Zur Rohstoffbasis der DDR und den Einfuhren sowjetischen Erdöls

Andreas Reichel:
Zur Rohstoffbasis der DDR und den Einfuhren sowjetischen Erdöls

„Die Arbeitsproduktivität ist in letzter Instanz das allerwichtigste, das ausschlaggebende für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung.“ (Lenin, AW 3, 261)

Auf dem Territorium der DDR führten bekanntermaßen die geologischen lagerstättenbildenden Prozesse nicht in gewünschtem Maße zur Existenz volkswirtschaftlich relevanter Rohstoffe. Die DDR verfügte im Gegensatz zur BRD über keine nennenswerten Erdöl-[74] oder Steinkohlenvorkommen.[75] Da allein Braunkohle nahezu unbegrenzt zur Verfügung stand, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grundlage dieser gesicherten Rohstoffbasis die karbochemischen und energieproduzierenden Anlagen instand gesetzt und (weiter) betrieben.

Zunächst sollen hier die Schwierigkeiten, denen die DDR im Zusammenhang mit der Förderung und stoffwirtschaftlichen Nutzung der Braunkohle gegenüberstand, benannt werden. Sodann müssen die außenwirtschaftlichen Aktivitäten zur Sicherung der Rohstoffversorgung Beachtung finden, und dies unter Berücksichtigung des Einflusses der sowjetischen Erdölimporte auf die Entwicklung der Energie- und Chemieindustrie der DDR.

Implikationen der Braunkohlenförderung

Die Förderung der Braunkohle erfolgt ausschließlich im Tagebauverfahren. Vor dem Abbau der Kohleflöze muß das sie bedeckende Gebirge abgetragen werden, wofür technische Großgeräte notwendig sind. So ging in der DDR in den siebziger Jahren eine neue Förderbrücke mit einer Gesamtlänge von rund 600 m und einer Dienstmasse von 25.000 t in Betrieb, deren Jahresleistung mindestens 100 Mio. m³ Abraum betrug. Für diese Konstruktion wurde in der Metallurgie der DDR eine neue Baustahlsorte entwickelt.[76]

Da bereits in den dreißiger Jahren die geologisch günstigen Vorkommen erschöpfend ausgebeutet wurden, bestand in der DDR die Notwendigkeit zum Aufschluß weniger günstiger Lagerstätten.[77] Günstig bedeutet: geringe Abraumbewegung und hohe Kohleausbeute. In der DDR wurde in immer größeren Tiefen abgebaut, während die Mächtigkeit der Flöze abnahm. Deswegen mußte immer mehr Arbeitszeit aufgebracht werden, um den Abraum zu bewegen, während die Ausbeute an Kohle sich kontinuierlich verringerte. Durch die schlechter werdenden Abbaubedingungen stiegen notwendig die Gesamtförderkosten[78], von denen ein Großteil auf die Abraumbewegung entfiel. Dazu ein Zahlenbeispiel: Im Jahre 1987 wurden pro geförderter Tonne Braunkohle 4,3 m³ Abraum bewegt. Die Fördermenge von 309 Mio. t implizierte eine zu bewältigende Abraummasse von 1,33 Mrd. m³.]79] Für das Jahr 2000 prognostizierte man durchschnittliche Abraum-Kohle-Verhältnisse von 6,4:1; für den Bereich des Tieftagebaus (Abbautiefen über 100 m) rechnete man mit einem Verhältnis von 13:1 und sogar mit Spitzenwerten von 20:1.[80] Es ist jedermann unmittelbar einsichtig, daß es mehr Arbeitszeit erforderte, den Abraum zu bewegen, als die Kohle zu fördern![81]

Durch zunehmende Abraumbewegung stieg notwendig der Verbrauch von Verschleißteilen, deren Reparatur etliche Tausend Tonnen Stahl pro Jahr beanspruchte. Z.B. wurden an den Eimerkettenbaggern vom Typ Es 3150 15 g je m³ gebaggertem Abraum verschlissen. Das entsprach bei einer jährlichen Baggerleistung von 35 Mio. m³ etwa 520 t Verschleißteile pro Bagger (etwa 12 Prozent der Eigenmasse).[82]

In zunehmendem Maße wurden geologisch gestörte Flöze abgebaut, d.h. Flöze, in denen qualitativ verschiedenwertige Kohlen wechselten. Außerdem mußten Einlagerungen wie Sand und Lehm durch zusätzliche Abraumverfahren entfernt werden, was wiederum die Arbeitsproduktivität verringerte.

Die Entwässerung des Deckgebirges und die Hebung des Grundwassers überschritt bereits Mitte der sechziger Jahre die Grenze von 1 Mrd. m³/a und stieg seither stetig. 1989 waren es 1,67 Mrd. m³. Im Bezirk Cottbus beispielsweise mußten Wassermengen abgepumpt werden, die ungefähr 20 Prozent der jährlichen Niederschlagsmenge dieses Raumes ausmachten.[83] Die Maßnahmen zur Entwässerung vergrößerten durch die Aufwendung zusätzlicher Arbeitszeit die Förderkosten um rund 20 Prozent.[84]

Ebenso konnten Witterungseinflüsse (Frost, Sturm, Nebel, extreme Regenfälle usw.) den Produktionsprozeß beeinträchtigen, so während des besonders harten Winters 1962/63. Hiervon waren auch Kraftwerke betroffen, etwa im Winter 1980/81, als das Braunkohlenkraftwerk Boxdorf wegen Vereisung wichtiger Aggregate zeitweise ausfiel.

Des weiteren war die Braunkohlenförderung durch eine hohe Transportintensität gekennzeichnet. Eine Eigenschaft der Braunkohle, die sich im Kontext ihrer wirtschaftlichen Nutzung negativ auswirkt, ist ihr hoher Wassergehalt. Die in der DDR geförderte Rohbraunkohle bestand durchschnittlich zu 40 Prozent aus brennbarer Substanz (Kohlenstoff), 5 Prozent Asche und 55 Prozent Wasser. Bei einem Transport von 15 t Braunkohle wurden also 8 t Wasser mitbefördert. Wer sich vergegenwärtigt, daß der Braunkohlentransport in die Kraftwerke rund ein Drittel aller Gütertransportkapazitäten der Reichsbahn beanspruchte, kann sich leicht vorstellen, daß eine erhebliche Menge an Wasser notwendigerweise mitbewegt werden mußte, und daß dies mit einem großen Aufwand gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit verbunden war.

Vor allem der Winterbetrieb unterlag durch den hohen Wassergehalt der Braunkohle besonderen Gefährdungen. Um ein Einfrieren der Kohle in den Waggons zu vermeiden und damit die Kohleentladung auch unter extremen Winterbedingungen zu sichern, kamen Auftauhallen und Auftauwände mit Warmluftgebläsen sowie Heizvorrichtungen in den Waggons zum Einsatz, was wiederum mit einem hohen Energieaufwand (= mehr Arbeitszeit) verbunden war.

Und trotz dieser ungünstigen und sich verschlechternden Abbaubedingungen stiegen die Braunkohlenfördermengen kontinuierlich, was ein Beweis für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR ist. Die DDR nahm mit einer jährlichen Förderleistung von 250 bis 300 Mio. t Braunkohle mit Abstand den ersten Rang im Weltmaßstab ein (etwa 30 Prozent der gesamten Fördermenge der Welt). Nach einer 1971 durchgeführten Untersuchung wurden die geologischen Gesamtvorräte auf dem Territorium der DDR mit 37,9 Mrd. t beziffert, wovon rund 26 Mrd. t abbauwürdig – d.h. mit den damaligen Geräten und Abbautechnologien wirtschaftlich förderbar – waren.[85] Die nutzbaren Braunkohlenvorkommen hätten mindestens über das Jahr 2050 hinaus gereicht.

Stoffwirtschaftliche Nutzung von Braunkohle

In all den Jahren des Bestehens der DDR bildete die Braunkohle die Grundlage der Elektroenergieerzeugung. Die älteren Kraftwerksblöcke hatten aber einen schlechten Wirkungsgrad, weswegen die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom einen erheblich größeren Einsatz von Brennstoff erforderte als es für moderne Kraftwerke der Fall war. Der durchschnittliche Nettowirkungsgrad der Braunkohlenkraftwerke wurde 1984 mit rund 26 Prozent beziffert; technologisch möglich waren damals 38 Prozent.[86] Zu berücksichtigen ist auch die Verschlechterung der Kohlequalitäten und die unterschiedlichen Heizwerte der Braunkohlen, die zwischen 6,2 bis 9,2 MJ/kg schwankten.[87]

Mit dem Verbrennen der Kohle fielen jährlich knapp 20 Mio. t Kraftwerksaschen an, deren Entsorgung wiederum Arbeitszeit beanspruchte; ein Teil konnte der Wiederverwertung (Baustoffindustrie) zugeführt werden.[88] Dennoch betrug der Anteil der Braunkohle an der Deckung des Energiebedarfs minimal 70 Prozent und durchschnittlich vier Fünftel; der Anteil des Mineralöls an der Energiewirtschaft hingegen betrug nie mehr als 3,6 Prozent (1973), der der Kernenergie in den Jahren 1978 bis 1989 durchschnittlich 10,5 Prozent.[89]

Für die chemische Industrie ergab sich durch ihren Ausgangsrohstoff in etwa folgende Ausrichtung: 1. Schwelung und Vergasung der Braunkohle zur Kraftstoff- und Stickstoffproduktion sowie zur Herstellung von technischen Alkoholen. 2. Verarbeitung von Folgeprodukten der Braunkohlenschwelung zu Haushaltschemikalien (Waschmittel, Kerzen, Pflegemittel u.ä.). 3. Herstellung von synthetischem Kautschuk auf Karbidbasis. 4. Betrieb von Chlor-Alkali-Elektrolysen und damit – im Verein mit der Karbidproduktion – Erzeugung von Plasten (PVC) sowie Sicherung der Basis für die Sodaherstellung (Abnehmer Glasindustrie). 5. Synthese von Ammoniak und Erzeugung von Stickstoffdüngemitteln sowie anderer Folgeprodukte. 6. Entwicklung der Schwefelsäureproduktion in Kombination mit der Zementherstellung auf Gipsbasis (sowie Kieserit-Schwefelsäure). Und 7. Erzeugung von Viskosefaserstoffen.[90]

Neben der energetischen Nutzung konnten also durch chemisch-technische Verfahren aus Braunkohle hochwertige feste, flüssige und gasförmige Brennstoffe, ferner Kraftstoffe, Schmierstoffe, Paraffin und viele Zwischenprodukte für die chemische Industrie hergestellt werden. Die Umwandlungs- und Veredlungsprozesse (Brikettierung, Schwelung, BHT-Verkokung, Vergasung, Kohleverflüssigung usw.) benötigten aber zusätzlichen Energieaufwand und waren mit erheblichen Umwandlungsverlusten verbunden. Angesichts dieser Problemlage müssen wir die Frage aufwerfen, warum die Karbochemie überhaupt betrieben und nicht schon frühzeitig zugunsten der überlegenen Petrolchemie aufgegeben wurde.

