Redaktion Offensiv
Ungarn 1956 – ein konterrevolutionärer, faschistischer Putschversuch scheiterte
In diesem Jahr gab es wieder einmal einen Jahrestag, der ausgiebig von der bürgerlichen Presse – in Filmbeiträgen, Zeitungsartikeln, Büchern und anderen Publikationen – ausgewalzt wurde: der konterrevolutionäre, faschistische Putschversuch gegen die demokratische, sozialistische Volksmacht in Ungarn 1956. Kern dieser Veröffentlichungen, die eindeutig den Charakter einer plumpen, antikommunistischen Propagandakampagne angenommen haben, ist die Aussage, bei dem so genannten „Volksaufstand“ in Ungarn 1956 habe es sich um einen „Freiheitskampf“ gegen ein diktatorisches Regime gehandelt, der blutig und brutal unterdrückt worden sei, jedoch den Weg für die „Befreiung“ Osteuropas vom Kommunismus vorbereitet habe. Verwunderlich ist nicht, dass die konterrevolutionären Trotzkisten dasselbe behaupten, wenn auch mit „revolutionärem“ Wortgeklingel etwas verkleistert: „Ungarn 1956: (…) In der ungarischen Revolution vor 50 Jahren kämpften ArbeiterInnen und Jugendliche für eine sozialistische Demokratie“ (zitiert aus: „Solidarität“, dem Organ der trotzkistischen SAV, die im übrigen eine bedeutende Rolle in der Berliner WASG spielt). Imperialisten und Trotzkisten auf der Seite der Arbeiter – was für eine plumpe Verhöhnung der Arbeiterklasse….
Doch auch in der „jungen Welt“ findet sich leider die Mär von revolutionären Arbeitern, die angeblich 1956 in Ungarn eine Rolle gespielt hätten. So schreibt Werner Pirker am 23. Oktober 2006: „Das linke Antlitz des Massenaufstandes bildeten die Arbeiterräte.“
Deshalb haben wir uns entschlossen, etwas genauer auf die Ereignisse in Ungarn einzugehen und Fakten zu liefern, die belegen, dass es sich um einen konterrevolutionären, faschistischen Putschversuch handelte, der das Ziel hatte, die alte kapitalistische Ordnung in Ungarn wiederherzustellen. Wir stützen uns dabei auf Originaldokumente aus jeder Zeit, die sich in unserem Besitz befinden. Dabei handelt es sich – aus Platzgründen (!) – jedoch nur um Bruchteile des vorhandenen Materials.
Der Versuch der Konterrevolution in Ungarn 1956 hatte sowohl einen Vorlauf, als auch ein Umfeld. Zunächst ist in diesem Zusammenhang der XX. Parteitag der KPdSU zu nennen (einschließlich der Entwicklungen, die diesen seit dem Tod des Genossen Stalin 1953 vorbereiteten), der als Wendepunkt hin zu einer revisionistischen Entwicklung der KPdSU und in ihrem Gefolge der kommunistischen Weltbewegung (einschließlich der Spaltung derselben) angesehen werden muss.
Besonders in Ungarn hatte dies schon im Vorfeld von 1956 zu deutlich erkennbaren Zersetzungserscheinungen der kommunistischen Partei geführt: „Drei Jahre der innenpolitischen Gärung im Zeichen der politischen und moralischen Krise haben den Boden für den Aufstand vorbereitet. Nur in Ungarn erfolgte bereits vier Monate nach dem Tod Stalins – damals auf Moskauer Initiative – die offene Verurteilung des Stalinismus und die Proklamierung eines neuen Reformkurses; nur hier stritten zwei Fraktionen, zwei grundverschiedene Konzepte in der Partei zwischen Juni 1953 und Oktober 1956 um den künftigen Weg. Der Volksaufstand wurde erst möglich, als sich die Partei, in erster Linie ihr Führungskader, in der Frage der Entstalinisierung so gespalten hatte, dass sie die Fähigkeiten zur Selbstbehauptung verlor“ (zit. nach: Paul Lendvai: „Der Ungarn-Aufstand und seine Folgen – eine Revolution und ihre Folgen“, München 2006, S. 47. Der ungarische Autor und Zeitzeuge war als Konterrevolutionär damals publizistisch vor Ort tätig). Wie könnte man – hier von bürgerlicher Seite – den Zusammenhang von Revisionismus und Konterrevolution deutlicher ausdrücken?
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt der konterrevolutionären Entwicklung in Ungarn ist die offene sowie verdeckte Einmischung des Imperialismus, hier besonders des US-Imperialismus und seiner Agenten vor Ort, die seit der Etablierung der Volksmacht ständig eskalierte und ihren (vorläufigen) Höhepunkt während des Putschversuches fand. Auch hier wird der Leser eine Reihe von Fakten in den von uns wiedergegebenen Dokumenten finden.
Im Anschluss an diesen Dokumententeil bringen wir einen Auszug aus dem Referat von Kurt Gossweiler, das er anlässlich unserer Konferenz „Auferstanden aus Ruinen – Konferenz zur Verteidigung des revolutionären Erbes der DDR“ in Berlin im Jahr 1999 hielt. Es handelt sich dabei um den Teil des Referates, in dem es um die Ereignisse in Ungarn geht.
Redaktion Offensiv,
Hannover