Redaktion Offensiv: Interview zu „Die Sicherheit”
Wir freuen uns, über eine der interessantesten Buchveröffentlichungen der letzten und wahrscheinlich auch der nächsten Jahre sehr direkt berichten zu können. Es geht um „Die Sicherheit”. Aus dem Informationsblatt des Verlages: „Auf zwei Säulen stand das Ministerium der Staatssicherheit: der „Hauptverwaltung Aufklärung” (entsprach dem westdeutschen BND) und der „Abwehr” (Verfassungsschutz). Zwanzig Generäle und Oberste der Abwehr, praktisch deren gesamte Führung, berichten auf über tausend Seiten über die Arbeit dieser Institution. Die in der Welt wohl einmalige Tatsache, dass die Leitung des liquidierten Geheimdienstes eines untergegangenen Staates sich öffentlich erklärt, erregte bereits bei ihrer Ankündigung einiges Aufsehen.”
Drei der Autoren standen uns Rede und Antwort, waren bereit, auf unsere Fragen kollektiv einzugehen: Reinhard Grimmer, Werner Irmler, Wolfgang Schmidt.
Wir freuen uns sehr über diese Informationen aus erster Hand! Red. Offensiv, Hannover
Red. Offensiv: Ihr habt die zweibändige Ausgabe „Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS.” herausgebracht. Welches Ziel verfolgt Ihr mit dieser Veröffentlichung?
Antwort: Mit dem zweibändigen Sachbuch zur Abwehrarbeit des MfS wollen wir Einblicke vermitteln, was wir in langjähriger Tätigkeit mit den von uns geleiteten Kollektiven an Kenntnissen und Erfahrungen gewonnen haben. Anliegen ist es, damit zu einem objektiven Bild über das MfS als Schutz-, Sicherheits- und Rechtspflegeorgan und speziell über die Aufgaben, Struktur und Arbeitsweise der Abwehrdiensteinheiten beizutragen. Wir wollen Antwort geben auf Fragen, wie das MfS wirklich gearbeitet, was die Abwehrarbeit und unser eigenes Handeln bestimmt hat. Dabei erheben wir keinesfalls Anspruch auf eine allseitige oder gar abschließende Behandlung dieses Themas. Wir wähnen uns nicht im Besitz eines Wahrheitsmonopols. Als aktiv Beteiligte und kompetente Zeitzeugen sind wir nicht frei von subjektiven Sichten und Wertungen. Dennoch haben wir uns bemüht, mit unserer Vergangenheit objektiv, sachlich und souverän umzugehen. In diesem Sinne fühlen wir uns in besonderer Weise gegenüber den ehemaligen Angehörigen und Inoffiziellen Mitarbeitern des MfS, allen, die sich für den Schutz der DDR eingesetzt haben, verpflichtet. Mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen wollen wir gleichwohl dazu beitragen, allen Interessierten ein Stück erlebte Geschichte zu vermitteln. Mit unserem Buch wollen wir vor allem auch an Fakten erinnern, die dem Zeitgeist geschuldet heute totgeschwiegen werden. Wir wollten unsere Erinnerungen festhalten, solange uns das noch möglich ist.
Mit unserer Vergangenheit und der des MfS souverän umzugehen, ist nicht nur eine Sache unseres guten Willens und Wollens, sondern auch eine Sache der politischen Rahmenbedingungen und des gesellschaftlichen Klimas. Seit 1989 wird die öffentliche Meinung durch eine Flut von Publikationen über das MfS bestimmt, die oft mit bösartigen Unterstellungen und Verleumdungen, tendenziösen und selektiven Darstellungen darauf gerichtet sind, via Stasi-Hysterie jede positive Erinnerung an die DDR und ihren Sozialismus-Versuch auszulöschen. Dabei produzieren sich zahlreiche selbst ernannte Stasi-Experten, fanatische Antikommunisten mit und ohne wissenschaftlichen Anstrich, gut bezahlte Parteigänger des heutigen Systems, aber auch tatsächliche und vermeintliche Opfer mit ihren subjektiven Sichten. Was wurde in den vergangenen 12 Jahren dem MfS, und speziell auch seinen Abwehrorganen, alles angedichtet?: Mord, Totschlag, Komplizenschaft mit Terroristen, Folter, Psychiatriemißbrauch, radioaktive Bestrahlung von Inhaftierten, Machtmißbrauch, Korruption, flächendeckende Ausspähung und Repression usw. Obwohl die eifrigen Strafverfolgungsbehörden und Gerichte der BRD im Ergebnis zehntausender Ermittlungsverfahren die Mitarbeiter des MfS de fakto juristisch rehabilitieren mußten, beherrschen auch heute noch Horrorszenarien das MfS-Thema in den Medien. Anliegen unserer Publikation ist es, zu einer Versachlichung beizutragen und die Leser in die Lage zu versetzen, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Red. Offensiv: Wie seid Ihr auf die Idee der Herausgabe eines solchen umfangreichen Sachbuches gekommen?
