolution rechnen mußte. Dem folgte bald ein Paket von ökonomischen Maßnahmen zu diesem Zweck: der Marshall Plan, benannt nach dem Staatssekretär. Am 1. April 1947 übernahmen die USA die „Verantwortung“ für Griechenland. Seine Entscheidung unterstreichend, erklärte Truman „Die griechische Regierung ist nicht in der Lage, mit der Situation fertig zu werden. Die griechische Armee ist klein an der Zahl und elend ausgerüstet… die britische Regierung, welche bis heute Griechenland unterstützte, hat erklärt, daß sie selbst nicht in der Lage ist, weitere Hilfe nach dem 31. März bereitzustellen… Die Situation ist dringend, sie erfordert sofortige Aktion.“ Am 22. März stimmte der US-Kongreß für ein Paket „Hilfe“ für Griechenland und die Türkei im Wert von 400.000.000 Dollar. Am 20. Juni desselben Jahres unterzeichneten die Regierungen Griechenlands und der USA offiziell die Abmachung. Die US-Regierung verdeutlichte in Artikel 8 der Abmachung, daß sie diktieren würde, was in Griechenland  von diesem Moment an geschehen sollte.

Diese „Hilfe“ war gerichtet auf Ausrüstung und Training der griechischen Armee. 5.000 militärische Ratgeber kamen aus den USA nach Griechenland, und am 24. Februar 1948 wurde General Van Fleet geschickt, um de facto der Kommandeur der griechischen Armee zu werden (am Flughafen grüßte ihn der griechische Premierminister mit den Worten „Willkommen zuhause, General… Hier ist Ihre Armee!“). Es wird geschätzt, daß die US-Regierung ungefähr 50.000 Dollar pro Partisan der DAG ausgab, sie lieferte Panzer, Artillerie, Flugzeuge, Ausbildung und alle Arten von Sprengstoff, eingeschlossen Napalm, welches in den Grammos Bergen sein „Debüt“ gab. Die amerikanischen Maßnahmen beschränkten sich nicht auf das militärische Gebiet. Die amerikanische Hilfsmission für Griechenland  wurde unter die Führung von Dwight Griswold gestellt (im Kontext des Marshallplans), welcher durch die Führung des US-Staates und private Investitionen in Griechenland eine straffe Kontrolle über die griechischen internen Angelegenheiten ausübte (Griswold behielt Hilfe zurück, um eine Koalitionsregierung zwischen den Liberalen und der Volkspartei zu erzwingen). Die griechische Regierung drängte, US-Firmen von den Steuerlasten zu befreien, welche allen ausländischen Firmen auferlegt waren. Die strategischen Ziele der USA wurden klar dargelegt in der Herald Tribune vom 27. März 1947 „Wir haben Griechenland  und die Türkei nicht gewählt … als leuchtende Beispiele für Demokratie und Menschenrechte, sondern weil sie den strategischen Eingang zum Schwarzen Meer und dem Herzen der Sowjetunion bilden.“ Die Rücksichtslosigkeit des US-Imperialismus wird deutlich durch den Mord an dem linksgerichteten US-Journalisten George Polk am 16. Mai 1948 in Thessaloniki durch Sicherheitsagenturen der USA und Griechenlands. Polk war kritisch gegenüber dem US-gestützten Regime und seinen Umgang mit den Menschenrechten. Durch massive Ausgaben gelang es dem US-Imperialismus, die Volksbewegung militärisch zu bezwingen und ein Regime zu gewährleisten, das sich seinen strategischen Zielen unterwarf.