Anfänge der Erdölverarbeitung

Bereits in den fünfziger Jahren war klar, daß sich der wachsende Bedarf an Kraftstoffen und Chemierohstoffen auf der bisher betriebenen Kohlenbasis aus wirtschaftlichen, qualitativen und kapazitiven Gründen nicht mehr würde bestreiten lassen. Aus diesem Grund mußte innerhalb des Energie- und Rohstoffmixes den flüssigen Kohlenwasserstoffen ein größerer Stellenwert eingeräumt werden. In den Anfangsjahren der DDR konnte zunächst österreichisches Erdöl verarbeitet werden, wobei es sich um Reparationslieferungen Österreichs an die Sowjetunion handelte, die von der UdSSR in die DDR geleitet wurden. Zu jener Zeit wurde Erdöl nur in Leuna, Böhlen und Lützkendorf verarbeitet; in Leuna war 1951 begonnen worden, die Hydrieranlagen auf die Verarbeitung von Erdöl umzustellen, was bereits bedeutende ökonomische Vorteile brachte. Nachdem 1955 die Sowjetunion dem Österreichischen Staatsvertrag zustimmte, der die Besetzung des Landes beendete, war offenkundig, daß die weitere Erdölversorgung möglichst rasch und grundsätzlich sichergestellt werden mußte. Ab Oktober 1955 begann die Einfuhr von Erdöl aus Krasnodar, und schon bald wurde die Sowjetunion zum Hauptöllieferanten der DDR; aus Österreich wurden noch bis 1964 kleinere Mengen bezogen.[91]

Schaffung der Grundlagen der Petrolchemie

Auf dem V. Parteitag der SED im Juli 1958 erläuterte Walter Ulbricht die ökonomische Hauptaufgabe für den Siebenjahrplan (1959-1965): „Die Volkswirtschaft der Deutsche Demokratischen Republik ist innerhalb weniger Jahre so zu entwickeln, daß die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung der DDR gegenüber der Herrschaft der imperialistischen Kräfte im Bonner Staat eindeutig bewiesen wird […] Die Erfüllung dieser Aufgabe erfordert die Mobilisierung aller inneren Reserven der DDR und macht die Inanspruchnahme der Solidarität und Unterstützung der Sowjetunion und der volksdemokratischen Länder notwendig. […] Die Lieferungen der Sowjetunion an die DDR in fast allen wichtigen Grundstoffen, die für das Tempo der ökonomischen Entwicklung in der DDR von entscheidender Bedeutung sind, werden im Verlaufe der nächsten sieben Jahre um das Mehrfache erhöht. So wird die Lieferung von Erdöl von 1.040.000 Tonnen im Jahre 1957 auf 4.800.000 Tonnen 1965 gesteigert […].“[92]

Auf Grundlage dieser eingeplanten Lieferungen wurde nunmehr eine Wende in der Entwicklung der chemischen Industrie der DDR, die den Anschluß an das internationale Entwicklungsniveau gewährleisten sollte, eingeleitet. Unter dem Motto „Chemie gibt Brot – Wohlstand – Schönheit“ legte Walter Ulbricht im November 1958 auf einer Konferenz in Leuna ein detailliertes Programm zur Entwicklung und Modernisierung der Chemieindustrie vor.[93] Den Kern dieses Programms bildete eine Reihe wichtiger Vorhaben, die eine starke Mineralölindustrie und Grundstoffchemie in der DDR aufbauen sollten. Zu den wichtigsten Punkten gehörten: 1. Die Sicherung einer ausreichenden Rohölversorgung durch Importe aus der Sowjetunion. 2. Die bedeutende Erweiterung der Verarbeitungskapazität durch den Abschluß des Ausbaus der Erdölraffinerie in Lützkendorf sowie der Errichtung eines großen modernen Erdölverarbeitungswerks in Schwedt[94]. 3. Die Mitwirkung am Bau der transeuropäischen Erdölleitung „Freundschaft“.[95] Und 4. Die Errichtung der ersten Chemiewerke auf der Basis von petrolchemischen Ausgangsstoffen, vornehmlich durch ein neues Chemiefaserwerk in Guben und den Ausbau des VEB Leuna-Werke „Walter Ulbricht“ zum ersten petrolchemischen Zentrum der DDR (Leuna II).

Durch dieses Paket von Maßnahmen sollte schrittweise die Ablösung von Verfahren der Kohleveredlung durch die effektiveren Verfahren auf der Basis von Erdöl erfolgen; gleichzeitig sollte die Braunkohle ihre Vorrangstellung auf dem Rohenergiesektor behalten.

Disproportionen

Während noch in den ersten beiden Jahren des Siebenjahrplans die Volkswirtschaft durch ein hohes Entwicklungstempo gekennzeichnet war, geriet die DDR in den Jahren 1960/61 in ökonomische Schwierigkeiten. In Bezug auf das Chemieprogramm mußte in diesem Zusammenhang die Abteilung Grundstoffindustrie des ZK der SED im März 1961 konstatieren: „Das Chemieprogramm existiert nach dem gegenwärtigen Stand der Planung nicht mehr […] Wir werden mit absoluter Sicherheit zu einem zweitrangigen Chemieland absinken, wenn die gegenwärtig geplante Entwicklung beibehalten wird […] Selbst wenn wir das im Chemieprogramm der DDR ursprünglich vorgesehene Tempo der Entwicklung beibehalten, würden wir 1965 weiter hinter Westdeutschland zurückliegen als zu Beginn des Chemieprogramms.“[96]

Walter Ulbricht als Bittsteller

In einem Brief an Chruschtschow erläuterte Walter Ulbricht ausführlich die Problemlage.[97] Der Führungsriege der KPdSU war demnach explizit die höchst angespannte Lage in der DDR bekannt. Dennoch schien die Sowjetunion zunehmend weniger geneigt, materielle Hilfestellungen zu leisten und insbesondere den wachsenden Ölbedarf der DDR in vollem Umfang zu decken. Walter Ulbricht war es zwar „sehr unangenehm, daß wir uns alljährlich mit solchen Bitten um Hilfe an das Präsidium des ZK der KPdSU wenden“[98], dennoch nahm er jede Möglichkeit wahr, um auf die drängenden Probleme aufmerksam zu machen.

So nutzte er im Januar 1964 den Besuch einer sowjetischen Erdöl- und Ergasdelegation, um für zusätzliche Öllieferungen zu plädieren, da der gegenwärtige Lieferumfang einen Produktionsrückgang und sinkenden Lebensstandard impliziere.[99] Doch umgekehrt ließ auch die Sowjetunion auf verschiedene Weise durchblicken, was sie davon hielt. Eine abschlägige Antwort erhielt z. B. der Minister für Chemische Industrie, Günther Wyschofsky, als ihm auf der Leipziger Frühjahrsmesse im März 1964 ein hochrangiger sowjetischer Besucher erklärte, daß die DDR Verständnis dafür aufbringen müsse, daß die Sowjetunion einen Teil ihres Erdöls an kapitalistische Staaten verkaufe, auch wenn die DDR dadurch Einbußen hinnehmen müsse. Die Einwände Wyschofskys hatte er kurzerhand mit einer Handbewegung weggewischt.[100]

Zur Jahresmitte 1964 stand das Rohstoffproblem auf höchster Ebene zwischen Chruschtschow und Ulbricht zur Diskussion. In der Besprechung vom 30. Mai verwies Chruschtschow Ulbricht zum Ölkauf an Algerien: „Ben Bella[101] weiß nicht, wohin mit dem Erdöl und dem Erdgas. Warum kaufen sie nicht von ihm?“[102] Im selben Gespräch, aber im Zusammenhang mit der Lieferung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, erklärte er weiter: „Wir verstehen die DDR und die CSSR. Sie können sich nicht selbst versorgen. Einerseits sind wir bereit, unsere materiellen Hilfsquellen zu verbinden, aber andererseits sind sie beide doch industriell hoch entwickelte Länder. Sie können in Ägypten und Algerien kaufen. Warum müssen sie unbedingt bei uns kaufen? […] Warum passen sie sich diesen Märkten nicht an? Sie zahlen uns doch auch. Zahlen sie also denen.“[103]

Wenige Tage später – am 11. Juni – wurde der Importwunsch der DDR nochmals diskutiert. Während der Erste Vorsitzende der Staatlichen Plankommission der DDR, Erich Apel, die Bezüge bis 1970 auf 10 Mio. t steigern wollte, war hingegen der Vorsitzende von GOS-Plan[104], Pjotr F. Lomako, lediglich bereit, 7,5 Mio. t in die DDR zu exportieren. Chruschtschow entschied den Dissens auf seine Weise: „Also machen wir so wie im Laden. Mehr als 8,5 Millionen Tonnen geben wir nicht. Bis 1970 ist noch viel Zeit. Wir können auf diese Frage noch zurückkommen. Algerien wollte bis zum 10. Juni Antwort geben. Dort könnt ihr Erdöl, Eisenerz und Weizen kaufen.“[105]

Nur wenige Tage zuvor – im Gespräch vom 30. Mai – hatte Chruschtschow erklärt: „Wir haben Euch leider bisher nur beigebracht, daß wir zwar reden, aber dann doch geben. Jetzt werden wir reden und nichts geben.“[106] Diese Worte müssen Ulbricht in Erinnerung geblieben sein, so daß er für den Moment nachgab und abschließend resümierte: „Erdöl über Tiefbohrung und aus den Nationalstaaten. Dazu kommt unsere Hoffnung auf künftige Verhandlungen mit der Sowjetunion.“[107]

Doch bereits im Oktober 1964 wandte sich Ulbricht wiederum schriftlich an Chruschtschow, um nochmals mit Nachdruck die zentrale Bedeutung des Öls für die Realisierung des Chemieprogramms zu betonen, wodurch auch andere Schlüsselindustrien wie der Maschinenbau einen entscheidenden Impuls erhielten. Ulbricht wies darauf hin, daß die Erdölsuche in der DDR trotz außerordentlicher Anstrengungen letztendlich nicht den gewünschten Erfolg gebracht habe. Er plädierte daher für höhere Einfuhren aus der Sowjetunion.[108]

Kurzfristig hatten Ulbrichts inständige Bitten Erfolg. Denn im gleichen Monat, im Oktober 1964, einigten sich beide Staaten auf höhere Lieferungsquoten für Erdöl und chemische Zwischenprodukte aus der Sowjetunion. Die Erdölimporte nahmen tatsächlich zwischen 1964 und 1965 um 21 Prozent zu und um weitere 26 Prozent zwischen 1965 und 1966. Aber bereits Ende 1965 deutete der Vorsitzende von GOS-Plan erneut an, daß angesichts der schweren Belastungen der sowjetischen Wirtschaft durch die Rohstoff- und Energieversorgung anderer Staaten und durch die zahlreichen militärischen Verpflichtungen die Wirtschaftsbeziehungen innerhalb des RGW neu überdacht werden müßten. Er forderte insbesondere eine Überprüfung des Liefervertrags vom Oktober 1964, da er die Sowjetunion allzu sehr strapaziere. Auch wenn die Vereinbarung nicht revidiert würde, so sei mit zusätzlichen Lieferungen sehr sicher frühestens ab 1970 zu rechnen.[109] Insgesamt stiegen die sowjetischen Einfuhren zwischen 1962 und 1966 von 2,5 Mio. t auf 6,2 Mio. t, und bis 1970 um weitere 3 Mio. t auf 9,2 Mio. t.[110]

Wachstum der chemischen Industrie in den siebziger Jahren

Während in den sechziger Jahren noch die Grundlagen der petrolchemischen Industrie geschaffen wurden, gewann dieselbe in den siebziger Jahren zunehmend an Bedeutung, was die Realisierung zahlreicher Großprojekte belegt. In diese Zeit fielen: 1. Bau einer Düngemittelfabrik auf der Basis sowjetischen Erdgases in Priesteritz. 2. Ausbau der Raffineriekapazitäten in Schwedt und Verwertung gasförmiger Nebenprodukte zur Düngemittelproduktion. 3. Errichtung des Olefinkomplexes in Böhlen zur Erzeugung wichtiger Ersatzstoffe für die Kunststoffproduktion (Äthylen und Propylen). 4. Zur Versorgung dieser Anlage Bau einer neuen Raffinerie in Zeitz und Erweiterung der erdölverarbeitenden Kapazitäten in Böhlen. 5. Neubau einer Polyurethananlage in Schwarzheide. 6. Neubau eines Industriekraftwerks und einer Raffinerie in Leuna. Und 7. Errichtung von Verarbeitungskapazitäten zur Kunststoffproduktion in Buna (PVC) und Leuna (Hochdruckpolyäthylen).[111]

In den Jahren zwischen 1970 und 1980 verdoppelte sich der Erdöleinsatz nahezu, blieb jedoch unter der noch 1976 anvisierten Höhe von 23 Mill. t/a (1980: 21,8 Mio. t, davon aus der UdSSR: 19 Mio. t). Während die Sowjetunion noch 1975 vertraglich zusicherte, ihre Öllieferungen in die DDR jährlich um 5 Prozent zu steigern, kam die zunächst kontinuierliche Zunahme der Importe ungefähr ab 1977 zum Stillstand. Dies begrenzte die Möglichkeit einer Produktionssteigerung, so daß die volle Auslastung der Verarbeitungskapazitäten der petrolchemischen Industrie z. T. nicht gegeben war. So unterlag der Bezug des Erdöls einerseits mengenmäßigen Beschränkungen, und er stieß andererseits zunehmend auf Finanzierungsschwierigkeiten, da „die Mitgliedsländer des RGW den Einfluß der steigenden Weltmarktpreise auf die Preise im gegenseitigen Warenaustausch in Rechnung stellen mußten“[112].

