Wir trauern um Ulrich Huar
Ulrich Huar lernten wir kennen anlässlich einer Einladung bei Rosemarie und Hanfried Müller in Berlin, das muss etwa Mitte der 90er Jahre gewesen sein. Schon damals fiel er uns als klarer und streitbarer Genosse auf. Wir begegneten uns danach bei unterschiedlichen Gelegenheiten wieder und unsere Beziehung wurden intensiver. Ulrich Huar begann Artikel für uns zu schreiben und schließlich bereicherte er mit einem ausgezeichneten Referat zum Thema „Sozialistische Demokratie“ unsere Veranstaltung im Jahr 1999 zum Thema „50 Jahre DDR – Konferenz zur Verteidigung des revolutionären Erbes“.
Von da an entstand eine intensive kommunistische Freundschaft, so hat Ulrich Huar uns sehr geholfen und beraten im Vorfeld der Konferenz „Imperialismus und anti-imperialistische Kämpfe im 21. Jahrhundert“, die wir im Jahr 2000 in Berlin abhielten.
Aufmerksam geworden auf die Notwendigkeit der Forschung über die Geschichte des Sozialismus durch die Auseinandersetzungen der ehemaligen DKP-Gruppe Berlin Nord-Ost mit der DKP-Führung und die Rolle des „RotFuchs“ in dieser Situation, was ihn zum Austritt aus der DKP bewogen hat, machte er sich dann trotz seines sich langsam verschlechternden Gesundheitszustands an die Arbeit zur Erforschung der Stalin-Epoche der Sowjetunion.
Die Studien, die Resultat seiner Forschungsarbeit waren, haben wir gemeinsam mit der KPD und nach deren Spaltung mit der KPD(B) herausgegeben. Es ging um die Themen: Nationalitätenpolitik, Parteitheorie, politische Ökonomie, Militärtheorie. Ulrich Huar war ein unermüdlicher Arbeiter, der kaum Rücksicht auf seine Gesundheit nahm. Er hinterlässt uns mit diesen seinen grundsätzlichen Arbeiten ein wichtiges Vermächtnis.
Sein letzter öffentlicher Auftritt fand statt anlässlich der Feier zu Kurt Gossweilers 90. Geburtstag im November letzten Jahres. Dort erinnerte Ulrich Huar an die gemeinsamen Ziele der Forschungsarbeit, an die Notwendigkeit der klaren ideologischen Formierung der kommunistischen Bewegung und dankte Kurt Gossweiler für die wichtigen Impulse, die er von ihm erhalten hat. Die Gesundheit zwang ihn dann, die Veranstaltung vorzeitig zu verlassen. Wir machten uns ernsthaft Sorgen. Sie waren berechtigt. Am 11. Juni ist er gestorben.
Wir verlieren mit ihm einen der ganz Großen der marxistischen Theoriebildung in der noch immer anhaltenden konterrevolutionären Situation in Deutschland.
Persönlich gilt unser aufrichtiges Mitgefühl vor allem seiner Frau.
Redaktion offen-siv und Vorstand des Vereins zur Förderung demokratischer Publizistik