Die Aggressivität der USA wurde erleichtert durch die noch schwache Position des sozialistischen Lagers. Die Sowjetunion war durch den Krieg zertrümmert worden, sie hat 20 Millionen ihrer Bürger verloren, um Nazideutschland zu bezwingen, und große Gebiete ihrer am meisten industrialisierten und entwickelten Regionen waren zerstört worden. Sie stand vor einer gewaltigen Aufgabe zum Wiederaufbau. Die neuen Volksdemokratien in Osteuropa waren im Krieg auch schwer zerstört worden. Sie standen der USA gegenüber, die industriell und militärisch erstarkt waren, gestützt durch ihr neues NATO-Bündnis, während die Mehrheit von jenen die Machtfrage noch nicht gelöst hatte, als der griechische Bürgerkrieg ausbrach. Zur selben Zeit verbargen die imperialistischen Kräfte und das griechische Regime ihre Feindseligkeit gegenüber den Volksdemokratien in den Balkanländern nicht. Ihr Bemühen, den Bürgerkrieg als einen Vorwand zu nutzen, einen direkten Angriff gegen sie zu starten, war erfolglos. Man kann im Gegenteil sagen, daß der heldenhafte Kampf, der von der DAG geführt wurde, erhebliche Hindernisse in ihre Pläne gegen die entstehenden sozialistischen Staaten im Balkan legte; der Kampf der DAG war ein internationalistischer Beitrag zur Festigung der sozialistischen Macht in diesen Ländern.

1945 wurden die Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima abgeworfen, eine klare Botschaft an die UdSSR. Es wurde bekannt, daß in dieser Zeit in Washington Dutzende von Plänen eines nuklearen „Präventivschlages“ gegen die UdSSR formuliert worden waren. Es ist klar, daß die sozialistischen Länder nicht nur nicht in der Lage zu einem militärischen Eingreifen waren, sondern auch die Möglichkeiten, materielle Hilfe anzubieten, waren begrenzt. Das wurde erschwert nach Jugoslawiens Bruch mit dem sozialistischen Lager. Jugoslawien schloß seine Grenzen für die Partisanen der DAG seit dem Beginn ökonomischer Beziehungen mit den Westmächten, es schickte die Kämpfer, welche aufgenommen worden waren, zurück nach Griechenland und stoppte die Lieferung von materieller Hilfe.

Die UdSSR jedoch bot bedeutende konkrete diplomatische Hilfe: Bei der Besprechung der Außenminister der „Großmächte“ im September 1945 stellte sie einen Antrag, gegen die Situation in Griechenland zu protestieren. Im Januar 1946 auf dem Treffen des UN Sicherheitsrats stellte sie einen Antrag, die Intervention von ausländischen militärischen Streitmächten in Griechenland, den faschistischen Terror zu verurteilen und forderte den bedingungslosen Rückzug der britischen Truppen aus Griechenland. Dank der sowjetischen Proteste und Schritte in der UN und anderen internationalen Gesellschaften konnten 1947-48 Hunderte von politischen Gefangenen, die zum Tode verurteilt waren, der Vollziehung entrinnen. Im Juni 1949 machte die UdSSR in der UN einen Vorschlag für eine friedliche Lösung des Konflikts und forderte einen Waffenstillstand, eine Generalamnestie, freie parlamentarische Wahlen und das Ende der militärischen Hilfe an die griechische Regierung. Diese Bemühungen gingen Hand in Hand mit zahllosen Appellen der griechischen demokratischen Kräfte, darunter der Appell der EAM an de UN gegen den Terror. Die Tatsache, daß keine dieser Initiativen Früchte trug, lag an der Unnachgiebigkeit der imperialistischen  Mächte, was keinen Zweifel darüber hinterlassen sollte, wer die Verantwortung für die katastrophalen Folgen und Opfer des Bürgerkrieges trägt.

Ferner wurden Solidaritätskomitees in allen sozialistischen Ländern gebildet. Diese machten einen Teil der massiven internationalen Solidaritätsbewegung aus, welche eine besonders starke Basis in Britannien und Frankreich entwickelte.