Das RGW-Preissystem

Für die Preisbildung innerhalb des RGW galten bis Anfang 1975 die Beschlüsse der IX. Ratstagung, die 1958 in Bukarest gefaßt wurden. Danach sollten jene Preise maßgebend sein, die sich im Handel zwischen den Mitgliedsstaaten des RGW bis dahin herausgebildet hatten. Für Korrekturen dieser Vertragspreise und die Preisbildung für neue Produkte sollte die Entwicklung der durchschnittlichen Weltmarktpreise eines bestimmten Basisjahres oder eines festen Basiszeitraums als Orientierung dienen. Festgelegt wurden für den Zeitraum 1958-1965 das Basisjahr 1957; für den Zeitraum 1965-1970 der Basiszeitraum 1960-1964 und für den Zeitraum 1971-1975 der Basiszeitraum 1965-1969.[113]

Dadurch konnten die sozialistischen Staaten während einer Fünfjahrplanperiode für einen großen Teil ihres Außenhandels mit stabilen Preisen rechnen, während die kapitalistischen Märkte durch relative Preisschwankungen gekennzeichnet waren. Bei dieser Regelung handelte es sich indes um ein allgemeines grundlegendes Prinzip; die konkreten Preise mußten stets bilateral zwischen den Einzelstaaten verhandelt werden. In der Praxis lagen die RGW-Preise in der Regel unterhalb der Weltmarktpreise und folgten deren Anstieg temporär verzögert.

Der starke Anstieg der Rohstoffpreise vor allem im Jahre 1974[114] hätte so eigentlich die Preise im RGW-Handel vor dem Ende des Jahres 1975 nicht berühren dürfen, da für den Zeitraum 1971-1975 die Durchschnittspreise des Zeitraumes 1965-1969 bestimmend sein sollten. Bei Anwendung der Bukarester Preisformel wäre also die Sowjetunion erst ab der Periode 1976-1980 in den Genuß höherer Exportpreise für Energieträger und Rohstoffe gekommen, und auch das – wegen der Einbeziehung der Jahre 1971 und 1972 in die Preisfestlegung – nur in abgeschwächtem Umfang; die Verrechnungspreise im RGW-Handel wären demnach weniger als halb so stark gestiegen wie die entsprechenden Weltmarktpreise.

Um aber unverzüglich von diesen Preisen zu profitieren, setzte die UdSSR eine für sie wesentlich günstigere Neuregelung durch. Auf der 70. Sitzung des RGW-Exekutivkomitees (nicht von der Ratstagung!) vom 21.-23. Januar 1975 in Moskau fiel der Beschluß, die RGW-Vertragspreise ab 1976 alljährlich auf der Basis der durchschnittlichen Weltmarktpreise der jeweils vorangegangenen fünf Jahre zu bilden.[115] Diese Moskauer Preisformel der gleitenden Basiszeiträume führte zu einer wesentlich rascheren Angleichung der RGW-Preise an das Weltmarktpreisniveau.

Für das Jahr 1975 galt eine Übergangsregelung, wonach die Preisbildung auf der Basis des Durchschnitts der vorangegangenen drei Jahre (1972-1974) durchzuführen sei. Dies führte dazu, daß 1975 die Energiepreise um durchschnittlich 90 Prozent angehoben wurden. Bemerkenswert hierbei ist, daß die UdSSR bei Erdöl und Erdgas zwischen den einzelnen RGW-Partnern differenzierte. Eine gewisse Sonderstellung wurde der DDR eingeräumt, indem ihr für Erdöl nur eine 50prozentige und bei Erdgas gar keine Erhöhung abverlangt wurde.[116]

Gleichwohl handelte es sich in der Geschichte des RGW um einen Preisanstieg nicht gekannten Ausmaßes, den die sozialistischen Staaten (mit Ausnahme Rumäniens) aufgrund ihrer Abhängigkeit von den Rohstofflieferungen aus der Sowjetunion hinnehmen mußten. Innerhalb des RGW betrug der Anteil der UdSSR an den Erdöl- und Erdgasvorräten 97 Prozent. Seit 1974 befand sie sich mit einer immer steigenden Jahresförderleistung auch weltweit auf Platz 1 der erdölproduzierenden Staaten (1974: 458 Mill. t; 1977: 545 Mill. t; 1980: 603 Mill. t); bedeutendster Ergasproduzent der Welt ab 1983. Rund 70 Prozent des geförderten Erdöls wurde für den Eigenbedarf verwandt, der Rest stand dem Export zur Verfügung.[117]

Beschränkung der Erdölimporte in den achtziger Jahren

1980 kündigte die Sowjetunion den RGW-Staaten an, daß sie für den Fünfjahrplanzeitraum von 1981 bis 1985 die Lieferungen von Erdöl, Erdgas und Kohle auf dem Niveau von 1980 einzufrieren gedenke und daher mit einer weiteren Steigerung nicht zu rechnen sei.[118] Im Jahr darauf wurde mitgeteilt, daß entgegen diesen vertraglichen Vereinbarungen ab 1982 sogar eine Verminderung der Erdöllieferungen um jährlich rund 10 Prozent aufS zunächst knapp 70 Mill. t (1976: 75 Mill. t) vorgenommen wird.

Zudem erfolgte 1981 eine Modifikation der Moskauer Preisregelung dahingehend, daß nunmehr Dreijahresdurchschnitte der Weltmarktpreise für die Verrechnung zugrunde gelegt wurden. Die Mehrkosten für die RGW-Staaten betrugen aufgrund dieser Maßnahme in den Jahren 1981 und 1982 insgesamt 3 Mrd. TRbl.[119] Die neue Preisformel führte dazu, daß 1983 die Verrechnungspreise für sowjetisches Rohöl um 10 Prozent höher waren als die Weltmarktpreise.

Von dem Vorhaben der Exportkürzungen erfuhr die DDR in einem Schreiben des Generalsekretärs des ZK der KPdSU vom 31. August 1981. Als Begründung für diesen Schritt machte Breschnew darin innere Schwierigkeiten der Sowjetunion geltend, vor allem eine Verschlechterung der Förderbedingungen, so daß „die geplanten Exportmengen […] in sozialistische Länder nicht durch reale Quellen abgesichert“[120] seien. Es sollte demnach der Anschein vermittelt werden, daß eine mangelnde Verfügbarkeit von Öl 1982 für die Kürzung der Liefermengen verantwortlich war. Dagegen spricht indes eine Steigerung der sowjetischen Erdölförderung um 3,8 Mio. t gegenüber 1981 sowie die Zunahme der Exporte in kapitalistische Staaten auf einen neuen Höchststand (1981: 54 Mio. t; 1982: 66 Mio. t; 1983: 75 Mio. t), was zu einer Veränderung in der Regionalstruktur des sowjetischen Erdölexports führte. Wurden in den Jahren 1975-1981 stets knapp 50 Prozent der Exporte in die RGW-Staaten geleistet, so waren es 1982 nur noch 42 Prozent.[121]

Am 4. September 1981 wandte sich Erich Honecker mit der Bitte an die sowjetische Führung, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Er gab dabei zu bedenken, daß bei einem Festhalten an der sowjetischen Position „die Grundpfeiler der Existenz der Deutschen Demokratischen Republik untergraben“[122] würden. Doch sein aus Moskau entsandter Verhandlungspartner, Konstantin W. Russakow, der Sekretär für Internationale Fragen beim ZK der KPdSU, teilte am 21. Oktober 1981 den endgültigen ablehnenden Bescheid Breschnews mit. Als Begründung führte er an, „daß der Zustand der Sowjetunion so ist wie vor Brest-Litowsk“[123], und er fordere von der DDR die Bereitschaft, die Folgen der Krise in der Sowjetunion mitzutragen.

Bis zum Ende der DDR betrug so die in den Statistiken ausgewiesene jährliche Liefermenge relativ konstant 17 Mio. t. Bezüglich der daraus resultierenden Notwendigkeit für Erdölzusatzeinkäufe erklärte Friedrich Götz, ehemals Stellvertreter des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission für die Grundstoffindustrie, daß er „für den Zeitraum 1980-1989 eine Größenordnung von etwa 30 Mio. t für realistisch“[124] halte. Diese Zusatzimporte wurden zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens bezogen – und vor allem aus der UdSSR! Die Vorsitzenden der Staatlichen Plankommissionen der DDR und der UdSSR, Gerhard Schürer und Nikolai Baibakow, hatten nämlich dahingehend eine Art Kompromiß erzielt, daß der Weiterbezug der zur Kürzung anstehenden 2 Mio. t Erdöl gegen Bezahlung in freien Devisen in Höhe von rund 600 Mio. Dollar erfolgen könne; abgewickelt wurde dies dann über die Kommerzielle Koordinierung des Dr. Schalck-Golodkowski. Und so hatte die Sowjetunion nicht nur ihre zugesagten jährlichen Lieferungen von 17 Mio. t geleistet, sondern diese bis 1987 sogar auf 20 Mio. t gesteigert. In den Statistiken der DDR war aber nur die in Transfer-Rubel beglichene Menge ausgewiesen.[125]

Substitutionsbestrebungen in der Industrie der DDR

Welche Folgen hatte nun „der beschränkte Lieferwille auf sowjetischer Seite“[126] für die Industrie in der DDR? Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Entwicklung und „aus Gründen der Versorgungssicherheit“[127] formulierte die DDR-Wirtschaftsführung 1980 folgende Zielsetzungen zur Substitution sowjetischen Erdöls durch einheimische Braunkohle:[128] 1. Ausbau der vertieften Erdölverarbeitung und schrittweise Erhöhung des stoffwirtschaftlichen Nutzungsgrades des Erdöls. 2. Raschere Erschließung und Ausbeutung der Erdgasfelder im Raum Salzwedel und Ausbau der jährlichen Förderung auf 14 Mrd. m³ sowie vorrangig stoffwirtschaftliche Verwendung dieser Erdgasmenge. 3. Steigerung der jährlichen Braunkohlenförderung auf 300 Mio. t. Und 4. Stabilisierung der vorhandenen karbochemischen Anlagen sowie weiterer Ausbau der Kohleveredlung.

In diesen Kontext fallen die Maßnahmen zur Heizölablösung, die jedoch „nicht so vordergründig“[129] mit den Kürzungen der Erdöllieferungen in Zusammenhang standen. Bereits 1978 arbeitete die Wirtschaftskommission des ZK der SED Pläne für eine Umstrukturierung der chemischen Industrie aus.[130] Die zur Verfügung stehende Ölmenge sollte in höherem Maße als Rohstoff und nicht energetisch genutzt werden. Bei dem destillativen Verfahren der Rohölaufbearbeitung waren 17 Prozent der Einsatzmenge als Benzin und 23 Prozent als Dieselkraftstoff und ähnliche Produkte zu gewinnen. Es fielen aber auch ca. 50 Prozent der Rohölsubstanz als Heizöl an, die ausschließlich für Wärme- und Elektroenergieerzeugung eingesetzt bzw. exportiert werden konnten. Die stoffwirtschaftliche Nutzung des Erdöls lag 1976 bei 16,2 Prozent, während sie in der BRD nur um 10 Prozent schwankte; bis 1985 sollte sie auf 22 Prozent erhöht werden. Für diesen Zweck waren die Raffinerien so auszubauen, daß mehr leichte Fraktionen und weniger schweres Heizöl produziert werden würde. Diese tiefere Spaltung des Erdöls war jedoch durch abnehmende energetische Wirkungsgrade gekennzeichnet, d.h., daß der Energiebedarf je abgegebenes kg Endprodukt stieg.

Da bei der vertieften Spaltung – wie angestrebt – weniger Heizöl als Endprodukt anfiel, mußte die entstandene Lücke in der Elektroenergieerzeugung durch den Einsatz von Braunkohle geschlossen und bestehende Heizölanlagen auf Braunkohlenfeuerung umgestellt werden. Der Anteil des Mineralöls an der Erzeugung der Elektroenergie sank damit von 1,2 Prozent (1980) auf 0,6 Prozent (1986), während der Anteil der Rohbraunkohle von 78,1 Prozent (1980) auf 83,3 Prozent (1986) stieg.