Antwort: In den zurückliegenden Jahren haben eine Reihe von ehemaligen Mitarbeitern des MfS themenbezogen immer wieder versucht, objektiv und sachlich zu einzelnen Seiten der Arbeit des MfS Stellung zu nehmen. Besonders notwendig wurde das im Zusammenhang mit der politisch motivierten Strafverfolgung, der politischen und sozialen Ausgrenzung der hauptamtlichen und Inoffiziellen Mitarbeiter des MfS. Angesichts der Übermacht der bei der Behandlung des MfS-Themas weitgehend gleichgeschalteten Medien und der Anmaßung des Deutungsmonopols seitens der Gauck-Birthler-Behörde blieben diese Bemühungen „Tropfen auf den heißen Stein”. Gleichzeitig wuchsen die Erwartungen vieler Mitarbeiter, daß sich ihre ehemaligen Leiter grundsätzlich, umfassend und selbstredend auch kritisch zur Abwehrtätigkeit öffentlich äußern. Das wurde noch verstärkt durch die Publikationen und öffentlichen Anhörungen zur Tätigkeit der Aufklärung des MfS, der HVA.
Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Veranstaltungen der Alternativen Enquete-Kommission Deutsche Zeitgeschichte vom 15. Dezember 1993 und vom 29. Mai 1994 in Berlin (abrufbar unter www.mfs-insider.de).
Ursprünglich war geplant, anknüpfend an diese Veranstaltungen in analoger Weise zu einer komplexen und differenzierten Darstellung des Abwehrbereiches überzugehen. Das gestaltete sich jedoch komplizierter als zunächst angenommen und ging nicht ohne intensiven, unausbleiblich und unerläßlich auch von kontroversen Diskussionen geprägten konstruktivem Meinungsstreit. Besonders hinderlich war die teilweise bis heute anhaltende Strafverfolgung Beteiligter. Selbstverständlich war es einer emotional aufgeputschten Öffentlichkeit auch leichter zu vermitteln, daß die Arbeit der Aufklärung des MfS der international üblichen Tätigkeit von Nachrichtendiensten entsprach als über Aufgabenbereiche der inneren Abwehr zu sprechen, die unmittelbar DDR-Bürger betrafen. Es war und ist auch nicht zu erwarten, daß sich Abwehrverantwortliche der BRD zu ihrer Arbeit im Diskurs mit ehemaligen Abwehrspezialisten des MfS äußern. Seit 1994 war aber absehbar, daß eine zusammenfassende Darstellung der Abwehrarbeit des MfS erforderlich ist. Es entstanden zahlreiche, immer wieder diskutierte und überarbeitete Ausarbeitungen. Besonders intensiv wurde daran in den letzten 3 Jahren gearbeitet. Am 16. Februar 2000 wurde mit einer Podiumsdiskussion des Berliner Alternativen Geschichtsforums ein erneuter Versuch gestartet, eine öffentliche Diskussion über die Abwehrarbeit des MfS zu führen. Das Publikum, die öffentliche Wahrnehmung und der Kreis der tatsächlich zu vermittelnden Fragen und Probleme blieben jedoch begrenzt. Damit verdichtete sich die Idee der Herausgabe eines zusammenfassenden Kompendiums zur Abwehrarbeit. Entgegen anders lautenden Darstellungen war zu keinem Zeitpunkt eine wie auch immer geartete Darstellung der gesamten Tätigkeit des MfS ins Auge gefaßt worden.