1943 wurde das griechische Einheitskomitee (GUC) von griechischen und britischen fortschrittlichen Kräften gegründet mit dem Ziel, die britischen Menschen über die Aktivitäten der EAM/ELAS zu informieren. Das GUC arbeitete mit dem Bund der griechischen Gewerkschaften der  Seemänner (FGSU) zusammen, der im selben Jahr in Cardiff gegründet worden war und politische Arbeit der griechischen Seeleuten hinsichtlich der nationalen Befreiungsbewegung gefördert hat. Es hatte enge Beziehungen mit AKEL und der kommunistischen Partei Großbritanniens und gab eine Wochenzeitung „Freies Griechenland“ und verschiedene Flugschriften über die Situation in Griechenland  heraus.

1944-45 intensivierte das GUC seine Aktivitäten in Erwiderung der britisch unterstützten Unterdrückung der EAM. Zusätzlich zu seiner Zusammenarbeit mit der CPGB entwickelte es Verbindungen mit einigen Parlamentsabgeordneten linker Teile der Labour Partei, um einen Wechsel in der britischen Politik und die Unterstützung für die verfolgten EAM-Kämpfer, Kommunisten und andere Linksgerichtete voranzutreiben. Nach dem Wahlsieg der Labour Partei 1945 sah die Führungsschicht die Notwendigkeit eines offiziellen ständigen Druckmittels. Und so wurde am 7. November das Bündnis für Demokratie in Griechenland geboren. Sein erster Vorsitzender war Compton Mackenzie, ein Parlamentsmitglied von Labour. In seiner ersten Pressemitteilung erklärte es, daß seine Ziele ein demokratisches Griechenland, basierend auf einer Generalamnestie, freien Wahlen und angemessenen Bestrafungen für die Nazi-Kollaborateure seien. Außerdem versprach das Bündnis materielle Hilfe für die gefangengehaltenen Demokraten und ihre Familien.

Das Bündnis führte viele Kampagnen zur Verteidigung der politischen Gefangenen und zur Unterstützung der demokratischen Kräfte in Griechenland durch. 1946 besuchten drei Labour-Parlamentarier Griechenland und schrieben einen schockierenden Bericht über die Bedingungen dort, den „weißen Terror“ und die Beteiligung der britischen Truppen, genannt „Tragödie in Griechenland“. Nach dem Bürgerkrieg setzte das Bündnis seine Arbeit zur Verteidigung der gefangenen Kämpfer (besonders jene mit Todesurteil) und für die Beseitigung der Konzentrationslager wie z.B. Makronissos fort, bis zur Periode der Junta (1967-1974).

In Frankreich initiierten der Conseil National de La Resistance (CNR) und die französische kommunistische Partei, beginnend im Januar 1946, eine Kampagne in Solidarität mit der Volksbewegung in Griechenland. Die kommunistischen Abgeordneten verurteilten den Terror und versprachen im gleichen Monat ihre aktive Unterstützung für die griechischen Demokraten. Die PCF stand in Verbindung mit vielen der in Frankreich lebenden Griechen (eingeschlossen viele im politischen Exil aus der Linkspartei), sowie Mitgliedern der KKE und der EAM, die in Frankreich lebten: Memos Makris, Dimitris Fotopoulos, Elli Alexiou, Marianna Veaki und andere. Diese Aktivität hatte drei Pole:

ein dauerhaftes Pressebüro zu schaffen, um die französischen Menschen über die Situation in Griechenland  zu informieren (Hellas Press)

ein französisches Solidaritätskomitee aufzubauen (Comite Francais d’aide a la Grece democratique)

französische Intellektuelle, Künstler und Journalisten nach Griechenland  zu schicken, um die Situation kennenzulernen und nach ihrer Rückkehr Artikel zu schreiben, auf Versammlungen zu sprechen usw.