Durch das Substitutionsverhältnis von Rohbraunkohle zu Erdöl von 10:1 war die DDR schon hinsichtlich der Sicherstellung der Elektroenergieversorgung gezwungen, gegen den internationalen Trend eine deutliche Steigerung der Braunkohlenförderung vorzunehmen, und das unter den oben beschriebenen schwierigen geologischen Bedingungen. Die aufgestellte Zielstellung wurde mit einer Steigerung auf 312 Mio. t im Jahr 1985 (1980: 258 Mio. t) übertroffen. Doch die verschlechterten Abbaubedingungen erforderten einen zusätzlichen Aufwand gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit. Allein im Zeitraum von 1981-1985 steigen die spezifischen Förderkosten pro gewonnener Tonne Braunkohle um 30 Prozent.[131]

Neben den Sparmaßnahmen beim Verbrauch von Elektroenergie (1981-1985 Einsparungen an Energie, die einem Äquivalent von 82 Mio. t Rohbraunkohle entsprachen[132]) mußte zugleich die höhere Veredlung aller verfügbaren Energieträger und Rohstoffe aus eigenen Vorkommen betrieben werden. Für die Karbochemie bedeutete dies, bereits auf Verschleiß gefahrene Anlagen, wie z.B. Industriekraftwerke, Schwelereien und Gaserzeugungsanlagen mit größtenteils veralteten Ausrüstungen und Technologien auf unbestimmte Zeit am Leben zu halten. Anstatt, wie ursprünglich auch vorgesehen, die energieintensive Erzeugung karbochemischer Rohstoffe wie etwa die Karbidproduktion in Schkopau und Priesteritz einzustellen, nahm die Verarbeitung ab 1980 wieder zu.

Andreas Reichel,
Dresden

Anlage 1[133]:

Walter Ulbricht, Brief an N. S. Chruschtschow, 4. August 1961

Teurer Genosse Nikita Sergejewitsch!

Sie hatten die Frage gestellt, was sind die Ursachen für die besonderen Schwierigkeiten in der Wirtschaft der DDR und die Senkung des Produktionszuwachses bedeutend unter die Ziffern des Siebenjahrplanes.

In der Anlage übermittle ich Ihnen ein Informationsmaterial, in dem im wesentlichen diese Frage beantwortet wird.

Mit kommunistischem Gruß, W. Ulbricht

Anlage: Information über die Ursachen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der DDR

Der V. Parteitag der SED hat die grundlegenden Ziele des Siebenjahrplanes beschlossen und die Aufgabe gestellt, Westdeutschland durch eine schnelle Erhöhung der Arbeitsproduktivität und die Ausschöpfung aller volkswirtschaftlichen Reserven auf ökonomischen Gebiet, insbesondere was den Lebensstandard betrifft, im wesentlichen einzuholen.

Die Frage, wieso die DDR in ökonomische Schwierigkeiten gekommen ist und in den Jahren 1960 und 1961 bedeutend unter den Ziffern des Siebenjahrplanes bleibt, erklärt sich aus folgendem:

a) Die Deutsche Demokratische Republik wurde als Staat gebildet, der fast über keine Grundstoffindustrie verfügte. Während des Zweijahrplanes und des ersten Fünfjahrplanes bis 1955 wurden noch bedeutende Reparationen geleistet. Besonders ab 1955 mußten wir im Interesse der Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung den Export auf fast allen Gebieten, besonders aber aus dem Maschinenbau so steigern, daß für die notwendige Rekon-struktion der Industrie fast keine Mittel und Ausrüstungen zur Verfügung standen. Das hatte weiter zur Folge, daß die Entwicklung der Grundstoffindustrie nur langsam voran ging.

b) Da wir im Umfang der Produktion nach das zweite Industrieland im sozialistischen Lager sind, das aber noch mit der Wirtschaft Westdeutschlands verbunden war, brachte die Erhöhung der Lieferung von Ausrüstungen an die sozialistischen Länder eine Erhöhung des Imports aus Westdeutschland und anderen kapitalistischen Ländern mit sich. Auch daraus resultiert, daß wenige Mittel für die Entwicklung der eigenen Grundstoffindustrie zu Verfügung standen.

c) Infolge der offenen Grenzen gegenüber Westdeutschland, das uns in Bezug auf das industrielle Niveau in vielen Produktionszweigen und in Bezug auf den Lebensstandard der Bevölkerung überlegen ist, konnten wir manche ökonomischen Gesetze nicht einhalten. Wir haben besonders in den letzten Jahren sehr große Verluste an hochqualifizierten Arbeitskräften durch die Abwerbung der westdeutschen Monopole zu verzeichnen. Diese Tatsache und die ungenügenden Möglichkeiten zur Mechanisierung und Automatisierung hatten unmittelbaren Einfluß auf das Entwicklungstempo der Produktion.

d) Bedingt durch die Spaltung Berlins und Deutschlands mußten wir große Investitionen durchführen, die ökonomisch gesehen nicht wirtschaftlich sind; z.B. den Bau des Berliner Außenringes der Eisenbahn und des nordwestlich Berlins verlaufenden Umgehungskanals für die Schiffahrt, den Aufbau der Großkokerei auf Braunkohlenbasis in Lauchhammer und andere.

e) Im Interesse der Belieferung der sozialistischen Länder mit schweren Ausrüstungen wurden 25 neue Schwermaschinenbaubetriebe gebaut. Darunter Schiffswerften für den Hochsee-schiffbau. Unter den schwierigsten Bedingungen wurde die Wismut AG aufgebaut, der damals größte Betrieb der DDR. In letzter Zeit mußten wir einen neuen großen Überseehafen bauen, um unabhängig zu werden von westdeutschen Häfen, besonders Hamburg.

Durch Mobilisierung der Werktätigen unter Führung der Partei und die Hilfe der Sowjetunion haben wir in der zweiten Hälfte des Jahres 1958 und im Jahre 1959 große ökonomische Erfolge erzielt und den ökonomischen Rückstand gegenüber Westdeutschland verringert. Die Industrie-produktion stieg 1958 um 10,5% und 1959 um mehr als 12%. Das auf dem V. Parteitag festgelegte Wachstumstempo der Produktion wurde damit erreicht und teilweise übertroffen. Die Arbeitsproduktivität stieg je Produktionsarbeiter 1958 um 10% und 1959 um 11%.

Zum Zeitpunkt des V. Parteitages bestand ein noch beträchtlicher Rückstand gegenüber West-deutschland hinsichtlich der Produktion pro Kopf der Beschäftigten und im Pro-Kopf-Verbrauch bei den meisten Konsumgütern. Zu diesem Zeitpunkt aber zeigten sich krisenhafte Erschei-nungen in der Wirtschaft Westdeutschlands und der meisten kapitalistischen Länder. Die westdeutsche Wirtschaft verzeichnete 1958 mit nur 3% das niedrigste Wachstumstempo der Industrieproduktion seit Kriegsende. Die Arbeitslosigkeit in Westdeutschland stieg. Die Abwer-bung von Arbeitskräften ging 1958 und 1959 zurück. Unter diesen Bedingungen hat sich 1958 und 1959 der Abstand gegenüber Westdeutschland auch im Lebensstandard verringert.

Wir haben bedeutende Fortschritte in der Produktion von industriellen Konsumgütern erreicht. Die Produktion von Fernsehgeräten stieg 1957-1959 um 166%, von Kühlschränken um 247%, von Motorrollern um 88%, von Personenkraftwagen um 50%. Die gesamte Bereitstellung von Waren an die Bevölkerung stieg 1959 um 33,8 Mrd. DM gegenüber dem Vorjahr. (1960 gegenüber 1959 um 2,8 Mrd. DM; 1961 gegenüber 1960 geplant 2,1 Mrd. DM, was aber nicht erreicht wird).

Zu den Erfolgen der DDR in den Jahren 1958 und 1959 trug wesentlich bei, daß der Import von Rohstoffen und anderen Waren insbesondere aus der UdSSR sehr stark erhöht werden konnte. So stieg der Import insgesamt im Jahre 1959 um 1,3 Mrd. VDM = 18,6%, darunter aus der Sow-jetunion 1,0 Mrd. VDM = 32,5%.

Das ermöglichte in diesen Jahren die bessere Ausnutzung unserer Produktionskapazitäten und die Beseitigung eines Teils der Disproportionen.

Unser Walzstahl-Import stieg 1958 um 224 Tt = 24% und 1959 um 156 Tt = 14%. Das war die Voraussetzung für eine sehr starke Erhöhung der Produktion der metallverarbeitenden Industrie sowohl für die Deckung des Eigenbedarfs der Volkswirtschaft und der Bevölkerung als auch des Exports. Die Produktion der metallverarbeitenden Industrie stieg 1958 um 2,6 Mrd. DM = 15% und 1959 um 3,5 Mrd. DM = 19%.

Das hohe Entwicklungstempo der Volkswirtschaft konnte 1960 und 1961 nicht in dem Maße fortgesetzt werden, wie in den vorangegangenen beiden Jahren. Welche Ursachen gibt es für diese Entwicklung?

1.) 1959 und in verstärktem Maße 1960 setzte in Westdeutschland eine neue wirtschaftliche Hoch-konjunktur ein. Bei den bestehenden offenen Grenzen wirkte sich das unmittelbar auf unsere politische und ökonomische Lage aus. Die Industrieproduktion Westdeutschlands stieg im Jahre 1959 um 7% an und erreichte 1960 eine Produktionssteigerung von 11%. Gleichlaufend damit stieg auch der Lebensstandard der westdeutschen Bevölkerung wieder erheblich.

In zunehmendem Maße trat ein Mangel an Arbeitskräften in Westdeutschland auf. Gegenwärtig gibt es in Westdeutschland praktisch keine Arbeitslosigkeit, dagegen mehr als 500000 offene Arbeitsstellen. Es erfolgte eine immer stärkere Abwerbung von Arbeitskräften aus der DDR, darunter im zunehmenden Maße die Abwerbung von Produktionsarbeitern und technischer und wissenschaftlicher Intelligenz. Die Abwerbung war bereits 1958 stark zurückgegangen und hatte 1959 den tiefsten Stand seit Bestehen der DDR erreicht. 1960 dagegen verließen wieder 200.000 Personen die Republik; 1961 sind es bis Ende Juli 130.000 Personen.

Die Abwerbung führte dazu, daß erstmalig 1960 die Gesamtzahl der Beschäftigten in der Volks-wirtschaft der DDR und insbesondere in vielen entscheidenden Betrieben der Industrie absolut zurückging. Der Arbeitskräftemangel verschärfte sich in der ersten Hälfte des Jahres 1961 und führte zur Nichterfüllung der Pläne in vielen Schlüsselbetrieben. Besonders kraß treten diese Probleme in Berlin, dem Zentrum der elektrotechnischen Industrie auf.

Nach grober Berechnung führt der Verlust an Arbeitskräften durch Abwerbung zu einem Produktionsausfall allein in der Industrie in den Jahren 1960 und 1961 von 2,5-3 Mrd. DM. Der Arbeitskräftemangel ruft neue Disproportionen hervor. Viele volkswirtschaftlich entscheidende Bauvorhaben weisen durch Arbeitskräftemangel Rückstände auf. Auf den Arbeitskräftemangel sind auch ein Teil der Komplikationen in der Versorgung der Bevölkerung zurückzuführen.

2.) Ab Anfang 1960 traten größere Komplikationen in der Versorgung unserer Wirtschaft mit Roh- und Hilfsstoffen und Komplettierungsteilen auf. Sie behindern erheblich die Produktion und führen in vielen Betrieben zu Produktionsstockungen und unkontinuierlicher Arbeit. Diese Pro-bleme in der Rohstoffversorgung haben im wesentlichen folgende Ursachen:

a) Die westdeutschen militaristischen Kreise haben ab 1960 durch eine gezielte Störtätigkeit in zunehmendem Maße versucht, unsere ökonomische Entwicklung zu sabotieren. Bereits von Beginn des Jahres 1960 an wurde die Lieferung insbesondere in Engpaßsortimenten bei Walz-stahl verzögert. Im September erfolgte durch die Bonner Regierung die Kündigung des Handels-abkommens mit Westdeutschland. Der Handel mit Westdeutschland ging 1960 um 10% zurück.

b) Aber auch die Beschaffung wichtiger Rohstoffe und Waren aus sozialistischen Ländern stieß 1960 auf zunehmende Schwierigkeiten. Es zeigte sich, daß durch die Wirtschaftsvereinbarungen 1960-65 zwischen der UdSSR und der DDR und zwischen der DDR und den anderen sozialistischen Ländern grundlegende Fragen der Rohstoffversorgung der DDR im Sieben-jahrplan nicht gelöst werden konnten. Durch langfristige Vereinbarungen wurde zwar der wesentliche Teil der benötigten Grundstoffe festgelegt und vereinbart, jedoch nicht ent-sprechend dem spezifischen Bedarf unserer Volkswirtschaft sowie nicht nach dem notwendigen Sortiment, das jedoch die Voraussetzungen für eine bedarfsgerechte Versorgung darstellt.