Red. Offensiv: „Die Sicherheit…” enthält Beiträge von 20 Autoren. Wie habt Ihr das geschafft?
Antwort: Die Autoren kennen sich aus jahrzehntelanger gemeinsamer Tätigkeit, sind z. T. untereinander langjährig befreundet. Hinzu kam, daß die aktive Solidarität im Gerichtssaal, im Kampf gegen das Rentenstrafrecht, gegen die berufliche und soziale Ausgrenzung, gegen öffentliche Diskriminierung und Diffamierung, die selbstverständliche Hilfe und Unterstützung bei familiären und gesundheitlichen Problemen zusammenschweißt. Das hat nichts mit alten Strukturen, „Seilschaften” oder Konspiration zu tun.
Der Schwerpunkt der Erarbeitung der einzelnen Beiträge lag bei den Autoren selbst, brachte doch jeder spezifisches Wissen ein. Die Aussprache zu Entwürfen erfolgte in offenen Diskussionsrunden mit jeweils unterschiedlichen Teilnehmern in einer sehr lockeren Form. Das schloß die Konsultation mit anderen ehemaligen Mitarbeitern des MfS nicht aus sondern erforderte sie regelrecht. Neben den 20 Buchautoren haben wenigstens hundert weitere Mitarbeiter des MfS durch Hinweise, Erinnerung an konkrete Personen und Ereignisse, kritische Bemerkungen usw. an dem vorliegenden Sachbuch aktiv mitgewirkt. Hinzu kommt eine Reihe weiterer Personen, die zwar keine Mitarbeiter des MfS waren, die uns mit der Vermittlung ihrer Erkenntnisse ebenfalls sehr geholfen haben.
Red. Offensiv: Aber nun zum Inhalt: Was erwartet die Leserinnen und Leser?
Antwort: Die beiden Bände des Buches umfassen 1248 Seiten, also viel Lesestoff, der von Umfang, Inhalt und Darstellung her nicht geringe Ansprüche an die Leserinnen und Leser stellt. Schon ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis des Buches läßt erkennen, wie vielfältig und komplex die behandelten Themen sind. Sie erfassen alle wesentlichen Bereiche der Abwehrarbeit des MfS, die Darstellung grundsätzlicher Fragen der Sicherheitspolitik zur Gewährleistung der staatlichen Sicherheit, der Hauptaufgaben, Mittel und Methoden der Abwehrarbeit (einschließlich der Zusammenarbeit mit den Inoffiziellen Mitarbeitern) bis zu deren Umsetzung in den jeweils spezifischen Aufgabengebieten. Das sind solche Bereiche, wie die Spionage- und Terrorabwehr, der Schutz der Volkswirtschaft und der politischen Grundlagen der DDR, die Militärabwehr, die Vorbereitung auf einen Verteidigungszustand, die funkelektronische Abwehr und Aufklärung, die Bekämpfung des Verlassens der DDR und des Menschenhandels, die Tätigkeit der Untersuchungsorgane und des Untersuchungshaftvollzugs, die Juristische Hochschule des MfS u.a. Behandelt werden das Ende des MfS sowie die Aktenlage.
Dabei waren alle Autoren bemüht, durch eine objektive, sachliche, auf Fakten gestützte Darstellung ein realistisches Bild von der Tätigkeit des MfS und seiner Diensteinheiten zu zeichnen, auf billige Polemik zu verzichten und sich auch kritischen Bewertungen und Einschätzungen zu stellen bzw. diese selbst vorzunehmen. Im Mittelpunkt steht die Erforschung der historischen Wahrheit. Das erforderte, die Tätigkeit des MfS in den konkreten historischen Zusammenhängen, in den Auseinandersetzungen des Kalten Krieges, unter den Bedingungen der besonderen Bedrohungslage der DDR zu betrachten, aber auch als Teil eines einheitlichen staatlichen und gesellschaftlichen Systems, an dessen Spitze die SED-Führung stand.