Die PCF übernahm offiziell die volle ökonomische Stütze dieser Projekte. Am französischen Komitee nahmen viele angesehene Persönlichkeiten aus Frankreich teil, wie z.B. Jacques Duclos, Frederic Joliot-Curie, Paul Eluard, Louis Aragon, Elsa Triole, Pablo Picasso, Henri Barbusse, Le Corbusier, Yves Farges und viele andere. Es sollte auch erwähnt werden, daß die intellektuelle Gruppierung um das Magazin „Les Tempes Modernes“, eingeschlossen Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir, eine sehr prominente Rolle spielte. Das Komitee erhielt auch volle Unterstützung vom CGT. Sein Präsident Leon Jouhaux besuchte Griechenland im September 1946, um den 8. Kongreß des griechischen Generalverbandes der Arbeiter und ihren kommunistischen Präsidenten Mitos Paparigas zu unterstützen, der vom Regime angegriffen wurde. Das CGT stellte 1 Mill. Francs für seinen Solidaritätsfonds bereit. Bis Anfang 1948 hatte das Komitee bereits 2 Mill. Francs bereitgestellt!

Die internationale Konferenz für die Hilfe an das demokratische Griechenland wurde im April 1948 in Paris mit Delegierten aus 23 Ländern abgehalten. Der französische bürgerliche Staat versuchte die Veranstaltung zu unterdrücken, indem er Visa an die Repräsentanten aus Osteuropa ablehnte. Die USA verbot dem Präsidentschaftskandidaten Henri Wallace, an der Konferenz teilzunehmen. Trotzdem hatte sie eine gewaltige Bedeutung. Ein internationales Komitee wurde eingerichtet, ein Appell an das Rote Kreuz für sofortige humanitäre Hilfe, ein Manifest über die Unterstützung des Kampfes der griechischen Menschen und eine Verurteilung der amerikanischen Intervention wurden angenommen.

Die Solidarität der französischen Linken endete nicht mit dem Bürgerkrieg. L’Humanite und Les Tempes Modernes veröffentlichten wichtige Artikel, die die Konzentrationslager verurteilten. Ihnen schlossen sich Magazine wie L’Esprit und Zeitungen wie Liberation und Le Figaro an.

Der Dichter Paul Eluard besuchte Griechenland erstmals im Mai 1946. Hier prangerte er die britische imperialistische Intervention bei einer Massenkundgebung im Attiki Theater an und erklärte „die griechischen Menschen zeigen uns, daß keine Sache verloren ist, wenn die Sache die Verteidigung der Freiheit ist“. Er besuchte Griechenland 3 Jahre später nochmals (zusammen mit Henri Barbusse) und reiste zu Hochburgen der demokratischen Armee Griechenlands in den Vitsi-Grammos Bergen. Seine Botschaft, welche an den Megaphonen zu den Rekruten der nationalen Armee verlesen wurde, verbreitete den Geist der internationalen Solidaritätsbewegung: „Kinder von Griechenland, Bauern, Arbeiter, Intellektuelle, ich rufe euch auf. Ihr gehört zur Regierungsarmee, die euch nicht vertritt. Ein brudermörderischer Krieg wie eurer ist schrecklicher als jeder andere; er nutzt nur jenen, die euch hierher geführt haben. Ich mahne euch, an die Gefangenen und Gefolterten zu denken, all jene Schuldlosen, welche jeden Tag mit ihrem Blut für eure Zukunft bezahlen. Ich mahne euch: denkt an die Hölle von Makronissos und die Gefängnisse, wo zehntausende Patrioten überzeugt von ihrem Sieg, täglich auf Folter und Tod warten.“

Einige Betrachtungen

Aleka Papariga nahm in ihrer Gedenkrede Bezug auf Fragen, welche zur Entscheidung der KKE, dem 60. Jahrestag der Gründung der Demokratischen Armee Griechenlands zu gedenken, gestellt wurden.