Das charakteristische Problem in diesem Zusammenhang bestand und besteht in der sortimentsgerechten Versorgung mit Walzstahl. Die Sowjetunion deckte unseren Bedarf an groben Sorten. Bei Rohren, Zieh- und Tiefziehblechen, Walzdraht und feinem Stabstahl, Trans-formatoren und Dynamoblechen sowie bestimmten Edelstahlen blieben wir in sehr starkem Maße vom Import aus kapitalistischen Ländern und Westdeutschland abhängig.

Die Beschaffung einer Vielzahl anderer Rohstoffe, insbesondere von Rohstoffen für die Konsumgüterproduktion, darunter Wolle, Holz, Zellulose, von Chemierohstoffen für die Film- und Farbenindustrie, an Baumwollgarnen, Häuten usw. war nicht vollständig gelöst.

Bei all diesen Erzeugnissen mußten wir zusätzliche Importe aus dem kapitalistischen Ausland durchführen, um die Produktion zu sichern. Charakteristisch für das Jahr 1960 ist die Tatsache, daß der Import aus kapitalistischen Ländern (ohne Westdeutschland) um etwa 30% anstieg, während er aus sozialistischen Ländern nur um etwa 3% anwuchs. Diese Tatsache führte zu großen Spannungen in der Zahlungsbilanz sowie zu Unsicherheiten und Schwierigkeiten in der Materialversorgung einer bedeutenden Anzahl wichtiger Betriebe, insbesondere des Maschi-nenbaus.

Die zusätzlichen Bezüge aus kapitalistischen Ländern konnten 1960 nicht durch Exporte der DDR gedeckt werden. Es entstand eine bedeutende Verschuldung gegenüber dem kapita-listischen Ausland.

Der Passivsaldo Ende 1960 mit dem kapitalistischen Weltmarkt betrug etwa 550 Mio. VDM. Dabei mußten 1960 bei kapitalistischen Banken kurzfristige Kredite (Akzeptkredite) in Höhe von 215 Mio. VDM aufgenommen werden. Außerdem sind die Verbindlichkeiten aus dem laufenden Geschäft durch die volle Ausschöpfung der Zahlungsziele von 110 Mio. VDM auf 220 Mio. VDM angestiegen. Das Anwachsen hoher Schulden gegenüber kapitalistischen Län-dern im Jahre 1960 führte dazu, daß wir 1961 den Import aus kapitalistischen Ländern absolut verringern mußten, was sich durch Verringerung der Rohstoffbezüge auf die Produktionshöhe auswirkt. Zur Zeit (30.6.1961) beträgt unsere Verschuldung gegenüber Westdeutschland 210 Mio. Valuta-DM. Diese Lage wird noch dadurch verschärft, daß wir per 31.7.1961 bestehende Verbindlichkeiten in Höhe von 80 Mio. Valuta-DM nicht zum Fälligkeitstermin begleichen konnten. Die Bonner Regierung hat uns ein Ultimatum gestellt, daß, wenn wir nicht bis zum 15.8. in bar, das heißt in freien Devisen bezahlen, keine Ausfuhrgenehmigungen für weitere Lieferungen erteilt werden.

Gegenüber anderen kapitalistischen Ländern haben wir per 30.6.1961 Schulden in Höhe von 196 Mio. Valuta-DM.

Ende des Jahres 1961 werden wir gegenüber dem ganzen kapitalistischen Wirtschaftsgebiet eine Verschuldung in Höhe von rund 420 Mio. Valuta-DM haben. Davon wird die Verschuldung in frei konvertierbarer Währung 240 Mio. Valuta-DM betragen, wovon wir 70 Mio. Valuta-DM mit Jahresende in freier Währung abdecken müssen (ohne Westdeutschland). Für die Ab-deckung dieser Verpflichtungen haben wir heute noch keine Sicherung. In dem Handelsvertrag mit Westdeutschland ist festgelegt, daß, wenn der volle Ausgleich durch entsprechende Warenlieferungen der DDR nicht erfolgt, bis spätestens Mitte 1962 der Ausgleich durch Bar-zahlung, das heißt in freien Devisen vorgenommen werden muß. Aus dieser hohen kurzfristigen Verschuldung der DDR gegenüber den kapitalistischen Ländern ergibt sich gegenüber einzelnen wichtigen kapitalistischen Ländern teilweise ein Zustand der Zahlungsunfähigkeit, der auch zu Verteuerungen unserer Importe führt und die Kreditwürdigkeit der DDR in Frage stellt. Dadurch ist die DDR auch nicht in der Lage, die Preisschwankungen des internationalen Marktes zu ihren Gunsten auszunutzen, sondern sie erleidet eine Reihe zusätzlicher finanzieller Verluste.

c) Unsere wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die hohe Verschuldung gegenüber kapitalistischen Ländern ist zu einem bedeutenden Teil auch dadurch entstanden, daß wir Materialien in Westdeutschland und anderen kapitalistischen Ländern kaufen mußten, um unsere hohen Anlagen- und Maschinenexporte an die sozialistischen Länder durchzuführen.

Für den Aufbau der Braunkohlenindustrie und der Ölleitung haben wir der Volksrepublik Polen Kredite für 694 Mio. Valuta-DM gegeben. Für die Entwicklung der Zellstoffindustrie kredi-tierten wir der Rumänischen Volksrepublik 130 Mio. Valuta-DM und für verschiedene Indus-trieobjekte der Bulgarischen Volksrepublik 65 Mio. Valuta-DM und der Albanischen Volksrepublik 80 Mio. Valuta-DM.

Aus diesem Grunde ist es notwendig, daß die volksdemokratischen Länder uns in unseren außerordentlichen Schwierigkeiten in der Zahlungsbilanz gegenüber kapitalistischen Ländern durch zusätzliche Lieferungen von entscheidenden Rohstoffen und durch Unterstützung in kapitalistischer Valuta Hilfe leisten. Soweit wir für die Durchführung unserer Maschinenexporte an volksdemokratische Länder auf die Zulieferung von Materialien oder Komplettierungsteilen aus kapitalistischen Ländern angewiesen sind, müssen diese Teile von den volksdemokratischen Ländern selbst beschafft oder finanziert werden. Wir führen große Lieferungen von Aus-rüstungen, komplette Anlagen und anderen Erzeugnissen der metallverarbeitenden Industrie an die volksdemokratischen Länder durch. An die CSSR lieferten wir in den letzten Jahren jährlich für rund 415 bis 420 Mio. Valuta-DM Maschinenbauerzeugnisse, an die Volksrepublik Polen für 330 bis 360 Mio. Valuta-DM.

Dagegen lieferte uns die CSSR im Jahre 1959 nur rund 41000 t Walzstahl und im Jahre 1960 – 79000 t. Auch die Lieferzusage für 1961 in Höhe von rund 80000t steht noch in absolut keinem Verhältnis zu den von uns durchgeführten Maschinenlieferungen. Für die Maschinenlieferungen der DDR an die CSSR müssen in weit höherem Maße Engpaßmaterialien aus dem kapita-listischen Wirtschaftsgebiet importiert werden, als dies für die Maschinenlieferungen der CSSR an die DDR der Fall ist, um so mehr, als die CSSR über eine eigene Walzmaterialerzeugung von 4,8 Mio. t verfügt.

Die Volksrepublik Polen liefert faktisch überhaupt keinen Walzstahl an die DDR, obwohl sie über ein Eigenaufkommen von 4,4 Mio. t verfügt. Es findet nur ein Sortenaustausch zwischen unseren Ländern in geringem Umfang statt und einige wenige Zulieferungen der Volksrepublik Polen für die Erzeugung der von uns zu liefernden Kohlegroßgeräte. (20000 t 1960). Aus diesen Gründen mußte die DDR im Jahre 1960 über 4000000 t Walzstahl im Werte von über 450 Mio. Valuta-DM in kapitalistischen Ländern, besonders in Westdeutschland, einkaufen, was wesent-lich zu der hohen Verschuldung gegenüber diesen Ländern führte.

Durch die hohen Maschinenlieferungen der DDR an die sozialistischen Länder ist der Maschi-nenexport der DDR an kapitalistische Länder begrenzt und z. B. niedriger als der der CSSR.

Ohne eine wesentliche Erhöhung der Lieferung von Walzstahl, vor allem der Defizit-Sortimente, auch aus den volksdemokratischen Ländern kann die DDR ihre Aufgaben nicht lösen und ihre Maschinenexporte an die volksdemokratischen Länder nicht sichern.

In der Mitte des Jahres 1961 hatte die DDR gegenüber einigen volksdemokratischen Ländern einen bedeutenden Aktiv-Saldo, gegenüber Bulgarien z.B. von 150 Mio. Valuta-DM. Auch gegenüber der CSSR und Ungarn bestehen gewisse Aktiv-Salden. Zur Lösung ihrer Aufgaben benötigt die DDR jedoch eine finanzielle Hilfe auch der volksdemokratischen Länder noch in diesem Jahr.

d) In eine komplizierte Lage ist die DDR auch durch den großen Rückgang der Importe aus der Volksrepublik China gekommen. Der Außenhandelsumsatz von 1021 Mio. Valuta-DM im Jahre 1960 geht auf 341 Mio. Valuta-DM im Jahre 1961 zurück. Zur Zeit hat die DDR ein Aktiv-Saldo gegenüber der chinesischen Volksrepublik von ca. 120 Mio. Valuta-DM. Außerordentlich einschneidend ist der Ausfall der chinesischen Lieferungen von Sojabohnen und Pflanzenöl sowie anderen landwirtschaftlichen Produkten, Textilrohstoffen und anderen Industrie-Erzeugnissen. 1961 muß dieser Lieferausfall zum Teil durch zusätzliche Importe aus kapitalistischen Ländern ausgeglichen werden.

e) Die Prinzipien der Preisberechnung im sozialistischen Lager führen zu einer gewissen Benachteiligung für die DDR. Die Festlegung stabiler Preise bewirkte, daß bei den Import-positionen der DDR (Rohstoffe, Halbfabrikate und landwirtschaftliche Produkte) in vielen Fällen Preise berechnet werden, die zum Teil stark über den Weltmarktpreisen liegen. Bei den Exporterzeugnissen der DDR (Fertigerzeugnissen) wird jedoch in vielen Fällen der Welt-marktpreis durch die DDR nicht realisiert.

Eine Ausarbeitung einer Spezialistengruppe der DDR weist darauf hin, daß die DDR insbe-sondere überhöhte Preise zahlen muß für eine Reihe von Walzmaterialien, bei Steinkohle und Steinkohlenkoks, bei bestimmten Erzeugnissen des Bergbaus sowie bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus den sozialistischen Ländern, dabei auch bei Getreide. Dies gilt auch für einige industrielle Erzeugnisse wie Fernsehgeräte, Selbstentladekipper, Grauguß, Bleiakkumulatoren und einige Gewebe.

Die Spezialistengruppe errechnete, daß durch überhöhte Importpreise, saldiert mit entspre-chenden Differenzen bei Exportpreisen, der DDR im Jahre 1961 mindestens ein Preisverlust von 200 Mio. Valuta-DM entsteht.

3.) Der verstärkte Mangel an Arbeitskräften wirkte sich um so schärfer auf unsere Lage aus, da das technische Niveau, der Grad der Mechanisierung und Erneuerung unserer Produktionsanlagen gegenüber Westdeutschland noch weit zurück ist.

Die Investitionen waren in Westdeutschland bis 1954 pro Kopf der Bevölkerung doppelt so hoch wie bei uns. Auch in den folgenden Jahren bis zu diesem Jahr liegen sie noch erheblich höher als unsere Investitionen. Bezogen auf die Bevölkerungszahl hätten wir in den letzten 10 Jahren für 50 Mrd. DM mehr investieren müssen, als wir tatsächlich investiert haben, um das westdeutsche Pro-Kopf-Niveau der Investitionen zu erreichen.

Die DDR hat als Arbeiter- und Bauern-Staat die Wiedergutmachung für ganz Deutschland geleistet, um einen Teil der durch den Hitler-Faschismus in den sozialistischen Ländern angerichteten Schäden wieder gutzumachen. Westdeutschland erhielt bereits bis 1950 bedeu-tende Kredite. Das verschaffte Westdeutschland neben den erheblich günstigeren Ausgangs-bedingungen einen schnelleren Start und bedeutenden Vorsprung in der Erweiterung und Mo-dernisierung der Produktionsanlagen und damit auf dem Gebiet der Arbeitsproduktivität sowie des Lebensstandards.