Die Autoren waren darauf angewiesen, vorwiegend auf in ihrer Arbeit selbst erworbene Erfahrungen und persönliches Wissen zurückzugreifen. Eine Einsichtnahme und Auswertung der in der Gauck-Birthler-Behörde vorliegenden Originalinformationen und Dokumente war und ist ihnen weitgehend verwehrt. Die Sprache, die speziellen Begriffe und Ausdrucksweisen in den Bänden entsprechen der seinerzeit verwendeten „Partei- und Amtssprache” und der eines militärisch geleiteten Staatsorgans. Die Autoren konnten und wollten sich davon nicht lösen, oder gar in den Sprachstil verschiedener Vergangenheitsbewältiger verfallen, der eher verfälschend als wahrheitsfindend ist. Im übrigen: Alle „Dienste” – so auch das MfS – pflegten bzw. pflegen für bestimmte Sachverhalte bzw. Tätigkeiten spezielle Begriffe, entwickelten eine Art Fachsprache, die für Außenstehende nicht immer leicht verständlich ist. Wir bekennen uns auch auf diesem Gebiet zu unseren „Sünden”.
Red. Offensiv: Rechtsanwalt Dr. Peter-Michael Diestel schreibt als Insider der MfS-Auflösung in seinem dem Buch vorangestellten Plädoyer, daß er auf eine „faire, offene Diskussion dieses bisher einzigartigen MfS-Kompendiums” hoffe. Seht Ihr das auch so?
Antwort: Um über das Buch diskutieren zu können, sollte es zunächst einmal gelesen werden, was bei ca. 1.250 Seiten, noch dazu eines Sachbuches mit komprimierten Aussagen, durchaus nicht einfach ist. Wie bereits erwähnt, wollen wir mit unserem Buch zur Versachlichung und Objektivität in der Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR, im speziellen des MfS beitragen. Eine faire und offene Diskussion würde mithelfen, Barrieren abzubauen, Vorurteile zu beseitigen, politisch motivierte Verfolgungen, Ungleichbehandlungen und Ausgrenzungen zu beenden. Das würde allerdings auch die Aufgabe vorgegebener und eingeübter Rituale beim Thema „Stasi” voraussetzen. Wir werden uns Diskussionen stellen (Anfragen dazu, zu Buchbesprechungen, liegen bereits vor), die auf gleicher Augenhöhe geführt werden, d. h., die ohne diskriminierende oder diffamierende Begleitumstände ablaufen können. Allerdings haben wir auch die Erfahrung machen müssen, daß Leute, die ihre heutige gesellschaftliche Bedeutung fast ausschließlich aus der permanenten Verteufelung des MfS herleiten, an einer inhaltlichen Diskussion im Grunde nicht interessiert sind. Wir kennen ihre stereotypen Inszenierungen und können auf sie verzichten. Das trifft übrigens auch für bestimmte Medien zu, die nicht müde werden, immer wieder neue (meistens nur alte, wieder aufgewärmte) Stories zu verkünden.
Red. Offensiv: Ihr schreibt im Klappentext: „Gemessen an der Aufgabe des MfS,… die DDR und das friedliche Aufbauwerk von Generationen zu schützen, haben wir letztlich nicht bestanden.” Seid Ihr der Auffassung, bei einer anderen Sicherheitspolitik und anderem Handeln wäre die DDR zu retten gewesen?