„Warum rufen wir Gedenken hervor, warum bringen wir wieder diesen speziellen Kampf in die öffentliche Diskussion, einen Kampf, den einige einen „Banditenkrieg“ getauft haben, andere als einen Bürgerkrieg des Herzleids für beide Seiten kritisieren?“

Natürlich, zunächst geht es darum, die Kämpfer zu ehren, welche in den Reihen der DAG kämpften: jene, die in den Jahren des Bürgerkrieges und in den danach folgenden Jahren getötet, gefangengenommen, gefoltert und verbannt wurden; die Opfer zu verdeutlichen, die diese einfachen Männer und Frauen im Kampf für Demokratie, nationale Unabhängigkeit und Sozialismus gebracht haben. Und auf der anderen Seite, zu erinnern an die anglo-amerikanische imperialistische Intervention, ihre Marionettenregierungen, die Gefängnisinseln wie Makronissos, klare Beispiele der Gewalt und Unnachgiebigkeit der herrschenden Klasse. Das allein ist genug, aber natürlich entspringen daraus verschiedene Themen, welche eine ausschlaggebende Bedeutung für die Welt heute haben.

Es ist eine Gelegenheit, der Umschreibung der Geschichte, den Schmieren und Lügen zu entgegnen, welche den Diskurs (das heißt den der herrschenden Klasse) über diesen Kampf 60 Jahre lang dominiert haben. Die Sprache der Rechten ist aufschlußreich. Die DAG sei „auslandsgesteuert“, „bulgarisch“, „Banditen“ und vieles anderes. Diese überdeutliche ideologische Attacke wurde ergänzt durch die Geschichtsschreibung der Opportunisten und Sozialdemokraten, die sich ergeht in realen und eingebildeten Fehlern der DAG und KKE und diese verdreht, die Bedeutung der imperialistischen Intervention in Griechenland und den Grad der gegen die Volksbewegung gerichteten Gewalt herunterspielt. Diese Methode versucht, die fortschrittlichen Menschen zu desorientieren und sie davon abzuhalten, nach einer radikalen Änderung zu streben. Angesichts dessen gibt es eine dringende Notwendigkeit, den Fakt wieder herauszustellen, daß der Kampf der DAG die Fortsetzung des demokratischen antiimperialistischen Kampfes der EAM gegen die faschistische Okkupation war, diesmal gegen den anglo-amerikanischen Imperialismus und seine einheimischen Kollaborateure, den Menschen die wahren Gründe für den Bürgerkrieg zu erklären; besonders angesichts des erneuerten Antikommunismus, wofür ein Beispiel der kürzliche Antrag an den parlamentarischen Verband des Europarats war.

Als die Periode des intensivsten Klassenkampfes in der bisherigen griechischen Geschichte ist das Studium der Erfahrungen und Lehren des griechischen Bürgerkrieges unschätzbar für die heutige Volksbewegung. Fehler, die gemacht wurden, können in ihrem kompletten historischen Kontext genau analysiert werden, die wahre Natur der einheimischen Reaktion und des Imperialismus, die Formen des notwendigen Kampfes, die Entwicklung der Institutionen der Volksmacht in den befreiten Gebieten, die in den Reihen der Kämpfer durchgeführte ideologische Arbeit usw.

Nach den Konterrevolutionen in der UdSSR und den sozialistischen Ländern Osteuropas hat der Imperialismus ein neues, aggressiveres Stadium betreten. Die Kompromisse der Vergangenheit wurden weggeworfen, befreit von der ihn in Schranken haltenden Kraft des sozialistischen Blocks. Das bedeutet neue koloniale Kriege und grausame Angriffe auf die demokratischen und sozialen Rechte der Arbeiterklasse überall. Natürlich wehren sich die Völker, ob sie gegen die Okkupation in Libanon, Palästina und Irak kämpfen, demokratische und antiimperialistische Regierungen wie in Venezuela erhalten, oder ihre sozialistische Entwicklung fortsetzen wie Cuba es tut, und natürlich gibt es Kämpfe der Arbeiterklasse überall gegen die kapitalistische Neugliederung. Die imperialistischen Kräfte nutzen notwendig jede diplomatische und militärische Methode, den Widerstand zu brechen – immer noch verfehlen sie den Erfolg damit.