Der Rückstand gegenüber Westdeutschland bei bestehenden offenen Grenzen zwang uns in jeder Phase unserer ökonomischen Entwicklung, ein Maximum des Bestandes der volks-wirtschaftlichen Ressourcen für die Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung ein-zusetzen. Die jeweils zur Verfügung stehenden Mittel konnten nicht in erster Linie für die Erweiterung und Erneuerung der industriellen Produktionsbasis eingesetzt werden. Einfach gesagt heißt das, die offenen Grenzen zwangen uns, den Lebensstandard schneller zu erhöhen, als es unseren volkswirtschaftlichen Kräften entsprach.

Es traten große Schwierigkeiten bei der materiellen Sicherung der großen Investitionsvorhaben, besonders der Grundstoffindustrie auf.

Bereits 1959 wurde trotz des über dem Siebenjahrplan liegenden Gesamtentwicklungstempos der Volkswirtschaft der Investitionsplan um etwa 500 Mio. DM nicht erfüllt.

Im Jahre 1960 betrug die Nichterfüllung 1,4 Mrd. DM. Das hat ernste Auswirkungen besonders auf die Inbetriebnahme von Kapazitäten in der Grundstoffindustrie, aber auch auf wichtigen Gebieten des Maschinenbaus und der Leichtindustrie.

In fast allen Bereichen der Volkswirtschaft sind entscheidende, den Produktionsumfang und den technischen Zustand der Zweige bestimmende neue Vorhaben in ihrer Fertigstellung verzögert bzw. nicht planmäßig begonnen worden.

4.) Die offenen Grenzen, die Hochkonjunktur in Westdeutschland und der Mangel an Arbeits-kräften führte auch dazu, daß wir das im Plan festgelegte Verhältnis zwischen der Steigerung der Arbeitsproduktivität und des Durchschnittslohnes nicht einhalten konnten. Die Lohnfonds wurden in den letzten drei Jahren außerplanmäßig um 1,3 Mrd. DM überschritten.

Die offenen Grenzen und der Einfluß der Verbraucher-Ideologie aus Westberlin und West-deutschland hinderten uns, konsequent die notwendig gewordenen Korrekturen bei bestimmten Preisen, aber insbesondere die Korrekturen irrealer Arbeitsnormen und die Beseitigung von Disproportionen im Lohngefüge durchzuführen. An die Lösung solcher politisch-ökonomischen Fragen konnte in allen volksdemokratischen Ländern unter den Bedingungen ihrer ge-schlossenen Grenzen anders herangegangen werden, als dies unter unseren politischen Be-dingungen möglich war. Die ganze Lage, bedingt durch die offene Grenze, hinderte uns, heran-gereifte Probleme zur Beseitigung von Disproportionen im Lohngefüge und zur besseren Durchsetzung eines richtigen Verhältnisses zwischen Lohn und Leistung herbeizuführen. Da-durch verstärkte sich das Mißverhältnis zwischen der echten Kaufkraft und den zur Verfügung stehenden Waren.

Die Geldeinkünfte der gesamten Bevölkerung steigen von 56,7 Mrd. DM im Jahre 1958 auf voraussichtlich 67,3 Mrd. DM im Jahre 1961. Das ist eine Steigerung von 10,6 Mrd. DM = 18,7%. Pro Kopf der Bevölkerung erhöhten sich die Geldeinnahmen in diesen drei Jahren von 3270 DM auf 3910 DM = 19,5%. Besonders stark steigen auch die Einkünfte der Mittelschichten an.

Die vollgenossenschaftliche Entwicklung in der Landwirtschaft erforderte die Bereitstellung finanzieller Mittel und Warenfonds für die Landbevölkerung, die außerplanmäßig aufgebracht werden mußten.

5.) Im Frühjahr 1960 erfolgte der Zusammenschluß aller Bauern in landwirtschaftlichen Produk-tionsgenossenschaften. Das erforderte die Einleitung einer Reihe zusätzlicher Maßnahmen zur Sicherung und Unterstützung der vollgenossenschaftlichen Entwicklung der Landwirtschaft. Es wurden zusätzlich Betriebe der metallverarbeitenden Industrie auf die Produktion von Land-maschinen umgestellt. Das führte infolge der notwendigen Bereitstellung zusätzlicher mate-rieller Fonds und durch die außerplanmäßige starke Erhöhung der Kaufkraft zu bedeutenden zusätzlichen Belastungen der Volkswirtschaft.

Wir haben in der Deutschen Demokratischen Republik für die Entwicklung der Landwirtschaft besonders in den letzten Jahren sehr viel getan. Die großen Anstrengungen und notwendige Hilfe, besonders seitens der Industrie für die Landwirtschaft, waren erforderlich und, wie die Entwicklung der Marktproduktion beweist, völlig richtig. Obwohl der sehr hoch angesetzte Plan der Marktproduktion in einigen Teilen nicht ganz erreicht wurde, ist doch eine wesentliche Steigerung der Marktproduktion auch in der Zeit der vollen Vergenossenschaftlichung trotz ungünstiger Witterungsbedingungen in den Jahren 1960 und 1961 gelungen.

Selbstverständlich hatten wir ähnliche Schwierigkeiten beim Übergang zur genossenschaftlichen Arbeit in der Landwirtschaft wie andere volksdemokratische Länder. Man darf jedoch nicht übersehen, daß bei uns manches viel komplizierter ist im Unterschied zu anderen Volks-demokratien, weil wir viele Groß- und Mittelbauern in die LPG übernommen haben. Ein nicht geringer Teil dieser Mittelbauern waren frühere Nazis und ihre Umerziehung ist nur schrittweise möglich. Ein schwieriges Problem bestand auch darin, daß sich der Nahrungsmittelverbrauch der Bevölkerung schneller als im Siebenjahrplan vorgesehen war, besonders bei Fleisch und Butter, erhöhte.

Wir waren gezwungen, 1960 und 1961 bedeutend mehr Lebensmittel und Futtermittel zu importieren, als im Siebenjahrplan vorgesehen war. Die Gesamtsumme der zusätzlichen Lebens-mittel- und Futtermittelimporte von Ende 1959 bis Ende 1961 beträgt mehr als 600 Mio. Valuta-DM. Das zwang uns, andere notwendige Importe, insbesondere von industriellen Rohstoffen und Ausrüstungen, gegenüber dem Siebenjahrplan zu kürzen, was sich auf die Entwicklung der Industrieproduktion negativ auswirkte.

6.) Große Anstrengungen waren notwendig und große materielle und finanzielle Mittel mußten aufgebracht werden für den Wiederaufbau der zerstörten Stadtzentren. Das betrifft besonders Berlin, Dresden, Leipzig, Karl-Marx-Stadt und andere Städte.

Sowjetische Genossen weisen uns immer wieder darauf hin, daß in Westberlin Hochhäuser gebaut werden und es bei uns dagegen nur langsam voran geht. Das erklärt sich daraus, daß wir zunächst typisierte Wohnungen in größerer Zahl bauen mußten, da diese billiger sind als die Bauten in den Zentren der Städte. Nur dadurch konnten wir einen Teil der bestehenden Wohn-raumschwierigkeiten der Bevölkerung mildern.

Es ist ein großer politischer Verlust für uns, daß im Gegensatz zu Westberlin das Zentrum der Hauptstadt, vor allem der zentrale Platz, erst in Jahren vollständig aufgebaut sein wird.

7.) Bei der in den ersten Jahren des Siebenjahrplanes vorhandenen Anspannung aller Kräfte und Möglichkeiten und dem Fehlen von Reserven mußte jede zusätzliche Aufgabe die bereits im Siebenjahrplan formulierte und berechnete Zielsetzung beeinflussen und deren Verwirklichung verzögern. Andererseits zeigt die Erfahrung nicht nur in der DDR, daß in einem mehrjährigen Plan nicht alle Probleme und Notwendigkeiten, die das Leben im Verlauf seiner Durchführung stellt, vorausgesehen und allseitig berücksichtigt werden können.

Das Politbüro des Zentralkomitees der SED hat sich mehrmals sehr gründlich mit diesen Fragenkomplexen beschäftigt und eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, die der besseren Ausnutzung der eigenen Kräfte und Ressourcen dienen. Die frühere Staatliche Plankommission hat zugelassen, daß nicht genügend auf die Lösung der Hauptprobleme konzentriert wurde, daß die politischen Bedingungen oft nicht zum Ausgangspunkt bestimmter ökonomischer Maß-nahmen gemacht wurden. Die herangereiften Probleme wurden oft nicht rechtzeitig zur Ent-scheidung gestellt, so daß zur Klärung grundsätzlicher Fragen, die das Entwicklungstempo der Volkswirtschaft der DDR betreffen, zu viel Zeit verloren ging.

Die Leitung der ehemaligen Staatlichen Plankommission hatte nicht verstanden, daß sie ent-sprechend den politischen Bedingungen und dem erreichten Niveau in der Entwicklung der Volkswirtschaft auch die Planung, besonders die Bilanzierung verändern und bessere, mit dem Leben verbundene wissenschaftliche Planungsmethoden anwenden muß. Das 12. Plenum des Zentralkomitees hat sich sehr eingehend mit diesen Fragen beschäftigt.

Zur rascheren Veränderung dieser Lage und aufgrund der herangereiften neuen Erkenntnisse in der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, hat das Politbüro vor einiger Zeit beschlossen, eine Staatliche Plankommission, die sich im wesentlichen mit den Fragen der perspektivischen Entwicklung beschäftigt, und einen Volkswirtschaftsrat, der verantwortlich ist für die Durch-führung des Jahresplanes, zu bilden. Beide Organe haben bereits ihre Arbeit aufgenommen und es sind in diesem Zusammenhang weitere Maßnahmen beschlossen, die sichern sollen, daß künftig die Leitung der Volks-wirtschaft viel straffer und verantwortungsbewußter als bisher durch den Ministerrat erfolgt.

 

Schlussbemerkungen: Die geschilderten Schwierigkeiten haben zu einer Verringerung des Entwicklungstempos der In-dustrieproduktion geführt. Die Industrieproduktion stieg 1959 um 12 Prozent, 1960 um 8,3 Prozent und wird 1961 voraussichtlich um maximal 6,5 Prozent ansteigen.Bei dem durch die Staatliche Plankommission ausgearbeiteten ersten Planprojekt für das Jahr 1962 wird eine mögliche Steigerung von 5,2 Prozent ausgewiesen. Das wäre die geringste Zuwachsrate der industriellen Bruttoproduktion seit 1955. Bei diesem Planprojekt wird davon ausgegangen, daß noch Waren in Höhe von 600 Mio. Valuta-DM 1962 aus Westdeutschland bezogen werden können, darunter sind allein für 250 Mio. Valuta-DM Spezialsortimente ver-schiedener Walzstahlqualitäten. Dabei handelt es sich um solche Sortimente und Qualitäten, die nur in geringem Umfang durch die Sowjetunion und andere Staaten des sozialistischen Lagers bereitgestellt werden können. Außerdem sind die Volksrepublik Polen und die CSSR vorläufig nicht bereit, bei diesen Materialien, die in diesen Ländern erzeugt werden und anstelle der westdeutschen Erzeugnisse bei uns verarbeitet werden könnten, zusätzliche Lieferungen für die DDR zu tätigen. Bei Wegfall der Lieferungen aus dem Handel mit Westdeutschland und der nicht möglichen anderweitigen Beschaffung dieser Spezialstähle und anderer spezifischer Materialien wäre 1962 überhaupt kein Produktionszuwachs möglich und außerdem ein Rück-gang des Lebensstandards unausbleiblich. Das erklärt sich daraus, daß bisher die besonderen Spezialmaterialien und Komplettierungsteile aus Westdeutschland in fast allen Produk-tionszweigen der DDR verwendet wurden.