Antwort: Diese Frage bewegt auch uns sehr. Sie berührt grundsätzliche historische und politische Entwicklungen und ist letztlich nur spekulativ zu beantworten. Der Realsozialismus ist schließlich nicht nur in der DDR zusammengebrochen. Unsere Position dazu haben wir in unserem Buch an verschiedenen Stellen dargelegt. Wir verweisen im Besonderen auf den Beitrag „Sicherheitspolitik der SED, staatliche Sicherheit der DDR und Abwehrarbeit des MfS”, in dem unsere Auffassungen zu den Ursachen für das dargelegt werden, was gemeinhin als „Scheitern des realexistierenden Sozialismus” bezeichnet wird. Zitat: „Die Ursachen für die Niederlage der DDR sind vielschichtig und komplexer Natur, es gab innere und äußere Faktoren, die sich gegenseitig durchdrangen oder wechselseitig bedingten. Dazu gehören falsche und fehlerhaft umgesetzte Gesellschaftskonzepte – auch auf dem wichtigen Gebiet der Sicherheitspolitik. Eine wesentliche Rolle spielte auch der Subjektivismus in der Gesellschaftspolitik. Aber zum Komplex der Ursachen gehören vor allem auch die Politik und die Maßnahmen der Westseite gegen die DDR. … Es war kein fairer Wettstreit der Systeme. Es war Kalter Krieg. … Aber unzweifelhaft dürfte bei alledem auch sein: Ohne die Sowjetunion mit ihrem politischen, ökonomischen und militärischen Potential war der Sozialismus in der DDR zum Scheitern verurteilt.”
Die Entwicklung der DDR als sozialistischer Staat und die Gewährleistung seiner Sicherheit war eine gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe unter Führung der SED und hätte das Engagement der übergroßen Mehrzahl der Bürger erfordert.
Red. Offensiv: Es geistert immer wieder die Auffassung durch die Medien, daß Markus Wolf nicht genug dafür getan habe, die Kundschafter und andere Quellen des MfS vor der Enttarnung und der darauf basierenden Verfolgung durch die bundesdeutsche Justiz zu schützen. Was sagt Ihr dazu?
Antwort: Die Buchveröffentlichungen von Markus Wolf, Werner Großmann, Gabriele Gast und anderen – wie nunmehr auch unser zweibändiges Sachbuch – ermöglichen jedem aufmerksamen Leser ein eigenes Urteil. Wir wissen, daß die Genossen der HVA mit Werner Großmann an der Spitze große Anstrengungen unternommen haben, ihre Kundschafter zu schützen und vor Repressionen zu bewahren. Wo das möglich war, haben Mitarbeiter der Abwehr sie dabei unterstützt. Was Markus Wolf betrifft, so war er bereits 1986 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.
Wenn es um die Enttarnung von Kundschaftern des MfS geht, so ist für uns der erbärmliche Verrat einer kleinen Anzahl z. T. leitender Mitarbeiter des ehemaligen MfS, darunter auch der Abwehr, besonders schwerwiegend und enttäuschend. Auch die Abwehr hätte ihre IM besser schützen können und müssen.
Red. Offensiv: Wie steht Ihr mit dem Abstand von mehr als einem Jahrzehnt zu Eurer Verantwortung?
Antwort: So wie es historisch gerechtfertigt war, in Gestalt der DDR eine gesellschaftliche Alternative – den Sozialismus auf deutschem Boden – zu schaffen, so legitim und notwendig war es, dieses Vorhaben zu schützen. Daran wirkten die Angehörigen, die Kundschafter und IM des MfS engagiert mit. Sie haben deshalb weder Grund zur Reue noch Anlaß, sich hinsichtlich ihrer staatssichernden Tätigkeit dem Deutungsmonopol der damaligen Gegner der DDR zu unterwerfen.
Wir wissen uns in Übereinstimmung mit vielen ehemaligen Mitarbeitern des MfS, daß es notwendig ist, weiter aktiv zusammenzustehen und Solidarität zu üben. Wir stehen fest an der Seite der von der politischen Siegerjustiz verfolgten ehemaligen Bürger und Kundschafter der DDR sowie der Opfer des Kalten Krieges in der BRD. Wir wenden uns gegen das anhaltende Rentenunrecht, von dem die DDR-Bürger, darunter auch die MfS-Angehörigen, betroffen sind. So wie es uns möglich ist, engagieren wir uns für den Frieden in der Welt, gegen die Verletzung von Menschenrechten, für soziale Gerechtigkeit und die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Ost und West.
Unsere Interviewpartner: Wolfgang Schmidt, Abteilungsleiter der Hauptabteilung 20 im MfS, Oberst a.D.; Werner Irmler, Leiter der zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG), Generalleutnant a.D.; Reinhard Grimmer, leitender Mitarbeiter der ZAIG, Oberst a.D.