Das wird gesteigert durch einen ideologischen Kampf, um jene als „Terroristen“ zu kriminalisieren, die sich wehren und zurückschlagen und andere zu entmutigen, den Kampf fortzusetzen. Genauer, sie sprechen jetzt von der „Notwendigkeit, die extremistischen Ideen und Organisationen zu bekämpfen“. Arbeiter- und Volksbewegungen, nationale Befreiungsbewegungen und –kämpfe werden diffamiert und ein pharisäischer „Humanismus“ wird angerufen, um ihre bewaffneten Kämpfer als Terroristen und Mörder zu präsentieren. Und das, während der Staatsterrorismus der kapitalistischen Staaten sowohl im eigenen Land gegen ihre eigene Arbeiterklasse als auch gegen andere Menschen und Länder eskaliert, alle Mittel, politische, diplomatische und militärische nutzend, was die beispiellose Stärke und den neuen Grad der imperialistischen Staatsgewalt zeigt.

Die bourgeoise Propaganda ist andauernd und immer wieder gegen den Klassenkampf gerichtet, ungeachtet der Formen, die er annimmt; erklärt ihn für veraltet und schädlich für die Interessen der Völker. Damit einhergehend versucht sie die höchsten und nobelsten Ideen, welche die Menschheit kennt, die kommunistischen Ideale und Ziele, zu verleumden.

Es ist bemerkenswert, daß zur gleichen Zeit Argumente die „Klassenversöhnung“, den „Sozialen Dialog“ zwischen den sogenannten „Sozialpartnern“ unterstützen. Diese Klassenkollaboration wird entworfen als das Mittel, die „modernen Herausforderungen“ zu bewältigen, als den Weg, der zu sozialem Fortschritt führt.

Das übliche Argument, welches von der Bourgeoisie benutzt wird, ist, daß das Recht der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten, Gewalt zu nutzen, extrem sei. Sie erwähnen nicht den Fakt, daß die Gewalt der Volksbewegung defensiv gegen die Gewalt der herrschenden Klasse genutzt wird, während sie zur gleichen Zeit fortfahren, die Gewalt des bourgeoisen Staats, seiner Institutionen und Maschinerie zu verhüllen. Dasselbe gilt bezüglich des facettenreichen Zwanges, den die Kapitalisten gegen die Arbeiter am Arbeitsplatz anwenden. Wenn imperialistische Armeen Länder besetzen oder Einheiten von Krawallpolizisten schicken, um Streikposten /Feldwachen zu zerschlagen, wie sollte die Volksbewegung darauf reagieren? Sie wollen die Menschen davon abhalten, die grundlegende Frage über die Macht zu stellen, die Bertold Brecht prägnant ausdrückte „Wessen Morgen ist der Morgen – wessen Welt ist die Welt?“

In dieser Beziehung laufen reformistische und opportunistische Standpunkte mit der imperialistischen Ideologie zusammen, was sich ebenso in Diskussionen über „Nicht-Gewalt“ zeigt. Gewisse Kräfte, besonders um die „Partei der europäischen Linken“, sind nicht nur zu dem Ergebnis gekommen, daß der bewaffnete Kampf überholt ist, sondern sie bestreiten sogar die Legitimität dieses Kampfes. Sie schließen nicht nur die Nutzung von Gewalt im Klassenkampf innenpolitisch aus, sondern kritisieren Völker offen, die den imperialistischen militärischen Angriffen Widerstand leisten. Im Zusammenhang mit der wachsenden Aggressivität des Imperialismus heute ist der Aufruf an die Bewegungen, Abstand zu nehmen von jeder möglichen Methode des Kampfes, in der Tat ein Kompromiß mit dem Imperialismus: ein Grundmerkmal des Opportunismus. Das ist auch offensichtlich in der Position, die diese Kräfte einnehmen zur Entsendung von Truppen nach Afghanistan, die Teilnahme ihrer Länder an der UN Besatzungsmacht, die in Libanon eingesetzt werden soll usw.