Die hauptsächlichsten Gründe für die eingetretenen ökonomischen Schwierigkeiten und der Ver-ringerung des geplanten Entwicklungstempos sind:

1. die Auswirkungen durch die offenen Grenzen;

2. die ungenügende Rohstoffversorgung für eine Reihe von Industriezweigen sowie die bisher geringen Möglichkeiten zur Beschaffung von Ausrüstungen aus den sozialistischen Ländern;

3. die Durchführung bedeutender Investitionen, die sich aus der Spaltung Deutschlands not-wendig machten;

4. die Verschuldung der DDR gegenüber den kapitalistischen Ländern;

5. die Kosten für die zur Unabhängigkeitsmachung notwendigen Umstellungen in der Volks-wirtschaft;

6. das zu langsame Tempo beim Aufbau der Teile der Grundstoffindustrie, die die Basis für die wirtschaftliche Entwicklung für die DDR sind, besonders solcher Produkte, die wir aus der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern ungenügend oder gar nicht erhalten können. Das bezieht sich unter anderem auf die metallurgischen Erzeugnisse der zweiten und dritten Verarbeitungsstufe sowie eine Reihe von Grundchemikalien;

7. der außerordentlich große Arbeitskräftemangel in allen Zweigen der Volkswirtschaft;

8. die ungenügende ökonomische Kraft zur Einführung hochproduktiver Verfahren, der breiten Durchführung der Rationalisierung, Mechanisierung und Automatisierung. Das bezieht sich auf die Dienstleistungen gegenüber der Bevölkerung (maschinelle Ausrüstungen);

9. der hohe Konsum der Bevölkerung und die nicht ausreichende Grundstoffindustrie zwingen uns, mehr Maschinen und Ausrüstungen zu exportieren, als entsprechend unseren Bedingungen zulässig wäre. So macht der Export an Maschinenbauerzeugnissen fast 60 Prozent am Gesamt-export der DDR aus. Dadurch konnten in den vergangenen Jahren viele hochproduktive Maschinen und Ausrüstungen nicht für die dringend notwendige Rekonstruktion der Industrie unserer Republik eingesetzt werden. Walter Ulbricht, 4. August 1961

Anlage 2[134]:

L. Breschnew, Brief an E. Honecker, 31. August 1981.                                               4 Ex. Vertraulich

Lieber Genosse Erich Honecker!

In letzter Zeit hat sich das Politbüro des ZK der KPdSU wiederholt mit der Frage der Brennstoff- und Energieressourcen des Landes im laufenden Planjahrfünft beschäftigt. Es wurden mehrere Beschlüsse zum sparsamsten Verbrauch aller Arten von Brennstoffen und Energie in der Volkswirtschaft gefaßt. Diese Maßnahmen waren bedingt durch die starke An-spannung der Brennstoff- und Energiebilanz, und zwar infolge der bestehenden Schwierigkeiten, die mit der Verschlechterung der Förderbedingungen bei Energieressourcen und mit der sich daraus ergebenden krassen Erhöhung der Investitionen für diese Zwecke zusammenhängen. Die Lage gestaltet sich so, daß es nicht möglich erscheint, die Brennstoff- und Energieressourcen im ursprünglich geplanten Umfang auszubauen.

Dieser Faktor ist nicht ausreichend berücksichtigt worden bei der Festlegung der Brennstoff- und Energieressourcen des Landes für den Plan 1981-1985 sowie bei der Ausarbeitung der Vorschläge zur Koordinierung der Volkswirtschaftspläne mit den RGW-Ländern für diese Jahre. Infolge dessen erwies es sich, daß die geplanten Exportmengen dieser Gruppe von Waren in sozialistische Länder nicht durch reale Quellen abgesichert sind und den Export von Erdöl für frei konvertierbare Währung werden wir bis Ende des laufenden Planjahrfünfts faktisch völlig drosseln müssen.

Bekanntlich liefern wir an die europäischen Mitgliedsländer des RGW jährlich über 72 Mio. t Erdölerzeugnisse, 29 Mrd. m³ Gas sowie Kohle, Koks, Elektroenergie. 1980 sind Waren dieser Gruppen umgerechnet in Einheitsbrennstoff in einem Umfang von ca. 168 Mio. t geliefert worden.

Ihnen ist auch bekannt, daß wir gezwungen sind, beträchtliche Mengen an Erdöl und Erdöl-erzeugnissen in kapitalistische Länder zu verkaufen, um Valutamittel für den Ankauf von Getreide und Lebensmittel zu gewinnen, auf deren Import wir nicht verzichten können. Die un-günstigen Witterungsverhältnisse der letzten Jahre haben dazu geführt, daß es uns nicht gelungen ist, die geplanten Getreideerträge zu erzielen. Das laufende Jahr gestaltet sich ebenfalls ungünstig.

Nach Beratungen im Politbüro haben wir beschlossen, uns in der Frage des möglichen Umfangs der sowjetischen Energielieferungen während des laufenden Planjahrfünfts an Dich sowie an die Genossen T. Shiwkow, J. Kadar und G. Husak zu wenden.

Bei der Prüfung dieser Dinge war uns natürlich klar, daß dies keine einfache Frage ist, weil davon auch Eure inneren Pläne tangiert werden, und dennoch sehen wir uns gezwungen, Euch mitzuteilen, daß im Zeitraum 1982-1985 real Energielieferungen in die DDR im Umfang von 37,6 Mio. t jährlich abgesichert werden können (umgerechnet in Einheitsbrennstoff). Das ergibt bei dieser Warengruppe in diesem Planjahrfünft gegenüber dem vorhergegangenen einen Zuwachs des Gesamtumfangs der Lieferungen an die DDR um mehr als 7 Prozent.

Was konkret die Entscheidung über die Verringerung der Lieferung von Erdöl, Erdölprodukten und Erdgas betrifft, so sind wir bereit, dies in einer für Euch maximal günstigen Weise zu prüfen und gemeinsam mit Euch eine vereinbarte Entscheidung zu treffen.

Unsererseits werden wir mit der Prüfung dieser Frage das Staatliche Plankomitee der UdSSR und das Ministerium für Außenhandel der UdSSR beauftragen.

Ich bitte Dich, Erich, Verständnis für die dargelegte Frage aufzubringen. Die entstandene Situ-ation zwingt uns zu einem solchen Schritt.

L. Breschnew, 27. August 1981

Anlage 3[135]:

E. Honecker, Brief an L. Breschnew, 4. 9. 1981

Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Vorsitzen-den des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Genossen Leonid Iljitsch Breshnew

Teurer Leonid Iljitsch!

Mit großer Aufmerksamkeit hat sich das Politbüro des ZK der SED mit Deinem Brief über die sich im Bereich der Brennstoff- und Energieressourcen der Sowjetunion im laufenden Fünf-jahrplanzeitraum entwickelnde Lage und die Notwendigkeit, in diesem Zusammenhang die Lieferung von Energieressourcen aus der UdSSR in die DDR im Zeitraum 1982 bis 1985 zu ver-ringern, vertraut gemacht.

Wir verstehen, daß diese Entscheidung nicht einfach ist und daß außerordentliche Umstände Euch gezwungen haben, sie zu treffen. Gleichzeitig möchten wir, da sie in unmittelbarster Weise auch die inneren Pläne der DDR berührt, Deine Aufmerksamkeit, teurer Leonid Iljitsch, auf die Folgen lenken, die eine Reduzierung der Lieferungen von Energieträgern aus der UdSSR für unsere Republik hätte.

Wie Dir bekannt ist, Leonid Iljitsch, ist die DDR im Zusammenhang mit der in den letzten Jahren erfolgten Einstellung des Imports von Getreide und Futterkulturen aus der UdSSR in die DDR gezwungen, diese für Devisen im Ausland zu kaufen.

Im Unterschied zu den anderen sozialistischen Ländern ist die DDR äußerst arm an natürlichen Ressourcen, wir verfügen lediglich über Braunkohle und Uran. Aus Polen erhalten wir nur die Hälfte der vertraglich mit Euch und uns im vergangenen und im laufenden Jahr vereinbarten Menge an Steinkohle und Koks. Die dadurch notwendigen Käufe im Westen führen zu einer weiteren Erhöhung der ökonomischen Abhängigkeit der DDR von den kapitalistischen Ländern, vor allem von der BRD.

Dir, hochverehrter Leonid Iljitsch, ist auch bekannt, daß entsprechend den bestehenden Ver-einbarungen der Anteil der UdSSR an den Erdöllieferungen in die DDR erst 1984 ausläuft. Die Kapazitäten unserer erdölverarbeitenden Betriebe liegen bedeutend höher als es für die Ver-arbeitung der Erdölmenge, die aus der UdSSR geliefert wird, erforderlich ist, und um sie aus-zulasten, sind wir gezwungen, mehr als zwei Millionen Tonnen Erdöl im Westen zu kaufen. Wir möchten dabei bemerken, daß ein bedeutender Teil des aus der Verarbeitung des sowjetischen Erdöls Gewonnenen in Form von Fertigerzeugnissen in die UdSSR zurückfließt.

Der X. Parteitag der SED, der unlängst stattgefunden hat, hat die ökonomische Entwick-lungskonzeption der DDR für die nächsten fünf Jahre bestätigt. Wenn unser Land nun auch einen Teil der Lieferungen an sowjetischen Energieträgern verliert, die in vielem dieser Kon-zeption zugrunde liegen, so wird sich dieser Umstand außerordentlich negativ auf die Volks-wirtschaft der DDR auswirken. Offen gesagt, damit würden die Grundpfeiler der Existenz der Deutschen Demokratischen Republik untergraben.

Die SED unternimmt große Anstrengungen zur Anhebung des Niveaus der Industrieproduktion bei gleichzeitiger Einhaltung eines äußerst strengen Sparsamkeitsregimes bei Energie und Ma-terial, wir werden dies auch künftig tun. Schon beim gegenwärtigen Niveau der Lieferungen von Energieträgern aus der UdSSR haben wir praktisch keinerlei Möglichkeit, mehr von unseren Werktätigen zu erreichen.

Wie ich Dich, teurer Leonid Iljitsch, während des Treffens auf der Krim informierte, haben wir das Ziel gestellt, ab 1982 nicht mehr Kredite von der UdSSR in Anspruch zu nehmen und bis 1985 eine bedeutende Verringerung unserer Verschuldung gegenüber dem Westen zu erreichen. Wir werden jedoch diese Pläne nicht realisieren können, wenn die Lieferungen von Erdöl, Erdölprodukten und Gas aus der UdSSR verringert werden.

Unter Berücksichtigung des Obengesagten hat das Politbüro des ZK der SED nochmals das für uns plötzlich entstandene Problem auf dem Gebiet der Energieversorgung erörtert und bittet Dich, teurer Leonid Iljitsch, und alle Genossen im Politbüro des ZK der KPdSU dringendst, gro-ßes Verständnis für unsere Argumente zu bekunden und sie in maximal günstiger Weise zu prüfen.

Mit kommunistischem Gruß, E. Honecker, Berlin, 4. September 1981

Anmerkungen:

