Heinz-Joachim Reiß: Postskript

Heinz-Joachim Reiß: Postskript

Die Autoren Opperskalski und Flegel haben viele richtige Gedanken ausgesprochen. In ihrem Mut, eine Analyse des linken Parteienspektrums vorzunehmen, lehnten sich die Verursacher von so mancherlei Gefühlsregungen zwar weit aus dem Fenster; sie hätten bei diesem Vorhaben aber mindestens vor die Tür gehen müssen. Ich will mich nicht, wie einige Genossinnen und Genossen verständlich emotional reagierten, in gewisser Weise überempfindlich äußern. Nach meiner Auffassung setzen sich historische Wahrheiten durch und sind auch gegenüber Kritikastertum erhaben. Opperskalski und Flegel haben sich zum Teil vernichtend kritisch geäußert, um schließlich zu belegen, dass sie selbst nicht in der Lage sind, den ideologischen Morast zu verlassen.

In ihrer Inkonsequenz fordern die Autoren dazu auf, dort zu verharren, wo man sich eingerichtet hat. Darin liegt m.E. der zentrale Spaltungsgedanke. Mit „Proletarier…vereinigt Euch!” hat das nichts zu tun. Klassenbewusstsein tritt diesbezüglich nicht in Erscheinung. Interessant. Marx und Engels forderten die Konstituierung des Proletariats als Klasse. Aus diesem Grund müsste heute die programmatische Losung auch lauten: „Proletarier aller linken Parteien, vereinigt Euch!” Aber nicht(!): bleibt, wo Ihr seid. Hier jedoch war dem revolutionären Kleingeist die Luft ausgegangen – weswegen er sich als solcher nach dem Motto: „my home is my castle”, klassifiziert. Der Marxismus-Leninismus spielt demnach eine untergeordnete Rolle.

Ganz anderer Meinung jedoch sind die Kommunisten, der noch in der DDR wiedergegründeten KPD. Mag sein, dass diese kleine Partei Unzulänglichkeiten aufweist – die wesentlichste besteht wohl in ihrer Quantität. Die Partei ringt aber wie keine andere im imperialistischen Deutschland beständig um ideologische Klarheit; diese Partei bringt ihre Haltung programmatisch zum Ausdruck; diese Partei bemüht sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten konsequent um Aktionseinheit der Linken – jedoch ohne Preisgabe des Marxismus-Leninismus; schließlich beweist die Kommunistische Partei Deutschlands gemäß ihrem Programm und getreu der objektiven Forderung „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!” praktischen Internationalismus. Sonderbar, dass gerade jener von den beiden genannten Autoren des Parteienheftes nicht nur kritisiert, sondern entstellt wird. Nur von einer kleinbürgerlichen, die geschichtlichen Tatsachen negierenden Position erscheint die mit antistalinschem – sprich: antikommunistischem – Hintergrund getroffene Wertung verständlich. Soweit meine Einlassung zur Kritik der KPD.

Letztendlich werfen die Genossen Flegel und Opperskalski der Partei Steine auf den programmatischen Weg zur Aktionseinheit – womöglich unüberlegt, aber Stein bleibt Stein. Nämlich der wesentliche Gedanke wird negiert, dass nur eine sich aus den gesetzmäßig ökonomischen Entwicklungen heraus, objektiv diesen entsprechend, politisch organisierte Kraft der Arbeiterklasse zur Erfüllung ihrer welthistorischen Mission das wissenschaftliche Bewusstsein eingibt (Schreibweise dieses Satzes wie im Original; d.Red.). Praktisch muss dieses Bewusstsein, wie die lebensnotwendigen Nährstoffe der Muttermilch, in den arbeitenden Klassen auf Grund der Stellung zu den Produktionsmitteln deren Handlungsfähigkeit erzeugen. In einer Zeit, da die Imperialisten auf Grund der ökonomischen Entwicklung international agieren, dokumentieren zersplitterte Parteien und auseinanderlaufende Proletarier, die sich die Finger einzeln brechen lassen, statt die Fäuste im Bewusstsein ihrer Mission zu ballen, nur die Angepasstheit und Unfähigkeit des Systems in unserer irdischen Welt. „…es kömmt aber darauf an, sie zu verändern.”

Heinz-Joachim Reiß, Berlin