Ein ähnliches Argument ist jenes, das behauptet „bewaffneter Kampf sei der letzte Ausweg“. Das scheint auf den ersten Blick vernünftig zu sein, aber sowohl die Erfahrung als auch die Realität  widerlegen das. Die Befürworter dieser Position tendieren dazu, undialektisch die massenhafte friedliche Arbeit der bewaffneten Aktivität der elitären Partisanengruppen gegenüberzustellen, die moralische Überlegenheit der Nicht-Gewalt betonend. Indem sie die Frage als eine moralische darstellen, ist die Folge, daß, wenn eine Demonstration erfolgreich organisiert werden konnte, es dann falsch sei, auch bewaffnete Aktionen durchzuführen. Tatsächlich können in Perioden verstärkten Klassenkampfes alle Formen genutzt werden, von Streiks bis zum Guerillakrieg. Die Erfahrungen der Widerstandsbewegungen in Europa in zweiten Weltkrieg illustrieren dies, eingeschlossen der griechische Bürgerkrieg. In diesen Situationen ist es gefährlich, Ausflüchte zu machen / die Wahrheit zu verdrehen (eine Gefahr ist inbegriffen in diesem Slogan). Die Volksbewegung hat keine Alternative, als entschieden zu handeln, um der Gewalt der herrschenden Klasse zu entgegnen, um ein positives Ergebnis zustande zu bringen.

Diese Linie unterstützt auch die Illusion, daß es möglich sei, daß die Bourgeoisklasse entweder in ihrem eigenen oder in einem anderen besetzten Land die Macht an die Volksbewegung übergeben wird. Es kann weder eine „Teilung“ der Macht geben, noch kann ein „Zwischen-“ oder ein „dritter“ Weg zugunsten der Interessen der Völker möglich sein. Das war nicht zuletzt die Erfahrung der kommunistischen und nationalen Befreiungsbewegungen im 20. Jahrhundert. Einige der Schlußfolgerungen, die die KKE während der kritischen Bewertung ihrer Aktivitäten zwischen 1944 und 1947 gezogen hat, beziehen sich auf diese wichtigen Punkte. Die Geschichte unserer Bewegung ist übersät mit lehrreichen Warnungen, als auch mit falschen Erwartungen, die schnell in Desillusion, Kapitulation und Angliederung endeten, wie das auf die verschiedenen schändlichen mitte-links Projekte zutraf.

Wenn wir heute an die demokratische Armee von Griechenland  erinnern, machen wir das Recht der Völker, sich dem Imperialismus zu widersetzen und ihre eigene Zukunft zu bestimmen, geltend. Der heroische Widerstand der libanesischen Menschen gegen die US-gestützte israelische Aggression und die massive Solidaritätsbewegung, wie auch die Rolle, welche die Kommunisten darin spielten, zeigen, daß der Widerstand zur sogenannten „Neuen Weltordnung“ sowohl möglich als auch notwendig ist.

Jedoch, solange eine klare kommunistische Bewegung nicht stark und kompetent genug ist, einen strategischen Gegenangriff zu leiten, werden die Volksbewegungen, die entstehenden progressiven radikalen Kräfte, anfälliger für Konfusion und Desorientierung.

Die Entwicklungen haben jene widerlegt, welche das „Ende der Geschichte“ und den „unvermeidbaren Niedergang“ des Marxismus-Leninismus und der kommunistischen Parteien verkündeten. Im Gegenteil, die Tatsachen selbst unterstreichen die unverzichtbare Rolle der kommunistischen Parteien, und daß der Sozialismus die einzige Alternative zur kapitalistischen Barbarei ist.

                                            Originaltitel der Broschüre: „Notes on the Greek Civil War (1946-1949)

                                              – 60th Anniversary of the formation of the Democratic Army of Greece”

      herausgegeben vom Zentralkomitee der KKE

                                                                         aus dem Englischen übersetzt von Andrea Vogt, Dresden