  • [74]Die Erölförderung auf eigenem Territorium erreichte bereits Ende der sechziger Jahre mit gerade einmal rund 250.000 t/a ihren Maximalwert. Mit späteren jährlichen Fördermengen unter 100.000 t blieb diese Quelle bedeutungslos. Vgl. R. Karlsch: Der Traum von Öl – zu den Hintergründen der Erdölsuche in der DDR, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 80 (1993) 1, S. 63-87
  • {75]„In manchen Dingen hatte die DDR-Wirtschaft und ihre Chemiebranche schlichtweg ‚Pech’. […] Daß bei gleichen geologischen Formationen wohl in der Bundesrepublik, nicht aber in der DDR Erdöl vorhanden war, kann nur als Zufall zu werten sein; ebenso wie der Umstand, daß die DDR bei ihrer Erdölsuche im befreundeten Irak [ab 1974 – A.R.] trotz bester Voraussetzungen nicht fündig wurde und die Suche abbrechen mußte.“ H. G. Schröter: Handlungspfadverengung bis zur „Selbstzerstörung“? Oder: Warum die chemische Industrie der DDR im Vergleich zu der Bundesrepublik zwischen 1945 und 1990 so hoffnungslos veraltete, in: L. Baar/D. Petzina (Hrsg.): Deutsch-deutsche Wirtschaft 1945 bis 1990. Strukturveränderungen, Innovationen und regionaler Wandel. Ein Vergleich (St. Katharinen 1999), S. 304-325, S. 325
  • [76]K. Strzodka: Probleme der Rohstoffversorgung der Volkswirtschaft der DDR unter besonderer Berücksichtigung der eigenen Lagerstättenressourcen, in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR. Mathematik–Naturwissenschaften–Technik (Berlin 1979) 7/N, S. 5-28, S. 21
  • [77]W. Retschke/E. Hildebrandt: Braunkohle, wichtiger Energieträger in Gegenwart und Zukunft, in: Energietechnik 33 (1983) 4, S. 123-126, S. 124
  • [78]Mit „Kosten“
  • [79]W. Riesner: DDR und Bundesrepublik im energiewirtschaftlichem Vergleich, in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen 40 (1990) 4, S. 198-205, S. 200
  • [80]H. Kraft et al.: Hauptrichtungen der rationellen Energieanwendung bei der Gewinnung von Rohbraunkohle, in: Neue Bergbautechnik 19 (1989) 7, S. 241-246, S. 241
  • [81]J. Roesler et al.: Produktionswachstum und Effektivität in Industriezweigen der DDR 1950-1970 (Berlin 1983), S. 214
  • [82]K. Strzodka: Zusammenfassung der Diskussion, in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR. Mathematik–Naturwissenschaften–Technik (Berlin 1979) 7/N, S. 34-37, S. 35
  • [83]W. Riesner: DDR und Bundesrepublik im energiewirtschaftlichem Vergleich, a. a. O., S. 200
  • [84]K. Strzodka: Probleme der Rohstoffversorgung […], a. a. O., S. 25
  • [85]Ebenda, S. 15
  • [86]G. Schramm/W. Hahn: Möglichkeiten zur Verbesserung des Wirkungsgrades bei der Rekonstruktion von Braunkohlekraftwerken in der DDR, in: Wissenschaftliche Zeitung der Technischen Universität Dresden 33 (1984) 4, S. 71-76, S. 75
  • [87]L. Mez et al.: Die Energiesituation in der vormaligen DDR. Darstellung, Kritik und Perspektiven der Elektrizitätsversorgung (Berlin 1991), S. 87
  • [88]H.-G. Weidlich: Zur Wechselbeziehung Kohlekraftwerk und Umwelt, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 33 (1984) 4, S. 77-79, S. 79
  • [89]Statistische Jahrbücher der DDR, versch. Jahrgänge
  • [90]H.-H. Hertle/F.-O. Gilles: Struktur, Entwicklung und Probleme der chemischen Industrie in der DDR. Ein Rückblick. Gespräch mit Dr. Friedrich Götz, ehem. Stellvertreter des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission für die Grundstoffindustrie, in: Berliner Arbeitshefte und Berichte zur sozialwissenschaftlichen Forschung, Nr. 81 (Berlin 1993), S. 10
  • [91]D. Graichen: Die Entwicklung der Erdölverarbeitung und der Petrolchemie in der DDR, in: Chemie in der Schule 26 (1979) 10, S. 401-408
  • [92]Referat des Genossen W. Ulbricht, in: Protokoll der Verhandlungen des V. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands vom 10. bis 16. Juli 1958 in der Werner-Seelenbinder-Halle zu Berlin (Berlin 1959), S. 22-177, S. 68-69
  • [93]Chemie gibt Brot – Wohlstand – Schönheit. Chemiekonferenz des ZK der SED und der Staatlichen Plankommission in Leuna am 3. und 4. November 1958. Hrsg. vom ZK der SED  (Berlin 1959)
  • [04]Die offizielle Grundsteinlegung erfolgte im November 1960, die Dauerinbetriebnahme schließlich am 01. Juni 1964 mit einem Jahresdurchsatz von zunächst 2 Mill. t Erdöl. Mit Aufnahme des Dauerbetriebs in der Anlage der zweiten Ausbaustufe im September 1965 erhöhte sich der mögliche Jahresdurchsatz auf etwa 4 Mill. t. Vgl. S. Unger/K. Gerstenberger: Das Erdölverarbeitungswerk Schwedt, Aufbauschwerpunkt der chemischen Industrie der DDR, in: Die Technik 18 (1963) 11, S. 716-720
  • [95]Im Dezember 1958 erfolgte auf der X. Tagung des RGW in Warschau der Beschluß zum Bau jener Pipeline, die die Erdölfelder Baschkiriens mit den Erdölverarbeitungszentren Polens (Plock), der DDR (Schwedt), Ungarns (Szazhalombatta) und der CSSR (Hrdlo) verband. Für den größten Streckenabschnitt lieferte die Sowjetunion die Projektunterlagen und die Rohre. Als die Regierung der BRD auf Bertreiben der USA durch ein Röhrenembargo den Bau zu vereiteln versuchte, produzierte das Rohrwerk Bitterfeld aus sowjetischem Stahlblech die Rohre für den 1000 km langen Abschnitt Schwedt-Mosyr. Trotz Röhrenembargos konnte die Pipeline nach fünfjähriger Bauzeit 1964 termingerecht in Betrieb genommen werden.
  • [96]Zit. nach R. Karlsch: „Wie Phönix aus der Asche?“ Rekonstruktion und Strukturwandel in der chemischen Industrie in beiden deutschen Staaten bis Mitte der sechziger Jahre, in: L. Baar/D. Petzina (Hrsg.): Deutsch-deutsche Wirtschaft 1945 bis 1990. Strukturveränderungen, Innovationen und regionaler Wandel. Ein Vergleich (St. Katharinen 1999), S. 262-303, S. 296-297
  • [97]Siehe Anlage 1: Schreiben W. Ulbrichts an N. S. Chruschtschow vom 4. August 1961
  • [98]Brief W. Ulbrichts an N. S. Chruschtschow vom 19. Januar 1961, in: H. Mehringer (Hrsg.): Von der SBZ zur DDR. Studien zum Herrschaftssystem in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik (München 1995), S. 242-254, S. 252
  • [99]R. Karlsch/R. G. Stokes: „Faktor Öl“. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859-1974 (München 2003), S. 338
  • [100]Ebenda, S. 337
  • [101]Mohammed Ahmed Ben Bella, Präsident und Premierminister der Demokratischen Volksstaatlichen Republik Algeriens
  • [102]Zit. nach D. Kosthorst: „Sie sind ein Opfer unserer Propaganda.“ Die letzten Gespräche Ulbrichts mit Chruschtschow 1964 in Moskau – Eine Dokumentation, in: Deutschland-Archiv 29 (1996) 6, S. 872-887, S. 880
  • [103]Ebenda
  • [104]Staatliche Plankommission der UdSSR
  • [105]Ebenda, S. 884-885
  • [106]Ebenda, S. 881
  • [107]Ebenda, S. 885
  • [108]R. Karlsch/R. G. Stokes: „Faktor Öl“. […], a. a. O., S. 338
  • [109]Ebenda
  • [110]H. Winter: Die außenwirtschaftlichen Aktivitäten der DDR innerhalb des RGW zur Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung, in: G. Gutmann (Hrsg.): Das Wirtschaftssystem der DDR. Wirtschaftspolitische Gestaltungsprobleme (Stuttgart/New York 1983), S. 383-403, S. 387
  • [111]o. V.: Die chemische Industrie in der DDR. Renaissance einheimischer Rohstoffe durch Beschränkungen der Erdölimporte?, in: DIW-Wochenbericht 47 (1980) 47, S. 485-490, S. 487
  • [112]Geschichte der SED. Abriß (Berlin 1978), S. 626
  • [113]G. Brendel/E. Faude: Wesenszüge und Entwicklungstendenzen des RGW-Preisbildungssystems, in: Wirtschaftswissenschaft 21 (1973) 9, S. 1283-1297, S. 1285
  • [114]1950 betrug der Rohölpreis 1950 1,75 $ (pro Barrel) und lag bis 1970 unter 2 $. Doch schon zu Beginn der siebziger Jahre, also vor der ersten Ölkrise, begann ein Preisanstieg. Innerhalb von zwei Jahren zog er um 27 Prozent an. Als dann ein Teil der in der OPEC vereinigten Staaten mit einem Öllieferboykott und Preiserhöhungen in den im Oktober 1973 begonnen Yom-Kippur-Krieg eingriff, stieg der Spotpreis bis Mitte 1974 auf das Dreifache des Vorjahres, womit er fast siebenmal so hoch lag wie 1970. Dieses Preisniveau blieb bis zum zweiten „Ölschock“, dem Anstieg vom Herbst 1979 (Sturzes des Schah-Regimes und Wegfalls des Iran als Öllieferant) erhalten, der den Ölpreis erneut verdreifachte.
  • [115]G. Gräbig et al.: Ware-Geld-Beziehungen in der sozialistischen ökonomischen Integration (Berlin 1975), S. 79
  • [116]J. Bethkenhagen: Die Zusammenarbeit der RGW-Länder auf dem Energiesektor, in: Osteuropa-Wirtschaft 22 (1977) 2, S. 63-80, S. 68
  • [117]A. K. Fischer: Kohle, Erdgas, Erdöl in der Sowjetunion 1965-1985, in: Osteuropa-Wirtschaft 27 (1982) 2, S. 83-92
  • [118]S. Baufeldt: Die Primärenergieversorgung der RGW-Staaten in den achtziger Jahren, in: Osteuropa-Wirtschaft 26 (1981) 4, S. 253-275, S. 262
  • [119]o. V.: Erdöl und Erdgas im RGW-Intrablockhandel, in: DIW-Wochenberichte 50 (1983) 51-52, S. 625-632, S. 630
  • [120]Anlage 2: Schreiben L. I. Breschnews an E. Honecker vom 31. August 1981
  • [121]o. V.: Erdöl und Erdgas im RGW-Intrablockhandel, a. a. O., S. 627; A. K. Fischer: Sowjetische Erdölwirtschaft in schwerer Krise, in: Osteuropa-Wirtschaft 26 (1991) 2, S.106-117, S. 114
  • [122]Siehe Anlage 3: Schreiben E. Honeckers an L. I. Breschnew vom 4. September 1981
  • [123]Gespräch mit Dr. Günter Mittag vom 10.12.1993, in: T. Pirker et al.: Der Plan als Befehl und Fiktion. Wirtschaftsführung in der DDR. Gespräche und Analysen (Opladen 1995), S. 19-31, S. 26
  • [124]H.-H. Hertle/F.-O. Gilles: Struktur, Entwicklung und Probleme […],a. a. O., S. 14
  • [125]H. G. Schröter: Ölkrisen und Reaktionen in der chemischen Industrie beider deutscher Staaten. Ein Beitrag zur Erklärung wirtschaftlicher Leistungsdifferenzen, in: J. Bähr/D. Petzina (Hrsg.): Innovationsverhalten und Entscheidungsstrukturen. Vergleichende Studien zur wirtschaftlichen Entwicklung im geteilten Deutschland 1945-1990 (Berlin 1996), S. 109-138, S. 123
  • [126]J. Roesler: Wirtschaftspolitik der DDR – Autarkie versus internationale Arbeitsteilung, in: Dresdener Beiträge zur Geschichte der Technikwissenschaften, Nr. 25 (1998), S. 2-14, S. 10
  • [127]H. Effenberger: Grundlagen- und angewandte Forschung auf dem Gebiet der Verbrennung von Rohbraunkohle, in: Energietechnik 36 (1986) 5, S. 185-190, S. 185
  • [128]E. Honecker: Die nächsten Aufgaben der Partei bei der weiteren Durchführung der Beschlüsse des IX. Parteitages der SED (Berlin 1980), S. 34ff.; Direktive des X. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR in den Jahren 1981 bis 1985, in: Protokoll der Verhandlungen des X. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands im Palast der Republik in Berlin 11. bis 16. April 1981, Bd. 2 (Berlin 1981), S. 243-309, S. 261-267
  • [129]H.-H. Hertle/F.-O. Gilles: Struktur, Entwicklung und Probleme […],a. a. O., S. 11
  • [130]H. G. Schröter: Ölkrisen und Reaktionen […], a. a. O., S. 115
  • [131]M. Weisheimer/J. Matthies: Zur ökonomischen Effektivität von Energieeinsparungen, in: Wirtschaftswissenschaft 35 (1987) 12, S. 1794-1809, S. 1798
  • [132]A. Bönisch/W. Heinrichs: Langfristige Sicherung der Energie- und Rohstoffbedarfs – ein lösbares globales Problem, in: Wirtschaftswissenschaft 35 (1987) 5, S. 641-661, S. 653
  • [133]Veröffentlicht in: H. Mehringer (Hrsg.): Von der SBZ zur DDR. Studien zum Herrschaftssystem in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik (München 1995), S. 254-268
  • [134]Veröffentlicht unter: www.chronik-der-mauer.de/index.php/chronik/1981
  • [135]Veröffentlicht unter: www.chronik-der-mauer.de/index.php/chronik/1981
  • [136]„Theorie und Praxis“, Ausgabe 7, Dezember 2006; Kontakt: J. Magel, Scharnhorststr. 18, 30175 Hannover